Hamsterhausen

Kapitel 9

 

Mentalverschmelzung mit einer Topfpflanze

 

Das Sirren der Lichtsäulen auf der Brücke der Enterprise war verschwunden und für einen Moment erschienen alle Anwesenden wie gelähmt. Dann wurde die Stille durch das laute Gelächter Chekovs zerbrochen: "Kein Wunder, dass die innerhalb unseres Schutzschirmes waren, diese bösen, kleinen Borgs! Die haben mit ihrer Kugel direkt vor der Außenkamera des Schiffes geparkt! "

"Und wir haben gedacht, die haben ein riesiges Raumschiff", gackerte Lt. Uhura und trommelte vor Vergnügen mit beiden Fäusten auf ihre Konsole.

In diesem Moment ertönte wieder der bekannte Ruf, nur viel leiser: "Widerstand ist zwecklos - wir werden euch assimilieren!"

Verblüfft betrachteten die Hamster die Eindringlinge und schienen für einen Moment nicht so genau zu wissen, was sie davon halten sollten. Dann ertönte Goldis Ruf: "Ja, macht nur so weiter, und es gibt was Schönes auf die Fresse!"

Für einen Moment schienen die ungebetenen Gäste verwirrt zu sein - sie sahen sich vorsichtig um und piepsten nun im Chor: "Widerstand ist zwecklos - wir werden euch assimilieren!"

Bauleiter Murksel winkte Dodo und Goldi, ihm zu folgen und näherte sich den Borg. Seine Laune war den ganzen Tag schon nicht die beste und diese Eindringlinge waren das letzte, auf das er Bock hatte. Nachdem Dodo und Goldi sich zu ihm gesellt hatten, betrachtete er diesen Haufen, der in Unfrieden kam. Es handelte sich um 15 Rennmäuse, die da vor ihnen standen. Im Grunde genommen war es lachhaft, denn diese Winzlinge besaßen noch nicht einmal die Größe eines normalen Hamsters, geschweige denn, die eines Dodos. Murksel betrachtete sich diese merkwürdigen Wesen. Sie trugen einen Panzer und die merkwürdigen Geräte, die sie da am Auge trugen, blinkten ihn ständig an. Der Bauleiter kniff die Augen leicht zusammen, denn das Licht blendete ihn, und das verbesserte seine Laune nicht gerade. "Sag mal", begann er, "kannst du deine blöde Funzel mal ausmachen?"

Der Borg, den er angesprochen hatte, blickte einen Moment verwirrt, dann entgegnete er: "Funzel ist irrelevant - außerdem hält die Batterie sowieso nicht lange. Widerstand ist zwecklos - wir..."

"Das hast du schon mal gefaselt, du Klopskalli, und wenn du nicht hier gleich den Abmarsch machst, dann ist Weihnachten angesagt!"

"Weihnachten ist irrelevant, wir werden euch assimilisieren!"

"Sach mal, hast du was mit den Ohren? Ich zähl jetzt bis 10, und wenn ihr bei 3 nicht verschwunden seid, dann ist hier Jahrmarkt!"

"Sachte, sachte, meine lieben Freunde", mischte sich nun der Bürgermeister ein, bevor die Borg antworten konnten, "sicherlich möchten unsere, öhm, außerhamstischen Gäste sozusagen wissen, wer wir sind. Ich bin der Dings, äh, Commander..."

"Dings-Commander ist irrelevant, wir werden euch assimilieren! Widerstand ist zwecklos!"

"Aber ja", entgegnete der Bürgermeister-Commander lächelnd, "wie ich immer erwähnt zu haben meine, besteht da ein gewisser Nachfragedings, äh, Bedarf unsererseits bezüglich der Art der Assili-Dings. Selbstverständlich sind wir - und damit spreche ich gewissermaßen als Repräsentant - durchaus kopulativ, äh, kooperativ, sozusagen besteht nicht die Notwendigkeit einer Assimili-äh, Dings, äh Assimilisierung."

"Assimilisierung ist irrelevant, wir werden euch assimilieren! Widerstand..."

