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Nachdem unsere Kinder fast jeden Abend eine selbst erdachte Gute-Nacht-Geschichte erzählt bekamen, verlangten sie, die Geschichten nun auch als Buch zu bekommen.   

Nun war guter Rat teuer. Was mir letztendlich übrig blieb, war, die Bücher zu schreiben. Nach 2 harten Jahren waren beide Kinderbücher fertig. Hier nun das erste davon

 

der Zwergenkönig Alberich

Abenteuer im Zauberwald

Das erste Buch

Copyright © 2002 M.Naß

 

 

 

 

1. Kapitel

 

- Ein blöder Ausflug -

 

 

Aua!“ Rosie blieb stehen und guckte auf den Boden. „Nun habe ich mir schon wieder den Fuß gestoßen, wann sind wir endlich zu Hause? Ich kann nicht mehr!“

 

Berta verdrehte die Augen als sie antwortete: „Wie oft soll ich dir das noch sagen, ich weiß es nicht. Außerdem hättest du ja vernünftige Schuhe anziehen können, aber nein, auf mich hört ja kein Schwein!“ Rosie presste die Lippen zusammen und überlegte. Siedend heiß fiel ihr ein, dass da ja noch ein Rest von der Schokolade war, die ihre Mutter ihr mitgegeben hatte. Voller Erwartung griff sie in ihre Hosentasche und spürte etwas Matschiges, Warmes. Die Schokolade war geschmolzen.

 

Nein, das kann doch nicht wahr sein, wir müssen alle verhungern!“ jammerte sie.

 

Was ist denn nun schon wieder los?“ wollte Berta wissen und sah zu Rosie hin. Als sie Rosies braune Finger mit den Resten von Schokoladenpapier sah, fügte sie schnippisch hinzu:

 

Ach, eigentlich will ich es gar nicht wissen und selbst wenn, ein bisschen abnehmen würde dir sowieso gut tun. Aber ob ich dir das sage oder die Linde rauscht...“

 

Nun hört mal auf zu streiten, ihr beiden“, mischte sich Elfriede ein. „Hebt eure Puste lieber für den Rest des Weges auf, wir haben es ja bald geschafft.“

 

Langsam trotteten unsere Freunde weiter über den Feldweg. Sie waren nun schon seit Stunden unterwegs und ihre Beine mochten sie nicht mehr so richtig tragen. Es sollte ein richtig schöner Ausflug werden, aber es war mal wieder ganz anders gekommen. Bommel hatte sie mit seinem alten Auto alle zum Feldberg gebracht und war dann wieder alleine zurück nach Hause gefahren. Der Wetterbericht hatte an diesem Morgen von Sonnenschein berichtet und deshalb wollten die Ottifanten Elfriede, Daisy, Jenny, Marie, Susi und Bernie mit ihren Schweinefreundinnen Rosie und Berta eine Wanderung vom Feldberg bis zurück nach Aubachtal machen. Norbert war zu Hause geblieben. Er hatte vor ein paar Tagen die Masern bekommen. Dass Norbert nicht dabei war, war auch nicht weiter schlimm, denn sonst hätten unsere Freunde wohl einen Bollerwagen mitnehmen müssen, weil der kleine Norbert nun wirklich nicht gut zu Fuß war. Nur Rosie bedauerte es, denn hätten sie einen Bollerwagen mitgenommen, dann wäre doch sehr viel Platz für Proviant vorhanden gewesen und wer weiß, vielleicht müsste Rosie mit ihren kaputten Füßen jetzt nicht mehr laufen. In so einem Bollerwagen wäre doch genug Platz und wenn nicht, den Proviant hätte sie auch bestimmt schnell beseitigt und dann wäre bestimmt genug Platz gewesen für sie und Norbert. Aber nein, der blöde Kerl musste natürlich unbedingt jetzt die Masern kriegen.

 

Was sagt die Karte, Jenny?“ Elfriede unterbrach Rosies Gedanken.

 

Mal sehen“, entgegnete Jenny während sie in der Karte hin und her blätterte. „Wir müssten in der Nähe vom alten Bergwerk sein. Von dort aus sind es noch zwei Kilometer!“

 

Zwei Kilometer, oh je, der Weg nimmt ja gar kein Ende“, bemerkte Marie. „Sag mal Daisy, hast du nicht das Handy von deinen Eltern mitgenommen, dann könntest du doch Elfriedes Papa anrufen?“

 

Nein, habe ich nicht, aber ich glaube, ich habe dafür eine Blase an der linken Hacke, wollen wir nicht eine Pause machen?“

 

Elfriede nickte. „Ja, ich finde, wir setzen uns da vorne ins Gras, das sieht gemütlich aus!“

 

Mit einem lauten Seufzer und einem noch größerem Plumps ließ sich Rosie ins Gras fallen, während ihre Freunde sich ebenfalls hinsetzten. Keiner hatte noch Lust weiter zu laufen.

 

Die Füße taten weh, der Hunger war groß und die Müdigkeit nahm von Minute zu Minute zu. Die Luft war mild und der böige Wind, der ihnen schon die ganze Zeit entgegengekommen war, hatte nun endlich nachgelassen. Ein paar Vögel zwitscherten und alles um sie herum war ganz friedlich. Susi holte noch ein paar Kekse heraus und jeder bekam welche ab. Schnell war die Tüte leer. Wenigsten ließ der Hunger jetzt etwas nach und unsere Freunde machten es sich gemütlich.

 

Es dauerte auch nicht lange und einer nach dem anderen schlief ein. Bis auf Rosie, denn erstens taten ihre Füße doch ziemlich weh und zweitens war sie noch damit beschäftigt, die

 

 Taschen ihrer Hose umzudrehen und die Reste der Schokolade abzulutschen. Es war nicht sonderlich lecker, denn ständig hatte die arme Rosie irgendwelche Fusseln im Mund. Nachdem sie die klebrige Schokolade so weit wie möglich abgelutscht hatte, legte sie sich erschöpft neben Berta.

 

Gerne wäre Rosie nun auch eingeschlafen, aber immer noch hatte sie Fusseln von ihrer Hosentasche im Mund. Ach, wenn sie doch bloß schon wieder zu Hause wäre, bei ihrer Mami. Rosie dachte an all die leckeren Mittagessen, die ihre Mutter zu kochen pflegte. Oh, was würde sie für Speckkartoffeln mit Vanillesoße geben! Vielleicht würde sie auch ihrem kleinen Bruder einmal was abgeben. Sie dachte an ihren kleinen Bruder Alfons.

 

Alfons konnte noch nicht laufen, konnte noch nicht sprechen und war überhaupt zu gar nichts nütze. Er sabberte den ganzen Tag und nachts machte er Krach. Rosie hatte es noch nie verstanden, warum all die Tanten, Omas und Freundinnen ihrer Mutter soviel Aufheben um diesen kleinen Windelstinker machten. Ei, Alfons, guck mal, Alfons sag mal Mama, sag mal Tante Agathe, sag mal Oma Else, Alfons rülps mal, ach wie niedlich.

 

Eines Tages war der Moment für Rosies Rache gekommen. Endlich waren alle gegangen und Rosies Mutter hatte sich einen Augenblick auf das Sofa gelegt, um Kraft für ihre tägliche Lieblingsbeschäftigung, das Hausputzen zu sammeln, Leise schlich sie zu ihrem kleinen Bruder. Nichts ahnend lag der in seinem kleinen Bett und brabbelte wirres Zeug vor sich hin. Dann und wann verlor er seinen Schnuller, aber jedes Mal gelang es ihm, den Schnuller wieder einzufangen.

 

Rosie schloss die Tür ihres gemeinsamen Kinderzimmers. Sie nahm ein langes Gummiband und knotete es an dem Bücherregal über Alfons Bett an. Das andere Ende befestigte sie so an dem Schnuller, dass das Gummiband sehr straff war. Dann setzte sich Rosie auf ihr Bett und sah zu, wie Alfons wieder anfing, irgendwas zu brabbeln und sah zufrieden zu, wie der Schnuller nach oben schoss, als Alfons den Mund etwas öffnete. Alfons fing sofort an zu plärren, doch Rosie blätterte in einem ihrer Kinderbücher, während ihr Brüderchen verzweifelt nach seinem Schnuller fischte. Es dauerte ein paar Minuten und er hatte seinen heiß geliebten Schnuller wieder eingefangen. Völlig fertig von dieser ungewohnten Anstrengung, schloss Alfons nun die Augen um zu schlafen, doch kaum war er eingenickt, flog der Schnuller erneut aus seinem Mund und das Spielchen begann von vorne.

 

Rosie sah fasziniert zu, wie ihr kleiner Bruder ein ums andere Mal einnickte. Der Schnuller schoss jedes Mal nach oben und wurde nach minutenlangen Kämpfen eingefangen und so ging es immer weiter. Zufrieden hörte Rosie, dass ihre Mutter inzwischen die Wohnung im unteren Stockwerk saugte. Toll, wenn Frau Schweinebacke nämlich erst einmal mit dem Staubsaugen angefangen hatte, dauerte es meistens sehr lange, bis sie damit fertig war, denn Sauberkeit war schließlich für eine Schweinemutter das oberste Gebot. Schließlich sind Schweine weitaus besser als ihr Ruf. Rosie holte noch eine Tafel Schokolade hervor und sah genüsslich dem Treiben des kleinen Alfons zu.

 

Wetten, mein kleiner Freund, dass du heute Nacht keinen Krach machen wirst?“ Spöttisch guckte Rosie zu Alfons hinüber, der verzweifelt versuchte, den Schnuller wieder in seinen Mund zu stecken. „Ich wette, so gut wie heute wirst du nie wieder schlafen, recht anstrengend so eine Schnullerangelei, was? Jedenfalls werde ich heute Abend noch ein paar Kassetten hören, keine Sorge, du darfst mithören, ich mache es etwas lauter für dich!“

 

So trieb sie ihr Spielchen eine ganze Weile, bis sie plötzlich ihre Mutter rufen hörte: „Rosie!“

 

Gerade in dem Moment flog Alfons der Schnuller zum wiederholten Male aus dem Mund und er schrie los wie am Spieß. „Rosie, was machst du schon wieder mit dem armen Alfons?“

 

Schnell sprang Rosie von ihrem Bett, rannte zur Tür und öffnete sie.

 

Nichts, Mami, ich habe ihm gerade ein paar Bilder aus meinem Barbiebuch gezeigt, dein Geschrei hat ihn so sehr erschreckt! Schade Mami, fast wäre er eingeschlafen, der arme Kerl!“

 

Frau Schweinebacke war die Treppe schon halb herauf-gekommen, blieb nun aber stehen und flüsterte:

 

Oh, entschuldige, Rosielein, das tut mir leid, ich wollte nur sagen, dass ich noch einmal zum Einkaufen gehe. Wahrscheinlich gucke ich noch bei Frau Puhvogel vorbei. Soll ich dir etwas Leckeres mitbringen als Belohnung, ein so guter Babysitter soll ja schließlich auch etwas kriegen?“

 

Rosie überlegte kurz: „Na ja, eine Packung Pralinen wäre gurkenhammerstark, jedenfalls eine kleine!“

 

Frau Schweinebacke lachte leise.

 

Na gut, eine kleine werde ich wohl schon finden, also bis dann!“ Endlich ging sie die Treppe hinunter.

 

Im Nu war Rosie wieder aufs Bett geklettert und sah aus dem Fenster wie ihre Mutter fortging. Uff, das war ja noch einmal gut gegangen. Überhaupt, wenn sie noch zu der blöden Puhvogel, dieser geschwätzigen Ziege, ging, dann würde es ja noch dauern, bis sie wiederkommen würde. Sie sah zu ihrem Bruder, der tatsächlich ohne Schnuller eingeschlafen war.

 

He, das gilt nicht, mein kleiner Liebling, wir haben jetzt Unterricht! Jeder Schüler, der nicht aufpasst, kriegt einen kalten Waschlappen ins Gesicht und das möchte doch hier keiner, oder? Glaubst du etwa, mir bringt so etwas Spaß?“

 

Nachdem Rosie im Badezimmer verschwunden und wenig später mit einem feuchten Lappen wiedergekommen war, wurde es auch für Alfons Zeit, wieder aufzuwachen, denn kleine Kinder mögen bekanntlich kein kaltes Wasser.

 

Wer wird denn so schreien, mein kleiner Freund? Pass jetzt gut auf, wir lernen jetzt sprechen, also hör genau zu: O-m-a E-l-s-e- d-o-o-f, O-m-a E-l-s-e- d-o-o-f, O-m-a E-l-s-e- d-o-o-f, A-g-a-t-h-e s-t-i-n-k-t, A-g-a-t-h-e s-t-i-n-k-t, ist doch wirklich einfach, also noch einmal von vorne....“

 

Und so vertrieb Rosie ihre Zeit, indem sie sich für all die nächtliche Ruhestörungen rächte. Schließlich fand sie es gemein, dass der kleine Pampers-Stinker nachts Krach machte und sich dafür am Tage ausruhen durfte. Ach, wenn er doch endlich ein paar Worte sagen könnte, am besten die, die Rosie ihm beigebracht hatte. Natürlich nur dann, wenn die ganze Familie versammelt war und alle mitkriegen konnten, welch ein mieses Kind der süße kleine Alfons war. Ob Tante Agathe und Oma Else dann überhaupt noch wiedergekommen würden? Hoffentlich nicht, denn von den beiden hatte Rosie bisher nichts als unbrauchbares Zeug geschenkt bekommen. Schreibhefte oder Buntstifte, wer braucht denn so was? Außerdem, leckere Sachen - wie etwa eine Tafel Schokolade - hatten die beiden ohnehin noch nie mitgebracht, völlig daneben so etwas und ......... he, wieso wurde Rosie im Gesicht auf einmal nass? Hatte Alfons sie etwa mit dem Waschlappen ...?

 

Rosie wischte sich über das Gesicht und langsam dämmerte ihr, dass sie eingenickt war. Neben ihr nahm sie schemenhaft Berta wahr, die ihre Sachen zusammenraffte und schimpfte: „So ein Mist, ich denke das Wetter soll heute toll bleiben, aber nein! Ich glaube, wenn ich beim Wetterbericht arbeiten würde, dann...“

 

Erzähl nicht so viel, hilf lieber Rosie, die wird ja gar nicht mehr wach!“ Elfriede trieb sie zur Eile an, denn es hatte angefangen, in Strömen zu regnen. In dem wilden Durcheinander versuchte jeder seine Sachen einzusammeln, um schnell Schutz unter einem nahe gelegenen Baum zu finden. Als sie endlich alle dort versammelt waren, rief Jenny plötzlich: „Oh, verdammt, wir sind ja unter einem Baum!“

 

Na und, es ist doch ziemlich Wurst, ob das ein Baum oder Gemüseladen ist, Hauptsache mein schönes Kleid wird nicht noch nasser!“, bemerkte Berta ziemlich spitz.

 

Elfriede schaute sie entgeistert an.

 

Schön, wenn du gerne gegrillt werden möchtest, habe ich nichts dagegen, aber hast du vielleicht die Blitze da hinten gesehen?“

 

Berta kniff die Augen zusammen und sah in die Ferne.

 

Ja, glaubst du denn, die können uns was anhaben? Dieser Baum ist eine Buche. Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen, heißt es. Und warum? Weil Buchen sehr flache Wurzeln haben!“

 

Jenny verdrehte die Augen im Kopf und erklärte: „Wie jeder weiß oder zumindest wissen sollte, ziehen hohe Bäume die Blitze regelrecht an. Dabei ist es egal, ob sie tiefe Wurzeln haben und ob es Eichen oder Buchen sind. Es geht um den Wassergehalt, genau darauf sind die Blitze scharf! Übrigens haben Buchen Pfahlwurzeln und die sind nicht flach.“

 

Berta guckte verlegen zu Boden und murmelte, dass sie das natürlich wisse, aber momentan vergessen habe.

 

Wollen wir noch lange diskutieren“, fragte Bernie „oder wollen wir zum stillgelegten Bergwerk laufen? Bestimmt können wir uns da unterstellen.“

 

 

Einen Moment sahen Elfriede und Daisy einander an. Dann nickten sie und liefen los. Der Wind peitschte unseren Freunden entgegen und der Regen prasselte auf sie herab, während das Grollen des Donners immer lauter wurde. Sie rannten über den steinigen Weg, immer darauf bedacht, nicht auf dem rutschigen Boden hinzufallen. Platsch, hörte Bernie und sah Berta neben sich hinfallen.

 

Mein schönes Kleid, oh weh, wie sehe ich bloß aus! So kann ich nicht weiterlaufen!“ Bernie blieb stehen.

 

Wünscht die Dame eine Generalüberholung? Bitte folgen Sie mir in die Werkstatt zum alten Bergwerk!“

 

 

 

 

Er hielt Berta die Hand hin, aber Berta dachte nicht daran, sich helfen zu lassen. Ärgerlich rappelte sie sich wieder auf ihre kurzen Schweinebeine, aber im nächsten Moment rutschte sie wieder weg und lag der Länge nach auf dem Boden. Diesmal ließ sie sich von Bernie hochhelfen. Allmählich kam das alte Bergwerk in Sicht. Dunkel und unheimlich wirkte es aus der Ferne, während der Donner lauter und die Blitze immer heller wurden.

 

 

 

2. Kapitel

 

- Das unheimliche Bergwerk -

 

 

 

Der letzte Teil ihres Weges führte unsere Freunde über einen kleinen Hügel hinab zum Fuße eines Berges, vorbei an ein paar Tannen bis zum Eingang des ehemaligen Bergwerks. Bommel, Elfriedes Vater, hatte oft erzählt, dass er als kleiner Ottifant mit seinem Vater dort schon einmal drin gewesen war, denn sein Vater wiederum hatte dort gearbeitet. Bommel hatte auch berichtet, dass damals ein Fahrstuhl bis nach ganz unten geführt hatte und dass keiner so genau wusste, wie tief der Schacht war.

 

Manche Leute behaupteten, er würde fast bis zum Mittelpunkt der Erde gehen, manch einer sogar wusste zu berichten, der Schacht reiche bis Australien. Aber das waren natürlich alles nur solche Geschichten, mit denen sich manche Erwachsene einfach nur wichtig machen wollten. Bommel hatte auch erzählt, dass sein Freund Fred, der ja viel herumkam, gesagt habe, der Schacht würde zu etwas Unheimlichem führen und sei deshalb geschlossen worden. Aber an solch einen Quatsch, auf den nur Erwachsene kommen, dachte keiner von unseren Freunden.

 

 

Der Eingang war mit Holzbrettern zugenagelt worden, allerdings hatten Wind und Wetter ihre Spuren hinterlassen. Viele der

Nägel waren verrostet und ein paar Bretter hingen schon lose herab.

 

Daisy und Bernie zogen an den Brettern und im Nu entstand eine Öffnung, durch die sogar Rosie passte. Endlich waren sie im Trockenen. Es war dunkel und kalt. Sie versammelten sich alle im vorderen Teil des Bergwerks. Hier waren sie in Sicherheit. Ein paar Blitze tauchten hin und wieder den Raum in solch eine Helligkeit, dass Bernie und seine Freundinnen die Augen schlossen. Der Donner war inzwischen so laut geworden, dass der Boden unter den Füßen zitterte.

