Hamsterhausen

Kapitel 39

Begegnung mit den Moosbibern

 

Auf der Enterprise flitzten die Hamster unter lauten Jubelschreien los und warteten vor der Tür zum Turbolift auf Lt. Uhura. Aufgeregt standen sie auf ihren Hinterpfoten, die Vorderpfoten in hamster-typischer Weise leicht angewinkelt, während es aussah, als wollten sie mit ihren schwarzen Knopfaugen die Enterprise-Offizierin hypnotisieren. Die unausgesprochene Bitte 'lass uns endlich raus, es ist unser größter Wunsch, wir leiden sehr, und wir können nicht länger hier drinnen bleiben' war nicht zu übersehen. Fähnrich Pavel Chekov gab ein Geräusch von sich, das wie ein leises Glucksen klang, wandte sich schnell wieder seiner Arbeit zu und tat so, als wenn ihn das alles nichts anginge. Lt. Uhura warf ihrem Kollegen einen warnenden Blick zu und wandte sich dann an die Hamster.

"Damit das klar ist, meine kleinen Freunde: keine Alleingänge - wir bleiben dicht zusammen. Keiner von uns weiß, was uns hier erwartet. Möglich, dass alles harmlos ist, doch wir sollten vorsichtig sein. Wir werden nun mit dem Lift einige Decks tiefer fahren."

Bestätigendes Kopfnicken von allen Seiten, die Tür wurde geöffnet, und alle Hamster stürzten in den Lift hinein. Kopfschüttelnd betrat Uhura als letzte den Lift und rief: "Computer, zum Ausstieg!" Der Lift setzte sich in Bewegung, die Hamster riefen ein fröhliches "Uhuj!" und Uhura überlegte, ob es die Startvorbereitungen wirklich erforderlich machten, dass Chekov an Bord bleiben musste. Dann war es soweit, sie hatten die Ausstiegluke erreicht. Eine Rampe fuhr aus, und die Offizierin ermahnte die Hamster noch einmal, ruhig und besonnen vorzugehen. Die Hamster nickten erneut, doch kaum hatte die Rampe die grüne Oberfläche der Bäume berührt, stürmten die Hamster mit lauten Jubelrufen los und ließen eine ratlose Uhura zurück.

"Sieht nicht so aus, als wenn es hier irgendwo Shoppingmöglichkeiten gibt", stellte Flecki nach einigen Minuten fest.

"Das Grünzeug hat einen Nachgeschmack", rief Goldi enttäuscht, "der Replikator ist besser!"

"Tja, öhm, also ich hatte mich gewissermaßen auf einen Erstkontakt mit den Dings, äh, außerhamstischen Wesen eingestellt und..."

"Den hatten wir schon, Bürgermeister, wenn du dich an die klingonischen Hamster erinnerst, und den hast du ja wohl gründlich vermasselt", fauchte Flecki.

"Irgendwie ist das hier langweilig", jammerte Sasie, "hier ist nichts los."

"Das kommt schon mal vor, dass auf einem Planeten nichts los ist", meldete sich nun Lt. Uhura, die den Hamstern vorsichtig gefolgt war. "Nicht überall gibt es intelligente Wesen."

"Das habe ich mir neulich auch gedacht", knurrte Murksel, "als ich kürzlich auf der Hamstischen Behörde war und..."

"Ruba?"

Schlagartig wandten alle ihre Köpfe in eine Richtung, nämlich in die, aus der gerade eben dieses Geräusch gekommen war. Ein kleines Wesen befand sich nur wenige Meter von ihnen entfernt. Als es merkte, dass alle Aufmerksamkeit ihm galt, machte es vor Schreck einen Schritt rückwärts, fiel um, stand wieder auf und machte erneut: "Ruba?"

Es war klein, das Wesen, und von der Größe und der Gestalt her war es durchaus mit einem Hamster zu vergleichen. Es hatte ein struppiges, grünes Fell; Ohren waren nicht zu sehen. Die Nase war etwas kürzer als bei einem Hamster, deutlich waren lange Schneidezähne zu erkennen, und sein Gesichtsausdruck deutete nicht auf sonderliche Intelligenz hin.

"Ui!" rief Dodo. "Das ist bestimmt so ein Moosbiber!"

"Ein... Moosbiber?" stieß Uhura verwundert aus. "Zu welcher Familie gehört der denn?"

Dodo zuckte mit den Schultern, drehte sich langsam zur Enterprise-Offizierin um und entgegnete nachdenklich: "Das kann ich nicht sagen. Ich kenne leider keine Familie, die einen Moosbiber besitzt!" Nun zuckte Uhura mit den Schultern, während ihr Blick auf Flecki fiel, die sich mit der Pfote vor das Gesicht schlug und dann auf Goldi, der begeistert mit den Pfoten klatschte. Völlig unbeeindruckt jedoch blieb der Bürgermeister, der nun seine Chance auf Erstkontakt sah und auf das kleine, grüne Wesen zu trippelte.

"Sehr geehrter Herr Tuba, äh, Ruba", hörten man ihn sagen, "es ist mir eine Ehre, nein, ein Vergnügen, zugleich jedoch mehr Ehre als Vergnügen, wenn ich das mal so sagen darf, Sie als Außerhamstischer begrüßen zu dingsen, äh, dürfen." Er schien einen Moment zu überlegen, während ihn das grüne Wesen nachdenklich ansah. "Tja, öhm, damit meine ich natürlich, dass nicht ich der Außerirdische bin, sondern Sie. Oder sind wir es beide? Nun, wie ich immer zu sagen pflege: Es ist äußerst kompliziert, wenn Sie verstehen, Herr, äh..."

