Hamsterhausen
Kapitel 40

Am Steinkreis

 

Tja, so war in Schottland die Zeit vergangen. Jim hätte die BANTACH-Mitarbeiter noch auf Berneray vermutet, aber Balthasar und Dabi waren von dort mit dem U-Boot in ihre Zentrale nach Ullapool zurückgereist. Der HamHeli hatte sie bei ihrer Außenstelle Clebrig abgesetzt, wo eine ungeheuer wichtige Sitzung stattfand. Dabi war, wie es sich für eine Assistentin gehörte, für die Organisation zuständig.

"Wo habt ihr denn noch überall Außenposten?" fragte der Captain. "Das ist ja fast wie in der Föderation."

"Wir haben unsere Außenposten weltweit", erwiderte Dabi. "Und ihr könnt euch wirklich nicht vorstellen, wie sehr ihr hier stört."

"Die Störung wird gewiss noch wesentlich massiver werden", erklärte Lt. Spock. "Uns wurde gesagt, dass dies der Ort ist, an dem wir wieder mit unseren Kollegen und Hamstilidamst mit seinen Freunden zusammentreffen werden."

"Es ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt", sagte Dabi.

Sie klang fast verzweifelt. Nun juckte es den Captain eigentlich wenig, was für eine Organisation BANTACH war, aber für die Hamster, die ihr angehörten, war sie offenbar ganz ungeheuer wichtig. Er musste das akzeptieren, daher sagte er:

"Vielleicht finden wir ja einen anderen Ort, an dem wir mit allen wieder zusammentreffen."

"Das wird kaum möglich sein, Jim", sagte Spock.

"Ja, wieso denn…"

Er brach ab, denn der Vulkanier starrte ihn durchdringend an, und auf einmal kapierte er, was ihnen bevorstand. Hier mit allen zusammentreffen… Ach, du großer Gott! Klar wären sie normalerweise alle aufs Schiff gebeamt, aber das waren nicht Fridas Worte gewesen. Wenn sie nicht auf das Schiff kamen, dann käme das Schiff zu ihnen. Ach, du großer Gott!

"Senorita! Erklären Sie diesen Vorfall!"

Eine schnarrende Stimme, die aus Hamsterhöhe kam. Dabi erstarrte merklich, und die Offiziere blickten sich suchend um. An einem anderen Stein hatte sich ein ziemlich großer Hamster aufgebaut, direkt hinter ihm standen zwei unangenehm wirkende, dunkle Typen. Sie trugen Waffen. Der Captain glotzte die winzigen Gewehre an, bei Lt. Spock wanderte eine Augenbraue nach oben.

Dr. McCoy bewegte sich so, dass er vor Spock stand. Diese Hamstergewehre konnten ihnen überhaupt nichts anhaben, aber ein Schuss würde doch genügen, dem Vulkanier eine kleine, blutende Wunde zuzufügen, und das durfte nicht passieren. Hamstilidamst gefiel die Situation überhaupt nicht. Er hockte bei Scotty auf der Schulter und war so schweigsam wie in seinem ganzen Leben noch nicht.

Inzwischen blickte der Captain zwischen Dabi und dem Hamster mit den Bodyguards hin und her. Dabi, nie um eine Antwort verlegen und streckenweise ziemlich besserwisserisch, zeigte Unsicherheiten. Schließlich überwand sie sich jedoch, atmete sichtlich durch und sprach:

"Großer Boss, dies ist ein durch niemanden herbeigeführtes Zusammentreffen."

"Si, Senorita, und ich begreife auch, dass Sie versuchen, das Zusammentreffen schnellstens zu beenden. Das ist umsichtig, aber nun ist es geschehen. Ich bin mehr als verwundert, dass Sie sich mit Menschen abgeben."

"Wir haben einander in einigen gefährlichen Situationen unterstützt", sagte der Captain vorsichtig. "Aber auch unser erstes Zusammentreffen war zufällig."

"Ich kann Sie also direkt ansprechen", stellte der große Hamster fest. "Gut zu wissen. Dennoch forderte ich die Erklärung von Senorita Dabi."

Das war, fand Kirk, gerechtfertigt. Zweitens entdeckte er, dass er hier einen Hamster mit Autorität vor seinen Füßen hatte. Er fragte sich, wer das sein mochte, aber Dabis Anrede "großer Boss" beantwortete ihm die Frage eigentlich schon. Dies war zweifellos der Chef der gesamten Organisation.

"Vor einiger Zeit hatte ich Anlass, in Ullapool mit einer Gruppe von Hamstern aus Deutschland bekannt zu werden", begann Dabi. "Sie waren in einer geheimen Mission unterwegs, die sie erfolgreich durchführten."

Mann, das war typisch Dabi, dachte Hamstilidamst. Ging einfach nicht, dass irgendwas nicht augenblicklich sofort geheim war, wenn sie erzählte. Aber er hütete sich, da was zu sagen. Seine Zweibeiner-Freunde mussten sich ja nun keinen Kopf machen, denen könnte nichts passieren. Aber er war überhaupt nicht ein bisschen scharf darauf, noch mal in die Klauen eines Hamster-Sicherheitsdienstes zu geraten.

Dabi erklärte, wie sie an die Bekanntschaft mit den Menschen gekommen war. Dabei drückte sie sich genau so vage aus wie vorher und machte ebenso deutlich, dass auch die Menschen in einer über alle Maßen geheimen Mission unterwegs waren. Der große Boss schien ihre Schwäche für Geheimnisse zu teilen, denn als sie zu Ende erzählt hatte, blickte er mit grimmiger Miene zu den Menschen auf.

"Sie sind also, um es kurz zu sagen, mit Geheimhaltung vertraut."

"Auf jeden Fall", nickte der Captain.

"Gut. Dann sage ich Ihnen jetzt, ich bin Bombo der große Boss, und Sie tun gut daran, niemandem von dieser Begegnung zu erzählen."

"Das versichere ich in meiner Eigenschaft als Kommandant in der Sternenflotte. Ich bin Captain Kirk."

Bombo der große Boss ruckte einmal mit dem Kopf, und seine Bodyguards senkten die Waffen. Alle vier Enterprise-Offiziere schafften es, keine Miene zu verziehen. Was dieser Hamster-Bonze meinte, gegen sie ausrichten zu können, konnten sie sich nicht vorstellen, aber er war wirklich ein Boss, Zentimeter für Zentimeter.

"Senorita, erläutern Sie den Zweibeinern die Lage. Ich verlasse mich darauf, dass Sie sich an die Direktiven halten."

