Kapitel 46

Holodeck

 

Vor einiger Zeit war der Captain zu seinem Chefingenieur gewandert. Der machte echte Facharbeit und verband sämtliche der winzigen Lichterketten miteinander. Kirk half ihm, und sie beschlossen, die nicht weniger winzigen Leuchtraketen dort abzuschießen, wo die Enterprise heute Abend spätestens zum Stehen kommen musste. Jetzt fingen sie an, langsam Richtung Steinkreis zurückzugehen. Auf dem Weg taten sie ihr Bestes, die dünnen Kabel so auf die Heidekrautbüschel zu legen, dass die Hamster sie gut befestigen konnten.

"Mal sehen, was die an Befestigungsmaterial haben", meinte Scotty. "Wenn es so ist, dass wir es mit den Fingern greifen können, gibt es keinen Grund, nicht dabei zu helfen."

"Jim! Jim! Hallo!"

Es war ein flüsterndes Rufen, das der Übersetzer noch gerade so aufnehmen konnte. Der Captain blickte sich suchend um, dann zeigte der Chefingenieur auf einen kleinen Baum. Auf dem unteren Ast hockten Hamstilidamst und Dabi und winkten ihnen aufgeregt zu. Na, was war nun schon wieder?

"Jim, wir haben vorhin im Kontrollraum gesessen."

"Hamstilidamst, ich bin sicher, das war sehr spannend", grinste der Captain.

"Je nun, es war zumindest sehr interessant – was wir durch einen Zufall mitgehört haben", sagte Dabi.

"Na, dann schieß mal los."

"Der große Boss hat sich mit dir unterhalten", fiepte Hamstilidamst.

"Jetzt, wo du es sagst, ja, das hat er."

"Es ist ernst", fauchte Dabi, und sofort zog Jim eine ernste Miene. "Er sagte dir", fuhr sie fort, "dass es die Aufgabe von BANTACH ist, fossile Spuren des ausgestorbenen Riesenhamsters zu suchen und anhand von verwertbaren Genmaterial festzustellen, warum wir so klein geworden sind."

"Stimmt, aber ich glaube nicht, dass ihr zuhören solltet."

"Das glaube ich auch nicht. Diese Aufgabe kennt nämlich bei BANTACH kein Hamster."

"Na, der große Boss scheint sie zu kennen."

"Und er scheint der einzige zu sein, der sie kennt." Jetzt endlich hörte der Captain etwas genauer hin. Er fragte, was die offizielle Version sei. "Oh, es stimmt schon, wir suchen alles, was mit fossilen Überresten von Hamstern zu tun hat, ganz egal, aus welcher Zeit, ganz egal, wie groß sie waren. Wir sollen nachweisen, dass in der Vorzeit Hamster weltweit verbreitet waren. – Sonst nichts."

"Entschuldige, aber das hat Bombo mir anders erzählt."

"Und ich frage mich, warum."

"Der hat was vor, das ist ein ganz linker Typ", fiepte Hamstilidamst.

Als hätte man sie gerade gerufen, kamen Spock und McCoy wieder daher, beide schwer beladen. Pille stellte sich schon den ganzen Weg über vor, wie Hamstilidamst augenblicklich über ihn herfallen würde. Er machte ein richtig verdattertes Gesicht, als Jim ihn mit einer Geste zu sich winkte, die er aus langjähriger Erfahrung kannte: Irgendetwas war nicht in Ordnung.

Es war sogar ganz bestimmt überhaupt nichts in Ordnung, denn er stellte zwei große Kartons mit Scones ab, ohne dass Hamstilidamst oder Dabi auch nur die Nasen in die Richtung reckten. Auch der Vulkanier vermerkte dies äußerst ungewöhnliche Desinteresse und ließ eine Augenbraue nach oben wandern.

"Pille, komm mal her", sagte der Captain. "Inwieweit kann man genetisches Material von Fossilien nutzen?"

"Feststellung der DNA natürlich, mit ein bisschen Glück kann man Zellen klonen…"

"Könnte man ein Fossil so wieder zum Leben erwecken?"

"Komm, Jim, du hast wohl einen schlechten Film gesehen!"

"Augenblick, Doktor", warf Lt. Spock ein. "Das hängt von dem Fossil ab. Man könnte keinen – Neandertaler aus einer fossilen Zelle produzieren, aber bei anderen Lebensformen ist das durchaus möglich."

"Sprechen wir von den Möglichkeiten unserer Zeit oder den Möglichkeiten dieser Zeit?" fragte der Captain.

"Unserer Zeit", erwiderte Dr. McCoy. "Ich habe keine Ahnung, was heute möglich ist oder nicht. Wieso fragst du überhaupt? Was ist hier los?"

Captain Kirk erzählte es ihm. Es war die feste Auffassung von Bombo, dass vor Millionen von Jahren der Riesenhamster das beherrschende Lebewesen auf der Erde gewesen war. Wenn er das nachweisen wollte, schön und gut, aber das konnte er auch mit Knochenfunden. Wenn er in diesen Knochen Genmaterial suchte, mit dem sich noch etwas anfangen ließ, war das eine völlig andere Geschichte.

"Als Gegenleistung für seine Hilfe bei unserem Aufbruch hat er mich gebeten, dass wir vom Schiff aus den Planeten nach Fossilien von Riesenhamstern absuchen. Er nimmt an, das ist für uns eine Kleinigkeit."

"Ist es ja auch", sagte Lt. Scott achselzuckend. "Das erledigen wir in zehn Minuten, aber…"

"Aber", nickte Dabi. "Das kommt mir überhaupt nicht geheuer vor."

"Mir kommt das überhaupt ganz ungeheuer vor", stimmte Hamstilidamst ihr zu.

"Überlegen Sie mal", wandte sich der Captain an seinen Ersten Offizier. "BANTACH hat überall auf der Erde Außenstellen. Wenn wir ihnen sagen können, wo überall Überreste des Riesenhamsters zu finden sind, kann praktisch immer jemand schnell dorthin gelangen. – Dabi, seit wann besteht die Organisation?"

