Hamsterhausen

Kapitel 3

 

Die neue Crew der Enterprise

 

"Willst du nicht endlich mal deine blöde Pflanze irgendwo hinlegen?" fauchte Flecki, als sie wieder auf der Brücke waren, und blickte den Bürgermeister böse an.

"Eine ausgezeichnete Idee, Nummer Eins, bringen Sie sie bitte auf die Krankenstation!" kam sofort die Antwort, und Flecki hielt einen zermatschten Topf samt lädierter Pflanze und der dazugehörigen Erde in den Pfoten. Ungläubig starrte sie auf das, was sie da in den Pfoten hielt und versuchte, sich klar vor Augen zu führen, dass sie es hier mit einem kranken Hamster, der unter Schock stand, zu tun hatte. Wäre dem nicht so gewesen, hätte der Bürgermeister-Commander den Müll sofort in seinem Gesicht gehabt.

"Wir haben keine Krankenstation, Bürgermeister!" fauchte Flecki.

"Nicht? Das ist schade. Warum haben wir keine Krankenstation?"

Der Bürgermeister watschelte auf der Brücke hin und her. Sein Blick fiel auf den Sessel des Captains, der durch die Abwesenheit Kirks nun natürlich leer war. Das Grinsen der an Bord verbliebenen Enterprisebesatzung machte ihn nervös, und er trippelte auf Chekov zu, wies mit der Pfote auf ihn und fragte:

"Sie - haben Sie nichts zu tun? Wie ist Ihr voller Name und Dings- äh, Dienstgrad?"

"Nein, Sir, ich habe im Moment, grpfffffffff, nichts zu tun", kam ein Gackern als Antwort, "Navigator Pavel Andrejwitsch Chekov erwartet Ihre Befehle, grgpfffffffff!!"

"Öhm, ja, ein Navigator, sehr schön."

"Was unser selbsternannter Navigator wohl jetzt macht?" fragte Flecki nachdenklich.

"Hoffentlich muss er nicht so schrecklich Hunger leiden wie wir", warf Goldi ein. "Wo ist denn hier die Küche, ich meine, als Koch muss ich doch an meinen Arbeitsplatz, oder?"

"Nimm doch den Replikator, Schatzi", flötete in diesem Moment Lt. Uhura, und elf Hamster blickten sie mit großen, fragenden Knopfaugen an.

"Und wer sind Sie?" meldete sich nun der Bürgermeister, rappelte sich auf, nachdem er über eine Fußleiste gestolpert war, und trat vor die Frau.

"Lieutenant Nyota Uhura, weil du es bist, mein süßes Wollknäuel", antwortete die Enterprise-Offizierin lächelnd und kraulte dem Bürgermeister hinter den Ohren.

"Co-Dings, äh, Commander bin ich sozusagen, wie ich feststellenderweise erwähnen möchte. Deshalb muss ich Sie dahingehend tadeln und weise Sie an, mich nicht mehr Wollknäuel zu nennen. Das, ist eine äh, Untergrabung der Moral und der Disziplin des Schiffes."

"Der Besatzung und nicht des Schiffes", zischte Flecki.

Der Bürgermeister-Commander tippte nervös mit seiner Pfote auf den Boden der Brücke und fuhr fort: "Was machen Sie hier?"

"Ich bin für die Kommunikation zuständig, Commanderchen."

"Genau wie Flecki", warf Goldi ein, "wenn die könnte, würde sie auch den ganzen Tag..."

Es klatschte und Flecki begegnete dem fragenden Blick des Bürgermeister-Commanders mit treuherzigem Augenaufschlag und flötete: "Er ist unglücklich über eine Fußleiste gestolpert..."

"Tja, öhm, das zeigt wieder einmal, dass, wie ich schon mehrfach erwähnt habe, es unumgänglich ist, eine Krankenstation mit geschultem Personal einzurichten. Uhu, können Sie so was?"

"Ich kann dir 'n Pflaster auf deine süße, kleine Pfote kleben, Commanderchen..."

"Ausgezeichnet, Dings, äh, Uhu, dann bist du die Bordärztin. Flecki, übergib ihr bitte unseren vegetarischen Freund vom Beta-Geranien-System!"

Flecki deutete gelangweilt auf den Stuhl des Captains. "Seine sterblichen Überreste habe ich unter den Sessel gelegt."

Lt. Uhura stand auf und wackelte zu dem besagten Stuhl hin, kniete nieder und streichelte die reichlich mitgenommene Pflanze. "Tag, mein Süßer, hast du denn auch einen Namen? Komm mit, mein Kleiner, Nyota bringt dich in das Krankenrevier." Sie zog Ihre Jacke aus und schaufelte Erde, Blumentopfreste und das, was von der Pflanze übriggeblieben war auf die Innenseite der Jacke. Dann rollte sie alles zusammen, klemmte es sich unter den linken Arm und salutierte mit dem rechten. "Bitte um Erlaubnis, mich zur Operation zurückziehen zu dürfen, Sir!"

Der Bürgermeister nickte stumm und verfolgte, wie Lt. Uhura mit wackeligem Schritt zur Tür ging, die Tür sich wie von Geisterhand öffnete, und wieder schloss. Dann war Lt. Uhura samt den sterblichen Resten des Pflanzenaliens verschwunden.

"Öhm, und was machen wir jetzt?" jammerte Dodo. "Ich meine, wie kommen wir wieder nach Hause?"

"Keine Angst", rief Teeblättchen, "wir haben doch einen Navigator, der schafft das schon, oder?"

"Klar!" rief Chekov begeistert.

"Der kennt bestimmt alle Wege", freute sich Trampel.

"Klar!"

"Der bringt uns bestimmt nach Hamsterhausen!" jubelte Tuffi.

"Klar!"

"Seid ihr nicht ganz dicht, oder was? Hamstilidamst ist mit diesen anderen Komikern unterwegs! Den können wir doch nicht im Stich lassen!" tobte Bauleiter Murksel und warf Tuffi einen bösen Blick zu.

"Außerdem, meine lieben Freunde", tönte nun der Bürgermeister, "haben wir eine Mission. Unser Ziel ist der Planet der Moosbiber. Wir müssen Tririllium von dem Planeten der Moosbiber besorgen, damit unser vegetarischer Freund und die gesamte Galaxis überleben kann. Navigator, kannst du uns zu ihrem Planeten bringen?"

"Klar", grinste Fähnrich Chekov, der nach wie vor vom Lachgas benebelt war und überhaupt keine Checkung hatte.

"Dann äh, Dings, äh, Vollgans, äh, Vollgas, öhm..."

