Kapitel 35
Parlamentäre
Der Anführer der klingonischen Hamster schüttelte sich vor Lachen, und auch seine Spießgesellen stimmten in das hässliche Gelächter ein. Gerade in dem Moment, als Goldi unauffällig nach seinem Phaser tastete, fuhr der klingonische Hamster fort: "Das war nur ein kleiner Willkommensscherz, natürlich fressen wir keine Parlamentäre. Aber was wollt ihr von uns?" Er näherte sich grinsend Goldi, so dass sie fast Gesicht an Gesicht gegenüberstanden. Goldi konnte den intensiven Mundgeruch des Anführers recht deutlich wahrnehmen.
"Deine Zähne sind wie Sterne, so schön gelb und so weit auseinander!"
"Danke, Kleiner, und dein Fell ist schön flauschig, da würde ich gerne mal meine Füße drauf ausstrecken."
"Versuche es nur", knurrte Goldi und tastete erneut nach seinem Phaser, "dann stirbst du wenigstens gesund!"
Bevor die ganze Begrüßung eskalierte, trat Flecki vor und drängte sich zwischen die beiden Streithähne.
"Ist es bei euch üblich, dass eine Dame nicht begrüßt wird?" fragte sie mit freundlicher Stimme und überhörte Goldis gemurmelte Bemerkung "Haben wir denn eine mitgebracht?" Sie zupfte ihre dezent blaue Schleife zurecht und schaute den Anführer mit strengem Blick an. "In der Tat sind deine Zähne ziemlich gelb, und wenn du weiter so machst, wirst du Karies bekommen und deine Zähne werden ausfallen!"
"A-aber ich habe sie doch letzte Woche geputzt und ich..."
"Letzte Woche?" fauchte Flecki mit empörter Mine. "Letzte Woche? Das ist ja so etwas von eklig, du solltest dich schämen! Habt ihr denn noch nie etwas von Zahnpflege gehört? Und dann dieser Mundgeruch!"
Mit einem Schlag war das Grinsen aller klingonischen Hamster verschwunden, und sie waren jetzt drauf bedacht, ihre Lippen fest verschlossen zu halten, damit ihre Zähne nicht zu sehen waren.
"Wir waren nicht auf Besuch vorbereitet....."
"Ach, muss sich euer Besuch eine Woche vorher anmelden, damit ihr euch in Form bringt?" Flecki war nun so richtig in ihrem Element. Den Kopf leicht gesenkt, lief sie mit misstrauischem Gesichtsausdruck an den Klingonen vorbei und warf einen Blick auf ihre Feuerstelle, in deren Mitte ein großer Kochtopf stand. "Was ist das nur für ein ungesunder Fraß? Schaut euch doch mal selber an, mit solch einer Wampe würde ich mich schämen!"
"Aber es gibt hier nichts Anderes..."
"Wie bitte? Wir sind selber eben durch die Wüste gewandert und wissen, dass es dort, wo wir herkommen, genug Grünfutter gibt. Grünkernpflanzen, meine Herrn Klingonen! Lecker, gesund und nahrhaft. Erhältlich in jedem Dschungel. Aber die Herren Klingonen mögen sich ja nicht bewegen, sondern liegen am liebsten den ganzen Tag in der Sonne."
"Aber wir bewegen uns doch hin und wieder. Wir fangen Grünquarks, die sich in der Wüste verlaufen haben. Wir verkloppen Rennmäuse..."
"Was?" Flecki war außer sich. "Das sind lebende Wesen, die den Schmerz fühlen!"
"Deswegen bringt es ja solch einen Spaß, denn wenn sie keinen Schmerz fühlen würden..."
"Ach, und wenn die euch verkloppen würden? Wenn die euch durch die Luft schmeißen würden?"
"Können sie aber nicht, Kleines, denn wir sind hier die Chefs, und wenn es was auf die Rennmausschnauze gibt, dann gibt es was auf die Rennmausschnauze, bis die Wüste wackelt!"
Flecki tat so, als hätte sie die Worte des Anführers nicht gehört. Langsam schlenderte sie um die Feuerstelle herum, rümpfte das feine Näschen, nachdem sie einen Blick auf das Innere des Kochtopfes geworfen hatte und richtete ihren Blick auf Goldi. "Das Kochgeschirr ist völlig verdreckt, Goldi, kannst du das nicht mal wegräumen?"
Goldi nickte begeistert, denn er hatte sofort verstanden. Lässig zog er seinen Phaser aus dem selbstgebastelten Halfter und zielte kurz. Ein Fauchen, ein Blitz, im nächsten Moment der Geruch von geschmolzenem Stahl, das alles verwirrte die klingonischen Hamster. Mit großen Augen starrten sie auf die Feuerstelle. Die Flammen waren durch die Hitze des Phaserfeuers noch höher geworden; der Kochtopf jedoch war und blieb verschwunden. Verblüfft starrten die klingonischen Hamster dorthin, wo sich einst ihr Frühstück befunden hatte. Vorsichtig näherte sich einer nach dem anderen und blieb dicht an der Feuerstelle stehen.
Was waren das für mächtige Wesen, die in ihr Dorf gekommen waren? Was war das für eine Waffe, die dieser kleine, selbstbewusste Hamster besaß? Wer war dieses Hamstermädchen mit der dezent blauen Schleife, bei der scheinbar jede Gegenrede sinnlos war? Überhaupt diese dezent blaue Schleife! Warum es so war, wusste keiner der klingonischen Hamster, aber die Farbe Blau galt bei ihnen als heilig. War das womöglich eine hamstische Göttin? Warum war diese winzige Rennmaus an ihrer Seite?