"Seit drei Jahren. Und Bombo hat sie gegründet."

"Ich wusste es", murmelte der Captain. "Mafia."

"Jim, der Riesenhamster hat nie die Weltherrschaft gehabt", sagte Spock verwundert.

"Also, wenn dieser Hamster das vorhat, was ich glaube…", sagte McCoy und sortierte seine Gedanken. "Möglich ist es nicht, wohlgemerkt, aber… Er will also wissen, wieso die Hamster so klein geworden sind, wie sie sind, und das will er mit dem fossilen Genmaterial rausfinden. Richtig?"

"Richtig", nickte Kirk.

"Genetische Kodierungsumkehr."

"Und was soll das sein?"

"Du entschlüsselst, wie du mutiert bist, bis du nur noch Hamstergröße hattest. Wenn du das rausgekriegt hast, kannst du die Mutation umkehren, damit du wieder deine Größe kriegst – oder noch viel größer wirst, als du jetzt bist."

"E-elefantengroße Hamster?!" kiekste Hamstilidamst.

"Jeder eurer Nagezähne 30 Zentimeter lang", nickte er Doktor. "Ich sage, das ist nicht durchführbar, aber allein der Plan, schon die Idee…"

"Damit ich das klar kriege", sagte der Captain ernst. "Es ist wirklich nicht durchführbar?"

"Nein. Es gibt die theoretische Überlegung, es gab und gibt auch gewissenlose Wissenschaftler, die damit Versuche gemacht haben, aber sie sind gescheitert."

"Und wenn der große Boss einen Trick auf Lager hat?" fragte Hamstilidamst ängstlich.

"Gib mir mal das Sprechgerät, Jim", sagte McCoy. "Da weiß ich was." Er rief die Enterprise und wollte Fähnrich Chekov sprechen. Zu dem sagte er: "Chekov, mein Junge, hören Sie mir mal ganz genau zu. Ich will, dass Sie etwas für mich ausarbeiten."

Danach redete er lange und eindringlich. Als er anfing zu sprechen, war noch Hamsterunterhaltung im Hintergrund zu hören, aber es wurde dort sehr schnell still. Als schließlich Fähnrich Chekov bestätigte, dass er alles verstanden hatte, war im Hintergrund ein Wort zu hören: "Holodeck!"

Die Befestigungsdrähte, welche es in der Außenstelle gab, waren zu winzig für die großen Menschenfinger. Daher übernahmen die Offiziere eine Arbeit, die für die Hamster ein echter Kraftakt gewesen wäre. Sie bohrten dünne Rohre in den Boden und steckten die Leuchtraketen hinein. Anschließend kümmerten sie sich um die Helikopter. Lt. Spock hatte zwei Halogenlampen für Fahrräder gekauft. Der Chefingenieur und er befestigten beide an den Rotornaben. Die Rotorhalterung würde wie ein starker Dynamo funktionieren, und das Ganze versprach ziemlich helles Licht am nächtlichen Himmel.

Es war eine fisselige Arbeit, und sie sprachen nicht viel. Der Captain musste zugeben, dass er ziemlich schockiert war. Bombo der große Boss als Weltbeherrscher! Etwas Anderes hatte der nie im Sinn gehabt. Und jetzt meinte er, seine Pläne mit Hilfe der Enterprise verwirklichen zu können. Nun kam er auch tatsächlich noch an und sah ihnen bei der Arbeit zu. Sie mussten alle so tun, als hätten sie keine Ahnung von seinen finsteren Plänen.

"Ich glaube, wir können einen Versuch starten", sagte Lt. Scott.

"Welcher Art?" fragte der große Boss.

"Mal sehen, ob es funktioniert. So was müssen wir in unserer Zeit nämlich nicht machen."

"Heißt das, Sie haben dies gerade erfunden?"

"Ay, das kann man so sagen", nickte Scotty.

Bombo stieß einen schrillen Pfiff aus, und zwei seiner Bodyguards kamen angerannt. Er schickte sie los, damit sie die Heli-Piloten holten. Die Hubschrauber brauchten nicht aufzusteigen. Es genügte schon, die Rotoren in Bewegung zu setzen. Und die Zweibeiner mussten auch nicht mehr tun als aufzustehen, um sehen zu können, ob die Lampen Licht gaben.

"Sieht prima aus", sagte der Captain. "Gute Arbeit, Lieutenant Scott."

"Es ist 15.30 Uhr Ortszeit", verkündete der Erste Offizier.

"So spät schon?" fragte Kirk zurück. "Dann rufe ich mal das Schiff."

"Augenblick, Captain", unterbrach Bombo. "Sie vergessen doch unsere Abmachung nicht?"

"Was das angeht", sagte der Captain, setzte sich wieder ins Heidekraut und beugte sich zu dem Hamster nieder. "Ich würde gern Dr. McCoy einweihen, großer Boss. Er ist einer der führenden Ärzte der Sternenflotte, und Genetik ist sein Spezialgebiet."

Das stimmte nicht ganz, denn wenn Pille auch einer der besten Ärzte war, so hatte er doch keine besonderen Kenntnisse über Genforschung, zumindest nicht für die Begriffe seiner Gegenwart. Aber der Captain musste das jetzt ein bisschen hochspielen.

"Sind bei Ihnen Untersuchungen gemacht worden, wie wir sie im Sinn haben?" fragte der große Boss.

"Das kann nur McCoy beantworten."

"Dann rede ich mit ihm."

Der Captain wandte sich um und winkte Pille heran. Zu den anderen beiden hin machte er eine wichtig wedelnde Handbewegung, dass sie verschwinden sollten. Dr. McCoy setzte sich grinsend neben Kirk ins Kraut, und Kirk erzählte, was heute Morgen Bombo ihm erzählt hatte. Der große Boss beobachtete den Arzt scharf und sah genau, dass McCoy sein Grinsen verlor und immer verlegener in der Gegend herumglotzte.

"Hörst du mir eigentlich zu?!" fragte der Captain scharf.

