Kapitel 43

Di-i-ip

 

Niemand auf der ganzen Erde, schon gar nicht irgendjemand in Schottland hatte auch nur den Hauch einer Ahnung, in welch gefährlicher und dramatischer Situation sich die Enterprise befand. In Altnaharra war es wirklich im Moment das größte denkbare Problem, einen Hamster zu beruhigen, der nicht wollte, und zwar sehr laut nicht wollte, dass der Bruder seines Bürgermeisters nach Hamsterhausen kam.

Aber der Ausbruch machte Spock nachdenklich. Die erste Direktive der Föderation besagte, dass man sich nicht in die Kulturen anderer Völker einmischte. Man drängte ihnen nichts auf und nahm ihnen nichts weg. Genau genommen, hatte Jim Kirk gegen die erste Direktive verstoßen. Er drängte Hamsterhausen einen Balthasar auf, den Hamsterhausen ganz offensichtlich ums Verrecken nicht haben wollte. Eigentlich hatte der Captain das zu akzeptieren.

Der Vulkanier ergriff die einzige Maßnahme, die ihm zur Beruhigung eines Hamsters erfolgversprechend erschien. Er eilte zu dem Haus, in dem sie übernachten wollten, und packte einen Scone aus. Den legte er Hamstilidamst in die Box. Hamstilidamst war so schrecklich entsetzt über die Vorstellung, Balthasar in Hamsterhausen zu haben, dass ein Scone wirklich die einzige und letzte Möglichkeit war, seine Gedanken abzulenken.

"Hör mir zu", begann Spock mit ruhiger Stimme. "Balthasar ist so etwas wie ein Prozess gemacht worden. Danach war er nicht mehr Präsident, und Bombo bat um Vorschläge, was mit ihm geschehen soll. Die Hamster des Außenpostens hier wollten ihn mehrfach verprügeln. Balthasar hätte ganz sicher schwere Verletzungen gehabt. – Jim hat angeboten, Balthasar im Raumschiff mitzunehmen und zu seinem Bruder, eurem Bürgermeister zu bringen."

"Wir – wollen – ihn – nicht!"

"Das habe ich absolut verstanden", erwiderte Spock trocken. "Zum einen war es nicht richtig, dass Jim diese Entscheidung getroffen hat, ohne euch zu fragen. Zum anderen kannst aber auch du nicht die Entscheidung für ganz Hamsterhausen treffen. Und was hätte inzwischen mit Balthasar geschehen sollen?"

Hamstilidamst futterte sich schweigend durch seinen Kuchen. Wenn er sich richtig erinnerte, ging es den Menschen wahnsinnig auf den Geist, dass dieser Vulkanier immer Recht hatte. Und ihm ging das jetzt auch auf den Geist. Die Offiziere sollten gefälligst auf der Seite von Hamsterhausen sein und sie mit diesem blöden Balthasar in Ruhe lassen.

"Wenn wir Balthasar kriegen, muss ganz Hamsterhausen zum Puschater, jede Wette", grollte er.

"Sagtest du nicht einmal, Hamsterhausen ist der größte Ort der Umgebung und dass es auch noch andere Orte gibt?"

"Ja, das ist Hamsterqualle und Hamster… Ey!" schrie Hamstilidamst, dessen Lebensgeister urplötzlich wiederkehrten. "Amirp, amirp! Wir nehmen ihn mit und schieben ihn ab."

"Wie wäre es, wenn ihr alle das gemeinsam entscheidet?"

"Wir machen einen Untersuchungsschuss, ganz klar, und dann erzähle ich allen, wie es genau gelaufen ist, und ich überzeuge alle, dass wir Balthasar nicht wollen. Das ist gut, oder?"

"Es ist dann eure Entscheidung."

"Aber Jim hat das nicht böse gemein, oder?"

"Ich bin sehr sicher, dass er es nicht böse gemeint hat", erwiderte Spock.

In dem Moment flog ein Steinchen an die Fensterscheibe. Der Vulkanier erhob sich und blickte hinaus. Seine Kollegen standen unten und machten ihm Zeichen, ihnen zu öffnen. Als sie vorhin gegangen waren, hatte er den Schlüssel eingesteckt, und offenbar gab es nur den einen.

"Na, haben Sie ihn beruhigt?" fragte der Captain, als Spock die Haustür öffnete.

"Mit Mühe, Jim. – Sie haben gegen die erste Direktive verstoßen."

"Was habe ich?"

"Ups", machte Dr. McCoy. "Das stimmt. Kannst doch nicht einfach irgendwem Balthasar aufhalsen."

"Keiner will den armen Balthasar haben", klagte Scotty.

Es war offensichtlich, dass die Offiziere sich neben dem überbackenen Pilztoast auch einiges an Alkohol genehmigt hatten. Der Vulkanier hatte seine Freunde mehr als einmal bei einem Landurlaub begleitet und kannte sie in diesem Zustand. Darum diskutierte er jetzt auch nicht mit ihnen, denn das hätte wenig Sinn gemacht.

Als er aus dem Bad kam, schlüpfte er nur noch ins Bett, fragte sich, ob Dabi wohl die Landebahnbeleuchtung rechtzeitig beschaffen konnte, dann schlief er ein. Hamstilidamst hatte heute Nacht keine große Lust herumzutoben. Auch er dachte an Dabi und den großen Boss und den neuen BANTACH-Präsidenten. Er dachte an seine Freunde auf der Enterprise, er fing sogar schon an, an sein Zuhause in Hamsterhausen zu denken.