"Ruba!"

"Sehr schön, sehr schön", fuhr der Bürgermeister unbeirrt fort, denn er schien das als Zustimmung zu deuten, "öhm, als erster Verkneter, äh, als erster Vertreter Hamsterhausens möchte ich diese Gelegenheit zu einem Gegenbesuff, äh, Besuch nicht verstreichen lassen..."

"Arub? Baru?"

Erstaunt beobachteten der Bürgermeister, die gesamte Hamsterschar und natürlich Uhura, wie nun mehr und mehr von diesen kleinen, grünen, pelzigen Tieren auftauchten. Sie schienen von allen Seiten herbeizuströmen, zehn, zwanzig, dreißig und immer mehr kamen näher. Nach kurzer Zeit waren sie von Hunderten dieser Tiere umzingelt.

"Ich würde jetzt gerne auf das Raumschiff zurück", zischte Flecki zu Goldi, "mit shoppen ist hier sowieso nichts und irgendwie wird mir das hier alles zu eng und ungemütlich!"

"Zurück ins Raumschiff", befahl Lt. Uhura, "ich glaube, wir haben genug gesehen!" Sie gab den Hamstern ein Zeichen, ihr zu folgen und drehte sich um. Es quietschte laut unter einem ihrer Füße, und sie blieb entsetzt stehen und bückte sich. Es war plötzlich alles still geworden, die kleinen, grünen Pelztiere hatten aufgehört zu brabbeln und starrten entsetzt auf Uhura. Der Bürgermeister unterbrach währenddessen seine einsame Rede. Alle Augen waren nun auf die Offizierin gerichtet, die in ihrer Hand das Tier hielt, das sie mit ihrem Fuß versehentlich getreten hatte. "O je", rief sie, "du armes Tier, das habe ich nicht gewollt!"

"Wir müssen es auf die Krankenstation bringen", schlug Flecki vor. "Goldi, erkläre seinen Freunden doch mal, dass wir ihm helfen wollen!"

"Wieso ich? Habe ich das Viech getreten?"

"Es ist dein Job als Superhamster, willst du etwa den Bürgermeister das erklären lassen?"

Goldi schüttelte den Kopf. Nein, das wollte er natürlich nicht, denn wenn der Bürgermeister mit einer seiner nicht enden wollenden, sinnlosen Reden das Falsche sagte, könnte es hier zu einer Katastrophe kommen. Goldi knurrte vor Ärger leise, als er vor die versammelten Mossbiber trat. Er reckte seine Pfoten in die Luft und rief: "Ruba!" Ein hundertfaches "Ruba!" erscholl als Antwort. Der erste Kontakt war also hergestellt.

Als nächstes rief Goldi: "Ruba, Ruba!" und richtig, ein hundertfaches "Ruba, Ruba!" ertönte als Antwort. Nun zeigte Goldi auf die lächelnde Uhura, die das offenbar verletzte Tier in der Hand hielt und streichelte. Dann rief er "Ruba kaputt!" und ein hundertfaches "Ruba kaputt" kam zurück. Goldi schüttelte den Kopf und tippte sich an die Stirn, woraufhin die erstaunten Hamster sahen, wie sich nun Hunderte von Moosbibern an die Stirn tippten und ihre Köpfe schüttelten. Leicht genervt, streckte Goldi nun seine linke Pfote aus und gab den Tieren ein Zeichen, ruhig zu sein. Erstaunt sah er nun, wie die Tiere zu seiner Linken ebenfalls Zeichen machten. Goldi grinste und zeigte nun auf den rechten Teil der umstehenden Moosbiber und rief "Ruba!" Sofort rief die rechte Hälfte im Chor ein lautes "Ruba!" zurück. Mit der linken Pfote deutete Goldi nun zunächst auf die Menge der links vor ihm stehenden Moosbiber und rief: "Wallaballa!". Als ein hundertfaches "Wallaballa" zurückkam, deutete er auf die andere Hälfte, die sofort mit einem ebenso hundertfachen "Ruba!" antwortete.

So ging es eine Weile, und Goldi stand wie ein Dirigent vor den kleinen, grünen Tieren, die begeistert im Kanon 'Wallaballa - Ruba!' riefen. Erneut hob Goldi beide Pfoten, woraufhin die Moosbiber ihren Kanon unterbrachen und ebenfalls ihre kleinen Stummelpfoten hoben. Dann deutete Goldi wieder auf die linke Hälfte und rief: "Ratazong", und als Hunderte von Moosbibern mit einem lauten "Ratazong" antworteten, wies er auf die rechte Hälfte und rief diesmal: "im Karton!" Begeistert rief nun die Menge 'Ratatazong - im Karton', während Goldi ebenso begeistert diese Menge dirigierte.

"Sag mal, Goldi, was machst du da eigentlich?"

"Ich nehme Erstkontakt auf, wieso?"

"Weil", stöhnte Flecki genervt, "es irgendwo ziemlich blöde und sinnlos aussieht, was du da machst."

"Da kann ich nichts für, diese Viecher sind nun mal blöde und sinnlos! Vielleicht sollten wir Dodo mit ihnen sprechen lassen!"

"Lass mich mal, ich habe eine Idee", sagte Tati mit lauter Stimme, um gegen das rhythmische 'Ratazong - im Karton' der Moosbiber anzukommen, und stellte sich vor die Menge. Sofort herrschte Ruhe, und neugierig warteten die Tiere auf die nächsten Worte. Tati jedoch griff nach seinem Universalübersetzer und schaltete ihn ab. "Mal sehen, ob die Original-Hamstisch verstehen", raunte er seiner Schwester Flecki zu und rief: "Knark tsi Dnuerf reue!" (Hamstisch: Euer Freund ist krank).