"Energie!" flüsterte Murksel dem Bürgermeister-Commander zu, "Energie heißt das!"

"Äh, ja, natürlich: volle Energie, Navi!"

"Klar, Commander!" Chekov grinste, drückte Knöpfe, schob Regler und grinste: "Der Antrieb ist aus!"

"Öhm, wieso ist der Antrieb aus? Dann ist das ja kein An- sondern ein Austrieb! Ja, was machen wir denn da?" Der Bürgermeister blickte verwirrt umher und tippte nervös mit der Pfote auf den Boden. "Wir brauchen einen Maoisten, äh, Maschinisten! Jemand muss den Motor anlassen!"

"Den Warp-Antrieb, meinen Sie, Sir?" lächelte Chekov.

"Genau, irgendein Dings muss den Dings anlassen! Wer versteht etwas von diesem... äh, Antrieb?" Er schaute sich fragend um, doch in dem Kreis der umstehenden Hamster schienen alle mit wichtigen Dinge beschäftigt zu sein. Niemand schien ihn gehört zu haben, alle waren damit beschäftigt, Wände und Böden des Raumschiffs zu bewundern.

"Bauleiter Murksel kennt sich doch mit Maschinen aus..." schlug Tuffi leise vor.

Die Augen des Bauleiters weiteten sich vor Entsetzen, als der Bürgermeister-Commander auf ihn zeigte: "Los, Maschinist, lass den Wal-Antrieb an!"

"Aber ich bin Bauleiter, kein Maschinenantreiber, ich..."

"Das Leben der gesamten Galaxis hängt von uns ab, und du machst hier den Max! Sicherheitsteam, geleitet den Maschinisten zu seinem Arbeitsplatz - öhm, wo ist der eigentlich?"

"Kein Problem", grinste Chekov, "ich zeige euch den Weg."

"Und der Fress-Replikator mit der Küche? Kannst du mir den auch gleich zeigen?" grölte Goldi und rannte hinter dem Fähnrich her, dicht gefolgt von Bauleiter Murksel, der die schimpfende Tuffi und den jammernden Dodo hinter sich her zog.

"Schnauze, habe ich gesagt. Ihr kommt mit, schließlich brauche ich Assistenten, denen ich die Schuld geben kann!" hörte Goldi den Bauleiter schimpfen. Dann schloss sich die automatische Hydrauliktür mit einem leisen Zischen.

“He, du, Strampel!“

“Äh, ich heiße Trampel, Sir!“

“Von mir aus,“ knurrte der Bürgermeister, “lauf mal schnell hinterher und sage ihnen, sie sollen sich beeilen, wir haben schließlich noch einen weiten Weg vor uns!“

Froh, endlich auch einmal einen wichtigen Auftrag zu erhalten, rannte Trampel auf die Tür der Brücke zu, genauso wie es Chekov gerade getan hatte. Leider jedoch war er nicht Chekov, sondern eben ein Hamster und da die automatische Hydrauliktür nun mal nicht auf ein so geringes Gewicht wie das eines Hamsters reagierte, passierte nichts. Das heißt, es passierte schon etwas, nämlich dass Trampel mit einem hässlichen Geräusch von der Tür gestoppt wurde.

“Öhm, was hat das zu bedeuten?“

“Das bedeutet, dass die Tür nicht aufgeht, Sir,“ stöhnte Trampel und rieb sich die schmerzende Nase. Niemand sagte etwas, denn es schien klar zu sein, dass sie nun auf die Rückkehr Chekovs warten mussten, ohne eine Möglichkeit zu haben, die Brücke zu verlassen.

Der Bürgermeister nahm sich insgeheim vor, bei der nächsten Gelegenheit Chekov darauf anzusprechen, dass er es versäumt hatte, sie darauf hinzuweisen. Dann zeigte er auf den riesigen Bildschirm, der für alle gut sichtbar einen großen Teil des vorderen Teils der Brücke ausfüllte, und rief:

"Warum gibt es nichts im Fernsehen? He, Uhu, schalten Sie mal auf Nachrichten! Und warum geht die Tür nicht mehr auf?"

"Die kümmert sich doch um das Alien-Gemüse", stöhnte Flecki genervt. "Außerdem scheint das ein Kontrollbildschirm zu sein."

"Öhm, ja, natürlich. - Trampel, hiermit befördere ich dich zum stellvertretenden Kommunikator."

Trampels Knopfaugen funkelten vor Freude, als er an der Konsole hinaufkletterte und die blinkenden Anzeigen betrachtete. Dann zischte es kurz und Trampel flog jaulend quer durch die Brücke der Enterprise.

"Falschen Knopf erwischt, wie?" rief Dasie mitfühlend und beobachtete mit den anderen Hamstern, wie Trampel sich stöhnend hochrappelte und sein angesengeltes Fell betrachtete.

"Das passiert dem armen Kerl wohl in jedem Buch, wie?" ergänzte Sasie, als sie mit Dasie gemeinsam Trampel wieder zur Konsole schleppten. "So schnell kann sein Fell ja gar nicht nachwachsen."

In der Zwischenzeit erlebte Goldi einige der schwärzesten und entäuschendsten Minuten seines Lebens. Fähnrich Chekov hatte dem Bauleiter den Weg zum Maschinenraum gezeigt, und da er bei der Bedienung des Warpantriebs nicht weiter behilflich sein konnte, war Chekov mit Goldi weiter zur Küche marschiert.

"Das soll eine Küche sein?" keuchte Goldi, und seine großen Knopfaugen zeigten abgrundtiefe Enttäuschung. "Wo ist denn der Kühlschrank - wo ist die Speisekammer, wo sind die Vorräte?"

"Brauchen wir nicht", lächelte der Fähnrich, "wir haben einen Replikator. Alles was wir brauchen, ist die Rohmasse dafür."

"Na also", grinste Goldi hoffnungsvoll, "wo ist 'n die?"

"Na, hier - hinter dieser Luke sind die..." Chekov drehte seinen Kopf zur Seite und hielt sich mit zwei Fingern die Nase zu, "…Äbfälle der letzten Reisen. Die müssen regelmäßig in den Hauptreplikator gekippt werden, und dann kann man auf jedem Deck neue Speisen replizieren lassen. Klasse, wie?"

"Das soll die Zukunft sein?!" schrie Goldi entsetzt. "Müll als Futter? He, Chekov, schnapp dir mal einen Spaten und grabe ein bisschen. Irgendwo hier muss eure Zukunft verbuddelt sein."

