Kapitel 19

Wieder an Bord der Enterprise

 

Frido McClown gönnte sich am Loch Loyal eine kleine Pause. Es war merklich kühler geworden und somit an der Zeit, sich Gedanken zu machen, was nun mit den Hamstern passieren sollte. Sollte er sie einfach mit ins Schloss schleppen, ohne dass der alte Meckersack etwas mitbekommen würde? Die Erfahrungen der letzten Begegnungen belegten eindeutig, dass die Tiere schon dafür sorgen würden, dass ihre Existenz dem Lord nicht verborgen bliebe. Besonders erschwerend kam hinzu, dass überall im Schloss gefährliches Werkzeug herumlag, da in vielen Teilen des Gebäudes der Weiterbau gestoppt worden war. Gewiss würden die Arbeiter eines Tages zurückkehren, doch das setzte voraus, dass Lord McShredder ihnen ein gewisses Entgegenkommen zeigte.

Das schien jedoch momentan ausgeschlossen, und mit Grauen dachte der Butler daran, was ein gewisser Murksel oder ein gewisser Goldi mit einer Dampframme oder mit diversen Bohrmaschinen anstellen würde. Nein, dieses Mal würde er die Tiere nicht mit ins Schloss nehmen können, jedenfalls nicht im Moment. Er warf einen traurigen Blick auf die schlafenden Hamster und stellte sich die Frage, wo um alles in der Welt die Tiere so plötzlich hergekommen waren. Noch interessanter erschien es ihm zu erfahren, warum sie ausgerechnet hier aufgetaucht waren. Er atmete tief ein und ließ die Luft hörbar wieder heraus.

Plötzlich weiteten sich seine Augen und er starrte in die Ecke des Bollerwagens, in dem die Hamster auf den Vorräten aneinandergekuschelt schliefen. Was war das, was er da gehört hatte? Er beugte sich weiter über den Wagen und lauschte angestrengt. Auch die Hamster schienen es gehört zu haben, denn einige von ihnen erwachten und blickten sich verwirrt um. Gebannt beobachtete Frido McClown, wie einer der Hamster, der sich interessanterweise eine rote Schlaufe um die Hüfte gebunden hatte, an dem ein silberfarbenes Gerät befestigt war, eben dieses Gerät in die Pfote nahm.

"… kommen, Flecki, kannst du mich hören? Bitte kommen!"

"Uhura?"

"Na endlich, bist du das Flecki?"

"Äh, ja."

"Also höre genau zu, Flecki, es ist meinem Kollegen Chekov gelungen, die Leistung unseres Funkgerätes zu verstärken. Jetzt sollten wir euch überall im Schiff erreichen können. Befindet ihr euch wieder in den Jeffreys Röhren?"

"Tja, Uhura, irgendwie nicht."

"Geht das vielleicht ein klein wenig genauer?"

Sogar McClown, der mit offenem Mund das Gespräch verfolgte, war nicht entgangen, dass die Stimme, die aus dem Funkgerät ertönte, ein wenig verärgert klang. Flecki reckte sich nun zu voller Größe auf und schaute auf den Loch Loyal.

"Wir sind an einem wunderschönen See..."

Für einen Moment schien es, als sei die Verbindung unterbrochen, doch dann war wieder die Stimme von Lt. Uhura zu hören. Allerdings klang sie ein wenig ratlos.

"Flecki, könntest du uns vielleicht ein klein wenig auf die Sprünge helfen?"

"Gerne, es ist der Loch Loyal und der liegt in Schottland. Frido ist übrigens auch da."

"Frido?"

"Na ja, der Butler von diesem ollen Meckersack, diesem McShredder."

Wieder Schweigen am anderen Ende, dann erklang wieder Uhuras Stimme, allerdings etwas gefasster.

"Gut, Schätzchen, fangen wir noch einmal von vorne an: Ihr seid durch die Jeffreys Röhren gelaufen, und habt dann den Autorisationscode bei einer Ausstiegsluke eingegeben. Dann hattet ihr euch wieder auf einem Gang befunden. Danach haben wir euch nicht mehr erreichen können, bevor wir soeben die Leistung unseres Funkgerätes verstärkt hatten."

"Tja, also wir sind dann in einen Raum gekommen, wo wir nach unseren Wünschen gefragt wurden."

Da aus dem Funkgerät keine Frage und auch sonst nichts mehr ertönte, fuhr Flecki fort.