Für einen Moment kehrte eine fast beängstigende Ruhe ein, und Tati warf einen triumphierenden Blick auf Goldi. Es schien, als hätten die Moosbiber verstanden, denn sie sahen nun nachdenklich aus, geradezu so, als überlegten sie, wie sie ihrem Freund helfen könnten. Im nächsten Moment jedoch wurde deutlich, dass auch Tatis Plan versagte, denn nun brüllten alle Moosbiber in einem ohrenbetäubenden Lärm etwas, was so klang wie: "Knack die Torfrolle, knack die Torfrolle!" Es war ein furchtbarer Lärm, und Tati schaltete resignierend seinen Universalübersetzer wieder ein.

"Netter Versuch", grinste Teeblättchen, "ehrlich, mir hat das wirklich gut gefallen. Aber das ist ja wohl bei diesen hohlen Brüdern nicht angekommen. Hat jemand noch eine Idee?"

"Laufen", warf Lt. Uhura ein, "wir laufen jetzt alle zum Raumschiff, steigen ein und machen die Tür zu. Dann werden wir diesen kranken Moosbiber, oder was immer das auch ist, untersuchen. Wenn er wieder in Ordnung ist, lassen wir ihn frei. Danach werden wir hoffentlich von diesem merkwürdigen Planeten verschwinden und seinen Bewohnern Lebewohl sagen können."

"Wir sollen vor diesen Winzlingen flüchten?" fragte Bauleiter Murksel ungläubig, und auch die übrigen Hamster schienen das nicht so richtig einzusehen, denn sie nickten zustimmend mit ihren Köpfen.

"Das hat nichts mit Flucht zu tun", entgegnete Uhura ruhig. "Das sehe ich als Vorsichtsmaßnahme. Ich habe keine Lust, diese Bande von primitiven Grünlingen an Bord zu bitten. Wir, oder besser gesagt ich habe dieses unglückliche Wesen verletzt, und wir müssen wenigstens versuchen, ihm zu helfen. Also vorwärts!"

Hamster und Mensch rannten, so schnell sie konnten auf die Enterprise zu. Genau, wie sie es sich gedacht hatte, erreichte Uhura mit großem Vorsprung die Luke der Enterprise, gab einen Code ein und trommelte mit den Fingern ungeduldig an die Außenhülle des Schiffes. Noch bevor die Rampe ganz herausgefahren war, sprang die Offizierin auf und kletterte in das Raumschiff. Die Hamster folgten knapp dahinter. Schnell gab sie nun den Befehl zum Schließen der Luke ein, als die ersten Moosbiber bedrohlich nahe kamen. Fast war es geschafft, nur noch wenige Zentimeter und die Luke wäre geschlossen. Mit zusammengekniffenen Lippen zählte Uhura die Hamster durch, während die Luke nur noch eine Handbreit geöffnet war. Ein lauter Schrei und es wurde ihr sofort klar, dass hier ein Hamster in höchster Not war. Da, zwischen der sich langsam schließenden Luke und der Bordwand des Schiffes hing Dodo - eingeklemmt und in den allerhöchsten Tönen jammernd.

Uhura atmete scharf ein und drückte blitzschnell den Knopf zum Unterbrechen des Schließvorgangs, dann atmete sie erleichtert aus, als sie sah, wie Dodo langsam über die Rampe gekrochen kam. Leider kam er nicht alleine, denn auch den Moosbibern war es gelungen, durch den verbliebenen Spalt in das Schiff zu gelangen. Es war eine gefährliche Situation, denn wenn die Luke nun wieder geschlossen würde, dann würden etliche von den kleinen, grünen Tieren zerquetscht werden. Uhura atmete ein weiteres Mal scharf ein und drehte sich blitzschnell um, während sie sich mit der Hand von der Bordwand abstieß. Schon im nächsten Moment stieß sie einen kurzen Schrei aus und versuchte verzweifelt, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Ihr Plan, schnell über den Flur zu laufen und die nächste Tür, die ins Innere der Enterprise führte, zu schließen, war nicht durchführbar. Der Fußboden war bereits übersäht von kleinen, pelzigen, grünen Nagern, die mit "Ruba"- "Wallaballa"- und "Knack die Torfrolle"-Rufen nun die Enterprise stürmten. Lt. Uhura riss ihr Funksprechgerät hervor.

"Chekov?"

"Bin an Bord und genieße die Ruhe, Lieutenant. Was gibt es denn, haben die Hamster das Geld zum Shoppen vergessen?"

Uhura wartete geduldig, bis der Fähnrich sein Lachen beendet hatte und fuhr mit sanfter Stimme fort: "Schön, dass Sie ihren Humor noch besitzen, das wird sich nämlich schnell ändern. Sagen Sie, Chekov, sind die Türen von Turbolift und Brücke immer noch auf Hamstergröße eingestellt? Können Sie das ganz, ganz schnell ändern?"

Mehrere Sekunden bliebt das Funkgerät still, dann war Chekov Stimme erneut zu hören: "Ganz, ganz schnell ist schon mal schlecht, Lieutenant, einige Minuten wird es schon dauern. Warum, gibt es ein Problem mit den Türen oder warum... He, was ist denn das? Wo kommt ihr denn her?"

Die Verbindung wurde unterbrochen, Uhurah seufzte laut, hielt das Funkgerät erneut dicht an ihren Mund und rief: "Ich schätze, Sie wissen jetzt Bescheid und können sich Ihre letzte Frage selbst beantworten!"