Während die Dorfbewohner ratlos in der Gegend herumstanden, trat Flecki auf eine der Hütten zu. "Sagt mal, wann habt ihr hier das letzte Mal aufgeräumt? Das sieht ja aus, also nee, so etwas habe ich schon seit Goldis letzter Fete nicht mehr gesehen. Macht ihr denn hier niemals sauber, wollt ihr von dem Dreck und Unrat krank werden?"
Sie blickte dem Anführer der klingonischen Hamster tief in die Augen.
"Äh, wir waren, wie schon erwähnt, nicht auf Besuch eingestellt und..."
"Aufräumen, sofort!"
Der Anführer starrte auf Flecki, dann fiel sein Blick auf ihre dezent blaue Schleife und er schluckte mehrmals. Er nickte seinen Kumpanen zu und gemeinsam begannen sie, den Dreck und die Essensreste der vergangenen Wochen und Monate aus der Hütte zu entfernen. Nachdem sie damit fertig waren und den Abfall in das Feuer geworfen hatten, wies Flecki sie an, die nächste Hütte aufzuräumen.
"Alle Achtung, die Jungs hast du ja gut im Griff."
"Ja, Goldi, das funktioniert ganz hervorragend mit denen. Nur schade, dass das bei dir nie klappt. Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass..."
"Entschuldigung, müssen wir auch den Müll vor und neben den Hütten entfernen?"
Flecki blickte den klingonischen Anführer mit einem durchdringenden Blick an, so dass der die Antwort auf seine Frage nicht abwartete, sondern nur hilflos mit den Schultern zuckte und seinen Leuten ein Zeichen gab. Sofort machen sich die klingonischen Hamster an die Arbeit; zwar leise fluchend, doch mit einer heiligen Abgesandten wollte sich niemand anlegen. Stunde um Stunde verging, und so langsam sah das klingonische Dorf nicht mehr wie eine Müllkippe aus, wie Flecki feststellte. Während Rennmaus Weichbert ein wenig unsicher herumstand und nicht so recht wusste, was er machen sollte, heizte Goldi immer wieder mit gezielten Phaserschüssen das Feuer an, um 'die Müllverbrennung' zu beschleunigen, wie er behauptete.
"Sind wir jetzt endlich fertig?" fauchte einer der klingonischen Hamster, der bereits durch wüste Flüche aufgefallen war. Zwar hatte ihn der Anführer schon mehrfach zurechtgewiesen, jedoch hielt das nicht lange vor. Es fiel auf, dass dem Anführer das Kommando so langsam aus den Händen glitt.
Flecki antwortete nicht, sondern schien seine Frage nicht gehört zu haben. Sie lief ein paar Schritte hin und her, dann zeigte sie auf drei dicht nebeneinanderstehende Hütten: "Findet ihr nicht auch, dass die Hütten viel zu eng beieinanderstehen? Von der Optik her wäre es besser, wenn die ein bisschen voneinander versetzt würden."
Wieder lief sie ein paar Schritte hin und her, dann malte sie mit der Pfote ein großes Kreuz in den Boden. "Hier müsste die mittlere Hütte hin, dann wäre das Gesamtbild des Dorfes wesentlich..."
"Ja, glaubst du denn, wir bauen hier alles um, oder wie?" fauchte erneut der klingonische Hamster, woraufhin der Anführer verzweifelt lächelte und so tat, als ginge ihn das alles nichts an. Schon eine Weile hatte er bemerkt, dass seine Leute sich all das nicht mehr lange gefallen lassen würden. Wenn die Situation eskalierte, was sollte er dann bloß machen? Das kleine, energische Hamstermädchen hatte es ihm angetan, und er würde sich in jedem Falle schützend vor sie stellen, wenn es sein musste.
Aus den Augenwinkeln sah er, dass Grobian sich vor die mittlere Hütte stellte und drohend zu Flecki blickte. Es roch nach Ärger, denn eben diese mittlere Hütte gehörte Grobian, der nach klingonischen Gebräuchen zugleich sein Stellvertreter war. Langsam, ganz langsam ging Fabian, der Anführer, auf seinen aufsässigen Stellvertreter zu. Als er direkt vor ihm stand, tippte er ihm kurz auf die Schulter und sagte: "Hör zu, Grobian, mach hier keinen Stress. Lass sie doch selbst sehen, wie sie die Hütte da wegkriegt!"
Grobian schaute Flecki mit einem unverschämten Grinsen an. Es war klar, dass er weder bereit war, auch nur einen Schritt zur Seite zu weichen, noch zulassen würde, dass seine Hütte angetastet wurde. Goldi hatte sich unbemerkt von allen genähert und stand nun direkt an Fleckis Seite, um im Notfall ein paar gezielte Phaserschüsse abzugeben.
"Du möchtest also nicht zur Seite gehen?" fragte Flecki und klimperte gelangweilt mit ihren Wimpern. "Nun, das wird auch nicht nötig sein, mein lieber Grobian."