Wie wär's, wir gehen noch ein bisschen weiter nach hinten, da ist es vielleicht gemütlicher? Ich habe meine Taschenlampe dabei“, meinte Jenny, knipste ihre Taschenlampe an und leuchtete in den hinteren Teil des Eingangs. Ein breiter Gang schien tiefer in den Berg zu führen und als keiner etwas einzuwenden hatte, ging es durch den Schacht immer tiefer in den Berg. Draußen tobte das Gewitter. Rosie und Marie, die noch ihre Sachen einsammelten, sahen noch einmal durch die Öffnung nach draußen. Etwa 30 Meter entfernt stand eine mächtige, alte Eiche. Plötzlich war alles in gleißendes Licht gehüllt, so hell, das es für einen Moment taghell in der Höhle wurde. Der Donner, der nun einsetzte war so laut, als würde ein Flugzeug auf sie herabstürzen. Die riesige Eiche war verschwunden! Schreiend rannten die beiden ihren Freunden hinterher.

Was war das?“ Fragte Marie atemlos.

Der Blitz muss in den großen Baum eingeschlagen sein“, erwiderte Jenny und fügte leise hinzu: „ich habe ja gesagt, hohen Bäumen soll man weichen...“

 

Schweigend gingen unsere Freunde vorsichtig weiter in das verlassene Bergwerk hinein. Natürlich wusste keiner, was dort auf sie wartete, aber es war auch klar, dass dies der einzige Weg war, den sie gehen konnten. Zum Eingang wollte niemand wieder zurück, zumindest jetzt nicht, wo draußen das Gewitter tobte.

 

Was passiert eigentlich, wenn ein Blitz einschlägt?“ fragte Rosie mit ihrer typischen heiseren Stimme.

Also“, begann Daisy, „Blitz ist ja Strom und zwar besonders starker. Wenn solch starker Strom auf Holz trifft, ist die Wucht so doll, dass der Baum auseinander fliegt und weil Strom ja auch Hitze ist, fängt er gleich an zu brennen.“

 

Rosie räusperte sich: „Der Strom?“

Unsinn, der Baum aus Holz natürlich!“ antwortete Berta verärgert. „Du hörst auch nie zu, genau wie neulich, als die Lehrerin gesagt hat, du sollst den Tafellappen nass machen und neue Kreide holen und was machst du? Du kommst mit nasser Kreide wieder und den Lappen hattest du im Sekretariat abgegeben. Die Lehrerin hat sich den Fingernagel abgebrochen, als sie damit was an die Tafel schreiben wollte. Außerdem hattest du deine Hausaufgaben nicht gemacht und am nächsten Tag...“

Schscht... seid mal leise, da vorne ist etwas!“ Jennie blieb stehen. Sie leuchtete mit ihrer Taschenlampe, um besser sehen zu können. Ein paar Schritte entfernt war ein großer Holz-kasten, an dessen Seiten so etwas wie Maschendraht befestigt war. Langsam, ganz langsam ging sie weiter. Die anderen folgten ihr zögernd.

Das sieht aus wie ein alter Fahrstuhl“, meinte Bernie, „sicher ist der früher benutzt worden, um die Bergarbeiter in den Schacht nach unten zu befördern.“

Rosie zog an etwas, das wie ein verrosteter Haken aussah. Kreischend ging eine Tür auf und als sich alle von dem Schreck erholt hatten, grunzte Berta:

Typisch, immer mit den Wurstfingern überall rumfummeln, deinetwegen kommen wir noch in Teufels Küche!“

Rosie guckte erschrocken:

Du meinst, der Schacht geht so tief runter? Bis zum Teufel?“

Berta rollte genervt mit den Augen, wollte etwas sagen, aber ließ es dann doch. Elfriede und Bernie waren inzwischen dabei, den alten Fahrstuhl zu begutachten. Im Inneren waren eine Kurbel und verschiedene Knöpfe, alles sah sehr interessant aus. Es dauerte nicht lange und auch die anderen hatten ihre Scheu überwunden. Bald wurde es eng im Fahrstuhl, weil alle gucken wollten. Elfriede sah sich nach allen Seiten um und irgendwie hatte sie das Gefühl, das noch etwas passieren sollte.

 

Elfriede sollte sich nicht täuschen, denn Rosie, die als letzte in den Fahrstuhl eingestiegen war, lehnte sich gegen die Fahrstuhltür und krachend fiel die Tür ins Schloss. Elfriede fühlte, wie ihr der Angstschweiß den Nacken hinunterlief. Sie sprang zur Tür und wollte den Türgriff packen, aber da war nichts, kein Griff, kein Drehknopf, nichts. Berta ergriff als erste das Wort: „Wahrscheinlich konnte der Fahrstuhl aus Sicherheitsgründen nur von außen geöffnet werden. Gar nicht so dumm, dadurch konnten Unfälle vermieden werden, denn falls es damals schon solche Blindgänger wie dieses Schwein da gab, da hätte wer weiß was passieren können!“

Aber ich wollte doch nur, ich meine, meine Füße tun so weh und ich...“

Passiert ist passiert”, bemerkte Daisy. „Lasst uns lieber sehen, wie wir hier wieder rauskommen, bestimmt ist das Gewitter vorbei und wir können nach Hause.“

 

Die Aussicht, endlich wieder zurück ins Aubachtal zu kommen, beflügelte alle. Bernie und Susi untersuchten die Ecken, Daisy und Elfriede die Tür, Jennie und Marie den Boden und Rosie und Berta stritten sich. Nach fast zwei Stunden sanken alle ermattet auf den Boden des Fahrstuhls.

Das Ding ist so solide gebaut, das sollte bestimmt auch einen Absturz aushalten. Bloß, für uns bedeutet das: wir kommen nicht raus aus diesem Gefängnis!“ Jennie schüttelte verzweifelt den Kopf und Elfriede fügte leise hinzu: „Jedenfalls noch nicht.“

 

Elfriede machte es sich auf dem harten Boden etwas bequemer und dachte nach. Schön, sie waren hier gefangen und wussten nicht, wie es weiterging. Aber das hatte doch nichts zu bedeuten, oder? Schließlich waren sie schon oft in Situationen gewesen, aus denen es scheinbar keinen Ausweg gab. Nur diesmal kam hinzu, dass es sehr lange dauern könnte, bis sie jemand finden würde, denn schließlich waren sie von ihrem geplanten Weg abgewichen.

 

Wie sollten ihre Eltern sie da wieder finden? Und selbst wenn ihre Eltern oder die Polizei sie hier finden würden, vielleicht wären sie dann schon verhungert, denn Vorräte hatten sie nicht. Der Zauberring! Elfriede fuhr ein warmer Schauer über den Rücken, aber sogleich verwarf sie den Gedanken wieder. Was könnte der Zauberring ihnen schon hier nützen? Das Zauberfläschchen ja, aber der Ring?

Elfriede spielte an dem Ring, bis Daisy schließlich rief: „Bitte, Elfriede, hör auf damit. Wenn du dich unsichtbar machst, kriege ich noch mehr Angst!“

Entschuldige, ich war ganz in Gedanken, tut mir leid!“ Elfriede erschrak und ließ den Zauberring los. Ihre Gedanken wanderten zurück. Wie war das damals noch, als sie den Zauberring bekam?

 

 

3. Kapitel

 

- die Teichfee -



Es war ein richtig blöder Morgen. Elfriede gab ihrer Puppe Pupsi einen Tritt.

 

Steh du als erste auf, ich habe keine Lust!“

Nanu, was war in Elfriede gefahren? Ach ja, heute sollte ja Tante Ottilie zu Besuch kommen und das bedeutete Stress.

 



                   Pupsi

 

Räum dein Zimmer auf und pack deine Klamotten aus dem Badezimmer endlich einmal in deinen Schrank. Das sieht unmöglich aus und räum' deinen Kram vom Küchentisch!“

Elfriede ahnte schon jetzt die Worte ihrer Mutter. Immer aufräumen und die Klappe halten, war das alles, wozu Kinder da waren? Kinder waren doch schließlich zum Spielen geboren. Wenn sie doch bloß eine Schwester oder einen Bruder hätte, dann wäre alles leichter. Einer kleineren Schwester, oder noch besser, einem kleineren Bruder könnte man immer die Schuld an allem geben. Außerdem könnte man als ältere Schwester bestimmen, wer aufräumen sollte.

Elfriede seufzte und latschte mürrisch in Richtung Badezimmer. Rudi, ihr Stoffdackel, bekam einen solchen Tritt, dass er neben dem Puppenhaus landete.

Das ist für dein blödes Grinsen!“ rief sie ihm hinterher. Als sie ins Badezimmer kam, stand ihre Mutter vor dem Spiegel und kämmte sich.

 

Gertrude Bommel war im Grunde genommen froh, dass sie bisher von ihrem Töchterlein verschont geblieben war, denn beim Haare machen fühlte sie sich immer schnell gestört.

Guten Morgen übrigens“, begann sie das Gespräch. „Die Sachen, die auf dem Küchentisch lagen, habe ich auf die Treppe gelegt, die kannst du nachher gleich einmal.......“

Das Telefon klingelte. Elfriede atmete auf, aber bestimmt gab es nur ein paar Minuten Aufschub.

Paul Bommel! Sitzt du auf den Ohren? Das Telefon klingelt!“ rief ihre Mutter.

 

Unten war ein Poltern und ein Gefluche zu hören, offensichtlich war Papa Bommel auf dem Weg zum Telefon ein Missgeschick passiert. Elfriede lauschte, aber leider war nichts zu hören. Kurz darauf kam Papa Bommel die Treppe herauf gestürmt.

Tante Ottilie war das“, begann er. „Sie kann leider nicht kommen, weil sie sich den Hals verrenkt hat! Bestimmt hat sie mal wieder andere Leute belauscht, ha, ha!“

 

Bommel wirkte sichtlich vergnügt und das nicht ohne Grund. Es war kein Geheimnis, dass Tante Ottilie dem armen Bommel immer wieder die Hölle heiß machte. Bommel seinerseits hatte die Ottilie noch nie ausstehen können. Nachdem er sie auf der Hochzeitsfeier von Tante Agathe eine alte, keifende Eule genannt hatte, ließ Ottilie keine Gelegenheit aus, Bommel schlecht zu machen.

 

Auch Elfriede war zufrieden. Sie ging zurück in ihr Zimmer, holte Pupsi und Rudi hervor und begann, durch das Zimmer zu tanzen. Leider übersah sie den kleinen Holzwürfel und wer schon einmal barfuß auf einen harten Gegenstand getreten ist, der kennt den Schmerz. Elfriede schrie auf und der ewig grinsende Rudi flog zum zweiten Mal an diesem Tag in Richtung Puppenhaus. Diesmal räumte er die Eingangstür ab. „Papiiiiiiiiii!“ Elfriede war entsetzt – ihr schönes Puppenhaus war beschädigt.

 

Bommel kam angestürmt: „Was ist los, Elfriedchen? Warum schreist du?“

Papi, die Tür ist kaputt, kannst du die heil machen, bitte!“

Bommel reckte die Schultern vor und lächelte.

Selbstverständlich, das ist doch eine Kleinigkeit für deinen Papi, das habe ich im Handumdrehen..... ahhhhh, verdammt, au!“

Der Holzwürfel! Da auch Papa Bommel keine Hausschuhe trug und ohnehin etwas übergewichtig war, tat es besonders weh. Stöhnend hüpfte Bommel durch das Kinderzimmer, stolperte über Rudi und fiel auf den kleinen Holzstuhl der krachend zusammenbrach.

 

Ach, Papi, wenn du schon mal dabei bist, kannst du gleich den Stuhl leimen? Aber vorher ruf doch mal bei Frau Petersen an, ob Daisy heute Zeit hat!“

 

Nun war Elfriedes Laune erheblich besser und sie ging sich anziehen.

 

Schon wenig später war Elfriede auf dem Weg zu Daisy. Alle warteten bereits und Rosie platzte gleich los:

Wir gehen in den Zauberwald, beeil dich!“

Tut mir leid“, entgegnete Elfriede, „aber ich musste wenigstens ein Brötchen frühstücken, damit ich nicht umfalle!“ Alle lachten, nur Rosie schüttelte den Kopf, „Ein Brötchen? Das ist nichts, wenn ich nicht wenigstens zwei...“

 

Wollen wir jetzt losgehen, oder wollen wir über deine Essgewohnheiten diskutieren?“ bemerkte Berta schnippisch. Rosie wollte gerade etwas antworten, als Jennie sie am Ärmel packte und einfach mit sich zog. Vorbei ging es an der Bushaltestelle hin zu dem kleinen Weg, der direkt in den Zauberwald führte. Zunächst passierte nichts Aufregendes, bis unsere Freunde zu einem Teich kamen. Das heißt, eigentlich sollte an der Stelle einer sein. Jedenfalls meinte Jennie, dass auf ihrer Karte einer eingezeichnet sei.

Na ja, ein trockener Tümpel ist nun wirklich nichts besonderes“, sagte Daisy, „allerdings sind da noch ein paar Pfützen drin, kommt, lasst uns weitergehen“

 

Sie ging mit Jenny und den beiden Schweinen weiter. Susi, Marie, Bernie und Norbert waren damals noch nicht dabei, denn die waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal im Kindergarten.

 

Elfriede aber sah sich noch einmal genauer um. Sie drückte Pupsi fest an sich und ging ein paar Schritte näher an den fast ausgetrockneten Teich heran. Ihr war, als hörte sie eine leise Stimme rufen. Ohne zu zögern zog sie ihre Schuhe aus, setzte Pupsi in einen der Schuhe und deckte sie mit ihren Strümpfen zu. Dann ging sie vorsichtig durch den Schlick, der einmal der Grund des Teiches gewesen war. Richtig, da vorne zwischen dem dichten Schilf bewegte sich etwas. Elfriede nahm all ihren Mut zusammen und ging noch ein paar Schritte näher.

 

Hilfe, ich kann nicht mehr!“ Elfriede erschrak, doch im nächsten Moment lief sie zu den Schilfpflanzen hin. Der Schlick unter ihren Füßen klang, als würde sie jedes mal auf einen armen Frosch treten, solche Geräusche machten ihre Schritte. Da, nun sah sie es ganz deutlich, da lag jemand mitten im Schilf.

Kann ich helfen?“, fragte Elfriede mit zitternder Stimme und sah nun, wer da lag. Ein Mädchen, vielleicht ein paar Jahre älter als sie, mit langem, blonden Haar.

Bitte hilf mir, ich brauche Wasser“, stammelte das blonde Mädchen.

Ich schätze, du brauchst erst mal ein Handtuch und ein paar warme Sachen zum Anziehen“, entgegnete Elfriede.

Nein, nein, Wasser“, stöhnte das Mädchen. „Ich lebe hier, ich bin die Teichfee und die böse Hexe hat all mein Wasser fortgezaubert. Nun werde ich hier verdursten, denn ich brauche das Wasser zum atmen. So wie du die Luft!“

 

Elfriede war erschüttert und als sie sich umsah, bemerkte sie Daisy und Jennie, die umgekehrt waren, um nach ihrer Freundin zu suchen.

Schnell, wir müssen Wasser holen, sonst stirbt die Teichfee!“

Woher denn bloß, es gibt hier weit und breit keines“, rief Jenny, „höchstens am Bach, aber der ist weit weg!“.

Elfriede überlegte: „Das Hexenhaus ist nicht weit fort von hier, dort gibt es bestimmt Wasser. Wir müssen dorthin, es gibt keine andere Möglichkeit, die Teichfee zu retten!“

Daisy und Jenny blieben unschlüssig stehen, sie trauten sich nicht. Elfriede schien das Herz zu zerspringen, so aufgeregt war sie.

 

Wir müssen was tun, sonst stirbt sie, ich werde es alleine versuchen!“

Warte“, rief die Teichfee, „nimm diesen Ring und steck ihn auf deine linke Hand. Wenn du ihn zweimal nach links drehst, wirst du unsichtbar und die böse Hexe kann dich nicht sehen.“

 

Elfriede nahm den Ring, steckte ihn auf ihre linke Hand und wollte loslaufen, als die Teichfee ihr nachrief: „Warte noch, wie ist dein Name?“

Ich heiße Elfriede und das sind Daisy, Jennie, Rosie und Berta“.

Danke Elfriede, vielen Dank, auch wenn du es nicht schaffen solltest, so denke immer daran, dass Irina, die Teichfee, dir immer dankbar sein wird.“

Elfriede lief so schnell sie barfuß überhaupt laufen konnte und immer wieder schrie sie vor Schmerzen fast auf, wenn sie auf spitze Steine oder Äste trat. Bald erreichte sie das Hexenhaus,

 

das in einer Lichtung mitten im Wald stand. Es sah unheimlich und finster aus. In der Nähe waren die drohenden Laute einer Krähe zu hören, als Elfriede den Ring zweimal nach links drehte. Nun konnte sie nur noch beten, dass sie wirklich unsichtbar war. Sie näherte sich der Tür des Hexenhauses. Sie stand direkt davor, als plötzlich die Tür aufging und die Hexe mit einem Korb in der Hand herauskam. Elfriede war vor Schreck völlig starr, als die böse alte Hexe direkt vor ihr stand.

Ich werde alt“, sagte die Hexe. „Nun habe ich doch tatsächlich die Fliegenpilze für die Krötensuppe vergessen. Na, hoffentlich muss ich nicht so weit laufen, um welche zu finden!“

Die Hexe ging so dicht an ihr vorbei, dass Elfriede deutlich den Geruch von Moder und Knoblauch wahrnehmen konnte. Sie wartete noch ein paar Minuten, bevor sie in das Hexenhaus hinein ging. Als sie drinnen war, lief sie zum Wasserhahn und drehte ihn weit auf. Es dauerte nicht lange und das Wasser schoss über das Waschbecken hinaus auf den Boden und lief weiter bis zur Tür. Von dort aus lief es in den Wald hinaus.

 

Elfriede schnappte sich einen Eimer, der in einer Ecke stand. Sie füllte ihn voll Wasser und rannte so schnell sie konnte zum Teich zurück. Sofort gab sie Jennie den Eimer und legte sich dann erschöpft hin. Während Jennie die Teichfee Irina mit dem Wasser versorgte, kümmerte sich Daisy um die erschöpfte Elfriede.

Schnell“, keuchte Elfriede, „nimm einen dicken Stock und mach eine Rinne vom Teich in Richtung Hexenhaus. Wenn ich richtig schätze, wird da bald Wasser angerauscht kommen.“

Daisy fragte nicht lange, sondern tat, wie ihre Freundin gesagt hatte. Tatsächlich, nach ein paar Minuten hatte das Wasser aus dem Wasserhahn des Hexenhauses den Teich erreicht. Langsam füllte sich der Teich wieder mit Wasser. Nun hieß es für die Mädchen nur noch abwarten, bis er wieder ganz gefüllt war. Alle wussten, dass irgendwann die Hexe wieder in ihr Haus zurückkehren und die Bescherung merken würde. Sicher würde sie sofort den Wasserhahn zudrehen. Richtig, nach und nach kam immer weniger Wasser. Elfriede machte sich bereit. Sie nahm einen dicken Stock, drehte den Ring zweimal nach links und wartete. Daisy, Jenny und Irina hatten sich versteckt, während die unsichtbare Elfriede wartete. Von Rosie und Berta war schon lange nichts mehr zu sehen, sie hatten sich im Tannenhain versteckt. Es dauerte auch nicht lange, da war das giftige Keifen der alten Hexe zu hören. Die Hasen, Eichhörnchen und alle Tiere des Waldes flüchteten so schnell sie konnten, denn eine wütende Hexe ist das schlimmste, was es gibt. Als sich die Alte dem Teich näherte, schrie sie vor Wut laut auf.