"Na ja, dann hat Trampel gesagt, dass der Norden Schottlands sehr hübsch sei. Plötzlich waren wir in Schottland und mein schönes Fell ist total nass geworden, weil so ein Mistwetter war!"

Für einen Moment herrschte Stille. Die Hamster schauten einander betreten an, während McClown überhaupt nichts mehr verstand. Verwirrt beobachtete der Butler, wie der Hamster mit dem Funkgerät einem anderen Hamster, der gerade erst aufgewacht war und sich über die Vorräte hermachten wollte, in den Hintern trat. Dann erschraken Hamster und Butler, als aus dem Funkgerät lautes Gelächter ertönte, und es war nicht nur das Lachen von Uhura, es war auch deutlich das Lachen ihres Kollegen Pavel Chekovs zu hören. Für einen Moment herrschte Ratlosigkeit bei den Hamstern, doch Flecki war die erste, die sich wieder gefasst hatte.

"Was gibt es bitteschön dabei zu lachen, wenn mein Fell nass wird? Ich hätte dabei draufgehen können!“

"Ach Flecki", gackerte nun Lt. Uhuras Stimme aus dem Funkgerät, "ihr seid nicht in Schottland, ihr seid im Holodeck."

Dieses Mal herrschte das Schweigen auf der Seite der Hamster. Ratlos betrachteten McClown und die Hamster einander.

"Holodeck? Was 'n das?"

"Eine Simulation, Flecki. Es sieht alles sehr echt aus, ist es aber nicht. Am besten kommt ihr jetzt zurück."

"Aber wie denn? Und was ist mit Frido, kann der auch mit?"

Wieder folgte ein kurzes Schweigen, dann entgegnete Lt. Uhura mit fester Stimme: "Pass mal auf, Flecki, du hältst jetzt mal das Funkgerät ganz dicht an das Ohr von diesem Mr. Frido, damit er mich versteht, okay?"

"Gut, habe ich", rief Flecki nach einer kurzen Weile, "er kann dich hören!"

"Gut", klang es nun aus dem Funkgerät, und die Augen von McClown schienen fast herauszufallen, als sie fortfuhr. "Also Mr. Frido, oder wie auch immer Sie heißen, ich habe keine Ahnung, wie Sie hier reingekommen sind. Eines aber merken Sie sich bitte ganz genau: Kein Wort zu irgendjemandem, es ist besser so. Haben Sie verstanden?"

"G-gut", stotterte der Butler, "aber passen Sie gut auf die lieben, kleinen Hamster auf."

"Das werde ich machen, Mr Frido", entgegnete Lt. Uhura. "So, Flecki und die anderen, jetzt seht mal zu, dass ihr aus dem Holodeck wieder herauskommt, wir haben schon genug Zeit vertrödelt."

"Öhm, tja, wie machen wir das denn, Uhu, wenn ich einmal darauf hinweisen dürfte, dass sich keine wie auch immer geartete Tür..."

"Das ist recht einfach", unterbrach die Enterprise-Offizierin den Bürgermeister, "ihr müsst nur: 'Computer - Ausgang' rufen."

Die Hamster blickten einander verwirrt an. Frido McClown hatte es inzwischen geschafft, seinen seit Minuten geöffneten Mund wieder zu schließen. Er schluckte, dann flüsterte er: "Macht's gut, meine Kleinen!" während Flecki auf einen Kartoffelsack kletterte, sich räusperte und schließlich rief: "Computer - Ausgang'!"

Die Gegend um die Hamster herum schien für einen Moment zu flirren, um dann unscharf zu werden, und plötzlich durch die Wände des Raumes ersetzt zu werden, in dem sie gestartet waren. Auch die Hintergrundgeräusche waren in diesem Moment verschwunden, und es war wie das Erwachen aus einem tiefen Schlaf. Schüchtern sahen sich die Tiere um, ob sich noch irgendwo ein Stück schottische Landschaft befand. Schließlich stellte Bauleiter Murksel fest: "Tja, ich würde sagen, der Landurlaub ist beendet."

"Verdammt", erklang die Stimme Goldis, "wir müssen unbedingt zurück! Computer, ..."

Weiter kam er jedoch nicht, denn Flecki war mit einem Satz zu ihm hin gesprungen und hielt ihm die Pfote auf den Mund.

"Willst du uns noch einmal in den Matsch fliegen lassen?" fauchte sie. "Was ist denn schon wieder in dich gefahren?"

