Kapitel 42

Der Planet

 

"Der Planet..."

"Der Planet interessiert mich im Moment nicht, Fähnrich! War die Kursänderung erfolgreich?"

“Kursänderung erfolgreich, neuer Kurs...“ Den Rest überflog Chekov nur, dann ließ er sich erschöpft, aber zufrieden in seinen Sessel zurückfallen. "Wir haben es geschafft, Lieutenant!"

"Besser gesagt, Chekov, der Bürgermeister hat es geschafft", grinste Uhura. "Ich würde gerne mal Mäuschen spielen und bei dem Gespräch mit dem Moosbiber-Virus zuhören."

"Besser nicht", knurrte Flecki, "der arme Moosbiber-Virus, der tut mir echt leid. Einsam und alleine, fern von der Heimat und nun auch noch mit dem Bürgermeister in einem Computer eingesperrt, umgeben von kalter Technik..."

"Schon vergessen, dass das Viech uns vor ein paar Minuten auf einem kalten Planeten, umgeben von luftleeren Raum aussetzen wollte?" brummte Goldi genervt.

"Er wusste doch nicht, was er tat, der Arme!" rief Flecki. "Er braucht dringend eine Resozialisierung!"

"Klar, am besten nimmst du ihn mit nach Hamsterhausen und machst ihn dort mit dem armen, kriminellen Gulasch-Frodo bekannt. Die beiden wären sicher ein cooles und überaus erfolgreiches Team!"

"Der arme Frodo ist nicht kriminell, der ist nur krank und braucht Hilfe!"

"Ach ja?" rief Goldi und stemmte die Pfoten in die Hüfte. "Der legt ganz Hamsterhausen flach, und wenn ich mal versehentlich eine Ampel schramme..."

Uhura schnippte mit den Fingern. "Wenn ich auch mal was sagen darf?"

Nur ungern unterbrachen Flecki und Goldi ihre lebhafte Diskussion und ließen die Enterprise-Offizierin zu Wort kommen. "Danke, vielen Dank. Wir müssen die Zeit ausnutzen, solange der Virus abgelenkt ist. Chekov, können Sie das Backup starten?"

"Jederzeit, Lieutenant"

"Gut, dann sollten wir..."

"Moment!" Flecki, Sasie und Dasie waren auf Chekovs Konsole geklettert. "Hier wird kein Backup gestartet!"

Der Fähnrich blickte verwirrt auf die drei Hamster und dann hilfesuchend zu Uhura. Was hatte das schon wieder zu bedeuten? "Äh, und warum nicht?"

"Weil", begann Flecki, "es nicht sichergestellt ist, dass erstens dem armen, unschuldigen Moosbiber und zweitens unserem Bürgermeister nichts passieren kann. Wir sind die Gruppe 'Rettet unschuldige Lebewesen' und protestieren hiermit energisch."

"Aha." Chekov schluckte und wusste nicht, ob er lachen oder ärgerlich sein sollte. Er entschloss sich, weiter unsicher auf die Hamsterdamen zu gucken und weiterhin hilfesuchende Seitenblicke zu starten.

"Es wird niemandem etwas geschehen", begann nun Uhura, die auf diese Situation nicht ganz unvorbereitet war. Es war ihr bereits vorher, nämlich kurz nach Fleckis heftiger Diskussion mit dem Fähnrich, ob ein Virus ein Lebewesen sei, aufgefallen, dass kurz darauf Flecki, Sasie und Dasie zusammengestanden und getuschelt hatten. Was waren diese Hamster nur für erstaunliche Lebewesen! Sie überlegte kurz, was Spock mit all seiner Logik in dieser Situation wohl sagen würde. Bestimmt würde er die Hamster als völlig unlogische Lebewesen abtun und sie nicht weiter beachten. Ob er mit diesem... wie hieß er noch? Richtig, diesem Hamstilidamst überhaupt schon einmal gesprochen hatte? Sicherlich nicht, denn es war ausgeschlossen, dass ein solch logisch denkendes Wesen wie der Vulkanier überhaupt etwas mit einem Hamster zu tun haben wollte. Von gegenseitiger Sympathie gar nicht zu reden, da war sich die Enterprise-Offizierin ganz sicher.

"Ihr werdet sie einfrieren bis in alle Ewigkeit, und genau das werden wir nicht zulassen!" rief Dasie. "Wer weiß, ob sie so etwas überhaupt überleben und ob sie jemals wieder so sein werden, wie sie gewesen sind?"

"Das wäre ein interessanter Aspekt, jedenfalls was den Bürgermeister betrifft", warf Goldi ein.

"Du... du... du bist so etwas von taktlos!" keifte Flecki und wollte sich auf Goldi stürzen, wurde jedoch von Sasie zurückgehalten.

"Na ja", fuhr Goldi fort, "euer Verein sollte sich aber mal ein paar Gedanken machen, ob nicht viel mehr unschuldige Lebewesen dabei draufgehen, wenn wir diesen irren Moosbiber-Virus nicht ruhigstellen."

"Ach, und was wäre, wenn du nun so ein armer, unschuldiger Virus wärst?"

Goldi blickte Flecki treuherzig an und entgegnete: "Dann hätte ich schon längst das Schiff übernommen und dafür gesorgt, dass mir niemand in die Quere kommt. Als nächstes hätte ich ein wenig die Beschleunigung und die Reichweite sowie die Durchschlagskraft der Torpedos getestet und dann würde ich..."

"Danke, das reicht. Ich glaube nicht, dass wir dich aufgrund deiner Einstellung in unserer Gruppe mitmachen lassen würden, denn es geht hier einzig und allein um tiefe moralische und animalische Aspekte, die..."

"Und es geht auch ein wenig um die Zeit", warf Uhura ein. Sie hatte genug gehört und fand, dass es Zeit zum Handeln war. "Chekov, können wir den Bürgermeister anschließend wieder befreien? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass weder dem Moosbiber-Virus noch dem hamstischen Bürgermeister etwas passieren?"

