Auf und Davon (Kapitel 11)

 

Kapitel 11

Operation ’Hamstersturm’

 

Nachdem die Besatzung der Enterprise samt Hamstern, Menschen und Rennmäusen eine ganze Weile mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung 7-2-4-1 geflogen war, machte sich eine gewisse Langeweile auf der Brücke bemerkbar. Der Klasse 'M'-Planet in unmittelbarer Nähe der Vega war noch immer nicht in Sicht gekommen. Selbst der Replikator stellte keinen sonderlichen Anreiz für die Hamster dar, denn alle waren der Ansicht, dass replizierte Sonnenblumenkerne eben nicht nach echten Sonnenblumenkernen schmeckten. Die Frage nach einem Sonderausschuss zwecks Bildung eines Kontrollgremiums einer Geschmacksprüfung wurde nach kurzer Zeit als 'zu anstrengend' und 'bringt nichts' abgelehnt. Eine Abstimmung über das weitere Vorgehen wurde einstimmig auf später vertagt. Lediglich Bauleiter Murksel fand eine Beschäftigung, und zwar hatte er die leeren Batterien aus den Geräten, die die Borg-Rennmäuse am Kopf trugen, ausgebaut. Nachdem er eine Weile daran herumgeschraubt hatte, ging er in den Maschinenraum und war seitdem verschwunden.

Eine Art Weltraumkoller hatte jedoch den Rest der Truppe erfasst, und es hätte dringend eines echten Captains bedurft, um die Moral und die Laune der Besatzung wieder auf Trab zu bringen. Ein solcher Captain jedoch befand sich leider weit entfernt auf der Erde und beendete ein üppiges Abendessen, während das, was zurzeit auf seinem Sessel saß, weder die Form noch die Qualität eines richtigen Raumschiffcaptains besaß. Das, was auf dem Sessel von Captain Kirk saß, nämlich der Bürgermeister-Commander, überlegte fieberhaft, was zu machen sei. Ihm war klar, dass seine träge Truppe dringend eine Aufmunterung brauchte. Sein Vorrat an geistreichen Reden war bereits aufgebraucht, und er war sich zudem sicher, dass auch eine weitere Rede nichts an der Situation ändern würde.

"Öhm", machte er und dachte weiter nach. Ein paar Köpfe drehten sich gelangweilt in seine Richtung, doch als keine weiteren Worte folgten, drehten sich die Köpfe wieder in ihre ursprüngliche Stellung zurück. Trägheit und Langeweile waren angesagt. Verzweifelt klatschte der Bürgermeister-Commander in die Pfoten um Aufmerksamkeit zu erheischen und rief: "Meine lieben Hamster, alles läuft nach Plan und wir sollten froh und glücklich sein. Wie wäre es, wollen wir ein wenig Party machen?"

Niemand antwortete, nur vereinzeltes Gähnen war zu hören.

"Tja, öhm, selbstverständlich können wir auch Spiele spielen oder so... Ich erbitte eure Vorschläge."

Wieder vereinzeltes Gähnen, in das sich ein merkwürdiges Geräusch mischte.

"Ja, Goldi?"

"Nichts, Bürgermeister, ich habe nur gefurzt."

Während Flecki sich mit einer Pfote das empfindliche Näschen zuhielt und auf die andere Seite des Raumes wechselte, wandte sich der Bürgermeister-Commander enttäuscht wieder dem Hauptmonitor zu. Das Bild hatte sich in den letzten Stunden verändert. Nachdem sie in den Sternhaufen hineingeflogen waren, waren nur noch vereinzelte Lichtpunkte zu erkennen, und selbst der Blick auf das Weltall rief nur noch ein müdes Gähnen hervor. Die Lage war alles andere als rosig.

"Wir könnten Streichholzlegen spielen", schlug Tuffi vor.

"Zu anstrengend", gähnte Goldi und betrachtete gelangweilt einen Sonnenblumenkern, der nahezu unerreichbar für ihn wenige Zentimeter vor seiner Nase lag.