"Das Futter, die Vorräte", wimmerte Goldi, "wir haben all das zurückgelassen. Wir müssen zurück!"

"Erstens", knurrte Flecki, "gehören die Vorräte Frido, und zweitens haben wir eine Mission!"

"Jawohl", tönte nun der Bürgermeister-Commander, "eine Mission, die es zu erfüllen gilt. Wie ich schon immer zu pflegen sagte..."

"Flecki?"

Aus dem Funkgerät ertönte die Stimme Lt. Uhuras.

"Flecki, ist alles in Ordnung?"

"Ja, alles in Ordnung", antwortete der Hamster, "aber sag mal Uhura, wenn das nicht echt war, wieso konnten wir denn mit Frido reden, und wieso konnten wir in Schottland essen, und wieso bin ich nass geworden, und wieso..."

"Stopp, Flecki, stopp", antworte die Offizierin lachend und setzte im nächsten Moment mit ernster Stimme hinzu: "Ehrlich gesagt, musst du mir das mal genau erklären. In der Tat scheint da etwas sehr Merkwürdiges passiert zu sein. Leider habe ich auch keine Erklärung dafür. Nun solltet ihr aber zusehen, dass ihr versucht, diese verrückten Rennmäuse von der Brücke zu vertreiben."

Diesmal war das Schweigen auf der Seite der Hamster. Ein “Hallo, habt ihr verstanden?" weckte die Hamster aus ihrer Ratlosigkeit, und es war der Bürgermeister, der ein paar Schritte zum Gang hin watschelte und rief: "Tja, öhm, dann, äh, wollen wir mal, oder?"

"Genau", rief Tuffi, "es wird Zeit zum Handeln!"

"Das gibt so was von auf die Glocke, dass es raucht!" grölte Goldi während Sasie und Dasie ein paar Karateschläge in die Luft vollführten.

"Operation 'Hamstersturm' wird sie hinwegfegen, Leute", tönte Bauleiter Murksel und klopfte Trampel auf die Schultern, bis der jammernd zusammenbrach.

Während Tati und Teeblättchen um Trampel herumtanzten, nahm Flecki das Funkgerät und hauchte: "Das geht klar, Uhura, wir machen uns auf den Weg."

"Vorwärts, Leute", brüllte Bauleiter Murksel und rannte zur Tür hinaus auf den Gang, "wir greifen an!"

Nur wenige Augenblicke später standen die Hamster alle auf dem Gang versammelt.

"Öh, links oder rechts?" stammelte Dodo.

"Wir sind von da gekommen, also müssen wir nach dort", rief Tuffi und mit einem lauten "Uhuj" rannten die Hamster weiter, bis sie auf einen weiteren Gang stießen.

"Öh, links oder rechts?"

"Tja, Leute, da muss genau geprüft werden", überlegte Murksel laut und schaute auf einen Pfeil mit der Aufschrift 'Brücke', der nach links wies.

"Vielleicht sollten wir umkehren und in der anderen Richtung suchen", schlug Dodo vor.

"Genau, das könnte eine Falle sein", ergänzte Teeblättchen.

"Nun, wenn ich zusammenfassend einmal feststellen darf, sind wir schon recht weit gekommen. Wir dürfen nun nichts überwürzen, äh, stürzen und sollten sicherheitshalber den rechten Gang nehmen, nur um gewissermaßen sozusagen die Lage genau zu prüfen."

Grölend und mit geballten Pfoten ging es nun in schnellem Tempo nach rechts, doch schon nach zwanzig Metern war der Gang zu Ende.

"Transporter-Raum", las Tati laut und die Hamster blickten einander ratlos an.

"Tja, öh, was sollen wir denn nun transpirieren?" fragte Dodo verwundert, während Bauleiter Murksel vorsichtig auf die Tür zuging. Zu seinem Entzücken glitt sie auf, und die gesamte Hamstertruppe betrat den Raum. Ein für hamstische Verhältnisse riesiges Steuerpult war zu erkennen. Weiter hinten befand sich eine helle, kreisrunde Plattform.

"Ist das hier 'n Sonnenstudio oder was?" brummte Murksel. „Kommt mir irgendwie bekannt vor.“

"Öhm, ich schlage vor, diesen Ding, äh, Uhu zu kontaktieren, um nähere Informationen einzuholen."