Chekov, der in seinem Sitz in den letzten Minuten ein wenig zusammengekrochen war, setzte sich nun wieder aufrecht hin. "Die Wahrscheinlichkeit, dass weder dem Moosbiber-Virus noch dem hamstischen Bürgermeister etwas passiert, ist sehr groß. Es handelt sich ja nicht um so genannte analoge Lebewesen, sondern sie befinden sich in einem binären Zustand, also sie bestehen aus Einsen und Nullen. Solange wir sie nicht löschen, passiert ihnen nichts. Deshalb werden alle Daten gesichert."

"Vielleicht kann man beim Bürgermeister ja ein paar Nullen löschen", schlug Teeblättchen vor.

Uhura seufzte laut und wandte sich an Chekov, dem nicht entging, dass sie irgendwie ein paar Jahre gealtert schien. Natürlich erwähnte der Fähnrich diese Beobachtung nicht, denn es war nicht notwendig, dass die Situation hier noch weiter eskalierte. "Chekov, wie schnell können wir den Bürgermeister wieder befreien?"

Chekov zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, vielleicht sollten wir das gleich einmal herausfinden."

Seine flinken Hände bewegten sich über die Tastatur, nacheinander rief er verschiedene Menüpunkte auf, ließ kurz seinen Blick über die Auswahlmöglichkeiten gleiten und gab die entsprechenden Befehle ein. Abschließend betätigte er den 'Enter'-Knopf und lehnte sich zurück. "Fertig, es war genauso einfach wie Scotty immer gesagt hat. Nun müssen wir nur noch abwarten, allerdings kann das bis zu mehreren Stunden dauern."

"Zeit für eine kleine Party", rief Goldi hoffnungsvoll und lief Richtung Replikator. "Das letzte Futter liegt immerhin schon über eine Stunde zurück."

"Der Replikator kann zur Zeit nicht benutzt werden", rief Chekov.

Goldi blieb stehen und drehte sich ganz langsam um. Seine schwarzen Knopfaugen signalisierten abgrundtiefes Entsetzen, als er den Fähnrich fragend anstarrte.

"Wir erwarten die Rückkehr eures Bürgermeisters", grinste Chekov mitleidlos, "er ist durch den Replikator verschwunden, und er wird durch den Replikator wieder auftauchen. Wir müssen ihm den Eingang freihalten. Danach kannst du dich wieder verproviantisieren."

Während sich Goldi leise grummelnd wieder zu seinen feixenden Freunden gesellte, kehrte nun ein wenig Ruhe auf der Brücke ein und Lt. Uhura hielt den Zeitpunkt für gekommen. "Was wollten Sie vorhin eigentlich über den Planeten sagen, Chekov?"

Das Grinsen des Fähnrichs war schlagartig aus seinem Gesicht verschwunden, und er wirkte auf einmal sehr ernst und nachdenklich. "Wie soll ich sagen", begann er zögernd, "dieser Planet ist, äh, feindlich."

"Feindlich?"

"Äh, ja, Lieutenant, er ist gefährlich."

"Vielleicht hätten Sie ein paar genauere Informationen für mich, Fähnrich, was meinen Sie damit?"

Hilfesuchend sah Chekov auf den Bildschirm und zuckte mit den Schultern.

"Also, wenn da keine Luft zum Atmen ist, dann ist der Planet natürlich gefährlich für uns", warf Flecki ein. "Das weiß doch jeder Hamster." Ihr Blick fiel auf Dodo. "Na ja, sagen wir mal: fast jeder Hamster."

"Wenn der Planet uns dumm kommt, dann kriegt er ein paar Torpedos verpasst!" rief Goldi und ballte seine kleinen Pfoten.

"Diese Daten", murmelte Chekov, "sie sind einfach bedrohlich, sehen Sie selbst!"

Erwartungsvoll trat Uhura neben ihn und blickte auf das, was den Fähnrich so beunruhigte. Da sie ohnehin nicht viel mit den Zahlen auf dem Bildschirm anfangen konnten, hatten die Hamster darauf verzichtet, ebenfalls auf die Konsole zu klettern. Stattdessen beobachteten sie gespannt Uhuras Mimik, und sie wurden nicht enttäuscht. Das Stirnrunzeln der Enterprise-Offizierin verschwand blitzartig, mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund blickte sie erst auf den Bildschirm, dann zu ihrem Kollegen und dann wieder auf den Bildschirm.

"Um Gottes Willen", keuchte sie, "so etwas habe ich ja noch nie gesehen. Das ist ja... Sie haben Recht, Chekov, es ist unheimlich!"

"Was ist unheimlich?" rief Teeblättchen, während er leise keckerte. "Ist der Bürgermeister nun im Bildschirm gelandet und steckt fest?"

Der Fähnrich beachtete diese unqualifizierte Bemerkung nicht.

"Es ist eigentlich kein schwarzes Loch..."

"Nein, Chekov, das ist es nicht. Aber was in aller Welt ist es eigentlich?"

"Es besteht offenbar aus Antimaterie, Lieutenant, und... Es wächst mit rasender Geschwindigkeit!"

"Antimaterie?"

"Ja, Tuffi, dass handelt sich um Antimaterie". Sie sah den kleinen Reparaturhamster an, und als sie die Ratlosigkeit in den Hamsteraugen sah, fügte sie hinzu: "Wenn Antimaterie mit Materie in Berührung kommt, wird die gesamte Masse in Energie verwandelt."

"Ist das so wie in der Schule, ich meine, wenn der Lehrer mit Strafarbeit droht?"

"Nein, Tati, da wird eine andere Art von Energie frei", grinste Uhura für einen kurzen Moment. Ihr Gesicht wurde wieder ernst, und sie fuhr fort mit ihrer Erklärung. "Wenn diese Antimaterie mit einem Gegenstand in Verbindung kommt, dann verschwindet dieser Gegenstand."

