Kapitel 47

Vorbereitungen

 

Was aus BANTACH werden sollte, stand in den Sternen. Zunächst einmal wollte Veitli nach Uruguay in Bombos Hauptquartier und sich ansehen, was das eigentlich für ein Laden war. Solange er weg war, sollte Dabi für ihn die Stellvertretung in Schottland machen. Ebenso wenig wie jeder andere hielt Veitli etwas davon, Balthasar hier wieder als Präsident einzusetzen. Balthasar sollte mit auf die Enterprise, so wie Bombo es mit den Offizieren abgesprochen hatte.

Veitli würde all seine Pläne umsetzen, wenn die Enterprise wieder gestartet war, denn selbstverständlich war auch er bereit, den Offizieren beim Aufbruch zu helfen, soweit das in Clebrig möglich war.

"Was passiert mit dem großen Boss?" erkundigte sich Scotty.

Veitli warf Dabi einen Blick zu, und die sagte grinsend:

"Ach, in Schottland gibt es Gegenden, in denen ein einzelner Hamster ohne weiteres überleben kann, ohne Schaden anzurichten."

"Sie chabet in dieser Angelegenheit beschte Arbeit geleischtet, Dabi. Einiget Sie sich mit Willy, wohin sie Bombo schaffet."

Er wollte schon gehen, aber der Captain rief ihn noch einmal zurück. Es gab da etwas, das musste unbedingt noch gesagt werden.

"Veitli, was ihr da gesehen habt… Das war nicht echt."

"Nicht echt?" echote der Präsident überrascht.

"Nein. An Bord der Enterprise sind nur zwei meiner Offiziere und ein knappes Dutzend ganz normale Hamster. Wir haben denen erklärt, was in Bombos Fantasie abgeht. Und wir haben an Bord technische Möglichkeiten, irgendwelche Gestalten zu programmieren und Rollen spielen zu lassen."

"Dann…" Veitli blickte rasch zu Dr. McCoy auf, den er bisher gezielt übersehen hatte.

"Nein", grinste Pille. "Es gibt keine gezüchteten Riesenhamster. Man kann das gar nicht machen. Es war nur ein Spiel für Bombo."

"’s ischt sehr beruhigend, das zu wissen", sagte Veitli, dann ging er wirklich.

"Ich glaube, der ist ganz okay", sagte Hamstilidamst, der schon ziemlich lange nichts mehr gesagt hatte. "Aber nun erzählt mir doch mal was."

"Was?" fragte Jim.

"Dies ganze Getreide da – war das echt?"

"Was für Getreide?" fragte Scott verständnislos.

"Das auf dem Holodeck, was denn sonst?"

"Was denn sonst, Scotty?" grinste der Captain. "Ja, das war echt."

"O Mann, dann war da ja Dauerparty!"

"Mein Gefühl sagt mir, dass da keine Dauerparty war", bemerkte Dabi.

"Dein Gefühl, ey? Ist das diese weibliche Interpunktion?"

"Meine Güte, das heißt Inter… Also wirklich, jetzt habe ich vergessen, wie es heißt. Du bist absolut unmöglich, Hamstilidamst. Sieh dir an, was du mit unseren Freunden gemacht hast."

"Seid ihr Schafe, oder was?" rief Hamstilidamst.

Die drei Menschen hatten sich vor Lachen auf den Boden geschmissen und schienen sich ins Gras zu verbeißen. Irgendwann blickte Dr. McCoy wieder auf und sagte zu Spock:

"Aber das mit der Plumex-Suppe verzeihe ich Ihnen nie!"

"Ich muss um Entschuldigung bitten, Doktor", gab der Vulkanier zurück, und seine Mundwinkel verzogen sich ganz leicht. "Jim befahl mir, vulkanisch entrüstet zu sein. Sie können vielleicht verstehen, dass mir zu dem Thema wirklich gar nichts einfiel."

"Apropos", sagte der Captain und setzte sich wieder auf. "Wie spät haben wir es? Wann wird es hier dunkel?"

"Ich weiß zwar nicht, was das damit zu tun hat", sagte der Erste Offizier, "aber es ist 17.45 Uhr. Zeitpunkt des Einbruchs der Dunkelheit 21.50 Uhr."