"Für dich ist das 'ne ausgezeichnete Idee, Bürgermeister", grinste Flecki und nahm das Funkgerät von ihrem Gurt. "Allerdings, meint ihr nicht, dass die langsam glaubt, dass wir nichts gebacken kriegen? Immer wenn wir nicht weiterwissen, rufen wir gleich nach ihr. Die denkt doch langsam, sie ist unser Kindermädchen. Wenn ihr mich fragt, finde ich das ganz schön oberpeinlich!"

"Wir brauchen einen Schlachtplan", gab Goldi von sich und Dodo reckte den Hals:

"Einen Schlagplan?"

"Schlachtplan, Dodo. Einen Schlagplan natürlich auch."

"Öhm", machte der Bürgermeister und tippte mit seiner Pfote auf der Plattform des Transporters herum, "was machen wir denn nun? Wie gehen wir vor?"

"Ganz klar, Bürgermeister. Reingehen, draufkloppen und fertig."

"Geht das vielleicht ein wenig genauer, Goldi?" fauchte Flecki. "Wir brauchen eine exakte Vorgehensweise, einen durchdachten Plan. Was hast du noch an Details auf Lager?"

"Na ja, ein bisschen Prügeln vielleicht...."

"Klasse Idee", spottete Flecki, "Durchdacht bis ins kleinste Detail."

"Wir müssen sie überraschen!" rief Trampel.

"Ja, das ist es. Wir lenken sie ab und kommen von zwei Seiten. Dann sind die so was von überrascht, dass die nix mehr machen können. Dodo und ich nehmen denen dann die Helme ab und fertig."

"Vor oder nach dem Kloppen, Chef?"

"Am besten vorher, Dodo, dann brauchen wir nicht zu kloppen. Ohne ihre Tele-Dings-Helme sind die wehrlos."

Bauleiter Murksel sah sich triumphierend um. Von allen Seiten nickten ihm die Freunde vom 'Hamstersturm' zustimmend zu. Nun mussten lediglich noch die Einzelheiten erörtert werden. Der Bürgermeister schlug vor, zwecks Feinabstimmung und Konsolidierung der Kapazitäten Arbeitsgruppen mit exakt umrissenen Aufgabengebieten zu bilden. Nach kurzer Debatte wurde dieser Plan angenommen und die Hamster zogen sich zu internen Beratungen in kleinen Gruppen zurück. Während es in den Gruppen um Sasie, Dasie, Trampel und Teeblättchen sowie um Dodo, Tati, Tuffi mit dem Bürgermeister eher ruhig und ratlos vonstatten ging, gab es in der Gruppe Goldi, Flecki und Murksel eine lebhafte Diskussion.

"Das ist so was von bescheuert, Goldi! Selbst wenn wir die Tür sprengen würden, was dann?" Flecki war außer sich vor Wut, und auch Bauleiter Murksel hegte erste Zweifel an Goldis 'Überraschungsplan', wie er es nannte. "Womöglich fliegt das ganze Raumschiff in die Luft!"

So saßen die Hamster auf der Transporter-Plattform und überlegten, wie sie ihren Überraschungsangriff auf die Brücke durchführen sollten. Schnell musste es gehen - das war wichtig. Ohne Pannen musste es ablaufen, und das schien das größte Problem zu sein. Die Tür sprengen war zu gefährlich, das sah mittlerweile sogar Goldi ein, wenn auch murrend. Dodos Vorschlag, ein Loch durch die Decke zu bohren, erwies sich als nicht durchführbar. Andere Möglichkeiten schien es nicht zu geben.

"Was is'n mit diesem Transporter hier", grunzte Bauleiter Murksel auf einmal aufgeregt. "“Sagt mal, hier sind wir doch angekommen, und die Offiziere sind hier wegtransportiert. Klar, damit kann man was transportieren!“

Goldi blickte Murksel nach diesen Worten scharf an und erwiderte:

"Auch Bomben?"

"Wahrscheinlich auch das... He, Moment mal, du hast doch wohl nicht vor, eine Bombe auf die Brücke zu schicken und die armen Rennmäuse in die Luft zu sprengen?" keuchte Flecki empört.

"Na ja, aber machbar wäre das doch, oder?"

"Es muss ja nicht gleich eine Bombe sein, Goldi", meldete sich nun Teeblättchen, "wir könnten ja auch einen Brief hineinschicken, auf dem steht, dass wir eine Bombe schicken, wenn sie sich nicht ergeben."