"Äh – ja, ja sicher. Natürlich höre ich zu."

"Warum stottern Sie so rum?" fragte Bombo misstrauisch, und Jim nickte.

"Das möchte ich aber auch gern wissen."

"Also… Nun pass mal auf, Jim… Was der große Boss da sagt… Na ja, offenbar mag die Natur das nicht."

"Was reden Sie da für einen Stuss?!" fuhr Bombo ihn an. "Was soll die Natur nicht mögen?!"

"Es… Also, es tut mir schrecklich leid, Bombo, aber der Riesenhamster… Er war nicht sehr – schlau!"

"Schlau genug, überall auf der Erde verbreitet zu sein", fauchte der große Boss.

"Ach, na ja, vermehren kann sich alles", rutschte es dem Doktor heraus – oder zumindest klang es als würde ihm der Satz nur so herausrutschen.

"Hm!" nickte der Hamster, denn das musste er zugeben, selbst die allerdümmsten Viecher wie Rennmäuse konnten sich gewaltig vermehren. "Aber das ist keine Antwort auf meine Frage."

"Also… Es ist so…" Pille beugte sich vertraulich vor. "Manchmal wächst ein Körper, aber das… Na ja, das Gehirn wächst nicht mit."

"Und das war beim Riesenhamster so?!" rief Kirk höchst erstaunt aus, dann kniff er die Augen zusammen. "Und du kannst mir bestimmt erklären, warum du das weißt."

"Äh", sagte Pille verlegen und guckte wieder in der Gegend herum.

"Dr. McCoy!" fuhr der Captain ihn dienstlich an. "Ich will eine Erklärung."

"Ay, Sir! – Es ist so, jede Art, ganz egal, welche, die ein Hirn im Schädel hat…"

"Weiter!" knurrte Bombo, als der Doktor sich kunstvoll unterbrach.

"Bei den fossilen Funden… Es ist so, es gibt keine Art, bei der es nicht zahllose Schädelfunde gibt, wo man auf der Innenseite des Schädels Abdrücke der Hirnrinde findet."

"Ja, wohl kaum auf der Außenseite", gab Kirk bissig zurück.

"Ay, Sir! – Der Riesenhamster… Er ist eine Ausnahme", stieß Pille hervor. "Nirgends Abdrücke der Hirnrinde, nie, kein einziger Fall. Wir haben den Rückenmarksansatz zum Stamm- und Kleinhirn nachgewiesen, aber falls es ein Großhirn gegeben hat… Es muss extrem… Es muss verkümmert sein in der Entwicklung des Wachstums zum Riesenhamster."

"Das glaube ich Ihnen nicht!" schrie der große Boss.

Dr. McCoy sprang auf und lief erregt auf und ab. Interessiert und mit besorgter Miene beobachtete der Captain ihn. Nur einmal schielte er zur Seite, um zu sehen, ob Bombo die Show glaubte. Der Blick des großen Bosses verfolgte jeden Schritt des Doktors. Der fing plötzlich an, mit den Händen in der Luft herumzufuchteln, dann fiel er vor dem Hamster auf die Knie.

"Es tut mir so leid", ächzte er. "Nie hätte ich geglaubt, dass mir das Ergebnis einer Forschung so wehtun könnte. Als wir unser Schiff verließen, hätte ich es noch nicht geglaubt. Aber jetzt, nachdem ich all die vielen intelligenten Hamster kennen gelernt habe… Mein großer Erfolg ist zu Asche geworden!"

Captain Kirk erhob sich langsam und spannte einige Muskeln an, damit er einen wutroten Kopf bekam. Dann sagte er mit leiser, gefährlicher Stimme:

"Damit ich Sie richtig verstehe, Dr. McCoy: Haben Sie die genetischen Versuche durchgeführt, die uns sämtliche Gesetze strikt verbieten? Ich suspendiere…"

"HALT!" brüllte Bombo. "Ehe hier jemand suspendiert wird: Was waren das für genetische Versuche, Doktor?"

"Ich habe mich dasselbe gefragt, Bombo, ganz genau dasselbe! Warum haben sich einige Arten im Laufe von Jahrmillionen vergrößert und wieder verkleinert? Es muss Gründe geben – es gibt Gründe. Die Natur will die beste Größe und die beste Form für alles mit genau der Intelligenz, die alles braucht, um zu überleben. Es spielt keine Rolle, ob es Stärke ist oder List oder Schnelligkeit oder Geschick oder…"

"Ich habe verstanden, hören Sie mit der Liste da auf. Was waren das für Versuche?"

"Wir hatten diese Hamster an Bord unseres Schiffes bekommen…"

"Nein!" schrie der Captain gepeinigt auf. "Nein, du hast dich an einem von Hamstilidamsts Freunden vergriffen?! So wie du dich an den Grunzfröschen von Centauri vergriffen hast? So wie du Versuche mit den actarianischen Riesenstelzspinnen gemacht hast? So wie…"

"Das heißt", unterbrach Bombo ärgerlich, "dieser Arzt hat große Erfahrungen mit genetischen Versuchen und hat versucht, einen Hamster zu einem Riesenhamster mutieren zu lassen. Haben Sie Beweise, Doktor?"

Mittlerweile hatten die Mitarbeiter der Außenstelle Clebrig ihre Arbeit beendet. So wie der große Boss es befohlen hatte, mussten sie zurück zu ihrer Außenstelle einen kleinen Umweg machen, um nicht in die Nähe von Bombo und den Offizieren zu kommen. Die Bodyguards gehörten nicht gerade zum Intelligentesten, was es in der Hamsterwelt gab, aber sie taten genau das, was der große Boss verlangte, und dafür hatten sie auch ein ziemlich gutes Leben.

Jedenfalls hatten sie nicht gemerkt, dass zwei Hamster gar nicht mitgearbeitet hatten, und sie merkten auch nicht, dass diese beiden Hamster versteckt zwischen den Zweigen eines Busches saßen und sich genau anhören konnten, was Kirk und McCoy da für eine Show abzogen. Sie waren sehr leise. Jim hatte ihnen gesagt, dass er die ganze Sache so spielen würde, wie es sich ergab, und darum mussten sie genau zuhören und aufpassen.