"Ach komm", ließ der kleine Reparaturhamster nicht locker, "das bringt Spaß."

"Ist das leicht", mischte sich nun Dodo ein, der die Unterhaltung von Anfang an mit mäßigem Interesse verfolgt hatte, "oder muss man da ganz doll bei nachdenken?"

"Das ist ganz einfach, Dodo, du musst nur die Hölzer mit möglichst wenig Zügen von der einen auf die andere Seite bringen. Wer die Streichhölzer am wenigsten berührt, hat gewonnen."

"Von links nach rechts?"

"Egal, Dodo!"

"Ein Streichholz oder zwei?"

"So viele es geht, Dodo. Ich fange an!"

Da es kein besonders intelligentes Spiel war, hatte auch der große Hamster schnell die Regeln begriffen und spielte nun mit gedämpfter Begeisterung. Auch die Rennmäuse hatten sich schüchtern und vorsichtig genähert und beäugten den Spielverlauf. Da jedes Spiel unentschieden endete, kam keine richtige Spielfreude auf. Tuffi und Dodo wollten das Spiel gerade beenden, als der kleine Reparaturhamster den Anführer der Borg-Rennmäuse fragte: "Wollt ihr nicht auch mal spielen?"

Erfreut setzte sich der Anführer zu den beiden Hamstern und wartete auf Tuffis Zug. Dann schien er lange zu überlegen und fragte schließlich mit schüchterner Stimme: "Darf ich auch ohne Hände ziehen?"

Schlagartig wandten alle Hamster auf der Enterprise – natürlich mit Ausnahme Murksels, der sich noch im Maschinenraum befand - ihre Aufmerksamkeit der Rennmaus zu.

"O-ohne Hände?" keuchte Dodo, "ist das nicht gefährlich?"

"Ich glaube nicht", flüsterte die Rennmaus. "Wir haben irgendwann einmal festgestellt, dass das geht. Keine Ahnung wieso, aber wir können das."

"Was könnt ihr?" meldete sich nun der Bürgermeister und hörte auf, die neben ihm liegende Pflanze zu streicheln. "Bericht!"

Es war deutlich zu sehen, dass dem Anführer der Borg-Rennmäuse nicht ganz wohl zumute war, plötzlich im Mittelpunkt zu stehen, denn alle Augen waren nun auf ihn gerichtet. Er warf einen Blick auf seine Kollegen, doch die hielten sich ängstlich im Hintergrund und waren somit keine Hilfe für ihn. Schüchtern blickte er nun zum Bürgermeister-Commander hoch und wisperte: "Wir besitzen telepathische Kräfte."

Mit einem Schlag erlosch das Gemurmel auf der Brücke. Hatte Lt. Uhura bisher nur mit einem Ohr zugehört, so richtete sich nun zu voller Größe auf und lauschte gebannt. Selbst Fähnrich Chekov unterbrach sein 327. Spiel und drehte sich zum Ort des Geschehens um. Die Langeweile an Bord schien mit einem Schlag verflogen zu sein. Selbst Goldis Energie war zurückgekehrt und er griff mit gierigen Absichten nach dem vor ihm liegenden Sonnenblumenkern. Nachdem sich der Anführer der Borg-Rennmäuse noch ein letztes Mal verlegen zu seinen Leuten umgesehen hatte, richtete er nun seinen Blick auf die vor ihm liegenden, winzigen Streichhölzer, die neben einer kleinen Schachtel lagen, die mit dem Aufdruck 'HSM - Hamsterhausener Streichholz Manufacturing' versehen war. Dann schien er sich zu konzentrieren, die Augen weiterhin fest auf die Streichhölzer gerichtet. Plötzlich geschah es: eines der Streichhölzer bewegte sich wie von Geisterhand. Ein Aufschrei ging durch den Raum, lautes Zischen und Gemurmel ertönte von allen Seiten, während sich das Streichholz von der rechten Seite der Spielfläche auf die linke bewegte. Dann stand die Rennmaus urplötzlich auf, schüttelte sich und sagte mit erschöpfter Stimme: "Ich brauche jetzt eine Pause!"