Während der Fähnrich grinsend nach dem Sinn dieser Worte suchte, verließ Goldi die Küche und machte sich auf den Weg zum Maschinendeck. Chekov folgte ihm. Es war nicht schwer, den Weg zu finden, denn schon aus weiter Ferne waren Bauleiter Murksels Schmerzenschreie zu hören. Er hatte soeben die Erfahrung gemacht, dass man niemals einen Elektrodenstrahl einschalten sollte, wenn man sich direkt vor der Elektrodenkanone befindet. Dodo und Tuffi halfen dem qualmenden Bauleiter wieder auf die Beine, als Goldi sich interessiert dem Warpantrieb näherte.

"Finger weg!" brüllte Murksel. Goldi betrachtete den Bauleiter und grinste:

"Stimmt, das sollte man Fachleuten überlassen."

"He, Sie", rief Murksel Chekov zu, "wie stellt man diesen verdammten Warpantrieb an?"

Der Fähnrich ging lächelnd zur Konsole und zeigte auf einen großen roten Knopf mit der Aufschrift 'On'.

"Das ist Englisch und bedeutet..."

"Ich weiß, dass das Englisch ist, aber warum sagt mir keiner, dass das kein Hamstisch ist? Auf Hamstisch heißt das nämlich 'No', und wenn da 'No' steht, gehe ich da nicht bei!" unterbrach der Bauleiter den Fähnrich. "Wie auch immer, alle, die hier nichts zu tun haben, verschwinden jetzt ganz schnell, denn jetzt kann es gefährlich werden. Ich werde jetzt diesen Knopf drücken.“

Er näherte sich langsam und vorsichtig der Konsole.

"Tuffi und Dodo, ihr beobachtet ganz genau die Anzeigen, klar? Tuffi? Dodo?"

Als Bauleiter Murksel sich umdrehte, stellte er fest, dass er alleine im Maschinenraum war. Er verfluchte sich selbst, dass er sich so unklar ausgedrückt hatte, was das sofortige Verlassen des Maschinenraums all derer, die hier nichts zu tun hatten, betraf. Dann blickte er sich noch einmal auf dem Maschinendeck um und fühlte sich plötzlich sehr, sehr einsam, als er auf den roten Knopf auf der Konsole drückte. Zunächst passierte nichts, und der Bauleiter atmete erleichtert auf. Dann begann der ganze Raum leicht zu vibrieren, das große, durchsichtige Gebilde, auch Warpspule genannt, begann plötzlich in leuchtendem Blau zu strahlen. Die Beleuchtung der Konsole begann zu flackern, und zu dem Vibrieren des Raumes gesellte sich ein unangenehmer, hoher Ton.

Die Nerven des Bauleiters waren zum Zerreißen gespannt, seine Knopfaugen schwollen an wie zwei kleine Luftballons, er hob seine Pfoten abwehrend in die Luft, stieß einen ängstlichen Schrei aus und rannte zur Tür hinaus. Weg, nur weg von diesem unheimlichen Ort wollte er. Murksel schien über den Korridor der Enterprise zu fliegen, hechte mal links und mal rechts in einen Seitengang, bis er den Lift und die Brücke erreicht hatte. Die Türschwelle stoppte seinen Lauf und er flog kreischend durch die Luft, vorbei an Chekov, der gerade in der Tür stand, direkt vor den Commander-Sessel auf dem der Bürgermeister saß.

"Bericht, Maschinist!"

"Hä, hä, Commander, alles kein Problem. Ein Klacks sozusagen, der Warpantrieb läuft."

Der Bürgermeister-Commander nickte und wandte sich wieder Goldi zu. "Öhm, wo waren wir? Ach ja: stehengeblieben! Also, was heißt das, keine Lust?"

"In der Küche ist nichts los, ich kündige. Ich will dorthin, wo Action ist!"

"Öhm, ja." Der Bürgermeister versank ins Grübeln. Sein Blick fiel auf den riesigen Monitor, auf dem die Erde immer kleiner wurde, und das Schwarz des Weltalls immer mehr zunahm. Bald würden sie in unbekannten Gebieten sein. Sie waren wohl schon seit einiger Zeit in unbekannten Gebieten, aber das Weltall war etwas Anderes. Zwar hatten die Hamster mit der Weltraumforschung in der Vergangenheit ihre ersten Erfahrungen gemacht, doch auch das war etwas Anderes. Dieses hier war etwas völlig Neues, wie der Bürgermeister langsam begriff. Sie würden womöglich Gefahren ausgesetzt sein, die sich überhaupt nicht vorstellen konnten. Sie brauchten Schutz, ja, das war es!

"Goldi", sprach der Bürgermeister-Commander mit gedehnter Stimme, "kraft meiner Dings, äh, ernenne ich dich zum Waffenoffizier. Du wirst im Notfall das Schiff mit Waffengewalt gegen Angriffe verteidigen!"

Im Hintergrund war ein 'Plopp' zu hören. Das war Flecki, die vor Entsetzen umgefallen war. Sasie und Dasie halfen ihr wieder auf die Pfoten.

"Haben Sie ein Problem damit, Erster Offizier?"

"Er wird uns alle in die Luft jagen!"

"Unsinn, Nummer Eins, er ist ein zuverlässiger und umsichtiger Offizier!"

"Zuverlässig ja, wenn es um Katastrophen geht", fauchte Flecki. "Umsichtig wäre übertrieben. Neulich hat ihn die HAMPO erwischt, weil er zu schnell gefahren war. Dann hat der Polizist ihn gefragt, ob er wüsste, dass er zu schnell gefahren sei."

"Und?" hauchte Sasie. "Was hat er geantwortet?"

Flecki warf einen vorwurfsvollen Blick auf Goldi:

"Er hat zu dem Polizisten gesagt: Das kann nicht sein, ich war viel zu langsam. Sonst würden Sie mich ja jetzt nicht fragen können..."

Es krachte kurz, und alle drehten sich zu Fähnrich Chekov um, der vor Lachen vom Stuhl gefallen war.

"Öhm, wir befinden uns jetzt im Orbit. Alle gehen jetzt auf ihre Plätze!"

"Welche Plätze, Bürgermeister?" riefen Sasie und Dasie im Chor.

"Genau, Tati und ich, wir wissen auch nicht, was wir machen sollen", rief Teeblättchen empört.

"Das heißt Sir! Oder Commander!" fauchte der Bürgermeister-Commander und sah sich wütend um. Er stemmte seine kleinen Pfoten in die Hüfte und schaute sich energisch um. "Dizzy-dings, äh, Disziplin ist das, was ich von euch erwarte, meine Hamster. Wir werden jetzt die weiteren Einteilungen der Crew vornehmen."