"Dann haben wir jetzt gar nichts mehr zu tun", stellte Kirk fest.

"Das wäre ein guter Zeitpunkt zur Abstimmung."

"Spock?" fragte der Captain verwundert.

"Über Balthasars künftigen Aufenthalt. Hamstilidamst hatte äußerst massive Einwände gegen einen Aufenthalt von Balthasar in Hamsterhausen. Nach meiner Meinung sollten alle Hamsterhausener Hamster, die wir fragen können, über die Frage abstimmen."

"Au ja, jetzt kommt meine große Überzeugungsleistung!" johlte Hamstilidamst.

"Hm, das ist nur fair", sagte Dr. McCoy. "Aber wovon willst du denn alle überzeugen?"

"Ich glaube, Hamsterzüchten macht eine weiche Birne", gab der Hamster verächtlich zurück. "Dass Balthasar nicht bei uns bleibt, wovon denn sonst? Noch so einen wie der Bürgermeister, und Hamsterhausen… äh… Was tut Hamsterhausen, Dabi?"

"Es versinkt im Chaos", sagte sie sofort.

"Genau da versinkt es!"

"Mein Gefühl sagt mir, dass du niemanden besonders überzeugen musst."

"Also, nun lass mich mal mit deinem Gefühl… Ähm! Na ja, dein Gefühl ist vielleicht gar nicht so doof", gab er zu.

"Und dann gehen wir essen", stellte der Captain fest.

"Hä?" stieß Lt. Scott hervor. "Wollen Sie die beiden hier mit dem Sprechgerät alleine lassen?!"

"Dann, habe ich gesagt", grinste Jim. "Wir lassen die Hamster abstimmen, dann machen wir noch ein paar Abstimmungen mit Uhura und Chekov. Dann lassen wir die Clebrig-Hamster eine schöne Party feiern, während der wir essen gehen. Und wenn wir zurückkommen, wird die Außenstelle evakuiert."

"Wegradiert?!" fragte Hamstilidamst entsetzt. "Hör mal, Jim…"

"Nicht wegradiert. Alle Hamster sollen die Außenstelle verlassen. Wenn all unsere Vorbereitungen nicht ausreichen und die Enterprise über den äußersten Aufsetzpunkt rutscht, kann sie kann leicht in den Steinkreis reindonnern."

"Und wo sollen alle hin?" fragte Dabi, denn sie würde das mit Willy absprechen müssen.

"Am besten da Richtung Berg", schlug Lt. Scott vor.

"Äh!" sagte Hamstilidamst plötzlich nachdenklich. "Du, Jim?"

"Na?"

"Was du da aufgezählt hast…"

"Na?"

"Kann es sein, dass ich da Party gehört habe?"

"Hallo!" rief McCoy aus. "Was glaubst du, wofür ich mich vorhin von Altnaharra bis hier mit Scones abgeschleppt habe?! Ihr macht eine schöne Abschiedsparty. Oder hatte ich dich da irgendwie falsch verstanden, Hamstilidamst?"

"Was mit Party und Scones ist, da kann man mich gar nicht falsch verstehen."

"Je nun", sagte Dabi und schaute sich um. "Vielleicht sollten wir die Party schon dort feiern, wohin wir evi… äh… uns zurückziehen sollen, wenn das Raumschiff landet."

"Das ist ein ausgezeichneter Vorschlag", nickte Lt. Spock. "Es ist nicht auszuschließen, dass wir die Hamster zu gegebener Zeit nicht bewegen können, den Ort der Party zu verlassen, Jim."

"Gutes Hamsterdenken, Spock", grinste Kirk, und der Vulkanier zog ruckartig eine Augenbraue hoch.

Während Dabi loszog, um die Party zu organisieren, nahm der Captain wieder Verbindung mit der Enterprise auf. Er machte einen Zeitabgleich, damit die Landegruppe und die Bordoffiziere mit denselben Uhrzeiten arbeiteten. Spock übermittelte die genauen Koordinaten und den Umgebungsscan, den er mit dem Tricorder gemacht hatte. Dann gab er das Gerät wieder an den Captain zurück.