Die Hamster waren wie vor den Kopf gestoßen, und auch die beiden Menschen standen mit offenen Mündern daneben. Sicherlich hatten Lt. Uhura und Fähnrich Chekov schon so einiges erlebt. Sie hatten schon viele fremde Lebewesen und fremde Kulturen kennen gelernt, doch eine Rennmaus mit telepathischen Fähigkeiten? Gewiss, auf ihren vielen Reisen und Abenteuern waren sie auch auf Wesen gestoßen, die übersinnliche und übermenschliche Kräfte zu besitzen schienen, jedoch entpuppte sich das jedes Mal als Schwindel, der mit irgendwelchen technischen Tricks herbeigeführt wurde. Mit Schaudern dachte Uhura an den Planeten Sha Ka Ree, hinter der großen Barriere der Galaxis. Dort waren sie einem Wesen begegnet, dass sich als Gott ausgab. Erst, als Commander Kirk dem falschen Gott die berechtigte Frage stellte, wozu er als Gott denn unbedingt ein Raumschiff wie die Enterprise brauche, flog der Schwindel auf. Welcher Gott braucht schon ein Raumschiff? Die Situation hier war natürlich nicht mit dem Erlebnis auf Sha Ka Ree zu vergleichen, denn hier handelte es sich nur um harmlose Rennmäuse, die zudem recht schüchtern wirkten. Flecki war die erste, die ihre Sprache wiederfand.

"Wenn ihr solche Kräfte besitzt, warum werdet ihr dann nicht mit den klingonischen Hamstern fertig? Mit ein wenig Übung könnt ihr die doch locker wegfegen!"

"Wir haben keine Streichhölzer..."

"Blödsinn", entfuhr es Flecki. "Natürlich sollt ihr euch nicht mit Streichhölzern wehren. Ihr müsst eure Kräfte trainieren, damit ihr die Klingonen mit Telepathie dorthin zurückschickt, wo sie hergekommen sind."

Nachdem die umstehenden Hamster und die beiden Menschen zustimmend genickt hatten, fasste der Anführer der Borg-Rennmäuse ein wenig Mut und fragte: "Könnt ihr uns das beibringen?"

Nun war endlich wieder Leben in die Hamster zurückgekehrt, und es wurde sofort beschlossen, mit dem telepathischen Training zu beginnen. Tati und Teeblättchen schoben erst ein, dann zwei und schließlich drei Streichhölzer auf das Spielfeld. Jede der Rennmäuse trat nun nacheinander vor und bewegte mit Geisteskraft erst einen, dann zwei und schließlich drei Streichhölzer. Die Stunden vergingen wie im Fluge, und es war beeindruckend zu sehen, wie die Borg-Rennmäuse ihre Fähigkeiten unter der Leitung von Flecki und Sasie von Minute zu Minute steigerten. Nun war es auch kein Problem mehr, die Streichholzschachtel quer durch den Raum fliegen zu lassen, sehr zur Freude der Hamster. Als nächstes ließen die Rennmäuse sogar Dodo ein Stück durch die Luft fliegen, und die Stimmung auf der Brücke war ausgelassener denn je.

Erleichtert sah der Bürgermeister-Commander, wie die Mannschaft endlich wieder eine ausgelassene Party feierte, und er bedauerte es eigentlich nicht, dass ihn niemand dazu einlud. Mitten in diese harmonische Szene stürzte plötzlich Bauleiter Murksel, dessen Verschwinden in den letzten Stunden gar nicht sonderlich aufgefallen war, aufgeregt herein. Unter seinen kurzen Armen trug er die Batterien der Borg-Rennmäuse. Es hatte ihn einige Tüfteleien und etliche schmerzhafte Stromschläge gekostet, bis er es geschafft hatte, diese Batterien wieder aufzuladen. Nun brannte der Bauleiter natürlich darauf, mal allen so richtig zu zeigen, was für ein fähiger Kopf er doch war.