"Weißt du eigentlich, was für einen Schwachsinnskäse ihr da laberst? Wollt ihr uns hier vergackeiern?" brüllte nun Bauleiter Murksel und baute sich drohend vor den Borg auf. Schweigen. Die Borg schienen zu überlegen. Nun fiel auf, dass bei einigen von ihnen der Lichtstrahl ihrer Kopfapparatur flackerte und schließlich ganz erlosch.

"Öhm, habt ihr sozusagen einen Stromausfall, liebe Aliens?" fragte der Bürgermeister höflich.

"Stromausfall ist irrelevant - Batterien sind Mist, taugen nichts - Widerstand ist zwecklos!"

Währenddessen betrachtete Flecki Goldi argwöhnisch. Ihr war nicht entgangen, dass seine Augen kurz aufzublitzen schienen, und das war höchst verdächtig. Gemütlich schlenderte nun er zu Dodo, blieb neben ihm stehen und sprach zu ihm mit einem arglistigen Lächeln: "Willst du unseren Gästen nicht aus dem Mantel helfen, wir wollen doch gute Gastgeber sein, oder?"

"Ist gut", brummte Dodo und marschierte sofort auf die Borg zu, die den riesigen Hamster verwirrt anstarrten und in leichte Panik zu geraten schienen. "Gebt mal eure Mäntel her!" Es knackte kurz, und einer der Borg stand nackt und ohne Panzer da.

"Den Hut, Dodo", rief Goldi. und kurz darauf machte es ein zweites Mal 'Knack' und der Borg war die Apparatur an seinem Kopf los. Er stand nun völlig nackt vor ihnen und piepste etwas, das wie "Hut ist irrelevant" klang. Dann machte sich Dodo über den nächsten her, um ihn aus dem Mantel zu helfen. Die Borg jedoch hatten sich von ihrem ersten Schreck erholt und waren mehrere Schritte zurückgetreten.

"Widerstand ist zwecklos, wir werden euch assimilieren!" ertönte es wieder im Chor.

Dodo zuckte mit den Schultern und blickte sich verstört um. "Oh, ich glaub, dass die ihre Mäntel anbehalten wollen. Was soll ich machen, Goldi?"

"Die sind nur schüchtern, Dodo!"

"Schluss jetzt!" brüllte Bauleiter Murksel. "Ich habe das jetzt so was von satt, wenn ihr nicht gleich verschwindet, dann prügele ich euch ins Weltall!"

"He", mischte sich nun Flecki ein, "so geht das aber nicht, Bauleiter. Das sind fühlende Lebewesen. Die Oberste Hamstische Direktive besagt, dass man anderen Lebewesen nicht weh tun darf!"

"Aber, aber", versuchte Goldi die tobende Flecki zu beschwichtigen, "das sind doch nur ungefähre Richtlinien. So ein bisschen was in die Fresse..."

"Fresse ist irrelevant", kreischten nun die Borg, "Widerstand ist irrelevant - assimilieren ist auch irrelevant!"

"Ach nee", knurrte Murksel, "habt ihr eure Invasionspläne kurzfristig geändert, oder was?"

"Genau", rief Goldi, "was ist denn nun mit Widerstand und so?"

"Heißt das, dass die ihre Mäntel nun doch nicht ausziehen wollen?" fragte Dodo verwundert. "Wollen die uns nun anästhesieren?"

"Die assimilieren heute niemanden", mischte sich Flecki erneut ein. "Irgendwie sind die nicht ganz echt."

"Öhm, ja, genau. Das ist mir auch schon aufgefallen, wenn ich das einmal betonen darf. Nun, meine verehrten Borg-Gäste, darf ich Sie nun bitten, mir als Commander dieses Schiffes den Zweck Ihres Besuches zu verraten?"

Eine der Borg-Rennmäuse - anscheinend der Anführer -, der sich gerade noch Dodos Versuch, ihm den Mantel abzunehmen, entzogen hatte, antwortete mit trauriger Stimme: "Wir sind Nachwuchs-Borg. Eigentlich machen wir das nur, damit uns keiner mehr verkloppt."

"Da wart ihr aber nicht gerade auf dem richtigen Weg, Jungs", knurrte Bauleiter Murksel.

"Ja, öhm, und wie ich hinzufügend erwähnen möchte, wie kamt ihr auf die Dings-Idee, dieses Raumschiff anzugreifen?"