Er ließ sich locker vom Sessel gleiten, stieß einen gellenden Schrei aus, drehte sich einmal um die eigene Achse und klatschte auf den Boden der Brücke.

"Sir oder Commander, geht es Ihnen gut?" fragte die herbeigeeilte Flecki.

"Öhm, ja, danke, Nummer Eins. So hohe Stühle bin ich einfach nicht gewohnt. Kommen wir also zu Einteilung der Mannschaft..."

Nach einer weiteren Stunde heftigster Diskussionen, die von dem Gegacker des am Boden liegenden Chekovs begleitet wurden, stand die Aufteilung der Crew des Raumschiffes fest:

Flecki: Erster Offizier

Goldi: Waffenoffizier

Murksel: Maschinist, Assistent: Tuffi

Trampel: stellvertretender Kommunikationsoffizier

Dodo, Dasie: Sicherheitsteam

Tati: Wissenschaftsoffizier, Küche

Sasie: Quartiermeisterin

Teeblättchen: Partyorganisation

Lt. Uhura hatte inzwischen wieder die Brücke betreten und teilte dem Bürgermeister-Commander mit, dass der vegetarische Freund in einen Koma-ähnlichen Schlaf gefallen war und in der nächsten Zeit nicht gestört werden sollte. Dann nahm sie an ihrer Nachrichtenkonsole Platz, kraulte den dort wartenden Trampel und erklärte ihm grinsend die verschiedenen Knöpfe und Schalter der Funkanlage.

Seufzend lehnte sich der Bürgermeister-Commander wieder in seinem Sessel zurück, nachdem er beim Hinaufklettern zweimal an dem glatten Polster abgerutscht war.

"Öhm, wer steuert eigentlich?"

Fähnrich Chekov, der sich von seinem Lachanfall gerade wieder erholt hatte und mit auf dem Tisch liegenden Füßen den Monitor betrachtete, stieß ein lautes Gackern aus, kippte mit dem Stuhl um und verschwand.

"Ihr seid klasse, Ihr Hamster! Stoj! Keiner steuert! Niemand! Njet! Goldi und die HAMPO, ha, ha, ha!"

"So kommen wir nirgendwo hin, Commander", schimpfte Flecki und betrachtete angewidert den Fähnrich, der auf dem Boden des Kommandoraumes lag und mit den Fäusten auf den Boden trommelte. "Sie müssen etwas tun, Commander!"

"Tja, öhm, ja, also, was machen wir denn nun, was machen wir denn nun?"

Der Bürgermeister-Commander blickte sich verzweifelt um. Alle versteckten sich, so gut es ging, und so fiel sein Blick auf Dodo.

"He, Dings-Dodo, komm mal her!"

"Ich habe nichts getan, Commander", näherte sich der große Hamster mit einem ängstlichem Gesichtsausdruck.

"Was haben Sie im Moment zu tun, Mann?"

"Nichts", wimmerte Dodo.

"Gut," entgegnete der Bürgermeister-Commander und wies auf Chekov, der mittlerweile wiehernd auf dem Rücken lag und mit seinen Beinen zappelte. "Wir haben sozusagen ein Navigationsproblem, übernehmen Sie die Steuerung!"

Nach einigen Minuten war es Bauleiter Murksel, Goldi, Trampel und Flecki gelungen, den jammernden, sich heftig wehrenden Dodo an die Steuerkonsole zu befördern.

"Und nun? Was soll ich nun..."

"Wenn wir nicht gleich auf Kurs sind, steigst du aus, du Pfeife", brüllte Murksel, dem das Ganze langsam gehörig auf den Pelz ging.

"Aber ich, aber ich... soll ich mal an diesem Hebel ziehen, Chef?"

"Commander heißt das, Navigator Dodo! Wenn Sie noch einmal Chef zu mir sagen, lasse ich sie wegen Dizzy- äh, Disziplinlosigkeit einsperren!"

"Aber was soll ich denn nun machen?" jammerte Dodo.

"Mach irgendetwas", schlug Goldi vor, "aber hör auf, den Teppich vollzuheulen!"

Verzweifelt zog Dodo an dem Hebel. Zunächst schien nichts Ungewöhnliches zu passieren, doch unter lautem 'Oh' und 'Ah' der Hamster zeigte der Monitor nun plötzlich eine Kursänderung an. Zunächst schien es, als wenn sich alle Sterne mit hoher Geschwindigkeit zur Seite bewegten; dann kehrte Ruhe in das Bild ein. Die Sterne, die sich vorher von ihnen wegbewegt hatten, schienen nun auf sie zuzufliegen.

"Klasse, Commanderchen, jetzt fliegen wir richtig herum", lachte Uhura und klatschte begeistert in die Hände, woraufhin Trampel vor Schreck von der Konsole fiel.

“Sie untergraben meine Autorität, Uhu“, fauchte der Bürgermeister und zeigte mit der Pfote auf Lt. Uhura, die in diesem Moment erhebliche Mühe hatte, nicht vor Lachen loszubrüllen, “Sie haben mich mit 'Sir' oder 'Captain' anzureden, oder mit 'Commander' oder 'Sir', oder mit 'Commander' oder 'Captain', verstanden?“

“Völlig klar, Sir,“ kam die gewieherte Antwort, “ich werde mich bessern.“

Misstrauisch blickte der Commander-Bürgermeister sie an, dann schien ihm etwas einzufallen, und er fuhrt fort: “Noch eins: warum können wir nicht durch die Tür gehen?“

“Sir?“ Uhura war kurz davor, wieder loszuprusten.

“Die verdammte hydraulische Tür! Die lässt uns nicht durch!“

“Ach so, die verdammte hydraulische Tür, Commander! Ich werde mich höchstpersönlich darum kümmern, dass diese miese Tür auch Commanderchens und Leichtgewichte durchlässt. Jawohl, Sir!“

Sie salutierte und wandte sich einer Konsole zu, die sich einige Meter entfernt befand. Zufrieden beobachtete der Bürgermeister, wie sie einige Einstellungen vornahm. Dann wandte er sich wieder dem Hauptbildschirm zu und faltete seine kurzen Pfoten über seinem dicken Bauch. Wenige Minuten später war er eingenickt.

"He, dann wäre es wohl Zeit, endlich mal eine Runde Futter zu vertilgen", rief Goldi. "He, Chekov, zeige mir mal, wie das mit dem Replikator funktioniert....."

Die beiden zogen sich für eine Weile zurück, und Goldi hörte genau zu, denn schließlich würde er sich noch eine ganze Weile mit diesem äußerst interessanten Gerät beschäftigen.

