Hamsterhausen

 

Vorwort

 

Dieses Buch wurde in Zusammenarbeit mit meiner genialen Übersetzerin Dabi geschrieben. Sie übernahm die Kapitel in dem James T. Kirk und seine Mannschaft auftreten und ich übernahm wie gewohnt die Kapitel mit den Hamstern.

Die Zeitlinie gerät aus den Fugen als die Hamster das Weltall erobern. Ein historischer Moment lässt sie mit der Legende Kaptain Kirk und seiner Mannschaft zusammentreffen. Eine fremde Entität sucht den Kontakt zum Kapitän der Enterprise, um mit seiner Hilfe eine sternenverschlingende Singularität zu bekämpfen.

Eine aus Hamsterhausen kommende Karusselgondel kreuzt jedoch seine Flugbahn und somit landet die verzweifelte Entität in dem Körper des des schusselligen Bürgermeister und übernimmt Kontrolle über ihn. Wenig später übernehmen die Hamster Kontrolle über die Enterprise, während der Kaptain mit seinen Freunden McCoy, Scottie und Spock allerlei Abenteuer in Schottland erlebt.

Höhepunkt dieses Buches wird die Landung des Raumschiffs Enterprise in der Nähe des Loch Naver (Bild oben), Highlands, werden....

Copyright© M.Naß/G.Herbst

 

 

 

AUF UND DAVON

Kapitel 1

Der Ausbruch aus der Irrenanstalt

 

 

"Er hat ein Trauma, ein schweres Schädeltrauma. Wir wissen nicht, was wir machen sollen. Er glotzt den ganzen Tag vor sich hin und brabbelt irgendwelchen Unsinn".

"Ja, und? Das macht er doch schon seit Jahren, und es ist bisher nie sonderlich aufgefallen. Was ist also nun daran so ungewöhnlich?"

Der Chefarzt des Allgemeinen Hamstischen Krankenhauses drehte sich langsam um. Er sah erneut auf den Krankenbericht, den er in den Pfoten hielt und kratzte sich am Kopf. Er hatte versucht, dem kranken Bürgermeister ein paar Fragen zu stellen, hatte den Versuch nach einigen Minuten jedoch angewidert abgebrochen. "Sind Sie mit ihm verwandt?"

Flecki starrte den Arzt mit empörtem Blick an, räusperte sich kurz und entgegnete entschieden: "Um Gottes Willen, nein. Wir sind Angehörige, allerdings ganz, ganz weit entfernte Angehörige. Außerdem sind wir nur auf Besuch hier."

Der Chefarzt nickte. "Womöglich ist eine Schocktherapie das einzige, was ihm helfen könnte. Doch sehen Sie selbst - er liegt zusammen mit Herrn Murksel in Zimmer 18."

Flecki, Goldi, Dodo, Hamstilidamst und Teeblättchen liefen den Flur entlang, bis sie die besagte Zimmernummer gefunden hatten. Flecki schob Dodo, der gerade an die Tür klopfen wollte, beiseite und drückte leise die Türklinke herunter.

"Nicht mit mir!" brüllte es ihnen entgegen. "Ich will ein anderes Zimmer, oder ich gehe nach Hause! Wenn der Kerl mich noch einmal fragt, wer ich bin, dann haue ich ihn..."

"Aber, aber, Herr Murksel", versuchte eine Krankenschwester zu beschwichtigen. "Der Doktor sagt, es ist wichtig für den Bürgermeister, dass jemand da ist, den er kennt und zu dem er Vertrauen hat."

"Dann nehmen Sie doch seinen Bruder, diesen Balthasar!"

"Nun", entgegnete die Schwester und senkte den Kopf, "der ist bereits letzte Woche entlassen worden."

"Dann holen Sie ihn zurück", brüllte der Bauleiter, "das kann doch nicht so schwer sein!"

Schwester Nursi zuckte mit den Schultern. "Wir haben bereits Kontakt mit seiner Sekretärin Dabi aufgenommen. Leider hat Fräulein Dabi keine Möglichkeit, ihn zu erreichen. Das letzte Lebenszeichen von ihm war eine Postkarte aus Neu-Guinea. Unglücklicherweise wollte er nach seiner Entlassung ohne fremde Hilfe versuchen, sich ein Flugticket zu besorgen. Nun haben wir den Salat."

Bauleiter Murksel drehte sich um und wollte gerade weiterschimpfen, als er seine Besucher erblickte. "Ah, Flecki, Goldi, Dodo, Hamstilidamst und Teeblättchen, wie schön, dass ihr gekommen seid. Ihr müsst mir helfen, hier herauszukommen!"

"Kann es sein, Bauleiter, dass du das gestern schon zu Sasie, Dasie, Tati, Tuffi und Trampel gesagt hast?" fragte Goldi mit einem breiten Grinsen.

"Das sagt er zu jedem Besuch", fügte der Chefarzt, der soeben das Zimmer betreten hatte, mit vorwurfsvollem Blick hinzu. "Doch das können wir nicht zu zulassen. Herr Murksel braucht viel Ruhe, er ist noch recht nervös."

"Ich bin nicht nervös, verdammt noch mal! Ich will nur diesen hirnrissigen Idioten los werden, ist das klar?" brüllte der Bauleiter, packte den Bürgermeister am Kragen und würgte ihn.

"Oh, mein Herr, wurden wir einander schon vorgestellt?"

"Hört ihr?" kreischte Murksel. "Der ist total dämlich ist der, ich haue dem die Glocke vom Hals, ich schmeiß ihn aus dem Fenster, ich..."

"Herr Doktor, Herr Doktor!!"

Eine weitere Krankenschwester betrat völlig aufgeregt das Zimmer. Ihr weißer Kittel war zerrissen, und sie sah recht zerzaust aus.

"Schnell, Herr Doktor, Gulasch-Frodo ist geflohen! Ich habe versucht, ihn aufzuhalten, doch er war zu schnell."

"Um Himmels Willen", keuchte der Chefarzt, "Gulasch-Frodo muss sofort wieder eingefangen werden. Schnell, Schwerster Nursi, rufen Sie die HAMPO und die HAMFE. Sie, Schwester Finchen, kommen mit mir und suchen im Keller."

"Gulasch-Frodo?" Hamstilidamst schaute seine Freunde fragend an. "War da nicht mal was mit dem?"

"Das solltest du vielleicht mal deinen Kumpel Goldi fragen", flötete Flecki. "Frodo war einer der Hamster, die bei der Feier mit der genialen Gulaschkanone dabei waren. Leider hatte er das Pech, zu dicht an der Kanone zu stehen, gurkenhammerstark. Seitdem neigt er zu Gewalttätigkeiten und dummen Streichen. In der Hamsterzeitung stand kürzlich ein Bericht über seinen letzten Ausbruch, habt ihr den gelesen?"

Die anwesenden Hamster schüttelten die Köpfe.

"Eine ganze Woche lang haben sie ihn gesucht. Er hatte sich in der Baubehörde versteckt und den Chef der Behörde des Bauamtes gefesselt und im Keller versteckt. Dann hat Gulasch-Frodo das Bauamt geleitet, und niemanden ist etwas aufgefallen."

"Na ja", warf Murksel kopfschüttelnd ein, "wo könnte sich ein Irrer auch besser verstecken als in der Baubehörde?"

"Erst als herauskam", fuhr Flecki fort, "dass ein Bauantrag für eine Unterwasser-Stromleitung genehmigt wurde, kam die Bauprüfungskommission auf die Idee, dass da etwas nicht stimmte."

"Der war eigentlich nicht schlecht, der Frodo", brummte Bauleiter Murksel, "immerhin hat er damals den Bau des neuen Parkhauses genehmigt."

In diesem Moment waren Sirenengeheul in der Ferne und Pfotengetrampel auf dem Flur zu hören.

"Schätze mal, die sind im Moment ganz gut beschäftigt", grinste Goldi. "Was meinst du, Bauleiter, wie wäre es mit einem kleinen Ausflug?"

Murksel fiel die Kinnlade herunter, und er starrte Goldi mit riesigen Knopfaugen an. "Ja", keuchte er, "ja, weg von hier! Je eher, desto besser. Ich halte das hier keinen Tag mehr aus mit dieser Schwachbirne."

"Aber das darf er doch nicht, die Schwester hat doch gesagt, und der Chefarzt hat doch gesagt, dass er Ruhe braucht!"

"Nennst du diesen Krach hier Ruhe, Dodo?" knurrte Goldi.

"Aber dann müssen wir den Bürgermeister auch mitnehmen. Vielleicht fehlt ihm nur die vertraute Umgebung!" rief Flecki, stieß Dodo an und deutete ihm, dem Bürgermeister aus dem Sessel zu helfen. Dodo packte ihn, warf ihn über seine Schulter und folgte den anderen zur Tür hinaus, während der Bürgermeister noch um eine Tasse Tee mit nur wenig Zucker bat.

Ohne irgendwelche Probleme gelang es den sechs Hamstern und dem, der getragen wurde, durch die Sicherheitssperren vor dem Krankenhaus zu kommen. Schließlich wurde ja nur ein flüchtiger Hamster gesucht und keine sieben. Ohne Hast und auffällige Bewegungen ließen sie das AKH hinter sich und erreichten den Marktplatz.

"Und nun? Was machen wir nun?"

"Du kannst ihn jetzt herunterlassen, Dodo!"

Es klatschte laut.

"Ein wenig vorsichtiger wäre netter gewesen, Dodo", fauchte Flecki und betrachtete nachdenklich und eingehend das Rathaus.

Goldi stellte sich neben sie. "Denkst du auch das, was ich gerade denke?"

"Ja", antwortete Flecki, "wir bringen ihn an seinen Arbeitsplatz. Da kann er am wenigsten Schaden anrichten, und dort sucht ihn auch keiner, jedenfalls nicht während der allgemeinen hamstischen Arbeitszeiten."

Kurz darauf saß der Bürgermeister wieder in seinem bequemen Arbeitssessel und betrachtete nachdenklich die Zimmerdecke. "Ein Blick ins Grüne, um das Herz zu erfreuen, das wäre schön", sprach er mit flackernden Augen.

"Blick ins Grüne? Kannst du haben", rief Goldi. "Die Wand muss weg! Warte, ich hole mal eben ein bisschen Spreng...."

"Du holst nichts!" rief Flecki. "Wir müssen subtiler vorgehen."

"Aber er trinkt doch nur Tee", warf Dodo ein.

Flecki glotzte ihn fassungslos an. "Was hat feinfühlig mit Tee zu tun?"

Dodo guckte ein wenig ratlos, bekam einen knallroten Kopf und stammelte, dass er wohl etwas falsch verstanden hätte.

"Unsere erste Frage sollte lauten: Was machen wir jetzt?" meldete sich nun Murksel, als es an der Tür klopfte. Ratlos blickten einander die Hamster an, und der Bürgermeister klatschte vor Freude in die Pfoten und bevor jemand es verhindern konnte, sang er laut: “Herein, herein, bring Sonnenschein!“

Die hamstische Polizei! Konnte es sein, dass man sie so schnell gefunden hatte? Der Bauleiter, der der Tür am nächsten gestanden hatte, war auf halben Weg stehen geblieben. Leider war er nicht schnell genug, um die Tür zuzuhalten und ein wenig Zeit zu gewinnen. Es war zu spät und langsam öffnete sich die Tür. Eine Hamsterdame mit zwei merkwürdigen Stöcken in den Pfoten trat ein.

“Willkommen, willkommen, wie ist Ihr werter Name?“

“Mein Name ist Mamsi und ich...“

’Wunderbar, wunderbar – sagte ich schon ‚Willkommen’? Möchten Sie eine Tasse Tee? Kann mal jemand den Tee bringen? Wie war Ihr werter Name?“

“Mamsi, und ich möchte...“

“Angenehm, sehr angenehm. Sagte ich schon ’Willkommen’? Wo bleibt der Tee?“

“Ich möchte keinen Tee. Ich möchte mich beschweren!“

“Mit oder ohne Zucker? Sagte ich schon ’Willkommen’? “

Mamsi sah den Bürgermeister mit solch einem durchdringenden Blick an, dass dem sofort das Grinsen verging. “Ich will keinen verdammten Zucker und keinen verdammten Tee. Dein Willkommen kannst du dir sonstwohin stecken! Ich will mich beschweren!“

“Aber, aber, meine Dame“, mischte sich nun Bauleiter Murksel ein, “der Bürgermeister ist ein wenig, äh, überarbeitet. Was können wir denn für Sie tun?“

Mamsi schnaufte kurz und drehte sich zu Murksel um. “Dieses Gerümpel auf dem Markplatz! Überall liegen Steine und Müll herum. Ich habe mich gerade eben beim Walken hingelegt, weil ich gestolpert bin!“

Der Bauleiter sah einen Moment zur Decke, während von Gold und Flecki ein leises Kichern zu hören war. “Tja, äh, dieser Bauschutt, der ist mir auch schon aufgefallen. Keine Ahnung, wer den da hingekippt hat. Selbstverständlich werden wir uns sofort darum kümmern, denn das ist ja wirklich ein öffentliches Ärgernis, nicht wahr, Herr Bürgermeister?“

“Öhm, ja, wirklich unangenehm, so ohne Zucker. Wie war noch Ihr Name?“

“Murksel“, knurrte es leise.

“Öhm, ja, Murkser, geben Sie der Dame doch ein paar von diesen Dingern, die hier auf dem Schreibtisch rumliegen.“

“Aber, Herr Bürgermeister, das sind die neuesten Sickel-Sonderprägungen in Gold...“

„Natürlich, natürlich, mein lieber, äh, Dings, wie war noch Ihr Name?“

Bauleiter Murksel antwortete nicht mehr auf die Frage des Bürgermeisters. Es galt jetzt, die aufgebrachte Hamsterdame schnell und unauffällig loszuwerden, bevor der ganze Schwindel aufflog. Er warf dem Bürgermeister einen abfälligen Blick zu, doch der spielte mit einem Bleistift und schien sich nicht angesprochen zu fühlen. Murksel nahm die Goldmünzen vom Tisch und überreichte sie der strahlenden Mamsi. Kurz darauf war die Hamsterdame verschwunden.

"Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, beim Futtern", rief Goldi. "Bürgermeister, du hast doch nichts dagegen, dass wir uns ein wenig in deiner Futterkammer umsehen?"

"Vielleicht sollten wir die anderen holen", schlug Tuffi vor.

"Gute Idee", brummte der Bauleiter, "dann mach dich doch schon mal auf den Weg."

Tuffis Laune war nicht die allerbeste, als sie das Zimmer verließ, um Sasie, Dasie, Tati und Trampel zu holen. Goldi hatte in der Zwischenzeit einige leckere Dinge gefunden, und so verkürzten sich die Hamster die Wartezeit, während der Bürgermeister einen nach den anderen nach dem Namen fragte.

"Werden wir jetzt eigentlich von der Polizei gesucht?" fragte Dodo, während er ein Stück Torte in den Mund schob. "Ich meine, weil wir jetzt doch das Gesetz gebrochen haben. Schließlich hat der Oberarzt doch gesagt...."

"Gesagt, gesagt. Mensch, Dodo, das war doch nur eine ärztliche Empfehlung. Außerdem sind die jetzt mit anderen Dingen beschäftigt."

"Selbst wenn das Ärger gibt", mischte sich Flecki ein, "dann verkleiden wir eben Goldi als Bürgermeister und schicken ihn ins AKH. Spätestens nach drei Tagen entlassen sie den freiwillig."

In diesem Moment öffnete sich die Tür, und eine keuchende Tuffi - gefolgt von Sasie, Dasie, Tati und Trampel - trat ein. Mit wenigen Worten erzählte ihnen Hamstilidamst, was passiert war. Minutenlanges Schweigen, dann sagte Trampel: "Wie wäre es mit einer Schocktherapie? Als ich mal beim Fensteröffnen aus dem 3. Stock gefallen bin, war ich auch völlig durcheinander. Ich stand auf der Straße und wusste nicht mehr, wer ich bin. Im nächsten Moment kam ein Blumentopf hinterhergeflogen, hat meinen Kopf getroffen, und ich war wieder normal."

"Der Arzt hat aber etwas von Schleudertrauma erzählt, da wird ein Blumentopf wohl nicht helfen", seufzte Teeblättchen.

"Ein Blumentopf wohl nicht, aber kräftiges Schleudern!" rief Goldi und betrachtete den Bürgermeister, der sich nun angeregt mit einer Topfpflanze auf seinem Schreibtisch unterhielt..

"Schaut mal, er muss etwas vom Trampels Erzählung mit dem Blumentopf mitbekommen haben! Wie wäre es denn mit einer Waschmaschine?" fragte Sasie hoffnungsvoll.

"Nicht kräftig genug", brummte Bauleiter Murksel.

"Zementmischer?" schlug Tuffi vor.

"Zu geringe Umdrehung."

"Aus einem fahrenden Auto werfen?" warf Goldi ein.

"Zu riskant."

"Mit einem Katapult hochschießen?" rief Hamstilidamst.

"Könnte klappen", überlegte Murksel. "Aber wo kriegen wir das her?"

"Der Turbokreisel!" rief Goldi. "Wir nehmen den Turbokreisel! Wir stecken ihn in die Kabine, volle Pulle Geschwindigkeit und dann ab in die Luft!"

"Das könnte wirklich klappen", jauchzte Murksel und hüpfte auf und ab.

"Aber wie soll die Kabine denn in die Luft kommen?" rief Sasie und zuckte mit den Schultern. "Jemand muss die doch losmachen."

"Und wie soll er landen? Der braucht einen Fallschirm für die Landung!" gab Tati zu bedenken.

"Stimmt, das müssen wir besser planen", sagte Flecki, "so geht das nicht, wir müssen ihm irgendwie helfen, denn alleine kriegt der doch nie einen Fallschirm auf."

"Wir fliegen mit", beschloss Murksel. "Wir haben schon ganz andere Dinge geschafft, und wenn wir zusammenhalten, werden wir das auch schaffen."

"Mein Cousin hat einen Fallschirm, aber den hat er noch nie benutzt, weil er Höhenangst hat. Ich besorge den Fallschirm!" rief Trampel begeistert

"Das ist doch alles ein bisschen gefährlich, lieber Bauleiter, müssen wir da wirklich alle mitmachen?"

"Ich sage es mal so, Tuffi, wer nicht mitmachen möchte - und ich habe dafür natürlich vollstes Verständnis -, der wird von mir neu eingekleidet und als Gulasch-Frodo durch Hamsterhausen rennen und Polizei, Feuerwehr sowie das AKH ablenken, habe ich mich klar ausgedrückt?"

"Okay, Chef, ich bin dabei. Wann geht es los?"

Es war weit nach Mitternacht, als elf Hamster zum Pleasure-Dome schlichen. Der größte von ihnen trug einen weiteren Hamster, der in seinen Pfoten einen Blumentopf hielt. Vor dem riesigen Turbokreisel blieben sie stehen. Ein Teil der Hamster kletterte gleich in die mit roten, blauen und gelben Kringeln bemalte Kabine, die die Form einer Raumkapsel hatte. Der andere Teil war mit Werkzeugen dabei, an der Verankerung der Kabine Änderungen vorzunehmen, während ein weiterer Hamster etwas an der Außenwand der Kabine befestigte. Dann verschwanden alle in der Kapsel.

"Alles klar, Leute?" flüsterte der Bauleiter. "Sind alle angeschnallt?"

"Ja", erklang es ebenso geflüstert von allen Seiten.

"Dann kann es ja losgehen", flüsterte Flecki.

"Warum flüstern wir denn?" fragte Goldi leise.

"Damit keiner mitbekommt, was wir vorhaben", erklärte Flecki mit gedämpfter Stimme.

"Aber wenn der Turbokreisel gleich losgeht, fliegen doch sowieso alle in Hamsterhausen aus ihren Betten, oder?" flüsterte Dodo.

"Das ist mir so was von scheißegal!" fauchte der Bauleiter. "Jetzt geht es los. Festhalten!"

In der Tat gab es im nächsten Moment niemanden in Hamsterhausen, der durch den nun folgenden Krach nicht aufgeweckt wurde. Mit ohrenbetäubenden Lärm begann sich der Turbokreisel zu drehen, immer schneller und schneller, bis ein hoher, konstanter Ton, der bereits die Schmerzensgrenze überschritten hatte, erreicht wurde.

"Ausklinken, Bauleiter, jetzt ausklinken!"

"Ich kann mich kaum bewegen, Flecki, die Fliehkraft ist zu stark!"

"Wusste ich es doch, er ist im Krankenhaus zu schlapp geworden!"

Mit einem wütenden Gebrüll reagierte Murksel auf Goldis Worte und probierte es noch einmal. Diesmal gelang es, und urplötzlich war der entsetzliche Lärm verschwunden, nur das ängstliche Fiepen der Besatzung war zu hören. Der entsetzliche Druck der Fliehkraft, der die Besatzung tief in ihre Stühle gepresst hatte, hörte urplötzlich auf und wurde durch eine angenehme Schwerelosigkeit ersetzt. Alle Hamster saßen angeschnallt in ihren Stühlen, das heißt, alle, bis auf einen.

"Dodo, du Idiot, warum hast du den Bürgermeister nicht am Stuhl festgeschnallt?"

"Aber, ich, äh, ich dachte, weil der doch therapiert werden soll...."

"Schöne Bescherung diese Sauerei, und wer soll das wieder saubermachen?" schimpfte Flecki und zeigte auf den Bürgermeister, der an der Wand der Kapsel lag und eine dicke Beule am Kopf hatte. Neben ihm lag der zerschmetterte Blumentopf.

"Scheinbar ist ihm der Gesprächsstoff ausgegangen..."

"Das ist überhaupt nicht witzig, Goldi", knurrte Flecki, "vielleicht ist jetzt unser ganzes Projekt im Eimer!"

"Aber das habe ich doch nicht gewollt", heulte Dodo, "ich habe doch bloß..."

"Schnauze jetzt", fauchte der Bauleiter, "wir sollten jetzt zusehen, dass wir den Fallschirm aktivieren. Tuffi, wo ist die Reißleine?"

"Am Fallschirm, Chef!"

"Das sind Reißleinen im Allgemeinen immer, Tuffi. Also, wo hast du die Reißleine befestigt?"

"Ähm, Chef, die Reißleine meinst du?"

Bauleiter Murksel lief tiefrot an. "Ich meine die verfluchte Reißleine von diesem verfluchten Fallschirm. Du solltest die verfluchte Reißleine so befestigen, dass wir sie vom verfluchten Fenster dieser verfluchten Kabine erreichen können! Hast du das gemacht?"

"Klar, Chef, natürlich, das habe ich..."

"Und?"

"Meinst du, Chef, dass das Klebeband gehalten hat? Ich hatte die Reißleine mit Tesa am Fenster festgeklebt."

"Wir müssen an die Scheißreißleine kommen, die ist nun ab. Marsch, raus mit dir und hole sie wieder!"

"Äh, Bauleiter Murksel", rief Flecki nun aufgebracht, "das halte ich für keinen guten Plan, Tuffi wird weggepustet wie nix!"

"Ach, ja? Unser jetziger Plan ist nämlich der, dass wir fliegen und fliegen werden, bis Fliehkraft und Schwerkraft sich ausgleichen, und dann, meine lieben Hamster? Was meint ihr wohl, was wir dann machen?"