"Wir hatten auf den Überraschungseffekt gehofft", wisperte die Borg-Rennmaus verschämt. "Wir dachten, wenn jemand den Namen Borg hört, ergibt er sich gleich."

"Stimmt", gluckste nun Goldi, "wir waren echt überrascht, als wir euch Winzlinge sahen."

Für einen Moment herrschte Ratlosigkeit auf dem Schiff. Da standen sie nun, die Borg-Rennmäuse, und ihnen war klar, dass ihr Überraschungsangriff total daneben gegangen war. Aber auch die Hamster wussten nicht so recht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollten. Nun gut, es waren Rennmäuse, und die Hamster hatte schon oft mit Rennmäusen Ärger gehabt, doch zugleich taten ihnen diese Rennmäuse leid. Wie es schien, hatten sie keine guten Erlebnisse in der letzten Zeit gehabt. Besonders gut genährt schienen sie auch nicht zu sein. Ja, es waren Rennmäuse, doch sie sahen aus, als wenn sie Hilfe brauchten. Auf dem großen Hauptmonitor war es immer noch zu sehen: das Kugelschiff, mit denen die verhinderten Borg-Rennmäuse gekommen waren. Es wirkte riesig, doch das lag eben nur daran, dass sie es direkt vor der Außenkamera geparkt hatten. Der Bürgermeister räusperte sich, doch als er die Blicke aller Anwesenden auf sich spürte, starrte er schnell wieder auf den Hauptmonitor, denn ihm fiel absolut nichts ein. Schließlich trat Flecki vor.

"Ihr habt gesagt, dass ihr verkloppt worden seid. Von wem?"

"Oh, ja, erzählt mal", grölte Goldi zustimmend. "Bitte ganz genau - mit Einzelheiten und so!"

Der Anführer der Borg-Rennmäuse blickte verschämt zu Boden. Dann nahm er die Apparatur, die er am linken Auge trug ab, sodass es nun für alle sichtbar war: Sein linkes Auge war dick und blau. Nur mühsam konnte er mit den Augenlidern blinzeln; es war ein erbärmlicher Anblick. Sein Nebenmann öffnete nun einen Teil seines Panzers und deutlich war der Verband zu erkennen, in den seine rechte Schulter eingewickelt war. Der Anführer sah die Hamster traurig an und sprach:

"Es waren unsere Nachbarn, diese üblen Schurken. Sie nennen sich Klingonen-Hamster und haben nichts als üble Dinge im Kopf. Sie klauen unser Futter, ärgern uns und pinkeln in unsere Wasserquellen. Sie sind stärker als wir, und wir können nichts gegen sie unternehmen."

Die Hamster starrten einen Moment ungläubig auf die ungebetenen Gäste. Uhura schaute gebannt auf das, was sich da abspielte, und sogar Chekov spielte schon lange nicht mehr an seinem Monitor herum. Die Situation hatte sich völlig geändert. Der Bürgermeister rutschte aufgeregt von seinem Sessel und rief: "Klingonen-Dings, äh, Hamster! Ich glaube, die schon einmal erwähnt gehört zu haben. Allerdings dachte ich immer, es sei nur eine Legende..."

"Anscheinend doch nicht", warf Flecki ein. "Angeblich sind sie mit uns verwandt, jedoch sind sie völlig aus der Art geschlagen. Commander, wir müssen diesen armen Borg-Rennmäusen helfen, es ist unsere Pflicht!"

"Öhm, tja, öhm, also warum denn das, Flecki?"

"Weil wir mit den Klingonen-Hamstern verwandt sind, ist es unsere Pflicht, sie zu stoppen und auf den guten Pfad der Tugend zurückzuführen! Schließlich sind es unsere Brüder und Schwestern, und wir haben die Verantwortung für sie."

"Genau", rief Goldi begeistert, "und wenn die nicht gut und tugendhaft werden wollen, gibt es etwas auf die brüderliche Fresse!"

Alle Augen waren nun auf den Bürgermeister-Commander gerichtet. Hier und jetzt musste eine Entscheidung von großer Tragweite gefällt werden, doch es sah nicht so aus, als wenn da etwas passieren würde. Der Bürgermeister tippte nervös mit seiner Pfote auf den Boden und rief: "Öhm!"

"Öhm - was?"