"He Leute", tönte es durch den Saal, "ratet mal, was euer geschickter Bauleiter in der Zeit, in der ihr faul gefeiert habt, wohl gemacht hat?"

"Geschickter Bauleiter? Wir haben einen geschickten Bauleiter? Wo kommt denn der plötzlich her? Haben wir womöglich neuen Bauleiter?" kam es aus der Gruppe der Hamster.

Bauleiter Murksel tat so, als hätte er diese Bemerkung überhört, versuchte jedoch mit gezielten Blicken herauszufinden, wer das gesagt hatte. Leider machten jedoch alle Hamster einen braven Gesichtsausdruck und die, die Murksel in Verdacht hatte, blickten ganz besonders brav und interessiert. Er wollte eine wütende, wegwerfende Handbewegung machen, besann sich aber, dass er in seinen Pfoten die Batterien trug. Mit einem leicht verkniffenen Lächeln ging er auf die Borg-Rennmäuse zu und sprach:

"Eure Head-Display-Sets funktionieren wieder. Nein, ihr braucht euch nicht zu bedanken, das habe ich gerne gemacht!"

"D-du meinst, unsere Borglampen?"

"Eure Borglampen, genau" flötete der Bauleiter. "Die funktionieren jetzt so was von gut - vollgepumpt mit Energie - da braucht ihr jetzt eine ganze Weile nicht mehr nachzutanken."

Mit gönnerhafter Mine verteilte Murksel nun die Batterien an die Borg-Rennmäuse, erntete immer wieder ein schüchternes "Dankeschön" und genoss die Aufmerksamkeit, die er ja sonst nur nach einer seiner Katastrophen erhielt. Nach und nach setzte eine Rennmaus nach der anderen die aufgeladene Batterie in das jeweilige Kopfgerät und tatsächlich: eine Lampe nach der anderen begann hell zu leuchten. Nach einer weiteren Minute standen alle Gäste nebeneinander und funkelten die Hamster an.

"Sag' mal, ist jetzt Weihnachten oder so?" spottete Goldi. "Den Jungs fehlt nur noch ein wenig Lametta..."

"Weihnachten ist irrelevant - Lametta ist irrelevant!"

Lt. Uhura kreischte vor Vergnügen, und auch die Hamster keckerten fröhlich über diese - wie sie glaubten - scherzhafte Bemerkung ihrer neuen Freunde. Der Bürgermeister, der in den letzten Minuten gegrübelt hatte, ob er nicht ein paar Worte sagen sollte, sah nun seine Chance gekommen. Er stellte sich auf seinen Sessel und rief: "Liebe Freunde und Rennmäuse, meine lieben Hamster! Wieder einmal hat es sich gezeigt, dass wir sozusagen allen Dingslagen gewaffelt, äh gewappnet sind..."

"Dingslagen ist irrelevant - wir sind die Borg - wir werden euch assimilieren!"

"Selbstverständlich, meine außerirdischen Dings, äh, Aliens, wir sind doch immer für einen Spaß zu haben..."

"Spaß ist irrelevant - ergebt euch!"

"Äh, Bürgermeister-Commander", warf jetzt Flecki ein, "kann es sein, dass da etwas schiefgelaufen ist? Die Borg-Rennmäuse gucken so komisch..."

In der Tat blickten die bisher so schüchternen Rennmäuse auf einmal recht böse um sich. Auch drückte ihre Körperhaltung nunmehr eine Entschlossenheit aus, die vorher bei ihnen nicht vorhanden war. Die ganze Situation begann, unangenehm und unheimlich zu werden. Nun war es wieder so, wie es am Anfang gewesen war: Auf der einen Seite der Brücke standen die bedrohlich wirkenden Borg-Rennmäuse und auf der anderen die verunsicherten Hamster. Der Bürgermeister-Commander hatte es schon längst aufgegeben, irgendwelche Reden zu halten. Er versteckte sich hinter den Blättern der ruinierten Topfpflanze und tat so, als sei er nicht zu Hause.