"Äh, eine Party?"

"Tuffi, noch ein Wort und du bist die erste, die wieder in Hamsterhausen landet!" brüllte der Bauleiter.

"Öhm, Statusbericht, Erster Offizier!" ertönte in diesem Moment eine vertraute Stimme.

Die Hamster drehten sich erstaunt um und starrten auf den Bürgermeister. Er stand aufrecht neben dem zerschmetterten Blumentopf, hatte eine Pfote hinter seinen Rücken gelegt und zeigte mit der anderen auf den Bauleiter.

"Äh, ich bin Bauleiter, kein Offizier...." stammelte Murksel.

Flecki begriff als erste die Situation und trat einen Schritt vor. "Reparaturhamster Tuffi hat die Rettungsleine falsch befestigt. Wir werden abstürzen, Herr Bürgermeister."

"Tja, äh, sozusagen traurig, wirklich traurig. Welche Besatzungsmitglieder sind anwesend?"

Flecki nannte die Namen der anwesenden Hamster und der Bürgermeister nickte kurz. Dann hob er den Kopf und fuhr mit fester Stimme fort: "Als euer Commander sage ich euch jetzt, dass wir schon weitaus gefährlichere Socken, äh, Sachen erlebt haben, und dass wir auch aus dieser Dings-Sache wieder heil herauskommen werden. Entscheidend ist, wie ich bescheiden feststelle, dass wir das notwendige Tirili, äh, Tririllium von dem Planeten der Moosbiber besorgen, damit unser Freund überleben kann."

"Welchen Freund meinst du, Bürger..., äh, Commander?", stammelte Hamstilidamst.

Der Bürgermeister-Commander verschränkte nun beide Pfoten hinter dem Rücken und trippelte ein paar Schritte hin und her. "Öhm, selbstverständlich meine ich unseren Dings, äh, vegetarischen Freund vom Beta-Geranien-System, der sich auf unseren Dings-Planeten verirrt hat. Wenn er nicht bald genügend Tririllium bekommt, wird er sterben und mit ihm wird unsere gesamte Galaxis vernichtet!"

"Ey, echt mal was Neues", flüsterte Goldi und handelte sich sofort einen strengen Blick des Bürgermeister-Commanders ein.

"Irgendwelche Vorschläge, Goldi?"

"Wir könnten das Gemüse aus dem Fenster schmeißen, dann hat es frische Luft, und es geht ihm gleich viel besser!"

"Bist du denn sozusagen gewissermaßen Experte für exoterrestische Lebewesen?"

"Nö, eher Experte für Futter."

"Gut, Goldi, du wirst hiermit von mir kraft meines Amtes zum Koch dieses Raumschiffs ernannt und.... öhm, was gibt es, Erster Offizier?"

"Er wird uns alles wegfressen, Commander!"

"Dann treffe ich hiermit die Entscheidung, dass der dicke und der kleine Dings dort das Sicherheitsteam bilden, das so etwas verhindert. Ihr seid für die Sicherheit auf diesem Schiff verantwortlich!"

Dodo und Trampel glotzen einander verblüfft an.

"Und was ist mit mir?" fragte Hamstilidamst. "Ich zum Beispiel kann Karten lesen."

"Ah, ein Navigator!", krähte der Bürgermeister. "Und du, Bauleiter, wirst der, äh, Maschinist sein, Tuffi ist dein Assistent."

"Und was ist mit uns?" riefen nun Sasie, Dasie, Tati und Teeblättchen im Chor.

"Schnauze halten!" brüllte Murksel urplötzlich. "Wenn uns nicht bald etwas einfällt, dann kannst du dir deine Besatzung vom Marktplatz in Hamsterhausen abkratzen, du durchgeknallte Pfeife! Statt hier dumm rumzulabern..."

"Sicherheitsteam - nehmen sie diesen Masochisten, äh, Maschinisten, fest. Er ist bis auf weiteres..... öh, wieso ist das hier so heiß?

Die Hamster blickten entsetzt auf die Kabinenwände. Es war in der Tat in den letzten Minuten immer heißer geworden, und ein Geruch von geschmolzenem Stahl lag in der Luft. Mit ihren großen Knopfaugen starrten sie auf den Bürgermeister-Commander, der sie lässig anlächelte. "Tja, äh, wie soll ich sagen, öhm, ich habe noch nie ein Raumschiff verloren, meine Damen und Herren. Scheinbar ist es heute das erste Mal."

Dann brach Panik unter den Hamstern aus.

 

 

 

Kapitel 2

 

Die Enterprise

 

San Francisco, Hauptquartier der Sternenflotte der Vereinten Planeten. Vor dem Büro des Flottenchefs ging Dr. Leonard McCoy mit langen Schritten auf und ab. Als er hinter sich die Tür aufzischen hörte, wandte er sich rasch um.

James T. Kirk, Captain des Raumschiffs Enterprise, und sein Erster Offizier, Lt. Spock, kamen heraus. McCoy breitete die Hände aus und sah sie fragend an. Er wusste nicht, was in dem Büro abgelaufen war. Er wusste nur, dass T’Raeg zu Besuch bei Admiral McDonald gewesen war, dem Chef der Flotte. T’Raeg war die Vorsitzende des wissenschaftlichen Rates des Planeten Vulkan, Spocks Heimatwelt. Sie hatte Vulkan noch nie verlassen, es musste ungeheuer wichtig sein.

"Fffft", machte Kirk und winkte ihm mit einer kurzen Handbewegung mitzukommen.

"Was sagen Sie, Mr. Spock – als wären wir ein Hund."

"Logischerweise müsste es heißen: als wären wir zwei Hunde, Doktor. Davon abgesehen, halte ich Ihren Vergleich für unpassend."

"War nur ein Witz."

"Ihr Sinn für Humor ist..."

"Sagen Sie’s erst gar nicht. Ihr Sinn für Humor ist nämlich überhaupt nicht vorhanden."

Der Vulkanier sparte sich eine Antwort. Auf dem Planeten Vulkan lernte man schon als Kind, seine Gefühle so vollkommen zu kontrollieren als seien sie nicht vorhanden. Selbstverständlich gehörte der Sinn für Humor ebenfalls dazu.

Captain Kirk, ihr Commander und Held zahlloser Abenteuer, führte sie aus dem Gebäude hinaus. Hinter dem Hauptquartier gab es eine große Wiese, umstanden von Bäumen und Buschwerk. Kirk steuerte auf die Mitte der Wiese zu, denn nur hier war er sicher, dass niemand in der Nähe war und zuhören konnte.

Dr. McCoy wiederholte seine fragende Geste, und jetzt bekam er eine Antwort.

"Pille, erinnerst du dich an unsere Mission in der Zeitspirale?"

"Eh? Ob ich mich erinnere?!" fragte Dr. McCoy empört zurück. "Natürlich nicht. Ich erinnere mich nie an irgendwas, wo du beinahe abkratzt."

Das lag drei Jahre zurück. Die Enterprise war das einzige Schiff der Föderation der Vereinten Planeten, das Erfahrung mit Zeitreisen hatte. Die Regierung des Planeten Vulkan hatte sie gebeten, eine Mission für sie durchzuführen.

Vor etwa zweihundert Jahren war auf einer vulkanischen Raumstation ein Zeitexperiment durchgeführt worden, das vollkommen in die Hose gegangen war. Die Station war in der Zeit verschollen gewesen, doch vor drei Jahren hatte es in der Nähe von Vulkan sonderbare Zeitstörungen gegeben. Die Vulkanier vermuteten, dass jene lange zurückliegenden Experimente eine Langzeitwirkung zeigten, und die Enterprise hatte das Phänomen erkundet.

Was sie dabei erlebt hatten, war zum Teil der absolute Horror gewesen. Sie waren zwischen Zeitzonen hin und her gependelt, einmal war eine Zeitzonengrenze mitten durch Captain Kirk und Funkoffizierin Lt. Uhura hindurchgegangen. Es hatte die beiden beinahe den Verstand und das Leben gekostet. – Und daran sollte Dr. McCoy sich nicht mehr erinnern?!

"Ja, nun komm mal wieder runter", sagte Kirk ungeduldig. "T’Raeg hat der Erde eine Information zukommen lassen, die sie in den Daten der Station gefunden haben."

"Die Station hat Spock doch in die Luft gejagt..."

"In die Luft?!" unterbrach Spock verwundert. "Im All?!"

"...aber vorher die Daten an uns überspielt", fuhr der Captain fort. "Kannst du mal aufhören, auf Nebensächlichkeiten rumzureiten?"

"Jaha!" flötete der Arzt, und Kirk verbiss sich ein Grinsen.

"Diese Station ist in einem anderen Zeithorizont gewesen. Weiß der Himmel, wie sie da reingeraten ist. T’Raeg hat eine Information gefunden, dass ein Kommandant namens Salta Erstkontakt zu einer Spezies aufgenommen hat, die sich selbst Menschen nennt. Das war nach unserer Rechnung im Jahre 2020."

"Blödsinn, das war – 2163."

Kirk und Spock sahen ihn schweigend an, er starrte empört zurück. Dann verwandelte sich seine Empörung in Begreifen. In der Zeit, in der die vulkanische Raumstation aktiv gewesen war, hatte es den Erstkontakt im Jahre 2020 gegeben. In ihrer eigenen Zeitrealität aber hatte er erst 2163 stattgefunden. Irgendwann war irgendwas passiert, und das Ereignis 2020 hatte es nicht gegeben.

"Und wenn wir wissen, was da wann passiert ist, fliegen wir hin und lassen es passieren", sagte Captain Kirk.

"Oh! Einfach so, ja?"

"Ganz offiziell", sagte Spock, und seine rechte Augenbraue kroch im Zeitlupentempo Richtung Haaransatz. Mehr Gefühlsäußerung konnte niemand von ihm erwarten, und die gehobene Augenbraue drückte alles Mögliche aus. "Mit Billigung von Admiral McDonald."

"Und ohne Wissen von sonst irgendwem", fügte Kirk hinzu. "Wir drei, Uhura, Chekov und Scotty fliegen. Jeder in seinem Bereich passt das Schiff so an, dass wir keine weitere Crew brauchen."

"Das kann aber dauern", wandte McCoy ein.

"Pille, Zeit ist dabei wirklich nicht unser Problem", grinste der Captain, und der Arzt grinste schief zurück. "Wir müssen recherchieren, was da war, wir müssen uns über die Zeit schlau machen... Es gibt eine Menge zu tun."

"Um Gottes willen, Jim, wo willst du denn da suchen?!"

"Doktor, Gottes Wille ist da nicht nötig", bemerkte der Vulkanier. "Entsprechend der Ersten Direktive, die maßgeblich von den Vulkaniern erstellt wurde, wird der Erstkontakt nur mit Zivilisationen aufgenommen, die über Warp-Technologie verfügen. Das bedeutet, lange bevor Zefram Cochrane seinen ersten Warp-Flug startete, muss es dazu Versuche gegeben haben, die ausreichend erfolgreich für eine technische Umsetzung waren."

"Spock, Sie sollten irgendwo Bürgermeister werden, sie halten so schöne Reden", gab McCoy zurück.

Seit diesem Gespräch waren zwei Monate vergangen. Die Enterprise war auf allen Stationen so umgerüstet, dass sie von drei Personen bedient werden konnte. Drei waren für die Mission auf der Erde vorgesehen, und während dieser Mission sollte die Enterprise in Wartestellung im Mondschatten liegen. Ein Aufenthalt in der Vergangenheit von maximal drei Tagen war geplant.

In der gesamten Vorbereitungsphase hatte Captain Kirk engen Kontakt zu Admiral McDonald gehalten. Wo immer es jetzt innerhalb des Flottenkommandos einen Weg zu ebnen galt, ebnete der Admiral ihn. Unter anderem musste es eine offizielle Version über den Verbleib der Enterprise geben, und die lieferte McDonald. Das Schiff sollte zu einer Ionisierungsreinigung ins Dock, die Mannschaft bekäme Heimaturlaub. Nur der Admiral und ein Techniker, dem er absolut vertrauen konnte, würden wissen, was wirklich geschah.

Lt. Spock, der zugleich Kirks bester Freund war, hatte ihn noch nie im Stich gelassen, auch wenn er manchmal gegen Entscheidungen protestierte, die er nicht logisch fand. Logik war im Leben eines Vulkaniers das Wichtigste.

Jetzt hatte er sich gründlich und gewissenhaft wie immer durch Hunderte von Dateien gelesen, Archive durchwühlt und war tatsächlich fündig geworden. Zwischen 2004 und 2006 hatte ein schottischer Wissenschaftler Versuche durchgeführt, Partikel von Materie und Antimaterie zu einer kontrollierten Reaktion zu bringen, die Grundvoraussetzung für den Warp-Antrieb. Die Abhandlungen, die es dazu gab, lasen sich äußerst erfolgversprechend, aber plötzlich gab es darüber keine Berichte mehr, keine Aufsätze, nicht die geringste Notiz. Ohne jeden Zweifel waren zum Schluss die Versuche doch misslungen.

Jene Crewmitglieder, die auf die Zeitreise gehen sollten, hatten das sichere Gefühle, dass sie massiv zu diesem Misslingen beitragen würden, und zwar an einem Ort, dessen Namen nur Chefingenieur Ltd. Montgomery Scott aussprechen konnte.

In der Tat hatte er keine Mühe, den Namen ihres Zielortes Ballachulish an der Brücke auszusprechen. Mehr noch, er kannte diesen ruhigen Ort am Loch Leven, ein still-erhabenes Naturparadies. Vermutlich war es genau das richtige Fleckchen, an das sich ein versponnener Wissenschaftler mit dem Namen Fergus MacBastle zurückziehen würde.

Endlich war es soweit. Langsam schob sich die Enterprise aus ihrem Dockplatz heraus. In der Dock-Kontrolle für diesen Liegeplatz befanden sich lediglich Admiral McDonald selbst und der Techniker, dem er vollkommen vertrauen konnte. Die Landegruppe hatte sich in den letzten beiden Monaten sehr intensiv mit den frühen Jahren des 21. Jahrhunderts auseinandergesetzt. Die passende Kleidung lag bereit, und die Sprechgeräte waren als etwas gestaltet worden, was man zu jener Zeit Handy genannt hatte. Das war ein Gerät, ohne das, wenn man den historischen Berichten glauben sollte, kaum ein Mensch auskam.

Auch hatten sie einige typische Redensarten jener Zeit gelernt, obwohl Lt. Spock es bisher noch nicht über sich gebracht hatte, seinen Captain mit "Ey, Alter!" anzusprechen. Diese beiden und selbstverständlich Chefingenieur Scott sollten die Landemission durchführen. Scotty freute sich schon seit Tagen. Er war überzeugter und begeisterter Schotte. Nie hatte er sich seinen Akzent abgewöhnt, und wenn es einen Grund gab, an Bord die Galauniform zu tragen, dann trug er stolz den Kilt in den Farben seines Clans.

Inzwischen war die Erde zu einem winzigen Punkt geschrumpft. Die Enterprise flog aus dem Sonnensystem hinaus, damit sie ausreichend Abstand gewann, um Fluchtgeschwindigkeit in Richtung Sonne aufnehmen zu können. Lt. Scott war im Maschinenraum, sonst hielten sich alle auf der Brücke auf. Seit Verlassen des Docks hatten sie sich – außer natürlich Lt. Spock – den Spaß gemacht, den Slang des frühen 21. Jahrhunderts zu üben. Die Augenbraue des Ersten Offiziers klebte dauerhaft unter seinem Haaransatz. Er sah fast beleidigt aus, weil er sich so etwas anhören musste. Nicht einmal Lt. Uhura, die das Schiff gar nicht verlassen sollte, wusste sich zu bremsen.

"Boa ey", sagte sie gerade, "der Alte ist in der Leitung."

"Echt ätzend", gab Kirk grinsend zurück. "Lass mal rüberwachsen, Mutter."

Uhura verschluckte sich fast, schaltete Admiral McDonald jedoch zum Captain und war in den folgenden Minuten vor allem damit beschäftigt, sich fest auf die Unterlippe zu beißen, um nicht zu lachen. Wäre ihre Haut nicht dunkel gewesen, sie hätte einen knallroten Kopf gehabt. Der Ton zwischen Admiral und Captain war dienstlich-freundlich, und eigentlich gab es für Dr. McCoy keinen Grund, die guten Wünsche des Admirals mit einem "Voll krass, ey!" zu kommentieren.

"Doktor, sind Sie sicher, dass diese Art von Sprache von Menschen mittleren Alters benutzt wird?" erkundigte Spock sich interessiert.

"Na, logo, Spitzohr. – Oder glauben Sie, mein Hamster bohnert?”

Spock warf ihm einen Blick zu als zweifle er ernsthaft am Verstand des Arztes. Lautlos wiederholte er "mein Hamster bohnert" und versuchte zu ergründen, was damit ausgesagt werden sollte. Er war nicht bereit, sich an dergestalt unlogischen Wortwechseln zu beteiligen.

Als sie sich auf den Zeitsprung vorbereiteten, kehrten alle zum normalen Dienstton zurück. Die knappe Umrundung der Sonne war ungeheuer riskant, besonders weil nicht die volle Maschinencrew zur Verfügung stand. Aber Scotty wäre nicht Scotty gewesen, wenn er nicht lange vorher über sämtliche Schadensfallmöglichkeiten nachgedacht hätte.

Es musste bei dieser enormen Geschwindigkeit, dem ungeheuren Druck, der auf das Schiff wirkte, zu starken Sinnesstörungen bei der Mannschaft kommen, bis hin zur Bewusstlosigkeit. Schließlich nannte der Captain mit benommener Stimme jeden einzelnen Namen, und jeder seiner Offiziere meldete sich.

"Spock, was macht der Hauptschirm?"

"Ich schalte ihn zu, Sir."

"Chekov, Bremsmanöver?"

"Ist unter Kontrolle. – Wir befinden uns in 1983, rasch vorwärts."

Kirk schlug auf die Sprechtaste, die in der Lehne seines Stuhls installiert war:

"Scotty, den Zeitrutsch gut überstanden?"

"Ay, Sir, fühle mich noch etwas besoffen, aber es wird schon wieder."

"Dann schalten Sie die Kontrollen auf die Brücke und machen Sie sich klar für den Landgang."

Währenddessen drehte Chefarzt Dr. McCoy auf der Brücke die Runde und checkte die Besatzung durch. Er scannte gerade Fähnrich Chekov und warf einen Blick auf die Zeitanzeige. Nie würde er Zeitphysik begreifen, nahm nur zur Kenntnis, dass sie das Jahr 2000 erreicht hatten. Sie würden es schaffen.

Gleich darauf wies der Captain auch den Ersten Offizier an, sich für den Landgang vorzubereiten. Der Vulkanier blickte in seinen Scanner, nickte und wandte sich schon halb um. Dann zuckte er wieder zurück an die Anzeige, eine so heftige Bewegung, dass der Captain aufmerksam wurde.

"Sir, uns nähert sich ein Objekt von der Erdoberfläche her, ungebremst und unkontrolliert. – An Bord sind Lebensformen. Das Objekt wird mit uns zusammenstoßen."

"Wann?" fragte Kirk angespannt.

"In dreißig Sekunden."

"Scotty!" blaffte Kirk in sein Sprechgerät. "Sind Sie in der Nähe des Transporters?"

"Ay, Sir, gerade vorbeigegangen."

"Gehen Sie zurück. Erfassen Sie das Objekt, das sich uns nähert, mit dem Taktorstrahl."

"Bin schon weg."

"Das Objekt..." Spock zögerte, zuckte dann fast die Achseln. "Es ist zu zerbrechlich, der Traktor wird es zerreißen. Es wird jeden Augenblick zerbrechen."

"Wir holen die Lebensformen an Bord. Uhura, informieren Sie Scott. Spock und ich gehen in den Transporterraum."

Die beiden hatten die Brücke schon verlassen, als es Fähnrich Chekov endlich gelang, das Objekt mit der Kamera zu erfassen. Er, Uhura und McCoy starrten mit ungläubigen Mienen auf den Hauptschirm. Das Ding hatte ungefähr die Form einer historischen Rakete, und wo es nicht durch die atmosphärische Reibung angekohlt war, zeigte es lustige rote, blaue und gelbe Kringel. Was das war, begriff keiner, aber Lt. Uhura fing an zu kichern.

Im Transporterraum drückte Lt. Scott wie ein Verrückter auf Tasten, scannte und scannte abermals. Er kapierte nicht, was er da im Musterpuffer hatte. Es waren zwölf einzelne Lebensformen, sehr klein, und mehr konnte er dazu nicht sagen. Mehr konnte er immer noch nicht sagen, als Kirk und Spock eintraten.

Auf der Transporterplattform erschienen Geschöpfe, die die Fußbodenhöhe nur wenig überragten. Sie hockten völlig bewegungslos, ein Pelzhaufen mit aufgeplusterten Fellen. Kirk starrte, dann fragte er entnervt:

"Was ist das? Sind das Tribbles?!"

Tribbles waren die vermehrungswütigste Tierart, die ihnen je begegnet war, und sie hatten sich auf der Enterprise einmal dermaßen breitgemacht, dass einigen noch heute die Haare zu Berge standen, wenn sie sich daran erinnerten.

"Captain, wenn mich meine Kenntnisse..." Spock unterbrach sich, weil jetzt Dr. McCoy eintrat und ebenfalls starrte. "Wenn mich meine Kenntnisse über die irdische Zoologie nicht im Stich lassen, handelt es sich hier um Mesocricetis auratus."

"Hm?" machte Kirk verwirrt.

"Goldhamster", erklärte McCoy in ziemlich fassungslosem Ton.

"Und... und... und wie kommen die hierher?!"

Was die Hamster in den letzten Minuten erlebt hatten, war mehr als Panik, es war der totale Schock gewesen. Nun aber merkten sie langsam, dass sie wirklich nicht mehr herumgeschleudert wurden, wirklich nicht mehr mit erstickender Hitze zu kämpfen hatten, wirklich in einer ruhigen Lage saßen und wirklich menschliche Stimmen hörten.

Goldi drehte vorsichtig den Kopf, stellte fest, dass er an einem Ort war, wie er ihn noch nie gesehen hatte, und dass da ein paar Menschen rumstanden, die ziemlich komisch angezogen waren, und zwar alle gleich komisch. Außerdem hatte einer von diesen Typen irgendwie spitze Ohren, und das hatte er an Menschen auch noch nie gesehen. Jetzt sagte Spitzohr:

"Das kann ich Ihnen nicht erklären, Sir. Mesocricetis auratus zeichnet sich meines Wissens nicht durch Reisen ins All aus."

"Megacrispies oder was quatscht der da?" fragte Goldi in die Runde, und auch die anderen rappelten sich nun auf, glätteten das Fell, schauten sich um.

"Wo sind wir denn hier gelandet?" fragte Flecki.

Goldi hatte immer noch die vier Typen fest im Blick und sah, dass sie auf einmal selten dämliche Gesichter machten. Der eine, der hinter einer Art Schranke stand, fuchtelte mit den Händen und schrie:

"Captain, Captain, der Universalübersetzer..."

"Ich bin nicht taub, Mr. Scott! – Äh, ja... Also, meine lieben Hamster, erst mal willkommen an Bord", grinste Kirk und begab sich auf die Knie. "Ich weiß jetzt nicht wirklich, was ich mit euch machen soll..."