Irgendwann schlief auch er ein und wachte erst wieder auf, als die Offiziere durch das Zimmer polterten, die Betten aufschüttelten, zum Bad stapften und all den Krach machten, den sie jeden Morgen machten. Er saß ganz still und überlegte, ob er sie vielleicht auch vermissen würde, wenn er wieder in Hamsterhausen war. Na ja, vielleicht ein Weilchen, aber bestimmt nicht so sehr, wie er seine eigenen Hamsterfreunde die ganze Zeit vermisst hatte.

"Frühstück?" fragte Lt. Scott. "Hunger, Hamstilidamst? Oder ist das einfach ’ne blöde Frage?"

"Das ist einfach ’ne blöde Frage", erwiderte Hamstilidamst freundlich. "Ich könnte auf Cornflakes."

"Ich wette, da lässt sich was machen. Mal sehen, was unsere Gastgeber zu Hamstern am Frühstückstisch sagen", grinste McCoy, nahm die Box auf und reichte den Rucksack an Kirk weiter.

Wie es aussah, brachte das keine Probleme. Im Frühstückszimmer lag ein fetter Mops japsend vor dem Kamin, in einer Ecke hing ein Käfig mit zwei Kanarienvögeln, und auf der Fensterbank putzte sich eine Katze. Ein Hamster fiel da wirklich nicht weiter auf. Sicherheitshalber ließen die Offiziere ihn in der Box, und bei einem Hund und einer Katze im selben Zimmer protestierte Hamstilidamst auch nicht dagegen.

"Di-i-ip!" machte es irgendwo.

Die Offiziere schauten sich um, fanden aber keine Quelle für das Geräusch. Scotty schüttete eine Handvoll Cornflakes in die Box, und Hamstilidamst machte sich darüber her.

"Di-i-ip!"

Ihre Gastgeberin kam mit der Kaffeekanne herein, wünschte guten Morgen und fragte, ob mit dem Frühstück alles in Ordnung sei.

"Di-i-ip!"

"Und vielleicht könnten Sie auch mal an Ihr Handy gehen", sagte sie.

"Di-i-ip!"

"Handy?" fragte McCoy verblüfft.

"Der Richtung nach haben Sie es in Ihrem Rucksack versteckt", sagte ihre Vermieterin und murmelte im Hinausgehen: "Ist doch immer dasselbe. Lassen die Dinger bimmeln, bis man wahnsinnig wird."

"Di-i-ip!"

"Handy!" wiederholte der Captain grinsend. "Als hätten wir… O mein Gott! Das Handy klingelt. Das Handy. Unser Handy!"

"Sie sind da!" jubelte Scotty. "Das Handy klingelt!"

Dann stürzten sie sich auf den Rucksack und fingen an zu wühlen. Spock, der ja schon gestern Abend nichts zu essen bekommen hatte, setzte in aller Ruhe sein Frühstück fort. Auch Hamstilidamst verstand die Aufregung nicht und knusperte Flakes.

"Verdammt, wer hat das letzte Mal diesen Scheiß-Rucksack gepackt?!" fluchte Scotty. "Wo sind die Handys?!"

"Dies ist ein Problem, das bei geräumigen, nicht unterteilten Behältnissen regelmäßig auftaucht", fing der Vulkanier eine Rede an. "Kleinere Gegenstände verrutschen durch die Bewegung…"

"Halten Sie die Klappe!" fauchte Dr. McCoy.

"Di-i-ip!"

"Hier! Hier vorn in der Tasche."

"Allerdings. Da ich annahm, dass in den nächsten Tagen ein rascher Zugriff unter Umständen erforderlich wäre…"

"Haben Sie diesen Knoten gemacht?!" unterbrach der Captain ihn wütend. "Ich krieg ihn nicht… Doch, jetzt."

"Kannst du mir mal sagen, was mit denen los ist?" erkundigte sich Hamstilidamst.

"Selbstverständlich. Die Enterprise ist eingetroffen."

"Echt? ECHT?!" johlte der Hamster.

"Echt", erwiderte Spock, und seine Stimme klang, als habe er viel erdulden müssen.

Aus Gründen, die sie selbst nicht erklären konnten, rannten die Menschen auf die Straße hinaus, um den Ruf dort entgegenzunehmen. Inzwischen hatte das beharrliche "Di-i-ip!" aufgehört, und vergebens versuchte Captain Kirk, von seinem Gerät aus das Schiff zu erreichen. Dort saß bestimmt eine völlig verzweifelte Uhura, die bestimmt glaubte, dass hier alle ums Leben gekommen waren.

Er konnte nicht wissen, dass es durch die Errettung des Universums technische Ausfälle gegeben hatte, nach denen nun eine Reihe von Schaltungen vorgenommen werden musste, ehe die Funkoffizierin ein weiteres Gerät anpeilen konnte. Während dieser Schaltungen war das vorher angesprochene Gerät tot, sie konnte von dort auch keinen Ruf empfangen. Bis auf dem Schiff diese komplizierten Schaltungen ausgeführt waren, kam auch Lt. Spock auf die Straße, brachte die Hamsterbox mit und hörte sich den verzweifelten Wortwechsel seiner Kollegen an.

"Wieso ist kein Di-i-ip mehr?" fragte Hamstilidamst aufgeregt. "Sind die wieder weggeflogen?"

"So schnell gibt Lieutenant Uhura nicht auf, Hamstilidamst, sei ganz beruhigt."

"Ich will aber nicht beruhigt sein!"

"Das ist mir mehr als einmal aufgefallen. Es wäre in zahlreichen Fällen angebracht, etwas Kontrolle…"

"Di-i-ip!"

Diesmal piepte Spocks eigenes Gerät, das er vernünftigerweise in seine Hosentasche gesteckt hatte. Er hatte es doch ziemlich eilig, das Sprechgerät in die Hand zu bekommen, doch als das der Fall war, war Kirk schneller. Er riss es seinem Ersten Offizier aus der Hand, drückte auf die "Sprechen"-Taste und schrie:

"Uhura, sind Sie das?!"