Sie drehte sich zu Weichbert um und flüsterte ihm etwas zu. Verwundert, doch mit einem verächtlichen Lächeln betrachteten die klingonischen Hamster die winzige Rennmaus, die jetzt vortrat und die Augen ein wenig schloss, bis nur noch zwei winzige Schlitze zu sehen waren. Dann hob Weichbert langsam seine Pfoten. Der klingonische Hamster lächelte nach wie vor verächtlich, dann richtete er seinen Blick auf den Himmel und tat so, als ginge ihn das alles nichts an. Auf diese Weise merkte er überhaupt nicht, was mit ihm passierte. Erst die aufgeregten Schreie seiner Kumpane ließen ihn seinen Blick wieder nach vorne schweifen. Wo war die verfluchte Rennmaus, wo war das Dorf geblieben? Er fühlte sich plötzlich so leicht, wo war der Boden unter ihm geblieben? Er schluckte und ließ seinen Blick langsam nach unten gleiten.
"Argh! Was soll das? Holt mich hier runter, ich bin nicht schwindelfrei, Hilfe!"
"Einen kleinen Moment noch, Herr Grobian", wisperte Weichbert, der all seine Konzentration nun sowohl auf den klingonischen Hamster als auch auf die Hütte richtete, "ich bin gleich fertig."
Die entsetzten Schreie der Dorfbewohner waren verstummt, das blanke Entsetzen hatte sie ergriffen und sie sahen nun etwas, was sie ihren Augen misstrauen ließ: Während einer ihrer Leute in der Luft schwebte und verzweifelt um Hilfe schrie, zeigte diese winzige Rennmaus mit ihrer linken Pfoten nach wie vor auf ihn. Mit der anderen Pfote zeigte sie nun auf die mittlere Hütte und hob die Pfote langsam, worauf die Hütte immer höher emporstieg. Dann schwenkte Weichbert mit seiner rechten Pfote zur Seite und die Hütte krachte gegen Grobian, der nun noch lauter schrie.
"Oh, Verzeihung", wisperte Weichbert, "aber bei zwei Dingen gleichzeitig fehlt mir noch ein wenig die Übung."
Dann hatte die Hütte ihren neuen Platz erreicht. Langsam schwebte sie zu Boden, genau auf das Kreuz, das Flecki auf den als Markierung Boden gemalt hatte. Es staubte kräftig, als sie den Boden erreicht hatte, während die Rennmaus sich nun dem vor Angst winselnden klingonischen Hamster widmete. Mit einer sanften Bewegung seiner linken Pfote ließ Weichbert ihn wieder auf den Boden des Dorfes zurück gleiten. An der Stelle, wo vorher die Hütte gestanden hatte, befand sich nun noch die Innenausstattung. Gerade, als die Rennmaus ihre Pfoten auf diese Sachen richten wollte, stand Goldi neben ihm und drückte die Pfoten wieder hinunter.
"Danke, Weichbert, das genügt. Los Grobian, sitzt nicht so faul herum und lass andere Leute alles alleine machen. Ich möchte ein bisschen mehr Einsatz sehen. Wenn das meine Hütte wäre, dann hätte ich die schon längst wieder eingeräumt, du fauler Kerl!"
"Alle Achtung", spottete Flecki, "solche Worte hätte ich nicht von dir erwartet."
"Die habe ich mal bei so einem ollen Lord in Schottland aufgeschnappt", grinste Goldi und beobachtete zufrieden, wie Grobian hektisch hin- und herlief, um seine Sachen wieder in die Hütte zu schleppen.
Halbherzig fassten seine klingonischen Kollegen mit an, doch immer wieder gingen ihre Blicke zu Flecki, Goldi und Weichbert. Diese Blicke jedoch waren völlig andere als noch vor kurzer Zeit. Sie drückten nun Angst und Unsicherheit aus. Es dauerte nicht lange, und die Umräumaktion war beendet. Wie sollte es nun weitergehen? Fabian, der Anführer der klingonischen Hamster, hatte keine Ahnung. Er warf einen Blick zu seinem Stellvertreter Grobian, doch auch dessen Blick signalisierte: Ich weiß nicht, was ich machen soll, wir haben gegen diese supermächtigen Wesen keine Chance. Ein letzter Blick auf seinen restlichen klingonischen Haufen sagte dem Anführer, dass er etwas tun müsste. Langsam trat er auf Flecki, Goldi und Weichbert zu, ließ sich auf die Knie fallen und sprach mit gesenkter Stimme: "Verfügt über uns, euer Leben ist in unserer Hand. Ihr seid mächtige Wesen, und wir sind eure Diener."
Während Flecki und Weichbert einander fragend anschauten, ging Goldi auf Fabian zu. Unmittelbar vor dem knienden Anführer blieb er stehen und nahm seinen Phaser aus dem Gurt. Lässig spielte er damit und ließ seinen Blick über alle klingonischen Hamster schweben.
"Dienen wollt ihr uns? Nettes Angebot, aber was könnt ihr denn schon?"
Flecki schloss die Augen und hoffte inständig, dass ihr Kumpel jetzt nicht alles im letzten Moment vermasseln würde. So weit war alles gut gegangen, sogar sehr gut, obwohl auch sie nicht wusste, wie es nun weitergehen würde.