"Wie wär’s mit Futter und verwöhnen?" fragte Goldi hoffnungsvoll.

Lt. Scott fing an zu lachen. "Die sprechen rückwärts, hören Sie das? Och, ay, wirklich rückwärts!" Er kicherte und kicherte, bis auch der Captain und Dr. McCoy anfingen zu lachen.

"Och, ay?" wiederholte Hamstilidamst. "Ist das ein Schotte?!"

"Und wenn, ist es ein Frido-Schotte oder ein Lord-Schotte?" fragte Teeblättchen.

"Und wieso lachen die so blöd?" wollte Trampel wissen.

"Nun, meine lieben Offiziere und, öhm, Dingsmannschaft, ich glaube sagen zu können, dass der Zeitpunkt gekommen ist..." begann der Bürgermeister, dann traf ihn eine Dusche und noch eine.

Der Spitzohrige nieste, und so wie die anderen nicht aufhören konnten zu lachen, konnte Lt. Spock nicht aufhören zu niesen.

Bei dem ungeheuren Druck, dem das Schiff während der Fluchtgeschwindigkeit ausgesetzt gewesen war, hatten sich an einigen Stellen Materialdehnungen ergeben. Wäre die gesamte Crew an Bord gewesen, hätte man den Schaden sofort bemerkt und repariert. So aber hatte niemand das Leck in einer Kühlleitung bemerkt. Sie enthielt flüssiges Distickstoffmonoxid, das mit dem Austritt wieder gasförmig wurde und sich durch Luftschächte und Ventilationen im Schiff verbreitete.

Die Menge war nicht so groß, um wie eine Narkose zu wirken, aber groß genug, alle Menschen in einen fröhlichen Zustand zu versetzen. Sie kicherten, lachten, fanden die geringsten Kleinigkeiten äußerst lustig und waren insgesamt erfüllt von unbeschwerter Leichtigkeit. Mit gutem Grund wurde Distickstoffmonoxid auch Lachgas genannt.

Die Wirkung auf den Vulkanier war vollkommen anders. Seine Schleimhäute wurden durch das Gas gereizt, und extreme Teilnahmslosigkeit machte sich in ihm breit. Nach einer gewissen Zeit pendelte sich der Zustand ein, die Menschen unterließen das Lachen, der Vulkanier das Niesen, aber die Stimmung blieb.

Das Gas hatte auf die Hamster keinerlei wie auch immer geartete Wirkung, ihnen kam nur der Verdacht, sie seien in ein Irrenhaus geraten. Mehr oder weniger im Chor erklärten sie, wie sie hergekommen waren, und die drei Menschen grölten vor Lachen. Die Hamster fanden es nicht besonders komisch.

Als Kirk ihnen in lockerem Ton erklärte, wo sie hier waren, glaubten sie kein Wort. Raumschiff aus der Zukunft – was sollte das für ein Quatsch sein!

"Ha!" machte Kirk. "Das ist gar kein Problem, das kann ich euch sofort beweisen. Ihr wollt das doch bewiesen haben, oder wollt ihr das nicht bewiesen haben?"

"Wenn der doch aufhören würde, so einen Schrott zu labern!" stöhnte Goldi. "He, Murksel, kann das stimmen, was der Typ da erzählt?"

"Ja, also, es gibt Raumschiffe", erwiderte Murksel wichtig, und Tuffi fügte schnippisch hinzu:

"Und es gibt Zukunft, schon klar."

"Die Beschleunigung unseres Turbokreisels hat uns offenbar ins Weltall geschleudert."

"Ich will aber nicht im Weltall sein", beklagte sich Hamstilidamst.

"Bestimmt sind wir schon alle tot und wissen das nicht", winselte Dodo.

"Wieso tot?"

Dodo blickte Flecki mit großen, traurigen Augen an und erwiderte: "Weil es im Weltraum doch keine Luft gibt..."

"Ich würde gern wissen, wie so ein Raumschiff funktioniert", stellte der Bauleiter fest und kommentierte das nicht weiter.

"Dem Hamster kann geholfen werden", tönte der Captain. "Wir wollen sowieso runter auf die Erde, und da nehmen wir dich einfach mit, und die anderen können sich hier ein bisschen umsehen. Was haltet ihr davon?"

Ein begeisterter Chor antwortete ihm, nur Spock wurde das Gefühl nicht los, dass an dieser ganzen Szene etwas nicht in Ordnung war. Aber schließlich war es auch nicht so wichtig, und als er sah, dass Captain Kirk einige der Hamster hochhob und sie offenbar zur Brücke bringen wollte, tat er das auch.

Schweigend hatten die Hamster sich umgesehen, während sie durch das Raumschiff getragen wurden. Es sah hier total anders aus als alles, was sie kannten. Vielleicht war dieser Captain Kirk doch nicht ganz so bescheuert, wie sie gedacht hatten. Endgültig überzeugt waren sie aber, als sie auf die Brücke kamen. Da war so etwas wie ein riesiges Fenster, und vor dem Fenster flog rot-blau-gelb geringelter Müll herum, ohne jede Frage ihr Turbokreisel.

"Ach, sind die süß!!" quietschte eine Frauenstimme so dicht an Sasies Ohr, dass sie zurückzuckte. "Och, kann man die streicheln? Sind die aber niedlich."

"Wir wollen nicht gestreichelt werden, wir haben Hunger!" knurrte Goldi und zeigte mit kreisender Pfotenbewegung auf seinen Bauch. Lt. Uhura riss die Augen auf.

"Wow, ihr könnt ja sprechen, ihr Süßen. Hunger habt ihr. Ich hol euch was, ich hol euch was."

"Mann, hier gibt’s Zimmerservice", rief Goldi in die Runde, und alle Hamster nickten begeistert.

Plötzlich wurden sie ganz still. Fähnrich Chekov, der fröhlich von Kamera zu Kamera geschaltet hatte, legte das Bild der Erde auf den Hauptschirm, und das sah wirklich unglaublich toll aus. Das Schweigen hielt so lange vor, bis Uhura mit einer großen Schale Kekse wiederkam, danach war nichts Anderes mehr interessant.

Alle sahen den schmausenden Hamstern zu, und alle fanden die Tierchen putzig und niedlich und eine Menge andere Dinge, die den kleinen Fressern ziemlich auf den Senkel gingen.

"Besatzung, wir sind nun gestärkt", erklärte der Bürgermeister-Commander und stellte sich in Positur. "Wir haben den Schliff verloren – äh, ein Schiff verloren, aber wir haben auch ein Schiff gewonnen. Besetzt eure Posten."

"Was für Posten?" fragte Dodo ängstlich und duckte sich.

"Ich habe euch gesagt, welche Posten ihr habt!" brüllte der Bürgermeister wütend los. "Ihr sollt sie besetzen. Besetzt die Pisten – die Posten, ansonsten... Ich warte auf Vorschläge!"

"Lasst ihn warten", sagte Flecki leise. "Wir sehen uns hier mal um."

Tuffi kletterte zu Fähnrich Chekov, setzte sich auf dessen Konsole und löste den Rotalarm aus. Durch das ganze Schiff ging ein fürchterlicher Heulton, und der Navigator der Enterprise lachte sich schlapp. Tati und Sasie besuchten Uhuras Station und entdeckten, dass es ein tolles Muskeltraining war, auf die Kontrolltasten zu springen, bis sie einrasteten. Als wahrer Gipfelstürmer erwies sich Trampel, der sich zum Arbeitsplatz des Vulkaniers vorgewagt hatte, den Kopf in den Scanner steckte und da steckenblieb.

Captain Kirk hatte sich im Schneidersitz auf den Boden gesetzt und wandte sich grinsend Goldi zu:

"Sag mal, was ist das für ein Gernegroß?"

"Das ist unser Bürgermeister. Manchmal haut er sich die Birne ein, dann spinnt er hinterher."

"Der Bürgermeister!" krähte Dr. McCoy. "Spock, ich entschuldige mich. Als ich Sie zu einem Bürgermeister machen wollte, hatte ich mir so was nicht vorgestellt."

"Keiner stellt sich so was als Bürgermeister vor", grummelte Goldi.

Undeutliches "Eflih, Eflih!"-Geschrei war zu hören, dann war der Vulkanier da und pflückte Trampel aus dem Sichtschlitz des Scanners.

Captain Kirk hatte den Eindruck, die Hamster fühlten sich hier ausgesprochen wohl, und weiter hatte er den Eindruck, dass er nun auf die Erde musste, um die ersten Warp-Experimente misslingen zu lassen. Grinsend reckte Lt. Scott eine Faust in die Luft:

"Ay, Sir, auf nach Schottland!"

"Schottland?!" kam ein zwölffaches Echo, dann plapperten die Hamster so wild durcheinander, dass der Universalübersetzer nichts damit anfangen konnte.

Schließlich räusperte sich der Bürgermeister laut und lange.

"Das Veganische System, verkehrtes Räumkommando – äh – verehrte Raumfahrer, wird uns das Trillirium zur Rettung der Welt liefern. Unser Sinn steht nicht nach Schottland, wo wir dingslose – äh – zahllose Gelegenheiten hatten... Was ich sagen will...“

"Was er sagen will", schob Goldi sich vor, weil sämtliche Offiziere den Bürgermeister nur völlig verständnislos und grinsend anglotzten, "wir waren schon oft in Schottland und würden jetzt gern mal raumschiffen. Ist das für euch okay?"

"Ich will nicht raumschiffen", wandte Hamstilidamst kläglich ein.

"Dann zeigst du eben dem Räumkommando Schottland", sagte Murksel ungeduldig. "Du kennst Schottland schließlich wie deine Westentasche."

"Das war nicht Hamstilidamst, das war der Lord", meldete sich Trampel, der inzwischen auf Fähnrich Chekovs Kopf Platz genommen hatte.

"Aber ich habe schottische Vorfahren!"

"Glaubst du!" zischte Flecki, weil sie das langsam nicht mehr hören konnte.

"Und ich möchte bei diesen süßen kleinen Kerlchen bleiben", meldete Uhura an. "Wer noch?"

"Ich fliege uns zum Mond", verkündete Chekov, und Trampel fiel vor Schreck herunter.

"Nein", keuchte er. "Nicht schon wieder! Beim letzten Versuch hat es Wochen gedauert, bis mein Fell nachgewachsen war!"

"Ihr macht auch Weltraumreisen?" fragte Chekov verblüfft.

Trampel schwieg und Flecki antwortete an seiner Stelle aufgebracht:

"Nur durch Zufall sitzen wir noch alle hier, wenn ich bedenke, dass wir wegen gewisser Schwachköpfe beinahe alle draufgegangen wären..."

"Besatzung, dies ist nicht das Komma – äh – nicht der Punkt... Zeitpunkt, das zu erklären. Lasst uns das Weltall erobern!"

Nur Hamstilidamst blieb eisern. Zum ersten Mal in seinem Leben sollte er eine große und wichtige Aufgabe bekommen, die Führung von Raumfahrern durch Schottland. Das wollte er sich nicht entgehen lassen.

Captain Kirk, Lt. Spock, Lt. Scott und Dr. McCoy machten sich auf den Weg in ihre Quartiere, um sich Kleidung anzuziehen, die für die frühen Jahre des 21. Jahrhunderts angemessen war. Irgendwie fiel niemandem auf, dass der Arzt dabei war, der gar nicht dabei sein sollte.

Sie versammelten sich fröhlich im Transporterraum, und der Chefingenieur, der einige der Hamster plus Fähnrich Chekov mitgebracht hatte, zeigte Murksel, welchen Hebel man bedienen musste, um irgendetwas zu beamen. Der Bauleiter war begeistert und nahm sich vor, das später selbst auszuprobieren. Vergnügt winkend standen vier Offiziere auf der Transporterplattform, Chekov führte Murksel die Pfote, und gleich darauf verschwanden die Menschen und Hamstilidamst in einem hellen Flimmern. Sie waren einfach weg. Flecki und Tuffi, die mit dem Bauleiter hergekommen waren, reckten auf der Konsole, auf der sie saßen, die Köpfe so weit nach vorn, dass sie das Gleichgewicht verloren und auf den Boden purzelten.

Das Schicksal der Enterprise lag in den Händen und Pfoten von elf Hamstern und zwei nicht sehr klar denkenden Flottenoffizieren.

 

 

 

Kapitel 3

 

Die neue Crew der Enterprise

 

"Willst du nicht endlich mal deine blöde Pflanze irgendwo hinlegen?" fauchte Flecki, als sie wieder auf der Brücke waren, und blickte den Bürgermeister böse an.

"Eine ausgezeichnete Idee, Nummer Eins, bringen Sie sie bitte auf die Krankenstation!" kam sofort die Antwort, und Flecki hielt einen zermatschten Topf samt lädierter Pflanze und der dazugehörigen Erde in den Pfoten. Ungläubig starrte sie auf das, was sie da in den Pfoten hielt und versuchte, sich klar vor Augen zu führen, dass sie es hier mit einem kranken Hamster, der unter Schock stand, zu tun hatte. Wäre dem nicht so gewesen, hätte der Bürgermeister-Commander den Müll sofort in seinem Gesicht gehabt.

"Wir haben keine Krankenstation, Bürgermeister!" fauchte Flecki.

"Nicht? Das ist schade. Warum haben wir keine Krankenstation?"

Der Bürgermeister watschelte auf der Brücke hin und her. Sein Blick fiel auf den Sessel des Captains, der durch die Abwesenheit Kirks nun natürlich leer war. Das Grinsen der an Bord verbliebenen Enterprisebesatzung machte ihn nervös, und er trippelte auf Chekov zu, wies mit der Pfote auf ihn und fragte:

"Sie - haben Sie nichts zu tun? Wie ist Ihr voller Name und Dings- äh, Dienstgrad?"

"Nein, Sir, ich habe im Moment, grpfffffffff, nichts zu tun", kam ein Gackern als Antwort, "Navigator Pavel Andrejwitsch Chekov erwartet Ihre Befehle, grgpfffffffff!!"

"Öhm, ja, ein Navigator, sehr schön."

"Was unser selbsternannter Navigator wohl jetzt macht?" fragte Flecki nachdenklich.

"Hoffentlich muss er nicht so schrecklich Hunger leiden wie wir", warf Goldi ein. "Wo ist denn hier die Küche, ich meine, als Koch muss ich doch an meinen Arbeitsplatz, oder?"

"Nimm doch den Replikator, Schatzi", flötete in diesem Moment Lt. Uhura, und elf Hamster blickten sie mit großen, fragenden Knopfaugen an.

"Und wer sind Sie?" meldete sich nun der Bürgermeister, rappelte sich auf, nachdem er über eine Fußleiste gestolpert war, und trat vor die Frau.

"Lieutenant Nyota Uhura, weil du es bist, mein süßes Wollknäuel", antwortete die Enterprise-Offizierin lächelnd und kraulte dem Bürgermeister hinter den Ohren.

"Co-Dings, äh, Commander bin ich sozusagen, wie ich feststellenderweise erwähnen möchte. Deshalb muss ich Sie dahingehend tadeln und weise Sie an, mich nicht mehr Wollknäuel zu nennen. Das, ist eine äh, Untergrabung der Moral und der Disziplin des Schiffes."

"Der Besatzung und nicht des Schiffes", zischte Flecki.

Der Bürgermeister-Commander tippte nervös mit seiner Pfote auf den Boden der Brücke und fuhr fort: "Was machen Sie hier?"

"Ich bin für die Kommunikation zuständig, Commanderchen."

"Genau wie Flecki", warf Goldi ein, "wenn die könnte, würde sie auch den ganzen Tag..."

Es klatschte und Flecki begegnete dem fragenden Blick des Bürgermeister-Commanders mit treuherzigem Augenaufschlag und flötete: "Er ist unglücklich über eine Fußleiste gestolpert..."

"Tja, öhm, das zeigt wieder einmal, dass, wie ich schon mehrfach erwähnt habe, es unumgänglich ist, eine Krankenstation mit geschultem Personal einzurichten. Uhu, können Sie so was?"

"Ich kann dir 'n Pflaster auf deine süße, kleine Pfote kleben, Commanderchen..."

"Ausgezeichnet, Dings, äh, Uhu, dann bist du die Bordärztin. Flecki, übergib ihr bitte unseren vegetarischen Freund vom Beta-Geranien-System!"

Flecki deutete gelangweilt auf den Stuhl des Captains. "Seine sterblichen Überreste habe ich unter den Sessel gelegt."

Lt. Uhura stand auf und wackelte zu dem besagten Stuhl hin, kniete nieder und streichelte die reichlich mitgenommene Pflanze. "Tag, mein Süßer, hast du denn auch einen Namen? Komm mit, mein Kleiner, Nyota bringt dich in das Krankenrevier." Sie zog Ihre Jacke aus und schaufelte Erde, Blumentopfreste und das, was von der Pflanze übriggeblieben war auf die Innenseite der Jacke. Dann rollte sie alles zusammen, klemmte es sich unter den linken Arm und salutierte mit dem rechten. "Bitte um Erlaubnis, mich zur Operation zurückziehen zu dürfen, Sir!"

Der Bürgermeister nickte stumm und verfolgte, wie Lt. Uhura mit wackeligem Schritt zur Tür ging, die Tür sich wie von Geisterhand öffnete, und wieder schloss. Dann war Lt. Uhura samt den sterblichen Resten des Pflanzenaliens verschwunden.

"Öhm, und was machen wir jetzt?" jammerte Dodo. "Ich meine, wie kommen wir wieder nach Hause?"

"Keine Angst", rief Teeblättchen, "wir haben doch einen Navigator, der schafft das schon, oder?"

"Klar!" rief Chekov begeistert.

"Der kennt bestimmt alle Wege", freute sich Trampel.

"Klar!"

"Der bringt uns bestimmt nach Hamsterhausen!" jubelte Tuffi.

"Klar!"

"Seid ihr nicht ganz dicht, oder was? Hamstilidamst ist mit diesen anderen Komikern unterwegs! Den können wir doch nicht im Stich lassen!" tobte Bauleiter Murksel und warf Tuffi einen bösen Blick zu.

"Außerdem, meine lieben Freunde", tönte nun der Bürgermeister, "haben wir eine Mission. Unser Ziel ist der Planet der Moosbiber. Wir müssen Tririllium von dem Planeten der Moosbiber besorgen, damit unser vegetarischer Freund und die gesamte Galaxis überleben kann. Navigator, kannst du uns zu ihrem Planeten bringen?"

"Klar", grinste Fähnrich Chekov, der nach wie vor vom Lachgas benebelt war und überhaupt keine Checkung hatte.

"Dann äh, Dings, äh, Vollgans, äh, Vollgas, öhm..."

"Energie!" flüsterte Murksel dem Bürgermeister-Commander zu, "Energie heißt das!"

"Äh, ja, natürlich: volle Energie, Navi!"

"Klar, Commander!" Chekov grinste, drückte Knöpfe, schob Regler und grinste: "Der Antrieb ist aus!"

"Öhm, wieso ist der Antrieb aus? Dann ist das ja kein An- sondern ein Austrieb! Ja, was machen wir denn da?" Der Bürgermeister blickte verwirrt umher und tippte nervös mit der Pfote auf den Boden. "Wir brauchen einen Maoisten, äh, Maschinisten! Jemand muss den Motor anlassen!"

"Den Warp-Antrieb, meinen Sie, Sir?" lächelte Chekov.

"Genau, irgendein Dings muss den Dings anlassen! Wer versteht etwas von diesem... äh, Antrieb?" Er schaute sich fragend um, doch in dem Kreis der umstehenden Hamster schienen alle mit wichtigen Dinge beschäftigt zu sein. Niemand schien ihn gehört zu haben, alle waren damit beschäftigt, Wände und Böden des Raumschiffs zu bewundern.

"Bauleiter Murksel kennt sich doch mit Maschinen aus..." schlug Tuffi leise vor.

Die Augen des Bauleiters weiteten sich vor Entsetzen, als der Bürgermeister-Commander auf ihn zeigte: "Los, Maschinist, lass den Wal-Antrieb an!"

"Aber ich bin Bauleiter, kein Maschinenantreiber, ich..."

"Das Leben der gesamten Galaxis hängt von uns ab, und du machst hier den Max! Sicherheitsteam, geleitet den Maschinisten zu seinem Arbeitsplatz - öhm, wo ist der eigentlich?"

"Kein Problem", grinste Chekov, "ich zeige euch den Weg."

"Und der Fress-Replikator mit der Küche? Kannst du mir den auch gleich zeigen?" grölte Goldi und rannte hinter dem Fähnrich her, dicht gefolgt von Bauleiter Murksel, der die schimpfende Tuffi und den jammernden Dodo hinter sich her zog.

"Schnauze, habe ich gesagt. Ihr kommt mit, schließlich brauche ich Assistenten, denen ich die Schuld geben kann!" hörte Goldi den Bauleiter schimpfen. Dann schloss sich die automatische Hydrauliktür mit einem leisen Zischen.

“He, du, Strampel!“

“Äh, ich heiße Trampel, Sir!“

“Von mir aus,“ knurrte der Bürgermeister, “lauf mal schnell hinterher und sage ihnen, sie sollen sich beeilen, wir haben schließlich noch einen weiten Weg vor uns!“

Froh, endlich auch einmal einen wichtigen Auftrag zu erhalten, rannte Trampel auf die Tür der Brücke zu, genauso wie es Chekov gerade getan hatte. Leider jedoch war er nicht Chekov, sondern eben ein Hamster und da die automatische Hydrauliktür nun mal nicht auf ein so geringes Gewicht wie das eines Hamsters reagierte, passierte nichts. Das heißt, es passierte schon etwas, nämlich dass Trampel mit einem hässlichen Geräusch von der Tür gestoppt wurde.

“Öhm, was hat das zu bedeuten?“

“Das bedeutet, dass die Tür nicht aufgeht, Sir,“ stöhnte Trampel und rieb sich die schmerzende Nase. Niemand sagte etwas, denn es schien klar zu sein, dass sie nun auf die Rückkehr Chekovs warten mussten, ohne eine Möglichkeit zu haben, die Brücke zu verlassen.

Der Bürgermeister nahm sich insgeheim vor, bei der nächsten Gelegenheit Chekov darauf anzusprechen, dass er es versäumt hatte, sie darauf hinzuweisen. Dann zeigte er auf den riesigen Bildschirm, der für alle gut sichtbar einen großen Teil des vorderen Teils der Brücke ausfüllte, und rief:

"Warum gibt es nichts im Fernsehen? He, Uhu, schalten Sie mal auf Nachrichten! Und warum geht die Tür nicht mehr auf?"

"Die kümmert sich doch um das Alien-Gemüse", stöhnte Flecki genervt. "Außerdem scheint das ein Kontrollbildschirm zu sein."

"Öhm, ja, natürlich. - Trampel, hiermit befördere ich dich zum stellvertretenden Kommunikator."

Trampels Knopfaugen funkelten vor Freude, als er an der Konsole hinaufkletterte und die blinkenden Anzeigen betrachtete. Dann zischte es kurz und Trampel flog jaulend quer durch die Brücke der Enterprise.

"Falschen Knopf erwischt, wie?" rief Dasie mitfühlend und beobachtete mit den anderen Hamstern, wie Trampel sich stöhnend hochrappelte und sein angesengeltes Fell betrachtete.