Dann verschwanden er und seine Leibwächter hinter dem Stein. Lt. Scott vermutete dort einen Zugang zu dem Hamster-Außenposten, aber viele Gedanken machte er sich nicht darum. Stattdessen fragte er:

"Kann ich dich hochnehmen, Dabi? Dann können wir uns etwas abseits hinsetzen."

"Das sollte kein Problem sein", erwiderte sie.

"Mann, Dabi", fand Hamstilidamst endlich seine Sprache wieder. "Das ist ja echt ein beeindruckender Typ. Ist das der Chef von BANTACH? Was macht der hier? Ist irgendwas unheimlich Wichtiges passiert bei euch? Wieso…?"

"Nun halt mal die Klappe, bis wir hier außer Hörweite sind", unterbrach Jim ihn.

"Darum möchte ich allerdings auch gebeten haben", nickte Dabi. "Ich kann wirklich in Schwierigkeiten kommen."

"Wir hauen dich da raus. Und ganz bald sind all meine Freunde wieder hier, dann hast du überhaupt nichts mehr zu befürchten. Und…"

"Hallo!" sagte der Captain laut. "Ich habe gesagt, du sollst mal die Klappe halten."

Dabi hatte es immer geschafft, Präsident Balthasar in die Richtung zu schieben, die ihr am besten erschien. Na gut, manchmal hatte sie es auch so gedreht, dass sie es ganz bequem hatte. Und anderen gegenüber, das hatte sie mittlerweile verstanden, hatte sie auch zu geheimnisvoll getan. Aber der Sinn und Zweck von BANTACH war wirklich ungeheuer wichtig, und dafür hatte sie sich auch immer ins Zeug gelegt.

Eigentlich hatte sie da ihr Ding gemacht und war mit dem Aufgabengebiet Schottland total zufrieden gewesen. Außerdem war sie sicher gewesen, dass alles glatt lief, wenn sie vernünftige Berichte an den großen Boss in Uruguay weiterleitete. Sie hatte nie das Gefühl gehabt, dass da irgendwas schiefgehen könnte. Ihr Pech! Sie hatte den großen Boss unterschätzt, aber total unterschätzt.

Bombo war hier aufgetaucht und hatte die Sitzung im Steinkreis von Clebrig angesetzt. Präsident Balthasar war noch so fertig von seinen letzten Abenteuern, dass er Dabi die Tagungsvorbereitungen nicht von Ullapool aus machen ließ wie sonst, sondern sie zum Loch Naver mitgenommen hatte. Dadurch hatte sie Bombo persönlich kennen gelernt und solchen Schiss vor ihm, dass sie ihre ganze Sicherheit verloren hatte.

Natürlich kam es ihr nicht in den Sinn, das irgendjemandem zu erzählen. Aber jetzt hatte sie eine echte Chance. Wenn der große Boss im Bereich Schottland echt was zu meckern hatte und darauf kam, ihr die Schuld geben zu können, dann würde sie sich diesen Raumfahrern anvertrauen und die bitten, sie mitzunehmen. Aber soweit waren sie noch nicht.

"Ihr könnt euch denken, dass dies eine außerordentliche Sitzung ist", fing sie an, als alle sich weit weg vom Steinkreis ins Gras gesetzt hatten.

"Macht ihr nicht immerzu Sitzungen? Wieso ist das außerordentlich?" fragte Hamstilidamst. "Jim, Dabi braucht bestimmt Stärkung. Verteil doch mal ’n paar Kekse."

"Mache ich, wenn du Dabi danach einfach ausreden lässt", erwiderte Kirk. "Eine außerordentliche Sitzung ist übrigens eine Sitzung, die nicht in dem Abstand wie normale Sitzungen abgehalten wird, sondern irgendwann zwischendurch, weil es einen besonderen Grund gibt."

"Und wieso weißt du das?"

"Ach, Hamstilidamst", seufzte McCoy. "Das ist Bürokratie, und die stirbt nie aus. Wir kennen so was nur zu gut."

"Allerdings", gab Spock zu und klang nicht so, als hätte ein Vulkanier besonderen Spaß dabei.

Inzwischen hatte der Captain Kekse verteilt, und während sie noch redeten, hatte Dabi ihren Keks mit Blitzgeschwindigkeit in sich hinein geknabbert. Sie brauchte bei dem Stress wirklich mehr Stärkung als sie bisher bekommen hatte.

"Die Reiseabrechnungen!" stöhnte sie und blickte in die Runde. "Bei ihren Reisen machen die Chefs fast immer irgendwas, was nicht den Richtlinien entspricht."

"He, was gibt’s denn bei Reisen für Richtlinien?"

"Hamstilidamst, es gibt Regeln. – Na ja, es ist so… Wie soll ich sagen? Je nun…"

"Darf ich raten?" fragte Kirk. "Papua und Borneo im Tausch gegen Pebbay and Berneray?"

"Ja", nickte Dabi unglücklich. "Warum musste der Präsident auch selbst buchen? Das konnte doch nicht gut gehen. Ich mache mir schreckliche Vorwürfe!"

"Also, echt, ist doch nicht dein Problem, wenn er ein Idiot ist", sagte Hamstilidamst entrüstet und krallte sich noch einen Keks. "Brauchst du dir doch keinen" – er biss ab – "Popf fum fu wachen."

Die Reiseabrechnung von Balthasar hatte alle Grenzen gesprengt. Nun war es so: Wenn jemand ohnehin schon in der Schusslinie war und man richtig darauf wartete, ihn abzuschießen, dann konnte man sich fest darauf verlassen, ihn über irgendwelche verbockten Reisen zu kriegen. Balthasar war nicht einfach einer von vielen Präsidenten der internationalen Organisation BATNACH. Er war ein Präsident, der im Hauptquartier aufgefallen war.

"Er ist nicht aufgefallen, weil er besonders gut oder schlecht war", erklärte Dabi so leise, dass sie kaum zu verstehen war. "Irgendwie haben die rausgefunden, dass er überhaupt nichts macht und – und trotzdem immer Berichte geschickt hat."

"Die natürlich du geschickt hast", nickte Lt. Spock.

"Na ja… Was sollte ich denn tun?!"

"Auch nichts", schlug Hamstilidamst vor, und sie guckte empört.

"Das kann ich nicht! Die Berichte von den Außenstellen gingen ein… Ich meine, sie werden gesammelt und zusammengefasst und ans Hauptquartier geschickt. Das ist nicht schwierig."

"Aber?" fragte Kirk verständnisvoll.