"Wer sonst?" murmelte der Vulkanier.

"Captain Kirk! Ja, hier ist Uhura. O Gott, bin ich erleichtert, Ihre Stimme zu hören. Wie geht es Ihnen? Sind alle gesund?"

"Und geht’s prima, aber was war die ganze Zeit mit der Enterprise?"

"Na ja… Es war wirklich mal ganz was Anderes... – Hm?" war ihre Stimme zu hören. "O ja, Sir, ich soll fragen, wie es Hamstilidamst geht."

"Das kann er Ihnen selber sagen", grinste der Captain.

Spock hatte den Hamster inzwischen aus der Box geholt und auf Kirks Schulter gesetzt. Jetzt hielt Kirk ihm das Gerät vor die Nase.

"Hallo-o-o-o!" grölte Hamstilidamst. "Hallo, ist da wer?"

"’türlich ist da wer", brummte Lt. Scott. "Da ist die beste Wer, die es gibt."

"Hamstilidamst, geht’s dir gut? Hast du genug zu essen bekommen? Waren die Leute nett zu dir?"

"Flecki! Ay, mir geht’s prima, ich hatte gerade Cornflakes."

"Cornflakes!" wiederholte Flecki. "Warum sind wir hier nicht darauf gekommen? Uhura, macht das Gerät auch Cornflakes?"

"Ich glaube, das ist jetzt nicht so wichtig", war die Stimme der Funkoffizierin zu hören. "Sir, wir haben viel zu erzählen, und wir würden Sie gern augenblicklich raufholen, aber wir haben ein Problem."

"Der Transporter ist kaputt", gab der Captain zurück.

"Ja, woher wissen Sie das?"

"Eine Hexe hat es in ihrer Kristallkugel gesehen."

Einige Augenblicke war auf der anderen Seite Schweigen, dann war die Stimme wieder da, sehr besorgt.

"Sir, sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?"

Spock nahm dem Captain das Sprechgerät einfach aus der Hand.

"Hier ist Spock, Miss Uhura. Die Landegruppe ist körperlich und geistig gesund. Das war nicht in jeder Phase unseres Aufenthaltes so, und es hat einige Ereignisse gegeben, die ungewöhnlich waren…"

"Hören Sie mal auf zu sabbeln", unterbrach Dr. McCoy ihn und entriss ihm das Gerät. "Hallo, Uhura. Wenn ich es richtig höre, haben Sie die Auswirkungen des Lachgases gut überstanden?"

"Ja, Doktor. Chekov und ich werden Bericht erstatten, aber ich glaube, wir wären dem Captain dankbar, wirklich sehr dankbar, wenn er den Bericht nicht offiziell ins Logbuch eintragen würde. Wir haben uns streckenweise wirklich sehr…"

"…idiotisch benommen", kam die Stimme von Pavel Chekov. "Wir konnten froh sein, dass den Hamstern das Gas überhaupt nichts ausgemacht hat."

"Ay!" Jetzt hatte Lt. Scott das Gerät übernommen. "Wir hätten streckenweise auch nicht gewusst, was wir hier ohne Hamstilidamst machen sollen. Vor allem wäre es viel langweiliger gewesen. – Pavel, wie sieht es im Maschinenraum aus?"

"Öhm!" sagte der Russe. "Ja, na ja… Es wäre gut, wenn Sie hier wären, Mr. Scott."

"Kann ich jetzt endlich mal das Sprechgerät zurückkriegen?" beschwerte sich Kirk, und der Chefingenieur gab es ihm. "Hört zu, ihr zwei. Ihr müsst die Enterprise auf diesen Koordinaten landen. Wenn Scotty wieder an Bord ist, wird er alles reparieren, was es zu reparieren gibt, aber erst mal muss das Schiff hier runterkommen."

Irgendwo im Hintergrund gab es eine wilde Geräuschkulisse, von den beiden Offizieren war eine Weile gar nichts zu hören. Dann kam von Flecki ein deutliches "Haltet mal die Klappe, ihr Idioten!" und auch die Hintergrundstimmen schwiegen.

"Äh, ja, Sir, wir haben uns da schon gedacht", sagte Lt. Uhura zögernd, weil sie nicht wusste, wie der Captain ihren nächsten Satz aufnehmen würde. "Und weil das für zwei Crew-Mitglieder nicht so einfach ist, werden die Hamster uns helfen."

"Wer wird Ihnen helfen?" brüllte Kirk, und der Vulkanier hob eine Augenbraue.

"Sie sagte, die Hamster werden ihnen helfen, Jim. Was erscheint Ihnen daran abwegig?"

Das folgende Schweigen lag daran, dass der Captain ernsthaft überlegte, und dass auf dem Schiff der Kommunikationsoffizierin die Kinnlade heruntergefallen war. Das war ganz bestimmt eine Frage gewesen, die sie von Lt. Spock mit Sicherheit nicht erwartet hatte. Kirk hatte sich schnell durch den Kopf gehen lassen, was sie so alles mit Hamstilidamst erlebt hatten. Jetzt winkte er ab.

"Lassen wir uns überraschen, Uhura. Wo befinden Sie sich zurzeit?"

"Über dem Mondnordpol", sagte Chekov. "Wir können von der Erde aus nicht geortet werden."

"Und keine Bange, Laddie", sagte Lt. Scott, und der Captain reichte ihm das Sprechgerät. "Wir bereiten hier unten alles vor. Passen Sie einfach darauf auf, dass am Funk nicht rumgepfuscht wird – vielleicht von irgendeinem Bauleiter oder so. In zwölf Stunden holen wir euch runter, und ihr kriegt dabei jede Hilfe. Ay, ihr schafft das schon."