"Toll!" rief Goldi. "Kann man diese Antimaterie nicht einfach mit in die Schule nehmen und die Lehrer..."

"Du würdest überhaupt nicht mit der Antimaterie in der Schule ankommen, weil es schon beim ersten Kontakt mit dir weder Goldi noch Antimaterie geben wurde. Ein kurzer, heftiger Energiestoß, das ist alles, was übrig bleibt."

"Keine schlechte Lösung", ließ Flecki leise vernehmen.

"Und wenn", fauchte Goldi, "man einer bestimmten Person ein bisschen davon per Post schickt, würde diese bestimmte Person dann verschwinden?"

"Kein Problem", lächelte Chekov. "Mit einem normalen Paket würde das natürlich nicht klappen, aber du müsstest nur die Materie-/Antimaterie-Reaktionskammer aus dem Warpkern der Enterprise ausbauen, das könnte funktionieren. Falls du genug Briefmarken daraufklebst."

Eine Weile herrschte ratlose Stille auf der Brücke, dann ergriff Uhura das Wort. "Gibt es schon etwas Neues vom Bürgermeister?"

Der Fähnrich schüttelte den Kopf.

"Schön, dann bleibt uns nichts Anderes übrig, als zu warten. Dieser Planet allerdings, Chekov, wie schnell wächst der, und kann der eine ernsthafte Bedrohung für uns werden?"

Ein langsames Nicken war die Antwort. "Ich habe so etwas noch nie gesehen, Lieutenant, der Planet expandiert mit 0,9 c, also fast mit Lichtgeschwindigkeit. Vor ein paar Wochen noch muss der noch so klein wie ein Ball gewesen sein."

"Und wo ist der hergekommen?" meldete sich nun Bauleiter Murksel. "Schließlich lässt doch niemand so etwas herumliegen, oder?"

Zum wiederholten Male zuckte der Fähnrich mit seinen Schultern. "Riss im Raum-Zeitkontinuum, Wurmloch, Paralleluniversum, so genau kann das keiner sagen. Es gibt viele Dinge, die wir einfach nicht wissen und wohl auch nie wissen werden."

"Das denke ich auch immer, wenn ich in der Schule bin..."

"Danke für den netten Beitrag, Dasie", grinste Uhura, wurde jedoch gleich wieder ernst und fuhr an Chekov gerichtet fort: "Die Geschwindigkeit der Ausdehnung dieses.... Antimaterieplaneten entspricht also annähernd Impulsgeschwindigkeit. Da wir einige hundert Lichtjahre von der Erde entfernt sind, würde der Planet die Menschheit erst in einigen hundert Jahren gefährlich werden."

"Vielleicht sollten wir ein wenig schneller fliegen", warf erneut der Bauleiter ein. "Ich bin auch gerne bereit, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, um den Antrieb..."

"Danke, Bauleiter", schnaufte Uhura, "mit Warp 8 wären wir bereits etwa 2.000 Mal schneller als das Licht, mehr wird wohl nicht nötig sein.“

"Das Problem allerdings ist", sagte nun Chekov, "dass niemand sagen kann, welchen Einfluss das auf die Menschheit und ihren Fortbestand hat. Und auf die gesamte Hamsterschaft natürlich", fügte er nach einer kurzen Pause hinzu. "Der Einflussbereich dieses Antimaterieplaneten wird mit seiner Größe ganz enorm steigen, so dass selbst ein Abstand von 100 Lichtjahren nicht mehr ausreichen könnte."

"Und wenn wir den Vogel einfach in die Luft sprengen?"

"Genau, Goldi", rief Tati, "vielleicht hatte das der Moosbiber-Virus vor!"

"Und der Moosbiber-Virus war nicht ein Computervirus, sondern...." Flecki schluckte und schaute sich zu ihren Freunden um. Dann blickte sie die Offiziere an und sagte leise: "Das Plüschum."

Nur ein leises Surren, das von irgendeinem Computer im Raum herrührte, war zu vernehmen. Es herrschte Totenstill auf der Brücke, niemand sagte ein Wort. Alle blickten erwartungsvoll auf Lt. Uhura, die ja das Kommando hatte. Ihr war klar, dass jeder nun ihren Kommentar erwartete, doch auch sie war wie vor den Kopf geschlagen. "Nein, Leute, das wird nun alles ein wenig spekulativ, ihr könnt nicht alles und jedes mit dem Plüschum erklären! Selbst wenn wir versuchen würden, diesen Planeten in die Luft zu sprengen, wie Goldi so schön vorgeschlagen hat - wo wollen wir die Energie dafür hernehmen? Ein paar Torpedos reichen da nicht aus!"

"Aber wir haben doch auch noch das Raumschiff der Borg-Rennmäuse. Können wir nicht helfen?"

"Äh, vielen Dank, Dodo, aber ich glaube nicht, dass eure Waffen helfen könnten."

"Der Bürgermeister!"

"Nein, Tuffi, auch der könnte nicht...." Uhura unterbrach und verstand erst jetzt, worauf der kleine Hamster hinaus wollte. Wie alle anderen wandte auch sie sich dem Replikator zu, an dem irgendetwas vor sich ging. Das hellblaue Licht, das von dem Gerät ausging, wurde zu einem dunkelblauen Licht, und eine kleine Gestalt wurde sichtbar. Die Spannung auf der Brücke stieg ins Unermessliche, und in diesem Moment dachte niemand mehr an die tödliche Bedrohung durch den Antimaterieplaneten. Ein Aufatmen ging durch die Reihen der Hamster, als das lächelnde Gesicht des Bürgermeisters zu erkennen war. Dann fiel er um und blieb liegen.

"Nee, eine sonderliche Hilfe ist der wirklich nicht."

Goldi und seine Freunde standen um den am Boden liegenden Bürgermeister und schauten ratlos.