"Wenn er die Projekte besuchte… Es macht ja nichts, wenn ich weiß, dass er nichts tut, aber…"

"Ay, ich verstehe", nickte Lt. Scott düster. "Bei den Projekten haben die mitgekriegt, dass er ein fauler Hund ist, und das haben sie dann auch mal ans Hauptquartier gemeldet. – Wissen Sie was, Captain, es gibt Sachen, die sich einfach Tausende von Jahren überhaupt nicht ändern."

Das Hauptquartier hatte einen Spitzel in Ullapool eingeschleust. Leicht hatte er es nicht gehabt bei der Abschirmtechnik, die Dabi für den Präsidenten entwickelt hatte. Aber er hatte doch einiges herausgefunden, und dann war der Knaller mit der Reise nach Papua und Borneo gekommen. Das hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.

"Und jetzt wird der Präsident entlassen!" jammerte Dabi. "Und wenn der Präsident entlassen wird, muss ich bestimmt auch gehen. Ich meine, ich weiß das nicht, aber es gibt eine Untersuchungskommission…"

"Aber natürlich gibt es eine Untersuchungskommission!" ächzte Captain Kirk. "Wo käme das Universum hin, wenn es keine Untersuchungskommissionen gäbe?!"

"Jim hat mehr als einmal vor einer gestanden", grinste Dr. McCoy. "Wenn er nicht einfach genial darin wäre, das Universum vor dem Untergang zu retten, hätten sie ihn wahrscheinlich auch schon rausgeschmissen."

"Im Retten ist er gut", bestätigte Hamstilidamst.

"Das kann schon sein, aber Balthasar hat nichts und niemanden gerettet!" heulte Dabi. "Den schmeißen sie wirklich raus."

Sie war überhaupt nicht zu beruhigen. Als Hamstilidamst ihr zum Trost mit aller Gewalt noch einen Keks in den Mund schieben wollte, scheuerte sie ihm sogar eine, und das war ein sehr schlechtes Zeichen. Plötzlich hob Spock warnend die Hand. Er hatte die ganze Zeit den Tricorder laufen lassen, und der Tricorder verzeichnete jetzt die Annäherung von zwei Hamstern.

Es waren die beiden Bodyguards. Allerdings kamen sie ohne Waffen, und sie waren nicht mal unhöflich.

"Senorita Dabi, Captain Kirk, bitte begleiten Sie uns."

Hamstilidamst verschwand wie ein Irrwisch im Rucksack. Damit wollte er nichts zu tun haben, und er war auch gar nicht hier. Aber niemand wollte ihn überhaupt dabei haben, und das war doch auch wieder beleidigend. Spock, McCoy und Scott machten sich keine Sorgen. Es war wirklich nicht anzunehmen, dass die Hamster dem Captain etwas tun konnten, und er könnte auch Dabi schützen, falls man ihr etwas tun wollte.

Das dachte Captain Kirk auch, aber als er wieder in den Steinkreis trat, war er nicht mehr ganz so sicher. Dort tagte inzwischen offenbar die Vollversammlung der Außenstelle Clebrig. Zwischen zwei stehenden Steinen war eine Hängebrücke straff gespannt, auf der Hängebrücke stand ein Podest, auf dem Podest stand Bombo der große Boss, zwei Bodyguards an seiner Seite. In der Mitte des Steinkreises saßen ungefähr achtzig Hamster in ordentlichen Reihen und starrten zum großen Boss empor. Direkt unterhalb des Podests hockte der unglückliche Balthasar.

"Aufgrund Ihrer Größe ist es angeraten, Sie setzen sich an den Rand der Versammlung, Captain Kirk", sagte einer der Bodyguards. "Senorita, begleiten Sie uns."

"Aber sie hat…" fing Kirk an, wurde jedoch sofort unterbrochen.

"Der große Boss wünscht Ihre Anwesenheit. Darüber hinaus haben Sie sich in die BANTACH-internen Angelegenheiten nicht einzumischen."

"Es ist in Ordnung, Captain, ich kenne meine Pflicht", sagte Dabi dienstlich und gefasst.

"Ich habe Respekt vor dir", sagte der Captain und meinte es ganz ehrlich.

Er war sicher, ihr schlotterten sämtliche Knie, und er sah, dass ihr Fell leicht gesträubt war. Nach einigen Dingen, die er von Hamstilidamst gehört hatte, nahm er an, dass es unter Hamstern keine Todesstrafe gab, aber Dabi schien so etwas zu erwarten. Im Härtefall würde er ganz einfach aufgrund seiner Größe eingreifen. Das hätte der große Boss sich dann ganz allein zuzuschreiben.

Irgendwo da vorn erklang ein Glöckchen. Alle schwiegen, offenbar war die Sitzung eröffnet. Unter Sitzung verstand der Captain zwar etwas Anderes, das war mehr ein Prozess, aber über Ausdrücke würde er sich nicht mit den Hamstern streiten.

"Die Sitzung ist eröffnet", sagte der große Boss laut und deutlich.

Unwillkürlich blickte der Captain sich um, denn irgendwo hier mussten Lautsprecher angebracht sein. Diese Versammlung kehrte alles um, was er von Hamstern wusste, und er hatte geglaubt, nach der Begegnung mit Hamstilidamst wusste er über Hamster fast alles.

"Ich fordere die Assistentin des Präsidenten zu einer Aussage auf." Dabi trat vor und blickte Balthasar an, dann schaute sie hinauf zu Bombo. "Senorita, geben Sie mir einen Bericht über die Aktionen der BANTACH in den letzten zwei Wochen."

"Einen Teil dieser Zeit weilte ich im Urlaub", sagte Dabi deutlich.

Zu spät erkannte sie, dass sie damit gleich den ersten Fehler gemacht hatte. Es war schon bekannt, dass Balthasar, als er aus Borneo zurück war, nicht pflichtbewusst sofort sein Büro in Ullapool aufgesucht hatte. Stattdessen war er zu seiner Assistentin gelaufen, hatte sie in ihrem Urlaub aufgestört und sie die Reise zu den Hebriden managen lassen, weil er selbst dazu nicht in der Lage gewesen war. Dabei hatte sie nur deutlich machen wollen, dass sie gar nicht die vollen zwei Wochen im Büro gewesen war und auch gar nichts dazu sagen konnte.

Und so ging es weiter. Wann immer sie zeigen wollte, dass sie zu einer Frage keine vernünftige Antwort geben konnte, wurde laut verkündet, welchen Mist Balthasar in der Zeit gebaut hatte. Danach kam Balthasar selbst an die Reihe. Er war überhaupt nicht mehr pompös, sondern nur ein Häufchen Elend. Ihn fragte Bombo auch nicht nach all seinen schönen Reisen, sondern nach dem Inhalt der Berichte, die er genau hätte studieren sollen. Balthasar hatte absolut keine Ahnung!