"Tja, äh, Flecki, das ist nicht einfach, das ist eher kompliziert, wenn ich mal so sagen darf. Da sind auf der einen, äh, Seite sozusagen unsere Gäste, die Dings-Borg, und auf der anderen Seite die Klingonen-Hamster. Tja, und wir sind hier, wenn ich das mal so drastisch sagen darf..."

"Na prima, die Lösung ist ja schon in Sicht", spottete Flecki. Der Bürgermeister lief knallrot an, tippte noch schneller mit seiner Pfote auf den Fußboden und wandte sich erneut an die Borg-Rennmäuse.

"Öhm, tja, wo kommt ihr denn eigentlich her?"

"Wir kommen von Epsilon Lyrae."

Die Gesichtsfarbe des Bürgermeisters wechselte von rot auf blass. "Öhm, tja, mir ist leider entfallen, wo genau das noch war, äh, Uhu, wo liegt das?"

Lt. Uhura lachte vergnügt und entgegnete: "Epsilon Lyrae liegt im Sternbild der Leier, nordöstlich der Vega."

"Vega!" krächzte der Bürgermeister und hüpfte von einer Pfote auf die andere. "Vega, das ist es, meine lieben Hamster, wir sind fast am Ziel"

Nun konnte sich der Bürgermeister der uneingeschränkten Aufmerksamkeit aller sicher sein. Während er jedoch jubelnd herumhüpfte, schien außer ihm niemand zu begreifen, was denn an dieser Tatsache so Besonderes war. Wieso waren sie fast am Ziel?

"Er hat gewiss wieder eine Erleuchtung", hauchte Tuffi begeistert.

"Er hat gewiss wieder einen komplette Dachschaden", fauchte Flecki.

Der Bürgermeister hatte inzwischen sein albernes Herumgehüpfe beendet und betrachtete verlegen die Hamster, die ihn sehr verwundert ansahen. Ihm war, als wäre es der richtige Zeitpunkt, eine Erklärung abzugeben.

"Aber versteht ihr denn nicht", trompetete er, "Vega! Das Veganische System! Die Heimat unseres Dings, äh, vegetarischen Freundes vom Beta-Geranien-System, der sich auf unseren Dings-Planeten verirrt hat. Dort finden wir das Tririllium, das ihn retten wird und mit ihm die gesamte Galaxis!"

Lt. Uhura war die erste, die in der Lage war, darauf etwas zu entgegnen: "Commanderchen, du meinst doch wohl nicht das elende Gemüse, das in der Krankstation vor sich hinwelkt?"

"Genau das meine ich, äh, Dings, Uhu. Das ist unsere Mission, die wir zu füllen, äh erfüllen denken. Wir werden auf der Vega landen, das Tirillium holen und die gesamte Galaxis wird uns danken."

Bevor Flecki einwerfen konnte, dass die gesamte Galaxis sich eher schlapplachen als dankbar zeigen würde, kam ein lautes Lachen von der Navigator-Konsole.

"Sir, die Vega, das ist das Zentralgestirn - eine Sonne. Dort ist glühend heiß", gluckste Fähnrich Chekov und hatte Mühe, sich an seinem Sitz festzuhalten.

"Na und, Mann!" fauchte der Bürgermeister, "dann werden wir eben Nachts dort landen, wo ist das Problem?"

Während Goldi versuchte, Flecki davon abzuhalten, dem Bürgermeister an die Gurgel zu gehen, und während Lt. Uhura sowie Fähnrich Chekov sich vor Lachen auf dem Boden kringelten und der Rest der Crew verständnislos glotzte, war der Bürgermeister wieder auf seinen Sessel geklettert. Er warf einen Blick auf den Hauptmonitor und rief: "Borgs, ihr müsst euer Dings-Schiff woanders parken, so kann ich nichts sehen. Sicherheitsteam - holt unseren vegetarischen Freund vom Beta-Geranien-System aus der Krankenstation, seine, äh, Anwesenheit auf der Brücke ist erforderlich."