Resignierend stand sie neben der Ausstiegsluke, hatte sich an die Bordwand gelehnt, wartete einfach nur ab und blickte auf ihr Funkgerät.

Es dauerte eine Weile, bis sich ihr Kollege wieder meldete: "Was ist das?" war seine verzweifelte Stimme zu hören, während im Hintergrund "Ruba"- "Wallaballa"- und "Knack die Torfrolle"-Rufe zu hören waren, die immer wieder von "Ratatazong - im Karton!"-Rufen abgelöst wurden. "Lieutenant, mir ist nicht gut, ich sehe Mäuse - grüne Mäuse!"

"Moosbiber, Chekov, die Hamster haben gesagt, das sind Moosbiber - keine Mäuse."

"Aber was soll ich denn jetzt machen, Lieutenant, die besetzen ja die ganze Brücke."

"Sie haben das Kommando, Chekov, also nutzen Sie Ihre Befehlsgewalt!"

"Uhura, ich mag eigentlich das Kommando nicht mehr haben - verschwindet von der Konsole!"

Chekovs letzte Bemerkung bezog sich offensichtlich auf einen oder mehrere Moosbiber. Lt. Uhura schüttelte den Kopf und schloss die Luke. Sie warf einen Blick auf den Moosbiber in ihrer Hand und ging vorsichtig weiter. Als sie die Brücke betrat, bot ihr Kollege Chekov einen dermaßen jammervollen Anblick, dass sie laut lachen musste. Er saß an seiner Konsole, das Gesicht in die Hände vergraben und um ihn herum kleine, grüne, neugierige Nagetiere die immer wieder "Knack die Torfrolle" grölten. Als er Uhura bemerkte, hob er den Kopf, und auch die Moosbiber schwiegen für einen Moment.

"Nein, Lieutenant, sie wollen doch nicht noch mehr von diesen - äh, Moosbibern anschleppen! Die ganze Brücke ist voll von denen, es ist eine Katastrophe!"

In der Tat war die Brücke übersät von neugierigen Moosbibern. Die Hamster hatten sich auf die Kommunikationskonsole zurückgezogen, während einzig und allein Goldi das Gebiet um den Replikator verteidigte. Mehrfach hatte er bereits Dodo zugewinkt, ihm zu helfen, doch Dodo betrachtete interessiert einen Monitor und tat völlig beschäftigt.

"Computer!" rief Uhura und sämtliche Augen auf der Brücke waren auf sie gerichtet. "Computer, alle Ausgänge von der Brücke verriegeln! Befinden sich außerhalb der Brücke irgendwelche Moosbiber auf dem Schiff?"

"Bitte definieren Sie Moosbiber!" antwortete eine freundliche Stimme, die von der Decke kam. Ein aufgeregtes, vielfältiges Quieken der verblüfften Moosbiber war zu hören, dann starrten sämtliche dieser merkwürdigen Tiere zur Decke.

"Bei den auf der Brücke befindlichen grünen Nagetieren handelt es sich um Moosbiber, zumindest nennen wir sie solange Moosbiber, bis wir wissen, um welche Spezies es sich überhaupt handelt."

"Es befinden sich keinerlei Moosbiber außerhalb der Brücke!"

"Danke, Computer", entgegnete Uhura hörbar aufatmend, denn es hätte gerade noch gefehlt, dass diese fremden Tiere in den Maschinenraum oder sonstwohin gelaufen wären. Somit waren sie natürlich ihr Problem nicht los, aber zumindest war ihr Problem nur auf die Brücke begrenzt. Nun galt es einen Plan auszuarbeiten, die grünen Nager wieder auf ihren Planeten zurückzubringen.

"Oh, oh", machte Tati, "wenn das bloß gut geht!"

Uhura und Chekov drehten sich fragend zu dem Hamster um. Ihnen war nicht klar, worauf Tati hinaus wollte. Auch Flecki starrte mit großen Augen auf die Moosbiber. Viele von ihnen waren bei dem Versuch, die Decke anzuschauen umgefallen, doch tatsächlich, im nächsten Moment geschah etwas. Erst begannen einige, dann mehr und mehr und schließlich grölte die gesamte Moosbiber-Truppe:

"Computer - Computer!" Natürlich war der Hauptrechner der Enterprise darauf programmiert, auf solche Anfrage sofort zu reagieren.

"Bitte spezifizieren Sie ihre Anfrage!"

"Computer - Computer!"

"Bitte spezifizieren Sie erneut ihre Anfrage!"

"Computer - Computer!"

"Die Daten sind unvollständig, bitte spezifizieren Sie ihre Anfrage!"

"Computer - Computer!"

"Handelt es sich um einen Notfall? Bitte spezifizieren Sie die Art des Notfalls!"

Für einen winzigen Moment schwiegen die Tiere und Hoffnung keimte bei Menschen und Hamstern auf, doch dann ging es gnadenlos weiter.

"Notfall - Notfall!"

"Bitte wiederholen Sie!"

"Notfall - Notfall!"

"Nein!" Das war Lt. Uhura. "Computer, Normalzustand, es ist alles in Ordnung ...." Ihre Worte gingen in einem ohrenbetäubenden, auf- und niederschwellenden Sirenengeheul unter. Die Moosbiber glotzten fasziniert und riefen weiter: "Computer - Notfall!", während Uhura verzweifelt versuchte, sich Gehör zu verschaffen. Es war aussichtslos. Im nächsten Moment wurde es dunkel auf der Brücke. Die normale Beleuchtung war durch rötliche Notbeleuchtung ersetzt worden.