 

Kapitel 3

 

Die neue Crew der Enterprise

 

"Willst du nicht endlich mal deine blöde Pflanze irgendwo hinlegen?" fauchte Flecki, als sie wieder auf der Brücke waren, und blickte den Bürgermeister böse an.

"Eine ausgezeichnete Idee, Nummer Eins, bringen Sie sie bitte auf die Krankenstation!" kam sofort die Antwort, und Flecki hielt einen zermatschten Topf samt lädierter Pflanze und der dazugehörigen Erde in den Pfoten. Ungläubig starrte sie auf das, was sie da in den Pfoten hielt und versuchte, sich klar vor Augen zu führen, dass sie es hier mit einem kranken Hamster, der unter Schock stand, zu tun hatte. Wäre dem nicht so gewesen, hätte der Bürgermeister-Commander den Müll sofort in seinem Gesicht gehabt.

"Wir haben keine Krankenstation, Bürgermeister!" fauchte Flecki.

"Nicht? Das ist schade. Warum haben wir keine Krankenstation?"

Der Bürgermeister watschelte auf der Brücke hin und her. Sein Blick fiel auf den Sessel des Captains, der durch die Abwesenheit Kirks nun natürlich leer war. Das Grinsen der an Bord verbliebenen Enterprisebesatzung machte ihn nervös, und er trippelte auf Chekov zu, wies mit der Pfote auf ihn und fragte:

"Sie - haben Sie nichts zu tun? Wie ist Ihr voller Name und Dings- äh, Dienstgrad?"

"Nein, Sir, ich habe im Moment, grpfffffffff, nichts zu tun", kam ein Gackern als Antwort, "Navigator Pavel Andrejwitsch Chekov erwartet Ihre Befehle, grgpfffffffff!!"

"Öhm, ja, ein Navigator, sehr schön."

"Was unser selbsternannter Navigator wohl jetzt macht?" fragte Flecki nachdenklich.

"Hoffentlich muss er nicht so schrecklich Hunger leiden wie wir", warf Goldi ein. "Wo ist denn hier die Küche, ich meine, als Koch muss ich doch an meinen Arbeitsplatz, oder?"

"Nimm doch den Replikator, Schatzi", flötete in diesem Moment Lt. Uhura, und elf Hamster blickten sie mit großen, fragenden Knopfaugen an.

"Und wer sind Sie?" meldete sich nun der Bürgermeister, rappelte sich auf, nachdem er über eine Fußleiste gestolpert war, und trat vor die Frau.

"Lieutenant Nyota Uhura, weil du es bist, mein süßes Wollknäuel", antwortete die Enterprise-Offizierin lächelnd und kraulte dem Bürgermeister hinter den Ohren.

"Co-Dings, äh, Commander bin ich sozusagen, wie ich feststellenderweise erwähnen möchte. Deshalb muss ich Sie dahingehend tadeln und weise Sie an, mich nicht mehr Wollknäuel zu nennen. Das, ist eine äh, Untergrabung der Moral und der Disziplin des Schiffes."

"Der Besatzung und nicht des Schiffes", zischte Flecki.

Der Bürgermeister-Commander tippte nervös mit seiner Pfote auf den Boden der Brücke und fuhr fort: "Was machen Sie hier?"

"Ich bin für die Kommunikation zuständig, Commanderchen."

"Genau wie Flecki", warf Goldi ein, "wenn die könnte, würde sie auch den ganzen Tag..."

Es klatschte und Flecki begegnete dem fragenden Blick des Bürgermeister-Commanders mit treuherzigem Augenaufschlag und flötete: "Er ist unglücklich über eine Fußleiste gestolpert..."

"Tja, öhm, das zeigt wieder einmal, dass, wie ich schon mehrfach erwähnt habe, es unumgänglich ist, eine Krankenstation mit geschultem Personal einzurichten. Uhu, können Sie so was?"

"Ich kann dir 'n Pflaster auf deine süße, kleine Pfote kleben, Commanderchen..."

"Ausgezeichnet, Dings, äh, Uhu, dann bist du die Bordärztin. Flecki, übergib ihr bitte unseren vegetarischen Freund vom Beta-Geranien-System!"

Flecki deutete gelangweilt auf den Stuhl des Captains. "Seine sterblichen Überreste habe ich unter den Sessel gelegt."

Lt. Uhura stand auf und wackelte zu dem besagten Stuhl hin, kniete nieder und streichelte die reichlich mitgenommene Pflanze. "Tag, mein Süßer, hast du denn auch einen Namen? Komm mit, mein Kleiner, Nyota bringt dich in das Krankenrevier." Sie zog Ihre Jacke aus und schaufelte Erde, Blumentopfreste und das, was von der Pflanze übriggeblieben war auf die Innenseite der Jacke. Dann rollte sie alles zusammen, klemmte es sich unter den linken Arm und salutierte mit dem rechten. "Bitte um Erlaubnis, mich zur Operation zurückziehen zu dürfen, Sir!"

Der Bürgermeister nickte stumm und verfolgte, wie Lt. Uhura mit wackeligem Schritt zur Tür ging, die Tür sich wie von Geisterhand öffnete, und wieder schloss. Dann war Lt. Uhura samt den sterblichen Resten des Pflanzenaliens verschwunden.

"Öhm, und was machen wir jetzt?" jammerte Dodo. "Ich meine, wie kommen wir wieder nach Hause?"

"Keine Angst", rief Teeblättchen, "wir haben doch einen Navigator, der schafft das schon, oder?"

"Klar!" rief Chekov begeistert.

"Der kennt bestimmt alle Wege", freute sich Trampel.

"Klar!"

"Der bringt uns bestimmt nach Hamsterhausen!" jubelte Tuffi.

"Klar!"

"Seid ihr nicht ganz dicht, oder was? Hamstilidamst ist mit diesen anderen Komikern unterwegs! Den können wir doch nicht im Stich lassen!" tobte Bauleiter Murksel und warf Tuffi einen bösen Blick zu.

"Außerdem, meine lieben Freunde", tönte nun der Bürgermeister, "haben wir eine Mission. Unser Ziel ist der Planet der Moosbiber. Wir müssen Tririllium von dem Planeten der Moosbiber besorgen, damit unser vegetarischer Freund und die gesamte Galaxis überleben kann. Navigator, kannst du uns zu ihrem Planeten bringen?"

"Klar", grinste Fähnrich Chekov, der nach wie vor vom Lachgas benebelt war und überhaupt keine Checkung hatte.

"Dann äh, Dings, äh, Vollgans, äh, Vollgas, öhm..."

"Energie!" flüsterte Murksel dem Bürgermeister-Commander zu, "Energie heißt das!"