Nun kam Bewegung in die Truppe, und während zwei der Borg-Rennmäuse in einem Transporterstrahl verschwanden, machten sich Dodo und Dasie auf den Weg zur Krankenstation, um den Pflanzenpatienten zur Brücke zu befördern. Die verbleibenden Hamster, Borg-Rennmäuse sowie die beiden Menschen beobachteten kurz darauf, wie sich das Borgschiff von der Außenkamera des Schiffes fortbewegte und den Blick auf das Weltall wieder freigab. In dem Moment, als sich die Lifttür öffnete und das Sicherheitsteam den Kadaver der Topfpflanze anschleppten, hatte sich die beiden Borg-Rennmäuse wieder auf die Brücke gebeamt. Der Bürgermeister-Commander nickte zufrieden und wandte sich an Chekov, der gerade damit beschäftigt war, an einer der Konsolen eine Runde Ping-Pong zu spielen.

"Navi-Dings, nehmen Sie Kurs auf die Vega!"

"Jetzt, Sir?"

"Selbstverständlich jetzt. Jede Sekunde zählt!"

Fähnrich Pavel Chekov nickte und unterbrach seine spannenden Ping-Pong-Partie. Mit flinken Fingern tippte er eine Reihe von Befehlen in den Bordcomputer ein und rief: "Alles klar, Sir, wir sind auf Kurs." Dann wandte er sich wieder der Konsole und seinem Spiel zu. Dodo und Dasie zogen eine Spur von herabrieselnder Blumenerde hinter sich her und schleppten ihre schwere Last laut keuchend quer durch den Raum bis hin zum Bürgermeister-Commander. Dort blieben beide Hamster hechelnd stehen und blickten erwartungsvoll zum Commandersessel hoch. Ein Kopfnicken signalisierte den beiden, die Pflanze auf die Kiste vor dem Sessel zu stellen. Dann herrschte zum ersten Mal seit langer Zeit Stille auf der Brücke. Alle starrten auf den großen Hauptmonitor und beobachteten fasziniert die hellen Lichtpunkte, die langsam an ihnen vorbeizogen. Nach einer Weile wurde es ihnen jedoch langweilig, in die unendliche Schwärze des Weltraums zu starren, und es war Goldi, der die Ruhe auf der Brücke beendete:

"Wie sieht es eigentlich mit Futter und Party aus? He Tati, du bist doch der Küchenbulle, schlepp doch mal ein paar leckere Sache an. Teeblättchen, du bist doch Partyorganisator - wann geht's los?"

"Nun, öhm, auch ich finde, dass wir uns alle eine kleine Mahlzeit verdient haben. Äh, Dings und Dings, seht doch mal nach, was es in der Küche so gibt."

"He, Commanderchen, warum nehmt ihr nicht den Replikator?" warf Lt. Uhura ein und zwinkerte Flecki zu.

"Ja, öhm, ausgezeichnete Idee, liebe Uhu. Also vorwärts, Sicherheitsteam, bestellt mal eine Ladung Sonnenblumenkerne! Und was äh, essen unsere Gäste?" fuhr er an die Rennmäuse gewand fort.

"Sonnenblumenkerne sind irreleva..., äh, ja, ja, die mögen wir auch!" piepste der Anführer hastig und fummelte verlegen an seinem zerfetzten Panzer herum, der nach Dodos freundlicher Hilfe nicht mehr zu reparieren war. Das Sicherheitsteam, bestehend aus eben diesem Dodo und aus Dasie, bewegte sich langsam und ängstlich in die Richtung des Replikators, wobei ihnen die Rennmäuse ebenso ängstlich den Weg frei machten. Nach einigen Versuchen gelang es tatsächlich, den Replikator zu bewegen, eine ansehnliche Menge an Sonnenblumenkernen sowie einige Kekse auszuspucken. Lt. Uhura und Fähnrich Chekov begaben sich anschließend ebenfalls zum Replikator, denn auch für sie wurde es Zeit, endlich eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Gefräßige Stille erfüllte den Raum, während sich die Enterprise mit Warpgeschwindigkeit dem Sternbild der Leier näherte.

"Navi, Statusbericht", rief der Bürgermeister-Commander und rülpste leise.

"Alles klar, Sir", erwiderte Chekov schmatzend, "eine leichte Kurskorrektur und die Richtung stimmt!"

"Müssen wir da nicht blinken?" fragte Dodo mit großen, verwunderten Knopfaugen, woraufhin sich Fähnrich Chekov vor Lachen auf die Schenkel schlug.