"Uhura, kann ich Goldi mal sprechen?"

"Sie wollen Goldi sprechen?" kiekste Uhura. "Äh, ay, Sir."

Im nächsten Moment schob sich Goldis Kopf ins Sichtfeld. Vor zwei Wochen hätte der Captain es vielleicht noch eigenartig gefunden, sich allen Ernstes eine Sprechverbindung mit einem Hamster geben zu lassen – aber das war vor zwei Wochen gewesen…

"Hallo, Goldi", sagte er jetzt. "Pass mal auf, ihr kennt doch den Bruder des Bürgermeisters."

"Diesen Balthasar-Präsidenten", nickte Goldi. "Ist auch nicht viel besser."

"Er ist aus seinem Job rausgeflogen, und ich habe versprochen, dass wir ihn mitnehmen."

"Klar, nehmt ihn mit", erwiderte Goldi. "Setzt ihn auf den veganischen Planeten ab, gebt ihn den Borg. Das ist alles in Ordnung."

"Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, aber ich schlage vor, du unterhältst dich darüber mit Hamstilidamst."

"Hamstilidamst weiß doch nichts von veganischen Planeten!"

"Nix vegetarische Planeten", tönte Hamstilidamst. "Er hat versprochen, dass Balthasar zum Bürgermeister mitfliegt. Und ich habe…"

"Du brauchst nichts so zu schreien", unterbrach Lt. Spock. "Setz dich hier vor das Gerät, und du kannst in ganz normalem Ton sprechen."

Dabi behielt Recht, Hamstilidamst musste überhaupt keine Überzeugungsarbeit leisten. Alle Hamster auf der Enterprise waren sich vollkommen einig, dass sie Balthasar nicht in Hamsterhausen haben wollen. Nur der Bürgermeister war anderer Ansicht, aber alle Hamster fanden, dass er auf der Enterprise nichts zu sagen hatte.

"Außerdem ist der Bürgermeister natürlich parteiisch", sagte Lt. Uhura.

"Davon hab ich ja noch nie gehört!" sagte Goldi entrüstet. "He, alle zusammen, wisst ihr, in was für ’ner Partei der Bürgermeister ist?"

"Moment, so meine ich das nicht. Stell dir vor, du bist eine Partei und dieser Balthasar ist eine Partei. Was denkst du, für welche Partei der Bruder von Balthasar ist?"

"Du hast auch schon mal geredet, dass man es besser kapieren konnte", gab Goldi vorwurfsvoll zurück. "Aber du findest auch, der Bürgermeister hat da nicht abzustimmen."

"Oh, das finde ich absolut."

"Also wir stimmen darüber ab, dass wir Balthasar nicht in Hamsterhausen haben wollen. Ist das nun in Ordnung, oder will noch einer was?"

"Jetzt pass mal auf", sagte Hamstilidamst, "unsere Freunde auf zwei Beinen hier können ihn in ihrer Zeit nicht gebrauchen, und einen Hamster allein auf einem Raumschiff kannste auch vergessen. Aber was ist mit Hamsterqualle oder Hamsterhusen?"

"Kannst du mir mal sagen, was mit dir los ist?" fragte Goldi zurück. "Machst hier den dicken Max!"

"Mein Bruder ist an seinen Aufgaben gewachsen", war Fleckis Stimme zu hören. "Wahrscheinlich ist er inzwischen ein Held."

"Das kann ich nur bestätigen", sagte Captain Kirk und beugte sich vor. "Wie war er denn, bevor er allein mit uns Zweibeinern durch Schottland gezogen ist?"

"Na, jedenfalls hat er kaum mal den Mund aufgemacht", sagte Goldi.

"Auf eines kann ich dir Brief und Siegel geben, Goldi: Das hat sich geändert", lachte der Captain. "Mir fällt aber auch nicht eine Gelegenheit ein, wo er uns nicht zugequatscht hat. Was ist jetzt mit eurer Abstimmung? Wir haben auch noch was Anderes zu tun."

"Okay, wir melden uns wieder", sagte Goldi, dann war das Gespräch weg.

"He, wer macht die Schaltungen da eigentlich?" fragte Kirk empört.