"Moment mal", sagte Kirk. "Uhura, hat der Bürgermeister das Kommando?"

"Na ja", sagte sie kleinlaut, "er hatte es zu Anfang, und dann…"

"Schalten Sie zu ihm durch", unterbrach der Captain sie, der ja noch gar nicht wusste, was seine Offiziere mit dem Bürgermeister-Khan-Plüschum-Commander so alles erlebt hatten.

"Ich hole ihn her", sagte Chekov, dann war wieder Fleckis Stimme zu hören.

"Vielleicht hört der jetzt endlich mal auf, in dem Stuhl da zu sitzen und Schwachsinn zu reden."

"O mein Gott!" murmelte Pille und warf dem erbleichenden Captain Kirk einen sprechenden Blick zu.

"Der Bürgermeister ist hier, Sir", sagte Chekov.

"Bürgermeister", schnarrte Kirk in seinem dienstlichsten Ton. "Nachdem du dich als vorübergehender Kommandant der Enterprise als vollkommen unfähig erwiesen hast, setze ich die Direktive 1158, Paragraph 29, Abschnitt c), Zeile c)34 in Kraft. Danach nehme ich dir das Kommando weg und übernehme es selbst wieder. Nach dem genannten Punkt der Direktive kann ich das tun, obwohl ich nicht an Bord bin. Ich ernenne bis zum Zeitpunkt meiner Rückkehr auf die Enterprise Lieutenant Uhura zum Ersten Offizier. Sie hat dafür zu sorgen, dass jeder meiner Befehle ausgeführt wird. Falls du versuchst, dich irgendwie einzumischen, sperrt sie dich in die Arrestzelle."

Durch das Sprechgerät klang ein "Öhm!" und ein riesiger Schrei von "Amirp! Amirp!" Eine neue Hamsterstimme tauchte auf, und Hamstilidamst hüpfte johlend auf Kirks Schulter herum. Es war Goldi.

"He, das ist ganz egal, ob der Depp sich einmischt oder nicht, wir tun ihn auf jeden Fall in die Arrestzelle. Da hätten wir längst drauf kommen sollen."

"Goldi, Goldi!" kreischte Hamstilidamst. "Wir hatten supertolle Abenteuer, und wir kriegen ein Gemälde, und ich werde weltberühmt. Habt ihr auch Scones? Sie haben Balthasar rausgeschmissen, und wir treffen uns hier nachher alle mit Dabi und dem großen Boss und Veitli. Hier in Clebrig."

"Ey, seit wann quatschst du so viel? Clebrig wie Leimkleister?"

"Ja, genau. Und… He!!"

Lt. Scott hatte ihn von Kirks Schulter genommen, denn im Moment gab es ein paar Sachen, die wichtiger waren als sämtliche Abenteuer zu erzählen. Die drei Menschen hatten ein Dauergrinsen aufgesetzt, nur der Vulkanier stand da und starrte angestrengt auf die Tankstelle gegenüber. Der Captain besprach noch ein paar Einzelheiten, aber jetzt würden sie immer wieder Kontakt aufnehmen können, und hier gab es noch viel zu tun. Als er Lt. Spock das Sprechgerät reichte, fiel ihm dessen Miene auf.

"Was ist los, Spock?"

"Jim, es gibt weder die Direktive noch einen der Abschnitte, die Sie zur Kommandoenthebung zitiert haben."

"Was, die Direktive kennen Sie nicht?" fragte der Captain verblüfft, und Pille feixte.

"Nein, Sir, und ich habe mir das Sternenflottenprotokoll vollständig ins Gedächtnis gerufen."

"Sie sollten noch einmal nachlesen, mein Lieber. Das ist doch die Direktive, die in Kraft tritt, wenn Hamsterbürgermeister ungerechtfertigt ein Kommando übernehmen. Und die kennen Sie nicht?!"

Spocks Augenbraue wanderte nach oben. Lt. Scott haute dem Doktor lachend auf die Schulter, und Hamstilidamst schlug vor Freude Purzelbäume, bis er das Gleichgewicht verlor und auf die Hauptstraße von Altnaharra krachte.

Bis auf natürlich den Vulkanier waren sie so übermütig und begeistert, dass sie fast Ärger bekommen hätten. Alles musste für die Landung der Enterprise vorbereitet werden, aber als sie sich gerade auf den Weg machen wollten, versperrte ihnen eine ziemlich verstimmt aussehende Dame mittleren Alters den Weg und teilte ihnen mit, dass sie ihre Zimmer noch nicht bezahlt hatten.

Dr. McCoy, der immer noch die Kasse hatte, entschuldigte sich hundert Mal und zahlte reichlich mehr als die Zimmer kosteten. Ab heute Abend brauchten sie keinen Cent und keinen Penny mehr oder welche Währung gerade irgendwo in Mode war. Heute Abend konnten sie den Rucksack mit allem zurücklassen, was sie hier gekauft hatten.

"Das Gemälde aber nicht", protestierte Hamstilidamst.

"Nein, das Gemälde natürlich nicht."

"Und wenn ihr von eurem Geld noch für alle eine Runde Scones schmeißen würdet, dann… dann…"

"…wäre es wirklich gut angelegt", vollendete Dr. McCoy den Satz. "Mensch, am liebsten möchte ich sofort wieder die Enterprise rufen. Ich möchte wissen, dass sie wirklich hier sind."

"Gibt es einen Grund, das zu bezweifeln, Doktor?" fragte Spock.

"Nein, aber… Ach, das verstehen Sie sowieso nicht, Sie grünblütiges Spitzohr."

"Leute! Ruhe!" mahnte der Captain. "Wir müssen genau den Landeplatz überprüfen."

"Und uns mit Dabi treffen", erinnerte Hamstilidamst.