"Das passiert dem armen Kerl wohl in jedem Buch, wie?" ergänzte Sasie, als sie mit Dasie gemeinsam Trampel wieder zur Konsole schleppten. "So schnell kann sein Fell ja gar nicht nachwachsen."

In der Zwischenzeit erlebte Goldi einige der schwärzesten und entäuschendsten Minuten seines Lebens. Fähnrich Chekov hatte dem Bauleiter den Weg zum Maschinenraum gezeigt, und da er bei der Bedienung des Warpantriebs nicht weiter behilflich sein konnte, war Chekov mit Goldi weiter zur Küche marschiert.

"Das soll eine Küche sein?" keuchte Goldi, und seine großen Knopfaugen zeigten abgrundtiefe Enttäuschung. "Wo ist denn der Kühlschrank - wo ist die Speisekammer, wo sind die Vorräte?"

"Brauchen wir nicht", lächelte der Fähnrich, "wir haben einen Replikator. Alles was wir brauchen, ist die Rohmasse dafür."

"Na also", grinste Goldi hoffnungsvoll, "wo ist 'n die?"

"Na, hier - hinter dieser Luke sind die..." Chekov drehte seinen Kopf zur Seite und hielt sich mit zwei Fingern die Nase zu, "…Äbfälle der letzten Reisen. Die müssen regelmäßig in den Hauptreplikator gekippt werden, und dann kann man auf jedem Deck neue Speisen replizieren lassen. Klasse, wie?"

"Das soll die Zukunft sein?!" schrie Goldi entsetzt. "Müll als Futter? He, Chekov, schnapp dir mal einen Spaten und grabe ein bisschen. Irgendwo hier muss eure Zukunft verbuddelt sein."

Während der Fähnrich grinsend nach dem Sinn dieser Worte suchte, verließ Goldi die Küche und machte sich auf den Weg zum Maschinendeck. Chekov folgte ihm. Es war nicht schwer, den Weg zu finden, denn schon aus weiter Ferne waren Bauleiter Murksels Schmerzenschreie zu hören. Er hatte soeben die Erfahrung gemacht, dass man niemals einen Elektrodenstrahl einschalten sollte, wenn man sich direkt vor der Elektrodenkanone befindet. Dodo und Tuffi halfen dem qualmenden Bauleiter wieder auf die Beine, als Goldi sich interessiert dem Warpantrieb näherte.

"Finger weg!" brüllte Murksel. Goldi betrachtete den Bauleiter und grinste:

"Stimmt, das sollte man Fachleuten überlassen."

"He, Sie", rief Murksel Chekov zu, "wie stellt man diesen verdammten Warpantrieb an?"

Der Fähnrich ging lächelnd zur Konsole und zeigte auf einen großen roten Knopf mit der Aufschrift 'On'.

"Das ist Englisch und bedeutet..."

"Ich weiß, dass das Englisch ist, aber warum sagt mir keiner, dass das kein Hamstisch ist? Auf Hamstisch heißt das nämlich 'No', und wenn da 'No' steht, gehe ich da nicht bei!" unterbrach der Bauleiter den Fähnrich. "Wie auch immer, alle, die hier nichts zu tun haben, verschwinden jetzt ganz schnell, denn jetzt kann es gefährlich werden. Ich werde jetzt diesen Knopf drücken.“

Er näherte sich langsam und vorsichtig der Konsole.

"Tuffi und Dodo, ihr beobachtet ganz genau die Anzeigen, klar? Tuffi? Dodo?"

Als Bauleiter Murksel sich umdrehte, stellte er fest, dass er alleine im Maschinenraum war. Er verfluchte sich selbst, dass er sich so unklar ausgedrückt hatte, was das sofortige Verlassen des Maschinenraums all derer, die hier nichts zu tun hatten, betraf. Dann blickte er sich noch einmal auf dem Maschinendeck um und fühlte sich plötzlich sehr, sehr einsam, als er auf den roten Knopf auf der Konsole drückte. Zunächst passierte nichts, und der Bauleiter atmete erleichtert auf. Dann begann der ganze Raum leicht zu vibrieren, das große, durchsichtige Gebilde, auch Warpspule genannt, begann plötzlich in leuchtendem Blau zu strahlen. Die Beleuchtung der Konsole begann zu flackern, und zu dem Vibrieren des Raumes gesellte sich ein unangenehmer, hoher Ton.

Die Nerven des Bauleiters waren zum Zerreißen gespannt, seine Knopfaugen schwollen an wie zwei kleine Luftballons, er hob seine Pfoten abwehrend in die Luft, stieß einen ängstlichen Schrei aus und rannte zur Tür hinaus. Weg, nur weg von diesem unheimlichen Ort wollte er. Murksel schien über den Korridor der Enterprise zu fliegen, hechte mal links und mal rechts in einen Seitengang, bis er den Lift und die Brücke erreicht hatte. Die Türschwelle stoppte seinen Lauf und er flog kreischend durch die Luft, vorbei an Chekov, der gerade in der Tür stand, direkt vor den Commander-Sessel auf dem der Bürgermeister saß.

"Bericht, Maschinist!"

"Hä, hä, Commander, alles kein Problem. Ein Klacks sozusagen, der Warpantrieb läuft."

Der Bürgermeister-Commander nickte und wandte sich wieder Goldi zu. "Öhm, wo waren wir? Ach ja: stehengeblieben! Also, was heißt das, keine Lust?"

"In der Küche ist nichts los, ich kündige. Ich will dorthin, wo Action ist!"

"Öhm, ja." Der Bürgermeister versank ins Grübeln. Sein Blick fiel auf den riesigen Monitor, auf dem die Erde immer kleiner wurde, und das Schwarz des Weltalls immer mehr zunahm. Bald würden sie in unbekannten Gebieten sein. Sie waren wohl schon seit einiger Zeit in unbekannten Gebieten, aber das Weltall war etwas Anderes. Zwar hatten die Hamster mit der Weltraumforschung in der Vergangenheit ihre ersten Erfahrungen gemacht, doch auch das war etwas Anderes. Dieses hier war etwas völlig Neues, wie der Bürgermeister langsam begriff. Sie würden womöglich Gefahren ausgesetzt sein, die sich überhaupt nicht vorstellen konnten. Sie brauchten Schutz, ja, das war es!

"Goldi", sprach der Bürgermeister-Commander mit gedehnter Stimme, "kraft meiner Dings, äh, ernenne ich dich zum Waffenoffizier. Du wirst im Notfall das Schiff mit Waffengewalt gegen Angriffe verteidigen!"

Im Hintergrund war ein 'Plopp' zu hören. Das war Flecki, die vor Entsetzen umgefallen war. Sasie und Dasie halfen ihr wieder auf die Pfoten.

"Haben Sie ein Problem damit, Erster Offizier?"

"Er wird uns alle in die Luft jagen!"

"Unsinn, Nummer Eins, er ist ein zuverlässiger und umsichtiger Offizier!"

"Zuverlässig ja, wenn es um Katastrophen geht", fauchte Flecki. "Umsichtig wäre übertrieben. Neulich hat ihn die HAMPO erwischt, weil er zu schnell gefahren war. Dann hat der Polizist ihn gefragt, ob er wüsste, dass er zu schnell gefahren sei."

"Und?" hauchte Sasie. "Was hat er geantwortet?"

Flecki warf einen vorwurfsvollen Blick auf Goldi:

"Er hat zu dem Polizisten gesagt: Das kann nicht sein, ich war viel zu langsam. Sonst würden Sie mich ja jetzt nicht fragen können..."

Es krachte kurz, und alle drehten sich zu Fähnrich Chekov um, der vor Lachen vom Stuhl gefallen war.

"Öhm, wir befinden uns jetzt im Orbit. Alle gehen jetzt auf ihre Plätze!"

"Welche Plätze, Bürgermeister?" riefen Sasie und Dasie im Chor.

"Genau, Tati und ich, wir wissen auch nicht, was wir machen sollen", rief Teeblättchen empört.

"Das heißt Sir! Oder Commander!" fauchte der Bürgermeister-Commander und sah sich wütend um. Er stemmte seine kleinen Pfoten in die Hüfte und schaute sich energisch um. "Dizzy-dings, äh, Disziplin ist das, was ich von euch erwarte, meine Hamster. Wir werden jetzt die weiteren Einteilungen der Crew vornehmen."

Er ließ sich locker vom Sessel gleiten, stieß einen gellenden Schrei aus, drehte sich einmal um die eigene Achse und klatschte auf den Boden der Brücke.

"Sir oder Commander, geht es Ihnen gut?" fragte die herbeigeeilte Flecki.

"Öhm, ja, danke, Nummer Eins. So hohe Stühle bin ich einfach nicht gewohnt. Kommen wir also zu Einteilung der Mannschaft..."

Nach einer weiteren Stunde heftigster Diskussionen, die von dem Gegacker des am Boden liegenden Chekovs begleitet wurden, stand die Aufteilung der Crew des Raumschiffes fest:

Flecki: Erster Offizier

Goldi: Waffenoffizier

Murksel: Maschinist, Assistent: Tuffi

Trampel: stellvertretender Kommunikationsoffizier

Dodo, Dasie: Sicherheitsteam

Tati: Wissenschaftsoffizier, Küche

Sasie: Quartiermeisterin

Teeblättchen: Partyorganisation

Lt. Uhura hatte inzwischen wieder die Brücke betreten und teilte dem Bürgermeister-Commander mit, dass der vegetarische Freund in einen Koma-ähnlichen Schlaf gefallen war und in der nächsten Zeit nicht gestört werden sollte. Dann nahm sie an ihrer Nachrichtenkonsole Platz, kraulte den dort wartenden Trampel und erklärte ihm grinsend die verschiedenen Knöpfe und Schalter der Funkanlage.

Seufzend lehnte sich der Bürgermeister-Commander wieder in seinem Sessel zurück, nachdem er beim Hinaufklettern zweimal an dem glatten Polster abgerutscht war.

"Öhm, wer steuert eigentlich?"

Fähnrich Chekov, der sich von seinem Lachanfall gerade wieder erholt hatte und mit auf dem Tisch liegenden Füßen den Monitor betrachtete, stieß ein lautes Gackern aus, kippte mit dem Stuhl um und verschwand.

"Ihr seid klasse, Ihr Hamster! Stoj! Keiner steuert! Niemand! Njet! Goldi und die HAMPO, ha, ha, ha!"

"So kommen wir nirgendwo hin, Commander", schimpfte Flecki und betrachtete angewidert den Fähnrich, der auf dem Boden des Kommandoraumes lag und mit den Fäusten auf den Boden trommelte. "Sie müssen etwas tun, Commander!"

"Tja, öhm, ja, also, was machen wir denn nun, was machen wir denn nun?"

Der Bürgermeister-Commander blickte sich verzweifelt um. Alle versteckten sich, so gut es ging, und so fiel sein Blick auf Dodo.

"He, Dings-Dodo, komm mal her!"

"Ich habe nichts getan, Commander", näherte sich der große Hamster mit einem ängstlichem Gesichtsausdruck.

"Was haben Sie im Moment zu tun, Mann?"

"Nichts", wimmerte Dodo.

"Gut," entgegnete der Bürgermeister-Commander und wies auf Chekov, der mittlerweile wiehernd auf dem Rücken lag und mit seinen Beinen zappelte. "Wir haben sozusagen ein Navigationsproblem, übernehmen Sie die Steuerung!"

Nach einigen Minuten war es Bauleiter Murksel, Goldi, Trampel und Flecki gelungen, den jammernden, sich heftig wehrenden Dodo an die Steuerkonsole zu befördern.

"Und nun? Was soll ich nun..."

"Wenn wir nicht gleich auf Kurs sind, steigst du aus, du Pfeife", brüllte Murksel, dem das Ganze langsam gehörig auf den Pelz ging.

"Aber ich, aber ich... soll ich mal an diesem Hebel ziehen, Chef?"

"Commander heißt das, Navigator Dodo! Wenn Sie noch einmal Chef zu mir sagen, lasse ich sie wegen Dizzy- äh, Disziplinlosigkeit einsperren!"

"Aber was soll ich denn nun machen?" jammerte Dodo.

"Mach irgendetwas", schlug Goldi vor, "aber hör auf, den Teppich vollzuheulen!"

Verzweifelt zog Dodo an dem Hebel. Zunächst schien nichts Ungewöhnliches zu passieren, doch unter lautem 'Oh' und 'Ah' der Hamster zeigte der Monitor nun plötzlich eine Kursänderung an. Zunächst schien es, als wenn sich alle Sterne mit hoher Geschwindigkeit zur Seite bewegten; dann kehrte Ruhe in das Bild ein. Die Sterne, die sich vorher von ihnen wegbewegt hatten, schienen nun auf sie zuzufliegen.

"Klasse, Commanderchen, jetzt fliegen wir richtig herum", lachte Uhura und klatschte begeistert in die Hände, woraufhin Trampel vor Schreck von der Konsole fiel.

“Sie untergraben meine Autorität, Uhu“, fauchte der Bürgermeister und zeigte mit der Pfote auf Lt. Uhura, die in diesem Moment erhebliche Mühe hatte, nicht vor Lachen loszubrüllen, “Sie haben mich mit 'Sir' oder 'Captain' anzureden, oder mit 'Commander' oder 'Sir', oder mit 'Commander' oder 'Captain', verstanden?“

“Völlig klar, Sir,“ kam die gewieherte Antwort, “ich werde mich bessern.“

Misstrauisch blickte der Commander-Bürgermeister sie an, dann schien ihm etwas einzufallen, und er fuhrt fort: “Noch eins: warum können wir nicht durch die Tür gehen?“

“Sir?“ Uhura war kurz davor, wieder loszuprusten.

“Die verdammte hydraulische Tür! Die lässt uns nicht durch!“

“Ach so, die verdammte hydraulische Tür, Commander! Ich werde mich höchstpersönlich darum kümmern, dass diese miese Tür auch Commanderchens und Leichtgewichte durchlässt. Jawohl, Sir!“

Sie salutierte und wandte sich einer Konsole zu, die sich einige Meter entfernt befand. Zufrieden beobachtete der Bürgermeister, wie sie einige Einstellungen vornahm. Dann wandte er sich wieder dem Hauptbildschirm zu und faltete seine kurzen Pfoten über seinem dicken Bauch. Wenige Minuten später war er eingenickt.

"He, dann wäre es wohl Zeit, endlich mal eine Runde Futter zu vertilgen", rief Goldi. "He, Chekov, zeige mir mal, wie das mit dem Replikator funktioniert....."

Die beiden zogen sich für eine Weile zurück, und Goldi hörte genau zu, denn schließlich würde er sich noch eine ganze Weile mit diesem äußerst interessanten Gerät beschäftigen.

 

 

 

Kapitel 4

 

Schottland – Wiedersehen mit Lisa

 

Hamstilidamst hatte sich, als Hamster mit schottischen Vorfahren, auf die Schulter von Lt. Scott gesetzt. Von dort aus hatte er gesehen, wie Bauleiter Murksel, Flecki und Tuffi auf einer Konsole saßen, wie ein Mann dem Bauleiter half, einen Hebel zu bedienen. Dann hatte er sich furchtbar kribbelig gefühlt, so etwas wie ein Schleier war vor seinen Augen gewesen. Als sich sein Blick wieder klärte, blickte er nicht auf seine Freunde und nicht auf eine Konsole, sondern auf eine Menge Bäume.

Die Schulter, auf der er saß, machte eine Bewegung, Lt. Scott reckte sich, atmete tief ein und machte:

"A-a-a-ah! – Wunderbar, die schottische Luft."

"Die richtige Gegend für ein Picknick", nickte Dr. McCoy.

Dann wurde Lt. Spock ohnmächtig. Das vulkanische Hirn war nicht dafür geschaffen, die Denktätigkeit fast völlig einzustellen. Während es das langsame Zuströmen des Gases auf dem Schiff verarbeitet hatte, schaltete es bei dem plötzlichen Wechsel zur frischen Luft Schottlands einfach ab. Grinsend kniete McCoy neben ihm nieder, auch der Captain fand Spocks Reaktion eher komisch, dann schüttelten beide benommen die Köpfe.

Sie blickten einander an, dann weiteten sich ihre Augen. McCoy sollte nicht hier sein. Was war bloß mit ihnen passiert? Der Arzt untersuchte Spock so gründlich, wie es mit seinem medizinischen Scanner möglich war, machte Gegenproben bei allen Anwesenden, und sein Mund wurde schmal.

"Pille?"

"Wir waren Distickstoffmonoxid ausgesetzt. Nicht in Mengen, dass es betäubend war, aber wir sind... Sagen wir mal, etwas unüberlegt gewesen."

"Ich erinnere mich an alles", gab Captain Kirk zu. "Da waren diese Hamster..."

Er blickte zu Lt. Scott, auf dessen Schulter einer dieser Hamster saß. Dann zerrte er das Sprechgerät aus seiner Jeanstasche, wollte es mit dem gewohnten Schwung aufklappen, aber ihm fiel ein, dass es für diese Mission als Handy ausgelegt war. Er drückte die Ruffrequenz für das Schiff – keine Antwort. Jeder von ihnen versuchte es erfolglos.

Inzwischen kam Spock wieder zu sich, erhob sich und blickte leicht gequält in die Runde. Es war ihm hochgradig peinlich, dass unter dem Einfluss des Gases sein Verstand dermaßen versagt hatte. Als er hörte, dass sie die Enterprise nicht erreichen konnten, brauchte er jedoch nur kurz zu überlegen.

"Zwei der Hamster sind auf der Tastatur herumgesprungen. Das könnte eine Kommunikationssperre verursacht haben."

"Das waren Tati und Sasie", erklärte Hamstilidamst, und mehrere verwirrte Blicke richteten sich auf ihn.

"Also...", machte der Captain und holte tief Luft. "Wir erinnern uns tatsächlich an alles, ja? Wir konnten uns wirklich mit den Hamstern verständigen. Du bist..."

"Ich bin Hamstilidamst, und ich führe euch durch Schottland."

"Das – ist sehr nett von dir", erwiderte Kirk mit schiefem Grinsen, denn ob sie durch Schottland geführt wurden oder nicht, war jetzt sein kleinstes Problem.

Bei dem Gedanken, dass Lt. Uhura und Fähnrich Chekov nicht einmal wussten, dass sie unter dem Einfluss von Lachgas standen und überhaupt nicht zu vernünftigem Dienst fähig waren, dass eine Gruppe von wildgewordenen, sprechenden Hamstern sein Schiff unsicher machte... Er merkte, dass sich seine Nackenhaare aufstellten.

Und wenn er einen Blick auf die Landegruppe warf: Alle waren in Jeans und T-Shirts gekleidet, wie es geplant war, aber Dr. McCoy hatte keine Ausweispapiere. Für Kirk, Spock und Scott war Papiere und Geld vorbereitet worden, und vermutlich hatte Pille jetzt ein Problem. Spock, der eigentlich etwas tragen sollte, was man in dieser Zeit Baseballkappe nannte, um seine vulkanisch-spitzen Ohren zu verbergen, trug nichts dergleichen und durfte im Moment überhaupt niemandem begegnen.

Was eine risikolose 3-Tage-Mission hätte werden sollen, schien sich eher problematisch zu entwickeln. So albern es klang, aber bevor man sich der wichtigen Aufgabe widmen konnte, die allerersten Warp-Versuche zu stören, musste eine Kopfbedeckung für den Vulkanier her.

Sie standen auf einer kleinen Lichtung in einem jungen Wald, aber in diesem Moment hörten sie nicht weit von sich das Geräusch eines Motors. Es war zu erwarten, dass in der Richtung eine Straße war, und wenn es eine Straße gab, führte sie sicher nach Ballachulish an der Brücke, ihrem Zielort. Kirk winkte den anderen, ihm zu folgen, und Hamstilidamst, der eine Landschaft noch nie von der Höhe einer Schulter aus gesehen hatte, blickte fröhlich um sich. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sie sein mochten.

Von der Lichtung führte ein Trampelpfad weg, und als sie die schmale Straße erreichten, blickte Kirk nach rechts und links, ob ein Ort zu sehen war oder jemand, der gerade vorbeikam. Der Zufall wollte es, dass eine alte Dame auf dem Fahrrad daherkam. Kirk bedeutete den anderen zurückzubleiben, rief sich den Jargon dieser Zeit in Erinnerung und winkte der Radfahrerin zu.

"Ey, Alte, wo geht’s hier ab, hä?" fragte er.

Die alte Dame trat in die Pedale, warf ihm einen wütenden Blick zu und keifte im Vorbeifahren:

"Frechheit! Was denkt der, wie er mit mir reden kann?! Eingesperrt gehört so was."

Und war weg. Kirk glotzte verdonnert hinterher, wandte sich mit einem belämmerten Gesichtsausdruck zu seinen Offizieren um und erhielt als Antwort Schulterzucken. Lediglich Lt. Spock hob eine Augenbraue und bemerkte:

"Ich hätte angenommen, dass dieser Slang die Sprache ist, die Jugendliche untereinander benutzen, Sir."

"Scheint so. Gehen wir in die Richtung, in die sie gefahren ist."

"Ay", sagte Lt. Scott, "das alles hat zu dieser Zeit sicher etwas anders ausgesehen, aber dies muss Glencoe sein, und wir werden sehr bald Loch Leven erreichen."

"Quatsch!" sagte auf seiner Schulter Hamstilidamst, aber niemand achtete darauf.

Der Hamster wusste wirklich nicht, wo sie waren, aber er war schon im Glencoe gewesen, und dies war es jedenfalls nicht, überhaupt nicht zu vergleichen. Es ging etwas bergauf über die schmale Straße, und Scotty sagte sich, dass es zu dieser Zeit wohl so sein musste oder dass damals eine andere Straße... Er unterbrach seine Gedanken, denn dort stand ein Schild, das sie alle in Gualachulain willkommen hieß.

"Mein Fehler", murmelte Lt. Scott beschämt. "Ich habe das wohl verwechselt."

"Sie haben das verwechselt?!" fuhr Kirk auf. "Haben Sie die leiseste Ahnung..."

"Und du dachtest, ein knappes Dutzend Hamster kommt prima mit dem Schiff zurecht", unterbrach Pille ihn. "Was das angeht, können wir uns alle Vorwürfe machen."

"Okay! Okay... Liegt dies Kaff irgendwo in der Nähe von da, wo wir hin wollen?"

Scotty hatte plötzlich keine Ahnung mehr, wo sie sich befanden, der Hamster wusste ebenfalls nichts zu sagen. Kirk wiederholte grimmig sein "Okay!" winkte Lt. Scott und befahl den anderen, irgendwo im Hintergrund zu warten. Dann mussten sie eben nach dem Weg fragen oder eine Karte kaufen.

Die beiden hatten mehr Glück als sie ahnten. Der Kramladen des Dorfes gehörte der alten Dame, die Kirk angesprochen hatte. Aber sie war mit dem Rad nach Hause gefahren und hatte den Laden ihrem Sohn überlassen, einem freundlichen, hilfsbereiten Mann.

"Ja-a-a-a", sagte er lächelnd. "Sie kommen wohl aus dem Glencoe, was? Da sind Sie wohl falsch abgebogen, was? Da werden Sie wohl wieder zurück müssen, was? Einfach die Straße zurück bis zur Hauptstraße und dann nach links, was?"