Na ja, er konnte nicht wissen, dass Lt. Uhura Flecki einen Crash-Kurs in Kommunikation gegeben hatte. Irgendwie war noch keine Zeit gewesen zu erzählen, was alles so erlebt hatten und wie neuerdings an Bord der Enterprise ein paar Aufgaben verteilt waren, die eigentlich Starfleet-Offiziere mit jahrelanger Ausbildung übernahmen. Es war, wie immer, einfach drunter und drüber gegangen.

Eine Viertelstunde saßen sie herum und wunderten sich, was an dieser Abstimmung so schwierig war. Dabi kam inzwischen zurück und meldete, für die Party sei alles vorbereitet. Da wollte Hamstilidamst natürlich nicht fehlen und fing selbst an, ungeduldig zu werden, obwohl er ja genau wusste, wie Beschlüsse und Abstimmungen so abliefen.

Endlich aber kam das Abstimmungsergebnis, das alle außer Hamstilidamst etwas verwirrend fanden.

  1. Wir wollen Balthasar nicht.
  2. Wir wollen eine Party.
  3. Murksels Onkel wohnt in Hamsterqualle, und Murksel findet seinen Onkel bekloppt.
  4. Wir wollen auch Scones.
  5. Der Bürgermeister soll endlich die Klappe halten.
    1. Tuffis Kusine wohnt in Hamsterhusen, und Tuffi mag ihre Kusine sehr gern.

Hamstilidamst fand die Aufstellung außerordentlich vernünftig für Hamsterhausener Verhältnisse, aber Pille fragte genervt:

"Ja, was haben die denn nun beschlossen?"

"Balthasar wird nach Hamsterqualle geschickt", erwiderte der Vulkanier. "Dort wohnt schon jemand, der unbeliebt ist."

"Haben sie doch ein-deu-tig gesagt", posaunte Hamstilidamst.

"Unter ein-deu-tig verstehe ich zwar was Anderes, aber das kann mir ja egal sein", sagte der Captain. "Ist ja eure Entscheidung."

"Eben. In Hamsterhausen ist nämlich Demo…"

"Das glaube ich", fiel Lt. Scott ihm ins Wort.

"…kratie, lass mich doch ausreden! Und jetzt gehe ich Party machen."

Weg war er, schrie aber zehn Schritte später nach Dabi, weil er gar nicht wusste, wo die Party war. Sie winkte ungeduldig mit einer Pfote, dann sagte sie zu Spock:

"Wir sehen uns doch noch?"

"Selbstverständlich. Ihr müsst dafür sorgen, dass bis auf die beiden Helikopter-Piloten kein Hamster hier ist, wenn das Raumschiff kommt. Wenn es gelandet ist, bringt ihr Balthasar her. Ich vermute, Hamstilidamst wird in der Lage sein, sich von der Party zu verabschieden, wenn in Aussicht steht, dass er all seine Freunde wieder trifft."

Dabi dachte offensichtlich über diese Sätze nach, dann nickte sie und folgte langsam Hamstilidamst. Offenbar dachte sie immer noch über die Sätze nach. Nun erhoben sich auch die Offiziere und machten sich auf den Weg.

Es war noch genug Geld für ein Abendessen in Altnaharra da. Außerdem mussten sie genau die Kleidung anziehen, die sie getragen hatten, als sie auf der Erde angekommen waren. Den Rucksack, so entschied der Captain, würden sie einfach im Pub auf der Toilette stehen lassen. Das einzige, was sie von hier mitnehmen mussten, daran erinnerte nun Dr. McCoy, war das Gemälde aus Lairg für das Rathaus in Hamsterhausen.

Nacht über dem schottischen Hochland. Wider Erwarten hatte Hamstilidamst sich schon von der Abschiedsparty losreißen können und war zu seinen zweibeinigen Freunden zurückgekehrt. Nachdem ihm erklärt worden war, dass die Landung der Enterprise richtig gefährlich werden konnte, hatte er sich überzeugen lassen, in der Transportbox zu verschwinden. Allerdings hielt er so etwas im Kreise so vieler Hamster für ziemlich entwürdigend.

"Aber du bist ja nicht im Kreise von so vielen Hamstern", sagte Scotty. "Die so vielen Hamster machen Party."

"Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf deine Schwester", sagte der Captain ehrlich.

"Also, sie ist echt clever, aber manchmal nervt sie", stellte Hamstilidamst fest.

"Das haben Schwestern so an sich – und Brüder auch", grinste Dr. McCoy.

"Ey, was soll das? Willst du sagen, dass ich nerve?!"

"Zuweilen", erwiderte Lt. Spock, und der Hamster war beleidigt.

Vor einer Stunde hatte die Enterprise Abflug gemeldet. Chekov hatte während des gesamten Aufenthaltes über dem Magnetpol die Schutzschilde eingeschaltet. Auf diese Weise war das Raumschiff nicht von den zahllosen Messstationen in der Gegend dort bemerkt worden.

Als die Enterprise über dem geografischen Nordpol gestanden hatte, war die erste Meldung von Flecki gekommen. Die Funktechnik war nicht schwierig, denn der Kanal zur Landegruppe sollte die ganze Zeit offen bleiben, und dafür musste nur ein Knopf heruntergedrückt sein. Schwierig war es gewesen, die Hamsterin davon zu überzeugen, dass sie nicht ständig persönliche Kommentare zu allem abgeben sollte. Flecki gab zwar alle Meldungen auf ihre Weise weiter, aber niemand hatte Schwierigkeiten, sie zu verstehen.

"Wir melden uns, wenn wir tauchen gehen", hatte Flecki gesagt.

Für die Offiziere war klar, dass damit das Eintauchen des Schiffes in die Atmosphäre gemeint war. Aus ihrer jetzigen Höhe würde die Enterprise nicht mit großer Geschwindigkeit eintauchen, so dass es nur wenig Reibungshitze gäbe und am Himmel auch kein Glühen zu sehen wäre. Worauf die Landegruppe wartete, war also kein Feuerball, der über das schottische Hochland raste, sondern etwas, was hoffentlich noch dunkler war als die schottische Hochlandnacht.

"Guck mal", sagte Pille, "unsere Landebahn sieht doch hübsch aus, oder?"

"Wunderhübsch", gab der Captain trocken zurück.

Sie standen auf der Höhe der Bäume, die sie als äußerste Haltegrenze vorgegeben hatten. Auf 100 Meter Länge vor ihnen leuchtete und blinkte die Landebahnbeleuchtung im Heidekraut, kunterbunt in Rot, Blau, Grün und Gelb. Es war absolut funzelig, aber da es jetzt in der Nacht hier das einzig Helle war, musste es aus einer gewissen Höhe wohl zu erkennen sein.

"Ehem!" machte es aus der Dunkelheit.

"Ey, was wollt ihr denn hier?" fiepte Hamstilidamst.

Spock schaltete die Taschenlampe ein und beleuchtete den Boden. Dort saßen zwei schüchtern aussehende Hamster, in denen er die beiden Helikopter-Piloten erkannte. Der Captain ging in die Hocke.

"Na, was gibt es?"

"Ehem, wir wollten fragen… Wann sollen wir denn starten?"

"Das wird noch ein Weilchen dauern."

"Könnten wir vielleicht was zu essen haben?" fragte einer der Piloten. "Wir durften nicht auf die Party."

"Ach je!" rief Dr. McCoy mitleidig. "Und euch hat auch keiner was gebracht?"

"Na ja, uns kennt ja hier keiner", sagte der andere Pilot wehleidig. "Die haben uns einfach vergessen."

"Hier, Pille, falls du zufällig gleich Scones verteilen solltest…"

"Hamstilidamst, halt die Klappe", unterbrach McCoy ihn. "Diese beiden armen Piloten haben seit Stunden nichts zu essen bekommen, und du hast dir den Bauch vollgeschlagen."

"Na und?"

"Du kriegst jetzt nichts", entschied der Captain. "Wenn die Piloten nichts kriegen, bringen sie die Landung der Enterprise in große Gefahr, weil sie vielleicht zu schwach zum Fliegen sind. Wozu bist du zu schwach?"

"Wenn Spock jetzt wieder Heiltanzen macht, bin ich zu schwach zum Pupsen."