"Ich bin sicher", fauchte Bombo, "Ihre Assistentin könnte mir über den Inhalt der Berichte sehr gut Auskunft geben. Sie sind dumm und eitel! Selbst nach den gängigen Hamster-Arbeitsbedingungen sind Sie faul. Sie sind nicht mehr der Präsident des schottischen Zweiges des BANTACH. Was hat mit ihm zu geschehen?"

Einer der Hamster in der ersten Reihe stand auf, vielleicht war er der Chef der Außenstelle Clebrig.

"Ich kann nur sagen, wenn er hier war, hat er immer den größten Teil der Vorräte aufgegessen."

"Ja, das hat er!" schrie ein anderer.

"Genau, dieser Fresssack!"

"Und dann hat er gepennt, weil er vollgefressen war."

"Wir verprügeln ihn!"

"Halt!!" donnerte Bombo, als sämtliche Mitarbeiter der Außenstelle schon aufgesprungen waren, um diesen schönen Vorschlag in die Tat umzusetzen. Dann lachte er. "Liebe Mitarbeiter, ich sehe, schottische Hamster haben ebenso viel Feuer im Blut wie südamerikanische. Aber ihr denkt nicht langfristig. Schön, ihr verprügelt ihn – und dann?"

"Verprügeln wir ihn noch mal!"

"Und wann gedenkt ihr, eure Arbeit wieder aufzunehmen?!" fragte der große Boss scharf, so dass alle bedrückt schwiegen. "Eben."

Irgendwo aus dem Hintergrund vernahm er ein deutliches Räuspern. Langsam hob Bombo den Kopf und blickte über die Menge hinweg. Dort saß Captain Kirk, ein Commander in einer Föderation. Jetzt würde Captain Kirk den Vorschlag machen, den er machen sollte.

Als Dabi ihm vorhin berichtet hatte, war Bombo im Kopf Balthasars Personalakte durchgegangen. Der rote Faden war da gewesen, und um ein dickes Seil daraus zu machen, hatte Bombo den Commander bei der Versammlung zugelassen.

"Ich habe einen Vorschlag zu machen, großer Boss", sagte Kirk, und Bombo lehnte sich gemütlich zurück.

"Ich habe offene Ohren für jeden Vorschlag."

"Balthasar hat einen Bruder in Deutschland, in Hamsterhausen. Dieser Bruder befindet sich zurzeit auf meinem Raumschiff. Mein Raumschiff wird in wenigen Tagen hier landen, und wir werden zurückreisen und die Hamster wieder in ihre Heimat bringen. Wir könnten Balthasar mitnehmen. – Wir könnten auch…"

"Ich heiße Ihren Vorschlag gut", unterbrach Bombo rasch.

Er wusste ganz genau, wen Captain Kirk noch gern mitnehmen würde. Das konnte er nicht zulassen. Aber an den Bruder in Hamsterhausen hatte er sofort gedacht, als er Dabi mit diesen Zweibeinern gesehen und ihre Geschichte gehört hatte. Es war die ideale Lösung, und er hatte gewollt, dass der Zweibeiner sie vorschlug. Er liebte es, wenn die Leute das taten, was sie seiner Ansicht nach tun sollten.

"Halt!!" donnerte er ein zweites Mal. "Balthasar, ich sagte nicht, dass Sie sich diesen Leuten augenblicklich anschließen. Sie haben die Erlaubnis, Ihren Bruder zu begleiten. Ich gebe Sie frei, wenn das Raumschiff angekommen ist. Wo wird es landen?"

"Wir werden es in einen passenden Platz einweisen", erwiderte der Captain.

Er sagte lieber nicht, dass die Enterprise genau hier landen sollte und bisher noch keiner einen besseren Einfall hatte. Aber diese Ebene war recht groß, und irgendwo würden sie das Schiff schon herunter bekommen. Wie, darüber machte er sich noch keine Gedanken. Wenn er sich darüber Gedanken gemacht hätte, wäre er schweißgebadet gewesen.

"Dann ist das geregelt", sagte Bombo. "Senorita Dabi, treten Sie vor! Begrüßen Sie gemeinsam mit mir Ihren neuen Präsidenten für den Bereich Schottland. – Hier ist Präsident Veitli. Er hat bisher den Bereich Uri in der Schweiz geleitet."

Ein schlanker, energisch aussehender Hamster stand wie aus dem Nichts auf der Hängebrücke, trippelte geschwind darüber und baute sich neben dem großen Boss auf. Bombo reichte ihm feierlich die Pfote, dann deutete er auf Dabi.

"Mit Ihrer schottischen Assistentin haben Sie eine Mitarbeiterin, die bestens mit der hiesigen Organisation vertraut ist und Sie über jede Einzelheit informieren kann."

"’s ischt mir eine Freude!"

Im Hintergrund grunzte Kirk ganz leise. Ach, was würden die schottischen Hamster für einen Spaß mit der Sprache ihres neuen Präsidenten haben. Er stand auf, um besser über die Menge hinweg sehen zu können. Immer noch war er bereit, auch Dabi mitzunehmen, aber Dabi schien zu strahlen. All ihre Ängste waren wie weggeflogen, sie würde ihren Job behalten.

Nach zwei Wochen in dieser Zeit hatte der Captain eine Menge Verständnis dafür. Auf Dauer die Arbeit behalten zu können, in die man sich so reingekniet hatte, das war was wert. Er ging zu seinen Kollegen zurück. Ganz bestimmt würde Dabi sich noch einmal sehen lassen. Wer weiß, vielleicht war sie sehr bald doch nicht mehr so glücklich. Bei Balthasar hatte sie absolut machen können, was sie wollte. Der drahtige Präsident Veitli ließ ihr vielleicht nicht soviel Freiraum.

Hinter ihm verklangen die Hochrufe für den neuen Präsidenten. Sie waren eher pflichtgemäß als begeistert. Wer konnte schon spontan begeistert von einem Chef sein, über den noch keiner etwas wusste?

Als Kirk an die Stelle kam, an der er vorhin seine Kollegen verlassen hatte, war niemand da. Er drehte sich einmal in die Runde und sah die drei Offiziere in der Ferne stehen. Aha! dachte er, Landeplatz für die Enterprise gesucht. Langsam fing er an, ernsthaft darüber nachzudenken. Lt. Uhura hatte die notwendige Ausbildung, das Steuerpult zu übernehmen, während Chekov navigierte.