"Das ist der Schock der Rematerialisierung", erklärte Fähnrich Chekov, "das Gehirn muss eine riesige Menge an Informationen aufnehmen, und das führt leicht zur Bewusstlosigkeit. Wir müssen geduldig sein und warten, bis er wieder aufwacht."

"Womit zumindest bewiesen wäre, dass er überhaupt ein Gehirn hat", bemerkte Teeblättchen und stupste Tati in die Seite. Beide Hamster keckerten laut, hörten jedoch auf, als sie den strengen Blick Uhuras auf sich spürten.

"Können Sie feststellen, ob noch irgendwelche Anzeichen des Moosbiber-Virus zu finden sind?

Wie so oft, zuckte Chekov mit den Schultern. "Ich wüsste nicht, wonach ich suchen sollte. Wenn es ihn überhaupt noch gibt, dann befindet er sich auf der Sicherung, sozusagen eingefroren."

"Aber ich weiß, wie wir das feststellen können!"

Uhuras Augen deuteten zur Zimmerdecke, Chekov grinste breit, Goldi klatschte begeistert Beifall, doch der Rest der Hamster blickte nur mäßig gespannt in Dodos Richtung.

Dodo trat einen Schritt vor, räusperte sich und rief: "Computer, ist der Moosbiber-Virus zu Hause?"

"Bitte definieren Sie Moosbiber-Virus!" kam die umgehende, freundliche Antwort.

"Seht ihr? Ich meine: hört ihr?" triumphierte Dodo. "Der Computer kennt keinen Moosbiber-Virus, also kann da kein Moosbiber-Virus mehr drin sein, oder?"

"Danke, Dodo", seufzte Uhura, "du hast uns überzeugt. Vielleicht hast du auch eine Idee, was wir mit dem Antimaterieplaneten machen, nein?" Sie wandte sich an Chekov. "Wir sollten mit voller Energie zurück zur Erde fliegen, je eher wir dort sind, desto eher können wir Kontakt mit Captain Kirk aufnehmen. Diese Sache hier ist eine Nummer zu groß für uns."

Der Fähnrich nickte kurz und wandte sich wieder seiner Konsole zu. Nachdem er die einzelnen Punkte durchgegangen war, die zu einem längeren Flug gehörten, gab er zu bedenken: "Wir können natürlich nur begrenzte Zeit mit Höchstgeschwindigkeit fliegen können. Bei hoher Warpgeschwindigkeit werden wir spätestens nach 12 Stunden eine Pause einlegen müssen, sonst fliegt uns die Enterprise um die Ohren." Er seufzte kurz und fuhr fort: "Es ist ein Jammer, dass Scotty nicht an Bord ist, ich würde mich viel, viel sicherer fühlen."

"Kopf hoch, Chekov, bisher liefen die Warptriebwerke doch tadellos."

"Stimmt, Lieutenant, bisher. Allerdings haben wir schon eine lange Strecke ohne Wartung hinter uns gebracht, und nun haben wir noch eine sehr lange Rückreise vor uns. Wir können nur hoffen, dass alles gutgeht."

"Wie gesagt, ich stehe selbstverständlich zur Verfügung, wenn es um kleinere Reparaturen geht. Schließlich bin ich kein Anfänger auf diesem Gebiet, und ich möchte dezent darauf hinweisen, dass ich den ersten Prototyp der Hamsterhausen Airlines konstruiert und gebaut habe."

Das Kichern der umstehenden Hamster im Hintergrund nahm die Enterprise-Offizierin natürlich wahr, doch die Anspannung war ihr ins Gesicht geschrieben, und somit war ihr nicht zum Lachen zumute.

"Danke, vielen Dank", japste sie, holte tief Luft und rief: "Energie!"

Gerade, als Fähnrich Chekov den Startimpuls initiieren wollte, rief eine energische, wenn auch für menschliche Ohren leise Stimme: "Kommando zurück! Sofortiger Stopp der Maschinen!"

Verwirrt blickten die Enterprise-Offiziere auf einen Hamster, der urplötzlich auf der Steuerkonsole aufgetaucht war und nun eine Phaserpistole auf Chekovs Kopf richtete. "Wir werden nirgendwo hinfliegen, verstanden!"

"Hör mal zu, du kleiner, aufgeblasener Wichtigtuer, ich werde dir... Aua!"

Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff Lt. Uhura an ihre Schulter und hatte Mühe, nicht in die Knie zu gehen. Während sie sich mit der einen Hand an einem der Pulte festklammerte, um nicht umzufallen, hielt sie die andere Hand an die schmerzende Schulter gepresst. Stöhnend ließ sie sich in einen Sessel fallen und atmete tief durch. In diesem Moment griff Fähnrich Chekov blitzschnell nach dem Hamster samt Phaser, doch er war zu langsam. Ein kurzer Aufschrei, und der Enterprise-Offizier lag stöhnend am Boden.

Der Bürgermeister kletterte vom Pult des Navigators hinunter auf den Boden und lief auf den Stuhl des Captains zu. Als er an den erschrockenen Hamstern vorbeikam, rief eine zitternde Stimme: "Alles klar, Herr Bürgermeister?"

"Selbstverständlich", kam die prompte Antwort. "Alles in bester Ordnung, tut mir leid für die beiden. Aber keine Sorge, ich weiß was ich tue, vertraut mir!" Dann lief er weiter, bis er schließlich sein Ziel erreicht hatte, und während er den Stuhl des Captains hinaufkletterte, hörte er nicht die geflüsterten Worte Fleckis:

"Um Himmels Willen - wir sind verloren!"

"Aber wenn er doch sagt, dass er weiß, was er tut?"

"Dodo, Dodo, schon vergessen, was beim letzten Mal passiert ist?" stöhnte Teeblättchen genervt.

"Er hat doch aber gesagt, wir können ihm vertrauen!" entgegnete Dodo.