"Danke für die Auskunft", erwiderte Scotty, während Kirk sich im Laden umsah.

"Hier, sehen Sie mal, wir suchen doch eine Mütze", sagte er. "Die nehmen wir mit."

"Ay, die wird passen. Echt stark, der Laden, Laddie."

"Oh, besten Dank, das werde ich meiner Ma sagen, was? Zwei Pfund kriege ich dann wohl von Ihnen, was?"

"Zwei Pfund was?" fragte Lt. Scott verdattert zurück.

"Ähm – zwei Pfund...", sagte der Verkäufer verwirrt. "Geld, was?"

"Nicht Euro?"

"In Schottland bezahlen wir wohl immer noch mit Pfund, was? Ich hätte wohl nicht gedacht, dass Sie nicht von hier sind, was? Aber ich rechne es Ihnen wohl um, was? In der nächsten Stadt sollten Sie wohl zu einer Bank gehen und Geld eintauschen, was?"

Kirk lächelte, ohne wirklich zu wissen, wovon die Rede war. Immerhin hatte er für Spock eine schwarze Strickmütze bekommen und für sie alle eine Wegbeschreibung.

Der Captain kehrte dem Ort und dem "wohl" und "was"-Verkäufer dankbar den Rücken. Spock bekam die Mütze, und die Gruppe machte sich auf den Weg. Recht schweigsam, denn der Captain malte sich aus, was inzwischen auf seinem Schiff geschehen mochte. Es gab immer noch keine Verbindung, und es hatte eigentlich keinen Sinn, sich hier verrückt zu machen. Er konnte nichts, aber auch gar nichts tun, sondern nur hoffen, dass Uhura und Chekov wieder normal wurden.

Hinter sich hörten sie ein Auto und wichen zum Straßenrand aus, damit es vorbei konnte. Der Transporter stoppte jedoch, ein wettergegerbter Mann lehnte sich aus dem Fenster und grinste sie freundlich an. Ihm fehlten mindestens vier Zähne.

"Wo wollt ihr denn drauflos? Kann ich euch mitnehmen?"

"Ay, Laddie", gab Scott im gleichen breiten Dialekt zurück. "Meine Freunde und ich, wir wollen nach Ballachulish an der Brücke."

"Hä, zu Fuß?" fragte der Alte und fing an zu kichern. "Ohne Rucksack, ohne Zelt, ohne Schlafsack? Was seid ihr denn für Vögel? Na, kommt, steigt ein. Ich bring euch bis zur Hauptstraße, von da fahre ich in die andere Richtung."

Es mochte sein, dass in dieser Zeit niemand ohne Handy denkbar war, aber ohne ein Fahrzeug war ganz sicher keiner denkbar. Der nette Mann in dem Kramladen schien vorausgesetzt zu haben, dass seine beiden Kunden ein Auto vor der Tür hatten, mit dem sie weiter wollten. Der Weg zur Hauptstraße war ungefähr eine Tageswanderung, wenn man das Wandern einigermaßen gewohnt war.

Sie waren dem Alten mit seinem Transporter mehr als dankbar, denn auf diese Weise waren sie mittags an der Hauptstraße. Er brachte sie zu einem langgestreckten weißen Gebäude und meinte, dort bekämen sie etwas zu essen und wahrscheinlich auch eine Möglichkeit, weiter nach Ballachulish zu kommen. Erst als sie ausgestiegen waren und das Gebäude betrachteten, merkte der Captain, dass der Hamster, der inzwischen auf seine Schulter gewandert war, aufgeregt herumtrippelte und noch aufgeregtere Geräusche von sich gab. Kirk kraulte das Tierchen beruhigend, und Dr. McCoy fragte:

"Was hat er denn?"

"Ach, das ungewohnte Abenteuer..."

"Nein, nein, nein!" fiepte Hamstilidamst. "Hier wohnt Lisa."

"Das Gebäude ist dir bekannt?" fragte Spock überflüssigerweise.

"Ja, ja, hier wohnt Lisa, hier waren wir schon mit Frido und dem Lord. Lisa ist sehr nett. – Gutes Essen", ergänzte er.

Keiner hatte Einwände gegen gutes Essen, und so marschierten sie auf das King’s House Hotel zu. Als sie die Tür öffneten und eintraten, hörten sie es scheppern, und Hamstilidamst sagte entzückt:

"Lisa ist zu Hause."

"Und woher weißt du das?" erkundigte sich Scotty.

"Wenn es scheppert oder poltert, ist Lisa zu Hause."

"Oh!" machte McCoy, und der Chefingenieur fragte grinsend:

"Es gibt sie aber wirklich, oder, mein Kleiner? Sie ist kein Poltergeist?"

Hamstilidamst brauchte nicht zu antworten, denn in diesem Augenblick tauchte Lisa selbst auf, einen Eimer voller Scherben in der Hand. Sie lächelte den Gästen fröhlich zu, stellte den Eimer ab und fragte, was sie für sie tun könne. Dann entdeckte sie Hamstilidamst und fing an zu lachen.

"Sie werden das jetzt merkwürdig finden, aber in letzter Zeit habe ich wirklich häufig mit Hamstern zu tun gehabt, und vorher wusste ich kaum, wie ein Hamster aussieht."

"Vielleicht kennen Sie diesen speziellen Hamster sogar. Ich glaube, er war schon einmal hier", erwiderte der Captain lächelnd.

"Oh! Dann war der mit den anderen und mit – mit Frido hier. Kennen Sie Frido? Er ist ein ganz besonders guter Freund von mir, und seine Freunde sind mir ganz besonders willkommen."

"Wir würden hier gern etwas essen", erklärte Lt. Scott. "Und wenn Sie uns sagen können, ob es eine Möglichkeit gibt, nach Ballachulish an der Brücke zu kommen, wären wir Ihnen sehr dankbar."

"Aber natürlich, bitte setzen Sie sich doch in den Speisesaal, ich werde..."

Lisa war während des Sprechens rückwärts gegangen, stolperte über den Scherbeneimer und lag zwischen den kaputten Geschirrteilen. Aber so etwas war sie gewohnt, stand rasch auf, sammelte die Scherben wieder ein und ging eilig auf die offene Küchentür zu. Dort wurde sie abrupt gebremst, weil sich der Ärmel ihrer Bluse in der Türklinke verfing.

Die Offiziere blickten ihr nach und begannen zu verstehen, was der Hamster gemeint hatte. Wenn es polterte oder schepperte, hieß das in diesem Haus, dass Lisa da war. Es dauerte nicht lange, dann war sie wieder zurück und schaffte es wunderbarerweise, ein Tablett unfallfrei in den Speisesaal zu transportieren. Außer ihr, so sagte sie, war heute niemand da, so dass es eine Weile dauern würde, Essen für vier Personen zu bereiten. Also brachte sie zuerst einmal Käse und Kräcker. Eine Portion davon stellte sie für Hamstilidamst auf den Boden. Er hatte gewusst, dass auf Lisa Verlass war.

Während die Zweibeiner gebackene Bohnen mit Spiegelei und einen Salat aßen, legte sich der Hamster auf seinen Teller und schlief. Der Gedanke, dass er sich hinterher noch Krümel von Kräcker und Käse aus dem Fell putzen konnte, war für die Wahl dieses Schlafplatzes entscheidend gewesen.

Da es sonst im Moment keine Gäste gab, setzte Lisa sich zu den Offizieren. Für sie war sicher, dass Leute, die einen der Hamster mitbrachten, Freunde von ihrem Frido sein mussten. Captain Kirk war geübt, sich aus kritischen Situationen herauszureden, und ihm war schnell klar geworden, dass eine Freundschaft mit jenem Frido ihnen hier sämtliche Türen öffnete.

Viel brauchte er gar nicht zu sagen. Es war Lt. Scott schon die ganze Zeit aufgefallen, dass die Hamster mit Schottland irgendwie Frido und den Lord in Zusammenhang brachten, so dass er nur einmal fragte: "Und der Lord?"

Wie ein Wasserfall sprudelte Lisa hervor, wie sie Frido McClown und Lord McShredder begegnet war, was für ein freundlicher, liebenswerter, hilfsbereiter, gütiger Mensch Frido war, was dagegen der Lord für ein unfreundlicher, unhöflicher, flegelhafter, geiziger Ausbeuter.

Kirk hörte nicht genau zu und ließ seine Gedanken zu seinem Auftrag schweifen. Drei Tage waren vorgesehen, aber wie die Lage inzwischen war, musste er befürchten, dass sie hier für längere Zeit gestrandet waren. Was sollte geschehen, wenn auf der Enterprise nicht alles in den Normalzustand zurückging? Was war, wenn in drei Tagen das Schiff nicht hier war, um sie wieder abzuholen?

Er musste sich immer wieder sagen, dass er nichts weiter unternehmen konnte als in Ballachulish an der Brücke seinen Auftrag zu erfüllen und dann abzuwarten, was geschah.

"Sie sehen so traurig aus", unterbrach Lisa McGyer seine Gedanken.

"Oh! Na ja", fuhr er ertappt auf. "Es ist so... Zwei unserer Freunde sind mit den anderen Hamstern unterwegs, wir haben einander aus den Augen verloren, und ich weiß nicht, wie wir Kontakt zueinander aufnehmen können."

"Warum warten Sie nicht einfach hier?"

"Sie wissen ja nicht, dass wir hier sind", warf Dr. McCoy ein.

"Vielleicht finden sie uns in Ballachulish an der Brücke", meinte Lt. Scott. "Sie wissen, dass wir dorthin müssen."

"Aber natürlich, und ich schwatze Sie hier voll und halte Sie auf!" rief Lisa reumütig. "Wissen Sie was, heute Nachmittag kommt noch ein Lieferant aus Glencoe zu uns, der direkt zurückfährt. Er nimmt Sie ganz bestimmt mit. Und von Glencoe ist es nicht mehr weit nach Ballachulish. Er ist ein Vetter von mir. Er heißt Hercules, aber Sie dürfen darüber nicht lachen."

"Warum sollten wir? Der Name einer griechischen Sagengestalt ist doch nicht lächerlich."

Lisa blickte Spock verdutzt an, denn so hatte sie das noch gar nicht gesehen. Ihr Vetter wurde immer ausgelacht. – Gleich darauf blickten alle Lisa an, denn draußen schepperte es gewaltig, und ganz offensichtlich konnte sie nichts damit zu tun haben.

Hatte sie auch nicht, denn während die Offiziere mit ihr geplaudert hatten, war Hamstilidamst aufgewacht und aus dem Speisesaal in die Küche getrippelt. Dort standen noch die Töpfe und Pfannen für das Essen der Gäste, dazu die Gemüsereste für den Salat. Der Hamster schlug noch einmal zu. Als er den Blick von den Resten eines Salatkopfes hob, entdeckte er auf der anderen Seite des Salates zwei sonderbare Haarbüschel und sprang vor Schreck in die Luft.

Die Haarbüschel gehörten zu zwei Eichhörnchenohren. Das Eichhörnchen hatte den Weg durch das offene Küchenfenster gefunden, um sich den Bauch ebenso vollzuschlagen wie der Hamster. Eichhörnchen ruckte keckernd mit dem Kopf, was der Hamster für eine Kampfansage hielt und die Flucht ergriff.

Für das Eichhörnchen war das die Einladung zu einer fröhlichen Verfolgungsjagd, und sie hatten nicht den Eindruck, dass abstürzende Töpfe und Schüsseln sie aufhalten sollten. Erst als beide in einem Fettfleck auf dem Schrank ausrutschten, auf den Fußboden stürzten und im Fallen eine Schale mit Mintsoße mitrissen, die sich über sie beide ergoss, beendeten sie ihre Jagd.

In dem Augenblick kamen die Zweibeiner herein. Das Eichhörnchen nahm Reißaus, aber Hamstilidamst blieb auf dem Fußboden sitzen, mitten in der Mintsoße. Sie roch widerlich und schmeckte noch widerlicher. Lisa lachte und schimpfte gleichzeitig, fischte den Kleinen aus der Soßepfütze und hielt ihn kurzerhand unter die Wasserleitung. Hamstilidamst strampelte wie wild, spritzte Wasser und Soße herum, aber sie hatte ihn so gefasst, dass er ihr nichts tun konnte. Sie sah hinterher etwas feucht und ziemlich grün gesprenkelt aus.

Nur die Offiziere, die ihre Universalübersetzer aktiviert hatten, verstanden das zeternde Gefiepe des Hamsters und hatten einige Mühe, ernst zu bleiben. Sie hatten nicht erwartet, dass Hamster ausgiebig und wortgewaltig fluchen konnten. Schließlich war die Prozedur jedoch überstanden. Hamstilidamst wurde trockengerubbelt und war sehr empört, dass er jetzt nicht mehr nach sich selber roch. Immerhin stank er aber auch nicht mehr nach dieser grünen Soße, so dass er es Lisa verzeihen konnte.

Inzwischen hatte sich die Haustür geöffnet, ein Mann mit einer schwer beladenen Sackkarre war hereingekommen, blieb in der Halle sehen und rief: "Lisa!" Er war ein spindeldürrer kleiner Kerl mit weißblondem, dünnen Haar und außerordentlich nichtssagenden Gesichtszügen. Bei seiner Geburt hatte seine Mutter gewiss mit einer anderen Entwicklung ihres Sohnes gerechnet, denn dies war Vetter Hercules, den Lisa herzlich begrüßte.

Captain Kirk sammelte den Hamster wieder ein und machte sich bereit, das Essen zu bezahlen. Mittlerweile sprach Lisa mit ihrem Vetter, der mehrmals bedächtig nickte und offenbar bereit war, die Enterprise-Offiziere in seinem Transporter bis Glencoe mitzunehmen.

"Du hast immer noch Euro-Geld, Jim", sagte McCoy, und Lisa wandte rasch den Kopf.

"Das macht nichts, hier halten viele Touristen mit dem verkehrten Geld. Ich rechne das um."

Allerdings begriff sie nicht, warum Leute mit so urschottischen Namen wie Scott, McCoy und Kirk nicht wussten, mit welchem Geld man in Schottland bezahlte. Aber das ging sie nicht wirklich etwas an. Nachdem sie über einen Karton gefallen war, den Vetter Hercules noch nicht weggeräumt hatte, konnte Captain Kirk bezahlen. Die Offiziere gingen hinaus, um zu warten, bis Hercules seine Waren abgeliefert hatten.

Während sie da standen, hielt ein roter PKW, ein Ehepaar mit zwei Kindern stieg aus. Der Vater wirkte genervt, die Mutter nörgelte, dass sie nicht schon wieder ins King’s House Hotel wollte. Der Sohn beschoss seine Schwester mit einer Wasserpistole, und das Mädchen schimpfte ungefähr so kräftig wie Hamstilidamst, wenn er unter einen Wasserhahn gehalten wurde.

Dann verschwand die Familie im Haus, gleich darauf kam Hercules heraus, öffnete die Wagentür, und die Offiziere stiegen ein.

Hercules hatte die Männer reden hören, und er hatte gesehen, dass sie mit Euro bezahlt hatten. Es war immer dasselbe mit den Touristen, sie kapierten einfach nicht, dass das Königreich den Euro nicht wollte. Aber bei diesen konnte er es nicht wirklich kapieren. Der eine sprach wirklich schönstes Schottisch und sollte es besser wissen. Der Lange mit der Mütze sprach feinstes Oxford, wie man es in allen Schulen lernte. Aber die beiden anderen beiden… Die hatten irgendwie einen Tonfall in der Sprache, der zu nichts passte.

Als sie auf der Hauptstraße waren, wandte Hercules halb den Kopf und fragte im Plauderton:

"Sie kommen vom Kontinent?"

Hinten gab es einen kurzen, verwirrten Blickwechsel. Keiner der Offiziere wusste, dass die Briten in dieser Zeit das europäische Festland als "Kontinent" bezeichnet. Also raffte der Captain sich zu einem Grinsen auf und sagte:

"Äh – ja. Der Kontinent heißt Amerika."

"Oh!" machte Hercules verstehend.

So gesehen, war es fast ein Wunder, dass die Jungens überhaupt mit Euro ankamen und wussten, dass es auf der Welt irgendeine Währung außer Dollar gab. Aber den mit dem schottischen Akzent kriegte er trotzdem nicht unter, zumindest nicht in Amerika. – Im Glencoe war Feierabendverkehr, sie kamen nicht allzu schnell vorwärts, aber als sie in den Teil des Glencoe eintauchten, der mit alten Sagen und neuen Touristen verbunden war, seufzte der Schottisch Sprechende selig auf.

"Ay!" sagte er breit. "Das ist Glencoe, wie es leibt und lebt."

Also, der Typ musste Schotte sein… Hercules unterbrach seine Überlegungen, denn hinter ihm entwickelte sich ein Gespräch, nach dem er über so etwas nicht mehr nachdachte, sondern eher über den Geisteszustand seiner Mitfahrer. Gerade hatte der Typ gesagt, dies sei Glencoe, wie es leibt und lebt, da fragte er verwirrt:

"Wie, was leibt? Es leibt und lebt eben."

"Ein alter Ausdruck", sagte der Lange mit der Mütze. "Lebendiger Leib, es existiert bei lebendem Leib."

"Aber sicher leben Berge", sagte einer der anderen nach einem kurzen Augenblick. "Sie wachsen immerzu."

"Meine Güte, wie kann man denn immer an Essen denken?" fragte einer.

"Nicht in dem Sinne", kam wieder die Stimme des Langen. "Sie schieben sich auf."

"Ha, für einen Geologen ist ein Zentimeter im Jahr unheimlich schnell, das ist mal sicher", sagte der Schotte. "Und damit kann man schon rechnen."

"Jahrmillionen." Das war der Lange. "Gewiss. – Ich hatte nicht den Eindruck, dass Desinteresse besteht."

"Ach, geh schlafen", sagte der Schotte, dann war hinten Ruhe.

Hercules war ins Schwitzen geraten. Irgendwie hatte es sich angehört, als bekäme man eine Seite eines Telefongespräches mit, aber keiner von denen telefonierte. Um den Irrsinn komplett zu machen, hatte auch noch dieser Hamster immer dazwischengefiept. Hercules hielt seine Passagiere eindeutig für durchgeknallt.

Es dauerte nicht lange, dann kam wieder die Stimme von Scott, und was er sagte, klang jetzt entschieden normal:

"Da! Da ist Loch Leven, jetzt sind wir bald da!" rief Lt. Scott, und die Offiziere reckten die Hälse, um nach rechts aus dem Fenster zu sehen.

Hercules stierte geradeaus und grummelte. Vor ihnen lag die Baustelle, die schon seit Jahren hier war, und Hercules grummelte über die Regierung und das Straßenbauamt. Inmitten der schönsten Aussicht auf Loch und Berge gerieten sie in einen Stau, und waren überhaupt nicht bald da.

Die Offiziere nickten ein, selbst der Vulkanier tat etwas, was man nur als "dösen" bezeichnen konnte und was ganz unvulkanisch war. Auf Vulkan döste man nicht, man war wach oder schlief. Im beginnenden Sonnenuntergang färbte sich die Landschaft fast orange, und die Zeit rückte heran, in der ein anständiger Hamster so richtig munter wurde.

Hamstilidamst hatte einen Teil der Strecke verpennt, nun öffneten sich seine Augen, er war bereit zu neuen Abenteuern. Wo war Flecki? Wo war Goldi? Keiner war da, er war ganz allein nur mit Menschen – sogar den Bürgermeister hätte er jetzt ertragen.

"Müüü – die sind alle auf dem Raumschiff, und ich wollte da nicht bleiben", fiepte er leise und sehr einsam. "Ich hätte lieber da bleiben sollen, es wird schrecklich langweilig werden. Und ich habe Hunger!"

Trotzdem, sein Schlafplatz war sehr gemütlich. Er blickte hoch – zu einem Gesicht und einem Geräusch. Es war der Schotte, und der Schotte schnarchte leise. Er, Hamstilidamst, Hamster mit schottischen Vorfahren, hatte zum ersten Mal in seinem Leben auf einem schottischen Schoß geschlafen. Das war gar nicht schlecht – und das würde er auch Flecki erzählen. Aber wann würde er Flecki wieder sehen, und wann kam er wieder nach Hamsterhausen, und wann gab es endlich was zu essen?!

Der Wagen fuhr an, es ging ein paar Meter weiter.

"Na du?" sagte Hercules, denn Hamstilidamst war zum ihm nach vorn geklettert, saß auf dem Armaturenbrett und guckte Mitleid erregend. "Mit komischen Typen bist du da unterwegs. – Magst du einen Keks?"

"Eh, soll das ’ne Frage sein?" gab Hamstilidamst zurück, aber da Hercules keinen Universalübersetzer hatte, verstand er das Gefiepe nicht.

Er griff ins Handschuhfach, holte eine Packung Haferplätzchen heraus und stellte sie rasch auf dem Beifahrersitz ab. In die Autoschlange kam wieder Bewegung, irgendwo weit vorne war die Baustellenampel auf Grün gesprungen. Hercules musste aufpassen, dass er dem Wagen vor ihm nicht auffuhr, aber er hatte gesehen, dass der Hamster vom Armaturenbrett verschwunden war.

Als die Ampel, die er nun endlich in Sichtweite hatte, wieder rot wurde, wandte er sich lächelnd um, dann war das Lächeln wieder weg. Die Kekse waren ratzekahl weggefressen, neben der leeren Packung hockte der Hamster und putzte sich fröhlich das Fell.

"Sag mal, was bist du denn für ein Fresssack?"

"Ha!" murmelte Hamstilidamst in sein Fell hinein. "Du solltest mal Goldi erleben." Dann fühlte er sich ergriffen und durch die Luft geschwenkt. "Aufhören!" schrie er. "Ich will sofort runter!"

"Ich wollte dir keineswegs Unbehagen schaffen", sagte Lt. Spock. "Aber es ist nicht richtig, Hercules all seine Kekse wegzuessen."

"Wieso nicht, wenn ich Hunger auf all seine Kekse habe? Und woher weißt du, dass er nicht noch welche versteckt hat? Wer macht denn eine Reise und hat nur ein Paket Kekse dabei? Das ist doch bescheuert."

"Hamsterdenken", erwiderte Spock. "Es gibt Lebewesen, die tagelang ohne Nahrung auskommen. Auch gibt es Lebewesen, die freiwillig fasten…"

"Bekloppte, oder?" erkundigte sich Hamstilidamst interessiert.

"Sprechen Sie mit dem Vieh?" fragte Hercules vom Fahrersitz her.

"Ich bin kein Vieh!" protestierte Hamstilidamst, und Spock sagte:

"Er ist kein Vieh, er ist ein Goldhamster. Unter Vieh rechnet man Rinder, Schafe, Schweine…"

"He, ist ja gut, warum schlafen Sie nicht ein bisschen?"

"Ich bin nicht müde."

"Das ist schade!" gab Hercules bissig zurück.

Die nächste Grünphase war ihre, nun ging es schneller weiter, und sehr bald zeigte ein Schild an, dass der Ort Glencoe nur noch 2 Meilen entfernt war. Sie würden dort übernachten müssen, denn es wäre viel zu spät, um noch weiter nach Ballachulish an der Brücke zu kommen. Spock musterte den Hamster nachdenklich. Wie sollte man den in ein Hotel schmuggeln?