"Ich wette, dass sie nicht mehr abgedreht sind", hörte er Dr. McCoy sagen, als er auf die Gruppe zukam.

"Falls sie abgedreht sind, wie Sie es nennen", sagte Lt. Spock, "brauchen wir über eine Landung nicht zu diskutieren, dann ist sie nicht möglich."

"Wenn ich wenigstens in den Maschinenraum könnte", stöhnte Scotty.

"Vielleicht können sie ja ein Seil runterlassen", sagte der Captain. "Verdammt, wir alle müssten an Bord sein. Zugegeben, Scotty, Sie wären dort am dringendsten nötig. Aber da die Enterprise noch nie auf einem Planeten gelandet ist, haben wir alle keine Ahnung, was da ablaufen wird. Habt ihr euch ein gemütliches Plätzchen ausgesucht?"

"Wir sind noch nicht sicher, Jim", erwiderte Spock. "Es ist nach allen Seiten sehr weiträumig und eben, aber…"

"Aber?"

"Ay, Sir, aber", brummte der Chefingenieur. "Ich wette nichts darauf, dass das Schiff einfach gemütlich aufsetzt mit zwei Leuten Bedienungspersonal. Das kann eine Bruchlandung werden, und das kann eine Schlitterpartie werden. Keine Ahnung, welches Tempo sie drauf haben werden, wenn es eine Schlitterpartie gibt, keine Ahnung, wie sie abbremsen können."

"Es ist daher sehr wichtig, den Anflugwinkel einzuweisen", sagte der Erste Offizier. "In jener Richtung würde das Schiff unter Umständen im Loch Naver landen."

"Da geht es in die ersten Ausläufer des Ben Klibreck", deutete Lt. Scott. "Ich wünsche mir nicht, dass unser gutes Mädchen in irgendeinen Hang kracht."

"Na, und von da kommt sie über Altnaharra gedonnert", sagte Pille nur, und der Vulkanier nickte zögernd.

"Laut Datei gibt es heute weltweit nirgends so viele Meldungen über unbekannte Flugobjekte wie in Schottland, so dass die Enterprise nur eines von vielen wäre, aber…"

"Jetzt hören Sie mal mit dem Quatsch auf!" fuhr McCoy ihm ins Wort. "Ich könnte nicht mal ein Shuttle fliegen, aber ich weiß, wie tief die Enterprise schon sein müsste, wenn sie über Altnaharra ist. Außerdem ist der Ort so dicht dran, dass da alle mit Fotoapparaten gelaufen kämen. Nicht zu vergessen…"

"Doktor!" unterbrach Spock ihn milde. "All das wollte ich gerade als Gegenargument ins Feld führen. Und wie auch Sie sicher gerade sagen wollten, sind um diese Zeit zahlreiche Urlauber auf dem See. Tatsächlich kann die Landebahn nur sehr eingeschränkt sein. Wir haben ein Problem."

Hamstilidamst hatte eine ganze Weile im Rucksack gesessen. Nicht, weil er immer noch Angst hatte, aber die angebrochene Kekspackung lag darin. Erst als er mitbekommen hatte, dass Jim wieder da war, kämpfte er sich durch das Gepäck nach oben und schaute über die Rucksacköffnung. Er wollte schrecklich gern wissen, was denn nun aus Balthasar geworden war.

Das musste doch wirklich aufregend gewesen sein, und Jim erzählte überhaupt nicht ein Wort davon. Das war echt gemein! Hamstilidamst saß maulend herum, aber irgendwann kriegte er mit, worum es seinen Freunden eigentlich ging. Sie suchten einen Platz, an dem sie das Raumschiff heil und ganz runterkriegen konnten. Das war natürlich auch ganz unglaublich wichtig. Es wäre fürchterlich gewesen, wenn sich all seine Freunde bei der Landung verletzten oder wenn das Raumschiff kaputtgegangen wäre und sie hier nicht mehr weg konnten.

‚Sie werden deine Hilfe brauchen, und du wirst die Hilfskräfte finden.’ Die weiße Hexe Frida hatte diesen Satz in seinen Kopf hineingedacht. Damals war sehr, sehr klar gewesen, dass sie den Satz sehr, sehr ernst gemeint hatte. Wie es aussah, war der Augenblick jetzt gekommen. Er musste aufpassen wie ein Schießhund, was die Offiziere als besten Landeplatz aussuchten. Aber die ganze Zeit hatte einer von ihnen irgendwas dagegen.

Nicht in den See, nicht gegen einen Berg, nicht über einen Ort. Boa, das war echt nicht einfach! Die Männer gingen weiter, dann blieb Jim auf einmal stehen. Er drehte sich um, starrte in alle Richtungen und sagte:

"Tricorder, Spock. Ich glaube, besser wird es nicht."

"Ich glaube, Sie haben Recht", nickte der Erste Offizier. "Wenn die Enterprise von der jenseitigen Seite des Sees anfliegt, und das sollte eher nachts geschehen, dann… Ja, dort hinten ist ein großes Waldgebiet, direkt hinter uns ist ebenfalls Schutz durch Bäume. Gegen Abend sollten die Angler in ihrem Hotel in Altnaharra sitzen…"

"Und einen guten Whisky trinken", sagte Scotty sehnsüchtig.

"Zum Beispiel. – Dieser Platz ist ideal."

Mehr hatte Hamstilidamst nicht hören wollten. Bisher vermuteten ihn alle immer noch im Rucksack, und aus dem kletterte er jetzt vorsichtig heraus, wagte den Sprung nach unten ins Gras und wusste zum Glück ganz genau, in welcher Richtung er sich auf den Weg machen musste.

Als Hamstilidamst am Steinkreis ankam, verflog seine heimliche Angst vor dieser Aufgabe. Vor ihm war ein Bild, das er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Hamster-Party, und zwar eine riesengroße! Er dachte nicht mal darüber nach, dass dies nicht Hamsterhausen war und nicht seine Leute. Es war Futtern und Tanzen und ein bisschen Kloppen angesagt, und er stürzte sich mitten hinein.

Irgendwann war er, ohne es zu merken, in dem Bereich angekommen, wo über ihm die Hängebrücke hing. Das machte nichts weiter, denn alle Hamster feierten überall – bis auf Bombo, Veitli und Dabi, die zwar auch Party machten, sich aber die ganze Zeit auf diesen Bereich beschränkten.