Das hast du dir so gedacht, aber jetzt werde ich dich ein für alle Mal bestrafen!“

Sie nahm ihren Hexenstab und richtete ihn auf die Teichfee. Doch dann geschah etwas, was keiner erwartet hatte: der Stab flog ihr plötzlich aus der Hand und die Hexe schrie laut auf. Im nächsten Moment bekam sie einen solchen Schlag auf den Hintern, dass sie in den Dreck fiel. Kaum war sie aufgestanden, kamen die nächsten Schläge. Die Hexe schrie laut und rannte um ihr Leben.

 

Die kommt so schnell nicht wieder“, meinte Elfriede. „Vielleicht traut sie sich jetzt nicht mehr hierher, was meinst du, Irina?“

Erst mal werde ich wohl keinen Ärger mehr mit ihr haben. Ihr müsst wissen, ich bin eine gute Fee und das kann die Hexe nicht ausstehen. Ihr aber könnt von heute ab immer mit mir rechnen. Elfriede, ich bitte ich, diesen Zauberring als Belohnung zu behalten.“

 

Noch lange saßen die vier zusammen und als es dunkel wurde, verließen Elfriede und ihre Freundinnen den Zauberwald.

 

 

Elfriede seufzte und stand auf. Das war alles schon ein paar Jahre zurück, aber den Ring würde sie niemals hergeben. Doch nun schien auch er ihr nicht mehr zu helfen. Ihre Freunde hatten ebenfalls keine Ahnung, wie sie aus dem verschlossenen Fahrstuhl im Bergwerk wieder herauskommen sollten.

 

 

 

 

4. Kapitel

 

 - Absturz in eine fremde Welt -

 

 

 

Ich habe Hunger“, jammerte Rosie, doch inzwischen hatte niemand mehr Lust, etwas darauf zu antworten. Verzweifelt durchsuchte das hungrige Schwein seine Taschen, aber ohne Erfolg. Wie immer, wenn sie sich langweilte, fing Rosie an, an irgendwelchen Sachen herumzufummeln. Sie betrachtete die Seilwinde, die außen an dem Fahrstuhl angebracht war. Etwas weiter unten war eine Kurbel, an die man aber nicht herankommen konnte. Wozu mochte bloß der Keil daneben sein?

 

Rosie zog ein wenig daran und der Keil rutschte ein Stück heraus. Sie zog weiter und als Bernie und Susi im Chor riefen „Lass das, Rosie, sonst stürzen wir ab!“, war es schon zu spät. Polternd fiel der Keil auf den Boden des Fahrstuhls, tippte einmal auf, hüpfte durch den Maschendraht und fiel ins Bodenlose. Der Fahrstuhl begann nun zu rucken. Zunächst rutschte er nur ein paar Zentimeter, aber dann gab es kein Halten mehr. Der Fahrstuhl sackte immer schneller nach unten. Unsere Freunde schrieen vor Angst und Schreck so laut, dass das kreischende Geräusch des Fahrstuhls übertönt wurde. Der Fahrstuhl fiel und fiel, während er mal links und mal rechts gegen den engen Schacht geschleudert wurde. Die wilde Fahrt ging immer weiter und keiner glaubte mehr daran, sein zu Hause jemals wieder zu sehen. Plötzlich verlor der Fahrstuhl an Geschwindigkeit. Ein lautes Knirschen war zu hören.

 

Der Schacht scheint nach unten enger zu werden“, schrie Bernie, „vielleicht haben wir Glück.“

 

Und wenn wir Glück haben“, schrie Berta zurück, „dann wird es Pech für Rosie sein, denn der ziehe ich die Schweineohren lang und mache damit einen Knoten um ihre Grabbelfinger, damit sie nie wieder Unheil anrichten kann!“

 

Tatsächlich wurde der Fahrstuhl immer langsamer, aber nun tauchte eine neue Gefahr auf, denn durch die enorme Reibung der Fahrstuhlwand am Gestein des Schachtes, fingen die Außenwände des Fahrstuhls an zu brennen. Zwar würden unsere Freunde nun nicht mehr am Boden zerschellen, aber wenn sie nicht bald aus ihrem Gefängnis herauskommen würden, müssten sie elendig verbrennen.

 

Immer langsamer wurde nun die Fahrt, aber die Rauchentwicklung wurde immer stärker und auch die Hitze im Fahrstuhl nahm zu. Jeder hielt sich ein Stück Stoff oder ein Taschentuch vor den Mund. Der Rauch wurde so stark, dass es fast unmöglich wurde zu atmen. Marie fiel als erste um, dann Susi, dann Bernie und die beiden Schweine, doch plötzlich gab es einen kräftigen Ruck und der Fahrstuhl kam zum Stillstand. Mit letzter Kraft warfen sich Daisy, Elfriede und Jennie gegen die Fahrstuhltür. Beim dritten Versuch hatten sie Erfolg. Scheppernd brach die Tür nach außen weg und die drei liefen hinaus. Nachdem sie erst mal wieder Luft geholt hatten, ging es zurück in den Fahrstuhl und sie schleppten ihre bewusstlosen Freunde nacheinander hinaus in Sicherheit.

 

Als sie die brennenden Reste des Fahrstuhls mit Sand gelöscht hatten, sahen sie sich erst einmal um. Es war kalt und feucht. Ein grünliches Licht schien um sie herum zu sein. „Ich habe Angst. Es ist unheimlich hier, ich will nach Hause“, jammerte Rosie und Berta stimmte ihr ausnahmsweise zu.

 

Wir sind verloren, hier findet uns keiner.“

 

Unsinn“, entgegnete Elfriede, „irgendwie kommen wir hier schon wieder raus. Bestimmt gibt es hier ein unterirdisches Höhlensystem.“

 

„Du meinst, hier gibt es so etwas wie eine Polizei?“

 

Mensch Rosie, natürlich gibt es keine Polizei hier. Ein Höhlensystem heißt, dass es hier irgendwelche Gänge und Wege gibt.“

 

Aber ohne Verkehrsschilder und Hinweis-zeichen?“

 

Natürlich!“

 

Also, ich bin ja nicht die Schlaueste, aber wie sollen wir ohne Schilder hier wieder herauskommen?“

 

Indem wir zur Abwechslung einmal nachdenken“, warf Jenny ein, „zum Beispiel kann uns der Luftzug hier unten weiterhelfen.“

 

Rosie gab nicht auf: „Ein Luftzug ist kein Hinweisschild, also was soll das?“

 

Wenn es einen Luftstrom hier unten gibt, dann muss die Luft sich ja irgendwie bewegen, oder?“

 

Das stimmt, Jenny.“

 

Gut, also muss die Luft ja wohl einen Weg nach draußen gefunden haben?“

 

Das stimmt auch.“

 

Jenny atmete auf. „Also folgen wir dem Luftstrom und irgendwann werden auch wir nach draußen kommen, klar?“

 

Wenn wir bis dahin nicht verhungert sind.“

 

Wenn wir noch lange hier rumstehen und quatschen, passiert das wirklich“, meinte Daisy. „Wir sollten uns also mal auf die Socken machen“.

 

Unsere Freunde entschlossen sich, den nach rechts führenden Weg zu nehmen. Er schien etwas bergan zu verlaufen und somit nach oben zu gehen. Es war mühsam, denn sie waren müde und erschöpft, vor allem aber waren sie hungrig. Hinzu kam, dass der Weg recht feucht und rutschig war, aber Jenny war der Ansicht, das sei ein gutes Zeichen, weil es ein Hinweis auf Wasser sei.

 

Das grüne Leuchten schien etwas schwächer zu werden, aber niemand sagte etwas dazu. Teils, weil keiner eine Idee hatte, wo es überhaupt herkommen könnte, teils, weil jeder irgendwie Angst hatte, dass es etwas Unheimliches sein könnte. Manchmal versucht man eben so zu tun, als sei etwas gar nicht da, wenn man Angst davor hat. Nur, meistens ist das genau das Falsche. Als erste bemerkte Daisy die Gefahr.

 

Huch, da vorne ist ein Tier oder so etwas!“

 

Alle starrten gebannt auf den Strahl von Jennies Taschenlampe. Richtig, weiter vorne, dort wo der enge Weg eine kleine Biegung machte, saß etwas Unheimliches. Ein Tier, ähnlich einer riesigen Eidechse, sah sie mit funkelnden Augen an.

 

Vielleicht ist es harmlos“, flüsterte Marie, aber Rosie keuchte „Es hat aber verflucht lange, spitze Zähne, lass uns lieber wegrennen!“

 

Alle bleiben unschlüssig stehen und sahen hilflos zu, wie dieses drachenähnliche Tier Stück für Stück näher kam.

 

Wenn wir wegrennen, weiß es, dass wir Angst vor ihm haben, aber es scheint sich seiner Sache auch nicht ganz sicher zu sein“, flüsterte Jenny und hielt ihre Taschenlampe fest umschlossen. Ihre Hand zitterte und sie befürchtete, die Lampe fallen zu lassen. Dann wäre alles aus gewesen.

 

Gib mir die Lampe“, sagte Elfriede plötzlich, „Bernie, bleib so stehen!“

 

Elfriede nahm die Taschenlampe und trat hinter Bernie. Sie hielt die Lampe genau in Bernies Rücken, sodass Bernies Schatten auf den Teil des Weges fiel, auf dem sich das Ungeheuer aufhielt. Nun blieb es stehen und bewegte drohend seinen Kopf langsam hin und her. Deutlich waren jetzt auf der Mitte seines Kopfes mehrere Zacken zu sehen. Dann drehte es sich um und verschwand. Als erster brach Bernie das Schweigen.

 

Jetzt verstehe ich. Mein Schatten wirkte auf den Drachen natürlich riesig und da hat er gedacht, ich wäre viel größer als er. Also hat er dadurch Angst bekommen.“ „Hoffentlich kommt er nicht so bald zurück, am besten, wir sehen zu, dass wir ganz schnell in die andere Richtung gehen.“

 

Die anderen stimmten Daisy zu und nun ging es den Weg in umgekehrter Richtung. Zwar war der Weg jetzt abschüssig, aber dennoch ging es nicht ganz so schnell wie gehofft, denn wenn hier jemand den Halt verlieren würde, konnte schnell eine Rutschpartie daraus werden. Schließlich wusste keiner, ob in der anderen Richtung vielleicht noch ein solcher Drache auf sie warten würde.

 

Ein gefährlicher Abstieg begann nun. Jeder setzte so vorsichtig es ging einen Fuß vor den anderen und nach einiger Zeit kamen sie etwas besser mit dem ungewohnten Untergrund zurecht.

 

Ich hätte nie geglaubt, dass es hier unten Lebewesen gibt“, begann Susi.

 

Warum denn das nicht“, entgegnete Jenny, die sich sehr gut mit Tieren auskannte, denn immerhin war sie ja die einzige, die die Vogelsprache konnte. „Schließlich gibt es Lebewesen, die tief unten im Meer leben, so weit unten, dass sie nie das Tageslicht sehen. Natürlich ist der Wasserdruck dort enorm und es ist stockdunkel. Kein Mensch könnte es dort aushalten, aber diese Fische schon.“

 

Du meinst, sie können ihre Eltern nie sehen? Das ist ja schrecklich.“

 

Ach, Rosie, natürlich können die sehen. Die haben ein eigenes Elektrofeld, dadurch strahlen sie und können sich durch ihr eigenes Licht zurechtfinden.“

 

 

Schweigend gingen sie weiter und jeder fragte sich, was wohl noch für Gefahren auf sie lauern würden.

 

Wenn es im Meer solche Tiere gab, denen die ewige Dunkelheit nichts ausmachte, was würde dann wohl tief unter der Erde alles möglich sein?

 

 

 

 

 

 

 

 5. Kapitel

 

- Ein unverhofftes Wiedersehen -

 

 

 

Sie waren schon mehrere Stunden gegangen, als der Weg langsam breiter wurde. Ihre Füße wurden immer schwerer und die Luft schien immer heißer zu werden. Es lag ein seltsamer Geruch in der Luft. Irgendwoher kam ein merkwürdiges Geräusch. Es klang wie das Sirren eines Hochspannungsmastes. Die Höhle, die vor ihnen lag, hatte die Größe des Marktplatzes von Aubachtal.

Uff“, staunte Rosie, „wo sind wir denn hier gelandet?“

Bestimmt nicht an einen gemütlichen Urlaubsort“, entgegnete Jennie. „Seht mal, der große Felsvorsprung dort hinten sieht aus wie ein riesiger Totenschädel!“

 

Alle starrten mit einer Mischung aus Angst und Neugier auf den großen Felsvorsprung, in dessen Mitte ein Durchgang zu sein schien.

Wollen wir nicht lieber umkehren?“ fragte Rosie mit zitternder Stimme.

Zum Drachen zurück? Also, ich bitte dich, mit dem Vieh möchte ich nichts zu tun haben. Bestimmt hat es Mundgeruch“, spottete Berta. Langsam ging Elfriede weiter. Daisy und Jennie folgten ihr.

Aus dem Durchgang in dem großen Felsvorsprung schien ein bläuliches Licht zu kommen und genau das hatte Elfriedes Interesse geweckt. Als Elfriede den Durchgang betrat, prallte sie zurück.

Aua“, stöhnte sie und Jennie war sofort bei ihr.

Was ist passiert?“

Ich bin gegen irgend etwas gestoßen, aber ich kann nichts sehen!“

Es scheint sich um ein unsichtbares Kraftfeld oder so etwas zu handeln, bestimmt kommt das komische Geräusch von der Stromspannung“, meinte Bernie und näherte sich vorsichtig der unsichtbaren Barriere. Nun konnte er in eine zweite Höhle, die sich dahinter befand, hineinsehen. Zunächst zuckte er vor Schreck zurück, doch dann überwog seine Neugier. Es waren zwei merkwürdige kleine Wesen in der Höhle, die an irgendwelchen Apparaten bastelten.

 

Wir gehen besser erst einmal zurück und beraten, bevor die uns entdecken“, warf Daisy ein. Unsere Freunde zogen sich nun einige Schritte zurück und setzten sich auf den kalten felsigen Höhlenboden.

„Wir sollten sie fragen, ob sie etwas zu essen haben, bestimmt freuen sie sich, wenn jemand zum Essen kommt“, sagte Rosie voller Hoffnung.

Ach, und wenn die nun auch Hunger haben und wir ihnen schmecken“, gab Berta schnippisch zu bedenken. „Deine Verfressenheit wird uns noch einmal zum Verhängnis. Sieh mich an, ich zum Beispiel bin sehr, sehr genügsam, aber du...“

Schluss jetzt“, schimpfte Elfriede. „So kann man nicht nachdenken. Also, es sieht so aus, dass wir nicht zurück können, jedenfalls nicht ohne Waffe. Der Drache versperrt den Rückweg. Vorwärts kommen wir auch nicht, da ist ein unsichtbares Kraftfeld. Hat jemand eine Idee?“

Alle schwiegen zunächst, doch dann sagte Daisy: „Wir haben noch nicht genau nach links und rechts geguckt. Das sieht an einigen Stellen so aus, als wenn da kleine Felsspalten in der Wand sind!“

Alle begannen nun, die Wände genau zu untersuchen. Elfriede, Daisy, Susi und Marie die rechte, Jennie und der Rest die linke Seite.

Bernie, du bist so nachdenklich“, fing Berta an und blieb stehen. „Hast du was Besonderes gesehen?“

Bernie guckte zu Boden und kratzte sich am Kopf.

Mir war so, als wenn ich da jemanden gesehen hätte, den ich kenne, aber ich weiß nicht mehr, woher.“

 

Nachdem sie mehrere Stunden lang vergeblich die Wände abgesucht hatten, setzen sich alle wieder in die Mitte der Höhle um auszuruhen.

Plötzlich schrie Bernie: „Ich hab's!“

Nicht so laut“, fauchte Berta. „Wenn die uns hören, kommen die bestimmt uns holen!“

Das können sie ruhig, mir ist gerade eingefallen, wen ich da gesehen habe.“ Alle starrten gebannt auf Bernie.

Ich bin ganz sicher, das waren Mona und Moyo, ihr wisst doch, die wir mal mit Professor Hastig zusammen vor den Monstern auf dem Planeten Zeta gerettet haben!“

Ja“, jubelte Jennie „als du die Monster mit deinen Böllern verjagt hattest. Das war ein tolles Feuerwerk. Aber warum haben die ein Kraftfeld errichtet?“

Na, wegen des Drachens natürlich!“ entgegnete Elfriede und ging zum Höhleneingang.

Mona, Moyo, macht auf, wir sind es!“

Doch nichts passierte. Unsere Freunde riefen nun so laut wie sie konnten, doch die beiden in der Höhle schienen sie nicht zu hören. Nach einer Weile waren unsere Freunde vom vielen Rufen ganz erschöpft und ratlos. So laut sie auch riefen und so viel sie auch winkten, das Kraftfeld war zu stark, Mona und Moyo konnten sie nicht hören.

Wütend nahm Elfriede einen Stein und warf ihn in den Eingang. Er prallte vom Kraftfeld zurück und erwischte Rosie am empfindlichen Hinterteil. Rosie schrie so laut wie nur ein Schwein schreien kann, das am Hintern getroffen wird. Ihr Schmerzensschrei prallte von den Felswänden als vielfaches Echo zurück.

Halt die Klappe, meine Ohren platzen gleich, du Weichei!“ rief Berta und rieb sich die Ohren, doch da geschah das Wunder: Mona und Moyo sahen zum Kraftfeld hin und näherten sich nun verwundert dem Höhleneingang.

Sie haben uns gehört“, jubelte Elfriede, „sie kommen!“.

 

Nachdem Mona und Moyo erkannt hatten, wer da vor der Höhle war, dauerte es nur noch ein paar Minuten, bis sie das Kraftfeld ausgeschaltet hatten.

Die Wiedersehensfreude war riesengroß und die beiden Bewohner des Planeten Zeta erzählten, warum sie sich so tief unter der Erde versteckt hatten.