"Die sollen nicht rumtüteln, sonst sammel ich die Batterien wieder ein", knurrte der Bauleiter und näherte sich den Borg. "He, ihr Freaks, habt ihr ein Problem oder was?"

Nun richteten sich alle Lichtstrahlen der Borg-Rennmäuse auf den Bauleiter; und es war deutlich zu sehen, dass Murksel zu schwitzen begann. Die Lage schien ein wenig aus dem Ruder zu laufen, und der Bauleiter tat einen Schritt rückwärts.

"Ähm, Jungs, wir können drüber sprechen, ja?"

"Sprechen ist irrelevant - du wirst jetzt assimiliert!"

"Dodo", rief Goldi in diesem Moment, "sei so gut und hilf unseren Besuchern aus den Mänteln!"

Der große Hamster, der nicht so recht begriff, was sich denn nun wieder abspielte, tat, was ihm gesagt wurde und ging auf die Rennmäuse zu. Diesmal jedoch wichen diese nicht zurück, sondern blickten Dodo nur an. Dann folgten entsetzte Schreie, und Panik machte sich unter den Hamstern breit. Wie von einer Geisterhand wurde Dodo erfasst und auf die gegenüberliegende Seite der Brücke geschleudert. Die Borg-Rennmäuse hatten ihre telepathischen Kräfte eingesetzt! Lähmendes Entsetzten machte sich breit und die Hamster erkannten jetzt, über welch mächtigen mentalen Kräfte die vorher so schwachen Rennmäuse verfügten. Es war ausgeschlossen, sich zu wehren, und als ob die Borg ihre Gedanken errieten, so ertönte nun: "Widerstand ist zwecklos - ergebt euch!"

Während Bauleiter Murksel blass vor Schreck stehengeblieben war, ballte einzig und allein Goldi seine Fäuste und machte Anstalten, sich auf die Borg zu stürzen. Im letzten Moment jedoch hielt Flecki ihn fest und flüsterte ihm zu, dass es dass es klüger sei, nachzugeben. "Wenn die Klügeren immer nachgeben, geschieht nur das, was die Dummen wollen", knurrte Goldi, hielt sich jedoch zurück.

"W-was wü-wünscht ihr, w-was wir machen sollen?" erklang es leise hinter den Resten der Topfpflanze. Die Borg-Rennmäuse wandten sich dem Commander-Sessel zu und schienen einen Moment zu überlegen. Dann sprachen sie auf eine merkwürdige, fast singende Art und Weise, die den Hamstern einen kalten Schrecken in die Glieder fahren ließ:

"Widerstand ist zwecklos - wir übernehmen das Kommando - wir werden den Heimatplaneten der mächtigen Borg ansteuern - ihr seid unsere Gefangenen."

"Selbstverständlich, meine lieben Borg, wir dingsen, äh, fügen uns sozusagen", klang es feige hinter der Topfpflanze hervor.

"Beeindruckend, dieser Mut unseres Commanders", fauchte Flecki leise, und Goldi nickte.

Der Anführer der Borg blickte sich langsam um, betrachtete jeden einzelnen auf der Brücke, einschließlich Lt. Uhura und Fähnrich Chekov. Keiner wusste genau, welche Überraschungen diese kleinen Gangster noch auf Lager hatten, und so schien es tatsächlich für den Moment besser, erst einmal abzuwarten. Nachdem er alle Mitglieder der Enterprise genau betrachtet hatte, kamen die nächsten Instruktionen des Anführers.

"Widerstand ist zwecklos - wir sind die Borg - wir werden euch jetzt einsperren - ihr werdet das Gastgeschenk für die großen Borg sein."

Die Borg drehten sich hilfesuchend um, und weil sie sich auf dem Schiff natürlich nicht auskannten, wussten sie nicht so recht, wo sie die Hamster und die Menschen einsperren sollten. Flecki und Goldi erkannten sofort, was die Borg suchten und witterten ihre Chance. "Am besten ist natürlich unser Freizeitzimmer, das liegt ganz hinten im Schiff!"