Bestimmt hätte sich Hamstilidamst irgendwann wieder erinnert, was er eigentlich hier wollte, aber im Moment war das so schrecklich lange entbehrte Partyfeiern viel zu gut als dass er an etwas Anderes denken konnte. Irgendjemand hüpfte und tanzte auf ihn zu und eine ganz unfröhliche Stimme sagte:

"Um aller Hamster willen, was machst du hier schon wieder?!"

"Mann, Dabi, ist das nicht klasse?" johlte er.

"Hamstilidamst, wer dreht bei dir im Hirn eigentlich am Rad, sag mal?!"

Die Stimme war immer noch ganz unfröhlich, eher war sie wütend, und auf einmal wurde ihm klar, dass er sich schon wieder auf die allergeheimste BANTACH-Ebene verlaufen hatte. Hamstilidamst gab es wirklich nicht gern zu, aber er hatte sich benommen wie ein Idiot. Natürlich war das nicht seine Schuld. Wenn die nicht wollten, dass man mitfeierte, sollten sie keine Party machen.

"Ich muss mit dir reden, Dabi. Ihr müsst uns helfen."

"Wer – wir?"

"Ihr alle hier."

Dabi zog ihn an den Rand der Party, weil sie das Gefühl hatte, er meinte den Blödsinn, den er da erzählte, wirklich ernst. Sie warf einen nervösen Blick über die Schulter. O ja, der große Boss und der neue Präsident Veitli waren ganz in der Nähe. Sicher war sie unter Beobachtung. Aber sie würde tun, was sie konnte, um Hamstilidamst los zu werden. – Sie hatte noch keine Ahnung, was sie dafür alles würde tun müssen.

"Also pass auf. Hier irgendwo wohnt die weiße Hexe Frida", begann Hamstilidamst.

"Wer wohnt hier?!" fragte Dabi ungläubig.

"He, unterbrich mich doch nicht. Die weiße Hexe Frida, und die hat uns gesagt, dass wir bei Clebrig mit all unseren Freunden wieder zusammentreffen. Und das ist hier."

Dabi schnaufte, guckte Hamstilidamst an und überlegte, wie man an einem Hamster Irrsinn feststellen konnte. Aber dann kniff sie die Augen zusammen, drehte sich um und winkte einem der Hamster zu. Er kam herangehopst, und Dabi hielt ihn einfach fest.

"Das hier ist Willy, der Leiter der Außenstelle", sagte sie und wandte sich an den hopsenden Willy. "Könnten Sie bitte einen Augenblick stillstehen? – Dankeschön. Willy, haben Sie je von einer weißen Hexe Frida gehört?"

"Frida im Zaubernebel, ja, das hab ich", grölte Willy. "Hoch soll sie leben!"

Dann ließ er sich nicht mehr festhalten, sondern sauste davon, um weiter Party zu feiern. Ohne dass Dabi und Hamstilidamst es merkten, hatten sich der große Boss und der neue Präsident genähert. Dabi sagte:

"Gut, es gibt also diese weiße Hexe. Weiter, Hamstilidamst."

"Find ich doch die Höhe, dass du mir nicht glaubst. Ich würde dich glatt hier stehen lassen, wenn es nicht so wichtig wäre", schrie Hamstilidamst wütend.

"Es tut mir leid, Hamstilidamst, ehrlich. Also, Frida ist eine weiße Hexe."

"Ja, logisch. Wir haben bei ihr übernachtet, und es war toll. Und sie hat gesagt, dass wir hier wieder mit Flecki und Goldi und Trampel und Tati…"

"Mit allen", unterbrach Dabi. "Dass ihr euch hier alle wieder trefft. Wo ist das Problem?"

"Die sind nicht mit einem Hamsterraumschiff unterwegs, das ist das Problem."

Die ganze Aufregung heute hatte Dabi etwas begriffsstutzig gemacht. Sie glotzte Hamstilidamst an und kapierte nicht, was er eigentlich sagte und was er überhaupt wollte.

"Senorita Dabi."

Sie wirbelte herum und hatte sofort wieder weiche Knie, als sie dem großen Boss gegenüberstand. Aber er sah ganz freundlich aus, denn er hatte erkannt, dass es hier eine Angelegenheit gab, die über den Verstand der üblichen Hamster hinausging. Das Raumschiff wurde zur Chefsache – in mehr als einem Sinne.

Auch Hamstilidamst stierte den großen Boss nur mit riesigen Augen an und wünschte sich irgendein Loch, in dem er verschwinden konnte.

"Senorita, Sie erkennen den Zusammenhang nicht. Die Freunde dieses jungen Mannes sind auf einem Zweibeiner-Raumschiff. Es ist so groß, dass ein Zweibeiner wie Captain Kirk und mehrere andere von seiner Größe sich darin mühelos bewegen können."

"Es ist riesig", flüsterte Hamstilidamst. "Der Steinkreis passt da hundertausend Mal rein."

"Ja, Grüezi", sagte der neue Präsident. "Das ischt aber ein gigantischer Automat, oder?"

"Na ja", wand sich Hamstilidamst, der langsam wieder Mut fasste. "Vielleicht nicht so groß." Er hatte nicht die leiseste Ahnung wie viel hundertausend war, aber er war ganz sicher, dass die Enterprise größer war als der Steinkreis. "Jedenfalls müssen die hier landen, weil Frida das so gesagt hat."

"Hat sie einen geheimnisvollen Zauberspruch gesagt?" fragte Dabi hoffnungsvoll.

"Nö, nur dass wir uns hier alle treffen."

Bombo, Veitli und Dabi dachten nach. Sie waren alle auf dem Luftweg hergekommen und hatten eine gute Idee, wie drumherum die Landschaft aussah. Alle drei nickten. Wenn ein riesengroßes Raumschiff hier in der Gegend landen wollte, dann war das hier in der Gegend eigentlich die einzige Stelle.

"Aber was sollen wir denn da machen, Hamstilidamst?" fragte Dabi.

"Ich weiß das nicht", jammerte er. "Frida hat mir ganz allein persönlich in meinen Kopf reingedacht, dass wir Hilfe brauchen und dass ich Hilfskräfte besorge. Könnt doch nur ihr mit gemeint sein."

"Captain Kirk scheint für einen Menschen ganz vernünftig zu sein", meinte Bombo. "Senor Hamstilidamst, führen Sie mich zu ihm. Ich erkläre dies zur Chefsache. Wo werden Sie von den Zweibeinern erwartet?"

"Äh, also…"

"Du bist wieder abgehauen", stellte Dabi fest.