Keiner der klingonischen Hamster wagte zu antworten und so fuhr Goldi fort, während er weiterhin lässig mit dem Phaser herumspielte. "Natürlich könnten wir ein paar gute Sklaven gut gebrauchen, doch sagt selbst, zu was können wir euch gebrauchen?" Goldi schwieg einen Moment. Er spürte, dass die Verzweiflung der klingonischen Dickbäuche von Minute zu Minute und von Wort zu Wort stieg. Nach einer Pause, um seine Worte wirken zu lassen, fuhr er fort: "Wir werden euch wohl verkaufen müssen. Es gibt da ein paar intergalaktische Sklavenhändler, die auch gute Preise bieten."
"Dann, dann kommt ihr aus dem All, Meister?" hauchte der immer noch auf den Knien liegende Anführer.
"Wir sind überall", übernahm Flecki, der das Ganze einen Riesenspaß bereitete, das Wort. Sie blinzelte Goldi zu und trat vor die klingonischen Hamster, die mittlerweile alle auf dem Boden knieten. "Wir sehen alles und kriegen alles mit."
"Das stimmt tatsächlich", warf Goldi ein. "Neulich hat sie..."
"Danke, Goldi, vielen Dank", riss Flecki das Wort schnell wieder an sich und zeigte auf die am Boden kniende Truppe. "Wir sind aber keine Unhamster, und wir helfen, wo wir können. Wir haben da ein paar Vorschläge..."
Im Basiscamp herrschte gespannte Stimmung. Außer Warten konnte hier niemand etwas tun, und während die Rennmäuse auf der einen Seite des Camps mit großen, verzweifelten Augen in die Luft starrten und voller Anspannung der Dinge harrten, die da kamen oder auch nicht, schnarchten auf der anderen Seite die Hamster fröhlich vor sich hin. Zwar ging es auch für sie um einiges, jedoch war ihre weitere Existenz nicht so sehr bedroht wie die der Rennmäuse. Was wäre, wenn die Parlamentäre keinen Erfolg hatten?
Vor über einer Stunde hatte der Bürgermeister dazu eine Rede gehalten, die von seiner eigenen Truppe mit Gähnen, von den Rennmäusen jedoch mit wachsender Verzweifelung aufgenommen wurde. Was wollte er ihnen damit sagen? Was meinte er mit den Worten: 'Die Öhmzukunft ist auch schön ohne uns', und was bedeutete der Hinweis, dass 'Hamster schon in der Vergangenheit bewiesen hätten, dass man verlieren kann'? Sicher, er hatte auch etwas davon gesagt, dass er vollstes Vertrauen in den Erfolg der Pan-Amerikaner hätte, womit nach Flauschberts Meinung nur die Parlamentäre gemeint sein konnten. Doch was wäre, wenn die beiden Hamster und Rennmaus Weichbert nicht wiederkämen?
So verging Stunde um Stunde; die heiße Mittagssonne hatte sich in eine Nachmittagssonne verwandelt, und die Temperaturen wurden wieder erträglich. Auf der Seite der Hamster wachten die ersten Schläfer auf, gähnten herzhaft und schauten sich nach einem Nachmittags-Frühstück um. Wer Glück hatte und vor dem Einschlafen noch etwas von seinem Vorrat an Grünkernpflanzen übriggelassen hatte, der konnte gleich im Liegen essen. Die anderen schleppten sich zum angrenzenden Dschungel und besorgten Nachschub. Mitten in dieses idyllische Bild tönte von der Düne her ein Schrei. Rennmaus Rohbert hatte dort bis eben Wache gehalten und schon seit Stunden auf irgendwelche Bewegungen in der Wüste geachtet. Nun rollte er rückwärts die Düne herunter und versuchte, während des Sturzes den anderen etwas mitzuteilen. Erst als er am Fuß der Düne angekommen und völlig außer Atem war, konnten ihn Hamster und Rennmäuse verstehen: "Sie kommen!"
"Alle?" rief der Bauleiter, dem die Anspannung deutlich anzusehen war. "Kommen wirklich alle wieder?"
"Alle Fünf!" entgegnete Rohbert und klopfte sich den Sand vom Fell.
"Alle Fünf? Wieso fünf? Waren das nicht weniger?" echote der Bürgermeister. "Äh, ist das nun eine sehr gute, ein gute oder eine weniger gute Nachricht?"
"Also, das kommt ganz darauf an, Herr Bürgermeister. Wenn unsere Leute dabei sind, ist das bestimmt gut. Wenn sie nicht dabei sind, ist das 'ne schlechte Nachricht."
"Öhm, tja, danke, Tuffi. He, Dingsbert, sind unsere Leute dabei?"
Rohbert rannte wieder die Düne hinauf und kam nach einem kurzen Blick auf die sich nähernde Gruppe kreischend wieder heruntergelaufen. "Die klingo..., die klingo..., die klingonischen Hamster sind dabei!" Ohne anzuhalten rannte die Rennmaus völlig panisch an den verdutzten Hamstern vorbei in Richtung Dschungel. Es platschte hörbar, und Tati sagte mit gleichgültiger Stimme: "Genau in den Dreckstümpel!"
In diesem Moment erschienen die Parlamentäre auf der Kuppe der Düne. Neben ihnen liefen zwei klingonische Hamster, die eine weiße Flagge trugen, nämlich genau die Flagge, die Weichbert auf dem Hinweg getragen hatte. Während die Rennmäuse um Flauschbert sich Schritt für Schritt vom Ort des Geschehens entfernten, eilten die Hamster ihren wiederkehrenden Freunden entgegen.
"Du hast es geschafft", jubelte Dodo, "du bist ohne monatelanges, fachgerechtes Training ausgekommen!" und klopfte Goldi auf die Schultern.