"Freizeitzimmer?" lachte Uhura. "Schätzchen, bist du sicher? Das ist doch der Maschinen..."

"Natürlich wissen wir, dass es dort nicht aufgeräumt ist, weil die Bohnermaschine kaputt ist", unterbrach Flecki sie und zwinkerte ihr aufgeregt zu. "Aber dort ist das einzige freie Zimmer auf diesem Schiff!"

Lt. Uhura musste grinsen. Nicht schlecht, was diese kleinen Hamster sich ausgedacht hatten. Wenn sie erst mal im Maschinenraum wären, und die Borg das überhaupt nicht wussten, dann könnten sie eventuell etwas unternehmen.

"Bohnermaschine ist irrelevant - Widerstand ist zwecklos - ihr geht jetzt alle ins Freizeitzimmer oder ihr werdet assimiliert."

Nun war es soweit. In zwei Gruppen ging es nacheinander mit dem Lift einige Stockwerke tiefer. Als sich alle im Untergeschoss versammelt hatten, liefen sie weiter bis hin zum Maschinenraum. Dort angekommen, wurde die Sicherheitstür geöffnet und die Gefangenen traten ein. Nur wenige Schritte hinter ihnen folgten die Borg. Verwundert starrten sie auf die bläulich schimmernde Warpspule und blickten einander ratlos an.

"Blaues Licht ist irrelevant - was ist das?"

"Das, tja, das nennen wir Partylicht", rief Tati und die neben ihr stehende Hamster nickten eifrig mit den Köpfen. "Das bringt richtig Spaß, beim Tanzen und so."

"Tanzen und so ist irrelevant - ihr seid unsere Gefangenen - Widerstand ist zwecklos."

"Wir haben verstanden, mächtige Borg. Wir werden uns fügen."

Der Anführer der Borg sah Lt. Uhura, die diese Worte gesagt hatte, an und nickte ihr zu. Dann drehten er und seine Kollegen sich um und verließen den Maschinenraum. Die Tür wurde geräuschvoll geschlossen und ein mehrfaches Klackern war zu hören; offensichtlich wurde die Tür verriegelt. Sie waren gefangen, doch sie befanden sich im strategisch wichtigen Maschinenraum.

"Wollen wir jetzt mit den Streichhölzern weiterspielen?" ertönte nun Dodos Stimme.

Niemand antwortete, denn alle Blicke waren nun auf Lt. Uhura gerichtet. Das ständige Lächeln war urplötzlich aus ihrem Gesicht verschwunden, und sie wirkte auf einmal ernst und entschlossen. Auch Fähnrich Chekovs Grinsen war verschwunden und durch eine besorgte Mine ersetzt. Uhura und Chekov wechselten mehrere Blicke miteinander, der Fähnrich holte den Tricorder aus seiner Hosentasche, tippte ein paar Befehle ein und schüttelte den Kopf.

"Keine Anomalitäten feststellbar, keine Strahlungen, nichts."

"Merkwürdig, Chekov", entgegnete Lt. Uhura, "ich habe das Gefühl, als sei ich vorhin hier eingeschlafen, hätte geträumt, ich würde von winzigen Borg bedroht und wache nun wieder hier auf."

"Nun, verehrte Dame", tönte nun der Bürgermeister, "da darf ich Sie beruhigen, Sie haben nicht geträumt. Viel beunruhigender ist die Tatsache, dass unser veganischer Freund vom Beta-Geranien-System sich nun in der Hand von blutrünstigen Borg bedingst, äh, befindet. Das ist es, was unsere Hauptsorge sein sollte, sozusagen, wenn Sie verstehen, was ich meine."

"Ich verstehe nur eines, und das ist die komische Tatsache, dass Fähnrich Chekov und ich nur im Maschinenraum normal sind. Übrigens Flecki und Goldi, das war ein klasse Einfall von euch. Aber habt ihr eine Idee, was mit uns los ist? Jedes Mal, wenn wir im Maschineraum sind, können Fähnrich Chekov und ich wieder klar denken. Außerhalb des Maschinenraumes sind wir, wie soll ich sagen..."