"Oder Tränengas!"

'"Oder 'ne Ladung Wasser!"

"Oder eine Rauchbombe!"

"Oder Juckpulver!"

"Oder einen Fernseher mit Dauerwerbesendung!"

"Oder den Bürgermeister!"

Ein lautes Durcheinandergeschnatter machte eine vernünftige Diskussion unmöglich. Nach einer Weile gelang es dem Bürgermeister in einer langen Rede - auf deren nähere Schilderung hier glücklicherweise verzichtet werden kann - etwas Ruhe in die Beratungen zu bringen. Wenigstens in einem Punkt bestand nun aber Einigkeit: Nur mit Intelligenz konnten die Borg-Rennmäuse besiegt werden, was gewissermaßen für die Hamster etwas völlig Neues war.

Während Bauleiter Murksel und Tuffi versuchten, sich mit der Transportertechnik vertraut zu machen, hatte Flecki Kontakt mit Lt. Uhura aufgenommen und ließ sich ein paar Anleitung zur Steuerung des Transporters übermitteln. Dem Hamstermädchen war nicht entgangen, dass Lt. Uhura nicht recht wohl bei der Sache war, denn nach dem, was sie bisher an Leistungen bei den Hamstern beobachtet hatte, war es durchaus möglich, dass sich die gesamte Sippe ins Weltall beamen würde. Uhura wurde aus diesem Grunde nicht müde, immer wieder besonders den Bauleiter auf die Gefahren und Besonderheiten des Transporters hinzuweisen. Es würde von seiner Sorgfalt und Präzision abhängen, dass das Unternehmen nicht in einer Katastrophe endete. Goldis Bemerkung, dass das für den Bauleiter eine völlig neue, unbekannte Arbeitsmethode sei, überhörte sie geflissentlich. Mit einem tiefen Seufzer legte Lt. Uhura das Funkgerät beiseite und wandte sich Pavel Chekov zu.

"Wie sieht es aus, haben Sie schon irgendetwas herausgefunden?"

Chekov schüttelte langsam den Kopf und blickte auf den Monitor, der ein Gewirr von Zahlen und Symbolen darstellte. Seit Stunden war er damit beschäftigt, die wenigen Anhaltspunkte, die er und Uhura besaßen, in den Computer einzugeben. Es wäre eine große Hilfe gewesen, wenn Dr. McCoy oder sogar Spock an Bord gewesen wären. Ohne ihre Kenntnisse der menschlichen Medizin und ohne ihre Fähigkeiten, aus nur wenigen Daten die erforderlichen Schlüsse zu ziehen, war es für Chekov sehr schwierig herauszufinden, was dafür verantwortlich war, dass er und Lt. Uhura außerhalb des Maschinenraums sich wie beschwipste Hamster aufführten.

"Nur eines ist sicher, Uhura, es handelt sich nicht um irgendeine Weltraumstrahlung. Puh, bin ich froh, dass es keine Kameraaufzeichnungen von uns gibt, denn auf die Bemerkungen des Captains kann ich wirklich gut und gerne verzichten."

Lt. Uhura grinste breit.

"Noch peinlicher wäre es für mich, wenn Spock sich solche Aufzeichnungen ansehen würde. Stellen Sie sich vor, Chekov, was er sagen würde, wenn ich gerade einen mopsigen Hamster kraule und 'mein Puschelchen' zu ihm sage!"

Nun grinste auch Chekov breit und entgegnete:

"Na was schon? 'Faszinierend' würde er sagen, was sonst?"

Ein paar Decks höher war die Laune der Hamster zu diesem Zeitpunkt alles andere als faszinierend. Bauleiter Murksel war kurz davor, komplett die Nerven zu verlieren, weil Reparaturhamster Tuffi ihn bei der Eingabe von Daten in den Transporter zum wiederholten Mal korrigiert hatte. Der Rest der Truppe war verzweifelt bemüht, einen vernünftigen Schlachtplan zu entwickeln. Immerhin war wenigstens klar, dass dem Transporter eine entscheidende Rolle zukam. Klar war inzwischen auch, dass die Einheit 'Hamstersturm' sich auf die Brücke beamen musste. Nicht klar dagegen war, was dann zu tun wäre. Sicherlich würden die Borg ihre vernichtende Telepathie-Waffe einsetzen und dann war Schicht im Schacht für die Angreifer. Wie aber sollten die Hamster die telepathischen Kräfte ihrer Gegner ausschalten, oder zumindest einschränken? Es war Flecki, die plötzlich rief:

"Sag mal, Goldi, du spielst doch immer so ein Lied, bei dem mir die Ohren wegfliegen. Dabei kann doch kein Schwein mehr vernünftig denken - wie heißt das Lied?"