So, jetzt wollte der große Boss einen Beweis, und damit hatten Jim und Pille ganz fest gerechnet. Den Beweis würden sie nämlich liefern, und den konnten sie nur liefern, weil dieses komische Beamen kaputt war. Das hatten die beiden sich richtig gut ausgedacht, fand Hamstilidamst, und Dabi hatte vor der Idee sehr großen Respekt.

"Natürlich, aber…", erwiderte Pille auf Bombos Frage.

"Aber was?" fauchte der.

"Das ist doch auf dem Schiff!"

"Das wirst du büßen!" schrie der Captain. "Wie kannst du auf meinem Schiff, auf meiner Enterprise solche Versuche durchführen? Womöglich hast du Gene von fossilen Riesenhamstern verwendet…"

"Äh, natürlich", gab Pille erstaunt zurück. "Sonst hätte ich Jahre gebraucht. – Chapel…"

"Wer?" fragte Bombo dazwischen.

"Dr. Chapel, meine Kollegin an Bord. Ich habe ihr den Auftrag gegeben, die Versuche weiterzuführen. Ich weiß nicht, was dabei herausgekommen ist, und…"

"Ich kann dir eines sagen, was dabei herauskommt", fauchte Kirk. "Es waren die letzten Versuche deines Lebens."

Langsam merkte der große Boss, dass es wirklich schlau von ihm gewesen war, diesem ehrbaren Commander nicht zu erzählen, was eigentlich sein ganz großer Plan gewesen war. Es nervte wirklich, wie der sich aufregte und den Doktor zur Schnecke machte, der all die Forschungen schon angestellt hatte, die Bombo von seinen Wissenschaftlern erst noch durchführen lassen wollte. Nun sagte er sachlich:

"Captain Kirk, Sie können mit Dr. McCoy machen, wozu Sie verpflichtet sind, das ist Ihre Angelegenheit. Aber um zu erfahren, warum der Riesenhamster sich zurückentwickelt hat, würden mich diese Versuche durchaus interessieren."

"Ach ja?" erwiderte der Captain gereizt. "Genau genommen, würde mich auch durchaus interessieren, was du da eigentlich gemacht hast, Leonard. Unglaublich, wirklich unglaublich!"

Er sah, dass Lt. Scott, der mit Spock außer Hörweite stand, ihm zuwinkte. Also nickte er dem großen Boss knapp zu und ging zu seinem Chefingenieur hinüber. Er änderte seinen verärgerten Gesichtsausdruck nicht, sagte jedoch sehr leise:

"Er schluckt es, Leute. Wie sieht es oben aus?"

"Die Enterprise ist da", erwiderte Scotty ebenso leise. "Steht über dem magnetischen Pol."

"Mit lebhafter Hilfe sämtlicher Hamster sind alle Vorbereitungen getroffen worden", fügte der Vulkanier hinzu, und wer ihn gut genug kannte, der wusste, dass er beinahe grinste.

"In Ordnung. Scotty, Sie sind jetzt empört", sagte der Captain. "Spock, Sie sind vulkanisch entrüstet."

"Vulkanier sind nicht entrüstet", protestierte der.

"Sie sind jetzt entrüstet!"

"Ay, Sir."

Von weitem sah es so aus als erkläre der Captain den beiden anderen Offizieren, was Dr. McCoy verbrochen hatte, denn Lt. Scott fing an zu wettern. Eigentlich konnte er sehr gut herumwettern, aber so richtig fiel ihm jetzt nichts ein. Also kramte er seine Gälischkenntnisse aus und schimpfte in einer Sprache weiter, die der große Boss nicht verstand.

Spock dagegen setzte seine allereisigste Miene auf, kam mit langen Schritten heran und baute sich vor Dr. McCoy auf.

"Nach den Vorfällen, die es in der Vergangenheit schon gegeben hat, war von Ihnen offenbar nichts Anderes zu erwarten, Dr. McCoy", sagte er schneidend. "Ich sage Ihnen, dass ich Sie verachte und nie wieder meine Plumex-Suppe mit Ihnen teilen werde."

Dem Doktor stand der Mund offen, er sah richtig schockiert aus. In Wirklichkeit hatte er einmal von dieser feuerscharfen vulkanischen Brühe eine Löffelspitze voll probiert und nur den aufrichtigen Wunsch gehabt, es nie wieder tun zu müssen. Die Art von Verachtung, die ihm der Vulkanier da anbot, war zuviel für seine Selbstbeherrschung. Aber es gelang ihm, den schockierten Ausdruck beizubehalten, sich umzudrehen und die Hände vors Gesicht zu schlagen. So konnte keiner sehen, dass er sich vor lautlosem Lachen schüttelte.

In nicht allzu großer Entfernung lagen sich Hamstilidamst und Dabi in den Armen und schüttelten sich ebenfalls vor Lachen. Es war ein Jammer, dass auch sie es nicht laut tun durften.

"Das scheint tatsächlich eine Bestrafung zu sein", sagte der große Boss, der nur McCoys zuckende Schultern sah.

"Allerdings", erwiderte der Erste Offizier. "Die größte Köstlichkeit der Galaxie, und er ist süchtig danach."

"Wir glauben, dass es eine Möglichkeit gibt", sagte der Captain, der sich inzwischen mit Lt. Scott genähert hatte.

Das war für Pille eine willkommene Unterbrechung, denn Bombo konzentrierte sich nun völlig auf diese beiden, und er konnte sich langsam wieder einkriegen.

"Welche Möglichkeit?"

"Dabi deutete vorhin an, dass es in der Außenstelle einen Kontrollraum mit Monitoren gibt."

"Das ist richtig, die Außenstelle ist voll vernetzt."

"Dann könnten wir eine Bildschaltung zu unserem Raumschiff herstellen", schlug Lt. Scott vor.

"Sie wollen sich in die Erdsatelliten einschalten."