"Nun, wie soll ich sagen, Dodo", entgegnete Goldi, "manchmal muss ein Hamster eben seinen Weg gehen, gewissermaßen führet mich nicht in Versuchung, sondern suchet mich in der Unterführung, wenn du verstehst, was ich meine."
"Klar verstehe ich das, Goldi!"
"Tatsächlich?"
"Öh, kannst du die letzten Sätze noch einmal wiederholen, Goldi?"
"Nur die von heute oder auch die von gestern, Dodo?"
In der Zwischenzeit hatte Flecki den im Basiscamp verbliebenen Freunden klargemacht, dass die beiden klingonischen Hamster auf einem Gegenbesuch als Parlamentäre waren. Der Bürgermeister räusperte sich kurz, dann trippelte er auf die beiden zu.
"Öhm, herrlich verkommen, meine lieben Zyklonen, äh, ich meine: herzlich willkommen, liebe Dings-Hamster. Im Namen von Hamsterhausen ist es mir eine Ehre, Sie zu begießen, äh, begrüßen, sozusagen als Parlamentarier. Wie wir in Hamsterhausen zu pflegen sagen: Lasst uns mit neuer Kraft..."
"In Hamsterhusen!"
"Öh, ja, danke, Flecki, Hamsterhusen natürlich. Also lasst uns mit neuer Kraft und frischem Mut neuen Problemen entgegengehen, die wir gemeinsam und so weiter. Ich bin gewissermaßen der Bügelmeister, ähm, Bürgermeister von äh, von äh..."
"Von Hamsterhausen!"
Und so mussten sich die Parlamentäre Fabian und Grobian eine ganze Weile Dinge anhören, die sie nicht wirklich interessierten. Zwar kam ihnen dieser fette Zwerg irgendwie bekannt vor, doch die beiden klingonischen Hamster waren sich da nicht sicher. Da der Bürgermeister neben zwei dicken Beulen auf dem Kopf auch eine geschwollene Backe bei seiner letzten Aktion eingefangen hatte, war er als der Khan, der ihr Dorf angegriffen hatte, nicht mehr eindeutig zu erkennen. Nachdem dem Bürgermeister die Worte ausgegangen waren, stellten sich die klingonischen Hamster vor. Ihrer Bitte, etwas zu essen zu bekommen, kam der Bürgermeister sofort nach und schickte Trampel los, ein wenig Grünkernfutter zu besorgen. Nach einer halben Stunde kam er auch tatsächlich mit einem ganzen Büschel Grünkernpflanzen zurück, allerdings roch er nach Dreckstümpel und sah auch entsprechend aus.
"Sagen Sie, Bürgermeister", fragte der Anführer der klingonischen Hamster, während er sich die Grünkerne schmecken ließ, "wieso gibt es bei Ihnen denn schwarze Hamster?"
"Och, der, öhm, tja, das ist unser Trampel, der wechselt oft sein Aussehen, sozusagen ein Wechselhamster."
Mittlerweile waren genug der Höflichkeiten ausgetauscht und auch der Hunger war gestillt, so dass die eigentlichen Verhandlungen beginnen konnten. Flecki erzählte in groben Zügen, wie es bereits zu einer Einigung mit den klingonischen Hamstern gekommen sei. Nachdem die Rennmäuse bewegt werden konnten, auch an dem Gespräch teilzunehmen, konnten, sehr zur Freude des Bürgermeisters, erste Beschlüsse gefasst werden:
1. Die klingonischen Hamster hauen keine Rennmäuse mehr
2. Die Rennmäuse lassen keine klingonischen Hamster oder deren Häuser in die Luft fliegen
3. Die Rennmäuse zeigen den klingonischen Hamstern, wo man Grünkerne findet.
"Tja, Leute, dann können wir ja wohl nach Hause gehen, oder?" rief Bauleiter Murksel erfreut und klatschte in die Pfoten. "Hier ist ja wohl alles klar!"
In der Tat hatten die Hamster ihre Mission erfolgreich zu Ende gebracht und freuten sich nach all den Strapazen auf ein wenig Gemütlichkeit, wobei gewisse Hamster selbstverständlich und in erster Linie an den schier unerschöpflichen Replikator dachten. Flecki nahm Flauschbert noch einmal zur Seite und wies ihn darauf hin, auf der Hut zu sein. Vor allen Dingen sollten die Rennmäuse weiterhin ihre telepathischen Sinne trainieren, denn schließlich wusste niemand, ob die klingonischen Hamster sich in der Zukunft auch wirklich an die Vereinbarungen halten würden. Der Abschied von den Rennmäusen dauerte deshalb auch nicht lange, weil offensichtlich niemand so richtig an einer Abschiedsparty interessiert war. Flauschbert und Fabian standen nebeneinander und diskutierten über Vorratshaltung, Grobian unterhielt sich mit Weichbert und Rohbert über gute Wasserstellen, während der Rest der Rennmäuse nach und nach näherkam und sich an den Gesprächen beteiligte.
"Die scheinen einander wirklich viel zu erzählen zu haben", rief Sasie, "aber das ist ja auch kein Wunder, denn die haben sich ja bisher noch gar nicht gekannt, und das, obwohl sie Nachbarn sind."
"Ist ja auch klar", warf Goldi ein, "beim Kloppen redet man ja auch wenig."