"Erinnere mich bloß nicht an Blinker", stöhnte Goldi und schüttelte den Kopf.

"Ach ja", meldete sich nun Flecki neugierig, "was ist denn da wieder gelaufen?"

Missmutig schaute Goldi sie an und schien sich über seine eigene vorlaute Bemerkung zu ärgern. Dann schnaufte er kurz und antwortete: "Diese blöden HAMPO-Bullen mal wieder. Als ich neulich eine kleine Spritzfahrt machte, sind die mir gefolgt, keine Ahnung, warum. Kurz vor der Autobahn nach Hamsterqualle musste ich abbiegen, tja, und da haben sie mich angehalten. Mein Blinker war kaputt."

"Hä hä", keckerte Flecki schadenfroh, "und dann haben sie dich am Fell gekriegt, ja?"

"Fast", entgegnete Goldi grinsend. "Die sind um meinen Wagen herumgegangen und haben strenge Gesichter gemacht. Dann meinten die, dass der defekte Blinker 50 Sickel kosten würde. Prima, habe ich dann gesagt, das könnt ihr machen. Die Werkstatt wollte nämlich 80 Sickel haben."

"Und weiter?" hauchte Flecki.

"Na ja, die haben dann mit ihrer Einsatzzentrale telefoniert, weil sie nicht wussten, was sie machen sollten, und die Einsatzzentrale hat gesagt, dass die Deppen seien und dass die HAMPO keine Reparaturen vornimmt. Nun waren sie erst richtig sauer und haben meinen Wagen gründlich untersucht, weitere Mängel festgestellt und gesagt, dass sie ein Auge auf mich haben werden. Das ging dann eine Weile so, bis die beiden Polizisten feststellten, dass sie Feierabend haben. Na ja, dann bin ich eben schnell weitergefahren."

"Da sieht man es wieder", keifte Flecki enttäuscht, "wenn man unsere Polizei schon mal braucht - kein Verlass ist auf die! Haben die denn ein Auge auf dich gehabt?"

"Nö", brummte Goldi, "am nächsten Tag habe ich den Wagen schnell verkauft,"

"Was?" kreischte Trampel und blickte Goldi mit riesengroßen, vorwurfsvollen Knopfaugen an.

"Tut mir echt leid, Trampel", druckste Goldi. "Ehrlich. Das konnte ich ja nicht ahnen, dass die HAMPO schon am nächsten Tag deinen neuen Wagen beschlagnahmen würde."

"Ich musste 500 Sickel Strafe zahlen", wimmerte Trampel.

"Der Blinker von Bauleiter Murksel war auch mal defekt", meldete sich nun Tuffi, "und zwar mitten auf einem dringenden Reparatureinsatz. Da hat die Polizei uns auch angehalten!"

"Ja, aber auf einem Reparatureinsatz ist das doch etwas Anderes", rief Teeblättchen, "da liegt doch ein Notfall vor, oder?"

"Das hat der Bauleiter den Beamten auch gesagt", rief Tuffi, "doch dann haben die das Kloppen gekriegt. Mitten auf der Straße! Das war ganz schön peinlich."

"Tuffi", knurrte Bauleiter Murksel, "das interessiert hier wirklich niemanden..."

"Doch, tut es! Weiter, Tuffi!" riefen die umstehenden Hamster im Chor.

"Na ja, mehr war da eigentlich nicht", fuhr Tuffi fort und duckte sich, als sich ihr der Bauleiter bedrohlich näherte, "wäre es jedenfalls nicht gewesen. Die Polizei hatte dann gesagt, dass er so nicht weiterfahren darf. Dann ist der Herr Bauleiter leider ausgetickt und hat gebrüllt, dass er den Blinker sofort reparieren würde."

"Na, dann war ja alles in bester Ordnung, oder?"

"Nein, Flecki, war es nicht. Bauleiter Murksel hat einen Hammer genommen und die Blinker zu Schrott gekloppt. Dann ist er über den Polizeiwagen hergefallen und hat auch die Blinker der Polizisten zu Kleinholz verarbeitet. Als die Polizisten ihn dann mitgenommen hatten, hat er immer noch gebrüllt, dass sie ohne funktionierenden Blinker überhaupt nicht mehr fahren dürften."