"Nein, nein, so etwas würde man bemerken, und das Schiff darf nicht bemerkt werden", sagte der Chefingenieur. "Glauben Sie mir einfach, dass wir entsprechende Frequenzschaltungen vornehmen können."

"Die Frequenzen müssen jedoch zunächst angepasst werden", sagte Lt. Spock.

"Das macht einer der Techniker", erwiderte Bombo, und der Vulkanier zog eine Augenbraue hoch.

"Und der soll dann allen alles erzählen, was er da sieht?"

"Nein!" stöhnte Dr. McCoy, der noch rote Augen von den Lachtränen hatte. "O nein, das darf man keinem antun. Alle würden den Glauben an sich selbst verlieren."

"Wir kennen Dabi als äußerst verschwiegen, und wir wissen, dass Hamstilidamst einige sehr interessante technische Fähigkeiten hat", schlug Captain Kirk vor und dachte an McBastles explodierte Versuchsanlage. "Wir können es ja nicht machen."

"Senorita Dabi ist der BANTACH treu ergeben", nickte Bombo. "Und Senor Hamstilidamst wird mit Ihnen reisen. Einverstanden. Erklären Sie den beiden, was zu tun ist. Vermutlich sind sie in der Außenstelle."

"Vermutlich sind sie eher in unserem Rucksack", gab Scotty trocken zurück.

Das war für Hamstilidamst und Dabi das Stichwort, aus ihrem Versteck zu verschwinden und sich im Schutz des Heidekrautes Richtung Rucksack aufzumachen. Und wenn sie schon mal im Rucksack waren, konnten sie sich ja auch gleich noch ein paar Kekse holen. Mo-ment! Hatte Pille vorhin nicht haufenweise Scones mitgebracht?!

Es war einige Zeit vergangen, und aus einem der Zugänge zur Außenstelle schlängelte sich jetzt ein Kabel. Mit seinen Kollegen saß Lt. Spock mitten im Steinkreis und schloss das Kabel an den Tricorder an. Auf der anderen Seite des Tricorders dockte er das Sprechgerät an. Auf diese Weise bekamen sie eine Bildschaltung zur Enterprise, welche in den Kontrollraum der Außenstelle weitergeleitet wurde.

Im Kontrollraum stöpselte Hamstilidamst das Kabel ein und fand, dass er viel besser war als Bauleiter Murksel bei solchen Sachen. Dabi half ihm und stellte dabei heimlich eine Verbindung in das Büro des Außenstellenleiters her. Dort schlug sich nicht nur Willy gerade den Bauch voll, sondern auch Präsident Veitli. Vom Kontrollraum aus konnte jeder Monitor zugeschaltet werden, und sehr bald schon würden die beiden zu sehen bekommen, wie die Pläne des großen Bosses wirklich aussahen. Dabi war nicht sicher, wie sie nach so kurzer Zeit den neuen Präsidenten einschätzen konnte. Irgendwie hatte sie aber das Gefühl, dass er von Bombos Plänen nicht gerade begeistert sein würde.

"Okay", sagte der Captain eine Etage höher leise. "Ich hoffe, auf der Enterprise sind alle geimpft."

"Das hoffe ich auch", nickte der Vulkanier. "Wenn ich zuschalte, ist es eine Verbindung ohne Zwischenschaltung."

"Lässt sich mit dem bisschen Kabel nicht anders machen", sagte Lt. Scott bedauernd.

"Na gut", erwiderte Kirk. "Ich baue darauf, dass da oben alle richtig reagieren. – Können wir?"

Der Vulkanier nickte und reichte dem Captain das technische Wunderwerk, das er zusammengebastelt hatte. Kirk sah sich noch einmal im Kreis seiner Offiziere um, dann holte er tief Luft und drückte auf den Sprechknopf.

"Kirk an Enterprise."

"Enterprise, Lieutenant Uhura. Captain, wir haben…"

"Uhura, schalten Sie den Hauptschirm zu, wir haben eine Sichtverbindung – gebastelt."

Auf der anderen Seite schwieg es fünf Sekunden lang. Dann schaltete sich das Display des Tricorders ein. Es gab einen wilden Liniensalat, und langsam tauchte das Gesicht der Funkoffizierin auf. Kirk hätte nicht gedacht, dass er sich je in seinem Leben so über den Anblick freuen würde, und nun durfte er die Freude noch nicht einmal zeigen.

Grinsen hätte er schon können, denn im Kontrollraum war auf den Monitoren nur das Gesicht der dunkelhäutigen Frau zu sehen. Auch im Büro vom Außenstellenleiter Willy zeigte sich dies Gesicht, nachdem sich dort der Monitor eingeschaltet hatte.

"Was soll das denn?" fragte Willy, und Veitli runzelte die Stirn.

"’s ischt sehr merkchwürdig, oder?" fragte er.

Seine Stirn blieb gerunzelt, während er hörte, was Captain Kirk der Funkoffizierin zu sagen hatte. Er erklärte, was vorgefallen war, welches Verbrechen Dr. McCoy begangen hatte. Alle konnten sehen, wie Uhuras Augen sich vor Schreck immer mehr weiteten. Plötzlich wandte sie den Kopf und sagte:

"Pavel, wie heißt der Hamster, den unsere kleinen Freunde schon während der ganzen Reise auf dem gesamten Schiff suchen?"

"Dodo", kam eine Stimme aus dem Hintergrund. "Soll das heißen…"

"O mein Gott!" stöhnte Lt. Uhura auf. "Wie sollen wir das den Hamstern nur beibringen?"

"Das ist ein anderes Problem", erwiderte Captain Kirk. "Hier ist jemand, der sich mit gewissen Fragen zum Hamsterwachstum beschäftigt. Die Ethik verbietet es uns, McCoys Experiment zu vernichten. Was damit zu geschehen hat, müssen wir klären, wenn wir wieder auf dem Schiff sein."

"Oh, das ist furchtbar!" jammerte Uhura und wischte sich über die Augen.