"Locker bleiben, Teeblättchen", grinste Goldi, "Dodo denkt da eben anders. Schließlich hat Dodo 25 Knochen mehr als ein normaler Hamster."

"Wieso denn das?"

"Dodos Gehirn arbeitet noch mechanisch..."

Bis auf Flecki, die den Witz überhaupt nicht komisch fand, und bis auf Dodo, der den Witz überhaupt nicht verstand, lachten alle Hamster. Natürlich lachte auch der Bürgermeister nicht, denn der saß auf dem Kommandosessel und schien zu überlegen. Auch Uhura und Chekov lachten nicht, sondern standen ein wenig ratlos herum, blickten zu den lachenden Hamstern und dann wieder zum Bürgermeister.

"Was ist bloß mit dem Kerl wieder los?" flüsterte Chekov. "Ob ihn die Zeit im Computer so durcheinander gebracht hat?"

"Ich weiß nicht, Chekov. Es kommt mir so vor, als wenn da irgendetwas Anderes läuft. Diese ganze Situation... dieser Antimaterieplanet, der merkwürdige Moosbiber-Virus, das alles ist mir langsam unheimlich. Wir sollten auf der Hut sein und keine Dummheiten machen."

"Sie meinen...", Chekovs Augenbrauen gingen in die Höhe, und er suchte nach Worten. "Sie meinen, da steckt noch etwas dahinter. Ein höheres Wesen vielleicht?"

"Sehen Sie sich um, Chekov. Ein Hamster hat das Kommando der Enterprise. Noch irgendwelche Fragen?"

Der Fähnrich schüttelte stumm den Kopf. Nein, Fragen hatte er keine mehr, er suchte Antworten. Wo hatte der kleine Kerl die Waffe her? Nachdem die Hamster vom Planeten der Rennmäuse zurückgekehrt waren, hatte Lt. Uhura die Mini-Waffen der Hamster unauffällig eingesammelt und auf eine Konsole neben eine der Schalttafeln, die die Energieversorgung regelten, gelegt. Ein schneller, geschickter Hamster hätte vielleicht in einem unbemerkten Moment dorthin gelangen können, aber der Bürgermeister? Ausgeschlossen.

"Haben Sie meinen Befehl nicht verstanden, Navigator?"

Chekov wurde aus seinen Gedanken gerissen und starrte auf den Bürgermeister.

"Aber ich weiß doch nichts", wimmerte in diesem Moment Dodo.

Mit ungläubigem Gesichtsausdruck blickte ihn der Bürgermeister an. "Das ist ja wohl auch nicht notwendig, du bist nicht der verantwortliche Navigator!"

"Ach, dann ist ja gut", japste Dodo erleichtert. "Ich habe nämlich schon gedacht, dass ich das machen soll, und ich weiß nämlich gar nicht, was ich dann machen soll, weil...."

"Klappe!"

"In Ordnung, Herr Bürgermeister, aber wenn ich nun nicht mehr Navigator bin, was bin ich dann?"

"Erstens, werde ich mit Commander angeredet..." Im Hintergrund war ein Seufzen von Lt. Uhura deutlich zu vernehmen. "... und zweitens hältst du dich ganz einfach bereit, verstanden?"

"Alles klar, Bü..., äh, Commander, ich werde so was von bereit sein, da werden Sie staunen und..."

"Klappe, halt einfach nur die Klappe!"

"Jawohl, Commander, ich werde so was von die Klappe halten, wie es noch niemand gesehen hat. Und natürlich bereit sein....."

Dodo verstummte schlagartig, denn der Bürgermeister-Commander hatte seine Waffe auf ihn gerichtet.

"Die Zeit ist knapp, verdammt knapp, und ich habe keine Lust, mich mit irgendwelchem Dodo-Kram aufzuhalten. Navigator, Befehl ausführen, Maschinen stoppen und Wenden einleiten!"

Chekov blickte ratlos zu Uhura, deren Gesicht eine enorme Anspannung verriet. Sie schien sich zu fragen, in welche Situation sie geraten waren. Dieser merkwürdige Virus, der die Enterprise auf den Planeten steuern wollte, und überhaupt: dieser Planet! Er schien eine immense Bedrohung darzustellen, vielleicht viel größer, als sie im Moment ahnen konnten. Und als wenn er gerufen worden wäre, 'verwandelte' sich ein Hamster, noch dazu der Bürgermeister, in etwas, das sich 'Commander' nannte! Das alles konnte kein Zufall sein. Langsam, ganz langsam nickte sie dem Navigator zu und deutete ihm an, den Befehl auszuführen.

"Das war sehr vernünftig, Lieutenant", bemerkte der Bürgermeister-Commander und senkte seine Waffe. "Ich bin auf die Mitarbeit eines jeden Einzelnen angewiesen, und wer nicht mitspielt, wird die Verantwortung alleine tragen müssen." Er deutete auf einen kleinen, roten Knopf, der an seinem Fell befestigt war. "Notfalls werde ich das Schiff sprengen!"

"Schiff gestoppt und fertig zum Wenden", meldete der Fähnrich, nachdem er sich durch einen kurzen Blickkontakt mit Uhura versichert hatte, dass er den Anweisungen des selbst ernannten Commanders folgen sollte.

"Gut", entgegnete der Bürgermeister-Commander, dessen Augen zur Brückendecke gerichtet waren. "Wenden Sie und gehen Sie auf Impulskraft, Kurs auf den nächsten Planeten."

"Aber, Sir, das ist der Antimaterieplanet..."

"Das ist mir bewusst, Navigator, haben Sie ein Problem damit?"

"Ja, schon", lächelte Chekov gequält, "ich möchte nur ungern pulverisiert werden oder völlig von der Bildfläche verschwinden."