"Na ja… Aber sie müssen ja hier vorbei, wenn sie zurück nach Altnadingsda wollen. Da machen wir B&B."

"Was ist darunter zu verstehen?" grollte der große Boss.

"Oh, das ist hierzulande eine Übernachtungsinitiative für Zweibeiner", erklärte Dabi rasch.

"Ja, Grüezi, das ist nicht unkchlever", nickte Präsident Veitli.

"Wer immer in der Geschichte dieses Planeten die Welt beherrscht hat, wird wohl clever gewesen sein", gab Bombo zurück und blickte streng in die Runde.

Alle stimmten hastig zu. Dann wies der große Boss voraus, besann sich aber anders. Voraus, das wäre mitten durch die Partymassen gegangen, und Chefsachen erledigte man nicht, indem man sich ihnen durch Partymassen näherte. Also mussten sie um den Steinkreis herum.

Nun waren die Offiziere so in ihre Diskussion über die Landemöglichkeiten des Schiffes vertieft, dass sie gar nicht gemerkt hatten, wie viel Zeit vergangen war. Alle vermuteten Hamstilidamst immer noch im Rucksack. Darum waren sie nicht schlecht erstaunt, als sie ihn in einer Gruppe von Hamstern auf einem Stein am Weg sitzen sahen, als sie auf dem Rückweg nach Altnaharra waren.

"Du hast ja schon wieder die Fliege gemacht!" sagte Kirk vorwurfsvoll.

"Aber nur, weil ich euch helfen will."

"Na, da bin ich aber gespannt."

"Captain Kirk, Sie haben ein Problem mit der Landung Ihres Raumschiffs", sagte der große Boss und richtete sich zu voller Größe auf. "Dieser junge Mann bat Senorita Dabi, für eine Hilfsmaßnahme den Außenposten Clebrig zu mobilisieren. Wenn Sie mir die Natur Ihres Problems erläutern, kann ich das in Erwägung ziehen."

Hau! dachte der Captain, und das alles nur, weil wir ihm Balthasar abnehmen? Eine schöne, edle Geste vom großen Boss, aber Jim hatte keine Ahnung, was die Hamster dabei tun sollten. Immerhin hatte Hamstilidamst hier schon manchmal ganz gescheite Einfälle gehabt. Man konnte ja nicht wissen, wozu es gut war. Also winkte er seinen Kollegen, sich neben den Felsblock ins Gras zu setzen. Dann erläuterte er, welche Probleme ein richtig großes Raumschiff hatte, auf einer verdammt kleinen Grundfläche im schottischen Hochland zu landen.

Dr. McCoy war nach Altnaharra vorausgegangen, um zu fragen, ob es mit den B&B-Zimmern klappte. Bei dem, was nahe dem Steinkreis von Clebrig besprochen wurde, hatte er keine Fachkenntnisse. Aber er hatte die Haushaltskasse und könnte bei den Vermietern schon mal eine Anzahlung machen.

Wenn sie der weißen Hexe Frida glauben konnten, würde sehr bald schon ein langer Abschnitt dieses Abenteuers zu Ende gehen. Die ganze Zeit über war es ein bisschen verrückt gewesen, aber diese Offiziere hatten schon eine Menge verrückter Dinge erlebt. Zugegeben, eine Verhandlung mit einem großen Hamsterboss und einem Hamsterpräsidenten war noch nicht dabei gewesen, aber jetzt verhandelten sie mit den beiden, und sie taten es so ernsthaft, wie die Situation es erforderte.

Bombo fasste zusammen, was die Enterprise-Offiziere ihm erklärt hatten. Schon bei der ersten Begegnung hatte der Captain feststellen können, dass er da einen Hamster vor sich hatte, der messerscharf denken konnte.

"Ihr Schiff darf in dieser Zeit nicht bemerkt werden", sagte Bombo. "Alles muss recht schnell gehen. Ihr Schiff muss hier landen, falls eine bestimmte Transporttechnik nicht funktioniert. Für den Landeanflug gibt es nur einen bestimmten Anflugwinkel und einen sehr begrenzten Landeplatz. Von diesem Landeplatz muss Ihr Raumschiff gefahrlos wieder aufsteigen können. Die ganze Aktion muss nachts laufen."

"Ay", sagte Scotty. "Auch wenn das Schiff von dort hinten kommt, würde man es im Ort sehen. Bei einer Nachtlandung kann im Schiff so viel Licht wie möglich ausgeschaltet werden."

"Sonst sieht es aus wie ein fliegender Weihnachtsbaum", kommentierte Hamstilidamst.

"Ganz genau", nickte der Captain.

"’s ischt aber nicht gefährlich, wenn Lichtlis uff dem Boden wäret, oder?" erkundigte sich Präsident Veitli.

"Eine Landebahnbeleuchtung!" stieß Scotty hervor. "Das ist ja eine tolle Idee! Aber wo kriegen wir die Beleuchtung her?"

Alle Blicke wandten sich nun Dabi zu. Die hatte bei dem Vorschlag ihres neuen Präsidenten das Kinn in die Pfoten gestützt und Möglichkeiten durchdacht. Sie bemerkte die Blicke erst nach wenigen Momenten und wusste nicht so recht, was das Gestarre sollte. Dann klickte es plötzlich. In dieser Runde war sie die einzige, die über die schottischen Außenposten wirklich Bescheid wusste.

"Oh!" rief sie, als ihr klar wurde, dass die Verantwortung für die Organisation zu ihr gewandert war. "Ich kann Ullapool anfunken und - Wick."

"Wie – Wick? Wie die Hustenbolchen?" fragte Hamstilidamst verdutzt.

"Die Stadt heißt Wick, du Dussel", fuhr sie ihn an. "Unsere östlichste Außenstelle, ziemlich groß."

"Was ist mit Fort William?" fragte der Captain, aber sie schüttelte den Kopf.

"Zu klein, zu wenig Leute."

"Wollen Sie Leute herschaffen, Senorita?" fragte Bombo.

"Nein, großer Boss, ich meine… Also, in den großen Außenposten ist mehr Partymaterial, Lichterketten."

"Lichterketten!" wiederholte Bombo verblüfft. "Das ist eine hervorragende Idee. Was ist mit dem Transport?"

"Wir haben einen der Helis hier, großer Boss, in Ullapool ist ein zweiter. Hamster Airlines ist im Moment unterwegs, aber in Wick steht ein Transportflugzeug. Das Material könnte morgen früh hier sein, wenn ich sofort Kontakt aufnehme."

"Sehr gut. Gehen Sie sofort und tun Sie das."