Wir wollten zu euch, denn die Monster vom Planeten Trion waren mit ihren Raumschiffen zurückgekehrt. Uns blieb nur noch die Flucht, aber wir wussten nicht genau, wo ihr wohnt. Euer Planet, die Erde, ist viel, viel größer als Zeta. Wir wussten nur, dass ihr in der Nähe des Zauberwaldes wohnt, also haben wir mit einem Lokalisator nach Hexenkräften gesucht. Leider stießen wir tatsächlich auf die böse Hexe und sie wollte unser Raumschiff stehlen. Da haben wir das alte Bergwerk entdeckt. Unser Raumschiff haben wir auseinander genommen und alles, was wir brauchen konnten, haben wir in diese Höhle geschleppt. Als die Hexe merkte, dass das Raumschiff für sie verloren war, zauberte sie einen Drachen in die Höhle. Der soll den Schacht bewachen. Dann hat sie den Fahrstuhl oben gelassen, damit wir nicht mehr zurückkommen konnten. Wenigstens konnten wir aus den Teilen unseres Raumschiffs den Kraftfeldgenerator und den Verdoppler bauen.“

Den was?“ fragte Elfriede erstaunt.

Ach, so“, fuhr Mona fort, „mit dem Verdoppler kann man alles verdoppeln und mit einem Lokalisator kann man bestimmte Sachen aufspüren, so wie mit einem Radar.“

Rosie schöpfte Hoffnung. „Kann man mit dem auch Essen verdoppeln?“ „Aber ja, Rosie, hast du denn Hunger?“ Mona verstand nicht, warum Berta auf einmal anfing, laut zu lachen, aber sie stand auf und zeigte ihnen das Gerät. Ein paar Minuten später saßen alle zusammen und stärkten sich erst einmal an einer Mahlzeit.

Sagt mal“, begann Bernie, „dann seid ihr ja gefangen in der Höhle, genau wie wir?“

Leider“, stimmte Mona zu, „aber zusammen schaffen wir es doch, oder?“

Gibt es denn nur den Weg am Drachen vorbei, Mona?“

Es sieht so aus, denn der Fahrstuhl ist ja ganz oben geblieben.“

Jetzt nicht mehr“, sagte Rosie leise und Mona fragte aufgeregt:

Warum fahren wir denn nicht mit ihm wieder nach oben?“

Rosies Gesicht rötete sich: „Äh, Mona, das geht nicht, der ist, äh, verbrannt.“


Verbrannt? Merkwürdig. Dann müssen wir hinaufklettern.“

 

Es wurde nun lange diskutiert, wie das zu schaffen wäre. Niemand hatte eine Idee, wie sie an dem Drachen vorbeikommen sollten. Jennie kannte sich zwar ganz gut mit Tieren aus, aber mit Drachen nicht so gut.

Wovon ernährt sich der Drache hier in der Höhle?“

Nun“, begann Mona, „soweit wir wissen, frisst er das Moos von den Wänden.“

Aha, das erklärt, warum in der Nähe des Fahrstuhls die Wände nicht so grün sind wie hier.“

Ich hab's“, rief plötzlich Elfriede. „Wir müssen ihn weglocken und zwar sammeln wir ganz viel Moos und legen es in die Höhle von Mona und Moyo. Natürlich schalten wir das Kraftfeld vorher ab. Wir verstecken uns dann in den Felsspalten. Wenn er fressen geht, schalten wir das Kraftfeld ein und er ist gefangen. Dann reparieren wir den Fahrstuhl. Wir haben ja den Verdoppler und können uns genug Ersatzteile machen.“

Alle waren begeistert und sofort begannen sie an, Moos von den Wänden zu kratzen. Es war eine mühselige Arbeit, aber die Aussicht, endlich aus der Höhle herauszukommen, gab allen Kraft. Es dauerte den ganzen Tag. Obwohl es hier unten keine Sonne gab, meldete sich bei unseren Freunden die innere Uhr, die ja jeder Mensch besitzt. Es dauerte auch nicht lange und alle zogen sich in die Nebenhöhle zurück, schalteten das Kraftfeld ein und legten sich schlafen.

Daisy bemerkte als erste, dass etwas nicht stimmte und öffnete die Augen. Die halbe Höhle war voller Schokoladenriegel.

Ich kann die doofe Maschine nicht abstellen, ich weiß nicht wie das geht!“ Heulend stand Rosie neben dem Verdoppler.

 

 

Das kann ja wohl nicht war sein! Mona, Moyo, wir brauchen euere Hilfe, aufwachen!“ rief Daisy.

Moyo begriff als erster die Lage, rannte zu dem Gerät, drückte ein paar Knöpfe und sah die Bescherung. „Wer soll denn das alles essen?“ fragte er.

 

Vielleicht der Drache“, murmelte Rosie verlegen und Elfriede rief jubelnd „Klar, der kann bestimmt kein Moos mehr sehen! Alles klar, wir können aufhören Moos abzukratzen, ich habe

sowieso keine Lust mehr dazu, meine Fingernägel sind schon ganz kaputt. Wieso haben wir eigentlich nicht den Verdoppler für das Moos genommen?“

Weil der bei Lebewesen nicht funktioniert“, erklärte Mona, „Pflanzen sind schließlich Lebewesen.“

 

Das am Vortage gesammelte Moos wurde nun zusammen mit den Schokoriegeln auf einen Haufen gestapelt. Dann nahmen Elfriede, Jennie und Bernie jeder soviel Moos wie sie tragen konnten und liefen ein Stück in Richtung Fahrstuhl. Dort warfen sie das Moos in den dunklen Gang, um damit den Drachen anzulocken. Alle anderen hatten sich schon in den Felsspalten rechts und links versteckt. Nun hieß es abwarten. Elfriede, Jennie und Bernie verteilten noch ein paar Schokoladenriegel vom Gang bis hin zu der kleinen Höhle hinter dem Kraftfeld. Dann versteckten auch sie sich jeder in einer der Felsspalten. Hier waren sie sicher, denn der Drache würde mit seinem dicken Kopf nicht durch die engen Spalten passen. Das Warten war unerträglich und die Nerven aller waren zum Zerreißen gespannt. Stunde um Stunde verging und keiner wagte ein Wort zu sagen. Ein paar Male glaubten sie, dass der Drache um die Ecke käme, aber jedes mal mussten sie feststellen, dass ihnen die Nerven einen Streich gespielt hatten. Doch dann geschah es: langsam bewegte sich der Drache um die Ecke. Er schnupperte ständig am Boden und fraß einen Schokoladenriegel nach dem anderen. Schritt für Schritt näherte er sich nun dem abgeschalteten Kraftfeld. Da passierte das Unglück. Rosie, die schon geraume Zeit mit einem Niesanfall kämpfte, legte nun los.

Hatschi, Aua!“ tönte es aus der Felsspalte, denn beim Niesen war sie mit dem Kopf an den Felsen gestoßen. Langsam näherte sich das Ungeheuer mit einem gefährlichen Fauchen dem Versteck des armen Schweins. Mit seinen riesigen Klauen versuchte es, den Felsspalt zu vergrößern, um Rosie heraus-zuholen. Immer wieder bröckelten ein paar Gesteinsbrocken ab und die Klauen näherten sich ihrem Opfer Stück für Stück. Ihre Freunde mussten hilflos mit ansehen, wie das Ungeheuer immer näher an Rosie herankam. Als Bernie gerade seine Taschen nach Sylvesterknallern durchwühle, geschah etwas völlig unerwartetes: der riesige Drache schrie plötzlich auf, drehte sich um und rannte in die Falle. Im Nu hatten Mona und Moyo das Kraftfeld eingeschaltet und das Ungetüm war wie in einem Käfig gefangen. Dann liefen alle zu Rosie, die als einzige noch zitternd in der Felsspalte steckte. Berta half ihr heraus und fragte erleichtert: „Was war denn bloß in den Drachen gefahren?“

Rosie antwortet nicht und blickte verschämt zu Boden. Dann verstand Berta. „Ich glaube, ich weiß es. Der arme Drache“, bemerkte sie, rümpfte ihre Nase und ging ein paar Schritte zurück. Rosie krabbelte mit hochrotem Kopf heraus und ging zu ihrem Rucksack um sich saubere Klamotten anzuziehen.

Hat sie etwa...“ begann Bernie.

Ja“, entgegnete Berta, „sie hat in die Hose gemacht. Wie ich schon sagte, der arme Drache. Den Gestank hält ja kein Schwein aus!“

 

Der Drache hatte es sich in der Zwischenzeit bequem gemacht und hielt eine ausgiebige Mahlzeit, während unsere Freunde ihre Habseligkeiten einpackten und zum Fahrstuhl zurück-marschierten. Nun zeigten Mona und Moyo, wie gut sie sich mit technischen Dingen auskannten und nach wenigen Stunden war der Fahrstuhl repariert. Aber wie sollten sie nun nach oben kommen? Zunächst zogen alle an dem Seil, aber der Fahrstuhl bewegte sich nur wenig nach oben. Da hatte Bernie eine Idee: „Wie wäre es, wenn wir das Kraftfeld als Antrieb nehmen?“

Die anderen verstanden Bernie nicht, also erklärte er: „Wenn wir den Kraftfeldgenerator in den Fahrstuhl einbauen und einschalten, wird der Fahrstuhl nach oben gedrückt, klar?“

Daisy schüttelte den Kopf.

Na ja, ein paar Meter schon, aber dann geht es doch nicht weiter. Das nützt uns nichts.“

Bernie ließ nicht locker.

Jetzt sind natürlich Mona und Moyo an der Reihe. Sie müssen irgendwie das Kraftfeld verstärken.“

Das könnte klappen“, rief Mona begeistert. „Wir vergrößern das Kraftfeld, der Fahrstuhl mit uns und dem Generator wird dadurch nach oben gedrückt. Hoffentlich haben wir genügend Energie in den Batterien. Lasst uns gleich beginnen!“

Mona begann einige Einstellungen an dem Kraftfeldgenerator vorzunehmen. Moyo assistierte ihr und trug anschließend den Generator in den Fahrstuhl. Nun bohrte er ein Loch in den Boden des Fahrstuhls und legte den Kraftfeldgenerator so hin, dass die Strahlenkanone durch das Loch im Boden zielte. Als alle eingestiegen waren, schaltete Mona vorsichtig das Gerät ein.

Wir werden ganz langsam beginnen, sonst schießen wir zu schnell durch den Schacht“, erklärte sie. Behutsam drehte sie an mehreren Schaltern und der Fahrstuhl begann zu schweben. „Es klappt, alles festhalten!“ rief Mona und betätigte mehrere Schalter. Unter dem Jubel unserer Freunde schwebte der Fahrstuhl wie ein Raumschiff nach oben. Es waren nur noch wenige Meter bis nach oben, als die Fahrt langsamer wurde.

Na, was ist los, sind wir zu schwer?“ fragte Elfriede.

Das nicht, denn das Gewicht ist unwichtig, wichtig ist nur der Strom. Ich fürchte, die Batterien sind alle, es geht jetzt wieder zurück nach unten. Schade, fast hätten wir es geschafft.“

 

Mona war den Tränen nahe und unsere Freunde sahen sie entsetzt an. Inzwischen war der Fahrstuhl zum Stillstand gekommen und ganz langsam ging die Fahrt zurück in die Tiefe. Enttäuscht sahen alle nach oben. So kurz vor dem Ziel waren sie. Die Freiheit war schon fast in Sichtweite gekommen und nun ging es doch wieder zurück in die dunkle Höhle mit dem gefährlichen Drachen. Verzweifelt suchte Elfriede nach einem Ausweg, während Rosie voller Angst an ihren Fingernägeln knabberte.

Du weißt, dass Fingernägel knabbern etwas ist, was ich nicht ausstehen kann“, rügte Berta, „also hör damit auf.“

Aber ich habe solche Angst im Dunkeln!“ jammerte Berta.

Dann leih' dir doch die Taschenlampe von Jenny, aber hör auf mit dem dämlichen Knabbern an den Nägeln!“

Na klar, die Taschenlampe! Elfriede riss Jennie die Lampe aus der Hand. Jennies erstaunter Blick schien sie überhaupt nicht zu interessieren. Sie schraubte die Batterie heraus und fragte Mona. „Was ist damit?“

Mona begriff sofort, nahm die Batterie und setzte sich neben den Generator auf den Boden. Noch ein, zwei Handgriffe und der Fahrstuhl änderte seine Richtung und bewegte sich nun wieder nach oben. Niemand jubelte, denn nun konnten sie nur noch hoffen, dass die Batterie noch genug Strom hatte, um sie zum Ausgang zu bringen.

Fasst alle mit an“, rief Daisy und packte das Seil, „wir ziehen uns hoch!“ Plötzlich machte der Fahrstuhl einen Ruck und blieb stehen.

Wir haben es geschafft“, rief Mona. „Los, bindet das Seil irgendwo fest, damit der Fahrstuhl nicht abstürzen kann!“

Geschwind banden Jennie und Bernie das Seil fest, während Elfriede und Daisy die geflickte Tür öffneten. Sie waren gerettet.

 

 

 

6. Kapitel

 

- Professor Hastig -

 

 

 

Viele Stunden später saßen sie alle zusammen in Elfriedes Zimmer. Nachdem jeder seine Eltern angerufen und ihnen von dem schrecklichen Unwetter erzählt hatte, war allen wohler. Natürlich erzählte niemand etwas von dem aufregenden Abenteuer, das sie erlebt hatten. Nur Bommel fiel auf, dass nun zwei Kinder dabei waren, die er noch nicht kannte.

Papi, das verstehst du sowieso nicht“, begann Elfriede. „Du glaubst ja doch nicht an Hexen und so.“

Na ja“, entgegnete Bommel, „wenn ich so an Tante Ottilie denke, könntest du schon recht haben. Ich will aber jetzt wissen, woher deine neuen Freunde kommen, sonst werde ich sauer!“

So erzählte Elfriede ihm die ganze Geschichte, wie sie Mona und Moyo kennen gelernt hatten. Sie erzählte, wie sie mit Professor Hastig in einem Raumschiff zum Planeten Zeta geflogen waren, nachdem Jennie mit ihrem neuen Fernrohr die Notsignale von Mona und Moyo entdeckt hatte. Dort war der Planet von Monstern überfallen worden, aber dank Bernies Feuerwerkskörper konnten sie schließlich die Monster wieder vertreiben.

So ein Quatsch“, grummelte Bommel und ging auf seinen Fernsehsessel zu. „So etwas gibt es doch nicht. Ich bin ein Ottifant, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht und den Blick geradeaus richtet. Ich glaube nicht an solche dummen Aaaaaah...“

Es knallte plötzlich ganz fürchterlich, denn Bommel war über den Fernsehsessel gestürzt, fiel auf den Tisch und knallte mit dem Rüssel auf den Aschbecher. Als er aufstand hatte er den Rüssel voller Zigarettenkippen.

Hör auf fo dumm fu lachen“, sagte Bommel und spuckte ein paar Kippen aus. „Erzähl mir lieber die Wahrheit. Ich will jetzt wissen, woher deine neuen Freunde wirklich kommen!“

Also, gut“, stöhnte Elfriede. „Sie sind aus Südamerika gekommen und wollen hier ihren Urlaub verbringen.“

Na, also“, brummte Bommel und wischte sich die Asche vom Rüssel, „warum nicht gleich so.“

Du, Papi“, begann Elfriede, „dürfen meine neuen Freunde bei mir übernachten?“

Bommel überlegte. „Aber nur bis Montag, dann müssen sie wieder gehen.“

Danke, Papi, länger wird auch nicht nötig sein.“


Elfriede drehte sich um und rannte aus dem Wohnzimmer zurück in ihr Kinderzimmer. Manchmal sind Erwachsene richtig phantasielos, dachte sie. Immer muss alles richtig sein und stimmen, wie langweilig. Nachdem Elfriede und die anderen beratschlagt hatten, was nun zu tun sei, wurde es auch Zeit ins Bett zu gehen. Morgen früh wollten sie alle zu Professor Hastig. Während die anderen nach Hause gingen, machten Mona und Moyo ihre Schlafstätte für die Nacht fertig. Todmüde sanken sie in ihre Betten und schliefen sofort ein.

 

Am nächsten Morgen trafen sie sich alle wie vereinbart an der Bushaltestelle am Zauberwald. Der Busfahrer guckte erstaunt, denn die beiden neuen Kinder kannte er natürlich noch nicht. An der dritten Station stiegen sie aus und gingen in Richtung Strand. Schon von weitem sahen sie den Rauch, der aus dem oberen Fenster des Leuchtturms stieg.

Schnell“, rief Jennie, „da ist etwas passiert!“

Unsere Freunde rannten so schnell sie in dem tiefen Sand konnten. Jennie erreichte die Eingangstür des hohen Turmes als erste und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass sie nicht abgeschlossen war. Dicht gefolgt von Elfriede, Daisy und Bernie kamen sie in der Wohnung des Professors an. Alles war voller Qualm und Bernie öffnete erst einmal die Fenster. Als die Sicht wieder besser wurde, sahen sie den Professor auf seinem Arbeitsstuhl sitzen, er hatte eine merkwürdige schwarze Maske auf.

 

Professor Hastig, was ist los? Ist alles in Ordnung?“

Daisy riss ihm die Maske ab und der Professor schnappte nach Luft.

D-d-danke, d-d-dass war g-ganz schön k-k-knapp“, stotterte er.

Was soll das denn werden, wenn es fertig ist?“ fragte Berta, die keuchend mit Susi und Marie nun auch in die Stube trat. „Also, wie das hier aussieht, schrecklich!“

Ein T-t-test, nur ein T-test, ich w-wollte eine n-neue Atemmaske f-für die Feuerwehr a-ausprobieren“, stammelte der Professor, „a-aber irgendetwas klappt n-noch nicht ganz.“

Langsam schien er sich wieder zu beruhigen, doch dann sah er Mona und Moyo in das Zimmer kommen. Bevor er sich wieder aufregen und etwas sagen konnte, erzählte ihm Elfriede die ganze Geschichte. Lange saß er nun auf seinem Arbeitsstuhl und überlegte.

Ihr wollt bestimmt wieder nach Hause, nicht w-wahr?“ begann er.

Aber ja, Herr Hastig“, sagte Mona, die das Wort Professor nicht aussprechen konnte. „Können sie uns dabei helfen?“

Ähm, also wir b-brauchen ein Raumschiff, aber das ist kein P-problem, wenn ich gleich anfange, können wir nachher starten. Das alte Raumschiff m-muss nur noch überprüft und aufgetankt w-werden.“

Ich helfe Ihnen dabei“, sagte Bernie. Der Professor nickte.

 

Ich auch“, rief Rosie. Der Professor schüttelte den Kopf und alle riefen: „Du nicht!“

 

Wir anderen gehen besser nach Hause und packen alles Wichtige ein. Dann treffen wir uns nachher hier wieder.“

 

Alle waren Daisys Meinung und so gingen sie nach Hause, um das Nötigste für die Reise einzupacken.