"Äh, ja, natürlich: volle Energie, Navi!"

"Klar, Commander!" Chekov grinste, drückte Knöpfe, schob Regler und grinste: "Der Antrieb ist aus!"

"Öhm, wieso ist der Antrieb aus? Dann ist das ja kein An- sondern ein Austrieb! Ja, was machen wir denn da?" Der Bürgermeister blickte verwirrt umher und tippte nervös mit der Pfote auf den Boden. "Wir brauchen einen Maoisten, äh, Maschinisten! Jemand muss den Motor anlassen!"

"Den Warp-Antrieb, meinen Sie, Sir?" lächelte Chekov.

"Genau, irgendein Dings muss den Dings anlassen! Wer versteht etwas von diesem... äh, Antrieb?" Er schaute sich fragend um, doch in dem Kreis der umstehenden Hamster schienen alle mit wichtigen Dinge beschäftigt zu sein. Niemand schien ihn gehört zu haben, alle waren damit beschäftigt, Wände und Böden des Raumschiffs zu bewundern.

"Bauleiter Murksel kennt sich doch mit Maschinen aus..." schlug Tuffi leise vor.

Die Augen des Bauleiters weiteten sich vor Entsetzen, als der Bürgermeister-Commander auf ihn zeigte: "Los, Maschinist, lass den Wal-Antrieb an!"

"Aber ich bin Bauleiter, kein Maschinenantreiber, ich..."

"Das Leben der gesamten Galaxis hängt von uns ab, und du machst hier den Max! Sicherheitsteam, geleitet den Maschinisten zu seinem Arbeitsplatz - öhm, wo ist der eigentlich?"

"Kein Problem", grinste Chekov, "ich zeige euch den Weg."

"Und der Fress-Replikator mit der Küche? Kannst du mir den auch gleich zeigen?" grölte Goldi und rannte hinter dem Fähnrich her, dicht gefolgt von Bauleiter Murksel, der die schimpfende Tuffi und den jammernden Dodo hinter sich her zog.

"Schnauze, habe ich gesagt. Ihr kommt mit, schließlich brauche ich Assistenten, denen ich die Schuld geben kann!" hörte Goldi den Bauleiter schimpfen. Dann schloss sich die automatische Hydrauliktür mit einem leisen Zischen.

“He, du, Strampel!“

“Äh, ich heiße Trampel, Sir!“

“Von mir aus,“ knurrte der Bürgermeister, “lauf mal schnell hinterher und sage ihnen, sie sollen sich beeilen, wir haben schließlich noch einen weiten Weg vor uns!“

Froh, endlich auch einmal einen wichtigen Auftrag zu erhalten, rannte Trampel auf die Tür der Brücke zu, genauso wie es Chekov gerade getan hatte. Leider jedoch war er nicht Chekov, sondern eben ein Hamster und da die automatische Hydrauliktür nun mal nicht auf ein so geringes Gewicht wie das eines Hamsters reagierte, passierte nichts. Das heißt, es passierte schon etwas, nämlich dass Trampel mit einem hässlichen Geräusch von der Tür gestoppt wurde.

“Öhm, was hat das zu bedeuten?“

“Das bedeutet, dass die Tür nicht aufgeht, Sir,“ stöhnte Trampel und rieb sich die schmerzende Nase. Niemand sagte etwas, denn es schien klar zu sein, dass sie nun auf die Rückkehr Chekovs warten mussten, ohne eine Möglichkeit zu haben, die Brücke zu verlassen.

Der Bürgermeister nahm sich insgeheim vor, bei der nächsten Gelegenheit Chekov darauf anzusprechen, dass er es versäumt hatte, sie darauf hinzuweisen. Dann zeigte er auf den riesigen Bildschirm, der für alle gut sichtbar einen großen Teil des vorderen Teils der Brücke ausfüllte, und rief:

"Warum gibt es nichts im Fernsehen? He, Uhu, schalten Sie mal auf Nachrichten! Und warum geht die Tür nicht mehr auf?"

"Die kümmert sich doch um das Alien-Gemüse", stöhnte Flecki genervt. "Außerdem scheint das ein Kontrollbildschirm zu sein."

"Öhm, ja, natürlich. - Trampel, hiermit befördere ich dich zum stellvertretenden Kommunikator."

Trampels Knopfaugen funkelten vor Freude, als er an der Konsole hinaufkletterte und die blinkenden Anzeigen betrachtete. Dann zischte es kurz und Trampel flog jaulend quer durch die Brücke der Enterprise.

"Falschen Knopf erwischt, wie?" rief Dasie mitfühlend und beobachtete mit den anderen Hamstern, wie Trampel sich stöhnend hochrappelte und sein angesengeltes Fell betrachtete.

"Das passiert dem armen Kerl wohl in jedem Buch, wie?" ergänzte Sasie, als sie mit Dasie gemeinsam Trampel wieder zur Konsole schleppten. "So schnell kann sein Fell ja gar nicht nachwachsen."

In der Zwischenzeit erlebte Goldi einige der schwärzesten und entäuschendsten Minuten seines Lebens. Fähnrich Chekov hatte dem Bauleiter den Weg zum Maschinenraum gezeigt, und da er bei der Bedienung des Warpantriebs nicht weiter behilflich sein konnte, war Chekov mit Goldi weiter zur Küche marschiert.

"Das soll eine Küche sein?" keuchte Goldi, und seine großen Knopfaugen zeigten abgrundtiefe Enttäuschung. "Wo ist denn der Kühlschrank - wo ist die Speisekammer, wo sind die Vorräte?"

"Brauchen wir nicht", lächelte der Fähnrich, "wir haben einen Replikator. Alles was wir brauchen, ist die Rohmasse dafür."

"Na also", grinste Goldi hoffnungsvoll, "wo ist 'n die?"

"Na, hier - hinter dieser Luke sind die..." Chekov drehte seinen Kopf zur Seite und hielt sich mit zwei Fingern die Nase zu, "…Äbfälle der letzten Reisen. Die müssen regelmäßig in den Hauptreplikator gekippt werden, und dann kann man auf jedem Deck neue Speisen replizieren lassen. Klasse, wie?"

"Das soll die Zukunft sein?!" schrie Goldi entsetzt. "Müll als Futter? He, Chekov, schnapp dir mal einen Spaten und grabe ein bisschen. Irgendwo hier muss eure Zukunft verbuddelt sein."