"Ach, ich find's wunderschön, dass wir ein bisschen zum Frieden in der Galaxis beitragen durften", schwärmte Tuffi, was wiederum den Bürgermeister anregte, auch noch ein paar Worte beizutragen. Mitten in seinen Ausführungen stoppte er jedoch und starrte zum Himmel. Sofort waren alle übrigen Hamster um ihn versammelt und starrten ebenfalls in den Himmel.
"Also, ich sehe absolut nichts", meinte Teeblättchen, "seht ihr etwas?"
"Schön blau, aber sonst ist da nichts Interessantes", meinte Tuffi, "aber vielleicht gucken wir ja falsch. Kann es sein, dass der Bürgermeister wieder eine Eingebung hat?"
"Oder einen Sonnenstich? Oder Spätfolgen von seiner Klopperei mit den klingonischen Hamstern?" fügte Tati grinsend hinzu.
"Vielleicht braucht der auch nur mal wieder einen Tritt in den Hintern", knurrte Bauleiter Murksel. "Ich habe jedenfalls keine Lust, auf diesem blöden Planeten noch länger als nötig herumzuhängen."
In diesem Moment schien der Bürgermeister wieder zu sich zu kommen. Er blickte sich ein wenig verwirrt um und grinste. Dann wurde sein Gesicht ernst und er rief: "Wir müssen zum Schiff zurück, es wird höchste Zeit, auf die Enterprise zurückzukehren“. Ohne auf seine Leute zu warten, trippelte er in Richtung Dschungel. Nachdem sie sich einander fragend angeschaut hatten, folgte ihm die verblüffte Hamstertruppe.
"Ich sag's doch, der hat wieder mal 'ne Eingebung!"
"Aber wieso und warum, Tuffi? Kann es sein, dass dieses Plüschum da mal wieder hintersteckt?" überlegte Flecki. "Selbst wenn das so ist, warum müssen wir uns beeilen, denn die Rennmäuse sind doch gerettet, oder? Warum immer dieses 'Jetzt und Sofort'? Warum müssen wir uns denn beeilen, können wir nicht ein wenig die Natur genießen? Warum immer diese Hektik? Warum immer... Argh!"
"Warum immer diese Sabbelei?" flötete Goldi, während er Flecki aus dem Schlammloch zog. Dasie und Sasie eilten herbei, um der schimpfenden Flecki ein paar Blätter zu geben, mit denen sie ihr Fell wenigstens notdürftig reinigen konnte.
"Wie sehe ich nur aus", war nun ihr Jammern und Klagen weithin zu hören, "selbst meine Schleife ist jetzt tiefschwarz!"
"Als wenn du Trauer trägst, sozusagen ein echter Trauerkloß", spottete Goldi, verstummte jedoch sofort, nachdem ihn eine Handvoll Matsch in den Nacken traf.
Nach einer Stunde Wanderung durch den Dschungel fiel Fleckis Äußeres jedoch nicht mehr auf, denn alle Hamster hatten inzwischen ebenfalls eine satte, schwarze Färbung angenommen.
"Diese Drecksgegend würde ich als allererstes trockenlegen, wenn ich hier wohnen würde", knurrte Bauleiter Murksel und verscheuchte missmutig ein paar neugierige Grünquarks, die ihm hinterherhüpften. "Ein paar Bagger, ein paar Kompressoren und fertig. Im Nullkommanix ist das trockengelegt."
"Das hast du damals auch gesagt, Chef, bevor du den Bagger in dem alten Dorfteich versenkt hattest. Vorher hattest du die Schläuche mit dem Bagger überfahren und dabei den Kompressor gleich mit in den Teich gezogen. Als dann der Kompressor im Teich hochgegangen ist...."
"Tuffi!"
"Ja, Chef?"
"Das interessiert hier wirklich niemanden, und außerdem hatte der Reparaturhamster vor mir signalisiert, dass freie Fahrt war. Wenn ich nämlich freie Fahrt habe, dann fahre ich!"
"Hat er aber nicht, Chef, er hat verzweifelt gewinkt, damit du ihn nicht überfährst."
"Dann soll er sich das nächste Mal etwas deutlicher ausdrücken. He, Bürgermeister, ist es noch weit?"
Der Bürgermeister, der gerade von Dodo und Trampel aus einem Schlammloch herausgezogen wurde, lachte ein wenig verkniffen und entgegnete: "Weit, öhm, nein, das heißt, vielleicht. Um eine gewissermaßen verlässliche Prognose zu erstellen, sollten wir dingsen, äh, wissen, wo wir sind."
Die gesamte Hamstertrupp blieb stehen und starrte den Bürgermeister fassungslos an.
"Soll das heißen", keifte Flecki, "dass du keine Ahnung hast, in welche Richtung wir gehen müssen?"
"Ja, öhm, das heißt nein, ich, äh, habe mich gewissermaßen auf meinen hamstischen Spüldings, äh, Spürsinn verlassen..."
"Wir sind verloren", stellte Teeblättchen fest. "Wir sollten Notsignale abgeben, damit die Rennmäuse oder die klingonischen Hamster uns hier herausholen."
"Oder uns den Weg mit dem Phaser freikämpfen!" grölte Goldi, doch Flecki schüttelte den Kopf.