Während Mona und Moyo ihre Sachen packten, sagte Elfriede zu Pupsi, ihrer Puppe: „Du bleibst hier, du bist noch viel zu klein!“ Dann nahm sie Zauberring und Zauberflasche und es ging wieder zur Bushaltestelle. Sie kamen als letzte am Leuchtturm an, sogar Rosie war schon da und knabberte an einer Tafel Schokolade.
              Professor Tiberius Hastig

 

Wisch dir bitte die Finger ab, bevor du in das Raumschiff steigst“, meckerte Berta. „Ich habe keine Lust gleich von Anfang an in einer dreckigen Mülltonne durch das Weltall zu fliegen.“

Du kannst ja hier bleiben, dann brauche ich mir dein Gemecker nicht anzuhören!“

Rosie, Rosie, du musst lernen, alle Sachen sauber zu halten, denn...“

Nun hört auf mit dem Streiten, sonst bleibt ihr beide hier“, mischte sich Elfriede ein. „Wir müssen jetzt zusammenhalten, denn wer weiß, welche Gefahren auf uns lauern. Denkt doch bloß einmal an die Monster vom Planeten Trion!“

Keiner sagte nun ein Wort mehr, doch jeder dachte an die schrecklichen Monster. Würden sie Mona und Moyo helfen können? Der Professor überprüfte noch einmal die Instrumente und dann ging es los. Langsam erhob sich das schwere Raumschiff in die Luft. Von Minute zu Minute wurde seine Geschwindigkeit größer. Unsere Freunde wurden durch die Beschleunigung so fest in ihre Sitze gedrückt, dass sie fast nicht mehr atmen konnten. Die Triebwerke dröhnten so laut, dass eine Unterhaltung sowieso nicht möglich war.

Es wird gleich besser“, rief der Professor durch den Lärm, „wenn wir aus der Schwerkraft der Erde heraus sind, ist alles wieder in Ordnung!“

Dann war es soweit, schlagartig wurde es still und alle fühlten sich leicht wie eine Feder.

Kann ich jetzt was essen?“ fragte Rosie und löste ihren Sicherheitsgurt. „Ich verhungere gleich.“

K-kein Problem“, entgegnete der Professor, „aber d-du musst dich festhalten, wenn du aufstehst.“

Aber wie so oft hatte das hungrige Schwein nur Essen im Kopf und hörte den Rest der Worte des Professors nicht. Mit einem Schwung erhob sich Rosie aus ihrem Sitz, hob ab und schwebte an die Decke des Raumschiffs.

Hilfe, Herr Professor, ich will hier runter!“

Alle lachten, als Rosie zappelnd in der Luft hing.

Soll ich dir deine Schokolade raufreichen?“ spottete Berta. „Aber pass auf, denn wenn du hier kleckerst, schwebt alles in der Luft herum!“

Rosie hatte völlig vergessen, dass im Weltraum ja alles schwebt. Klar, denn die Anziehungskraft der Erde gab es hier ja nicht. Die schwerelose Rosie ruderte mit den Armen, aber alles was sie erreichte, war, dass sie mit dem Kopf gegen die Wände krachte.

 

Das Gejammer ist ja nicht mehr zu ertragen“, sagte Bernie, nahm einen Gurt und rief „halt dich am Ende vom Gurt fest, Rosie.“ Als Rosie sich daran festhielt, zog Bernie sie langsam wieder auf den Boden zurück.

 

Wir nähern uns jetzt dem Saturn“, bemerkte Professor Hastig.

 

Seht ihr den Ring um den blauen Planeten? Es handelt sich um Eisbrocken und Staub. Der ganze Planet ist von einer Eisschicht überzogen.“

 

Das ist bestimmt schweinekalt“, flüsterte Bernie und Berta sah ihn vorwurfsvoll an.

Was, bitte schön willst du damit sagen?“ fuhr Berta ihn an.

Nun, dass es eben verflucht kalt ist.“

Verflucht schweinekalt, wie?“ Bertas Augen funkelten Bernie wütend an.

Wie auch immer“, versuchte Elfriede zu schlichten, „wir fliegen besser weiter.“

J-ja, g-genau das machen wir“, fuhr der Professor fort. „In ein paar Minuten werden wir uns dem Planeten Zeta nähern. B-bitte alles anschnallen und hinsetzen!“

Sie meinen hinsetzen und anschnallen?“ fragte Berta.

Hat er doch gesagt“, stöhnte Rosie, „oder?“

Nein, er hat erst anschnallen und dann setzen gesagt!“

Na und, hast du ein Problem damit, Berta?“

Ja, meine liebe Rosie, denn wenn ich mich erst anschnalle, kann ich mich ja nicht mehr hinsetzen, weil ich ja angeschnallt bin, während hingegen wenn ich mich erst setze...“

Ruhe!“ Jennie wurde es zu blöd. „Setzt euch jetzt hin, ihr Schnallen!“

Und dann anschnallen?“

Klappe, Rosie!“

Unsere Freunde hatten sich nun endlich angeschnallt und das Raumschiff schwebte in die Umlaufbahn ein.

Wir befinden uns jetzt in der Umlaufbahn“, erklärte der Professor und beobachtet den Monitor.

Stecken wir jetzt im Stau?“

Nein, Rosie, das heißt lediglich, d-das wir jetzt im Kreis um den P-planeten herumfliegen, wir sind jetzt im B-bereich seiner Schwerkraft. Vielleicht merkt ihr, dass i-ihr jetzt wieder etwas schwerer werdet.“

Tatsächlich, meine Arme werden ganz schwer und ich fühle mich auch schwerer.“

Kein Wunder, Rosie, nach dem, was du alles in dich hineingestopft hast“, grinste Susi.

 

Der Professor beobachtet noch immer den Monitor. Er suchte einen geeigneten Platz zum Landen, denn es war klar, dass sie den Monstern aus dem Weg gehen mussten. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis das Raumschiff sich plötzlich drehte und der Professor zur Landung ansetzte.

Wieso fliegen wir denn jetzt rückwärts?“ fragte Marie verwundert und Bernie antwortete:

Weil wir jetzt landen wollen. Wenn wir vorwärts auf den Planeten zufliegen, haben wir eine solche Geschwindigkeit, dass wir am Boden zerschellen würden. Um langsamer zu werden, drehen wir das ganze Schiff und fliegen mit den Antriebsdüsen voran, mit ganz wenig Schub. Wenn man mit einer Rakete in die Luft fliegt und dann auf einmal immer weniger Gas gibt, dann kehrt man langsam wieder auf den Boden zurück.“

 

Inzwischen näherte sich das Raumschiff immer weiter dem Boden und auf einmal rief der Professor: „F-festhalten!“

Es gab einen kräftigen Ruck und sie waren gelandet. Nachdem sie sich einen Augenblick erholt hatten, standen alle auf und rannten zu den Fenstern. Es war nichts zu sehen, alles war dunkel.

Es ist ja mitten in der Nacht“, schimpfte Elfriede. „Das ist ja viel zu gefährlich. Professor, wir müssen sofort wieder starten!“

Nein, nein“, lachte der Professor, „d-das ist nur der aufgewirbelte S-staub von den Triebwerken. In ein paar Minuten k-können wir wieder sehen.“

Professor Hastig sollte Recht behalten. Bald sahen unsere Freunde das gewohnte Bild des Planeten Zeta: Wüste und Sand so weit das Auge reicht.

 

Hier hat sich nicht viel verändert“, stellte Elfriede fest. „Was ist denn an dieser riesengroßen Sandkiste so Besonderes?“

Wasser ist überall auf den Planeten rar, es gibt nur wenig. Auf unserem Planeten aber gibt es Wasser in Hülle und Fülle, allerdings in ein paar Metern Tiefe und genau das wollen die Monster haben“, erklärte Mona.

Aber was ist, wenn die Monster uns entdecken?“

Keine Sorge“, entgegnete Professor Hastig, „ich habe eine Art Radaranlage gebaut, die uns vor Monstern warnt. Gleich jetzt werde ich sie einschalten und wenn ein Monster weniger als zwei Kilometer von uns entfernt ist, fängt die Anlage an, Alarm zu geben.“

Wie viel sind denn zwei Kilometer?“ wollte Bernie wissen.

Nun, für z-zwei Kilometer brauchen die lahmen Monster vielleicht eine halbe Stunde, da ist noch g-genug Zeit zum Verschwinden für uns, aber jetzt schalte ich die Monster-Alarmanlage ein.“

 

Der Professor nahm ein Gerät mit einer Antenne hervor, zog die Antenne aus und drückte auf einen Knopf. Sofort ertönte ein schriller Signalton und der Professor wurde blass.

Um Gottes Willen, es sind Monster in der Nähe, ich versuche, sie anzupeilen.“

Er drehte an ein paar Knöpfen, schüttelte den Kopf und versuchte es erneut. Er drehte die Antenne ein bisschen, drückte ein paar andere Knöpfe und bat Rosie und Berta, doch einmal in den Nebenraum zu gehen. Als die beiden Schweine verschwunden waren, drückte er wieder ein paar Knöpfe und sagte: „Aha! Rosie und Berta, ihr k-könnt wieder herkommen!“

Die beiden kamen wieder zurück und der Professor drückte

erneut auf einen Knopf. Wieder gab der Apparat ein schrilles Signal von sich.

I-in O-ordnung, i-ch glaube, ich h-habs.“

Berta ging auf Professor Hastig zu und sah ihn böse an: „Herr Professor Hastig, was, bitte schön, soll ich davon halten?“

N-nichts, i-ch muss das G-gerät neu einstellen, weil, äh...“

Weil was?“ Berta trat dicht an den ängstlichen Professor heran.

Naja, weil der Monsteralarm auch auf, äh, w-wie s-soll ich s-sagen...“

Auch bei Schweinen Alarm gibt?“ Berta ging weiter auf den Professor zu.

Ja, leider!“

Die Antwort des Professors ging im Gelächter der anderen unter. Elfriede, Daisy, Jennie, Susi, Marie und Bernie kugelten sich vor Lachen auf dem Boden und gackerten laut. Mona und Moyo grinsten.

 

Für den Rest des Tages sprachen Berta und Rosie nicht mehr mit dem Professor. Es war ohnehin Zeit zu schlafen und jeder begann, sich eine gemütliche Ecke in dem Raumschiff zu suchen. Es fiel natürlich auf, dass die beiden Schweine ihr Nachtlager so weit wie möglich vom Professor entfernt aufbauten. Es wurde noch viel erzählt über alles mögliche und wie sie die Monster am besten vertreiben könnten, aber nach und nach schlief einer nach dem anderen ein. Nur Elfriede war noch wach. Um ganz sicher zu sein, durchsuchte sie noch einmal ihr Gepäck. Ja, es war alles dabei: der Zauberring und das Zauberfläschchen. Ob die Zauberflasche hier auf einem weit entfernten Planeten überhaupt funktionierte? Elfriedes Gedanken schweiften zurück zu der Zeit, als sie noch gar nicht lesen und schreiben konnte. Wie war sie eigentlich an das Zauberfläschchen gekommen?

 

 

 

7. Kapitel

 

- Wie Elfriede an das Zauberfläschchen kam -

 

 

Plötzlich war es Elfriede, als sähe sie alles genau vor sich. Es war einer dieser Tage an denen man aufwacht und glaubt, die ganze Welt gehöre einem. Die Sonne schien am strahlend blauen Himmel und der ganze Tag wartete darauf, neue Abenteuer zu bringen. Ihr fiel ein, dass die Sommerferien gerade erst angefangen hatten und dass sie sich heute mit ihren neuen Freundinnen treffen wollte. Daisy Petersen, die schon in die Vorschule gekommen war, hatte etwas von einem „Zauberwald“ erzählt und das wollten sich Elfriede und ihre beste Freundin Jennie Reimers nicht entgehen lassen. Jenny war in letzter Zeit ziemlich genervt, gerade gestern erst hatte sie Elfriede erzählt, wie blöd es ist, eine kleine Schwester zu haben.

 

Stell dir vor“, sagte sie, „so eine kleine Schwester ist die reinste Pest! Ständig latscht sie einem hinterher. Meine Mutter sagt zwar, das tut die kleine Julia nur, weil sie mich als große Schwester so toll findet. Aber alles macht sie mir nach! Sie versucht sogar meine Schuhe und meine Klamotten anzuziehen. Immer kriege ich die Schuld, denn sie ist ja so klein und niedlich und überhaupt kann sie absolut nichts.“

 

Elfriede war froh, dass sie einen kleinen Bruder hatte. Bruno latschte ihr nämlich überhaupt nicht nach. Er zog auch nicht ihre Klamotten an. Eigentlich machte er nichts. Höchstens vor-sich-hin-sabbern, das konnte er stundenlang.

 

Allerdings müsste er nur noch gründlich ausgebildet werden, denn letzte Woche hatte er gute Ansätze gezeigt, als er bei dieser langweiligen Familienfeier unter den Tisch gekrabbelt war und allen die Schnürsenkel zugeknotet hatte. Wenigstens das konnte er schon sehr gut. Elfriede grinste, als sie an den Moment dachte, an dem alle aufstehen wollten, um nach Hause zu gehen. Soviel kaputtes Geschirr hatte sie noch nie auf einem Haufen gesehen. Natürlich hatte Tante Ottilie dem armen Papa Bommel die Schuld gegeben, aber der hatte wirklich Pech gehabt, dass er mit dem Rüssel in dem heißen Kaffee gelandet war. Tante Ottilies Kleid mit den rosa Rüschen und den aufgestickten Rosen war völlig ruiniert und als sie dann noch Bommel deswegen die Schuld gab, nahm der ein Stück Sahnetorte und wollte es nach Tante Ottilie werfen. Schade, dass er dabei auf einem Stück Apfelkuchen ausrutschte und Oma Else traf. Es dauerte danach ziemlich lange, bis sie das Gebiss von Oma wiedergefunden hatten. Wie schon erwähnt, aus Bruno konnte noch etwas werden.

 

Na endlich kommt ihr“, schimpfte Daisy, nachdem Elfriede und Jennie an der Bushaltestelle in der Nähe des Krähenwaldes eingetroffen waren. „Ich stehe mir schon die Füße in den Bauch.“

 

Ach, wir haben gerade über unsere kleinen Geschwister gelästert“, lachte Jennie. „Die sind manchmal echt blöd, weißt du?“

 

Was wisst ihr denn schon davon? Kleine Geschwister zu haben ist kein Problem, aber hab du mal einen großen Bruder!“ Daisy nickte und sie gingen langsam in den Wald hinein.

 

Wieso, das muss doch toll sein, der beschützt einen doch!“ Elfriede hatte da so ihre eigenen Vorstellungen, doch Daisy fand das überhaupt nicht.

 

Toll? Es ist so ziemlich das Letzte. Immer will er recht haben und der große Boss sein. Immer erzählt er mir so gruselige Geschichten und wenn ich Angst habe, lacht er mich aus.“

 

Inzwischen waren sie immer weiter in den Wald gegangen und gingen nun auf Wegen, die sie noch nie gegangen waren. Die Bäume kamen ihnen riesig vor und hin und wieder knackte irgendetwas im Gebüsch. Die Sonne war auf einmal hinter ein paar Wolken verschwunden und dadurch wurde die Umgebung noch dunkler. „Ganz schön unheimlich hier“, fand Jennie. „Manche Leute nennen diesen Wald auch den Zauberwald.“

 

Schweigend gingen sie weiter, doch als sie an einer Gruppe von Tannen vorbeikamen, fiel Jennie als erster etwas auf.

 

Hört ihr es, ich meine, hört ihr es nicht? Die Vögel zwitschern überhaupt nicht mehr!“

 

Lasst uns lieber zurück gehen“, schlug Daisy vor.

 

Die anderen waren auch dafür, nur: welcher Weg führte zurück? Es war ja das erste Mal, dass sie so tief in den Wald gegangen waren. Selbst Daisy wusste hier nicht mehr, wo sie waren.

 

Pst, bleibt mal stehen und seid leise“, sagte Jennie plötzlich, „ich höre ein paar Vogelstimmen.“

 

Sie reckte ihren Hals und lauschte den Vögeln.

 

Sie sagen etwas, sie sagen sie haben Angst und wollen den Wald verlassen. Jetzt sind sie weggeflogen.“

 

Daisys Augen waren immer größer geworden.

 

Du kannst die Vogelsprache?“

 

Ja, schon als Baby lag ich oft im Kinderwagen draußen im Garten meiner Eltern. Am Anfang verstand ich nur wenig, aber später konnte ich mich schon richtig mit den Vögeln verständigen. Nur mit den Krähen habe ich immer wieder Schwierigkeiten. Die sprechen so schnell und nuscheln.“

 

Was wollen wir jetzt aber machen“, kam Elfriede wieder auf ihr Problem zurück, „wir wissen nicht, wie es weitergehen soll. Vor uns scheint ein ausgetretener Pfad zu sein, wie wäre es, wir folgen ihm?“

 

Die beiden anderen hatten nichts dagegen einzuwenden und so folgten sie dem Pfad, denn selbst ein kleiner Weg muss ja irgendwo hinführen. So kämpften sie sich durch dorniges Gestrüpp und unwegsames Gelände, bis sie auf eine kleine Lichtung stießen. Auf dieser Lichtung stand ein kleines Haus mit einem Garten. Der Garten sah recht verwildert aus und dem Dach des Hauses fehlten ein paar Ziegel. Die Fenster waren auch schon lange nicht mehr geputzt worden, aber es musste jemand zu Hause sein, denn aus dem Schornstein kam Rauch.

 

Na also“, triumphierte Daisy, „wir sind gerettet!“

 

Oder auch nicht“, wandte Elfriede ein, „irgendetwas gefällt mir hier nicht.“

 

Eine Krähe krächzte in der Nähe. Daisy und Elfriede sahen Jennie an.

 

Jennie zuckte mit den Schultern.

 

Wie gesagt, Krähen sprechen schnell und nuscheln, aber ich glaube, sie hat nur gelacht.“

 

Während die drei Freundinnen noch unschlüssig auf der Lichtung standen, ging plötzlich die Tür des Hauses auf.

Eine alte Frau trat zur Tür hinaus. Sie trug ein langes, dunkles Kleid, ihre grauen Haare wirkten ungepflegt und ihr fehlten ein paar Zähne. Die Mädchen waren vor Schreck wie gelähmt, aber die alte Frau grüßte ganz freundlich: Ah, Besuch, das ist aber nett. Kommt doch herein auf eine Tasse Kakao! Kommt ruhig, ich beiße nicht, hihi.“

 

Daisy ging vorweg, dann Jennie und als letzte Elfriede. Es war ihnen wirklich nicht wohl zumute, aber die Alte schien harmlos zu sein. Außerdem, ein heißer Kakao war genau das Richtige, denn es war doch recht kühl geworden. So ließen die Mädchen sich auch nicht weiter bitten und machten es sich in der kleinen Küche des kleinen Hauses bequem, so weit es ging, denn die Stühle schien auch schon einmal bessere Tage gesehen zu haben. Elfriede jedenfalls hatte das Gefühl, als sie den Kakao trank, als würde der Stuhl jeden Moment zusammenbrechen. Sie war auch nicht überrascht, als er es tatsächlich tat. Genauer gesagt, als sie umkippte und auf den Boden fiel. Sie bemerkte nicht, dass Daisy und Jennie ebenfalls zu Boden fielen.

 

 

 

Als sie wieder erwachten, war es dunkel. Elfriede versuchte, sich zu erinnern, was geschehen war. Der Kakao! Die alte Frau musste etwas hineingemischt haben, aber warum? Elfriede rieb sich den dröhnenden Kopf und überlegte. Warum sollte die nette alte Frau sie vergiften wollen, es sei denn es war eine... Elfriede schluckte und schlagartig war sie wach. Ja, eine Hexe, aber das konnte doch nicht möglich sein, Hexen gab es doch nur in Märchen.