 

 

Kapitel 5

 

Der Replikatorunfall

 

Auf der Brücke der Enterprise erhob sich Chekov vom Boden und wankte auf eine Nische zu, die sich neben mehreren blinkenden Monitoren befand.

"Wodka, dawai![1]"

Wenige Sekunden darauf materialisierte sich aus dem Nichts ein Glas mit heller Flüssigkeit. Chekov leerte es in einem Zug und schüttelte sich.

"Was kannich oi, oi, oich anbiedern?" fragte er mit lallender Stimme und rülpste kurz.

Der Bürgermeister-Commander blickte entsetzt auf den Fähnrich. Trampel und Sasie, die neugierig gefolgt waren, trippelten vorsichtig mehrere Schritte zurück und machten, dass sie in Sicherheit kamen. Dann stieß der Bürgermeister-Commander einen gellenden Schrei aus, drehte sich einmal um die eigene Achse und klatschte auf den Boden der Brücke. Stöhnend erhob er sich und sprach, zu Flecki gewandt: "Nummer Eins, wir sollten bei Gelegenheit eine Treppe oder so etwas an meinem Kommandosessel anbringen." Dann watschelte er auf Chekov zu und sah ihm fest in die Augen.

"Was ist los mit Ihnen, Mann?"

"Da schdaunstu, Commander, wasser Repli-pli-kator a-alles kann, potschemu?[2]" lallte Chekov und torkelte mit dem leeren Glas in der Hand in Richtung Replikator zurück. Auf dem Weg dorthin übersah er eine Konsole. Es krachte kurz und laut, und der Fähnrich lag auf dem Fußboden. In der Hand hielt er das leere Glas fest umkrallt, als er sich langsam wieder erhob.

"A-alles klar, Co-co-dings, nitschewo sstraschnawa![3]" rief er in Richtung des Bürgermeister-Commanders, verlor den Halt und lief stolpernd auf den Replikator zu. Es klatschte unangenehm laut, und Chekov stöhnte kurz auf. Das Glas in seiner Hand war merkwürdigerweise noch heil, und so stellte er es mit einem Grinsen auf die Replikatorplatte und rief: "Da-wa-wai, Wo-wo-wodka!"

"Bitte wiederholen sie Ihren Befehl!" ertönte eine freundliche, weibliche Computerstimme, und sofort herrschte unter den Hamstern Panik auf der Brücke. Alle Tiere, die soeben noch neugierig hinter dem Fähnrich hergelaufen waren, verkrochen sich nun hinter oder unter der nächstbesten Möglichkeit.

"Ich sa-sa-sachte Wod-ka, dawai!" grölte Chekov und zeigte auf sein leeres Glas, das noch immer auf der Platte unter dem Replikator stand.

"Wünschen sie Ihren Salat mit oder ohne Dressing?" kam die freundliche Rückfrage des Computers.

"Was sollich mit 'n Dress, Du blöde Zi-zi-ziege? Ich will 'n Snapps!"

"Bitte wiederholen sie Ihren Befehl!" ertönte erneute die freundliche, weibliche Computerstimme, und Chekov hob drohend die Faust.

"Snapps, oda ich hau' Dir was auffen Pro-prozessor!"

"Wünschen Sie den Schnaps gekühlt oder nicht gekühlt?"

"Egal", lallte der Fähnrich, und endlich füllte sich das Glas mit einer klaren Flüssigkeit. Sasie und Teeblättchen, die sich neugierig genähert hatten, nahmen mit ihren feinen Nasen den scharfen Geruch der Flüssigkeit sofort wahr und flüchteten naserümpfend. Triumphierend drehte sich Chekov um und zeigte mit der linken auf seine rechte Hand. Er öffnete den Mund zum Sprechen, doch er schloss ihn sofort wieder und blickte irritiert auf seine Hand. Dann hellten sich seine Gesichtszüge auf, er drehte sich zum Replikator um und nahm das Glas, das er hatte stehen lassen. Nachdem er sich grinsend umgeblickt hatte, nahm er einen Schluck aus dem Glas, schüttelte sich und lallte: "Der Re-re-re-dings ma-macht alles, was ma-man ihm sacht, Leute."

"Auch Futter?" fragte Goldi hoffnungsvoll und näherte sich dem Gerät, während der Fähnrich sich an einem Pult festhalten musste, um beim zustimmenden Nicken nicht umzufallen. Im Nu war Goldi zum Replikator hinaufgeklettert, stellte sich vor die glänzende Platte, stemmte die kleinen Pfoten in die Seite und grölte: "Futter!"

"Bitte wiederholen sie Ihren Befehl!" ertönte die Computerstimme.

"Sonnenblumenkerne!"

"Bitte wiederholen sie Ihren Befehl!"

"S-o-n-n-e-n-b-l-u-m-e-n-k-e-r-n-e!"

"Leider hat ich Sie nicht verstanden. Bitte wiederholen sie Ihren Befehl!"

"Kekse!"

"Bitte wiederholen sie Ihren Befehl!"

Goldi drehte sich langsam um. In seinen großen Knopfaugen war riesige Enttäuschung zu erkennen. Er starrte auf Fähnrich Chekov, der lachend auf dem Boden lag und richtig Spaß zu haben schien. Sein Glas war umgefallen und ein Fleck der Flüssigkeit war auf dem Fußboden der Brücke deutlich sichtbar und wurde immer größer. Tiefe Ratlosigkeit erfüllte unterdessen den Raum, die nur durch das grölende Lachen des betrunkenen Fähnrichs gestört wurde. Schließlich räusperte sich der Bürgermeister-Commander und kletterte wieder von seinem Sessel herunter. Ihm war soeben klar geworden, dass nun seine Führungsqualitäten, oder wie man es auch immer nennen sollte, gefragt waren. Vorsichtig näherte er sich dem Replikator.

"Lassen Sie mich das mal machen, Waffenoffizier Goldi, offensichtlich besitzen Sie nicht die nötige Autorität!"

Goldi zuckte mit den Schultern und überließ ihm das Schlachtfeld. Der Bürgermeister-Commander stellte sich auf die Replikatorplatte und räusperte sich erneut.

"Dings, äh, Replikator, einmal Essen für mich und meine Mannschaft!"

"Bitte wiederholen sie Ihren Befehl!"

"Ich befehle: Essen!"

"Leider habe ich Sie nicht verstanden. Bitte wiederholen sie Ihren Befehl!"

Der Bürgermeister-Commander schaute den Replikator wütend an, während sein Kopf tiefrot wurde. Es ging um seine Autorität, hier und jetzt! Wenn er sich vor dieser Maschine blamierte, würde seine Mannschaft ihn für einen haltlosen Schwächling halten, dem es nicht einmal gelang, Essen zu besorgen.

"Rep... äh, Republikaner, öhm, ich meinte Replikator - ich befehle dir: repliziere!"

"Bitte wiederholen Sie Ihren Befehl!"

"Wahrscheinlich braucht der Replikator auch einen Universalübersetzer, Schätzchen!" lachte Lieutenant Uhura. "Der versteht doch kein Hamstisch!"

"Uhu, das ist eine ausgezeichnete Idee, bitte veranlassen Sie alles Weitere!"

Lt. Uhura stand auf und ging zu einer der Nachbarkonsolen, öffnete eine Metallluke und zog ein kleines Gerät heraus. Sie nahm es und ging quer über die Brücke zu dem Bürgermeister-Commander, der mit der linken Pfote nervös auf die Platte klopfte. Nachdem sie den Universalübersetzer an dem Replikator befestigt hatte, entfernte sie sich grinsend, während sie beobachtete, wie ein Hamster mit rotem Kopf unter dem Replikator stand und sich regelrecht aufplusterte:

"Öhm, repliziere! Ich befehle es dir!"

"Sind Sie sicher, dass ich Ihren Befehl ausführen soll?" fragte erneut die freundliche Computerstimme.

"Ja, zum Teufel, bin ich", brüllte es von der Platte unter dem Replikator zurück. "Repliziere!"

Inzwischen hatten sich alle Hamster erwartungsvoll vor dem Gerät versammelt und warteten auf das, was sich nun abspielen würde. Ein lautes 'Plopp' war zu hören und unter dem entsetzten Aufschrei der gesamten Crew erschien ein zweiter Bürgermeister-Commander, der "Repliziere!" brüllte. Daraufhin folgte ein nächstes 'Plopp' auf das hin ein weiterer Bürgermeister-Commander auftauchte, der wiederum "Repliziere!" brüllte, woraufhin ein weiteres 'Plopp' das Erscheinen des nächsten Clones ankündigte.

Wie gelähmt verfolgte die gesamte Hamster-Besatzung diesen äußerst ungewöhnlichen Vorgang. Sogar Chekov hatte mit seinem albernen Lachen aufgehört und starrte ungläubig auf das, was sich da abspielte. Lt. Uhura saß entspannt an ihrer Kommunikationskonsole und schaute lächelnd zu, wie ein Hamster nach dem anderen repliziert wurde. Es war Flecki, die als erste die Entsetzlichkeit dieses Vorfalls begriff. "Computer, sofort aufhören!" schrie sie, so laut sie konnte. Mitten in dem Moment, als sich gerade ein neuer Bürgermeister-Commander auf der kleinen Plattform unter dem Replikator materialisierte, stoppte der Kopiervorgang und eine sanfte Stimme ertönte:

"Der Replikationsvorgang wurde abgebrochen."

Allgemeines Aufatmen erfüllte die Brücke der Enterprise, das jedoch im nächsten Moment durch eine grässliche Erkenntnis jäh gestoppt wurde: Der Bürgermeister-Commander war nun in 6 1/2-facher Ausführung vorhanden! Auf der einen Seite standen die Hamster, die entsetzt auf die Replikator-Plattform starrten, etwas weiter hinten saß Lt. Uhura an ihrer Konsole und schien sich an dem Anblick nicht weiter zu stören. Fähnrich Pavel Chekov jedoch war das Lachen gründlich vergangen, er zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Gruppe der Bürgermeister-Commander und stammelte leise 'njet - njebosmochno’ was soviel wie 'nein, das ist doch unmöglich’ bedeutete. Er rieb sich die Augen, schloss sie und öffnete sie wieder. Nein, es war kein böser Traum! Chekov wankte, hielt sich am nächst besten Pult fest und keuchte: "Fä-Fä-Fähnrisch Chekov bittet um Er-lau-lau-laubnisch, sich ssurückschiehen schu dürfen!"

Die 6 1/2 Bürgermeister-Commander wandten sich ihm zu: "Ist Ihnen nicht gut, Mann?" erscholl es im Chor.

"Njet, i-isch schehe Gespenschter... nie wieder Allulol!" keuchte der Fähnrich, torkelte zur Tür der Brücke die sich zischend öffnete, rief ein letztes Mal “Do swidanija[4]“ und verschwand. Ein lautes Poltern ließ darauf schließen, dass er in die Rückwand des Turbolifts geknallt war.

Goldi hatte sich inzwischen als erster ein wenig gefasst und näherte sich der Bürgermeister-Commander-Truppe. Interessiert betrachtete er den abgebrochenen Replikationsversuch, nämlich einen halben Bürgermeister-Commander, dem die obere Hälfte einschließlich Kopf fehlte.

"Weißt du was?" grinste Goldi. "Mein Arsch und dein Gesicht könnten Freunde werden!"

"Du bist mal wieder unmöglich, Goldi", schimpfte Flecki, "wir haben so ein fettes Problem, und du machst auch noch Witze darüber!"

"Wir haben nicht ein fettes Problem", grinste Goldi spitzbübisch, "wir haben 6 1/2 fette Probleme."

"Öhm", meldete sich nun einer der Bürgermeister-Commander und klopfte nervös mit seiner linken Pfote auf dem Boden. "Öhm, sicherlich haben Sie, meine lieben Besatzungsmitglieder schon gemerkt, dass es zur Zeit gewisse, äh, Störungen...", begann er, doch wurde sofort von seinen Ebenbildern unterbrochen.

"Mein verehrter Herr Kollege, wenn ich zusammenfassend einmal erwähnen dürfte, dass diese Dings-Situation ein gewisses Dings, äh, Maß an Entschlossenheit..."

"Nicht nur Dings- äh, Entschlossenheit, sondern auch Dings, äh, wie ich bereits eingangs, äh, betonen wollte..."

"Diese Dingslage, und darauf muss ich eindingsend hinweisen, ist..."

Es war eine schreckliche Situation für die Hamster aus Hamsterhausen. Ein Bürgermeister war ja schon schwer zu ertragen, aber nun standen 6 1/2 Bürgermeister und diskutierten lautstark miteinander, wobei der halbe Bürgermeister sich auf das nervöse Tippen mit seiner rechten Pfote auf dem Boden beschränkte.

"Leute, das mache ich nicht lange mit", stammelte Bauleiter Murksel. "Wir sprengen das Raumschiff in die Luft, und das war es dann."

"Gute Idee", grölte Goldi, "ich suche schon mal was zum Knallen! Wo ist die Waffenkammer?"

"Das wäre keine gute Idee, mein kleines, wildes Wollknäuel", warf Lt. Uhura ein, "wir wollen doch unser schönes Raumschiff nicht kaputt machen."

"Aber dann wären wir die ganzen Labersäcke doch los!"

"Aber deswegen darf man doch nicht alles in die Luft sprengen, du böser, böser Hamster!"

Sie kraulte Goldi hinter den Ohren und stand auf. Es war eindeutig, dass sie immer noch gewaltig unter dem Einfluss des Lachgases litt, doch als verantwortungsvolle Offizierin unter Captain Kirk war ihr doch klar, dass die Sicherheit des Schiffes höchste Priorität besaß. Eine Selbstzerstörung des Schiffes kam unter den gegeben Umständen nicht in Betracht. Hinzu kam eine gewisse Sorge um ihren Mannschaftskameraden Chekov, über dessen Verbleib und Aufenthaltsort in diesem Moment keiner so recht Bescheid wusste. Lt. Uhura wankte zum Replikator und betrachtete lächelnd die 6 1/2 Bürgermeister-Commander, die sich in einer lebhaften Diskussion befanden. Hinter ihr standen die restlichen Bewohner Hamsterhausens, die mit großen Knopfaugen hoffnungsvoll verfolgten, ob Uhura eine Lösung für diese Dilemma fand.

"Wollt ihr nicht endlich von der Replikator-Plattform herunterkommen, meine kleinen Puschelchens? Wie leicht könnte noch ein Unglück passieren, und wir hätten den gleichen Ärger wie mit den Tribbles!"

"Den Tribbles?" fragte Dodo mit weit aufgerissenen Augen, und Tuffi rief: "Was ist das?"

"Wir waren einmal auf einem Einsatz bei Raumstation K7", lächelte Lt. Uhura verschmitzt. "Wir trafen dort unter anderem einen Händler. Der hatte einen Tribble dabei, und ich habe ihm dieses süße Wollknäuel abgekauft, so richtig puschelig war es und ein wenig flach. Es quiekte so niedlich und ich musste es einfach nehmen. Zwar habe ich nie rausgekriegt, wo der Kopf bei dem Tierchen war, aber eines haben wir schnell bemerkt: So ein Tribble kann sich ganz alleine vermehren und zwar sehr, sehr schnell, da kommt ihr Hamster nicht mit. Es dauerte nicht lange, und das ganze Schiff war voller süßer, quiekender Tribbles."

Lt. Uhura unterbrach ihre Erzählung und hielt sich an einem Tisch fest, während sie sich vor Lachen bog.

"Und dann", gackerte sie, "dann kam der Captain von K7 zurück und hat voll die Krise gekriegt. Erst war er ja noch ganz gefasst, aber als er sich auf seinen Kommandosessel niederlassen wollte und es laut quiekte, sprang er schnell wieder hoch und fing an zu toben.“ Sie unterbrach sich für einen Moment und konnte sich ihr Lachen kaum verkneifen. “Als dann,“ gackerte sie, während sie sich immer noch am Tisch festhielt, “ein Tribble in seinem Kaffeebecher saß, war es mit seiner Beherrschung vorbei. Er hat dann, ich meine, wir haben dann...“

"Ihr habt dann das Raumschiff in die Luft gesprengt?" fragte Goldi hoffnungsvoll.

"Aber nein, du kleiner Schlingel! Das würde Captain Kirk niemals zulassen. Nein, er hat... hi, hi, er hat die Tribbles auf ein Klingonenschiff gebeamt, ha, ha, ha! Klingonen können Tribbles nicht ab!"

Während Lt. Uhura von einem erneuten Lachanfall geschüttelt wurde, standen die Hamster mit fragenden Gesichtern um sie herum. Was waren denn nun schon wieder Klingonen? Und was war mit 'gebeamt' gemeint? Das Weltall war schon sonderbar...

Nachdem sie sich von ihrem minutenlangen Lachanfall ein wenig erholt hatte, blickte Lt. Uhura in die Gesichter von 16 ratlosen Hamstern.

"Och, ihr Armen, ihr wisst bestimmt nicht, was Klingonen sind?"

"Und was gebeamt bedeutet", ergänzte Teeblättchen leise.

"Klingonen sind eine gefährliche Rasse, sie sind sehr kriegerisch. Sie sehen fast aus wie Gorillas, aber immerhin können sie sprechen. Unser Captain hat schon jede Menge Ärger mit ihnen gehabt und sie mit ihm.“ Sie lachte erneut und fuhr fort. "Das Beamen brauchen wir, um Sachen oder Lebewesen von einem Ort zum anderen zu transportieren."

"Ein alter Hut", rief Goldi, "wir nehmen Fahrzeuge dazu."

"Aber wir machen das ohne Fahrzeuge oder Transportmittel. Wir können uns in Sekundenschnelle über Tausende von Kilometern von einem Punkt zum anderen bewegen, ohne uns selbst zu bewegen."

"Trampel ist auch mal 100 Meter weit von einem Ort zum anderen geflogen, ohne sich zu bewegen", gab Murksel zu bedenken.

Uhura lachte. "Wir beamen über Strecken von 40.000 Kilometern, unser Notfalltransporter schafft immerhin 15.000. Wir brauchen dazu einen ringförmigen Eindämmungsstrahl sowie Phasentransitspulen."

"Und das funktioniert?" hauchte Tuffi.

"Die Tribbles jedenfalls landeten auf dem Klingonenkreuzer, und wir hatten unsere Ruhe. Für die Klingonen fingen die Probleme allerdings erst an. Seitdem sind sie sauer auf unseren Captain."

"Dieser Captain Dingsda, wo steckt der eigentlich? Warum ist er nicht an Bord und tut seinen Job?" fragte einer der Bürgermeister-Commander und machte ein wichtiges Gesicht, während er mit der rechten Pfote ungeduldig auf den Boden tippte. "In Krisen wie diesen ist es, öhm, unabdingbar und wichtig, dass jeder Dings an seinem Platz ist!"

"Dieser Kirk ist doch in Schottland geblieben", motzte Flecki den Bürgermeister-Commander empört an, "das weißt du doch!"

"Öhm, ja, äh, selbstverständlich weiß ich das, hö hö. Wie ich eben schon erwähnt zu haben meinte, geht es um die Dizzi-dings-plin. Wir können es uns in einem Uni- äh, -versum nicht leisten, auf die gefährlichen, kriegerischen Tribbles oder die puscheligen Klingonen zu dingsen, äh, stoßen. Womöglich fressen die unser Futter auf!"

"Nun, mein verehrter Kollege, wir haben doch gehört, dass sozusagen diese Dinger nicht miteinander können, also immer schön ruhig Fell, äh, Blut!" meldete sich der nächste Bürgermeister-Commander mit wissender Mine.

"Wie ich schon immer gesagt habe, werte Kollegen", mischte sich nun der nächste Bürgermeister-Commander ein, "ist die oberste Hamsterregel: Immer schön ruhig dingsen, äh, bleiben..."

"Ohne Ihnen vorweggreifen zu wollen, verehrter Kollege, wir sollten uns auf einen Angriff vorbereiten", tönte nun ein anderer Bürgermeister-Commander. "Ich schlage die Bildung einer Kommunion, äh, Kommission vor, die gewissermaßen in Unterausschüssen durch exakte Zielvorgaben..."

"Ich drehe hier gleich ab!" brüllte Bauleiter Murksel. "Ihr Clowns seid nicht mehr zu ertragen! Wer ist hier nun der echte Bürgermeister-Commander?"

Sofort flogen sechs Pfoten in die Luft, während der Bürgermeister-Commander Nr. 1/2 umfiel, nachdem er versucht hatte, eine seiner beiden Pfoten in die Luft zu strecken, um sich ebenfalls zu melden.

"Schön", grunzte Murksel, "damit haben wir nur noch sechs Komiker, und was nun?"

"Sag mal Uhura", flüsterte Flecki dem Lieutenant zu, "kann man die replizierten Dinger auch verschwinden lassen?"

"Nur mit einem Antimaterie-Strahl, Baby", flötete Lt. Uhura, "aber das ist verdammt gefährlich. Wenn man den Strahl nämlich auf alle richtet, löst sich auch das Original auf, und wutsch - sind alle süßen Hamster weg."

"Dann könnte man damit ja auch das Original gleich mit verschwinden lassen!" rief Goldi begeistert und fingerte an einem der vielen Steuerpulte herum, die sich unter den Wandmonitoren befanden.

"Goldi", fauchte Flecki "du bist wirklich einzigartig. Jedenfalls hofft das ganz Hamsterhausen. Und höre endlich mit dem Herumfummeln an den Schaltern auf!"

"Erster Offizier", rief in diesem Moment einer der Bürgermeister-Commander, "haben Sie nichts zu tun? Statusbericht!"

"Das, öhm, wollte ich auch gerade erwähnen..." fügte der nächste Bürgermeister-Commander hinzu.

"Da kann ich mich meinen Vorrednern nur nachdrücklich, äh, andingsen, äh, anschließen," mischte sich der nächste ein.

"Auch ich," meldete sich nun Bürgermeister-Commander Nr. 4, "komme sozusagen gewissermaßen nicht umhin, den Ersten Offizier zu einem Lagebericht aufzufordern, also?“

Bevor der nächste Bürgermeister-Commander seinen Senf dazugeben konnte, knurrte Flecki mit funkelnden Augen: "Wir sind nach wie vor im Weltall und haben Kurs auf das Veganische System aufgenommen."

"Ankunftszeit?"

"Ja, öhm, wann sind wir da?"

"Auch ich komme nicht umhin..."

"Keine Ahnung", kreischte Flecki und unterbrach die Bürgermeister-Commander, "woher soll ich das wissen? Bin ich Navigator oder was?"

"Tja, öhm, wer navigiert denn, wer navigiert denn bloß?" fragte verwundert Bürgermeister-Commander Nr. 5, der froh war, auch endlich zu Wort zu kommen und dessen Frage sofort vom Bürgermeister-Commander Nr. 6 aufgenommen wurde. "Um nicht zu sagen, wie ich betonen möchte, sollte diese Frage tatsächlich an den Navigator gerichtet werden, öhm, aber an wen?"

"Wo ist dieser Scheck-Dings geblieben, Uhu?" fragte nun Bürgermeister-Commander Nr. 2 und tippte aufgeregt mit der linken Pfote auf den Boden.

"Der liegt besoffen in seiner Koje, Schätzchen", grinste Lt. Uhura.