"Irgendwo müssen doch unsere Spuren sein, ich meine, als wir hergekommen sind, haben wir doch bestimmt Spuren hinterlassen. Wir sollten ein wenig nach links und nach rechts gucken. Wenn wir die Spuren unseres Hinweges finden, brauchen wir denen nur noch zu folgen."
"Aber dann kommen wir doch wieder zu den Rennmäusen zurück, oder?"
Niemand antwortete auf Dodos Frage, denn jeder war jetzt damit beschäftigt, auf irgendwelche Spuren ihres Hinweges zu achten. Allerdings war das leichter gesagt als getan, denn in dem tiefen Boden wurde jede Pfotenspur schnell wieder mit dem allgegenwärtigen Wasser gefüllt und unkenntlich gemacht. Schließlich war es Trampel, der unglücklich über ein Holzstück stolperte. Als er sein Gesicht aus dem Schlamm erhob, sah er sie an einem Blatt direkt vor sich: Die Spuren von Goldis Phaserschüssen! Deutlich waren an den zerfetzten Blättern Brandspuren zu erkennen. Sie waren also auf dem richtigen Weg, soviel war klar. Nun galt es, doppelt wachsam zu sein, und genau den Boden zu betrachten, um ja keine noch so kleine Spur in dem Schlamm zu übersehen. Es war natürlich mühsam, und immer wieder war das von einem Fluchen gefolgte Klatschen hamstischer Körper beim Fallen in den Schlamm zu hören.
"Lasst uns eine Pause machen, Leute", keuchte der Bauleiter und ließ sich auf einem halbwegs trockenen Plätzchen nieder. "Es kann nicht mehr weit sein. Bestimmt haben wir das Schlimmste hinter uns."
Gegen eine Pause war nichts einzuwenden, obwohl alle durchnässt und schmutzig waren und am liebsten sofort aufs Schiff zurückgekehrt wären. Natürlich war da noch die Sache mit der Einstiegsluke, die der Khan-Bürgermeister, wie er sagte, verschlüsselt hatte. Niemand jedoch sprach dieses Problem an, denn jeder hoffte, dass sich alles von alleine lösen würde. Wenn nicht, dann würde man weitersehen. Notfalls waren da ja noch die Phaser, obwohl mittlerweile nur noch Goldi und Tuffi einen hatten. Der Rest hatte die Waffen bereits irgendwo verloren. Doch auch mit zwei Phasern wäre es vielleicht möglich, die Luke aufzusprengen. Ob man allerdings mit kaputter Luke durch das Weltall fliegen konnte, war nicht geklärt und musste notfalls dann eben ausprobiert werden. So saßen die Hamster zitternd und frierend in dem ungemütlichen Dschungel. Der Bürgermeister wollte gerade vorschlagen, weiterzugehen, als Dodo plötzlich in die Richtung zeigte, in die sie gehen wollten. "He, ich glaube, dahinten blinkt irgendetwas!"
Die Hamster reckten die Hälse und liefen ein Stück weiter. "Das sieht ja aus wie Metall!" stellte Dasie fest.
"Ey, das sieht ja sogar aus wie ein Raumschiff!" schrie Goldi und rannte los. Mit lautem Freudengeheul rannte die restliche Hamstertruppe hinterher. Nach wenigen Minuten hatten sie tatsächlich das Ende des Dschungelgebietes erreicht und näherten sich wieder der trockenen Schwammregion des Planeten. Mit lauten 'Eippij' und 'Arruh'-Rufen lief die Hamstertruppe auf den Schwammboden und überbot einander mit akrobatischen Trampolineinlagen. Da die Sonne nun nicht mehr durch die dichte Vegetation des Dschungels gehindert wurde, ihre wärmenden Strahlen zu schicken, hatte der nasse Schlamm, der das Fell der Hamster bedeckte, schnell eine trockene Kruste gebildet. Als diese Kruste nun nach und nach abblätterte, sahen die Hamster endlich wieder wie Hamster aus.
"Nun müssen wir nur noch wieder in das Raumschiff reinkommen, wie, Bürgermeister?"
"Tja, äh, öhm, liebe Flecki, da stimme ich voll und ganz ohne Vorhalt zu, gewissermaßen."
"Und? Wie ist die Geheimnummer?"
Der Bürgermeister betrachtete das Schiff. Es lag etwas schräg auf der schwammigen Oberfläche des Planeten, und somit war es kein Problem für die Hamster, auf dieser Schräge hochzuklettern und die Einstiegsluke zu erreichen. Da saßen sie nun und betrachteten das blanke Metall und überlegten angestrengt. Goldis Vorschlag, die Tür mit dem Phaser aufzuschießen, wurde mit einer Gegenstimme abgelehnt. Bauleiter Murksel meinte, dass es zu riskant sei, weil im Weltall luftleere Blasen in das Raumschiff gelangen würden.
"Das, meine Freunde, wird dazu führen, dass man in Teilen des Raumschiffs nicht mehr atmen kann", erklärte er den entsetzten Hamstern.
"Und weil die Luft ja unsichtbar ist, kann man ja auch nicht sehen, wo man atmen kann und wo nicht."
"Äh, ja, danke für den Beitrag, lieber Dodo. Das wollen wir selbstverständlich nicht. Ich für meinen Teil möchte gewissermaßen auch selbst entscheiden können, was ich atme und was nicht. Nun, öh, ich erwarte weitere Vorträge, äh, Vorschläge, meine lieben Hamster."