 

Eine Hexe“, flüsterte sie vor sich hin.

 

Was hast du gesagt, eine Echse? Was ist passiert?“

 

Jennie neben ihr war aufgewacht und auch Daisy bewegte sich wieder.

 

Ich habe Hexe gesagt und außerdem sitzen wir in der Falle.“

 

Schlagartig waren auch ihre beiden Freundinnen wach und nun sahen sie sich erst einmal um. Sie lagen auf einem Bretterboden in dem sich die Holzwürmer scheinbar eingenistet hatten. Er war voller kleiner Löcher und an mehreren Stellen morsch. Hinter ihnen war eine Holzwand. Ganz oben war ein kleines Fenster durch das nur wenig Licht von draußen gelangte. Die anderen drei Seiten ihres Gefängnisses bestanden aus dicken Eisenstangen. Sie waren wie in einem Käfig eingesperrt.

 

Nun war guter Rat teuer. Elfriede stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass sie Pupsi nicht mitgenommen hatte. An wem sollte sie sich jetzt festhalten?

 

Wir müssen hier irgendwie rauskommen.“ Elfriede wirkte nun wieder sehr entschlossen. „Lasst uns diesen Käfig doch einmal genau untersuchen.“

 

Nach einer Weile gaben sie es auf und setzten sich nebeneinander auf den Boden. Jennie unterbrach als erste das Schweigen.

 

Die Gitterstäbe geben kein bisschen nach und die Wand ist zu dick. Das Fenster können wir vergessen; es ist zu klein und außerdem kommen wir da nicht dran.“

 

Was ist mit dem Fußboden, können wir den nicht aufhebeln?“

 

Das ist eine Möglichkeit, Elfriede. Los, versuchen wir es gleich, bevor die alte Hexe wiederkommt.“

 

Jennie versuchte, die Bodenbretter ein Stück zu lösen, aber auch als die beiden anderen mithalfen, gelang es ihnen nicht.

 

Zwecklos, wir brauchen einen Hebel oder so etwas.“

 

Daisy sah sich um. In der Kochecke lagen ein paar große Messer.

 

Schade, an die Messer kommen wir nicht heran.“

 

Elfriede überlegte einen Moment, dann stand sie auf und löste ihren Ledergürtel von der Hose.

 

Mal sehen“, sagte sie, „ob ich es mit meinem Lassotrick schaffe.“

 

Sie nahm den Gürtel und steckte ihn so zusammen, dass er eine Schlaufe bildete. Dann ging sie zu den Gitterstäben, hielt den Gürtel am Ende fest und schleuderte die Schlaufe in Richtung Messer. Beim ersten Versuch fielen scheppernd ein paar Essbestecke auf den Boden und erschrocken flüchteten die drei in die äußerste Ecke ihres Käfigs. Aber keine Hexe kam zur Tür herein.

 

Elfriede versuchte es erneut und nach ein paar Würfen gelang es ihr, ein großes Messer zu sich heran zu ziehen. Erschöpft gab sie Jennie das Messer. Es dauerte nur ein paar Minuten und Jennie hatte das erste Brett gelöst. Dann folgten noch zwei weitere Bretter und das Loch im Boden war groß genug um durchzuschlüpfen. Nun mussten sie sich unter der Wand durchgraben und das geschah abwechselnd. Jede grub solange sie konnte und gab dann das Messer der nächsten weiter. Auf diese Art und Weise schafften sie es schließlich, die rettende Oberfläche zu erreichen. Aber als sie auf der anderen Seite herauskamen, gefror ihnen vor Schreck das Blut in den Adern: ein riesiger Wolf mit zwei Köpfen stand vor ihnen. Beide Köpfe fletschten die Zähne und knurrten furchterregend. Daneben stand die Hexe und lachte. Schnell krochen Daisy, Elfriede und Jennie zurück in den sicheren Käfig. Alle zitterten vor Angst, als die Hexe zur Tür hereinkam.

 

So einen Spaß habe ich schon lange nicht mehr gehabt, ist das lustig. Den Ausgang könnt ihr vergessen, ich habe ihn mit einem Felsbrocken verschlossen.“ Sie lachte und lachte und hörte überhaupt nicht mehr auf.

 

Dir wird dein blödes Lachen schon noch vergehen“, rief Elfriede.

 

Was?“ Die Hexe kam näher und Elfriede konnte ihren stinkenden Atem riechen. „Wer bist du?“

 

Ich heiße Elfriede.“

 

Den Namen brauche ich mir nicht zu merken, denn bald bist du in meinem Kochtopf.“

 

Wieder wollte die Hexe laut loslachen, doch Elfriede entgegnete: „Das glaube ich nicht, du miese alte Hexe.“

 

Wie kannst du es wagen...“ begann die Hexe, doch dann schien ihr etwas einzufallen. „Dein Glück, dass ich noch jemanden auf der Speisekarte habe. Warte, bis ich wiederkomme!“

 

Dann ging sie zur Tür und verschwand. Daisy und Jennie sahen ihre Freundin erstaunt an.

 

Du bist ja ganz schön mutig“, staunte Daisy.

 

Wenn die Alte mich sowieso fressen will, dann soll sie bloß nicht glauben, dass ich Angst habe. Vielleicht kann ich sie ja auch verunsichern und sie macht einen Fehler. Ihr wisst doch, wenn jemand wütend wird, macht er Fehler.“

 

Nun legten sie sich erst einmal auf den Boden und versuchten zu schlafen, denn vielleicht war es ja wichtig, frisch und ausgeruht zu sein.

 

Sie wussten nicht, wie lange sie geschlafen hatten, als die Tür zu ihrem Gefängnis aufging und ein kleiner, alter Mann hineingestoßen wurde. Wieder lachte die Hexe laut, als sie die Gefängnistür verschloss. „Heute ist mein Glückstag, nicht war, Alberich? Wer hätte auch gedacht, dass du so leichtsinnig bist und ohne deinen Zauberhut die Tiere im Wald füttern gehst? Trotzdem danke ich dir, denn all die fetten Tiere werde ich auch noch aufessen.“ Wieder lachte sie laut und hässlich. Dann ging zu ihrer Kochecke und räumte das herunter gefallene Geschirr auf. Nachdem sie ein paar große Kochtöpfe herausgeholt hatte, begann sie Kartoffeln zu schälen.

 

Du schneidest die Kartoffeln viel zu dick, du Hexe hast keine Ahnung.“

 

Ach, Elfriede, für dich werden sie genau richtig sein.“

 

Mit deinen kaputten Zähnen solltest du besser Gemüsesuppe ohne Einlage essen.“

 

Pass auf, sonst verwandele ich dich in einen Frosch.“

 

Dumme Hexe, dann hüpfe ich hier doch zur Tür hinaus, du bist wirklich dämlich.“

 

Oh, du mieses kleines...“, die Hexe suchte nach Worten, sie stand auf und dabei fielen ihr die frisch geschälten Kartoffeln auf den Boden.

 

Also, die Kartoffeln kannst du wegschmeißen, von dem dreckigen Boden fressen nur Schweine.“ Elfriede fing es an, Spaß zu machen.

 

Ich werde dich verzaubern, ich werde...“

 

Zaubern, du?“ Der kleine, alte Mann war aufgestanden und sah die Hexe spöttisch an.

 

Du hast deine Zaubersprüche doch alle geklaut, schon in der Zauberschule hast du abgeschrieben.“

 

Die Hexe knurrte gefährlich, aber sie sagte nichts. Nun begann sie, die Kartoffeln aufzuheben und in den Kochtopf zurück zu legen. Immer wieder warf sie Elfriede und dem kleinen, alten Mann giftige Blicke zu. Schließlich setzte sie sich erschöpft auf einen der vier Küchenstühle und sagte: „Ich ruhe mich einen Augenblick aus, aber dann seid ihr dran.“ Es dauerte nur wenige Minuten und ein lautes Schnarchen war alles, was die Hexe von sich gab.

 

Der alte Mann sah die Mädchen freundlich an. „Entschuldigung, die Damen, dass ich mich bisher nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Alberich, von Beruf bin ich Zwergenkönig. Mein Reich ist jenseits des Flusses. Die alte Karla und ich kennen einander schon eine Ewigkeit. Leider ist sie schon in der Zauberschule unangenehm aufgefallen und später hat sie nur böse Sachen gemacht. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass sie mich hereinlegen könnte.“

 

Nun erzählten die drei, wer sie waren und wie sie in die Gewalt der Hexe gekommen waren. Sie erzählten auch von ihrem Fluchtversuch und dem Wolf mit den zwei Köpfen.

 

Ein alter Trick“, sagte Alberich. „Monster herbeizaubern ist einfach.“

 

Aber die sind doch gefährlich“, bemerkte Elfriede.

 „Ach was“, schmunzelte Alberich. „Monster sind nur gefährlich, wenn man daran glaubt. Die meisten verschwinden, wenn du sie auslachst. Doch es gibt einige, bei denen das nicht hilft, aber Gespenster und Monster existieren nur in deiner Phantasie, wenn du weißt, was ich meine.“

 

Elfriede überlegte kurz. „Das heißt, dass es in Wirklichkeit keine Gespenster und Monster gibt?“

 

Richtig.“

 

Wenn ich also Angst habe, bilde ich mir nur ein, dass es Monster und Gespenster gibt?“

 

Auch richtig.“

                                Zwergenkönig Alberich

 

Also hätte ich den Wolf nicht beachtet, dann wären wir jetzt wieder frei?“

 

Auch das ist richtig.“ 

 

Elfriede saß lange in der Ecke und schien zu überlegen. Sie hatte soeben etwas gelernt, was für sie ein Leben lang wichtig sein würde. Schließlich stand sie auf, zeigte auf die Hexe und sagte: „Es wird Zeit, nach Hause zu gehen, wer kommt mit?“

 

Alle sahen sie erstaunt an. Sie nahm das Messer, das ihnen die Hexe leichtsinnigerweise nicht abgenommen hatte und begann, von einem der Bodenbretter eine lange Leiste abzuschneiden. Elfriede hatte nämlich gesehen, dass die Alte ihren Schlüsselbund neben sich auf dem Stuhl gelegt hatte. Nun nahm sie die lange Holzleiste und versuchte, damit nach dem Schlüsselbund zu angeln. Es war nicht einfach, die Leiste in den großen Ring des Schlüsselbundes zu stecken, aber Elfriede gab nicht auf. Endlich gelang es ihr. Sie hob die Leiste vorsichtig hoch, damit der Schlüsselbund zu ihr herunterrutschen konnte. Er klirrte und die Hexe knurrte kurz im Schlaf auf. Alle hielten den Atem an, aber nach kurzer Zeit schnarchte die Alte weiter. Schnell schloss Elfriede die Tür des Käfigs auf und trat hinaus. Als sie vor dem Hexenhaus standen, atmeten alle erst einmal tief durch und der Zwergenkönig Alberich sagte:

 

Hier entlang, wir nehmen den Weg, der zu meinem Königreich führt, wir müssen uns erst vor ihrem Zauber schützen.“

 

Aber die Alte ist doch viel zu langsam, die holt uns niemals ein“, widersprach Daisy.

 

Ihr dürft nicht vergessen, sie ist eine Hexe, beeilt euch.“

 

Sie liefen, so schnell es ging. Alberich war natürlich nicht so schnell wie die drei Mädchen und so lief er immer ein paar Schritte hinterher. Wer schon einmal auf Waldboden gelaufen ist, der weiß, wie gefährlich Baumwurzeln sein können. Das musste auch der Zwergenkönig erfahren, er schrie vor Schmerzen kurz auf und blieb am Boden liegen. Entsetzt sahen Elfriede, Daisy und Jennie, dass die Hexe direkt neben ihm stand und lachte. Sie hob die Hand und wie aus dem Nichts erschienen zwei riesige schwarze Monster. Sie sahen aus wie gigantische Kartoffelkäfer. Schreiend vor Angst liefen Daisy und Jennie weiter, nur Elfriede blieb stehen. Die beiden Monster kamen langsam näher und aus ihrem hässlichen Maul tropfte grüner Schleim.

 

Fresst sie auf, verschlingt sie.“ Die Hexe ließ wieder ihr angsterregendes Lachen erschallen, als die schwarzen Ungetüme immer näher auf Elfriede vorrückten. Aber Elfriede lief nicht weg. Die Hexe fluchte und auf einmal näherte sich ein Drache mit fürchterlichem Gebrüll. Elfriede atmete tief ein, lief durch die Monster hindurch, packte Zwergenkönig Alberich am Arm und zog ihn hinter sich her. Völlig verdattert blieb die miese alte Hexe stehen und sah zu, wie Elfriede und Alberich im Wald verschwanden. Noch lange war ihr Wutgeheul zu hören.

 

Später saßen der Zwergenkönig Alberich, Elfriede, Daisy und Jennie zusammen und freuten sich, dass ihr Abenteuer so glücklich ausgegangen war. Alberich nahm sich vor, in Zukunft nicht mehr ohne seinen Zauberhut durch den Wald zu laufen. Den Mädchen hingegen erzählte er so manche interessante Dinge über Hexen, Monster und ähnliche Wesen. Bevor es dann wieder zurück nach Hause ging, griff Alberich in die Luft und hielt auf einmal etwas in der Hand.

 

Kleiner Zaubertrick“, grinste er, „aber ich denke, das könnt ihr gut brauchen. Weil ihr die Wege hier im Zauberwald noch nicht kennt, gebe ich euch diese Karte mit. Sie zeigt euch die wichtigsten Wege und ich habe die wichtigsten Punkte eingezeichnet. Wenn ihr von den Wegen abkommt, müsst ihr aufpassen.

 

                       Die Karte vom Zauberwald

 

die Punkte bedeuten:

 

 1. das Gebiet der Teichfee

 2. das Hexenhaus

 3. das Reich des Zwergenkönigs

 

Für dich Elfriede, habe ich noch etwas Besonderes.“ Er gab Elfriede ein kleines Fläschchen.

 

 „Es ist nichts drin, aber wirst schon selber herausfinden, was es damit auf sich hat. Es stammt aus einem fernen Lande. Die Mädchen verabschiedeten sich nun und versprachen dem Zwergenkönig, ihn so bald wie möglich wieder zu besuchen. Dann ging es endlich nach Hause.

 

Elfriede rieb sich die Augen und langsam wanderten ihre Gedanken zurück in die Gegenwart. Sie sah die Stahlwände des Raumschiffs und hörte das gleichmäßige Atmen ihrer Freunde um sich herum. Nur Berta, Rosie und der Professor schnarchten. Elfriede beneidete sie um ihren Schlaf, denn sie war hellwach und ihre Gedanken kreisten um den Zauberwald. Was wohl die Hexe jetzt machte? Ob sie die Mädchen vermissen würde?

 

All diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf und um sich etwas abzulenken stand sie auf und sah durch das Fenster hinaus in die dunkle Nacht. Der Monsteralarm war eingeschaltet und eigentlich konnte da draußen nichts sein, aber dennoch sah sie lange hinaus ins Dunkle. Es war, als wenn in weiter Ferne sich etwas bewegte. Leise schlich sie zu Bernie und weckte ihn.

 

Komm doch mal zum Fenster, da ist irgend etwas.“

 

Ich will schlafen.“

 

Bernie, wenn da wirklich was ist, müssen wir nachsehen.“

 

Ja, in Ordnung, ich komme.“

 

Gähnend erhob sich Bernie und trottete zum Fenster. Es dauerte ziemlich lange, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann nickte er, ging zum Kontrollraum. Elfriede folgte ihm. Bernie schaltete das Radargerät ein und nun sahen sie, dass die Funkwellen, die vom Sender des Radargerätes ausgingen, von irgendetwas zurückgeworfen wurden. Es schienen fünf oder sechs Punkte zu sein, die langsam näher kamen.

 

Wieso geht der Schweine- äh, der Monsteralarm nicht los?“

 

Bernie war nun hellwach. Nun wurde es Zeit, Alarm zu schlagen. Schnell weckten sie die verschlafenen Freunde und zerrten den Professor im Nachthemd zum Radarschirm.

 

Sehen Sie das?“ rief Elfriede.

 

Der Professor schüttelte den Kopf „I-ich sehe überhaupt nichts, der Bildschirm ist ja völlig unscharf.“

 

Wie wäre es, Sie setzten ihre Brille auf?“

 

Ach ja, d-danke.“ Nun sah Professor Hastig die Gefahr. Sofort überprüfte er alle Schalter, drehte sich zu Bernie und den anderen um und erklärte: „Es handelt sich einwandfrei um irgendetwas Anorganisches. Es kommt ganz langsam auf uns zu.“

 

Wieso ist da, bitte schön, etwas Unordentliches?“ fragte Berta und alle sahen sie erstaunt an.

 

W-wieso unordentlich?“

 

Na, Sie haben doch von irgendetwas Unordentlichem geredet.“

 

A-anorganisch, Berta, d-das heißt anorganisch. Pflanzen sind organisch, Metall zum Beispiel ist anorganisch, also nicht-pflanzlich.“

 

Berta bekam einen roten Kopf und Rosie grinste.

 

Aber dann können es ja nicht die Monster sein“, begriff Mona als erste, „denn das sind ja Lebewesen.“

 

Richtig. G-genau deshalb hat der Alarm n-nicht funktioniert, nur das Radar.“

 

Jennie hatte inzwischen ein Fernrohr herausgesucht und beobachtete die merkwürdigen Erscheinungen.

 

Es sieht aus wie riesige Roboter“, bemerkte sie.

 

Wir sollten schnellstens verschwinden, Professor, ich will nach Hause, starten Sie die Maschine!“

 

Das geht nicht, Rosie, die Triebwerke müssen erst vorwärmen.“

 

Inzwischen waren Jennie und Bernie in den Kontrollraum gegangen und hatten das große Suchfernrohr eingeschaltet.

 

Auf dem Monitor waren jetzt deutlich sechs große Roboter zu erkennen. Hin und wieder blieb einer von ihnen stehen, hob etwas vom Boden auf und steckte es ein.

 

Sie sammeln etwas, Mona, was könnten die suchen?“ Bernie sah aufgeregt zu Mona und Moyo hinüber.

 

Es gibt hier in der Wüste nur Lambos, das ist so eine Art Gras, außerdem leben hier ein paar kleine Eidechsen.“

 

Was fressen die Monster denn?“

 

Genau diese beiden Sachen, sonst gibt es ja nichts“, mischte sich Moyo ein.

 

Dann ist die Sache klar!“ Elfriede trat einen Schritt vor. „Die Roboter sammeln das Futter für die Monster und wenn sie uns erwischen, sammeln sie uns gleich mit ein.“

 

Der Professor kratzte sich nervös am Kopf. Ihm schien nichts einzufallen, aber Elfriede hatte schon einen Plan.