"Genau. Bin gespannt, ob sie es geschafft hat, ausreichend Lichterketten zu besorgen."

Daher führte ihr erster Weg zum Steinkreis. Als sie sich ihm näherten, blieben sie verblüfft stehen. Für die Offiziere sah es aus, als fände hier eine Modellflugzeug-Ausstellung statt. Für die Hamster war es ein ganzer Flugpark, der außerhalb des Steinkreises stand. Dutzende von Hamstern waren mit Ausladen beschäftigt. Es war ein ungeheures Gewimmel.

"Sieht jemand Bombo?" fragte der Captain.

"Nein, Sir", erwiderte Lt. Scott, "aber ich schlage vor, wir setzen uns etwas abseits auf einen Stein. Sie wollen doch nicht versehentlich auf einen Hamster treten."

"Du liebe Zeit, natürlich nicht. – Hamstilidamst, könntest du bitte mal losgehen und die Chefetage suchen?"

"Die wievielte Etage ist das?" erkundigte sich der Hamster und blickte sich suchend nach einem Hochhaus um.

"Jim meint nicht das Stockwerk eines Gebäudes", erklärte der Vulkanier. "Du sollst Bombo, Veitli und Dabi suchen."

"Kann ich denen sagen, dass die Enterprise da ist?" fragte Hamstilidamst begeistert, weil er der erste sein durfte, eine solche Nachricht weiterzugeben.

"Aber klar", erwiderte der Captain. "Und sag gleich Bescheid, dass sie den ganzen Kram da nicht wegräumen. Das wird heute Abend alles gebraucht."

Zielsicher fand der Hamster Dabi und den neuen Präsidenten, die den Entladeeinsatz leiteten. Vom großen Boss war nirgends was zu sehen. Als Hamstilidamst erzählte, was vorhin passiert war, gab Veitli die Neuigkeit sofort an die Mitarbeiter der Außenstelle Clebrig weiter. Alle Hamster unterbrachen die Arbeit für eine ganz kleine Party. Das durften sie ja wohl auch, weil ihnen die Arbeit erspart blieb, all das Material in die Außenstellen-Anlage unterhalb des Steinkreises zu schaffen.

"Und was soll dies?"

Sämtliche Hamster erstarrten, denn wie aus dem Nichts war der große Boss mit seinen vier Bodyguards aufgetaucht. Präsident Veitli erstattete Bericht.

"Senor Hamstilidamst, führen Sie mich hin. Veitli, Senorita Dabi, Sie begleiten mich", sagte der große Boss und fügte hinzu: "Sonst hat niemand Grund, diese äußerst wichtige Arbeit zu unterbrechen. Die nächste Party gibt es nach Abschluss der Mission."

Na ja, immerhin war noch eine Party in Aussicht. Und wenn diese Zweibeiner wieder weg waren, dann lag, stand und hing hier Partydeko, wie es noch kein Hamster in ganz Schottland auf einem Haufen gesehen hatte. Und weil der frühere Präsident Balthasar überhaupt keine Chance kriegte, sich an den Vorräten des Außenpostens zu vergreifen, wäre auch richtig was zu futtern da. Das hieß nicht, dass die Arbeit jetzt mehr Spaß machte, aber es gab doch was, worauf man sich freuen konnte.

Inzwischen waren die vier wichtigsten Hamster bei den Offizieren angekommen. Sie versammelten sich auf einem Stein, der neben dem lag, auf dem die Offiziere saßen, und der große Boss sagte:

"Ich höre, Ihr Raumschiff ist eingetroffen, und Sie werden heute Abend abreisen. Glückwunsch!"

"Danke", erwiderte der Captain. "Wir sind sehr erleichtert. Und wir sind auch froh, dass es mit dem Transport der Landebahnbeleuchtung geklappt hat."

"Das ist doch selbstverständlich", sagte Dabi mit ungewohnter Bescheidenheit.

"Uns steht nun eine große Menge von Lichterketten zur Verfügung", erklärte Bombo, "außerdem zwei Dutzend Leuchtraketen."

"Wow!" stieß Dr. McCoy hervor. "Da hat aber jemand mitgedacht."

"Sind die Lichterketten kompatibel?" erkundigte sich Lt. Spock.

"Um?" machte Hamstilidamst verblüfft. "Wieso sollen die kompostierbar sein? Die werden doch noch gebraucht."

"Ich meine, ob die Anschlüsse der einzelnen Lichterketten miteinander verbunden werden können, ohne dass es einen Stromausfall gibt."

"Ja", nickte Dabi, "es ist das schottische Hamsterparty-Standardzubehör."

"Oh!" sagte Pille. "Und was ist mit Strom? Habt ihr hier so was?"

"Dies ischt kchein Hinterwäldlerposchten", protestierte Präsident Veitli. "Das ischt er nur für die Menschen."

"Ganz recht", ergriff der große Boss wieder das Wort. "Nach Senorita Dabis Kenntnis dürften sich hier 200 Zweibeinermeter Lichterkabel befinden. Weiter sind zwei HamHelis vor Ort, die entsprechend aufgerüstet werden müssen."

"200 Meter Lichterketten?!" stieß Lt. Scott hervor. "Ay, ihr versteht aber zu feiern."

"Das Feiern ist integraler Bestandteil des hamstischen Genpools", erwiderte Bombo, und ausnahmslos alle glotzten in groß an.

"Äh", stotterte der Captain. "Ja. Das erklärt vieles."

"Wenn wir weg sind, ist hier Party!" verkündete Hamstilidamst.

Er sah Pille eindringlich an, und Pille verstand die Botschaft. Es war genug Geld da, für die Party des Außenpostens Scones zu besorgen und für die gesamte Mannschaft der Enterprise noch dazu. Voraussichtlich würde es da ja wohl auch eine Party geben. Er nickte Hamstilidamst blinzelnd zu, und Hamstilidamst grinste breit.