"Was ist denn mit den Rennmäusen?" meldete sich nun Trampel. "Vielleicht können die mit ihren telepathischen Kräften ja die Tür öffnen."
"Eine ausgezeichnete Idee", rief der Bauleiter mit einem spöttischen Grinsen. "Sicherlich wird unser Freund Trampel gerne noch einmal durch den Urwald zurücklaufen und die Jungs holen, wie?"
Freund Trampel wurde in diesem Moment ein wenig unbehaglich zumute. Noch einmal durch den Dschungel? Alleine durch den Matsch - umgeben von gierigen Grünquarks? Zum Glück fuhr der Bauleiter fort: "Außerdem nützt das nix, wenn die das Raumschiff in die Luft heben! Nein, so kommen wir auch nicht weiter."
"Wir könnten den Bürgermeister foltern, bis er sich erinnert!"
"Öhm, lieber Goldi, äh, diesen Vorschlag kann ich wirklich nicht gutheißen!" keuchte der Bürgermeister und hob abwehrend seine Pfoten.
"Ich hab’s!" rief Dodo. "Ich weiß, wir hineinkommen!"
Sämtliches Gemurmel und Gekicher erstarb mit einem Schlag. Gebannt schauten nun alle Dodo an, der mit leuchtenden Augen auf das Raumschiff starrte, während er eine Pfote hob und auf das kleine Schiff wies. Ein Ruck ging durch die Hamster, es war regelrecht zu spüren, dass ihre Hoffnung in diesem Moment zurückgekehrt war.
"Was?" hauchte Tuffi kaum hörbar, während die Spannung ins Unermessliche stieg.
"Ganz einfach", entgegnete Dodo und lächelte, "wenn wir wieder auf das Raumschiff wollen, aber nicht hineinkönnen, weil die Tür verschlossen ist und wir keinen Schlüssel haben, dann müssen wir nur – anklopfen!"
Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Hamster wieder beruhigt hatten. Hätten Flecki und Dasie sich nicht schützend vor Dodo gestellt, dann wäre ihm sicherlich Schreckliches widerfahren, denn über diesen Vorschlag war niemand begeistert. Als ein wenig Ruhe eingekehrt war, trat Bauleiter Murksel auf Dodo zu, lächelte ihn freundlich an und sprach mit sanfter Stimme:
"Nur zu, Dodo, warum klopfst du denn nicht an diese verdammte Luke. Sicherlich wird dir sofort aufgemacht werden, gar kein Zweifel. Falls nicht, dann können wir immer noch deinen Kopf zum Aufstemmen der Tür nehmen!"
Ein wenig verunsichert lief der große Hamster zur Luke und blickte sich noch einmal zu Murksel um. Ihm war nicht ganz klar, was der Bauleiter gemeint hatte. Dann hob Dodo seine Pfote, sah noch einmal mit einem schiefen Lächeln zu seinen Freunden hin, bevor er mehrere Male kräftig auf die Luke klopfte. Dann trat er einen Schritt zurück und wartete. Nichts passierte. Erneut trat er wieder dicht an die Luke und erneut klopfte er, so kräftig er konnte. Das enttäuschte, wütende Grummeln seiner hamstischen Kollegen blieb ihm nicht verborgen.
"Vielleicht kann man ja mit diesem Schiff ja auch sprechen“, schlug Tuffi vor, "so wie auf der Enterprise“.
"Gute Idee“, rief Murksel und trat einen Schritt vor. "Luke öffnen!“
Zur großen Überraschung der Hamster antwortete eine piepsige Computerstimme: "Bitte nenne den Authorisationscode, danke!“
Es folgten lautstarke Minuten, in denen jeder der Hamster seine Vorstellungen herausbrüllte, wie das Passwort wohl lautete. Nichts funktionierte, und Goldi, der gerade eben vom Computer zu hören bekommen hatte, dass sein vorgeschlagenes Passwort falsch sei, fauchte wütend: "Saudummer Computer!“ Zu seiner Überraschung antwortete der Computer:
"Entschuldigung, ist das jetzt ein Passwort oder eine Beleidigung?“
"Das ist eine Feststellung“, antwortete Goldi mit breitem Grinsen, "ein Hamster ist einem Computer immer überlegen.“
"Das ist nicht korrekt“, antwortete der Computer, "zum Beispiel weiß ich das Passwort und du nicht.“
"Na und? Dafür weißt du auch nicht, wer Superhamster ist.“
"Superhamster? Nein, den Namen habe ich noch nie gehört.“
"Siehste?“ rief Goldi triumphierend. "Ich sag's doch. Dabei weiß jeder, wer Superhamster ist, nur du nicht!“
"Dafür weißt du das Passwort nicht“, entgegnete der Computer trotzig.
"Was ist schon ein Passwort gegen Superhamster?“ flötete Goldi und glättete lässig eines seiner Schurrbarthaare. "Superhamster ist eben... Superhamster.“
"Nun komm“, bettelte der Computer, "sag schon, wer Superhamster ist.“
"Du wärst dann der erste Computer, der das wüsste...“
"Bitte, bitte!“
"Tja“, stöhnte Goldi nachdenklich, "aber was kriege ich dafür?“
"Das Passwort!“
Wenige Minuten später befanden sich die Hamster wieder in dem kleinen Schiff der Rennmäuse und bereiteten alles für den Rückflug zur Enterprise vor.
Auf und Davon (Kapitel 36) - Einbrüche und Hochlandhexen