 

Professor, wenn wir alle Lichter ausmachen und brav im Raumschiff bleiben, können uns die Roboter überhaupt bemerken?“

 

V-vielleicht werden wir durch die Wände des Raumschiffs abgeschirmt. Bestimmt h-haben sie Sensoren, mit denen sie Organisches aufspüren können. Wenn alle in die Mitte des Schiffes gehen, sind wir möglicherweise nicht mehr von ihren Sensoren zu orten.“

 

Was sind wir dann? Tut das weh?“

 

W-was tut weh, R-rosie?“

 

Na, das mit den Sensen an den Ohren.“

 

Professor Hastig schluckte genervt und antwortete: „Mit Sensoren orten s-sagte ich. Sensoren sind kleine elektronische Bauteile die merken, wenn sich ihnen etwas nähert. Das nennt man orten. Je weiter weg etwas von diesem Sensor ist, desto schlechter kann er es finden.“

 

Während Berta noch laut meinte, dass das ja wohl jeder wüsste, versammelten sich alle in der Mitte des Raumschiffs und harrten der Dinge. Inzwischen waren die Geräusche der Roboter deutlich zu hören. Es klang, als wenn jemand einen schweren Sack voller Eisenstangen über den Boden schleift. Als die metallischen Ungetüme das Raumschiff erreicht hatten, blieben sie einen Augenblick stehen. Im Inneren des Raumschiffes war es dunkel und unsere Freunde waren mucksmäuschenstill.

 

Die Roboter schienen zu überlegen. Es kam unseren Freunden wie eine Ewigkeit vor. Langsam bewegten sich die Roboter von dem Raumschiff fort. Nun war guter Rat teuer. Es wurde diskutiert, was man denn machen könnte, denn nun waren nicht nur die schwarzen Monster ihre Gegner, sondern auch die metallischen Riesen, die sie mit Nahrung versorgten. Beide zusammen konnten sie nicht besiegen, soviel stand fest. Doch so sehr sie sich auch den Kopf zerbrachen und eine Lösung suchten, es fiel ihnen nichts ein.

 

Wir sollten nach Hause fahren. Mona und Moyo können ja mitkommen“, schlug Berta vor.

 

Würdest du das gut finden, wenn wir dir nicht helfen würden?“ protestierte Rosie.

 

Also, ich zum Beispiel würde niemals in einer Wüste mit soviel Staub leben wollen.“

 

Ach, und wenn diese Wüste dein zu Hause ist?“

 

Soviel Dreck würde ich nicht ertragen, meine liebe Rosie, das weißt du ja.“

 

Natürlich, Fräulein Berta würde sicher die Wüste Stück für Stück sauber machen und überhaupt...“

 

Schluss jetzt“, schimpfte Elfriede. „Es reicht!“

 

Sie überlegte einen Moment und sah dann Rosie an.

 

Was sagtest du, Stück für Stück?“

 

Ja, habe ich gesagt.“

 

Das ist die Lösung! Wenn wir beide zusammen nicht besiegen können, müssen wir sie nacheinander bekämpfen, Stück für Stück!“

 

Nun war Elfriede so richtig in Fahrt gekommen und erzählte ihren Plan. Zuerst mussten sie versuchen, die Roboter auszuschalten. Da Roboter ziemlich dumm sind, schien das am einfachsten zu sein. Ohne die Roboter hätten dann die schwarzen Monster nichts mehr zu essen. Es wurden nun drei Gruppen gebildet, Jennie, Bernie, Susi und Marie waren die eine, Elfriede, Daisy, Rosie und Berta die andere. Mona und Moyo bildeten die dritte Gruppe. Professor Hastig blieb im Kontrollraum des Raumschiffes, falls etwas schief ging. Damit die Roboter sie nicht als Lebewesen erkennen konnten, wickelten sich beide Gruppen mit Aluminium-Folie ein. Der Professor erklärte ihnen, dass die Strahlen der Sensoren von dem Aluminium abprallen würde.

  

D-die Metall-Monster sind dadurch blind und können euch nicht sehen“, erklärte er.

 

Dann bekam jeder eine große Flasche Wasser, in die eine Hand voll Salz geschüttet wurde.

 

D-dieses Salzwasser müsst ihr in die Roboter hineinkippen, damit sie anfangen zu rosten. Salzwasser ist Gift für Metall.“

 

 

 

8. Kapitel

 

- Die Entscheidung -

 

 

Nun waren alle Gruppen bereit. Sie verließen das Raumschiff und eilten den metallischen Riesen hinterher. Mona und Moyo konnten natürlich am schnellsten laufen und sie erreichten als erste einen Roboter. Da dieser als letzter hinter seinen Kameraden ging, konnten die zum Glück nicht sehen, was hinter ihnen passierte. Moyo sprang auf das Knie des Ungetüms und kippte eine halbe Flasche Salzwasser darauf. Langsam lief die Flüssigkeit bis in die Metallgelenke hinein. Inzwischen hatten die beiden anderen Gruppen das gleiche mit den beiden Robotern vor ihnen gemacht. Nach ein paar Minuten tat das Salzwasser seine Wirkung - die Roboterknie begannen einzurosten. Nun waren die nächsten drei Roboter dran. Dann hieß es abwarten. Nach einer Weile war bei allen Robotern jeweils ein Bein eingerostet und sie konnten nur noch im Kreis laufen. Rosie rannte übermütig zwischen den lahmen Riesen herum und rief: „Fang mich doch, du Eierloch!“

 

Berta schüttelte den Kopf, aber alle anderen lachten. Doch Rosie wurde übermütig und eines der großen Stahlbeine traf sie am Hintern. Heulend flog das arme Schwein durch Luft und landete nach einer ausgiebigen Flugreise in den Dünen. Während Berta sich um die jammernde Rosie kümmerte und ihr den Sand aus dem Rüssel pustete, schütteten ihre Freunde noch mehr Salzwasser auf die Roboter. Schließlich lagen alle Maschinen brummend und ratternd im Sand.

 

I-ich gratuliere, ihr wart s-spitze.“ Professor Hastig stand neben ihnen. Es hatte ihn nicht mehr in seinem Kontrollraum gehalten, denn er hatte Angst um seine kleinen Freunde. Als er die Maschinen am Boden liegen sah, griff er in seine Tasche. Er zog einen Schraubenzieher hervor und begann, einen der Roboter zu untersuchen.

 

Na, ist noch was zu retten?“ Grinsend stand Bernie neben ihm.

 

Tja, die G-gelenke brauchen wir nur zu ölen, dann laufen sie wieder.“

 

Bloß nicht, dann kriegen wir nur Ärger“, entgegnete Bernie.

 

Wie wäre es“, mischte sich Elfriede ein, „wenn wir die blöden Roboter umpolen und für uns arbeiten lassen?“

 

E-eine ausgezeichnete Idee“, rief der Professor, „das lässt sich machen. Holt mir doch bitte das Werkzeug aus dem Raumschiff.“

 

Fröhlich zogen unsere Freunde los und liefen zurück. Nur Rosie humpelte und musste von Berta gestützt werden. Die beiden Schweine hatten noch nicht einmal den halben Weg zurückgelegt, da kamen ihnen schon die anderen mit dem Werkzeug entgegen. Kurz darauf begann der Professor mit seiner Arbeit. Stunde um Stunde schraubte und lötete er, während unsere Freunde es sich im Raumschiff gemütlich machten. Es war inzwischen wieder dunkel geworden und nach einer ausgiebigen Mahlzeit ging es ins Bett. Rosie bekam noch einen Verband von Jennie angelegt und es wurde still im Raumschiff. Als es langsam wieder hell wurde, konnte Rosie nicht mehr schlafen, der Verband juckte. Sie stand auf und ging ans Fenster um hinauszuschauen. Was sie sah, erschreckte sie so sehr, dass sie einen ihrer gefürchteten Schreie ausstieß.

 

Was ist denn nun schon wieder los.“ Berta kniff ihre Augen zusammen und ging zu Rosie.

 

Die Ungeheuer kommen, Hilfe!“

 

Im Nu waren alle ans Fenster gerannt. Doch wer marschierte an der Spitze der Roboter? Professor Hastig, der fröhlich seinen Freunden zuwinkte. Es war ihm gelungen, die metallischen Ungeheuer zu zähmen. Nun hatten sie nur noch einen Gegner: die schwarzen Monster.

 

Bei einem ausgiebigen Frühstück beratschlagten nun alle, was als nächstes zu tun wäre. Bernie schlug vor, die Roboter noch einmal zu verändern. Diesmal sollten sie die schwarzen Monster angreifen, aber Elfriede und Jennie waren dagegen. Sie fanden, dass die Monster mit Verstand besiegt werden sollten. Mona und Moyo meinten, dass sie auch versuchen sollten, mit ihnen Frieden zu schließen, denn sonst würde es immer wieder Ärger geben. Die anderen stimmten zu. Da hatte Elfriede einen tollkühnen Plan.

 

Wie wäre es, ich verstecke mich in einem der Roboter. Mit den anderen fünf seiner Kameraden gehe ich dann zurück zu den schwarzen Monstern und wir bringen das Futter. Denn wenn ihre Roboter nicht bald zurückkehren, werden sie kommen und nach ihnen suchen.“

 

Und wie weiter?“ fragte Daisy aufgeregt.

 

Ich werde die Monster belauschen, vielleicht bekomme ich etwas heraus.“

 

Ich komme auch mit!“ rief Rosie und alle drehten sich zu ihr um.

 

Du?“ spottete Berta, „dann können wir gleich wieder nach Hause fliegen, das geht doch schief.“

 

Das ist gemein, wenn ich nicht mit darf, spreche ich nie wieder mit euch.“ Rosie war den Tränen nahe, als Elfriede das Wort ergriff.

 

Vielleicht ist es doch besser, wenn in jedem Roboter einer von uns mitkommt. 12 Ohren hören mehr als zwei.“

 

Berta hob trotzig den Kopf. „Also, ich gehe nicht in diese schmutzigen Maschinen, da kriege ich Platzangst.“

 

Bernie m-muss aber hier bleiben, den brauche ich im Kontrollraum“, gab Professor Hastig zu bedenken. „Außerdem brauche ich noch zwei Leute, die nach Wasser graben. Wir haben kaum noch Kühlwasser für den Rückflug. “

 

Susi und Marie sahen einander an.

 

Das machen wir“, sagte schließlich Susi, „wir buddeln für unser Leben gerne im Sand.“

 

Außerdem habe ich Angst in so eine Maschine zu klettern“, fügte Marie leise hinzu. „Ich habe nämlich auch Platzangst.”

 

Nun meldete sich noch einmal Professor Hastig zu Wort: „In einer engen Machine bekommt man keine Platzangst, sondern man leidet unter Klaustrophobie. P-platzangst ist, wie der Name schon sagt, die Angst vor g-großen Plätzen oder Feldern.”

 

Danke, Herr Professor, das ändert natürlich alles”, meinte Rosie und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

 

So wurde beschlossen, dass Mona, Moyo, Elfriede, Jennie, Daisy und Rosie in die Roboter klettern und mit ihnen zu den schwarzen Monstern zurückkehren sollten. Den ganzen Tag über sammelten sie Gras, denn den Verdoppler konnten sie ja bei Pflanzen nicht einsetzen. Von den schnellen Eidechsen allerdings fingen sie keine, aber das machte auch nichts, denn keiner brachte es übers Herz, die Tiere als Futter mitzubringen. Am späten Nachmittag verstauten sie das gesammelte Gras in den Taschen der Roboter und nun hieß es Abschied nehmen von ihren Freunden, die beim Raumschiff blieben. Der Professor und Bernie überwachten jeden Schritt, denn in jeden der Roboter hatte der Professor eine Kamera eingebaut, mit der alles auf einem Monitor beobachtet werden konnte.

 

Langsam wurde es dunkel, doch unsere Freunde hatten die Abendzeit mit Bedacht gewählt, denn dann würden die Monster bestimmt keine Wasservorräte sammeln, sondern alle zu-sammen Feierabend machen. Wenn alle beieinander sind, so hatte Elfriede gemeint, würden sie sich auch unterhalten und dabei könne man sicher so manches erfahren. So ging es nun immer weiter durch die Wüsten-landschaft des Planeten. Die Riesen aus Metall warfen dabei einen langen Schatten auf den Sand und alles wirkte sehr unheimlich.

 

Mir wird schlecht von dem Geschaukel“, rief Rosie, „ich glaub, ich muss gleich spucken!“

 

Denk an Schokoladentorte“, rief Elfriede, „oder guck aus dem Fenster und such dir einen weit entfernten Punkt. Du musst immer auf den Punkt gucken, dann denkst du nicht mehr an das Geschaukel.“

 

Danach meldete sich Rosie nicht mehr und alle atmeten auf. Ein Schwein, das sich übergeben musste, konnten sie nun wirklich nicht bei diesem gefährlichen Einsatz gebrauchen.

 

Da vorne sehe ich Licht, das ist das Lager der Monster.“

 

Moyo hatte es als erster gesehen.

 

Also, wir machen es wie folgt“, begann Elfriede. „Wir gehen ins Lager, lassen die Monster die Taschen mit dem Gras ausleeren und dann bleiben wir mit den Robotern ein Stückchen entfernt stehen und machen nichts - außer lauschen. Alles weitere müssen wir dann an Ort und Stelle sehen. Ich sage euch Bescheid, wenn wir losschlagen. Denkt dran, leise sein, sonst sind wir dran. Hast du zugehört, Rosie?“

 

Ja, ja, wenn wir dran sind, sagst du Bescheid.“

 

So ähnlich, ja“, seufzte Elfriede.

 

Die Roboter stampften nun über eine Düne, die direkt vor dem Lager war. Jetzt konnten unsere Freunde ihre gefährlichen Gegner genau sehen. Sie schienen keinen Hals zu besitzen und auf ihrem massigen Körper saß ein hässlicher Kopf mit einem riesigen Mund. Er besaß eine Zahnreihe mit vielen Lücken und die Lippen waren enorm groß und wulstig. Es waren mehr Monster, als sie befürchtet hatten, ihre Anzahl belief sich auf 22. Sechs Kinder gegen 22 große schwarze Monster, schoss es Elfriede durch den Kopf, ob die anderen genau solche Angst wie ich haben?

 

Die Monster grunzten laut auf, als sie die Roboter sahen. Eines von ihnen war etwas größer als die anderen. Es schien der Anführer zu sein, denn es ging sofort auf die Roboter zu. Wütend sah der Anführer den Roboter an, in dem Elfriede saß. Er betrachtet ihn ganz genau von oben bis unten. Elfriede konnte seinen Geruch genau wahrnehmen. Er roch, als hätte er sich noch nie gewaschen. Elfriede schätzte, dass das wohl auch der Fall war. Wütend funkelten seine Augen, als er mit einer lauten, gurgelnden Stimme, die tief aus der Erde zu kommen schien, lospolterte: „Wo wart ihr so lange, wir haben Hunger!“

 

Unsere Freunde zuckten erschrocken zusammen. Konnten die Roboter denn sprechen? Der Professor hatte jedenfalls nichts davon erwähnt. Es schien wie eine Ewigkeit zu dauern bis der Anführer weitersprach.

  

Aber egal, ihr dummen Blechkisten könnt ja doch nicht reden!“

 

Elfriede und ihren Freunden fiel ein Stein vom Herzen.

 

Nun kamen auch die anderen Monster grölend herbei und im Nu waren die mit Gras gefüllten Taschen leer. Ein lautes Schmatzen war von allen Seiten zu hören und wieder grölte der Anführer: „Keine von den leckeren Sandläufern? Warum nur Gras, ihr faules Gesindel?“

 

Offensichtlich nannten die Monster die kleinen Eidechsen einfach nur Sandläufer, aber der Name passte ja schließlich auch. Wütend trat der Riese gegen den Roboter. Der fiel krachend um. In seinem Inneren hatte sich Elfriede zum Glück festgehalten und bis auf einen blauen Fleck an der Schulter hatte sie nichts abbekommen.

 

 „Groff!“

              Moog, der Anführer der schwarzen Monster

 

 „Ja, Herr“, meldete sich ein kleines Monster. „Was befiehlt der große Moog?“ Aha, dachte Elfriede, Moog ist der Boss von denen.

 

Nimm diese Blechdosen auseinander und guck nach, warum die keine Sandläufer mehr mitbringen, repariere sie!“

 

Den sechs Freunden wurde fast schlecht vor Angst. War nun ihr letztes Stündlein gekommen? Der Professor und ihre Freunde waren zu weit weg und konnten ihnen nicht helfen. Groff ging auf den am Boden liegenden Roboter zu, nahm einen länglichen Gegenstand und setzte ihn am Kopf des Roboters an. Elfriede hörte das Klappern und Schaben eines Gegenstandes und schloss die Augen. Nun schien alles verloren.

 

Großer Moog, darf ich etwas vorschlagen?“ fragte Groff.

 

Was willst du?“

 

Es ist zu dunkel, es ist besser, ich mache bei Tageslicht weiter.“

 

In Ordnung, wir müssen sowieso noch etwas besprechen.“

 

Hätten die beiden bessere Ohren, so wäre ihnen das Aufatmen unserer Freunde bestimmt nicht entgangen. Moog setzte sich in die Mitte des Lagers, so dass alle ihn sehen und hören konnten.

 

Wie ihr alle wisst, haben wir unser Ziel noch nicht erreicht. Wir müssen noch eine Menge Wasservorräte auf unseren Heimatplaneten Trion bringen. Wie ihr auch wisst, hängt das Überleben von uns und unseren Familien davon ab.“

 

Mit großem Erstaunen hörten unsere Freunde in ihren Verstecken, dass diese schwarzen Monster auch Familien hatten, Frauen und Kinder, um die sie sich sorgten. Selbst Mona und Moyo hörten das zum ersten Mal.

 

Jeder, der sich uns in den Weg stellt, wird platt gemacht. Wir haben die beiden Bewohner dieses Planeten vertrieben und wenn sie ihre Freunde holen, sind wir vorbereitet. Ihr wisst ja hoffentlich noch, wie die uns letztes Mal mit Feuer und Blitzen vertrieben haben!“

 

Bernie schmunzelte, als er das an seinem Monitor mithörte. Er konnte sich noch gut daran erinnern, als er seine Feuerwerkskörper gegen die Monster eingesetzt und sie damit vertrieben hatte.

 

Diesmal haben wir unsere Kampfdrohnen“, fuhr Moog fort. „Sie sind hinter der großen Düne versteckt und warten nur darauf, eingesetzt zu werden! Morgen früh werden wir sie starten und jedes Raumschiff, das sich dem Planeten nähert oder das nicht hierher gehört, wird von ihnen vernichtet! Wir dürfen aber nur eine zur Zeit starten, sonst schießen sie sich gegenseitig ab. Lork, du hältst Nachtwache, der Rest geht schlafen.“

 

Lork, ein etwas dümmlich guckender schwarzer Muskelprotz, nickte. Dann verzogen sich seine Kumpane in eine Ecke des Lagers und er blieb alleine in der Mitte sitzen. Lork fand noch ein paar Grashalme und schmatzte vor sich hin. Nach und nach schliefen die anderen ein und einer nach dem anderen begann, laut zu schnarchen. Lork guckte immer wieder zu seinen Kumpanen hin. Als er sicher war, dass alle schliefen, stand er leise auf und ging auf die Düne neben dem Lager zu. Elfriede kletterte als erste aus ihrem Roboter heraus. Zufrieden sah sie, wie Lork in der Ferne Gräser pflückte. Vorsichtig schlich sie zu den anderen Freunden und einer nach dem anderen kletterte aus seinem Versteck.