"Schau an", grinste Flecki boshaft, "war das zufällig die Woche, in der es hieß, der Bauleiter sei unerwartet in Urlaub gefahren?"

"He", rief Goldi, "da wir gerade beim Witzemachen sind: was ist schwarz und..."

"Den Witz kennen wir schon, das ist ein schlechter Elektriker", schnaufte Trampel.

"Ja, ja ich weiß", fuhr Goldi fort, "aber was ist rot und hängt daneben? Sein Assistent, der glüht noch!"

Während Bauleiter Murksel überlegte, welche Teile des Maschinenraums von Assistentin Tuffi in den nächsten Tagen dringend geputzt werden mussten, herrschte an Bord des Schiffs eine ausgelassene Stimmung.

"Was Hamstilidamst wohl gerade macht?" überlegte Flecki laut.

"Ach, der hat es bestimmt gut", schwärmte Tati, "der ist im schönen Schottland und kann richtig Urlaub machen. Bestimmt zeigt er diesem Kirk und seinen Leuten die ganzen Sehenswürdigkeiten."

"Vielleicht stecken die ja auch in Schwierigkeiten. Es ist schade, dass wir ihnen im Moment nicht helfen können."

"Wir denen nicht helfen können, Goldi?" fauchte Flecki. "Wir stecken selber so was von in Schwierigkeiten, dass wir kaum noch über den Boden gucken können."

"Wieso, mehr als knapp über den Boden gucken können wir doch ohnehin nicht, mal abgesehen von unserem supercoolen Kommandanten auf seinem megacoolen Chefsessel. Sag mal, was macht der eigentlich die ganze Zeit?"

In der Tat war schon lange nichts mehr aus der Richtung des Bürgermeister-Commanders gekommen. Nicht, dass die Hamster das vermisst hätten, doch es war schon ungewöhnlich. Langsam näherte sich die hamstische Besatzung dem Sessel des Commanders, auf dem der Bürgermeister neben der ramponierten Topfpflanze saß. Er hatte die Augen fest geschlossen und eine Pfote auf eines der welken Blätter gelegt. Neugierig und verwundert standen alle Hamster um ihn herum. Die Rennmäuse standen ein wenig abseits und wussten mit der Situation nichts anzufangen, ebenso wie Lt. Uhura, die mit fragendem Blick das Geschehen verfolgte. Nur Fähnrich Chekov bekam von all dem nichts mit, denn er hatte gerade sein Spiel äußerst knapp gegen den Computer verloren und startete das Ping-Pong-Spiel neu. Bauleiter Murksel fand als erster die Sprache wieder.

"Herr Bürgermei... äh, Commander, ist Ihnen nicht gut?"

Der Bürgermeister-Commander schien nichts gehört zu haben. Unruhe machte sich unter den Hamstern breit; was war nun schon wieder los? Stille erfüllte den Raum, und bis auf das Klackern von Chekovs Tastatur war nichts zu hören. Dann ein leises Seufzen, und aufgeregt starrte alles auf den Bürgermeister-Commander, der sich nun zu bewegen begann. Seine Augenlider flackerten ein wenig und er atmete tief auf.

"Commander, ist alles in Ordnung?"

Der Angesprochene schien Fleckis Frage nicht wahrzunehmen, öffnete jedoch die Augen und betrachtete die neben ihm liegende Pflanze. Blumenerde lag auf seinem Sessel verteilt, so wie überall auf der Brücke. Lt. Uhura hatte sich von ihrem Platz erhoben, näherte sich dem Ort des Geschehens und rief:

"He, Commander-Puschel, was läuft denn so, alles klar?"

Nun erst schien der Bürgermeister-Commander zu begreifen, dass er gemeint war. Er drehte den Kopf langsam herum, betrachtete zunächst die Schar der ungläubig glotzenden Hamster, bevor sein Blick auf Lt. Uhura fiel. Er nickte ein paar Mal, dann sprach er langsam: "Alles in Ordnung, Uhu, mir geht es gut. Ich habe eine Mentalverschmelzung mit unserem veganischen Freund vorgenommen. Nun weiß ich alles, was er weiß."