Das Lachen verging ihm jedoch sehr schnell. Alle fanden es gut, dass er jetzt hier blieb und beim Ausladen half. Jim erzählte allen Ernstes, dass er seine Offiziere immer nach deren besten Fähigkeiten einsetzte. Erstens war es Hamstilidamst völlig neu, dass Kabelausladen irgendeine Fähigkeit von ihm war, schon gar nicht seine beste. Zweitens war er überhaupt keiner von Jim Offizieren. Drittens war der große Boss schließlich nicht sein Boss und hatte ihm überhaupt nichts zu sagen.

Aber viertens freute sich Dabi so offensichtlich über seine ganz und gar unschätzbare Hilfe, dass er es nicht fertigbrachte, sich einfach in eine Ecke zu setzen und die anderen machen zu lassen. Was die Zweibeiner vorhatten, klang ganz unglaublich langweilig.

"Wir schreiten das Gelände ab", hatte Spock gesagt.

Die Offiziere waren sicher, dass er sich tatsächlich sehr gelangweilt hätte. Scotty lieh sich den Tricorder aus, prüfte Bodenbeschaffenheit, Hindernisse, landschaftliche Gegebenheiten. Dann berechnete er den Anflugwinkel.

"Ich muss mit Chekov reden", murmelte er immer wieder.

"Wo hakt es denn?" erkundigte sich der Captain.

"Das Schiff ist noch nie auf einem Planeten gelandet, Captain. Die Landestützen sind noch nie ausgefahren worden."

"Es ist kaum anzunehmen, dass sie verrostet sind", warf der Erste Offizier ein.

Der Chefingenieur sah den Vulkanier an als sei der bescheuert. Blöde Bemerkung – auf der Enterprise rostete schließlich gar nichts. Aber es könnten sich Verunreinigungen ergeben haben, und Chekov musste unbedingt ein paar Simulationen machen.

"Das wäre alles überhaupt kein Thema, wenn auch nur drei Leute mehr an Bord wären", jammerte Lt. Scott. "Der Landemodus muss an mehreren Stationen eingestellt werden, die Landungskontrolle muss an mindestens zwei Stellen überwacht werden."

"Schlicht gesagt, wir können keine glatte Landung erwarten", fasste Kirk zusammen, der von Lt. Uhuras Versicherung, dass die Hamster auf dem Schiff alle helfen würden, nicht wirklich viel hielt.

"Wir müssen feststellen", sagte Lt. Spock, "wo der letztmögliche Haltepunkt sein darf."

"Jetzt gucken wir mal, was die Hamster machen können", sagte Kirk.

"Pavel muss die Bodenkameras punktgenau ausrichten", murmelte Scotty.

"Allerdings", gab der Erste Offizier zu. "Er muss eine für unsere Begriffe sehr matt leuchtende Linie ausmachen."

"Es wird dunkel sein", gab der Captain zu bedenken. "Und wenn ich mir das alles hier so ansehe, wird es verdammt dunkel sein."

Sie wanderten die Strecke zurück. Hier war viel Heidekraut. Die Hamster-Lichterketten würden darin womöglich gar nicht zu sehen sein. Wenn das so war, mussten sie hier noch Heidekraut ausgraben, damit sie die Kabel verlegen konnten. Zwischen ihnen und dem Steinkreis standen einige Bäume, und die mussten die äußerste Landegrenze sein. Irgendwie würden sie die Stelle markieren müssen.

Es gab noch einiges mit den Hamstern zu besprechen. Außerhalb des Steinkreises waren jetzt die Entladearbeiten beendet, die Transportmaschine war schon wieder weggeflogen, die Hamster warteten auf die Rückkehr der Offiziere und auf deren Vorschläge. Der große Boss hatte sich wieder auf seine Hängebrücke begeben. Als er von dort oben aus die Offiziere kommen sah, scheuchte er sämtliche Hamster weg, damit die Zweibeiner den Steinkreis betreten konnten, ohne einen Hamster in Gefahr zu bringen.

"Danke für Ihr Warten", sagte Bombo höflich, als die Offiziere vor ihm standen.

"Das ist selbstverständlich. Wir möchten niemanden verletzen", erwiderte Dr. McCoy.

"Wie sind Ihre Pläne?"

"Wir haben den Anflugwinkel festgelegt und den äußersten Landepunkt", sagte der Captain. "Das Problem ist, dass die Lichterketten eventuell ins Heidekraut rutschen und dann nicht zu sehen sind. Der Landeweg ist sehr begrenzt."

"Der Verwaltungschef des Außenpostens kann sich darum kümmern", sagte Bombo und blickte an den Zweibeinern hinauf und hinunter. Dann fügte er mit einem Kichern hinzu: "Wir sind wesentlich besser geeignet, Kabel an Heidekraut zu befestigen als Sie."

"Alles hat seine Vorteile", grinste der Captain. "Dann schlage ich vor, wir legen die Kabel aus und schließen sie zusammen. Das wieder macht uns weniger Mühe als den Hamstern."

"Wir verstehen uns", nickte der große Boss. "Veitli sprach von einer Flugeinweisung. Die HamHelis werden das übernehmen. Ich nehme an, es macht Ihnen wenig Mühe, die Rotornaben mit – äh – Scheinwerfern oder so etwas zu versehen."

"Zu der Tankstelle in Altnaharra gehört ein Laden", sagte Spock. "Ich werde versuchen, dort etwas Passendes zu finden."

"Ich komme mit", meldete sich McCoy. "Muss noch was einkaufen."

"Hallo? Wer macht das mit den Lichterketten?"