"Bitte?!" entfuhr es dem Vulkanier, der die Einzelheiten seiner Erweckung aus der Heiltrance nie erfahren hatte, und McCoy sagte hastig:

"Das erkläre ich Ihnen gelegentlich mal, Mr. Spock. – So, hier hat jeder einen Scone. Wir sagen euch Bescheid, wenn es losgeht. Ohne euch würde das gar nicht klappen."

Aber die Piloten hörten nicht mehr wirklich zu, sondern hatten die Zähne schon in ihren Kuchen geschlagen. Hamstilidamst meuterte noch ein bisschen, weil er nichts abbekam, aber richtig ehrlich klang das nicht. Auf der Party hatte er sich einen Riesenanteil Scones gesichert, bis ihm schlecht geworden war. Eigentlich kam er noch so fünf Minuten ohne Nahrung aus – oder sogar zehn!

"Flecki an Erde!"

Nachdem Lt. Scott das Verbindungskabel wieder an Willy zurückgegeben und Spock den Tricorder zurückbekommen hatte, gab es nur noch Sprechverbindung zum Schiff. Der Captain hatte sein Gerät die ganze Zeit in der Hand, denn nach wie vor konnte nur eine Verbindung mühelos hergestellt werden.

"Hier ist Kirk. Hallo Flecki. Wo seid ihr?"

"Ich soll euch sagen, dass wir jetzt einen la-a-angen Winkel in die Atmosphäre tauchen. – Hä? Hör mal, die ganzen Zahlen kann ich mir nicht merken. Bauleiter, sei endlich still, ich habe hier den Funk, nicht du. Du bringst es fertig und jagst noch ganz zum Schluss das Schiff… Was? Okay, das versteht doch jeder. Bist du noch da, Captain?"

"Ich bin noch da. Vielleicht könntet ihr den Bauleiter inzwischen irgendwo festbinden?"

"Ach, der ist nicht mehr gefährlich, Dodo bewacht ihn schon seit Stunden, und jedes Mal, wenn er eine verdächtige Bewegung macht… – Jaja, nun reg dich doch nicht auf, Uhura, ich mache ja schon weiter. Also, wir nehmen einen Winkel wie wenn man an Norwegen langfliegt. Hast du das?"

"Habe ich", nickte der Captain. "Bleib mal dran."

"Was denkst du, wo ich bin außer dran?"

"Lieutenant Spock berechnet jetzt den Anflugwinkel."

"Muss ich mir dann die ganzen Zahlen merken?"

"Spock, nennen Sie Flecki nicht mehr als zwei Zahlen auf einmal…"

"Warte mal", unterbrach Flecki ihn. "Chekov sagt, du sollst richtig laut sprechen, dann kriegt er das mit. Das heißt natürlich, wenn ihr alle sonst die Klappe haltet."

"Spielt sich da auf", grummelte es aus der Transportbox.

"Ganz schön energisch, die junge Dame", grinste Dr. McCoy.

"Ay, das kann man wohl sagen", gab Hamstilidamst zurück. "Freu ich mich eigentlich auf sie?"

"So, jetzt halt du auch mal die Klappe", sagte Jim Kirk. "Wenn Chekov da oben die Zahlen nicht richtig mitkriegt, gefährdest du unsere Mission."

Uff! Na, das wollte Hamstilidamst natürlich nicht. Also hielt er die Klappe, bis der Vulkanier eine Reihe von blödsinnigen Zahlen gesagt hatte. Dann kam wieder Fleckis Stimme.

"Er sagt, alles klar, Spaziergang. – Was sagst du? – Ja, Spaziergang, sag ich doch."

Auf der Erde gab es Kopfschütteln, bis Kirk grinsend "Spasiba" murmelte, das russische Wort für "Danke". Dr. McCoy grunzte vor Vergnügen. Flecki schien die beiden Offiziere da oben ganz gut im Griff zu haben.

Inzwischen rechnete Spock im Kopf einiges durch. Bei der Fluggeschwindigkeit und dem Anflugwinkel, den er eben weitergegeben hatte, könnte die Enterprise in einer Viertelstunde über Schottland auftauchen. Dann fing die Feinarbeit an, aber er verließ sich darauf, dass Navigator Chekov mit den exakten Ortsangaben, die Spock ihm früher am Tag gegeben hatte, ihren Standort genau fand.