"Was'n nun passiert?" brüllte Bauleiter Murksel.

"Das muss der Computer gemacht haben", schrie Flecki zurück. "Der hat keine vernünftige Antwort mehr erhalten und nimmt jetzt an, dass etwas passiert ist. Vielleicht nimmt er an, dass alle auf der Brücke verletzt sind oder so. Bestimmt sind jetzt alle Türen abgeschlossen und niemand kommt mehr rein oder raus."

In der Tat hatte Flecki Recht mit ihrer Vermutung. Selbstverständlich war das auch den beiden Enterprise-Offizieren bewusst. Bewusst war ihnen auch, dass sie nun ein dickes Problem hatten, und es könnte womöglich noch schlimmer kommen. Da die Moosbiber mit ihren "Computer - Notfall!"-Rufen den Computer dazu zwangen, weitere Lösungen und Maßnahmen zu finden und zu ergreifen, war weder Uhura noch Chekov so genau klar, welche Konsequenzen das haben könnte.

"Wir müssen etwas tun", schrie sie Chekov und den Hamstern zu, "die müssen sofort mit ihrem Geschrei aufhören, bevor der Computer durchdreht!"

Der Bürgermeister trippelte vor, hob seine kurzen Pfoten und rief: "Li-i-i-i-iebe grüne Freunde!" Er stoppte kurz, um die Wirkung seiner Worte zu genießen, doch da gab es nichts zu genießen. Scheinbar verfügten die Moosbiber nicht über so gute Sehschärfe in der Dunkelheit wie die Hamster, denn sie beachteten ihn überhaupt nicht. Zudem war seine Stimme nicht laut genug gewesen, um durch den Lärm ihrer Rufe zu dringen.

"Lass mich mal", knurrte Bauleiter Murksel, dem der Lärm allmählich auf den Geist ging, reckte sich und brüllte: "Schnauze halten verdammt noch mal, sonst mach' ich euch alle platt, ihr grünen Idioten."

Die Wirkung war phänomenal. Zwar hatte keines der lärmenden Tiere auch nur ein Wort verstanden - denn dazu hatte der Bauleiter zu undeutlich gebrüllt - aber ihre Aufmerksamkeit und Neugier war geweckt. Sie schienen nun untereinander zu diskutieren, was Murksel da soeben gebrüllt hatte. Vereinzelte Rufe wie: "Nauze!", "Dammt!" oder "machich platt!" waren zu vernehmen.

"Na, das ist doch gleich viel besser", grinste Teeblättchen.

"Ja, ihr besitzt eindeutig mehr Geschick im Umgang mit fremden Lebensformen", lachte Uhura und fuhr, an Chekov gewandt, fort: "Ich glaube, ich sage dem Computer jetzt mal, dass er die Beleuchtung wiederherstellen soll."

"Vielleicht sollten wir damit etwas warten", warf Flecki ein. "Es scheint nämlich so, als wenn die grünen Besucher Probleme haben, sich im Dunkeln zu orientieren."

"Stimmt", meldete sich Goldi, der völlig überraschend auf einmal neben Flecki stand, "der Replikator steht nun im Dunkeln und da laufen diese blinden Viecher jetzt einfach vorbei. Ein paar von denen sind gegen die Wand gelaufen. Die stehen jetzt davor, klopfen gegen die Wand und rufen "Ruba!"

"Bestimmt bedeutet das auf moosbiberisch soviel wie 'bitte aufmachen'", keckerte Tuffi.

"Die scheinen sich aber wirklich nicht einig zu sein", rief Bauleiter Murksel und zeigte auf die Moosbiber. Tatsächlich standen einige und riefen "machich platt!", während eine andere Gruppe "Nauze!" rief. Wiederum andere Gruppen riefen "Dammt!", "Ruba" oder "Wallaballa". Es kam zu ersten Rangeleien und Geschubse, denn offensichtlich konnten sich die grünen Nager nicht auf einen gemeinsamen Ruf einigen.

"Sollten wir nicht etwas tun?" fragte Flecki besorgt.

"Klar", entgegnete Goldi, "Fressen holen und uns einen gemütlichen Platz zum Zugucken suchen. Dann können wir Wetten auf die Grünlinge abschließen, und wer von denen übrigbleibt, der tritt dann im Finale gegen Dodo an."

"Der Captain hätte seine helle Freunde dran", warf Chekov mit einem breiten Grinsen ein.

"Der Captain wird zunächst einmal wissen wollen, wer das Kommando hatte, als diese Schwachköpfe an Bord kamen", entgegnete Uhura lächelnd, so dass Chekovs breites Grinsen schlagartig einfror.

Immerhin war die Navigatorkonsole, an der er saß, soeben wieder moosbiberfrei, und auch auf Tastatur und Monitor hielt sich kein grüner Nager mehr auf. Fasziniert beobachteten Mensch und Hamster, wie nun ihre ungebetenen Gäste von allen Seiten angehoppelt kamen, um sich an dem allgemeinen Geraufe zu beteiligen. Die Situation war mittlerweile außer Kontrolle geraten und es wurde Zeit, den prügelnden Tieren Einhalt zu gebieten. Doch wie? Uhura und Chekov tauschten fragende Blicke aus, dann fiel ihr Blick auf die Hamster.

"Was würdet ihr in solch einer Situation machen?" fragte Uhura hoffnungsvoll die neben ihr sitzende Sasie.

"Och, das Übliche. So etwas passiert bei uns auch hin und wieder, besonders, wenn der Bürgermeister eine Rede hält."