Dabi sauste davon, und alle blickten ihr nach. Der große Boss und der neue Präsident wechselten einen schnellen Blick und nickten einander zu. Jim bemühte sich nicht einmal, sein Grinsen zu unterdrücken. Ungefähr solch einen Blickwechsel gab es auch zwischen Spock und ihm, wenn sie beide mit den Leistungen eines Offiziers sehr zufrieden waren und das nicht gleich den Rest der Welt wissen lassen wollten.

"Unser weiteres Problem", sagte Jim, "ist natürlich die Zeit. Wir wissen nicht, wann die Enterprise eintrifft. Ich meine, hält die Hilfsbereitschaft der Hamster so lange an?"

"Sie werden zur Hilfsbereitschaft aufgefordert, wenn es soweit ist", sagte Bombo knapp, der sehr gut wusste, dass kein Hamster sonderlich lange von einer Sache begeistert war, wenn die Sache noch überhaupt nicht stattfand.

"Ich hätte einen Vorschlag", sagte Veitli. "In Uri kchanten wir uns mit schwierigen Landungen aus. Wir schickchten zur Inwisung Helis uff für eine Geleitung."

"Hmhm", machte Lt. Scott, "aber da habt ihr Hamsterflugzeuge eingewiesen."

"Wenn die Helikopter an der Rotornabe mit einem Scheinwerfer versehen werden, sollte das trotzdem sehr deutlich erkennbar sein", überlegte der Vulkanier. "Vor allem, wenn wir die Offiziere an Bord informieren, worauf sie achten sollen."

"Ay, und wenn sie drüben über dem dunklen Wald aufsteigen, kriegt das Schiff den richtigen Anflugwinkel. Das ist eine prima Idee."

"Gut", sagte Bombo in dem Ton, in dem auch Captain Kirk Sitzungen immer beendete. "Lieutenant Spock, Lieutenant Scott, ich gestatte Ihnen, den Präsidenten und mich bis zum Steinkreis zu transportieren. Wir sprechen uns morgen wieder."

"Aber natürlich", sagte Kirk, denn so weit war es ja noch nicht gekommen, dass der große Boss seinen Offizieren Befehle gab, ohne dass er die zumindest bestätigte.

Nachdem sie Bombo und Veitli abgesetzt hatten, wanderten sie in den Abend hinein nach Altnaharra. Sie hatten jetzt richtig Hunger, denn anders als Hamstilidamst hatten sie nicht im Rucksack gesessen und die Kekse aufgefressen. Da Pille nicht wiedergekommen war, nahmen sie an, er hatte die Zimmer bekommen und sich da festgesetzt.

Das stimmte, und Pille hatte sogar einen Pub gefunden, wo man eine Kleinigkeit zu essen bekam. Ihre B&B-Vermieter waren ein Ehepaar in den besten Jahren, nett, aber langweilig und nicht besonders gesprächig. Darum ließen sie nur einfach den Rucksack dort, zogen sich frische Shirts an und gingen essen. Der Pub lebte hauptsächlich von Urlaubern, die hier abends saßen und fürchterliches Anglerlatein erzählten.

"Was ist bei einem Angler das Wichtigste?" fragte Scotty leise, nachdem sie eine Weile einem lauten Gespräch am Nachbartisch zugehört hatten.

"Dass er die Klappe halten kann", gab McCoy zurück.

"Eine gute Ausrüstung", vermutete Lt. Spock.

"Nee", grinste der Schotte. "Se-e-ehr lange Arme, damit er seinen Freunden beschreiben kann, wie groß der Fisch war, den er gefangen hat."

"Wenn ich mir das so ansehe", schmunzelte Jim und schaute sich die Gäste im Pub an, "dann haben Sie bestimmt Recht. Und nicht bei einem sind die Arme lang genug."

"Der da hinten hat offenbar einen Blauwal aus dem Loch Naver geholt", meinte McCoy und wies mit dem Kopf auf einen Mann, der bei der Beschreibung seines Fisches gerade ein paar Gläser vom Nebentisch gefegt hatte.

"Solange sie um diese Zeit im Pub sitzen und angeben, soll es mir recht sein", sagte der Captain. Er nickte der Kellnerin dankend zu, die ihnen überbackenen Pilztoast brachte, dann beugte er sich etwas vor. "Also, Leute, was denkt ihr über Bombo?"

"Clever, aber etwas zu freundlich", sagte Spock spontan.

"’ne Menge Hilfe dafür, dass wir ihm Balthasar vom Hals schaffen", meinte Scott.

"Wa-a-as?!" Zum Glück waren die Anglergeschichten überall an den Tischen so laut, dass Hamstilidamsts entgeistertes Fiepen nicht weiter auffiel. "Was heißt vom Hals schaffen? Sollt ihr ihn… Sollt ihr ihn…"

"Wir nehmen Balthasar mit und schicken ihn zu seinem Bruder", sagte Kirk.

"WA-A-A-AS!!??"

Jetzt wurden doch zwei Leute am Nebentisch aufmerksam, lachten aber nur, als sie sahen, dass da ein Hamster in einer Box wie närrisch im Kreis lief und fiepte.

"Hamstilidamst, schrei nicht so!" sagte McCoy leise und eindringlich. "Was hast du für ein Problem?"

"Ich will sofort augenblicklich presto pasta wissen, was da gelaufen ist."

"In Ordnung, aber lass uns erst essen."

"Jim, ich glaube nicht, dass er sich inzwischen beruhigen wird", sagte Spock. "Ich kann auf meine Mahlzeit verzichten und ihn hinausbringen."

"Gut, und erklären Sie es ihm."

Spock kam nicht dazu, irgendwas zu erklären. Sobald sie den Pub verlassen hatten, bölkte Hamstilidamst los.

"Seid ihr total bekloppt? Haben wir nicht genug mit dem Bürgermeister, diesem – diesem Rennmausverschnitt? Was ist euch in eure Weichbirnen gekommen, uns auch noch seinen Bruder aufzuhalsen, diesen Oberpompo?! Das halten wir nicht aus. Das – halten – wir – nicht – AUS!!"

Völlig erschöpft von seinem eigenen Wutausbruch, klappte Hamstilidamst zusammen. Schwer atmend, fast schluchzend lag er auf dem Boden seiner Box. Der Vulkanier, der überhaupt nicht wusste, wie man mit irgendwelchen Gefühlsausbrüchen umging, stand völlig hilflos vor dem Pub in Altnaharra. Ihm fiel keine Antwort ein und kein Trost.

 

Auf und Davon (Kapitel 41) - Computerprobleme

 

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