"Okay, Leute", sagte der Captain. "Scotty, Pille, ihr zieht euch mit Hamstilidamst zurück. Spock und ich kümmern uns um die Leuchtraketen, dann folgen wir auch."

"Ich schlage vor, wir gehen in Richtung Hamster-Evakuierung", sagte Lt. Scott.

"Da hat er Recht", meinte Dr. McCoy. "Die mit ihren Nachtaugen sehen das Schiff wahrscheinlich besser als wir, wenn es einfliegt. Da sollten wir aufpassen, dass sie nicht angerannt kommen."

"Macht das", stimmte der Captain zu.

Kurz darauf standen Kirk und Spock allein in der Nacht und blickten zum Himmel hinauf. Zum Glück war der Tag sonnig gewesen, es war sternenklar. Die Sicht auf die lächerliche Landebahnbeleuchtung wurde nicht eingeschränkt. Sie hatten die Lichterketten im Abstand von 100 Metern verlegt, und die Enterprise musste versuchen, in der Mitte davon herunterzukommen.

Es gab nichts zu reden, aber nach einer Weile schickte der Captain die beiden Piloten zu ihren Maschinen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern. Er merkte, dass er aufgeregt wurde. Zum ersten Mal sollte die Enterprise auf einem Planeten landen, und er würde von hier unten dabei zusehen. Er hatte sie vermisst, seine Enterprise, aber bald hätten sie einander wieder.

"Es sieht hamstermäßig aus!" war plötzlich Fleckis Stimme wieder da. "Wir sind über dem Meer, und da sind Lichter. Chekov sagt, es sind Schiffe. Stimmt das?"

"Das kann schon sein", bestätigte der Captain.

"Wow, da sind jetzt richtig Lichter, das ist eine Stadt von oben. – Was? – Na, meinetwegen eine kleine Stadt, ist doch egal. – Wie? Ach so, ich soll sagen, wir sind in Schottland. He, wir sind in Schottland!"

Schweigend machte Spock sich auf den Weg zu den Heli-Piloten. Jetzt könnten sie ihre Motoren anwerfen und am Ostrand über Loch Naver in Position gehen, wie es abgesprochen war.

"Licht ist wieder aus", verkündete Flecki. "Weißt du, dass wir hier nur Notlicht haben? Wir haben alles ausgeknipst, damit uns keiner sieht."

"Das ist sehr vernünftig", erwiderte der Captain. "Sagst du bitte den beiden Offizieren, dass hier jetzt die Helis starten?"

"Uhura, Chekov, die Helis…"

Der Rest ging im Lärm der Helikoptermotoren unter. Nicht lange, denn es waren ja nur HamHelis, aber eine Minute lang konnte Kirk doch nichts verstehen. Immerhin fand er es sehr beruhigend, dass die Halogen-Fahrradlampen durch die Bewegung der Rotoren ein sehr gut sichtbares Licht gaben. Es war kaum möglich, dass man das auf der Enterprise nicht sah.

"Flecki an Captain."

"Ja, was gibt es?"

"Weißt du, was Chekov sagt? Er sagt, hier unten ist es so was von duster, er denkt, wir sind vielleicht in Sibirien."

"Ich bin ganz sicher, ihr seid nicht in Sibirien."

"Chekov! Was erzählst du so ein Zeug?! – Uhura sagt, da ist wieder Wasser. – Ist nicht unser Wasser? Na gut."

Spock nahm die Streichhölzer zur Hand. Sie mussten über dem Loch nan Clar sein. Nur noch wenige Augenblicke, und sie könnten die Leuchtraketen zünden. Chekov und Uhura wussten, dass sie an dem Punkt zum Stillstand kommen mussten.

"Da!" rief der Captain.

Im Osten von Loch Naver, oberhalb des Waldes, den sie von hier aus nicht sehen konnten, tauchte ein riesiger dunkler Schatten am Himmel auf. Die Enterprise war da.

 

 Auf und Davon (Kapitel 48) - Mit Ach und Krach an Bord