"Scotty und du, dumme Frage", gab Pille zurück, klopfte Spock leicht auf die Schulter und machte sich mit ihm auf den Weg.

"Scotty allein", sagte Bombo entschieden. "Captain Kirk, ich habe noch mit Ihnen zu reden."

"Könnten wir das nicht später…"

"Was uns einen Tag kostet, kostet Sie nur eine Stunde, und bis zum Abend ist noch viel Zeit."

Der große Boss klang sehr nach großem Boss, und wenn Jim das auch nicht in den Kram passte, nickte er seinem Chefingenieur doch zu. Er war auf die Hilfe der Hamster angewiesen, und wenn Bombo hier etwas befahl, sprangen alle Hamster. Kirk blieb nichts Anderes übrig als nachzugeben.

Jetzt machte Bombo eine knappe Bewegung mit der Pfote, und einer der Bodyguards eilte herbei.

"Sag dem Verwaltungschef hier, diesem Willy, dass Befestigungsmaterial für die Kabel gebraucht wird. Ansonsten verschwindet ihr jetzt alle und passt auf, dass keiner in Hörweite kommt – ihr auch nicht. Ist das klar?"

Offenbar war das sehr klar. Wenn der Captain sich das so ansah, befiel ihn der schreckliche Verdacht, dass Bombo etwas mit der Mafia zu tun hatte. Inzwischen fiel ihm kein einziger Grund ein, warum es nicht auch bei Hamstern eine Mafia geben sollte. Bombo, der Pate! Worauf hatte er sich da bloß eingelassen?

"Sie können sich vielleicht denken, Captain Kirk, dass ich das alles nicht nur deshalb für Sie tue, weil Sie mich von diesem albernen Balthasar befreien."

Der Captain verschränkte die Arme und lächelte undurchsichtig. Aha, jetzt wurde ihm die Rechnung präsentiert. Da war er aber mal gespannt.

"Sagen wir so", erwiderte er, "wir waren uns einig, dass der große Boss uns armseligen Zweibeinern gegenüber ein bisschen zu freundlich ist."

"Ich will Ihr Schiff", sagte Bombo.

Kirk Lächeln wurde breiter. Was glaubte dieser Hamster eigentlich, wer er war? Es wäre doch eine Kleinigkeit, ihn zu nehmen, in die Hosentasche zu stecken, und weg war der große Boss. Dann lachte Bombo.

"Offenbar verstehen Sie mich falsch, Captain Kirk. Ich will Ihr Schiff nicht – kapern. Ich brauche die Sensoren Ihres Schiffes."

"Ach ja?" fragte Kirk höflich. "Und darf ich auch wissen, wozu?"

"Aus wissenschaftlichen Gründen, Captain Kirk, aus wissenschaftlichen Gründen."

Während Lt. Spock und Dr. McCoy in Altnaharra einkauften und Lt. Scott die Lichterketten zusammenschloss, hatten die Hamster Freizeit. Erst wenn die Kabel ausgelegt waren, kämen sie wieder zum Einsatz, um alles so zu befestigen, dass die Glühlämpchen aus der Höhe zu sehen waren. Präsident Veitli gönnte sich nach der kraftraubenden Organisationsarbeit eine Futterpause. Er hatte Dabi beauftragt, den Kontrollraum zu übernehmen.

Sie hatte die Erlaubnis, dem ausländischen Gast die technischen Errungenschaften der Außenstelle Clebrig vorzuführen, und so saßen Dabi und Hamstilidamst im Zentrum der unterirdischen Anlage. Eigentlich sollte das keine Gefahren mit sich bringen. Sämtliche Überwachungssensoren waren ausgeschaltet. Im Moment hätten sie nur ständig Alarm gegeben, weil sowieso keiner dort war, wo er vielleicht hätte sein sollen, weil Hamster hier waren, die nicht für die Clebrig-Sensoren gemeldet waren, und weil noch dazu irgendwelche Zweibeiner hier herumtrampelten.

"Ich hatte wirklich geglaubt, ich müsste deine Freunde vielleicht um Hilfe bitten", gestand Dabi.

"Kannst du immer", gab Hamstilidamst zurück und füllte sich mit Käseplätzchen ab.

"Nun ist es ja nicht mehr notwendig. Ich glaube, bei Präsident Veitli habe ich schon ein paar Gutpunkte."

"Na logisch."

Hamstilidamst interessierte das nicht wirklich. Er war hungrig von der Arbeit, sehnte seine Hamsterfreunde herbei und wollte langsam wirklich ganz ehrlich nach Hause. Immerhin, dieser Kontrollraum war ganz gut. Noch besser musste es sein, wenn alles eingeschaltet war. An den Wänden gab es lauter Tafeln mit Blinklämpchen, eine Menge Monitore stand rum. Aber irgendwie hatte ein Kontrollraum, in dem nichts blinkte und piepte, etwas Totes an sich.

Zumindest die Nahrungsportions-Box in der Ecke gab richtig was her. Es machte schon Spaß, alle paar Augenblicke da hinzulaufen, eine Schublade aufzuziehen, und irgendwas Leckeres lag darin, was von oben aus dem großen Behälter nachrutschte. Es war jedes Mal spannend zu entdecken, was diesmal in der Schublade lag. Also waren Hamstilidamsts Gedanken hauptsächlich damit beschäftigt.

Als er das nächste Mal aufstand, um wieder an den Portionierer zu gehen, rutschte er irgendwie blöd ab und klammerte sich an einem Schaltpult fest. Auf was für einen Knopf er dabei drückte, wusste er natürlich nicht, aber plötzlich sagte eine Stimme:

"… Riesenhamster gehört."

"He, was machst du da?!" rief Dabi.

"Ich bin hier fast runtergeknallt und hab mich festgehalten."

