Kapitel 45

Erinnerung an die Rückkehr der Enterprise II

 

Während die Enterprise sich in der Raum-Zeit-Blase immer weiter der Erde näherte, lernten die Hamster viele neue Dinge, die natürlich noch nie ein Hamster gemacht hatte. Die Enterprise-Offiziere schöpften langsam Mut für die bevorstehende Landung, als sie sahen, wie geschickt die Hamster teilweise waren und wie erstaunlich gewissenhaft sie sich auf die bevorstehende Mission vorbereiteten.

"Ihr seid wirklich sehr geschickte Arbeiter", lobte Uhura, "ich denke, wir haben nun eine kleine Pause verdient, denn wir haben unser Ziel fast erreicht."

"Natürlich sind wir geschickte Arbeiter", rief Dodo, "Trampel und ich haben uns sogar schon einmal Jobs gesucht, um Geld für einen gemeinsam Urlaub zu verdienen!"

"Das war der schlimmste Tag meines Lebens", schnaufte Trampel und setzte sich auf den Fußboden. Die beiden Enterprise-Offizieren waren neugierig ein Stück näher gekommen und lauschten seiner Erzählung. "Das hatte ja alles damit begonnen, dass Dodo und ich unbedingt eine Woche Urlaub auf Hamsterqualle machen wollten. Goldi hatte erzählt, dass es dort ganz toll sein soll. Weil wir aber kein Geld hatten, mussten wir arbeiten gehen. Dodo nahm einen Aushilfsjob bei der Hamstischen Polizei an, und ich ging als Aushilfslokführer zur Hamstischen Bahn."

"Was Dodo betrifft, hat das ja nicht sehr lange funktioniert, oder?" warf Flecki ein und grinste den großen Hamster spöttisch ein.

"Das war alles nicht meine Schuld", wimmerte Dodo, "das war eine unglückliche Verkettung von Umständen."

"War das die Sache mit dem Banküberfall?" fragte Tati grinsend. "Das ist ja so was von daneben gegangen, schlimmer ging’s nicht."

"Aber ich kann doch auch nichts dafür, wenn ich nicht richtig ausgebildet wurde." schniefte Dodo. "Ich habe mein Bestes gegeben und vollen Einsatz gezeigt..."

"Genau", grinste Teeblättchen, "mehr war eben nicht drin."

"Und fürs Denken wurde er ja nicht bezahlt.", ergänzte Goldi.

"Nun lasst ihn doch mal erzählen", grinste Uhura, "Chekov und ich kennen die Geschichte doch noch gar nicht."

Dodo schaute die Enterprise-Offizierin mit großen, feuchten Augen an und fuhr fort: "Es passierte gleich am ersten Tag, nachdem ich Kaffee kochen gelernt hatte und nun Steckbriefe einsortieren durfte. Die meisten meiner Kollegen waren schon am frühen Morgen zur Pause gegangen, und deshalb waren wir zu wenig Leute, als am Nachmittag dieser Notruf kam. Da hat der Einsatzleiter beschlossen, dass ich mitkommen sollte."

Dodo machte eine Pause und schaute seine Freunde ratlos an.

"Weiter!" rief Tuffi.

"Es ist schon so lange her, ich muss erst einmal nachdenken", brummte Dodo

"Drei sehr, sehr lange Wochen...", lästerte Tati, "da kann man sich nicht mehr an alles so genau erinnern."

"Es handelte sich um einen Banküberfall, richtig, jetzt weiß ich es wieder!" rief Dodo. "Wir sind mit richtigen Polizeiautos zu einem Gebäude gefahren, vor dem ganz viele Leute standen. Der Einsatzleiter und zwei Polizisten sind gleich ausgestiegen. Mir wurde gesagt, ich soll mit dem Wagen zur Rückseite fahren und an der Hintertür aufpassen, dass der Bankräuber dort nicht verschwindet."

Erneut legte Dodo eine kleine Pause ein, dann fuhr er fort: "So saß ich also in einem richtigen Polizeiauto und war stolz. Ich hatte es geschafft, bei einem richtigen Einsatz mitzumachen. Plötzlich öffnete sich die Hintertür und jemand trat heraus. Der sah vielleicht merkwürdig aus, er hatte eine schwarze Maske auf dem Kopf und in den Pfoten trug er Koffer. Ich bin natürlich gleich aus dem Wagen gestiegen und habe ihn mir vorgeknöpft. 'He, sind Sie der Bankräuber?' habe ich gerufen und mich vor ihn gestellt. 'Aber nein', hat er geantwortet, 'sehen Sie denn, dass ich eine Bank bei mir habe?'. Da habe ich ihn mir genau angeguckt, und tatsächlich, er hatte nur Koffer dabei, keine Bank. Ich habe ihn dann gefragt, warum er eine Maske trüge und was das für Koffer wären. Da erzählte er mir, dass es eine Skimaske sei und er gerade in den Skiurlaub fahren wollte und ganz dringend den Zug erreichen musste."

"Tja", warf Chekov ein, "da ist er bei dir aber an den Falschen geraten, wie?"