"Recht lustig", warf Tuffi ein.

"Außerdem hattet ihr immer so feuchte Augen", ergänzte Teeblättchen.

"Feuchte Augen - tränende Augen? Wenn doch bloß Dr. McCoy hier wäre", seufzte Chekov. “Tränende Augen hat man nicht grundlos, und tränende Augen bekommt man nicht einfach bloß so. Vielleicht kann ich in den medizinischen Datenbänken etwas Näheres dazu finden.“

"Tränende Augen hat Trampel neulich auch gehabt", rief Tati.

"Ja, aber bloß, weil Goldi ihm ein Auto verkauft hat, hinter dem die Polizei her war", knurrte Flecki wütend.

"Nein, das meine ich nicht, das war, als er sein Essen auf dem Herd vergessen hatte, da haben seine Augen von dem Qualm ganz schön getränt. Richtig verheult sah er aus."

Lt. Uhura warf Chekov einen musternden Blick zu, und sofort waren alle Blicke auf den Fähnrich gerichtet. Tatsächlich, seine Augen wirkten ein wenig verquollen, so wie auch die von Uhura, wenn auch deren Augen nicht so geschwollen wirkten, denn schließlich hatte sie ja keinen Schnaps in sich geschüttet. Tränende, geschwollene Augen, das war alles, was sie als Hinweis besaßen. Es musste sich etwas in der Luft außerhalb des Maschinenraums befinden, soviel war sicher.

"Leute, wir müssen hier raus und denen mal zeigen, was Sache ist", meldete sich Bauleiter Murksel. "Am besten drehe ich ihnen mal den Saft ab, dann bleibt dieses Schiff stehen und dann, äh..."

"Und dann was?" fragte Lt. Uhura spöttisch. "Dann treiben wir im Weltraum, und diese durchgeknallten Borg-Ersatzteile wissen, dass das hier kein Freizeitzentrum, sondern der Maschinenraum ist. Nee, das ist eine blöde Idee. Aber sagen Sie mal, Fähnrich Chekov, hatten wir nicht einmal einen Einsatz, bei dem die Klingonen unser Raumschiff gekapert hatten? Da hat der Captain doch die Zugangsberechtigung für die Steuerkonsole in den Maschinenraum transferieren lassen..."

"Doch leider wissen wir die Zugangscodes nicht", gab Chekov zu bedenken, "das unterliegt strengster Geheimhaltung, die Codes wissen nur Captain Kirk und Erster Offizier Spock."

"Und was ist, wenn wir denen die Kabel durchschneiden?" wollte nun Bauleiter Murksel wissen, "Dann sind die doch fertig, oder?"

"Dann würde die Steuerung automatisch auf die Reservekonsole umschalten...", überlegte Chekov.

"Und wo ist diese Reservekonsole?"

Pavel Chekov sah Murksel mit großen Augen an und erwiderte verblüfft: "Na hier, im Maschinenraum."

"Na also, was brauchen wir also diese dämlichen geheimen Codes? Durchhacken die Kabel und fertig! Dann ist die Steuerkonsole nicht mehr auf der Brücke, sondern hier. Und dann, ja, dann, äh..."

"Dann sollten wir die Nachwuchs-Borg erst mal nichts merken lassen", schlug Lt. Uhura vor.

"Genau", rief Flecki, "die sollen ruhig denken, das alles in Ordnung ist."

"So ist es", jubelte der Bürgermeister, "wie ich schon immer gesagt zu haben meine, öhm, sollte man seine Opfer in Dings, äh, Sicherheit wiegen... hä, so wie bei der letzten Wahl in Hamsterhau..."

Erschrocken blickte sich der Bürgermeister um. Um ihn herum standen und saßen Hamster, deren Gesichter nicht sonderlich freundlich aussahen, sondern ihn mit grimmiger Mine anblickten.

"Hä, hä, meine lieben Hamster, das war sozusagen ein winziger Scherz am Rande, gewissermaßen sozusagen, äh, tja, ein dummer Scherz, meine lieben Hamster," versuchte er mit dümmlicher Mine zu witzeln, als der Bauleiter auf ihn zuging.