"Keine Sorge", entgegnete der Bürgermeister-Commander und putzte mit seiner freien Pfote - in der anderen hielt er die Waffe - den kleinen, roten Knopf, der nach wie vor an seinem Fell befestigt war. "Niemand wird hier pulverisiert. Wenn Materie mit Antimaterie kollidiert, dann wird Ihre Masse komplett in Energie umgewandelt, da verschwindet nichts. Das Problem sind die Wellen, die die umgewandelten Teilchen besitzen. Werden die Wellen nach der Umwandlung verändert, dann werden Sie, Fähnrich, mit Sicherheit völlig anders als vorher aussehen."

"Womöglich wie ein Hamster", brummte Chekov.

"Sehr unwahrscheinlich, außerdem stimmt dann die Masse nicht", ergänzte der Bürgermeister-Commander.

"Willst du uns hier zulabern, oder was hast du eigentlich vor?" knurrte Bauleiter Murksel, während die restlichen Hamster zustimmend mit ihren kleinen Köpfen nickten.

"Gibt es ein Problem?" schnaufte der Bürgermeister-Commander und spielte mit seiner Waffe.

"Ähm, eigentlich nicht", beschwichtigte Murksel, während die restlichen Hamster bekräftigend ihre kleinen Köpfe schüttelten..

"Es ist nur so", erklärte Dodo, "ich zum Beispiel bin mit meinem Aussehen zufrieden und brauche keine Wellen."

"Könnte ich Locken bekommen?" rief Dasie. "Die würden mir nämlich gut stehen, sagt mein Friseur."

"Ich hätte gerne etwas volleres Fell, damit meine Figur besser zur Geltung kommt!" wünschte sich Tuffi.

"Und um die Hüften herum, da möchte ich ein wenig weniger..."

"Schnauze, allesamt!" brüllte es vom Stuhl des Captains her. "Wir werden jetzt Kurs auf den Planeten nehmen, und ich sage es noch einmal: Ich weiß, was ich tue, und ihr habt keine Ahnung, um was es sich handelt."

Lt. Uhura nickte erneut Chekov zu, der hilfesuchend zu ihr geschaut hatte. Dann gab er die notwendigen Befehle in seine Steuerkonsole ein.

"Wir müssen etwas unternehmen, der Kerl bringt uns in Teufels Küche!"

"Was schlägst du vor, Flecki?" brummte der Bauleiter. "Der Kerl ist bewaffnet."

"Wir lenken ihn ab", flüsterte Goldi, "ihr führt mit eurer Tanzgruppe etwas auf, während Trampel und ich uns an ihn heranschleichen. Wenn er sich nicht ablenken lässt, dann nehmen wir Plan B. Das bedeutet, Dodo sabbelt ihn voll."

"Und wenn das auch nicht klappt, was dann? Plan C oder was?" warf Tati ein.

"Genau, Plan C, und zwar geht der Bauleiter zum Replikator und macht dort eine Riesensauerei, das lenkt den Bürgermeister bestimmt ab."

"Sauereien sind ja auch Murksel Spezialität, aber was ist, wenn das auch nicht klappt?"

Goldi blickte Teeblättchen einen Moment an und sagte: "Dann eben Plan D, und das bedeutet, wir starten eine Klopperei. Wenn der Bürgermeister dann dazwischen geht, verkloppen wir ihn."

"Gefällt mir besonders gut", mischte sich Flecki ein, "aber was, wenn das auch nicht funktioniert?"

"Dann", stöhnte Goldi, "muss Plan E her. Wir stürmen von zwei Seiten auf ihn zu und schnappen ihn uns."

"Aber er hat eine Waffe", jammerte Dodo.

"Deshalb kommen wir ja von zwei Seiten. Aber falls das auch nicht klappt, dann haben wir als letzte Möglichkeit noch den Plan F."

"Plan F?" keuchte Trampel. "Sag jetzt bitte nicht, dass ein Freiwilliger sich auf den irren Bürgermeister stürzen soll!"

"Nein, nein", beruhigte Goldi, "Plan F ist besonders genial: Wir hauen alles kaputt, dann können wir nicht weiterfliegen!"

"Na schön, dann lasst uns endlich anfangen", fauchte Flecki.

"Öh, mit A, B, C, oder was?"

"Mit A natürlich, Dodo!"

"Könntest du die Punkte noch einmal ganz langsam wiederholen, Goldi, ich verstehe da den Unterschied zwischen B und D nicht."

"Später, Dodo, bei A bis du sowieso nicht dabei!"

Im nächsten Moment begannen Sasie, Dasie, Tuffi und Tati zu tanzen, während sich Goldi und Murksel langsam in die entgegengesetzte Richtung bewegten.

Eine Weile schien der Bürgermeister-Commander keine Notiz von der Tanztruppe zu nehmen, doch dann rief er: "Was immer das sein soll, hört sofort damit auf." Mit einer Geschwindigkeit, die ihm niemand zugetraut hätte, sprang er plötzlich auf und hielt die Waffe auf etwas gerichtet, das sich hinter dem Stuhl befand. "Vergiss es, Goldi, wenn du keine Rauchzeichen abgeben willst!"

Murrend schlich Goldi zum Ausgangsort zurück und trat Bauleiter Murksel in den Hintern. "Wieso bist du mir nicht gefolgt, du Flasche. Zu zweit hätte wir bessere Chancen gehabt!"

"Äh, ich habe mich spontan für Plan A Absatz 1 entschieden, weil ich deinen Rückzug decken wollte."

Wütend blickte Goldi den Bauleiter an und fauchte: "Na schön, dann weiter zu Plan B!"

"Na, da bin ich aber gespannt", flüsterte Tuffi und blickte Goldi aus großen Knopfaugen an.

"Das ist das Gute an uns Hamstern", flüsterte Goldi zurück, "wir haben immer einen Reserveplan, der... He Dodo, hör sofort auf, Trampel zu verprügeln!"

"Ja, aber", begann Dodo, "der auf Trampel lag und ihn mit Pfotenschlägen bearbeitete, "jetzt kommt doch Plan B wo wir uns kloppen, oder?"