"Nun, ich plärre, äh, plädiere, eine Krisensitzung einzuberufen", bölkte in diesem Moment Bürgermeister-Commander Nr. 3, "denn besonnene Zeiten, äh, besondere Weiten, äh, Sonne beim Reiten...."

"Was mein Vorredner sagen will", tönte nun der nächste, "ist, dass wir sozusagen einen Ersatzmann brauchen, der..."

"Aber wir haben doch einen...", warf Tuffi erstaunt ein.

"Ja, genau, äh, Dings, äh Dodo gewissermaßen", stellte Bürgermeister-Commander Nr. 2 fest, "der..."

"Also, Navi-Dodo", wurde er sogleich von Bürgermeister-Commander Nr. 1 unterbrochen, "wir warten!"

Alle Augen waren nun auf Dodo gerichtet, der sich verzweifelt unter einem Pult zu verstecken versuchte. Leider hatte Goldi sein Manöver jedoch rechtzeitig durchschaut und beförderte ihn mit einem Tritt zurück. Eine weitere Flucht erschien sinnlos, und so stand Dodo vor den 6 1/2 wartenden Bürgermeister-Commandern, die alle mit einer ihrer Pfoten auf den Fußboden tippten und ihn ungeduldig anblickten.

"Ich habe nichts getan", jammerte Dodo, "dieser Chekov hat alles eingestellt. Ich weiß von nichts! Ich will nach Hause!"

"Dieser Dodo ist so ein Weichei, der ist sogar zu feige, sich selbst zu beißen", flüsterte Goldi grinsend Flecki zu, die verzweifelt mit den Augen rollte und auf Dodo zuging und versuchte, ihn zu beruhigen.

"Du brauchst doch bloß die Instrumente anzugucken und vorzulesen", schlug sie Dodo vor, der mit zitternden Barthaaren unter dem Navigatorpult saß und weiterhin mit großen Knopfaugen nach einem Fluchtweg schielte.

Wimmernd kroch Dodo auf das Pult und setzte sich umständlich vor den kleinen Monitor, auf dem die Flugdaten zu sehen waren. Es sah nicht so aus, als würde er nur annähernd begreifen, was all die Zahlen und Linien zu bedeuten hatten. Ängstlich blickte er abwechselnd auf die wartende Menge und auf den Monitor.

"Nun mal los, Navigator", schnaufte einer der Bürgermeister-Commander, "Höhe und Position!"

Ängstlich schaute Dodo vom Tisch herab. "Also, ich bin 21 cm und sitze vor einem Monitor."

"Da wir gerade beim Witzemachen sind", grölte Goldi plötzlich, "was macht eine Frau im Weltall?"

Flecki betrachtete ihn scharf von der Seite.

"Putzen!" keckerte Goldi und hielt sich den Bauch vor Lachen.

Es klatschte kurz und laut und Goldi lag benommen auf dem Fußboden.

"Was ist passiert, Erster Offizier?" kam es aus der Richtung der Gruppe der Bürgermeister-Commander.

"Er hat eine verdächtige Bewegung gemacht", entgegnete Flecki treuherzig, "und da habe ich ihn für einen Klingonen gehalten. Man kann ja nicht vorsichtig genug sein."

"Jetzt weiß ich, wo wir sind!" rief in diesem Moment Dodo. Sofort waren wieder alle Blicke auf ihn gerichtet. Erwartungsvolle Spannung hin in der Luft, und es herrschte nach langer, langer Zeit völlige Ruhe auf der Brücke. Unsicher lächelte Dodo in die Runde, dann zeigte er mit seiner Pfote auf eine Stelle auf dem Monitor und sprach: "Wir sind hier - genau hier - wo dieser blinkende Punkt ist!"

Alle Augen waren nun auf Dodo gerichtet, der unsicher auf den Monitor schaute und nicht aufzublicken wagte. Die Bürgermeister-Commander tippten wie immer nervös mit ihren Pfoten auf dem Boden herum, während sich Goldi inzwischen wieder aufgerappelt hatte und wütende Blicke Richtung Flecki schleuderte. Lt. Uhura summte leise vor sich hin, was einen der Bürgermeister-Commander zu der Frage veranlasste: "He, Sie, Uhu! Was haben Sie uns mitzuteilen?"

"Interessantes, mein Puschelchen. Ich empfange entfernte Signale."

"Signale? Woher? Von wem?"

Uhura zuckte mit den Schultern und grinste breit: "Keine Ahnung, Commanderchen, aber der blinkende Punkt, den dieser süße, flauschige Kugelpuschel da gesehen hat, das ist bestimmt nicht unser Schiff."

"Öhm, wie- äh -so?"

"Weil das wohl ein anderes Schiff ist und weil die Signale wohl daher kommen."

"Ja, öhm, äh, ja was bedeutet das denn?"

"Mal überlegen", entgegnete Uhura und hatte erhebliche Mühe, vor Lachen nicht von ihrem Stuhl zu fallen. "Also da sehen wir auf dem Schirm, dass da ein fremdes Schiff ist, und dann hören wir auf einmal fremde Signale. Vielleicht könnte das bedeuten..."

"Dass da ein anderes Schiff in der Nähe ist!" riefen die Bürgermeister-Commander fast gleichzeitig.

"Clever", grinste Lt. Uhura, "wirklich clever. Einer cleverer als der andere, ha, ha."

Während sich die Kommunikationsoffizierin vor Lachen schüttelte, verbreitete sich unter den Hamstern Panik. Ein fremdes Schiff war da draußen! So ein Fall war in der Hamstischen Geschichte noch nie vorgekommen. Das war auch nicht weiter verwunderlich, denn schließlich steckte die Hamstische Raumfahrt ja noch in ihren Kinderschuhen, oder genauer gesagt: eine Hamstische Raumfahrt war nie geplant gewesen. Kein Hamster war also verpflichtet, sich mit irgendwelchen fremden Raumschiffen zu beschäftigen.

"Soll ich schon mal die Waffen scharfmachen?" ertönte Goldis Stimme. "Dann knallen wir denen so was von auf die außerhamstische Fresse..."

"Vielleicht sollten wir erst mal herausfinden, ob sie uns überhaupt feindlich gesonnen sind", warf Bauleiter Murksel richtigerweise ein.

"Ja, aber dann...", rief Goldi hoffnungsvoll.

"Wann werden wir auf das fremde Schiff treffen?" ertönte es aus der Bürgermeister-Commander Gruppe.

Dodo blickte ängstlich auf den Monitor und schüttelte unsicher den Kopf.

"Keine Ahnung."

"Wie schnell kommt es näher?"

"Keine Ahnung."

"Aus welcher Richtung kommt es?"

Diesmal kam keine vertraute Antwort, sondern nur ein trauriges Kopfschütteln und ein verzweifeltes Schluchzen vom Ersatz-Navigator.

"Mann, reißen sie sich zusammen!" brüllte einer der Bürgermeister-Commander, während die anderen schimpfend danebenstanden.

"Das kommt drauf an", rettete Lt. Uhura den restlos fertigen Ersatz-Navigator, "mindestens ein paar Stunden, längstens ein paar Tage. Außerdem kann es sein, dass sie uns überhaupt nicht bemerken."

In diesem Moment ertönte ein verlegenes "Oh, oh" aus Goldis Richtung und der riesige Hauptmonitor schien von einem Feuerball erfüllt zu sein, der langsam kleiner wurde.

"Glückwunsch, Schätzchen", lächelte Uhura, "jetzt werden sie uns bestimmt bemerken!"

"W-was war das?" stammelte Bauleiter Murksel und blickte erschrocken zu Goldi, der auf der Waffenkonsole saß und verlegen lächelte.

"Ein Torpedo", erklärte Lt. Uhura, "allerdings kann der auf diese Entfernung keinen Schaden anrichten."

"Du Riesenidiot!" fauchte Flecki. "Rumfummeln an den Knöppen und fressen, das ist alles was er kann!"

"Waffenoffizier", ertönte es nun aus der Bürgermeister-Commander-Ecke, "warum haben Sie geschossen?"

"Ich habe eine verdächtige Bewegung gesichtet, man kann ja nicht vorsichtig genug sein..."

"Sehr gut, sehr gut", tönte nun Bürgermeister-Commander Nr. 3, "wie ich schon immer zu sagen dingste, ein Hamster kann nicht vorsichtig genug sein."

"Vielleicht hätten wir sozusagen erst mal Kontakt aufnehmen sollen...", gab der neben ihm stehende Bürgermeister-Commander zu bedenken.

"Ach was", grölte nun überflüssigerweise Bürgermeister-Commander Nr. 5, "immer raufhauen und gut. Fragen können wir später."

"Wenn ich meine Vorredner einmal darauf hinweisen dürfte, so ist es durchaus möglich, dass diese Aliens es als gewissermaßen Begrüßung ansehen könnten..."

"Wir warten ab, ob sie zurückfeuern, dann dingsen wir zurück!" unterbrach Bürgermeister-Commander Nr. 6 die Worte von Bürgermeister-Commander Nr. 3.

Die Bürgermeister-Commander schrieen nun laut durcheinander; jeder versuchte, seinen Standpunkt zur allgemeinen Lage darzulegen. Es war eine peinliche Situation. Auf der einen Seite der Brücke standen 6 Hamster, die mit den Hinterpfoten auf den Boden tippten und die Vorderpfoten gestikulierend in die Luft streckten und ein halber, der aufgeregt hin- und herrannte, und wenn er mal stehen blieb, ebenfalls mit einer Pfote auf den Boden tippte. Zur anderen Seite der Brücke standen 8 ratlose Hamster, zu denen sich in diesem Moment Dodo gesellte, da er nicht mehr alleine vor dem unheimlichen Monitor der Steuerkonsole sitzen mochte, auf dem sich Aliens näherten.

"Klasse gemacht," zischte Flecki Goldi an, den es ebenfalls nicht mehr am seinem Platz gehalten hatte.

"Ich kriege hier gleich so was von zu viel, das glaubt ihr nicht", knurrte Bauleiter Murksel.

"Vielleicht können wir ja mal eine Bürgermeister-Wahl machen, Chef", rief Tuffi hoffnungsvoll.

Murksel warf dem kleinen Reparaturhamster einem vernichtenden Blick zu und knurrte: "Und vorher hören wir uns tagelang Wahlkampfreden von diesen Clowns an, wie?"

"Lieutenant Uhura", rief nun Flecki, "wo ist dieser Antimaterie-Strahl, von dem du erzählt hast?"

"Im Maschinenraum, Schätzchen. Wenn man die Abschirmung der Warpspule öffnet und sich neben die Spule stellt, wird man in Atome aufgelöst, puff!"

"Gut", erwiderte Flecki mit einem teuflischen Grinsen, "dann finden die Wahlkampfreden eben dort statt."

Entsetzt starrten ihre Hamsterfreunde sie an und sogar Lt. Uhura unterbrach ihr Lächeln.

"Gute Idee", unterbrach Goldi das Schweigen, "aber wollen wir gleich alle auflösen?"

"Das können wir nicht machten", keuchte der Bauleiter, "dann erwischen wir auch den echten Bürgermeister!"

"Genau", rief Tuffi, "wir müssen erst wissen, wer der echte Bürgermeister ist!"

"Das weiß ich schon lange", entgegnete Flecki. "Mir ist da nämlich etwas aufgefallen."

 

 

Kapitel 6

 

Im Hotel – Überraschendes Wiedersehen

 

Lisas Vetter Hercules dachte gerade nicht darüber nach, wie man einen Hamster in ein Hotel schmuggeln sollte, aber er fuhr durch den Ort Glencoe hindurch und weiter am Loch Leven entlang.

"Laddie, sollten wir da nicht ausgestiegen sein?" fragte Lt. Scott – die Offiziere waren inzwischen alle wieder wach.

"Ay, aber ich bringe euch die paar Meilen bis Ballachulish, das macht jetzt auch nichts mehr", erwiderte Hercules.

"Das ist aber wirklich sehr freundlich von Ihnen", sagte Kirk dankbar, und Hercules kicherte.

"Kirk heißen Sie, aber Schotte sind Sie nicht. Laddie, Sie sind in Schottland, wir sind nette Leute."

"Das stimmt", nickte Dr. McCoy. "Haben wir schon den ganzen Tag gemerkt. – Wissen Sie da ein Hotel, wo wir wohnen können?"

"Klar", gab Hercules zurück, und mehr hatte er dazu nicht zu sagen.

Die Straße führte am See entlang, die Aussicht war atemberauend, und Lt. Scott wartete auf Ballachulish an der Brücke. Aber der Ort kam nicht, zumindest nichts, was wie das Ballachulish aussah, das Scotty kannte. Als Hercules aber verlangsamte und hielt, klappte dem Chefingenieur der Enterprise die Kinnlade runter.

"D-das ist das Hotel!" stieß er hervor, und Hercules wandte sich um.

"Ay, Laddie, das ist das Hotel. Ich liefere hier auch Ware an und kenne den Chef. Mal sehen, ob wir für euch Zimmer kriegen. Ich komme mit rein. – Und seht zu, dass sich dieser Hamster nicht blicken lässt."

Hamstilidamst bekam den strengen Befehl, nicht zu mucksen, und Captain Kirk stopfte ihn in den weiten Ärmel seines Sweatshirts. Er musterte grinsend Lt. Scott, dem der Mund immer noch leicht offen stand. Kirk fragte sich, ob Scotty wohl schon einmal hier gewesen war. Es war ein elegantes, altes Gebäude, das wie ein Herrenhaus aussah. Da es direkt am See stand, war der Blick überwältigend, auch wenn es inzwischen zunehmend dunkel wurde.

Hercules verhandelte inzwischen mit dem Chef des Hotels. Einzelzimmer konnten die Enterprise-Offiziere nicht bekommen, aber es gab noch zwei Doppelzimmer, und Kirk nickte dazu. Es wurde höchste Zeit, dass sie die Ruhe eines Zimmers hatten und unter sich sein konnten. Bisher waren sie einigermaßen klargekommen, aber es gab ein paar Dinge, die sie jetzt unbedingt besprechen und erledigen mussten.

"Ay, Laddies, dann war’s das", grinste Hercules. "Ich mach mich wieder auf den Weg."

"Laddie, bleiben Sie noch auf einen Whisky", bat Scott, aber Hercules schüttelte den Kopf.

"Nix. Ich muss nach Hause, und zwar mit dem Auto. War schön, euch zu treffen."

Sie verabschiedeten sich von ihm, trugen ihm Grüße an Lisa auf und winkten ihm nach. Dabei merkte der Captain, dass sich in seinem Ärmel etwas regte, gleich darauf lugte Hamstilidamsts Kopf aus dem Ärmelbund heraus.

"Verschwinde", sagte Kirk und stupste den Kleinen an. "Wir gehen jetzt in unser Zimmer. Da kannst du wieder raus."

"Gibt’s da was zu essen?"

"Ich bin verblüfft, welche Mengen an Nahrung ein Hamster in kurzen Zeitabständen zu sich nehmen kann", meinte Lt. Spock, der sich noch gut an das Paket Haferkekse erinnerte.

"Ich schätze, das weiß er selbst am besten", sagte Dr. McCoy. "Jedenfalls besorgen wir was, wenn wir im Zimmer sind. – Wer teilt sich das Zimmer mit wem?"

"Du schläfst mit Scotty in einem Zimmer, Pille", entschied der Captain. "Das fehlt mir gerade, dass ihr euch die halbe Nacht anpflaumt, Spock und du."

"Pflaumen esse ich auch", verkündete Hamstilidamst hoffnungsvoll.

Aber auf einen weiteren Stups von Captain Kirk verschwand er wieder im Ärmel und rührte sich erst, als das Bündchen gedehnt wurde und Kirk hineinschaute.

"Kannst rauskommen. Hier steht ein Tablett mit Tee und Kaffee und Keksen."

"Wer will schon Tee und Kaffee?" fragte der Hamster, krabbelte aus dem Ärmel und machte sich über die Kekse her.

"Ich habe nichts gegen Tee", gab Kirk zurück. "Was ist mit Ihnen, Spock?"

"Das Tein wird Sie am Einschlafen hindern, Sir."

"Mich hindert nachher überhaupt nichts am Einschlafen. Und nennen Sie mich nicht Sir."

"Sir?" fragte Spock verdutzt zurück.

"Was soll ich hier wohl für ein Sir sein, he? – Stellen Sie sich einfach vor, Sie haben Geduld mit mir und erklären mir was. Ich weiß nicht, ob Sie’s schon gemerkt haben, aber dann reden Sie mich mit Jim an. Können Sie das über sich bringen?"

"Ich werde mich bemühen, Sir – Jim."

"Und nicht Sir Jim, Mensch!" grinste der Captain.

"Obwohl Sie den Glauben nicht aufgeben, dass sich daran etwas ändern könnte – ich bin kein Mensch", sagte Spock, wie er es schon so oft gesagt hatte, und dabei klang er beinahe beleidigt, so wie er dabei immer klang.

Dann setzte er sich aufs Bett, holte aus seiner Hosentasche ein flaches Päckchen und öffnete es. Hamstilidamst hatte sämtliche Kekse vernichtet, die auf dem Kaffee- und Teetablett lagen, wurde neugierig auf das, was der Spitzohrige tat, und kletterte auf das Bett. Spock blickte kurz auf.

"Hamstilidamst, ich rate dir, dich an keiner dieser Komponenten zu vergreifen."

"Wa?" machte der Hamster

"Lass die Pfoten von dem, was Spock da hingelegt hat", übersetzte der Captain.

"Was macht er damit?"

"Er baut einen Tricorder zusammen."

"Alles klar", erwiderte Hamstilidamst in fachmännischem Ton.

Tricorder klang irgendwie wichtig. Was Spitzohr da tat, kapierte er zwar nicht, aber es sah interessant aus. Winzige Teilchen wurden mit einer Pinzette in einen Kasten gesteckt. Spock arbeitete unheimlich schnell.

"Mit diesem Gerät kann ich eine Vielzahl von Dingen aufzeichnen und untersuchen", erläuterte der Vulkanier, dem das lebhafte Interesse des Hamsters positiv auffiel.

"Kannst du mich auch aufzeichnen und untersuchen?"

"Gewiss."

"Und was weißt du dann?"

"Zum Beispiel, dass du ein Goldhamster bist."

"Das weißte jetzt doch schon", erwiderte der Kleine abfällig. Was sollte man mit einem Gerät, das einem Sachen sagte, die man sowieso wusste?

"Wenn ich nicht wüsste, dass du eben schon wieder Kekse gegessen hast, könnte ich das mit diesem Gerät feststellen."

Hamstilidamst blinzelte erstaunt, dann drehte er sich um, weil die Tür aufging und die beiden anderen hereinkamen. Der Schotte sah sich alles genau an, ging zu einer zweiten Tür, öffnete sie und schaute in den Nebenraum. Grinsend setzte sich Dr. McCoy auf eines der Betten.

"Was ist denn los?" fragte Kirk.

"Er war hier schon mal", erwiderte der Arzt trocken.

"Dachte ich mir schon."

"Ay, Captain, ich bin platt", sagte Lt. Scott und lehnte sich an die Wand. "Das ist dasselbe Hotel, in dem ich vor fünf Jahren war – zum Angeln. Das ist nicht zu glauben. Das steht immer noch!"

"Mr. Scott", sagte der Vulkanier, während er den fertiggestellten Tricorder schloss, "weiter im Süden dieses Landes befindet sich der Steinkreis von Stonehenge. Er steht dort bereits seit sechstausend Jahren. Es gibt keinen Grund, warum ein Hotel nicht drei- oder vierhundert Jahre überdauern sollte."

"Aber dass ich ausgerechnet hier mit Ihnen lande…"

"Ja, nun lassen Sie mal gut sein", unterbrach Kirk. "Sehen Sie sich lieber mal diese Wasserkochmaschine an oder was das ist. Ich kriege sie nicht in Gang."

"Das haben wir doch gleich", gab der Ingenieur zurück. "Ich kriege ganze Raumschiffe zum Laufen, dann kriege ich auch eine Wasserkochmaschine in Gang."

"Eben, dazu haben wir Sie ja auch mitgenommen", sagte McCoy grinsend.

Da Spock nichts mehr tat, was für einen Hamster hätte interessant sein können, krabbelte Hamstilidamst vom Bett und gesellte sich zu dem Schotten.

"Computer", sagte der im Befehlston. "Wasser zum Kochen bringen."

"Er war wirklich schon mal hier", nickte Dr. McCoy. "Und als er hier war, funktionierte das so."

"Kabel, Scotty?" fragte Kirk. "Ich habe da unten in der, äh, Steckdose und hier oben an dem Gerät das Kabel angeschlossen."

"Als ich hier war, gab es da keine Kabel", meuterte der Chefingenieur. "Vielleicht ist kein Strom da?"

Lt. Spock richtete den Tricorder auf das Kabel, dann teilte er mit, es sei Strom da. Hamstilidamst war begeistert. Jetzt begriff er, wie der Kasten funktionierte. Man konnte damit Sachen suchen und finden! Dann blickte er zu dem kopfschüttelnden Schotten auf. Konnte es wirklich sein, dass ein Ingenieur so was nicht verstand? Da war ja Bauleiter Murksel besser.

Hamstilidamst nahm Anlauf und sprang gegen den roten Kippschalter an dem Wasserkocher. Er traf ihn auch tatsächlich richtig, so dass in dem Schalter ein Licht anging. Hinter sich hörte er brüllendes Gelächter.

"Ich fasse es nicht!" lachte Captain Kirk. "Wir haben noch eine Menge zu lernen in dieser Zeit."

"Und wir könnten auch auf gar keinen Fall auf unseren Hamster verzichten", ergänzte McCoy.

"Ich vermute, nach dieser außerordentlichen Leistung benötigt Hamstilidamst wieder eine Stärkung", sagte Spock, und Hamstilidamst entdeckte, dass der Vulkanier doch nicht so langweilig war wie er die ganze Zeit gedacht hatte.

Nach dieser Rettung aus der Teenot ließen die Offiziere sich nicht lumpen. Captain Kirk selbst besorgte eine Schale voll von Dingen, die für einen Hamster zu den leckersten der Welt gehörten. Die Männer gingen in den Speisesaal, um dort ein spätes Essen zu sich zu nehmen. Hamstilidamst fraß sich regelrecht müde und schlief ein.

Als er wieder aufwachte, war es stockdunkel im Raum, er hörte Schnarchen, und da ihm dies Geräusch inzwischen bekannt war, ängstigte es ihn nicht. Jetzt war seine Zeit, er war ausgesprochen unternehmungslustig, aber wie es aussah, gab es nicht das Geringste zu unternehmen.

Sofort fing er wieder an, seine Freunde zu vermissen. Ganz bestimmt hatten sie es auf dem Raumschiff lustiger. Nur er musste hier im Dunkeln sitzen, und rein gar nicht passierte. Da sah er, dass die Gardine sich durch einen leichten Windzug bewegte. Also musste das Fenster offen sein, und Hamstilidamst machte sich auf die Reise zur Fensterbank. Die obere Scheibe war etwas hochgeschoben, die untere endete nicht weit über dem Fensterbrett. Er würde nachsehen, ob draußen etwas Interessantes passierte.

"Hupi?" fragte eine Stimme, als er die Nase an die frische Luft steckte. "Hupi, bist du das?"

"Nein, hier ist nicht Hupi. Ich heiße Hamstilidamst."

