Kapitel 44

Erinnerung an die Rückkehr der Enterprise I

 

Nachdem Lt. Uhura die Verbindung mit der Gruppe in Schottland beendet hatte, wandte sie sich grinsend um.

"Sie haben tatsächlich eine Hexe mit einer Kristallkugel getroffen, die gesehen hat, dass unser Transporter kaputt ist", sagte sie in ungläubigem Ton; Chekov kicherte:

"Die haben fast so verrückte Sachen erlebt wie wir, Lieutenant, oder? Ich glaube beinahe, wir können dem Captain doch alles erzählen, was wir so erlebt haben."

"Ja", nickte Uhura und wurde wieder ernst. "Und ich glaube, wir müssen es ihm sogar erzählen."

Der ganze Trip war eigentlich Wahnsinn gewesen, aber die letzten Aktionen hatten absolut alles in den Schatten gestellt – in jeder Beziehung. Wie war das noch gewesen, als der Bürgermeister-Commander auf einmal gesagt hatte, es gebe nur noch einen Weg, das Universum zu retten?

"Sie werden uns und das Schiff in diese schwarze Katastrophe hineinsteuern?" hatte Chekov gefragt, mehr gekeucht als gesprochen. Lt. Uhura schüttelte ungläubig den Kopf, sagte aber zunächst noch nichts. Daneben standen die Hamster, fast wie an einer Schnur aufgereiht nebeneinander. Dodo wollte etwas sagen, erhielt aber von Goldi einen Tritt, der ihn gleich wieder schweigen ließ.

"Ein Schiff mit einer läppischen Masse von knapp 400.000 Tonnen? Wo haben Sie ihre Grundkenntnisse in Physik her, Fähnrich? Das wäre ja so, als versuchten Sie, ein Lagerfeuer auszuspucken, und das wohlgemerkt mit nur einem Versuch."

"Ich finde, der Kerl wird langsam ekelhaft", fauchte Flecki und warf dem Bürgermeister-Commander vorwurfsvolle Blicke zu.

"Ekelhaft?" wiederholte der Bürgermeister-Commander. "Nein, es war nur der Versuch, es euch angemessen auf einem niedrigen Niveau verständlich zu machen."

"Durchaus unnötig", knurrte Flecki, "wir Hamster sind durchaus befähigt, auf hohem Niveau intellektuell zu kommunizieren und zu interagieren!"

"Äh, könntest du den letzten Satz mal wiederholen, Flecki?"

"Später, Dodo", rief nun Bauleiter Murksel, dessen vor Wut geröteter Kopf sich deutlich aus der Gruppe der Hamster hervorhob, "ich habe auch noch ein paar Takte mit diesem Herrn zu besprechen!"

Der Bauleiter hoppelte ein paar Schritte auf den Bürgermeister-Commander zu, der entspannt auf dem Sessel des Captains saß, fuchtelte wild mit seinen Pfoten und brüllte: "Niedriges Niveau? Ich erzähle dir gleich mal was von Niveau, du Klopskalli! Ist dir überhaupt klar, dass auch wir in Hamsterhausen Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Relativitätstheorie betrieben haben, he?"

Der Bürgermeister-Commander hob die Augenbrauen ein wenig an. "Tatsächlich?" entgegnete er und gähnte gelangweilt. "Was habt ihr denn so alles geforscht?"

"Nun, wir waren auf dem Gebiet der Lichtgeschwindigkeit, beziehungsweise auf dem Gebiet der Nicht-Lichtgeschwindigkeit tätig..."

"Auf dem Gebiet der was?" rief es vom Sessel des Captains verwundert her.

"Der, äh, Nicht-Lichtgeschwindigkeit. Wir haben es geschafft, die Geschwindigkeit des Lichtes auf Unterlichtgeschwindigkeit zu verlangsamen."

Der Bürgermeister-Commander schüttelte ungläubig den Kopf und drehte sich nun ganz zu Murksel um, der jetzt seine volle Aufmerksamkeit gewonnen hatte. "Wie soll denn das funktionieren?"

"Tja", erklärte Bauleiter Murksel und strich sich langsam über seinen Schnurrbart. "Hamstischen Wissenschaftlern ist eine Sensation gelungen, sie konnten die Geschwindigkeit des Lichts auf 50 km/h herunterbremsen. Da bin ich selbst dabei gewesen!"