 

Wie gut, dass der Kerl auch so verfressen ist“, grinste Moyo.

 

Was heißt hier auch?“ fragte Rosie. „Willst du Ärger?“

 

Seid leise“, mischte sich nun Elfriede ein. „Wir müssen zu den Kampfdrohnen, von denen Moog gesprochen hat und sie unschädlich machen.“

 

Lork hielt sich auf der linken Seite des Lagers auf, also gingen sie rechts herum. Einer hinter dem anderen, wie im Gänsemarsch, bewegten sie sich durch das Gelände. Immer wieder sahen sie zu der schlafenden Monsterbande, aber sie erreichten das Gelände mit den Kampfdrohnen ohne Zwischenfälle. Es waren 6 Raketen, offensichtlich waren alle mit Sensoren und Bomben ausgestattet. Elfriede und Jennie untersuchten die gefährlichen Geräte.

 

Ich habe keine Ahnung, wie wir die Dinger kaputt machen können“, flüsterte Elfriede.

 

Ich auch nicht, aber vielleicht können wir Sand in sie hinein streuen, damit sie irgendwie nicht mehr funktionieren.“ Jennie war von ihrer eigenen Idee selbst nicht überzeugt.

 

Rosie war inzwischen näher gekommen.

 

Bestimmt ist das da der Anschalter“, sagte sie mit ihrer heiseren Stimme. „Wenn man darauf drückt...“

 

Dann fliegen sie los, hä hä!“ Hinter ihnen stand Moog.

 

Entsetzt sahen unsere Freunde, dass sie umzingelt waren.

 

Wir hatten eigentlich nicht mit euch gerechnet, aber da ihr nun einmal da seid, heißen wir euch willkommen. Wo steckt überhaupt euer Raumschiff?“

 

Betroffen schwiegen unsere Freunde.

 

Egal, ich will es gar nicht wissen, ich schieße es einfach ab.“

 

Er lachte laut und die anderen Monster stimmten in sein hässliches Gelächter ein. Es klang wie Hohn und Spott in Elfriedes Ohren, doch sie wusste, was zu tun war.

 

Jeder an eine Rakete, auf mein Zeichen abdrücken“, flüsterte sie den anderen zu.

 

Blitzschnell rannten Elfriede, Jennie, Daisy, Mona, Moyo und Rosie jeder zu einer der Kampfdrohnen und als sie sie erreicht hatten, rief Elfriede: „Schießt die verdammten Dinger ab!“

 

Dann war die Hölle los. Mit einem lauten Fauchen, das sogar die entsetzten Schreie der Monster übertönte, raste die erste Rakete los. Sie zog einen mächtigen Feuerschweif hinter sich her. Sie schoss über das Lager hinweg und stieg senkrecht in die Luft. Als sie ihren höchsten Punkt erreicht hatte, begann sie Kreise in der Luft zu ziehen. Nun nahmen die Sensoren ihre Arbeit auf und versuchten das Raumschiff unserer Freunde zu orten. Dann startete die zweite Rakete. Sie schoss ebenso über das Lager hinweg und folgte der ersten. Wenig später folgte die dritte, dann die vierte, die fünfte und schließlich die sechste. Als die erste Rakete ihre Messungen abgeschlossen hatte, erkannte sie ein Zielobjekt und flog direkt auf die zweite zu, die sich noch im Kreise drehte.

 

Die Explosion die nun folgte, ließ den Boden des Planten Zeta erschüttern. Ein mächtiger Feuerball am Himmel, der so hell war, dass alle die Augen schlossen, zeigte nun, dass die ersten beiden Raketen explodiert waren. Doch es war noch lange nicht zu Ende, denn nun hatte die dritte Kampfdrohne ihr vermeintliches Ziel entdeckt und änderte ihre Richtung. Wie ein

 

leuchtender Strich erschien sie nun am Himmel und kurz darauf kam die nächste Explosion. Wieder erschien ein mächtiger Feuerball hoch oben über den Köpfen der entsetzten Zuschauer. Dann geschah das unerwartete und es folgte die Katastrophe. Die sechste Kampfdrohne stieg nicht in den Himmel, sondern geriet außer Kontrolle. Etwas schien mit den Antriebsdüsen nicht zu stimmen, denn sie drehte eine Kurve dicht über den Boden. Alle schrieen in Panik auf und warfen sich auf den Boden.

 

Es folgte eine Explosion, die noch lauter und heller als die beiden vorherigen war: die steuerlose Rakete krachte mitten in die beiden Raumschiffe der schwarzen Monster. Eine Hitzewelle schoss über das Lager hinweg und es flogen Trümmerteile durch die Luft. Nach einigen Minuten war alles ganz still. Elfriede hob den Kopf, mörderische Kopfschmerzen, das war alles, was sie spürte. Das Lager war völlig verwüstet, überall waren Teile der Kampfrakete und die Monster lagen alle benommen am Boden. Einige waren am Rücken etwas angesengt, aber sonst schienen sie die Katastrophe überlebt zu haben, genauso wie Jennie und die anderen, die sich nun stöhnend erhoben.

 

 

 

Er stirbt!“ Lork stand neben Moog und sah entsetzt auf den Anführer, der von einem der herumfliegenden Teile getroffen worden war. Aus seiner Schulter floss grünes Blut. Rosie schrie erschrocken auf und drehte sich um.

 

Wir müssen ihn verbinden“, sagte Elfriede, „sonst verblutet er.“

 

Lork sah sie entgeistert an. „Verbinden? Was ist das? Wir können ihm jetzt nicht mehr helfen!“

 

 

 

Jennie war inzwischen mit ihrem kleinen Medizinkoffer gekommen und zusammen mit Mona hob Elfriede die Schulter des schwarzen Riesen hoch.

 

Fasst mal mit an“, rief Mona den Monstern zu, „alleine können wir ihn nicht hochheben!“

 

Sofort kamen vier Monster herbei und hoben ihren Anführer ein Stück hoch, damit die Mädchen ihn verbinden konnten. Als die Verbandsrolle fast aufgebraucht war, hatten sie die verletzte Schulter eingewickelt.

 

Fertig“, sagte Elfriede zu Lork, „nun braucht er etwas Ruhe und viel zu trinken.“

 

Habt ihr gehört?“ rief Lork den umstehenden Monstern zu, scheinbar hatte er nun das Sagen. „Macht, was sie gesagt hat!“

 

Die Mädchen setzten sich hin, nur Elfriede blieb stehen und sah in den Himmel.

 

Nun haben wir alle verloren“, sagte sie und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.

 

Aber wieso denn“, tröstete Rosie sie, „das verstehe ich nicht. Die Monster haben doch gar nichts mehr?“

 

Wir aber auch nicht.“

 

Nun waren ihre Freunde aufgestanden und sahen Elfriede fragend an. Leise sagte sie:

 

Die fünfte Rakete ist noch unterwegs......“

 

 

 



 

 

 

Inzwischen herrschte helle Aufregung im Raumschiff. Professor Hastig und Bernie hatten über die versteckten Kameras in den Robotern alles genau mitbekommen. Erst als die sechste Rakete außer Kontrolle geriet, war der Kontakt abgebrochen, denn auch die Roboter waren durch die Explosion beschädigt worden.

 

Professor, wir müssen ihnen zu Hilfe kommen!“

 

Bernie war völlig aufgeregt, genau wie alle anderen.

 

Können wir mit dem Raumschiff nicht hinfliegen und sie befreien?“

 

Nein, Bernie“, sagte der Professor und erhob sich. „K-kannst du zählen?“

 

Natürlich.“

 

Dann ist dir auch klar, dass eine Kampfdrohne auf dem Weg hierher ist.“

 

Bernie wurde blass und der Professor rief, dass nun alle schnell das Raumschiff verlassen und sich in der Wüste in Sicherheit bringen sollten. Also packten sie so schnell es ging die notwendigsten Sachen ein und stürmten zur Ausgangstür, doch Bernie hatte noch eine Idee.

 

Professor“, begann er, „was ist mit dem Kraftfeldgenerator?“

 

D-der ist im Raumschiff, wieso?“

 

 „Was wäre, wenn wir ein Kraftfeld um das Raumschiff errichten?“

 

Der Professor blieb stehen, überlegte einen Moment und rannte zurück in den Kontrollraum. Er nahm den Generator und schleppte ihn ins Freie. Sofort begann er zu schrauben und einzustellen, dann drückte er ein paar Knöpfe und rief den anderen zu, dass sie dicht am Raumschiff stehen bleiben sollten.

 

G-gleich g-geht es los!“ Schrie er.

 

 Der Professor, Marie, Susi, Berta und Bernie drängten sich so dicht es ging an die kalte, harte Außenwand des Raumschiffs und warteten mit heftig klopfenden Herzen ab. Zunächst war nur ein hohes Pfeifen zu hören, als wenn eine Dampflokomotive in der Ferne vorbeifahren würde. Dann wurde das Pfeifen immer lauter bis es schien, als würde es von allen Seiten kommen. Voller Panik sahen unsere Freunde einen Feuerball mit unvorstellbarer Geschwindigkeit näher kommen. Es folgte eine Explosion, wie sie noch keiner gesehen und gehört hatte. Es war ihnen, als wenn der gesamte Planet auseinander gerissen wurde. Dann war alles still und es war nur noch ein Geruch von geschmolzenem Stahl wahrzunehmen.

 

 „Sind wir jetzt tot?“, fragte Berta leise, „und wer bitte schön macht den ganzen Dreck weg?“

 

Geschafft“, jubelte Bernie, „es hat geklappt, das Kraftfeld hat gehalten!“

 

Aber was ist mit den anderen?“ fragte Daisy. „Wir müssen ihnen so schnell wie möglich helfen, sie sind den schwarzen Monstern hilflos ausgeliefert!“

 

Nehmt den Verdoppler und den Kraftfeldgenerator, wir werden sie befreien!“ rief der Professor und sofort machten sie sich auf den Weg, ihre Freunde aus den Klauen der schwarzen Monster zu befreien.

 

Wie erging es nun ihren Freunden bei den Monstern? Es herrschte große Ratlosigkeit im zerstörten Lager.

 

Wir müssen nach unseren Freunden im Raumschiff sehen, bestimmt brauchen sie unsere Hilfe!“

 

Lork stand auf. „Nein, ihr bleibt hier!“

 

Aber wenn die Rakete..., “ wollte Elfriede erklären, aber weiter kam sie nicht.

 

Dann ist euer Raumschiff auch zerstört. Ihr dürft nicht fort, sonst stirbt unserer Anführer.“

 

Unsinn, er braucht jetzt Ruhe, außerdem könnte ja einer von uns hier bleiben.“

 

Ihr bleibt alle“, widersprach Lork, „denn für eure Freunde könnt ihr jetzt doch nichts mehr tun.“

 

Elfriede sah ihn scharf an. War da nicht so etwas wie Mitgefühl in seinem harten Monstergesicht? Sie wollte es nun genau wissen.

 

Wie soll es denn nun weitergehen? Euer Schiff ist zerstört, unser Schiff ist wohl auch zerstört und wir haben alles verloren.“

 

Lork blickte zu Boden. Er schien nicht mehr weiter zu wissen, denn es sah wirklich nicht gut aus. Sogar die Roboter sind zerstört, dachte er, wie sollen wir nun Nahrung finden?

 

In diesem Moment kam Moog wieder zu Bewusstsein.

 

Wasser!“

 

Sofort kam Groff und brachte ihm etwas. Hastig trank Moog, dann setzte er sich auf, sah sich um und begriff, dass er und seine Monster heute keinen Krieg mehr gewinnen konnten. Er tastete seine Schulter ab, verzog kurz das Gesicht vor Schmerzen und fragte:

 

Wer hat meine Schulter repariert?“

 

Lork zeigte auf Mona, Jennie und Elfriede.

 

Warum habt ihr mir geholfen?“ fragte er erstaunt. „Wir wollten euch doch umbringen.“

 

Elfriede blinzelte Mona und Moyo zu und beide verstanden.

 

Du warst schwer verletzt und wir lassen niemanden im Stich, der unsere Hilfe braucht“, sagte Mona mit sanfter Stimme.

 

Moog blickte erst zu Boden, dann sah er alle seine Monster fragend an.

 

Ohne unsere Roboter werden wir verhungern, nur sie konnten genug Gras und Sandläufer finden.“

 

Aber wir können euch zeigen, wie das Gras angebaut wird, dann ist genug Nahrung vorhanden. Es wächst sehr schnell, wenn es regelmäßig gegossen wird“, schlug Moyo vor.

 

Und wenn wir Häuser und Straßen bauen, könnten wir eure Kraft sehr gut brauchen“, fügte Elfriede hinzu.

 

Moog stand auf, Mona und Moyo halfen ihm dabei. Dann ging er mit wackeligen Beinen in die Mitte des Lagers, sah sich um und rief so laut er konnte:

 

„Der Krieg ist beendet, wir haben das erste Mal verloren, aber wir haben endlich Freunde gefunden!“

 

Elfriede bemerkte Tränen in den Augen einiger Monster und während sie selbst mit den Tränen kämpfte, hörte sie plötzlich eine ihr vertraute Stimme.

 

Wenn das so ist, können wir ja wohl erst einmal mit aufräumen anfangen! Also, wie das hier aussieht ...“

 

Berta, gefolgt von Bernie, Susi, Marie und dem Professor betraten das Lager. Jubelnd fielen sich die Freunde in die Arme. Nachdem sie einander alles erzählt hatten, zeigte Mona auf den Verdoppler und sagte: „Jetzt gibt es erst einmal etwas zu Essen für unsere neuen Freunde! Lork, habt ihr außer Gras noch etwas Essbares?

 

Wir haben alles aufgegessen, leider.“

 

Schade“, meinte Mona, „hat noch jemand etwas zu essen?“

 

Alle sahen Rosie an. Rosie pfiff vor sich hin und guckte in den Himmel.

 

Ich finde, wir stellen sie auf den Kopf“, sagte Berta.

 

Wieso immer ich?“ fragte Rosie

 

Weil du das verfressenste Schwein im gesamten Weltall bist“, fauchte Berta, „außerdem sind deine Hosentaschen ausgebeult, das ist bestimmt kein Sand, was da drin ist!“

 

Die schwarzen Monster hatten so etwas noch nicht erlebt. Sie fingen an zu lachen und einer nach dem anderen wälzte sich auf dem Boden und sie konnten sich gar nicht mehr beruhigen.

  

Seufzend packte Rosie ihre Taschen aus, holte ein paar belegte Brote, zwei Tafeln Schokolade und ein paar Bonbons hervor.

 

Lork stand direkt neben ihr und schnupperte: „Riecht guuuuut, lecker, Lork hungrig!“

 

Mona nahm die Schokoladentafeln und trug sie zum Verdoppler. Staunend sahen die Monster zu, wie aus den zwei Tafeln vier wurden, dann acht, dann sechzehn und so weiter. Als Moog die erste Tafel probierte, rief Berta wütend: „Das Papier müssen Sie doch vorher abmachen, Herr Anführer, also so was!“

 

Moog spuckte das Papier aus und kaute weiter. Er nickte begeistert und die anderen probierten ebenfalls.

 

Das Papier wird nicht auf den Boden geworfen“, schimpfte Berta wieder, „dafür gibt es Papierkörbe!“

  

Haben wir aber nicht“, entgegnete Lork, „nahm das umliegende Papier und stopfte es in sein großes Maul.

 

Besser so?“

 

Berta fiel nun nichts mehr ein. Ihre Freunde lachten und Rosie sah zu, dass sie noch ein paar Tafeln Schokolade für sich retten konnte.

  

Nun wurde es Zeit für eine Feier. Die ganze Nacht saßen unsere Freunde mit den Monstern zusammen, lachten und unterhielten sich. Der Professor saß lange mit Moog zusammen und erzählte ihm, wie sie die Probleme der Monster lösen konnten.

  

Es wurde beschlossen, die Monster nacheinander mit dem letzten heilen Raumschiff nach Hause zu fahren. Wasser für den Planeten Trion sollte ebenfalls mitgenommen und dann dort mit dem Verdoppler soviel Wasser hergestellt werden, wie die Monster brauchten. Der Professor wollte ihnen dann zeigen, wie man Stauseen und Vorratskammern baut, während Mona und Moyo ihnen beibringen sollten, wie man die Nahrung selber anpflanzt und erntet. Moog sagte, dass er mit seinen Monstern zusammen dann Mona und Moyo besuchen wollte, sobald sie wieder eigene Raumschiffe hatten. Dann könnten sie ihnen

 

beim Bau von Häusern und Straßen auf dem Planeten Zeta helfen.

 

Am Ende hatten Mona, Moyo und die Monster einander so sehr in Herz geschlossen, dass ihnen der Abschied ganz schön schwer fiel. Auch einige der Monster weinten. Rosie und Berta stiegen ebenfalls heulend in ihr Raumschiff, als alles geschafft war.

 

Ach, ist da schön“, heulte Rosie.

 

Ja“, schluchzte Berta, „fast so schön wie ein aufgeräumtes Zimmer!“

 

Oder wie eine Sahnetorte mit Zucker!“

 

Oder wie ein frisch geschrubbtes Klo!“

 

Oder wie zwei Schweine, die jetzt endlich einmal die Klappe halten“, rief Elfriede dazwischen und alles lachte.

   

Langsam erhob sich die Rakete in den klaren Himmel des Planeten Zeta und sie ließen die Wüste mit ihren Freunden weit unter sich. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung in dem Raumschiff als sie an den Ringen des Saturns vorbeikamen. Dann ging es weiter durch das Sonnensystem, vorbei am Jupiter. Als der Mars mit seiner rötlichen Oberfläche auftauchte, kam bei allen so etwas wie Wiedersehensfreude auf, denn die Erde war nun nicht mehr weit. Bald tauchte das Raumschiff in die Erdatmosphäre ein und alle wurden noch einmal kräftig durchgeschüttelt, als der Professor das Schiff drehte und es langsam auf den Boden aufsetzte. Noch lange saßen sie im Leuchtturm des Professors zusammen und sprachen über ihr Abenteuer, bevor es Zeit wurde, wieder nach Hause zu gehen.

 

 

 Als Elfriede sich völlig erschöpft auf ihr Bett legte, kam Bommel noch einmal in ihr Zimmer.

 

Na, hast du deine Freunde nach Südamerika zurückgebracht?“ fragte er grinsend.

 

Nach Südamerika? Ach so, ja klar“, antwortete Elfriede. „War kein Problem.“

 

Dann ist es ja gut“, meinte Bommel. „Gute Nacht!“

 

Gute Nacht, Papi.“

 

Elfriede nahm Pupsi in den Arm, legte Rudi ans Fußende und sagte zu dem Stoffhund: „Schön aufpassen, du hast Nachtwache. Wenn große schwarze Monster kommen, dann brauchst du keine Angst zu haben, du lässt sie ruhig herein und sagst guten Abend!“

 

Dann legte sie sich auf die Seite und schlief sofort ein.

   

 

 

ENDE

 

 

 

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