"Oder beim Fußball, da war letztes Mal was los, aber Hallo", ergänzte Teeblättchen.

"Ich habe nichts gegen Fußball" knurrte Flecki, "es ist nur so, dass ich Fußball hasse. Außerdem ist es ein brutaler Sport."

"Och, geht eigentlich", brummte Goldi.

"Geht? Na, ich weiß nicht. Gerade letzte Woche habe ich gelesen, dass ein gewisser Schiedsrichter einen Spieler vom Platz geschmissen hat. Vom Platz geschmissen! Stell dir das mal vor, der hätte sich sonst was brechen können, der arme Spieler. Wieso lässt man solche Rüpel wie den Schiedsrichter überhaupt mitspielen?"

"Das frage ich mich auch", entgegnete Goldi, "ohne den wäre das Spiel viel interessanter und hätte nicht so viele Unterbrechungen." Natürlich erwähnte Goldi nicht, dass er der Spieler war, der wegen wiederholten Foulspiels vom Platz gestellt worden war.

"Nun?" meldete sich Uhura erneut, die ungeduldig auf eine Antwort wartete. "Was würdet ihr in solch einer Situation denn nun machen?"

"Sonnenblumenkerne", rief Tuffi, "das funktioniert immer. Aber wir haben keine Idee, ob das bei so etwas wie den Moosbibern funktioniert. Außerdem wissen wir ja gar nicht, was die am liebsten fressen."

Während der Raum erfüllt war vom Kampfgetöse der Moosbiber, sahen Menschen und Hamster ratlos zu, wie einzelne Gruppen auf die Pulte geklettert waren und sich nun sogar auf den Tastaturen prügelten. Verzweifelt versuchten die Enterprise-Offiziere, die Tiere zu verscheuchen, doch es waren einfach zu viele. Hatte man ein paar verscheucht, kamen im nächsten Moment doppelt so viele zurück. Die Lage schien aussichtslos.

"Interessant", bemerkte Flecki, während sie mit ihren Freunden auf einem moosbiberfreien Pult saß und eine Gruppe von grünen Hooligans beobachtete.

"Was? Dass Außerirdische sich prügeln können?" fragte Dodo.

"Nein, nein, etwas Anderes ist interessant. Immer wenn einer oder eine kleine Gruppe einen anderen Ruf als die Mehrheit ertönen lässt, dann setzt es Hiebe."

"Das ist ja fast wie bei uns", warf Teeblättchen grinsend ein.

"Fehlt nur die Hampo", ergänzte Tati.

"Schön, schön, das ist ja alles sehr nett", stöhnte Lt. Uhura, "aber wie können wir das strategisch ausnutzen? Ich sehe da kaum eine Möglichkeit, es sei denn..."

"Genau", rief Flecki, "wir brauchen einen Lockvogel, der diese Idioten aus dem Schiff lockt!"

"Aber keiner von uns kann fliegen. Wo sollen wir denn so einen Vogel herkriegen?"

Flecki verdrehte die Augen über Dodos Bemerkung, während Goldi kopfschüttelnd Dodo ansah und entgegnete: "Von diesen Moosbibern können wir niemanden nehmen. Die sind einfach zu blöd dazu. Jemand muss diese Grünlinge mit einem neuen Ruf provozieren. In dem Moment werden alle Türen nach draußen geöffnet, die grünen Idioten aus dem Schiff gelockt und fertig. Es ist natürlich am besten, jemanden als Lockvogel zu nehmen, der schon gewisse Moosbibererfahrungen besitzt."

Trampel wurde es in diesem Moment heiß und kalt. Plötzlich schauten ihn alle seine Freunde an, und dennoch fühlte er sich sehr, sehr einsam. "Nein", hauchte er, "bitte nicht!"

"Äh, worum geht es denn bitteschön?" fragte Chekov, der natürlich noch nichts von Ullapool und den dortigen Vorkommnissen gehört hatte.

"Nun", erklärte Bauleiter Murksel, "Freund Trampel besitzt bereits einschlägige Erfahrungen als Moosbiber."

"In der Tat, in der Tat", meldete sich nun auch der Bürgermeister, "er ist sozusagen, wenn ich dass einmal so formulieren darf, allererste Wahl..."

"Ich will aber nicht", wimmerte Trampel, "außerdem ist mein Fell nachgewachsen und nicht mehr grün..."

"Kann man ändern", grinste Goldi.

"Und was ist mit dem verletzten Moosbiber", jammerte Trampel, "können wir den nicht hypnotisieren oder so?"

"Den habe ich schon wieder freigelassen, oder besser gesagt, er ist mir aus der Hand gesprungen und prügelt sich irgendwo", seufzte Uhura.

"Aber, aber....", wimmerte Trampel, und Goldi klopfte ihm auf die Schulter.

"Natürlich kannst du eine Abstimmung verlangen, aber ganz im Vertrauen: lass es lieber, wir verlieren nur unnötige Zeit. Wo kriegen wir aber jetzt grüne Farbe her?"

"Aus dem Replikator!" rief Tuffi, doch Chekov schüttelte den Kopf.

"Keine Chance, grüne Farbe ist kein Lebensmittel..."

"Spinat!" riefen Tati und Teeblättchen wie aus einem Munde.

Eine viertel Stunde später saß ein äußerst unglücklich blickender Trampel in einer Schale mit lauwarmen Spinat.

"Die farbliche Abstimmung ist nicht so recht gelungen", überlegte Flecki, "vom Ton her müsstest du noch eine Nuance heller sein."