Als die Hamster sich vor Lachen auf dem Boden der Enterprise kugelten, ahnte der Fähnrich, dass er soeben etwas sehr Dummes gesagt hatte.

"Genau", fuhr Dodo fort, "schließlich hatte er ja wirklich keine Bank dabei, also konnte er nicht der Bankräuber sein. Außerdem hing in der Polizeistation ein Schild 'Die Polizei, dein Freund und Helfer'.“

"Du...", Chekov dämmerte etwas. "Du hast ihm doch wohl nicht die Koffer getragen, oder?"

"Aber nein", lächelte Dodo, "ich habe ihn nur zum Bahnhof gefahren, damit er den Zug noch erreicht."

Auch die Enterprise-Offiziere stimmten nun in das Gelächter der Hamster ein, während Dodo mit leiser Stimme seinen Vortrag beendete: "Am späten Nachmittag durfte ich dann nach Hause gehen und brauchte nicht wiederzukommen, keine Ahnung, warum."

Nachdem das Gelächter von Menschen und Hamstern verstummt war, nahm Trampel die Erzählung auf.

"An demselben Morgen lernte ich, wie man eine Lokomotive führt. Das war eigentlich ganz einfach, und so durfte ich gleich am ersten Tag auf eine sehr wichtige Fahrt. Wir sollten den Bürgermeister von Hamsterhügel, seine Frau und viele wichtige Persönlichkeiten zur Einweihung des neuen Hamsterhausener Hauptbahnhofs abholen. Als in Hamsterhügel dann alle eingestiegen waren, schob ich die schwere Eisentür zum Führerstand der Lok zu."

Trampel machte eine kurze Pause und schluckte mehrmals.

"Leider hatte ich nicht gesehen, dass unser Lokführer gerade eingestiegen wollte. Erst, als ich seine Schreie hörte, öffnete ich die Tür wieder und sah, dass der arme Kerl seine Pfoten zwischen Eisentür und Türrahmen eingeklemmt hatte. Er musste sofort in das Krankenhaus von Hamsterhügel."

Erneut machte Trampel eine Pause und schien das freudige Glucksen seiner Freunde nicht zu hören.

"Über Funk erhielt ich nun die Anweisung, seinen Job zu übernehmen und die ganzen wichtigen Persönlichkeiten zum Hamsterhausener Hauptbahnhof zu fahren, wo ein riesiger Empfang mit rotem Teppich, tollen Fressbuden und vielen Besuchern vorbereitet war. Ich wusste, dass ich das schaffen würde, und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Die Fahrt war nicht besonders aufregend, also fing ich irgendwann an, die Armaturen der Lok ein wenig zu putzen, denn schließlich sollte für dieses große Ereignis alles perfekt sein. Tja, und dann passierte es: Ich rutschte auf dem Glas der Temperaturanzeige aus und fiel hinunter. Dabei blieb ich mit dem Träger meines schönen, blauen Overalls an dem Geschwindigkeitsregler hängen. Da hing ich nun und konnte mich nicht befreien, während der Hebel für die Geschwindigkeit durch mein Gewicht immer weiter nach unten gedrückt wurde. Irgendwann hatten wir Höchstgeschwindigkeit erreicht, und ich konnte nichts machen. Irgendwann hatten wir auch den Hauptbahnhof von Hamsterhausen erreicht; ich sah viele bunte Sachen durch die Luft fliegen, dann wurde ich ohnmächtig. Erst viel später wachte ich wieder auf, als ein Sanitätshamster sich um mich kümmerte."

"Tja, Leute, das war echt die Trampel-Show!" rief Goldi begeistert. "Ich hatte an dem Tag gerade nichts zu tun und was von Gratisessen am Hauptbahnhof läuten gehört, also bin ich dort hingegangen. Der ganze Bahnhof war geschmückt, mehrere Podeste für die Reden waren aufgebaut, und ein riesiger, roter Teppich war auf der Plattform ausgelegt. Dann kam Trampel. Auf dem Bahnhof reckten alle die Hälse, putzten sich ein wenig, einige kletterten auf die Podeste und unser Bürgermeister stand auf dem höchsten Podest. Er grinste dümmlich wie immer, winkte dem heranrasenden Zug zu und beugte sich vor genau wie alle anderen geladenen Gäste. Das war natürlich hochgradig leichtsinnig, aber schließlich ahnten die ja nichts davon, dass der Lokführer hilflos am Gashebel hing. Dann fuhr der Zug ein, aber er wurde nicht langsamer, und er machte auch keine Anstalten, zu halten. Dem Bürgermeister und seinen Edel-Gästen sind fast die Glubschaugen rausgefallen, als der Zug in Rekordtempo verbeihobelte. Natürlich sind die von ihren hohen Podesten heruntergewirbelt worden, genauso wie das ganze Lametta. Der tolle rote Teppich erhob sich in die Luft und verabschiedete sich in der Ferne. Schade, denn der war nun wirklich teuer gewesen. Hatten sie dir den einen Tag eigentlich bezahlt, Trampel?"

Trampel schüttelte traurig den Kopf. "Mit dem Urlaub auf Hamsterqualle ist leider nichts geworden."