Während der Fähnrich grinsend nach dem Sinn dieser Worte suchte, verließ Goldi die Küche und machte sich auf den Weg zum Maschinendeck. Chekov folgte ihm. Es war nicht schwer, den Weg zu finden, denn schon aus weiter Ferne waren Bauleiter Murksels Schmerzenschreie zu hören. Er hatte soeben die Erfahrung gemacht, dass man niemals einen Elektrodenstrahl einschalten sollte, wenn man sich direkt vor der Elektrodenkanone befindet. Dodo und Tuffi halfen dem qualmenden Bauleiter wieder auf die Beine, als Goldi sich interessiert dem Warpantrieb näherte.

"Finger weg!" brüllte Murksel. Goldi betrachtete den Bauleiter und grinste:

"Stimmt, das sollte man Fachleuten überlassen."

"He, Sie", rief Murksel Chekov zu, "wie stellt man diesen verdammten Warpantrieb an?"

Der Fähnrich ging lächelnd zur Konsole und zeigte auf einen großen roten Knopf mit der Aufschrift 'On'.

"Das ist Englisch und bedeutet..."

"Ich weiß, dass das Englisch ist, aber warum sagt mir keiner, dass das kein Hamstisch ist? Auf Hamstisch heißt das nämlich 'No', und wenn da 'No' steht, gehe ich da nicht bei!" unterbrach der Bauleiter den Fähnrich. "Wie auch immer, alle, die hier nichts zu tun haben, verschwinden jetzt ganz schnell, denn jetzt kann es gefährlich werden. Ich werde jetzt diesen Knopf drücken.“

Er näherte sich langsam und vorsichtig der Konsole.

"Tuffi und Dodo, ihr beobachtet ganz genau die Anzeigen, klar? Tuffi? Dodo?"

Als Bauleiter Murksel sich umdrehte, stellte er fest, dass er alleine im Maschinenraum war. Er verfluchte sich selbst, dass er sich so unklar ausgedrückt hatte, was das sofortige Verlassen des Maschinenraums all derer, die hier nichts zu tun hatten, betraf. Dann blickte er sich noch einmal auf dem Maschinendeck um und fühlte sich plötzlich sehr, sehr einsam, als er auf den roten Knopf auf der Konsole drückte. Zunächst passierte nichts, und der Bauleiter atmete erleichtert auf. Dann begann der ganze Raum leicht zu vibrieren, das große, durchsichtige Gebilde, auch Warpspule genannt, begann plötzlich in leuchtendem Blau zu strahlen. Die Beleuchtung der Konsole begann zu flackern, und zu dem Vibrieren des Raumes gesellte sich ein unangenehmer, hoher Ton.

Die Nerven des Bauleiters waren zum Zerreißen gespannt, seine Knopfaugen schwollen an wie zwei kleine Luftballons, er hob seine Pfoten abwehrend in die Luft, stieß einen ängstlichen Schrei aus und rannte zur Tür hinaus. Weg, nur weg von diesem unheimlichen Ort wollte er. Murksel schien über den Korridor der Enterprise zu fliegen, hechte mal links und mal rechts in einen Seitengang, bis er den Lift und die Brücke erreicht hatte. Die Türschwelle stoppte seinen Lauf und er flog kreischend durch die Luft, vorbei an Chekov, der gerade in der Tür stand, direkt vor den Commander-Sessel auf dem der Bürgermeister saß.

"Bericht, Maschinist!"

"Hä, hä, Commander, alles kein Problem. Ein Klacks sozusagen, der Warpantrieb läuft."

Der Bürgermeister-Commander nickte und wandte sich wieder Goldi zu. "Öhm, wo waren wir? Ach ja: stehengeblieben! Also, was heißt das, keine Lust?"

"In der Küche ist nichts los, ich kündige. Ich will dorthin, wo Action ist!"

"Öhm, ja." Der Bürgermeister versank ins Grübeln. Sein Blick fiel auf den riesigen Monitor, auf dem die Erde immer kleiner wurde, und das Schwarz des Weltalls immer mehr zunahm. Bald würden sie in unbekannten Gebieten sein. Sie waren wohl schon seit einiger Zeit in unbekannten Gebieten, aber das Weltall war etwas Anderes. Zwar hatten die Hamster mit der Weltraumforschung in der Vergangenheit ihre ersten Erfahrungen gemacht, doch auch das war etwas Anderes. Dieses hier war etwas völlig Neues, wie der Bürgermeister langsam begriff. Sie würden womöglich Gefahren ausgesetzt sein, die sich überhaupt nicht vorstellen konnten. Sie brauchten Schutz, ja, das war es!

"Goldi", sprach der Bürgermeister-Commander mit gedehnter Stimme, "kraft meiner Dings, äh, ernenne ich dich zum Waffenoffizier. Du wirst im Notfall das Schiff mit Waffengewalt gegen Angriffe verteidigen!"

Im Hintergrund war ein 'Plopp' zu hören. Das war Flecki, die vor Entsetzen umgefallen war. Sasie und Dasie halfen ihr wieder auf die Pfoten.

"Haben Sie ein Problem damit, Erster Offizier?"

"Er wird uns alle in die Luft jagen!"

"Unsinn, Nummer Eins, er ist ein zuverlässiger und umsichtiger Offizier!"

"Zuverlässig ja, wenn es um Katastrophen geht", fauchte Flecki. "Umsichtig wäre übertrieben. Neulich hat ihn die HAMPO erwischt, weil er zu schnell gefahren war. Dann hat der Polizist ihn gefragt, ob er wüsste, dass er zu schnell gefahren sei."

"Und?" hauchte Sasie. "Was hat er geantwortet?"

Flecki warf einen vorwurfsvollen Blick auf Goldi:

"Er hat zu dem Polizisten gesagt: Das kann nicht sein, ich war viel zu langsam. Sonst würden Sie mich ja jetzt nicht fragen können..."

Es krachte kurz, und alle drehten sich zu Fähnrich Chekov um, der vor Lachen vom Stuhl gefallen war.

"Öhm, wir befinden uns jetzt im Orbit. Alle gehen jetzt auf ihre Plätze!"

"Welche Plätze, Bürgermeister?" riefen Sasie und Dasie im Chor.

"Genau, Tati und ich, wir wissen auch nicht, was wir machen sollen", rief Teeblättchen empört.

"Das heißt Sir! Oder Commander!" fauchte der Bürgermeister-Commander und sah sich wütend um. Er stemmte seine kleinen Pfoten in die Hüfte und schaute sich energisch um. "Dizzy-dings, äh, Disziplin ist das, was ich von euch erwarte, meine Hamster. Wir werden jetzt die weiteren Einteilungen der Crew vornehmen."

Er ließ sich locker vom Sessel gleiten, stieß einen gellenden Schrei aus, drehte sich einmal um die eigene Achse und klatschte auf den Boden der Brücke.