"Ach, diese Blindgänger merken das bestimmt nicht", knurrte Bauleiter Murksel, "wichtig ist jetzt, dass du überzeugend klingst, Trampel." Als der spinatgrüne Trampel den Bauleiter aus großen, verzweifelten Augen ansah, fuhr Murksel fort: "Es ist doch ganz einfach, sieh mal: Du läufst einfach zum Ausgang des Schiffes, brüllst irgendetwas, die Moosbiber rennen hinterher und fertig. Dann sind wir die Bande los."

"Und dann?" wimmerte Trampel. "Was ist dann?"

"Nun", mischte sich erneut der Bürgermeister ein, "ist dir der Dank Hamsterhausen und, wenn ich das mal so sagen darf, auch der Dank der Sternenflotte gewiss. Natürlich werden wir zu deinen Ehren eine gebügelte, öhm, gebührende Feier veranstalten..."

"Eine Beerdigungsfeier", jammerte Trampel.

"Nun sabbel hier nicht rum, sondern fang endlich an", knurrte Murksel, "wir können nicht ewig warten."

"Aber der Spinat ist noch nicht trocken..."

"Nun mach los!" Murksel schubste den unglücklichen Trampel, der vor Schreck rückwärts vom Pult in die Menge der Moosbiber fiel. Gebannt schauten seine Freunde und die Enterprise-Offiziere hinterher. Keiner der grünen Fremdlinge beachtete Trampel, alle waren viel zu sehr miteinander beschäftigt. Trampel blickte hoffnungsvoll zu seinen Freunden hinauf und zuckte mit den Schultern.

"Sag irgendwas" rief Goldi, "zeig ihnen, wer der Boss ist!"

Trampel schluckte, er schien all seinen Mut zusammenzunehmen und rief leise: "Ollah!"

Zunächst schien es die Moosbiber nicht sonderlich zu beeindrucken, und Trampel fasste Mut: "Ollah!" sagte er, diesmal etwas lauter, und tatsächlich, einige der Tiere unterbrachen ihre Klopperei und drehten sich zu dem Hamster um.

"Ruba Torfrolle!" ertönte es wütend zurück. Zwei der Tiere marschierten direkt auf Trampel zu, versuchten ihn zu schubsen, doch der flinke Hamster rannte laut "Wai, wai, wai!" schreiend zum Lift.

"Wai!" - "Machich platt!“ – “Ruba!" ertönte es nun von allen Seiten, und sämtliche Moosbiber stürzten hinter Trampel her.

"Das macht er sehr gut", nickte der Bauleiter anerkennend.

"Tja, und wenn er jetzt den Fahrstuhl überlebt, sieht es sogar gut für ihn aus!" bestätigte Goldi.

In der Tat öffnete sich nun die Tür des Turbolifts und Trampel hechtete hinein. Verzweifelt kletterte er an einer kleinen Leiste hoch, bis er fast die Decke erreicht hatte. Zum Glück waren die Moosbiber zu ungeschickt, ihm nachzuklettern, doch mehr und mehr von ihnen wuselten in den Lift, unter- und übereinander stapelten sie sich, bis sie den vor Angst bibbernden Hamster fast erreichen konnten.

"Wo ist er?" rief Chekov, der seinen Monitor auf die Kamera des Lifts umgeschaltet hatte. "Der arme Kerl ist verschwunden, diese Mistkerle haben ihn erwischt!"

"Ach was", beruhigte ihn Teeblättchen, "der hat sich irgendwo an der Decke des Fahrstuhls versteckt. Siehst du, wie die doofen Moosbiber alle nach oben gucken?"

Der Fähnrich nickte und atmete erleichtert auf. Der Lift hatte nun die Etage zum Ausstieg erreicht. Kaum war ein Spalt der Tür geöffnet, war ein verschwommener, grüner Strich auf dem Bildschirm zu erkennen, und im nächsten Moment war die Sicht durch dunkle Flecken behindert.

"Die Kamera des Lifts ist verschmutzt, sehr merkwürdig", wunderte sich Chekov, doch Flecki hatte es sofort erkannt:

"Spinat! Trampel war das!"

Hastig schaltete Chekov nun auf die nächste Kamera und die Ausstiegsluke war zu erkennen. Ein weiterer Knopfdruck, die Luke öffnete sich, und die Rampe fuhr langsam aus. Wieder war für Sekundenbruchteile ein verschwommener, grüner Schatten zu ahnen, der auf die Rampe zu jagte. Dann war für einen Moment nur die Rampe zu erkennen, die langsam immer weiter ausgefahren wurde. Kurz darauf rannte eine grölende Meute von Moosbibern über den Bildschirm, sie wuselten hin und her, schubsten einander, und jeder versuchte, als erster das Schiff zu verlassen. Es dauert eine ganze Weile, bis auch das letzte dieser merkwürdigen Tiere über die Rampe ins Freie verschwunden war. Chekov wandte sich vom Monitor ab und seine rechte Hand fuhr zur Tastatur.

"Die Luke!" rief Uhura. "Nicht schließen!"

Chekov blickte sie erstaunt an.

"Warten Sie, Chekov!"

"Aber Lieutenant, die Moosbiber..."

"Noch einen kleinen Moment, Chekov", rief sie und betrachtete den Monitor. "Wir müssen dem kleinen Kerl eine Chance geben."

Atemlose Stille herrschte auf der Brücke, Dasie und Sasie hielten einander fest umklammert und Flecki ergriff Goldis Pfote. Der Bürgermeister und Bauleiter Murksel standen mit offenen Mündern nebeneinander, Tati und Teeblättchen standen mit fest zusammengepressten Pfoten, als würden sie Trampel die Daumen drücken und Dodo flüsterte: "Ich kapiere das nicht, sind die nun ausgestorben oder nicht?"