"Armer Kerl", sagte Uhura bedauernd, dann wandte sie sich an Chekov. "Können Sie feststellen, wie weit wir noch von der Erde entfernt sind?"

Der Fähnrich ging an seine Konsole zurück und tippte auf der Tastatur herum. Er blickte zunächst verwirrt auf den Bildschirm, warf dann einen Blick auf den Hauptmonitor und erstarrte. Jeder an Bord folgte seinem Blick und es tat sich Erstaunliches, denn nach langer Zeit zeigte der Hauptmonitor wieder das gewohnte Bild. Chekov wirbelte herum, gab Kommandos über die Tastatur in den Hauptrechner ein, dann drehte er sich wieder zum Hauptbildschirm um. Ein bläulicher Ball, von der Größe einer Apfelsine zog die Blicke aller magisch an. Andächtig standen alle Hamster - bis auf Murksel - aufrecht da und ließen in typischer Hamsterart ihre Pfoten nach unten hängen.

"Die Erde", hauchte Flecki, "ist sie nicht wunderschön?"

"Ja", bestätigte Uhura, "das ist sie wirklich, aber noch sind wir nicht da. Als nächstes werden wir den Mond passieren. So, Freunde, bitte geht jetzt alle auf eure Plätze. Ich werde in wenigen Minuten versuchen, mit Captain Kirk Kontakt aufzunehmen. Denkt daran, was ihr gelernt habt, und habt keine Angst zu fragen, wenn ihr etwas nicht genau wisst. Beobachtet genau und versucht, ebenso genau zu handeln."

Während jeder Hamster den für ihn vorgesehenen Platz auf der Brücke einnahm, setzte sich Uhura für einen Moment auf den Sessel des Captains und betrachtete noch einmal in Ruhe den Hauptmonitor, auf dem die Erde wie ein leuchtender Ball vor ihnen im Weltraum zu stehen schien.

"Das Plüschum", sagte Chekov nachdenklich, "glauben Sie, dass Captain Kirk uns diese Geschichte abnehmen wird?"

"Nicht, falls er Aufzeichnung finden sollte, bei denen wir unter Einfluss des Lachgases standen. – So, nun geht es aber los. Hat jeder seinen Platz eingenommen?"

Bis auf den Bürgermeister und natürlich bis auf den Bauleiter gaben alle zustimmende Laute von sich.

"Auf geht’s, meine Freunde, viel Glück!" rief Uhura. Dann drehte sie sich noch einmal um und sprach mit einem Anflug von Wehmut in ihrer Stimme. "Eines noch, meine lieben Hamster: egal wie es nun ausgehen wird, ihr seid eine tolle Truppe, und ich werde euch nie vergessen!" Dann wandte sie sich an Chekov: "Gehen Sie auf Kurs Mondumlaufbahn, Navigator!" Der Fähnrich bestätigte mit einem kurzen Nicken, und wenig später veränderte sich die Sicht auf dem Hauptmonitor. In das erstaunte Raunen der Hamster mischte sich ein erstickter Schmerzenschrei. “Was ist...“, begann Uhura und drehte sich zur Tür des Turbolifts um.

“Er hat eine verdächtige Bewegung gemacht“, druckste Dodo verlegen und zeigte auf den am Boden liegenden Bauleiter.

“Idiot, ich wollte mich nur am Türrahmen anlehnen!“ krächzte es vom Boden her.

“In verdächtiger Art und Weise!“ hatte Dodo beharrt.

Ja, so war das gewesen, und dann war Chekov über dem Mond-Norpol eingeschwenkt, und nach langer, langer Zeit hatten sie die Stimmen ihrer Kollegen wieder hören dürfen. Oh, und natürlich die Stimme von Fleckis Bruder Hamstilidamst, mit dem der Captain und die anderen offenbar eine Menge Spaß in Schottland gehabt hatten.

Zumindest hatten sie wohl gemerkt, dass Hamster ganz schön clever sein konnten, sonst hätte Captain Kirk es bestimmt nicht akzeptiert, dass die Hamster der Enterprise später bei der Landung halfen. Uhura kicherte, wenn sie sich sein Gesicht bei der Nachricht vorstellte. Und sie grinste weiter, als sie sich noch einmal erinnerte, was die Hamster erzählt hatten, wie es so in Hamsterhausen zuging. Wäre toll, da mal aus der Luft einen Scan auf das Geschehen auszurichten.

Im Moment konnten sie alle nur auf die nächste Nachricht warten. Chekov und Uhura, jeder mit einem Becher Kaffee auf seinem Pult, machten einen Check, was es alles zu reparieren gab, wenn die anderen erst wieder an Bord waren. Im weiten Umkreis um den Replikator fand dagegen eine Party statt.

Chekov, der gelegentlich recht belustigt einen Blick auf die Situation warf, wurde nur wenige Minuten später unsanft in die Realität zurückgeholt. Lt. Uhura stand neben ihm: „Dr. McCoy möchte Sie sprechen!“

 

Auf und Davon (Kapitel 46) - Holodeck