"Hamstilidamst?! Das ist doch nicht möglich Wie kommst du denn hierher? Ihr seid doch alle nach Hamsterhausen zurückgereist."

Aus dem Schatten schob sich eine elegante Hamstergestalt, und Hamstilidamst fiepte entzückt.

"Dabi! – Was machst du denn hier? Wir haben alle große Abenteuer erlebt und ganz schreckliche Sachen. Und ich bin jetzt ganz allein mit ein paar Menschen hier, denen ich zeige, wie die Geräte funktionieren."

"Komm mit, das musst du mir sogleich erzählen. – Ich bin auf der Suche nach meiner Kusine Hupi. Hast du hier noch eine Hamsterin gesehen?"

"Nein, hab ich nicht. – Was macht deine Kusine Hupi denn hier?"

"Sie besitzt hier ein Penthaus. Da Präsident Balthasar so unüberlegt war, sich ohne meine Hilfe ein Flugticket zu beschaffen, bin ich sehr unsicher, ob er fähig sein wird, je wieder zurückzukehren. Nun, da statte ich inzwischen meiner Kusine in diesem Ort einen Besuch ab."

"Was besitzt sie?" fragte Hamstilidamst verwirrt.

"Ein Penthaus. Das ist ein Haus, das auf dem Dach eines anderen Hauses steht. Begleite mich doch, dann kannst du es dir ansehen."

Ein Haus auf einem Haus, das interessierte Hamstilidamst sehr. Durch eine verwirrende Menge von Lüftungsschächten folgte er Dabi, bis sie an einer vom Wind umwehten Ecke im Dach herauskamen. Dieses Hotelhaus schien eine Unmenge von Giebeln zu haben, und sie gingen über zwei davon, bis Dabi mit der Pfote voraus deutete. Tatsächlich, dicht neben einem der ebenso zahlreichen Schornsteine stand ein wunderschönes kleines Haus.

"Du siehst, es ist praktisch. Im Winter hat Hupi Zentralheizung. Der Blick von hier oben… Man könnte Hupi beneiden, wirklich."

"Es sieht toll aus, ehrlich", sagte Hamstilidamst beeindruckt.

Wäre ein Mensch hier gewesen, hätte er leicht eine Erklärung finden können. Irgendwann einmal hatte hier oben ein Handwerker seinen hölzernen Werkzeugkasten stehen lassen. Hupi hatte mit Hilfe von befreundeten Hamstern über den Griff zu den Seiten ein Dach gezogen sowie Türen und Fenster eingearbeitet. Als Hamster konnte man sich kaum eine schönere Behausung vorstellen. Die abgeteilten Werkzeugfächer waren jetzt drei gemütliche Zimmer geworden, von denen das größte das Wohnzimmer und Futterlager war.

Dabi und Hamstilidamst machten es sich mit einer Auswahl an Käse, wie es ihn in der Hotelküche gab, bequem. Dann erzählte Hamstilidamst, wie sie mit dem Pleasure Dome-Turbokreisel ins Weltall geraten waren und das große, fremde Raumschiff aus der Zukunft getroffen hatten. Er erzählte nicht, dass er Angst gehabt hatte, auf dem Raumschiff zu bleiben, sondern berichtete stolz, wie er die Aufgabe bekommen hatte, die Raumfahrer durch Schottland zu führen.

"Aber warum sind sie denn hier?" fragte Dabi.

"Sie wollen durch Schottland geführt werden."

"Hm", machte sie. "Hast du etwas dagegen, wenn ich dich in das Hotelzimmer begleite und zuhöre, worüber sie reden? Dann können wir uns beraten."

"Sie verstehen uns auch."

"Ich weiß, euer Freund Frido war des Hamstischen ein wenig mächtig, aber…"

"Nein, wir quatschen richtig. Sie haben einen – U-ni-ver-sal-übersetzer."

"Oh!" machte Dabi, die ebenso wenig wie Hamstilidamst wusste, was das sein mochte. "Ich finde all diese Vorkommnisse sehr ungewöhnlich. – Du nicht?"

"Aber klar! – Total ungewöhnlich", stimmte er ihr zu, obwohl er bisher noch nicht allzu viel allzu ungewöhnlich gefunden hatte.

"Es sollte mich nicht wundern, wenn es um eine sehr große und wichtige Geheimhaltung geht."

Dabei funkelten ihre Augen begeistert, denn wenn es eines gab, worin sie wirklich gut war, dann darin, irgendwelche Dinge für sehr geheim zu erklären. Sie beschloss, ob Universalübersetzer oder nicht, morgen früh den Gesprächen der Raumfahrer zuzuhören und herauszufinden, ob es an deren Anwesenheit irgendetwas gab, was ganz außerordentlich geheim war.

Als Assistentin eines Präsidenten wusste Dabi sehr gut, wie man mit Geheimnissen umging. Sie sprach über den Sinn und Zweck der Organisation BANTACH nur in Andeutungen und umgab ihren Chef und sich selbst mit einer gewaltigen Geheimniskrämerei. Balthasar ahnte nicht einmal, wie geheim er war. Aber Dabi arbeitete in der Verwaltung und sehnte sich danach, einmal ein wirklich geheimes Geheimnis miterleben zu können.

Also saß sie am nächsten Morgen unter Captain Kirks Bett, während Hamstilidamst einen Ausflug in die Küche machte. Sie hörte Kirk beim Schnarchen zu und beobachtete hinter einem Bein seines Bettes hervor gespannt, dass der andere, der mit den fremden Ohren, schon sehr früh das Zimmer verließ.

Sie beschloss, dass das alles sehr geheimnisvoll war, beinahe schon hinterlistig. Als Hamstilidamst mit einem lauten Purzelbaum durch das Fenster kam, zischte sie:

"Musst du so einen Krach machen? Ich beobachte gerade äußerst interessante Geschehnisse."

"Ach ja?!" fragte Hamstilidamst. Er blickte sich aufgeregt um, aber beim besten Willen konnte er nichts Interessanteres als den schlafenden Kirk entdecken. "Ich habe dir was zu essen mitgebracht."

"Also wirklich! Wie kann man in solch einer Situation an Essen denken?!" sagte Dabi empört und knabberte den Kräcker in sich hinein.

"Hua-a-a!" machte es über ihnen, dann rumste die Matratze. "Wie spät ist es denn? Spock? – Spock!"

"Ich bin nicht hier", wisperte Dabi. "Ich bin auf keinen Fall hier. Du hast mich nicht gesehen, verstanden?"

"Wieso? Ich seh dich doch, und du bist doch hier", gab Hamstilidamst verwirrt zurück.

"Was fiept… Oh, unser Wasserkocher-Hamster", sagte Kirks Stimme.

Dann rumste die Matratze wieder, er beugte sich aus dem Bett und schaute darunter. Dabi presste sich fest in den Schatten des Bettbeines und war überhaupt nicht da.

"Wann gibt’s was zu essen?" fragte Hamstilidamst laut und trippelte rasch unter dem Bett hervor, denn wenn Kirk so weitermachte, würde er Dabi, die nicht hier sein wollte, sehr bald entdecken.

"Guten Morgen, du kleiner Fresssack. Ich werde jetzt erst mal duschen und mich rasieren… Au, ich habe überhaupt keinen Rasierapparat! So kann ich mich doch nicht sehen lassen."

"Versteck dich unterm Bett. Da geht man hin, wenn man nicht gesehen werden will."

Kirk fing an zu lachen und verschwand im Bad. Daher hörte er das wütende Gezischel nicht, das unter dem Bett hervorkam und zum Inhalt hatte, Hamstilidamst sei der größte Idiot, den die Welt je gesehen hatte. Damit war er nun überhaupt nicht einverstanden, denn der größte Idiot, den er kannte, war der Bürgermeister.

Dann ging die Tür auf, und Lt. Spock kam herein. In der Hand hatte er eine kleine Plastiktüte, so dass Hamstilidamst ihm freudig entgegenlief. Plastiktüten trug man, wenn man eingekauft hatte, und wenn jemand einkaufte, war auch etwas zu essen dabei.

"Guten Morgen, Hamstilidamst", grüßte der Vulkanier höflich.

"Ist was zu essen in der Tüte?!" Von Höflichkeit auf leeren Magen hielt ein Hamster nicht viel.

"Nach meinen gestrigen Erfahrungen habe ich eine Statistik erstellt, wie groß dein täglicher Verzehr ist. In Relation zu dem Tag, den wir vor uns haben…"

"Grrrm", machte Hamstilidamst. "Quatsch keine Arien!"

"Ich bitte um Entschuldigung, aber Arien quatscht man nicht, man singt sie, und ich habe keineswegs…"

"Spock, sind Sie das?" kam Kirks Stimme. "Wo waren Sie?"

"Ich habe eingekauft, Sir – Jim."

"Ist bei Ihren Einkäufen zufällig ein Rasierapparat dabei?"

Mit einem Geräusch, das einem Seufzen sehr nahe kam, schüttete Spock den Inhalt des Plastikbeutels auf das Bett. Von der einen Seite stürzte sich Hamstilidamst darauf, von der anderen kam Captain Kirk. Der eine fand eine Packung Kekse und eine Tüte Erdnüsse, der andere einen elektrischen Rasierapparat, Zahnputzzeug, Deodorant und eine Digitalkamera. Beide griffen sich, was ihnen im Moment lebenswichtig erschien. Auf halbem Weg zurück ins Bad drehte Kirk sich um.

"Wozu brauchen Sie das Ding da, Spock?"

"Das – Ding ist ein Fotoapparat, der digitale Aufnahmen macht. Man kann ihn vermittels eines Modems an einen Computer anschließen."

"Und?"

"Ich habe überprüft, ob eine Verbindung mit dem Tricorder möglich ist. Sie ist möglich."

"Aber…"

"S… Jim, in dieser Zeit werden uns zuweilen Dinge begegnen, die uns unbekannt sind. Wenn wir sie nicht beschreiben können, können wir sie fotografieren und über die Archiv-Datei des Tricorders analysieren lassen. Es wird mir möglich sein, eine entsprechende Einstellung vorzunehmen."

"Ah! – Sagen Sie mal, Spock, wie schaffen Sie es eigentlich, schon vor dem Frühstück so geschwollen zu reden?"

Hamstilidamst, in das Öffnen der Erdnusstüte vertieft, warf Kirk nur einen Blick zu. Recht hatte er. Nicht mal der Bürgermeister in seinen allerbesten Zeiten schaffte das. Endlich bekam er die Tüte auf, und zwar mit so viel Schwung, dass die Erdnüsse sich auf und vor dem Bett verteilten. Er schaute verdutzt hinterher und sah, dass hinter dem Bettbein hervor blitzschnell eine Pfote auftauchte, sich eine Erdnuss krallte und wieder verschwunden war.

"Räum – das – auf!" sagte Kirk und verschwand nun wirklich im Bad.

"Kein Problem", gab der Hamster zurück, stürzte sich vom Bett hinunter, schob die Erdnüsse zusammen und unter das nächste Bett.

Spock beobachtete das und kam zu dem Schluss, dass sich aus solch einer Tätigkeit einmal das Wort "hamstern" ergeben hatte, das Sammeln und Horten von Vorräten an einem bestimmten Ort, an den man im Fall eines Hungergefühls zurückkehren konnte, um…

"Guten Morgen, hat hier einer einen Rasierapparat?" kam Dr. McCoy hereingepoltert.

Die Offiziere begaben sich bald darauf, alle rasiert, zum Frühstück. Inzwischen genossen die beiden Hamster ihr Frühstück in Form von Nüssen und Keks. Dabi kaute eilig und mit einem in die Ferne gerichteten Blick. Schließlich starrte sie Hamstilidamst groß an.

"Es ist ganz klar, nicht wahr?"

"Hö?" fragte Hamstilidamst und würgte einen großen Bissen Keks hinunter.

"Es geht um geheime Geräte."

Der Kleine biss ab, kaute und starrte sie groß an. Sie mochte Recht haben. Bisher hatte er es schon mit einigen Geräten zu tun bekommen, die entweder er nicht kannte oder die die Menschen nicht kannten. Also nickte er nachdrücklich.

"Was tut man mit geheimen Geräten?" fragte Dabi nachdenklich.

"Vielleicht sind sie für das Raumschiff? Das kommt aus der Zukunft."

"Das ist sehr wohl möglich. – Leider ist uns nicht bekannt, auf welche Weise die geheimen Geräte auf dem Zukunfts-Raumschiff eingesetzt werden sollen. Sicher ist es sehr gefährlich."

"Vielleicht probieren sie sie hier aus?"

"Hamstilidamst, das ist sehr klug von dir!" stieß Dabi hervor. "Und das ganz gewiss allerwichtigste Gerät für das Zukunfts-Raumschiff und ohne alle Zweifel der Rasierapparat."

"Wieso?"

"Alle haben sich darum gerissen, alle haben das Gerät ausprobiert. Es muss für sie lebenswichtig sein."

"Klar. – Kirk wollte sich ohne einen Rasierapparat lieber unterm Bett verstecken als nach draußen gehen."

"Sind das gute oder schlechte Leute?"

"Sie haben immer was zu essen besorgt."

"Das kann heißen, es sind gute Leute. Es kann aber auch heißen, sie wollen dich in Sicherheit wiegen, und es sind in Wirklichkeit sehr schlechte Leute."

Das war für Hamstilidamst zu hoch. Bis jetzt war jeder, der dafür gesorgt hatte, dass die Hamster satt wurden, auch wirklich nett gewesen. Vielleicht war Dabei doch ein bisschen abgedreht?!

Währenddessen verzehrten die Enterprise-Offiziere ein üppiges Frühstück. Der Arzt prophezeite ihnen allen Magenkrämpfe, weil sie solche Art von Essen in ihrer Zeit überhaupt nicht mehr gewohnt waren. Kirk jedoch schwelgte in Spiegeleiern mit Speck und Tomaten, und Scott füllte seinen Teller zweimal mit Porridge auf. Da dem strengen Vegetarier Spock nicht viel mehr blieb als trockener Toast mit Marmelade, ließ er sich von Dr. McCoy genau die Inhaltsstoffe von Porridge erläutern und versuchte es ebenfalls damit.

Ein Vulkanier hätte nie zugegeben, dass er etwas empfand. Dazu gehörte auch die Überzeugung, dass eine Mahlzeit der Stärkung des Körpers diente und sonst nichts. Daher hätte er nie zugegeben, dass ihm irgendetwas schmeckte. Als er aufstand und seinen Teller ebenfalls ein zweites Mal mit Porridge füllte, blickten ihm die drei anderen grinsend nach.

"Ist hier ein Geschäft in der Nähe, oder wo haben Sie eingekauft?" fragte Kirk, als Spock sich wieder setzte.

"Er kann jetzt nicht antworten, er hat den Mund voll", warf McCoy ein.

"Vielleicht hat er von unserem Hamster gelernt", nickte Kirk.

"Dieses Hotel verfügt über einen Raum, in dem einige notwendige und sehr viele nicht notwendige Dinge gekauft werden können", sagte Spock, der nicht bereit war, auf Sticheleien einzugehen.

"Dann geh ich doch mal gucken, ob ich was Unnützes finde, was ich als Andenken mitnehmen kann", sagte Scotty. "Hä, wenn ich in unserer Zeit wieder herkomme, werde ich denen das zeigen."

"Das tun Sie nicht, wir sind nicht hier", sagte Kirk knapp.

"Und wer sind wir, wenn wir nicht hier sind?" fragte Dr. McCoy.

"Genau genommen bist du gar nichts. Du hast nicht mal einen Ausweis."

"Dann werde ich mich wohl besser anständig benehmen, oder?"

"Das erscheint mir im Allgemeinen als guter Einfall", gab Spock zurück. "Wir sind Wissenschaftler, die nach den Forschungsberichten, die Professor McBastle veröffentlicht hat, einen Besuch bei ihm machen."

"Die Frage ist nur, wo wir ihn besuchen", sagte der Captain. "Nirgendwo in den Archiven ist aus dieser Zeit eine genaue Adresse für ihn angegeben."

"Was ich so gelesen habe, ist er ein komischer Kauz", meinte Lt. Scott.

"Bedeutet das, komische Käuze hatten in dieser Zeit keine Wohnung, in der man sie erreichen konnte?" fragte der Vulkanier leise verblüfft.

"Nein, Laddie, das bedeutet, dass ihn hier wahrscheinlich sowieso jeder kennt. Ich wette, wir können hier im Hotel einfach nach ihm fragen."

"Erstens wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich nicht mit Laddie anreden würden, Mr. Scott. Zweitens sollten vier Wissenschaftler, die sich angeblich mit Professor McBastle verabredet haben, durchaus wissen, wo er lebt."

"Immer mit der Ruhe, Leute", sagte Kirk. "Wir gehen einfach los und fragen nach dem Weg. Das wird ja wohl kein Problem sein."

Lt. Scott wollte augenblicklich los, aber Spock erinnerte daran, dass er den Tricorder aus dem Zimmer holen musste. Außerdem hatte er kein großes Vertrauen, dass der Hamster nicht inzwischen Unfug gemacht und im Zimmer Schaden angerichtet hatte.

Was er nicht ahnen konnte, war, dass mittlerweile drei Hamster im Zimmer waren. Dabi hatte darauf bestanden, dort weiter auf der Lauer zu liegen. Hamstilidamst sollte ins Penthaus gehen und nachsehen, ob Hupi endlich aufgetaucht war.

Er verlief sich jedoch in den wirren Lüftungsschächten und fand auf diese Weise Dabis Kusine. Die Klappe eines Lüftungsschachts war zugeschlagen und hatte sich so verklemmt, dass ein einzelner Hamster sie nicht öffnen konnte. Vergeblich hatte Hupi um Hilfe gerufen, hatte einen grauenhaften Tag ohne jede Nahrung verbracht und war dem Verhungern nahe.

Da endlich hatte sie Schritte gehört und noch einmal um Hilfe gefiept. Hupi, mit letzter Kraft schiebend, und Hamstilidamst, mit aller Kraft von der anderen Seite ziehend, hatten die Klappe aufbekommen, und er hatte sie mitgenommen zu Dabi, zu den Erdnüssen und den Keksen.

Hupi hatte sich schrecklich erkältet. Wenn sie hustete, klang es "ööt ööt" wie eine alte Autohupe.

"Ach, du gehörst zu ööt ööt den Hamstern, von denen Dabi ööt ööt mir so viel erzählt hat. Das freut mich aber, dass ich ööt ööt dich kennen lerne. Und du hast mir ööt ööt das Leben gerettet. Dabi, er hat mir wirklich das ööt ööt gerettet. Ich bin dir ja so ööt ööt ööt..."

"Meine liebe Hupi, schone doch deine Stimme etwas. Wir sind hier einer sehr geheimen Sache auf der Spur, und keinesfalls darf man uns entdecken. Es wäre schrecklich, wenn man uns finden würde, weil du ständig husten musst."

"Ööt ööt!"

"Eben, das siehst du doch ein. Daher schlage ich vor, Hamstilidamst begleitet dich in dein Penthaus, und ich beobachte hier weiter. Sollten die Geheimnisträger das Hotel verlassen, werde ich die Verfolgung aufnehmen."

"Nee, so nicht!" protestierte Hamstilidamst. "Ich bin hier ganz offiziell. Sie nehmen mich überall mit, weil ich mich hier auskenne."

"Liebe Dabi, du lebst umgeben von ööt ööt Geheimnissen. Das ist mir alles viel zu ööt ööt, da möchte ich gar nicht dabei sein. Ein Stückchen Käse wird meinem ööt ööt gut tun, daher mache ich mich auf den Weg in mein Haus. Ihr braucht mich nicht ööt ööt zu begleiten."

Jetzt bekamen die beiden Hamster ein schlechtes Gewissen, weil sie die kranke Hupi sich selbst überlassen wollten, aber es war sowieso zu spät. Die Tür öffnete sich, alle vier Offiziere kamen hereingetrampelt. Hamstilidamst sauste unter dem Bett hervor, unter dem sie alle gesessen hatten.

Beim ersten Hustenanfall von Hupi stürzte Dabi sich auf sie und umklammerte ihr Mäulchen, damit sie sich nicht verrieten. Es bestand aber keine große Gefahr, denn die Menschen redeten laut und durcheinander und wollten offenbar gleich wieder gehen.

"Na, unser Hamster scheint ja ganz brav gewesen zu sein", sagte Dr. McCoy. "Wo... Ach, da bist du ja. Wir lassen dich jetzt hier, wir müssen jemanden suchen."

"Ich kann euch jeden Weg sagen. In Ballachulish geht eine lange Brücke über das Wasser. Ich war hier schon!"

"Mmmm", machte Scotty. "Da hat er Recht, die Brücke ist da. Aber müssen wir auch über die Brücke gehen? Und ich wette, du weißt nicht, wo Fergus McBastle wohnt – oder?"

"Da müsst ihr – da müsst ihr..."

"Nofelet", zischelte es irgendwo hinter ihm.

"Ganz klar, ans Telefon gehen!" posaunte Hamstilidamst erleichtert.

"Boa ey, Telefonbuch!" machte Dr. McCoy beeindruckt.

"Du hast schottische Vorfahren, mein Kleiner!" jubelte Lt. Scott. "So praktisch denken nur wir."

"Der logischen Denkfolge dieser Zeit entspricht seine Überlegung in einer Weise, dass er durchaus auch vulkanische Vorfahren haben könnte", bemerkte Lt. Spock.

"Sind sie krank?!" fragte der Arzt, aber ehe der Vulkanier antworten konnte, scheuchte Kirk sie alle aus dem Zimmer mit den Worten:

"Porridge macht tolerant, Pille, wusstest du das nicht? Hier ist Ihr Tricorder, Spock. Hamstilidamst, wo bist du? Natürlich nehmen wir dich mit."

Die Tür fiel ins Schloss, Dabi gab Hupi frei, und die machte einige Minuten lang durchgehend öötöötöötööt. Beruhigend klopfte ihre Kusine ihr auf den Pelz, überlegte dabei aber fieberhaft. Den ganzen Morgen hatten die Männer den Rasierapparat getestet, jetzt suchten sie jemanden. Das musste in Zusammenhang stehen. Wie gern wäre sie mitgegangen, um das Geheimnis zu ergründen!

"Dabi, ich kenne Fergus McBastle", keuchte Hupi.

Dabi klopfte noch einige Augenblick auf Hupi herum, bis sie begriff, was ihre Kusine eben gesagt hatte. Ihre Augen wurden größer und größer.

"Woher?! Sag, woher?"

"Zwei Freunde von mir ööt ööt, die mir das Dach gebaut haben, wohnen bei ööt ööt..."

"Wie heißen sie? Kannst du mir den Weg beschreiben? Ich bin dir ja so dankbar."

"Sie heißen Gammel und ööt ööt Balla und sie..."

Weiter kam sie nicht, denn der Husten wollte nicht aufhören. Jetzt konnte Dabi fürsorglich sein, sie in ihr Haus begleiten, Umschläge machen. Sie mischte warmes Wasser mit Honig, was gut für den Hals war. Hupi war sehr froh darüber, und als sie wieder einigermaßen sprechen konnte, erklärte sie ihr genau den Weg zu Gammel und Balla, die in einem Schuppen neben dem Haus von Fergus McBastle wohnten.

 

Auf und Davon (Kapitel 07) - Erstkontakt mit den Borg

 

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