Sekunden verrannen und erschienen wie Stunden. Chekov schüttelte nach einer Weile den Kopf und sagte mit leiser Stimme: "Wir können nicht länger warten, Lieutenant, jeden Moment können die wiederkommen!"

"Moment noch, Fähnrich. Können Sie die Kamera dichter an die Rampe heranführen?"

Offenbar hatten die scharfen Augen Uhuras etwas entdeckt, denn sie stand unmittelbar vor dem Bildschirm. Auch die Hamster hatten sich jetzt alle dicht vor den Monitor gesetzt und sahen, wie die Rampe scheinbar größer wurde.

"Ziehen sie die Rampe ein, Chekov, schnell!"

Die stählerne Rampe schien nun direkt aus dem Monitor auf sie zuzukommen, alle hielten gespannt den Atem an und im nächsten Moment brach Jubel auf der Brücke der Enterprise aus. Als der Mittelteil der Rampe durch das Bild fuhr, war deutlich zu sehen, wie sich ein grüner Hamster verzweifelt an den Streben der Unterseite der Lauffläche festklammerte. Trampel war gerettet!

"Schlaues, tapferes Kerlchen", rief Lt. Uhura, während sie unauffällig eine Träne wegwischte, "er hat das Schiff überhaupt nicht verlassen. Er hat sich einfach auf der Unterseite der Rampe versteckt, und all diese dummen Moosbiber sind über ihn hinweggelaufen und haben ihn nicht bemerkt."

Chekov schlug sich vor Freude auf die Oberschenkel: "Ihr seid die schlauesten Tiere der Welt!"

"Und des Universums", setzte Goldi hinzu, während er lässig mit den Augenwimpern klimperte.

"Das sowieso", lachte Flecki und ließ seine Pfote los. Im nächsten Moment jedoch verfinsterte sich ihre Mine, und sie drehte sich mit fragenden Augen zu Goldi um. "Sag mal, warum ist meine Pfote auf einmal so klebrig und riecht nach Futter?"

Während Flecki rachsüchtig hinter dem flüchtenden Goldi herrannte, war Uhura mit dem Lift hinuntergefahren und zu dem immer noch vor Angst und Aufregung zitternden Trampel gelaufen. Nach wenigen Minuten betrat sie mit dem spinat-grünen Hamster wieder die Brücke, auf der sie jubelnd empfangen wurden.

"Es ist mir sozusagen eine große Ehre", tönte der Bürgermeister, "dir, meinem lieben Moosbi..., äh, Trampel, ein großes Lob auszusprechen, und dich sozusagen für den Spinatorden vorzuschlafen, äh, schlagen. Mögest du ein Vorbild für alle Hamster..."

"Könnte ich erst einmal meine alte Farbe wiederbekommen?"

"Selbstverständlich, selbstverständlich, mein Guter. Obwohl ich zufügend erwähnen muss, mein lieber Spinattrampel, dass es aus tschechischen Sümpfen, äh, technischen Gründen erst nach der Ordensverleihung sein sollte..."

"Ohne mich", schluchzte Trampel und rannte zum Turbolift. "Lieber gehe ich zu diesen bescheuerten Moosbibern zurück. Du willst mich doch bloß wieder für deinen bescheuerten Wahlkampf als vorbildlichen Vorzeigehamster benutzen – ohne mich!"

Es dauerte eine ganze Weile, bis der aufgebrachte Trampel wieder beruhigt werden konnte. Nach heftigen Diskussionen wurde beschlossen, dass Trampel sein spinatfarbenes Fell reinigen durfte. Für die Ordensverleihung erklärte sich der Bürgermeister auf Fleckis Vorschlag hin bereit, bei der Verleihung grünes Licht zur Dekoration einzusetzen. Während Trampel sich angewidert das Fell sauberleckte, tönte der Bürgermeister lauthals davon, welch großartiges Bild das wäre, wenn er auf einer Bühne, in strahlendem Licht stehend, mit einem Orden in der Hand auf Trampel zugehen würde, der wiederum in grünes Licht getaucht wäre.

Kopfschüttelnd betrachtete Lt. Uhura die Szene, ein Lächeln umspielte ihren Mund, als sie sich zu Chekov gesellte, der zufrieden auf den Kontrollmonitor schaute. Er nickte ihr zu, und Uhura rief: "Alle auf die Plätze, wir fliegen nach Hause!"

Nachdem der Fähnrich die letzten Daten eingegeben hatte, die für einen Start notwendig waren, warf er noch einen abschließenden Blick auf die Außenbordkameras und prüfte die Sensoren der Außenhülle. Dann war es endlich soweit, und nach vielen Abenteuern würden sie in wenigen Augenblicken diesen Planeten verlassen.

Elf Paar schwarze Knopfaugen starrten auf den Hauptmonitor, als wollten sie ihn hypnotisieren. Ein sanftes Vibrieren ging durch das Schiff, und ein hoher, brummender Ton erfüllte die Brücke. Erneut war Uhuras Stimme zu hören: "Energie!" Dann schien der Himmel auf die Enterprise zu stürzen, so schnell stieg plötzlich das Raumschiff. Die Hamster rollten über die Brücke und blieben förmlich an der rückwärtigen Wand kleben. Uhura und Chekov wurden von einer unsichtbaren Kraft in ihre Sitze gepresst, und beide wussten sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.

 

Auf und Davon (Kapitel 40) - Am Steinkreis

 

 

 

nach oben