"Idiot", fauchte Flecki, "das ist doch der Plan D! Plan B besagt, dass du den Bürgermeister vollquatschen sollst!"

"'tschuldigung Trampel." Dodo erhob sich mit knallrotem Kopf und trabte langsam Richtung Bürgermeister-Commander. Dort angekommen, blieb er mit immer noch rotem Kopf stehen und sah unsicher zu ihm hinauf.

"Was ist?" fauchte ihn der Bürgermeister-Commander an. "Was ist dein Problem?"

Der große Hamster blieb sprachlos stehen und sah mit wachsender Furcht, wie der Bürgermeister-Commander den roten Knopf an seinem Fell putzte. Dann rannte er kreischend zu seinen Freunden zurück.

"Jetzt kommt, glaube ich, Plan C", grinste Tati, "wie viele Buchstaben hat eigentlich das Alphabet?"

"Ich zeige euch jetzt mal, wie das ein Profi macht", knurrte Bauleiter Murksel und bewegte sich in die Richtung zum Replikator. Er hatte die Pfoten vor der Brust verschränkt, wackelte lässig ein wenig hin und her und pfiff ein Lied. Weit kam er mit dieser Taktik allerdings nicht, denn schon ertönte die warnende Stimme des Bürgermeister-Commanders, dem Murksels Wanderung nicht entgangen war.

"He, Mops, was immer du auch vorhast - lass es!"

"Chef, du warst ja noch schneller wieder zurück von deinem Profi-Einsatz mit Plan C als Dodo mit Plan B!"

"Er hat mich Mops genannt, ausgerechnet der!" schnaufte der Bauleiter wütend und ging mit einem fiesen Grinsen auf Tuffi zu. "Kommt jetzt nicht der geniale Plan D? Dodo, kannst mit Trampel weitermachen, ich schnappe mir Tuffi!"

"Wir sollten den Plan D noch einmal überdenken", schlug Flecki vor. "Es sieht nämlich nicht so aus, als wenn der Bürgermeister so dämlich ist, dass er von seinem Stuhl herunterklettert und sich einmischt. Genauso wenig Sinn sehe ich darin, nach Plan E auf ihn zu zu rennen. Der wird uns alle abknallen."

"Dann bleibt ja nur noch Plan F, dass sich Goldi und Murksel anschleichen", überlegte Dodo laut.

"Das war doch Plan A, Dodo, und der ist längst gescheitert!" rief Flecki und schüttelte ihren Kopf.

"War das denn nicht der Punkt D?" fragte Trampel.

"Nee", mischte sich nun Teeblättchen ein, “D war doch der, wo wir alles kaputt hauen!"

"Quatsch, das war E!"

"Nein, E war F, das andere war D!"

"E!"

"A!"

"D!"

"Nein, B!"

"F!"

"Er hat mich Mops genannt!"

"Sagen Sie, Lieutenant, haben Sie irgendeine Ahnung, was diese Hamster dort gerade treiben?"

"Nicht wirklich, Chekov, aber einen Moment dachte ich, sie hätten einen Plan, aber dann wirkte es so, als wenn sie sich prügeln und im Moment... Nein, ich weiß wirklich nicht, was da los ist und ehrlich gesagt, will ich es auch nicht so genau wissen."

"Maschinen stopp, wir sind nahe genug!" rief in diesem Moment der Bürgermeister-Commander. "Gehen Sie mit dem Schiff auf eine Umlaufbahn um den Planeten, aber halten Sie Abstand, noch einmal möchte ich da nicht hinein!"

Chekov nickte und gab dem Computer die notwendigen Instruktionen. "Was meint er damit, dass er nicht noch einmal da hinein will?" fragte er flüsternd seine Kollegin, die jedoch nur mit den Schultern zuckte.

"Wie gesagt, mir ist die Sache unheimlich. Wir haben keine Ahnung, was dahintersteckt und was hier vor sich geht. Ich werde mal versuchen herauszufinden, ob die Hamster etwas wissen." Sie ging langsam ein paar Schritte auf die Hamster zu und flüsterte dem am nächsten stehenden Hamster zu: "Wisst ihr vielleicht, was hier vor sich geht?"

"Tja, also", entgegnete Dodo, "Plan A ist das nicht, weil B nicht klappt und C nicht. D war nicht B und F ist ausgefallen."

Kopfschüttelnd und verwirrt ging Uhura zur Navigatorkonsole zurück.

"Nun, was hat er gesagt?" fragte Chekov neugierig und schaute sie erwartungsvoll an.

"Sie wollen es gar nicht wissen, Chekov. Achten Sie nur darauf, dass wir nicht zu dicht an den Planeten geraten und verschlungen werden."

"Ich will es gar nicht wissen...", knurrte Chekov leise vor sich hin, während er die neuesten Daten verglich und eine leichte Kurskorrektur vornahm.

"Das reicht, Navigator, jetzt stimmt der Kurs!"

Verblüfft schaute der Fähnrich zu dem Hamster hin, der auf dem Platz des Captains saß und der ohne jegliche Computerhilfe genau wusste, dass der Kurs nun stimmte. Chekov schüttelte verwundert den Kopf - wieso wusste hier eigentlich jeder mehr als er?

Inzwischen war der Antimaterieplanet deutlich auf dem großen Hauptmonitor zu erkennen. Das, was vorher als poröse, graue Landschaft zu erkennen war, entpuppte sich nun als ein Schleier, der nur an einigen Stellen einen Blick auf seine tiefschwarze Masse gewährte. Das, was aber an diesen Stellen zu sehen war, ließ jeden an Bord erschaudern. Es war ein Schwarz, so tief, dass es aussah wie das Tor zur Hölle.

"Navigator, leicht gegensteuern, wir werden von der immensen Schwerkraft angezogen!"