"Country Roads", knurrte Goldi verärgert, "aber ich habe es nicht dabei."

"Nee, weiß ich, aber kann der Computer nicht..." Flecki griff nach dem Funkgerät, und nach kurzer Rücksprache mit der reichlich verwunderten Uhura war eine Lösung gefunden.

"Alles klar, Leute", grölte nun der Bauleiter, "wir beamen rein. Dann ruft Goldi 'Computer, Country Roads spielen, volle Lautstärke' und die Borg-Abziehbilder sind so was von platt, dass wir ihnen ein Satz heiße Ohren verpassen. Aber immer schön nett bleiben, Leute, schließlich können die Jungs nichts dafür."

"Soll ich ihnen wieder aus dem Mantel helfen, Chef?"

"Gute Idee, Dodo - du hilfst den Borg-Rennmäusen aus dem Mantel und der Rest nimmt ihnen zusammen mit mir die Kopfbedeckung ab!"

"Aber wer bedient den Transporter?" fragte Flecki nachdenklich. "Von alleine beamt der uns der ja nicht auf die Brücke..."

Nach mehrminütigem Schweigen und anschließend nach heftigen Diskussionen wurde beschlossen, dass Tuffi das übernehmen sollte. Schließlich, hieß es, sei sie ja das feige Windei (Originalton Goldi), das sich bei jeder Klopperei in die hinterste Ecke verziehen würde. Außerdem hatte sie Murksel beim Justieren des Transporters und den damit verbundenen Eingaben geholfen. Es war ausgeschlossen, dass der Bauleiter zurückblieb, da er beim Deaktivieren der Geräte, die die Borg trugen, unbedingt helfen musste. Somit waren alle notwendigen Entscheidungen getroffen und die 'Schlacht um das Raumschiff', wie der Bürgermeister in einer erneuten, überflüssigen Rede betonte, hatte begonnen.

Zehn Hamster standen nun mit zitternden Pfoten auf der Transporterplattform und warteten darauf, dass es losging. Tuffi jedoch war weitaus aufgeregter als ihre Kollegen, denn schließlich war ihr bewusst, dass sie ganz alleine auf dem Raumschiff sein würde, wenn sie jetzt etwas vermasselte. Nicht auszudenken, wenn sie die Hamstertruppe ins kalte, leblose Weltall beamen würde.

Langsam näherte sich ihre Pfote dem kleinen Schalter, der den Transporter die Initialzündung gab. Sie warf einen letzten Blick auf ihre Kollegen: Sasie, Tati, Teeblättchen und Dasie hatten ihre Augen krampfhaft geschlossen, während der Rest sie mit großen Augen erwartungsvoll anstarrte. Am liebsten wäre Tuffi kreischend davongelaufen, doch diesmal wollte sie allen zeigen, dass sei kein Wind- oder Weichei war. Dann legte sie den Schalter um und schloss ebenfalls die Augen.

Ein Sirren erfüllte den Raum, so, wie man es oft in Science-Fiction-Filmen hören konnte, doch dieses war Realität, fuhr es Tuffi durch den Kopf, und vorsichtig öffnete sie das rechte Auge. Es sah aus, als wenn Lichtstrahlen von der Decke des Transporters auf die Plattform und zurück tanzten. Fasziniert betrachtete der kleine Reparaturhamster, wie ihre Kollegen langsam verschwanden, so, als würden sie plötzlich durchsichtig werden. Kurz darauf war alles still im Transporterraum und Tuffi war alleine. Ihr war schwindelig von der Aufregung, alles schien sich zu drehen und ihr wurde schwarz vor Augen. Dann machte es 'Plumps' und sie lag platt auf dem Fußboden.

Während es also im Transporterraum ruhig war, standen sich auf der Brücke die beiden Parteien gegenüber. Zwar waren die Borg-Rennmäuse durchaus mit der Transportertechnologie vertraut, doch das hier überraschte sie total. Zehn Hamster standen plötzlich vor ihnen; sechs davon sahen sie grimmig an, der Rest hatte die Augen geschlossen. Dann war Goldis Stimme zu hören:

"Computer - Country Roads spielen - volle Lautstärke!"