Der Bürgermeister-Commander blickte leicht verwirrt auf Goldi, der am Boden lag und sich vor Lachen krümmte. Dann fuhr er fort: "Navi - Kurskorrektur auf 1-4-7-2, volle Energie!"

Pavel Chekov erschrak kurz und fluchte leise. Fast wäre es ihm gelungen, den Computer zu besiegen. Er wandte sich seiner Steuerkonsole zu, rief ein knappes "Ay, Sir!" und gab einige Befehle ein.

"Sprechen Sie vernünftig, Navi!"

"Sir?"

"Sie sollen im Dienst nicht versuchen, Hamstisch zu sprechen - wir haben schließlich den Universalübersetzer, Mann!"

"Aber ich habe doch nur 'Ay' gesagt, Sir."

"Das meine ich ja!" brüllte der Bürgermeister-Commander mit rotem Kopf´ und aufgestellten Nackenhaaren.

"A-aber das heißt doch 'Ja, Sir’ und ich ...."

"Nein, Sie haben 'Aj' gesagt und nicht 'Ja' und wenn sie noch einmal 'Aj' statt 'Ja' sagen, lassen ich Sie einsperren, ist das klar?"

"Ay, äh, ja, das heißt nein..."

"Aber Puschelchen-Commander, ärgere dich doch nicht, du siehst dann immer gleich völlig zerzaust auch. Schau mal, es ist so: Wir sagen 'Ay' wenn wir 'Ja' meinen. Das ist Bordsprache, und das machen wir immer so.“

Langsam entspannte sich die Lage und der Bürgermeister-Commander begriff endlich. Schließlich war die Lage schon kompliziert genug, und er hatte es satt, dass ständig seine Kompetenz angezweifelt wurde. Kaum hatte er sich wieder beruhigt, als Chekov sich erneut meldete.

"Sir, der Kurs kann nicht stimmen!"

"Was heißt das, Mann, wieso stimmt er nicht?"

"Nun, Sir, er ist falsch."

"Wie falsch?"

"Wir steuern auf ein schwarzes Loch zu."

"Vielleicht hast du bei deiner Mentalverschmelzung den Universalübersetzer vergessen", grölte Goldi und handelte sich einen strafenden Blick ein.

"2-7-4-1?"

"Nein, Sir, dann fliegen wir Richtung Delta-Quadranten."

"Nun, öhm." Der Bürgermeister-Commander war sichtlich genervt. Schon wieder wurde seine Entscheidung angezweifelt. "Mentale Geistesverschmelzungen sind eine schwierige Sache.... 7-2-1-4?"

Chekov gab erneut die Daten ein und schüttelte mit dem Kopf.

Die Farbe des Gesichtes seines Commanders wechselte von Rot auf Grün. "Gewissermaßen erscheint es mir notwendig, eine erneute Geistesverschmelzung vorzunehmen. Haben Sie so etwas schon einmal gemacht, Navi?"

Das erste Mal seit langer Zeit erstarb das Lächeln im Gesicht des Fähnrichs. Mit angsterfüllten Augen starrte er auf diesen unheimlichen Hamster, der ihn so seltsam anschaute und mit zitternder Stimme sprach:

"7-2-4-1?"

"Ay, äh, ich meine: Treffer, Sir! Es handelt sich um einen Klasse 'M'-Planeten im Bereich der Vega."

"Na, also", flötete der Bürgermeister-Commander, "Kurs setzten, Navi!"

Erleichtert gab der Fähnrich die Daten in seinen Navigationscomputer ein und atmete tief durch. Auf dem Hauptmonitor war zu nun deutlich erkennen, dass die vorrüberziehenden weißen Lichtpunkte sich ein wenig zur Seite verschoben. Dann herrschte für einen Moment Stille auf der Brücke, die jedoch nach kurzer Zeit von einer bekannten Stimme durchbrochen wurde: "Meine Damen und Herren, wir befinden uns auf historischer Fahrt sozusagen. Wir befinden uns auf dem Weg tief in das veganische System. Sie alle können sich stolz und glücklich dingsen, dabei zu sein."

"Soll ich jetzt mit dem Putzen der Maschinen anfangen, Bauleiter?"

"Ach lass mal, Tuffi, das lohnt sich wohl nicht mehr."

 

Auf und Davon (Kapitel 10) - Fort William – Allerlei Erklärungen

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