"Und was hast du gemacht?"

"Mann, ich bin fast runtergeknallt…"

"Auf welchen Knopf bist du gekommen?!" unterbrach sie ihn ärgerlich.

"… solche Funde gegeben", sagte eine andere, etwas leisere Stimme.

"Ey, das ist Jim!" stieß Hamstilidamst hervor. "Wo ist der?"

"Das ist die geheime Rückschaltung zum Präsidentenpult, falls ein Gespräch überwacht werden soll. Dies soll aber nicht überwacht werden. Mach das aus! Sofort!!"

Hamstilidamst guckte sich das Schaltpult an und hatte keine Ahnung. Dabi hatte ebenfalls keine Ahnung, denn solche Schaltungen waren nicht ihre Angelegenheit.

"Vor sehr langer Zeit gab es eine Rückentwicklung, und wir versuchen, die Gründe dafür zu finden", kam die Stimme von Bombo.

"Das ist eine Entwicklung, wie es sie immer wieder gegeben hat in der Geschichte der Erde", war Captain Kirk zu hören. "Ein natürlicher Prozess."

"BANTACH hat die Aufgabe, diesen natürlichen Prozess zu entschlüsseln, denn wir sind der Überzeugung…"

"Habe ich vielleicht hier draufgedrückt?" fragte Hamstilidamst ratlos. "Ich weiß es einfach nicht, Dabi."

Aber Dabi war neben ihn getreten und zog eine ernste Miene. Als er die Pfote ausstreckte, um irgendwelche Schalter zu probieren, zischte sie:

"Lass das!"

"Aber wieso, du hast gerade gesagt…"

"Sei still!"

"Du willst doch immer, dass keiner…"

"Sei einfach still!!" schrie sie ihn an, und Hamstilidamst pustete entrüstet.

"… umkehren?" war die Stimme von Jim zu vernehmen. "Wie soll das gehen?"

"Wenn wir nachweisen können, dass der Riesenhamster einmal weltweit verbreitet war, ist uns sehr geholfen. Ich bin sicher, die Sensoren Ihres Schiffes könnten das feststellen, Captain Kirk."

"Im Prinzip schon", gab der Captain zu. "Allerdings scheint da im Moment so einiges kaputt zu sein. Dazu erwarte ich noch einen Bericht."

"Und das kann ich glauben?" fragte der große Boss misstrauisch.

"Wenn da nicht einiges kaputt wäre, Bombo, könnten wir uns mit einer Technik auf das Schiff transportieren, für die wir hier keine Landung und keine Landebahn und gar nichts brauchten. Wir nennen es beamen."

"Was geschieht da?"

"Es ist mir verboten, in dieser Zeit über die Technik meiner Zeit Auskunft zu geben", erwiderte Kirk steif. "Allerdings kann ich zugeben, dass unsere Sensoren solche Fossil-Spuren finden könnten."

"Ganz sicher können Sie das zugeben, denn das können unsere Sensoren auch, es ist nur wesentlich aufwändiger. Daher ist eine solche Unterstützung vielleicht nicht zuviel verlangt. Wir suchen den Riesenhamster. Wenn es noch verwertbares genetisches Material in den Fossilien gibt, wollen wir herausfinden, was unsere Verkleinerung verursacht hat."

"Und dann?" fragte der Captain.

"Nichts, und dann. Sie erforschen Ihre fossilen Vorfahren ja auch ohne ‚und dann’."

"Stimmt", war Jims Stimme zu hören. "Wenn die Sensoren in Ordnung sind, können wir eine umfassende Auflistung aller fossilen Lagerstätten des Riesenhamsters machen. Einverstanden?"

Während der große Boss mit der Regelung einverstanden war, betrachtete Hamstilidamst eine sehr, sehr nachdenkliche Dabi. Sie sah ganz entschieden so aus, als sollte man sie besser nicht ansprechen. Dabei hätte er sie schrecklich gern angesprochen, hätte ihr etwas zu essen gebracht, wäre mit ihr durch den Kontrollraum getanzt. Endlich wusste er, worum es bei BANTACH ging.

Als er sich vorlehnte, um Dabi mal versuchsweise anzustupsen, kam er mit der Pfote schon wieder an einen Knopf. Lautes Rauschen war zu hören. Einige Augenblicke später betrat Präsident Veitli den Kontrollraum. Willy, der Außenstellenleiter, begleitete ihn. Aus dem Lautsprecher ertönte neben dem Rauschen ein gedämpftes Klopfen.

"Ach", sagte Willy, "diese Baustelle da hinten stört wieder die Sensoren. Moment, das haben wir gleich."

Er drückte ein paar Schalter, dann war es still im Raum. Dabi räusperte sich.

"Herr Präsident, wir würden gern nachsehen, wie weit Lieutenant Scott mit seiner Arbeit fortgeschritten ist. Vielleicht können die Mitarbeiter schon zum Einsatz kommen."

"Ja, ganget Sie nur", nickte Veitli.

Mit Hamstilidamst im Schlepptau, eilte Dabi durch diverse Gänge der Außenstelle, bis sie endlich ein Stück außerhalb des Steinkreises wieder ans Tageslicht kamen. Die Hamsterin hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt, aber Hamstilidamst hatte den Eindruck, dass sie schrecklich besorgt und nachdenklich war.

Bald kamen sie an das Ufer des Klibreck Burn. Dabi sah sich lange suchend um, dann nickte sie und kletterte fast bis zum Wasser hinunter. In der Uferböschung war eine kleine Höhle. In diese Höhle zog sie Hamstilidamst, dann fing sie an, sich das Fell zu raufen, was ihr wirklich überhaupt nicht ähnlich sah.

 

Auf und Davon (Kapitel 44) - Erinnerung an die Rückkehr der Enterprise I