"Originalfassung oder Disko?" kam die Gegenfrage der freundlichen Computerstimme.

"Na, Disko natürlich!" schrie Goldi und betrachtete die Rennmäuse, die sich von ihrem ersten Schreck erholt hatten und sich zum Angriff formierten.

"Darf ich darauf hinweisen, dass das Anhören von Musik in voller Lautstärke Störungen im vegetativen Bereich des Körpers..."

Während die freundliche Computerstimme auf Risiken und Nebenwirkungen von lauter Musik hinwies, kamen die Rennmäuse bedrohlich näher. Die roten Lichtstrahlen ihrer Geräte, die sie in der Nähe ihrer Augen trugen, funkelten die Hamster an.

"Scheißegal", brüllte Bauleiter Murksel und kam Goldi eine Sekunde zuvor, "lass ab das Gedudel und sabbel nicht!"

Im nächsten Moment brach ein akustisches Inferno aus, und nicht nur Flecki bedauerte, dass sie keine Ohrstöpsel mitgenommen hatten. Laute Gitarrenmusik, vermischt mit Geigen und Schlagzeug, waberte brutal durch den Raum, dann setzte ein Chor ein, und während Hamster und Rennmäuse am Boden lagen und sich die Ohren zuhielten, erfuhren sie alles über die Schönheit West-Virginias.

"Büschen laut", brüllte Murksel den neben ihm liegenden Dodo an. "Nun lasst uns' aber mal fix aufstehen und den Gästen die Lampen abnehmen!"

Auch Goldi hatte sich aufgerappelt und rannte gemeinsam mit Dodo hinter den Borg-Rennmäusen her, die verzweifelt versuchten, vor dem Lärm Reißaus zu nehmen. Zwei von ihnen versuchten, sich unter eine Konsole zu retten, wurden aber von Dodo höflich angebrüllt, ihre Lampen herauszurücken. Zur gleichen Zeit trat Goldi einer flüchtenden Rennmaus auf den Schwanz, und nachdem sich der Schwanz bis zur Schmerzgrenze hin gespannt hatte, ließ er wieder los. Das Kreischen der Rennmaus, als sie mit voller Wucht gegen das Stahlbein eines Stuhls flog, war in dem allgemeinen Lärm nur zu ahnen. Unterdessen waren auch die anderen nicht untätig gewesen. Da die Rennmäuse bei diesem Krach keine Chance hatten, sich auf ihre telepathischen Kräfte zu konzentrieren, war der Kampf schnell entschieden.

Sämtlichen Borg-Rennmäusen waren die Waffen abgenommen worden, und alle sehnten sich danach, dass die Musik endlich beendet wurde. Verzweifelt hielt sich Goldi die Ohren zu und schrie immer wieder "Computer - aufhören, Computer - aufhören!", doch leider ohne Erfolg. 'Dark and dusty, painted on the sky' brüllte die Musik durch die Brücke, auf der Hamster und Rennmäuse sich verzweifelt die Ohren zuhielten. Selbst das nützte wenig, denn es schien, als begännen die Druckwellen allmählich den armen Tieren die Gedärme herauszureißen. Verzweifelt schrie Bauleiter Murksel mit inzwischen krächzender Stimme den Computer an, er solle die Musik stoppen, doch ein 'Mountain Momma, take me home' ließ ihn vor Schmerz aufjaulen.

Zusammengekrümmt und ohne jede Hoffnung lagen alle auf dem Boden der Brücke und warteten auf ein gnädiges Ende ihres ohnehin kurzen Lebens. Längst hatten die Hamster es aufgegeben, dem Computer um eine sofortige Beendigung der infernalischen Musik zu bitten, denn es war zwecklos - der Computer konnte sie nicht verstehen. Die Lage war wie immer aussichtslos, und die Tiere warteten mit schmerzverzerrten Gesichtern auf das Ende, als etwas Unerwartete geschah: Die Musik wurde leiser, der Refrain 'Take me home, Country Roads' ebbte ab, bis er ganz verstummte. Bis auf ein grässliches Pfeifen in den Ohren aller, die da auf dem Boden der Brücke lagen, war es still, und in die Stille ertönte die freundliche Stimme des Bordcomputers:

"Das Lied ist beendet - wünschen Sie es noch einmal zu hören?"