"Da haben Sie allerdings vollkommen Recht. Trotzdem möchten wir Bombo dem großen Boss das Ergebnis dieser widerwärtigen Forschung zeigen."

"Dem großen Boss", wiederholte Uhura mit ausdrucksloser Stimme.

"Der Leiter der Organisation BANTACH, das erzählen wir Ihnen alles später", sagte Kirk ungeduldig. "Machen Sie mir eine Schaltung ins Versuchslabor."

"Wir haben hier Schwierigkeiten mit den Schaltungen, und ich glaube… O nein, Chekov macht mir gerade ein Zeichen. Ich schalte zu Dr. Chapel um."

Im Holodeck der Enterprise waren natürlich sämtliche Besatzungsmitglieder eingescannt, so dass es nicht schwierig gewesen war, Stationsschwester Christine Chapel zu programmieren. Während der merkwürdigen Erlebnisse, die die Hamster auf dem Holodeck gehabt hatten, waren auch sie alle eingescannt worden. Am schwierigsten war es noch gewesen, ein Versuchslabor zu programmieren, wie sich ein Hamsterboss vielleicht ein Versuchslabor vorstellte. Die Hamster auf der Enterprise waren dabei mit ihren Ratschlägen eine unschätzbare Hilfe gewesen.

Jedenfalls erschien jetzt lebensecht das Gesicht von Christine Chapel auf sämtlichen Monitoren. Der einzige Unterschied zur echten Christine war, dass man dieser einen unangenehm fanatischen Blick gegeben hatte. Sie saß an einem Schreibtisch, hinter ihr standen Käfige mit Rennmäusen, die viel Lärm machten.

"Dr. Chapel?" sagte der Captain, der nicht wusste, wie sie programmiert war und wie man sich mit ihr unterhalten konnte.

"Captain, schön, Sie zu sehen", erwiderte sie jedoch, was der richtigen Chapel durchaus ähnlich war.

"Ja, schön, wieder Kontakt zu haben. – Dr. McCoy hat vor unserem Aufbruch einige Experimente durchgeführt und Sie aufgefordert, diese Experimente fortzusetzen."

"O ja, grandiose Erfolge, was die Umsetzung angeht. Ansonsten…"

"Ansonsten?" hörte man im Kontrollraum die Stimme des Captains scharf fragen.

Bombo lehnte sich vor und starrte auf den Monitor.

"Nun ja, eher nichtssagend und enttäuschend. Vermutlich war es kein sehr intelligentes Exemplar. Aber der Unterschied zu den Hamstern, die wir als Gäste an Bord haben, ist enorm groß."

Nun erklärte der Captain auch ihr, welches Interesse Bombo an diesem Experiment hatte. Während in Chapels Augen das fanatische Leuchten in den Augen stärker wurde, bildete sich in Willys Büro auf der Stirn von Veitli eine steile Falte. An der Sache gefiel ihm etwas nicht, er wusste nur noch nicht, was das war.

"Sie soll mir endlich den Riesenhamster zeigen", fauchte Bombo, und auch der Captain sagte draußen:

"Zeigen Sie uns das Ergebnis des Experiments, Dr. Chapel."

"Aber natürlich, sofort, Captain. Auf dem Gebiet der Mutationsgenetik genial", erwiderte sie, stand mit übertriebenem Hüftschwung auf und wanderte auf den Nebenraum zu.

Als sie dort eintrat, schien die Kamera zu wechseln. Mit breitem Lächeln und einer großen Handbewegung wies Chapel auf das, was sich in jenem Raum befand. Hamstilidamst fing an zu husten, dann verschluckte er sich an seinem Husten und machte solch einen Radau, dass Bombo ihn aus dem Kontrollraum rausschmiss.

Dabi warf ihm einen nervösen Blick nach. Das war so abgesprochen, und es war auch abgesprochen, dass sie jetzt allein in der Höhle des Löwen blieb. Wohl fühlte sie sich dabei nicht, aber sie holte tief Luft und sagte in bewunderndem Ton:

"Das ist das Unglaublichste, was ich je sehen durfte."

Dabei ließ sie ihre Augen leuchten, und als Bombo sich rasch zu ihr umwandte, sah sie sehr überzeugend aus.

In dem Laborraum, umgeben von Getreidehügeln, saß ein Hamster von ungefähr einem Meter Höhe. Als Vorlage für diese Programmierung war Dodo genommen worden, der größte und stärkste Hamster. Bei dem Anblick konnte es nicht einmal der Vulkanier verhindern, dass seine beiden Augenbrauen nach oben wanderten. In der kurzen Zeit hatten sie da oben wirklich etwas zustande gebracht.

Da saß er also, der Riesen-Dodo, glotzte Christine blöde an und hob langsam eine große Pfote voll Getreide zum Maul. Chapel ging zu ihm, knuddelte ihn, zupfte ihn an den Ohren und sagte:

"Dies ist Dodo, Captain, mutiert zum Riesenhamster unter Einsatz des Genmaterial fossiler Vorlagen. Er ist sehr freundlich. Komm, komm, Dodo, du brauchst etwas Bewegung. Geh schön in dein Laufrad. Geh schon."

Der Riesenhamster wandte langsam den Kopf, schien nach einer Weile zu begreifen, dass die Stimme von oben kam und hob den Kopf.

"Tragen Sie den Universalübersetzer?" fragte der Captain und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, weil die Antwort auf so eine Frage vielleicht nicht im Programm war – aber da hatte er Goldi unterschätzt, denn der hatte daran gedacht.

"Aber ja, Captain, wir verstehen einander gut. Nicht, Dodo?"

"Hä", sagte Dodo.

Inzwischen war Hamstilidamst bei den Offizieren angekommen, sah sich das Bild auf dem Display an, und ihm wurde etwas schlecht. Wenn er daran dachte, dass es so etwas in echt geben könnte…

Chapel zerrte den Riesenhamster jetzt hinter sich her zu einem gewaltigen Laufrad und schubste ihn hinein. Dodo saß da und glotzte sie an. Nach einer ganzen Weile beschloss er, wieder zum Getreide zurückzugehen. Als das programmiert worden war, hatte Flecki ziemlich bissig zu Goldi gesagt: "Dann pass mal auf, dass du nicht auch so endest, du Fresssack." Chapel dagegen sagte:

"O nein, mein Freund. Bewegung!"