"Willst du sagen, du Clown, dass ich den Bauauftrag für den neuen Supermarkt nur gekriegt habe, damit ich deine dämliche Wiederwahl unterstütze? Musste ich deshalb wochenlang diese blöden Plakate mit deiner dämlichen Fresse auf meiner Baustelle aufstellen? Und wer durfte den Schrott danach wegräumen? Ich natürlich!"

Der Bauleiter schien das laute Räuspern von Tuffi und Trampel einfach zu überhören und wollte zu einer erneuten Schimpfkanonade ansetzen, als er sich von einer riesigen Hand gepackt und in die Luft gehoben fühlte. Im nächsten Moment befand er sich unmittelbar vor dem Gesicht von Lt. Uhura.

"So, mein kleines, aufgeregtes Dickerchen, wir machen jetzt mal eine Sendepause. Wenn wir das alles hinter uns haben, könnt ihr euch was auf die Hamsterbacken hauen, bis es raucht. Jetzt werden wir als erstes einen Weg finden, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen, klar?"

Bauleiter Murksel nickte stumm, während Flecki und Tuffi im Hintergrund vergnügt keckerten. In der Zwischenzeit war Fähnrich Chekov nicht untätig gewesen und hatte sich im Maschinenraum aufmerksam umgesehen. Dabei versuchte er auch sich zu erinnern, was er von Scottys Berichten noch wusste. Dabei kam ihm eine Idee.

"Lieutenant Uhura, wie wäre es mit den Jeffreys-Röhren? Durch dieses Tunnelsystem kann man doch fast jeden Ort auf dem Schiff erreichen."

"Eine ausgezeichnete Idee. Kommen wir nicht zufällig an den Energierelais vorbei?"

"Allerdings. Lieutenant - wir können den durchgeknallten Mäusen also auch den Strom abschalten. Dann können sie fürs Erste keinen großen Schaden mehr anrichten.“

“Gut, Fähnrich Chekov, Sie bleiben hier, falls etwas schiefgeht. Ich werde durch die Jeffreys-Röhren klettern und die Mini-Borgs von der Brücke jagen."

"Uhura?"

"Ja, Flecki?" Die Enterprise-Offizierin hatte sich gerade auf den Weg zur Jeffreys-Röhre gemacht und blieb stehen.

"Und was ist, wenn du wieder einen Lachanfall bekommst und vergisst, was du zu machen hast? Es ist besser, wir Hamster erledigen das."

Lt. Uhura und Chekov blickten einander verblüfft an. Das Hamstermädchen hatte Recht! Nach einer kurzen Diskussion beschlossen die beiden Offiziere, im Maschinenraum zu bleiben und die Operation von hier aus zu leiten. Es war notwendig, miteinander in Kontakt zu bleiben: Für diesen Zweck fand sich unter Scottys diversen Instrumenten ein kleines Funkgerät, das für diesen Zweck wie geschaffen schien. Auf die Frage, wer von den Hamster dieses Funkgerät übernehmen sollten, meldeten sich sofort der Bürgermeister-Commander, Bauleiter Murksel und Goldi. Lt. Uhura betrachtete die drei Hamster nachdenklich und schüttelte schließlich ihren Kopf.

"Das Bürgermeister-Puschelchen kann sich nur mit verwelktem Gemüse intelligent unterhalten, der Bauleiter tickt zu leicht aus und du, mein lieber Goldi, fummelst ein klein wenig zu viel an empfindlichen Sachen herum. Es ist besser, Flecki übernimmt die Kommunikation."

"Klar", brummte Goldi missmutig, "wenn sie etwas kann, dann das."

Dann war es soweit. Die Offiziere setzten die Hamster in den Eingang zur Jeffreys Röhre. Die Operation "Hamstersturm" - wie Goldi begeistert rief - hatte begonnen.

 

Auf und Davon (Kapitel 12) - Vorführungen