Chekov beeilte sich, dem Hinweis des Bürgermeister-Commanders nachzukommen und warf einen prüfenden Blick auf die Daten, die in einem zeitlichen Abstand von 1,5 Sekunden auf seinem Bildschirm aktualisiert wurden. Verblüfft stellte er fest, dass ein Hamster ohne Messinstrumente die Notwendigkeit einer Kurskorrektur eher bemerkte hatte als er, der Navigator dieses Schiffes. Dieses Mal brauchte er keinen Blickkontakt zu seiner vorgesetzten Offizierin herzustellen um zu wissen, dass es keine andere Wahl gab, als gegenzusteuern. Immer wieder ging sein Blick zum Hauptmonitor, und fasziniert starrte er ein ums andere Mal auf diese tiefschwarze Masse.

"Navigator, macht es Ihnen etwas aus, die Anzeigen zu beobachten statt in der Gegend herumzuschauen?"

"Also ehrlich", schimpfte Sasie, "der Bürgermeister hat wirklich Recht, der soll steuern und nicht fernsehen", während Chekov sich grummelnd und mit ohnmächtiger Wut im Bauch wieder auf die Daten seines Monitors konzentrierte.

"Der wird nachlässig", stimmte Bauleiter Murksel zu, "das ist mir auch schon aufgefallen."

"Außerdem wirkt er irgendwie lustlos", ergänzte Dasie, "es ist wirklich eine Schande!"

"Na, dann sollten wir ihn mal ganz schnell austauschen", sagte Goldi mit schelmischen Grinsen, "ist nicht Dodo der Ersatznavigator?"

"Wäre das der Plan F oder der Plan H?" fragte Dodo mit ratloser Mine.

"Eher Z", rief Teeblättchen, "sozusagen der letzte, der wirklich allerletzte Buchstabe!"

Ein lautes Keckern der Hamster sagte ihm, dass sie den Witz verstanden hatten, zumindest bis auf Dodo, der sich verlegen ab Kopf kratzte und murmelte: "Kann mir das jemand mit dem Plan Z erklären?"

"Lieutenant Uhura!" ertönte es im diesen Moment und alle blickten erwartungsvoll zu dem Hamster, der nach wie vor auf dem Stuhl des Captains saß und nun mit bohrendem Blick auf Uhura schaute. "Wie viele Torpedos und wie viele Phaser-Geschosse sind einsatzbereit?"

Die Enterprise-Offizierin überlegte einen Moment, dann entgegnete sie: "Die Enterprise befindet sich nicht in einem Kampfeinsatz, also haben wir nur minimale Bestückung an Bord."

"In Zahlen, bitte, Lieutenant!"

Uhura atmete tief ein und ließ die Luft hörbar wieder aus, und während sie den Bürgermeister-Commander scharf ansah, entgegnete sie: "12 Bänke Typ-X Phaser, von denen zurzeit die Hälfte bestückt ist, dann 3 Torpedo-Launcher mit 275er Kapazität, allerdings haben wir nur 50 an Bord."

"Klasse 1 oder Klasse 2 Torpedo-Werfer?"

"Es sind Klasse 2 Photonentorpedo-Werfer."

Der Bürgermeister-Commander schüttelte langsam den Kopf und richtete seinen Blick nachdenklich auf den großen Hauptmonitor. Er schien zu überlegen, während die Blicke aller gespannt auf ihn gerichtet waren. Er war aufgestanden und wanderte auf der Sitzfläche hin und her, ein Anblick, über den die beiden Enterprise-Offiziere unter normalen Umständen gelacht hätten. Zurzeit allerdings war niemandem mehr zum Lachen zumute.

"Masse der Enterprise, Lieutenant?"

"397.805 metrische Tonnen", kam die prompte Antwort Uhuras.

Erneut schüttelte der Bürgermeister-Commander den Kopf, richtete seinen Blick weg vom großen Hauptmonitor und sah Uhura prüfend an. "Auch das ist nicht ausreichend. Es bleibt uns nur noch der Materie- Antimaterie-Reaktor. Ist denn wenigstens die volle Kapazität an Dilithium-Kristallen vorhanden?"

"Ja, aber..."

"Wie schnell kann der Warpkern ausgebaut werden?"

"Der Warpkern?" Uhuras Frage war eher gekeucht als gesprochen. "Ohne Warpkern werden wir nicht mehr nach Hause kommen!"

"Da sollen Sie sich keine Sorgen machen, Lieutenant, ich gebe Ihnen mein Wort, dass Sie auch ohne Warpkern zur Erde zurückkommen werden. Es gibt Möglichkeiten, die Sie noch nicht kennen."

"Schön", erwiderte Uhura, die sich ein klein wenig gefasst hatte, "und was Sie nicht wissen, ist nämlich folgendes: Unser Captain und der Rest der Besatzung inklusive eines Hamster sitzen zurzeit auf der Erde fest."

"Sie werden ihn und Ihre Leute rechtzeitig abholen, das verspreche ich Ihnen. Haben Sie das verstanden, Lieutenant?"

"Habe ich", schnappte Uhura, "aber Sie haben noch nicht verstanden. Unsere Leute sitzen in einer anderen Zeit fest. Wenn wir sie dort abholen, werden wir ohne Warpgeschwindigkeit nicht in unsere Zeit zurückkehren. Wir gehören nicht in diese Zeit!"

Eine kurze Pause folgte, dann nickte der Bürgermeister-Commander langsam mit dem Kopf. Er hatte aufgehört, auf der Sitzfläche des Stuhl hin- und herzulaufen und blickte nur noch nachdenklich auf den Monitor, auf dem sie die bedrohliche Schwärze immer weiter auszubreiten schien. Nach einigen Sekunden, die wie eine kleine Ewigkeit schien, drehte er sich wieder zu den Enterprise-Offizieren und den Hamstern um und sprach mit fester Stimme:

"Dann gibt es nur noch eine letzte Möglichkeit, das Universum zu retten."

 

Auf und Davon (Kapitel 43) - Di-i-ip