Sie drückte auf einen Knopf, das Laufrad fing an, sich zu drehen, und Riesen-Dodo wurde darin herumgeschleudert.

"Er ist ein Idiot!" stöhnte Bombo im Kontrollraum. "Aber sie hat gesagt, er war vielleicht sowieso nicht sehr intelligent. Was wissen Sie dazu?" wandte er sich an Dabi, aber die breitete die Pfoten aus.

"Ich kann mich nicht besonders an Dodo erinnern, großer Boss. – Es ist wirklich ein Mitleid erregender Anblick, was diese Zweibeinerin da mit einem Riesenhamster tut."

"Das ist es, das ist es, das haben Sie völlig Recht, meine liebe Senorita. So sollte eine weltbeherrschende Rasse nicht behandelt werden. Es gibt nur eine Möglichkeit!"

Im Büro des Außenstellenleiters saß Präsident Veitli sehr aufrecht. Mit der Bildschaltung hatte er auch eine Tonschaltung aus dem Kontrollraum bekommen. Ihm dämmerte, dass er diese Schaltung nur Dabi zu verdanken haben konnte. Auch er hatte die wahren Pläne des großen Bosses nicht gekannt, aber Dabi gab ihm die Möglichkeit, sie kennenzulernen. Veitli fing gewaltig an nachzudenken.

Inzwischen hielt Christine Chapel eine Rede, bei der Dr. McCoy inständig hoffte, dass Bombo von dem Thema wirklich nichts verstand. Was Lt. Uhura und Chekov da an Scan-Bildern eines Riesenhamster-Gehirns zusammengeschustert hatten, hätte ihn die Wände hochgehen lassen, wenn Wände da gewesen wären. Laut Chapel war das Hirn eines Hamsters unfähig, sich der Größe des Kopfes anzupassen. Es behielt einfach immer die Größe, die es in einem Bombo- oder Dabi- oder Goldi-Kopf hatte.

Das hatte zwar auch McCoy dem großen Boss schon erklärt und das Prinzip hatte er so an Chekov weitergegeben, aber Chekov war nun wirklich kein Arzt. Es hatte bei all den komplizierten Holo-Programmierungen einfach die Zeit gefehlt, Vergleichsdaten aus der medizinischen Sektion zu Rate zu ziehen.

"Leonard hatte mich beauftragt, die Forschungen fortzusetzen", strahlte Chapel. "Das habe ich während unserer Reise getan."

"Und wie ist das Ergebnis?" fragte der Captain.

"Es ist einfach überwältigend. Das Ergebnis ist vollkommen nutzlos, aber dies ist ja Forschung um der Forschung willen."

"Darüber sprechen wir, wenn ich wieder auf der Enterprise bin", sagte Kirk grimmig. "Zeigen Sie uns das Ergebnis."

"Gern, Captain. Ich schalte in die Lagerhalle."

"Sie schalten – wohin?"

Auf einen solch unsachlichen Ausruf zu antworten, war das Hologramm nicht programmiert. Dr. Chapel drückte auf einen Knopf, und ein neues Bild erschien. Im Kontrollraum rutschte Dabi hastig vom Stuhl, rannte zum Nahrungsautomaten und machte sich dort zu schaffen, bis sie ihr aufsteigendes Gelächter unter Kontrolle hatte.

Im Steinkreis dagegen raste Hamstilidamst los, bis er dachte, dass ihn keiner mehr hören konnte. Dann grölte er vor Lachen. Die armen Offiziere mussten sich einfach nur beherrschen.

In der Holo-Lagerhalle saß ein Holo-Hamster von Elefantengröße mit 30 cm langen Nagezähnen. Hier war nun nicht mehr Dodo als Scan-Vorlage genommen worden, sondern die Daten alle Hamster waren wild gemixt worden. Der Elefanten-Hamster sah niemandem ähnlich, den irgendjemand kannte. Das Riesenvieh saß einfach nur im Raum, hatte den Mund offen, und manchmal blinzelte es.

Neun absolut echte Hamster kletterten auf ihm herum und gaben Kommentare ab: "Die arme Turtel!" – "Wer soll den Quatsch denn ernst nehmen?!" – "Kann man sie nicht wieder kleiner machen?" – "Ey, das ist besser als der Feldberg!" – "Hör auf, wie kannst du so über die arme Turtel reden!"

Mitten auf dem Elefanten-Hamster fing eine fröhliche Klopperei an. Währenddessen stand ein Holo-Crewmitglied auf einer Leiter, hatte eine Schaufel in der Hand und versuchte, Maiskörner in das Hamstermaul zu füllen. Aber das Hamstermaul stand einfach offen, und die Körner rieselten heraus. Schließlich schimpfte der Mann:

"Wieso machen die so was? Dies Vieh hat ja zu wenig Hirn zum Fressen. Und wenn es sein eigenes Hirn fressen könnte, dann wäre das als würden wir eine Erbse schlucken. Verdammt, das ist doch vollkommen sinnlos!"

"Vollkommen sinnloser Elefanten-Hamster!" schrie einer der echten Hamster.

"Wow, wie doof wäre das, wenn sie den Bürgermeister genommen hätten?"

"He, wo ist der überhaupt?"

"Da unten! Will den Getreideberg wegputzen."

In dem Moment schaltete Chapel sich wieder ein. Sie erklärte, nachdem man mit Dodo wohl nicht den klügsten aller Hamster ausgesucht habe, sei für die neue Mutation von ihr persönlich der nachweislich intelligenteste Hamster der ganzen Gruppe gewählt worden.

"Aber dieser Hamster ist nicht einmal überlebensfähig. Ein wunderbares Experiment, Captain, es ist jedoch fehlgeschlagen."

"Wir haben genug gesehen, Dr. Chapel", sagte der Captain. "Verbinden Sie mich wieder mit der Brücke."