"Sir oder Commander, geht es Ihnen gut?" fragte die herbeigeeilte Flecki.

"Öhm, ja, danke, Nummer Eins. So hohe Stühle bin ich einfach nicht gewohnt. Kommen wir also zu Einteilung der Mannschaft..."

Nach einer weiteren Stunde heftigster Diskussionen, die von dem Gegacker des am Boden liegenden Chekovs begleitet wurden, stand die Aufteilung der Crew des Raumschiffes fest:

Flecki: Erster Offizier

Goldi: Waffenoffizier

Murksel: Maschinist, Assistent: Tuffi

Trampel: stellvertretender Kommunikationsoffizier

Dodo, Dasie: Sicherheitsteam

Tati: Wissenschaftsoffizier, Küche

Sasie: Quartiermeisterin

Teeblättchen: Partyorganisation

Lt. Uhura hatte inzwischen wieder die Brücke betreten und teilte dem Bürgermeister-Commander mit, dass der vegetarische Freund in einen Koma-ähnlichen Schlaf gefallen war und in der nächsten Zeit nicht gestört werden sollte. Dann nahm sie an ihrer Nachrichtenkonsole Platz, kraulte den dort wartenden Trampel und erklärte ihm grinsend die verschiedenen Knöpfe und Schalter der Funkanlage.

Seufzend lehnte sich der Bürgermeister-Commander wieder in seinem Sessel zurück, nachdem er beim Hinaufklettern zweimal an dem glatten Polster abgerutscht war.

"Öhm, wer steuert eigentlich?"

Fähnrich Chekov, der sich von seinem Lachanfall gerade wieder erholt hatte und mit auf dem Tisch liegenden Füßen den Monitor betrachtete, stieß ein lautes Gackern aus, kippte mit dem Stuhl um und verschwand.

"Ihr seid klasse, Ihr Hamster! Stoj! Keiner steuert! Niemand! Njet! Goldi und die HAMPO, ha, ha, ha!"

"So kommen wir nirgendwo hin, Commander", schimpfte Flecki und betrachtete angewidert den Fähnrich, der auf dem Boden des Kommandoraumes lag und mit den Fäusten auf den Boden trommelte. "Sie müssen etwas tun, Commander!"

"Tja, öhm, ja, also, was machen wir denn nun, was machen wir denn nun?"

Der Bürgermeister-Commander blickte sich verzweifelt um. Alle versteckten sich, so gut es ging, und so fiel sein Blick auf Dodo.

"He, Dings-Dodo, komm mal her!"

"Ich habe nichts getan, Commander", näherte sich der große Hamster mit einem ängstlichem Gesichtsausdruck.

"Was haben Sie im Moment zu tun, Mann?"

"Nichts", wimmerte Dodo.

"Gut," entgegnete der Bürgermeister-Commander und wies auf Chekov, der mittlerweile wiehernd auf dem Rücken lag und mit seinen Beinen zappelte. "Wir haben sozusagen ein Navigationsproblem, übernehmen Sie die Steuerung!"

Nach einigen Minuten war es Bauleiter Murksel, Goldi, Trampel und Flecki gelungen, den jammernden, sich heftig wehrenden Dodo an die Steuerkonsole zu befördern.

"Und nun? Was soll ich nun..."

"Wenn wir nicht gleich auf Kurs sind, steigst du aus, du Pfeife", brüllte Murksel, dem das Ganze langsam gehörig auf den Pelz ging.

"Aber ich, aber ich... soll ich mal an diesem Hebel ziehen, Chef?"

"Commander heißt das, Navigator Dodo! Wenn Sie noch einmal Chef zu mir sagen, lasse ich sie wegen Dizzy- äh, Disziplinlosigkeit einsperren!"

"Aber was soll ich denn nun machen?" jammerte Dodo.

"Mach irgendetwas", schlug Goldi vor, "aber hör auf, den Teppich vollzuheulen!"

Verzweifelt zog Dodo an dem Hebel. Zunächst schien nichts Ungewöhnliches zu passieren, doch unter lautem 'Oh' und 'Ah' der Hamster zeigte der Monitor nun plötzlich eine Kursänderung an. Zunächst schien es, als wenn sich alle Sterne mit hoher Geschwindigkeit zur Seite bewegten; dann kehrte Ruhe in das Bild ein. Die Sterne, die sich vorher von ihnen wegbewegt hatten, schienen nun auf sie zuzufliegen.

"Klasse, Commanderchen, jetzt fliegen wir richtig herum", lachte Uhura und klatschte begeistert in die Hände, woraufhin Trampel vor Schreck von der Konsole fiel.

“Sie untergraben meine Autorität, Uhu“, fauchte der Bürgermeister und zeigte mit der Pfote auf Lt. Uhura, die in diesem Moment erhebliche Mühe hatte, nicht vor Lachen loszubrüllen, “Sie haben mich mit 'Sir' oder 'Captain' anzureden, oder mit 'Commander' oder 'Sir', oder mit 'Commander' oder 'Captain', verstanden?“

“Völlig klar, Sir,“ kam die gewieherte Antwort, “ich werde mich bessern.“

Misstrauisch blickte der Commander-Bürgermeister sie an, dann schien ihm etwas einzufallen, und er fuhrt fort: “Noch eins: warum können wir nicht durch die Tür gehen?“

“Sir?“ Uhura war kurz davor, wieder loszuprusten.

“Die verdammte hydraulische Tür! Die lässt uns nicht durch!“

“Ach so, die verdammte hydraulische Tür, Commander! Ich werde mich höchstpersönlich darum kümmern, dass diese miese Tür auch Commanderchens und Leichtgewichte durchlässt. Jawohl, Sir!“

Sie salutierte und wandte sich einer Konsole zu, die sich einige Meter entfernt befand. Zufrieden beobachtete der Bürgermeister, wie sie einige Einstellungen vornahm. Dann wandte er sich wieder dem Hauptbildschirm zu und faltete seine kurzen Pfoten über seinem dicken Bauch. Wenige Minuten später war er eingenickt.

"He, dann wäre es wohl Zeit, endlich mal eine Runde Futter zu vertilgen", rief Goldi. "He, Chekov, zeige mir mal, wie das mit dem Replikator funktioniert....."

Die beiden zogen sich für eine Weile zurück, und Goldi hörte genau zu, denn schließlich würde er sich noch eine ganze Weile mit diesem äußerst interessanten Gerät beschäftigen.

 

 Auf und Davon (Kapitel 04) - Schottland – Wiedersehen mit Lisa

 

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