Gleich darauf erschien das Gesicht der Funkoffizierin wieder auf dem Monitor. Sie dachte gerade noch daran, ihre Augen nicht fröhlich funkeln zu lassen, sondern sich ausgesprochen entsetzt über diese schrecklichen Experimente zu zeigen. Als sie anfangen wollte, sich zu entschuldigen, winkte der Captain ab.

"Sie trifft keine Schuld, Miss Uhura. In der ganzen Zeit hatten Sie genug Probleme."

"Ja, das kann man sagen", gab sie zu. "Wir sind nicht mal in die Nähe des Labors gekommen."

"Schalten Sie das jetzt aus", sagte Bombo im Kontrollraum. "Das ist schlimmer als ich je erwartet hätte."

Dabi schaltete die Verbindung ab und sah hinten am Eingang Präsident Veitli und Willy stehen. Veitli machte ihr ein Zeichen, zu ihnen zu kommen. Er war erleichtert, dass Bombo hier seine Bodyguards nicht reingelassen hatte, aber er wollte Dabi aus der Schusslinie haben.

"’s ischt nicht im Ansatz, was ich gedacht hätte", sagte er, und der große Boss fuhr rasch herum. "’s ischt das, was du wirkchlich wolltest, oder?"

"Ja, es ist das, was er wirklich wollte", sagte Dabi. "Ich finde es ziemlich ekelhaft."

"Da sprechet Sie ein rechtes Wort. Bombo ischt nicht mehr der große Boss. Was er tun will, ischt ekchelhaft!"

"Das können Sie nicht abschätzen, Veitli", sagte Bombo gelassen. "Ihnen fehlt es an Weitblick."

Dann griff er nach einer Trillerpfeife, die er auf ein Pult gelegt hatte, und pustete hinein. Außer dass es schrill trillerte, passierte nichts. Bombo hatte umgehend mit seinen Bodyguards gerechnet, aber keiner kam. Mit einer höflichen Verbeugung öffnete Veitli ihm die Tür.

Nun ja, dann würde es wohl ein Verfahren geben, in dem Bombo sich zu verteidigen wissen würde. Bei der Verhandlung wäre es sein Bestreben, alle Hamster auf seine Ansichten einzuschwören. Langsam ging er hinaus, nickte Veitli und Willy knapp zu und übersah Dabi. Offenbar hatte sie ihn verraten, und Verrat duldete er nicht.

Aber zum ersten Mal in seinem Leben verschätzte Bombo sich total. Um sein Ziel zu erreichen, hatte er BANTACH straff organisiert. Die Mitarbeiter hatten reichlich zu essen, aber das hatte nichts damit zu tun, dass sie mehr arbeiten mussten als alle anderen Hamster auf der Welt. Außerdem hatte Bombo viel zu wenige Partys genehmigt. Mehr oder weniger hatten alle Angst vor dem großen Boss gehabt.

Jetzt hatte der neue Präsident den Mitarbeitern des Außenpostens Clebrig erklärt, was in dieser Organisation eigentlich los war und dass er den großen Boss absetzen würde. Mit Veitli als Rückenstärkung waren alle vollkommen dazu bereit.

Bombo kam durch einen der Ausgänge. In der Mitte des Steinkreises standen die Offiziere, umgeben von sämtlichen Mitarbeitern der Außenstelle Clebrig. Er stellte sich in Positur und rief:

"Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ich habe euch etwas zu sagen!"

"Was?!" schrie einer. "Dass du aus uns allen riesengroße Hamsteridioten machen willst?!"

"Captain Kirk, was haben Sie hier erzählt?" rief Bombo anklagend.

"Ich habe Ihnen zugesagt zu schweigen", gab der Captain zurück. "Meine Offiziere haben ebenfalls geschwiegen."

"Veitli!" stieß Bombo wütend hervor. "Veitli ist ein Verräter!"

"Nee, der Verräter bist du, großer Boss", sagte die Stimme von Außenstellenleiter Willy hinter ihm.

"Wir verprügeln ihn!" kam eine Stimme aus der Menge.

Alle fanden, das war eine prima Idee. Seine Bodyguards hatten sie schon gepackt, gefesselt und unter Bewachung in einem Büro eingesperrt. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Offiziere es wieder wagen konnten, sich zu bewegen, ohne auf einen Hamster zu latschen. Die stürmten jetzt alle los, um Bombo zu verdreschen. Jim Kirk hatte nicht den Eindruck, dass ihn das etwas anging.

"Kirk an Enterprise", rief der Captain wieder das Schiff.

"Enterprise, Uhura. Captain?"

"Sagen Sie bitte allen, es war hervorragend, Lieutenant Uhura. Im Moment geschieht hier so allerlei. – Was ist?"

"Wir haben eine Bildschaltung, Sir", lachte die Funkoffizierin. "Oh, unsere Freunde kommen gerade wieder herein. Hallo, schaut mal!"

"Na, dann lassen Sie sie mal schauen", schmunzelte Kirk und hielt die Sprechgerät-Anlage so, dass es auf der Brücke der Enterprise ein besseres Bild gab. "Ich werde sehen, was sich hier entwickelt. Gebe mal an Lieutenant Scott weiter."

Der Chefingenieur wollte nur wissen, ob Fähnrich Chekov die Landeprozedur simuliert hatte. Das hatte Chekov jedoch schon getan, als sie noch über dem Mond-Nordpol geparkt hatten. Man konnte das natürlich nicht mit einer echten Landung vergleichen, aber immerhin funktionierte alles, was dafür funktionieren sollte.

Inzwischen war die Klopperei nicht mehr auf Bombo beschränkt. Aber Veitli macht drei Hamstern ein Zeichen, damit sie Bombo wegbrachten. Er selbst nahm Dabi an der Pfote, zerrte irgendwo aus der Menge Hamstilidamst heraus und kämpfte sich zu den Offizieren durch. Es mussten einige Dinge besprochen werden.

 

Auf und Davon (Kapitel 47) - Vorbereitungen