Der Bürgermeister-Commander glotzte nur und flüsterte kaum hörbar: "Dazu sind gigantische Gravitationsfelder notwendig, über die ihr sicherlich nicht verfügt. Also welchen Trick habt ihr angewendet?"

"Tja", grinste Murksel, "wir haben den Lichtstrahl einfach durch das Gebäude der hamstischen Post geleitet, und das war’s schon."

"Ich habe ja immer schon gesagt, dass bei denen die Zeit stehengeblieben ist", keckerte Teeblättchen und stupste Tati an, so dass er fast umfiel. Uhura fiel kurz in das Lachen der Hamster ein, besann sich dann aber wieder auf die eigentliche Situation und winkte ab.

"Das ist ja alles schön und gut, und wenn wir den schwarzen Planeten durch die hamstische Post schicken könnten, wäre mir auch wohler. Aber wie soll es nun weitergehen?" richtete sie die Frage an den Bürgermeister-Commander. "Sie sagten, dann gibt es nur noch eine letzte Möglichkeit, das Universum zu retten?"

Es herrschte Stille auf der Brücke, denn diese Frage betraf nun wirklich jeden an Bord. Der Bürgermeister-Commander saß nach wie vor auf dem für ihn viel zu großen Sessel; er hatte den Kopf auf seine Pfote gestützt und schien zu überlegen. Sein Blick wanderte von Bauleiter Murksel zu Lt. Uhura, dann weiter zu dem großen Hauptmonitor, auf dem sein Blick verweilte. "Wir haben also", fuhr er fort und drehte sich zu Uhura um, "zurzeit eine Bewaffnung von 12 Bänken Typ-X Phaser, von denen die Hälfte bestückt ist, dann 3 Klasse II Torpedo-Launcher mit 275er Kapazität, allerdings nur mit 50 bestückt, ist das richtig, Lieutenant?"

Uhura nickte nur stumm.

"Das könnte ausreichen."

"Ausreichen wofür?" rief Chekov, der ein wenig verärgert war, weil ihn der Bürgermeister-Commander nicht ganz für voll zu nehmen schien. Andererseits ärgerte es den Fähnrich auch ein wenig, dass es ihn ärgerte, weil ausgerechnet ein Hamster ihn nicht für voll nahm.

"Nun“, entgegnete der Bürgermeister-Commander mit sanfter Stimme, wie man mit einem kleinen Kind redet, "wir werden den Jets ein wenig den Weg zeigen müssen, wenn Sie verstehen, was ich meine, Fähnrich!"

Chekov schluckte; er warf einen unsicheren Seitenblick zu seiner Kollegin. "Jets?" krächzte er.

"Genau, Jets." bestätigte der Bürgermeister-Commander. "Sie wissen doch sicherlich, was das ist, oder täusche ich mich?"

"Ich habe mal einen Jet gesehen. Der ist direkt über Hamsterhausen hinweggeflogen", rief Dodo begeistert. "Also, der hat vielleicht einen Lärm gemacht, da konnte man gar nicht schlafen und außerdem..."

"Ich hoffe, Fähnrich", unterbrach der Bürgermeister-Commander, "Sie haben eine bessere Erklärung als dieser dicke Idiot!"

Während im Hintergrund Goldis Keckern zu hören war, starrte Chekov mit offenem Mund zum Bürgermeister-Commander . "Also, Jets", begann er und überlegte fieberhaft, wie er es erklären sollte, "Jets sind doch eine Art heiße Wellen, die so ein Planet ausstößt."

"Keine Wellen, Fähnrich, es handelt sich um Materieströme, die von der Oberfläche in den Weltraum schießen."

Chekov biss sich auf die Unterlippe und blickte fragend zu Uhura, doch ein kurzer Blickkontakt bestätigte, dass auch sie nicht genau wusste, worauf das Ganze hinauslaufen sollte.

"Sie wollen also diese Materieströme mit den Waffen der Enterprise umleiten..." murmelte Chekov.

"Ausgezeichnet, Fähnrich, langsam verstehen Sie." Der Bürgermeister-Commander warf einen Blick auf Chekovs fragendes Gesicht. "Nein, eigentlich verstehen Sie gar nichts", fügte er leise hinzu und deutete auf den Hauptmonitor. "Sehen Sie? Die Materieströme, die von der Oberfläche kommen, werden immer stärker. Bald ist es soweit, und wir werden einen Ausgleich schaffen."

"Torpedos und Phaser reichen dafür nicht aus..."

"Da haben Sie Recht, Lieutenant, wir werden ihnen auch nur helfen, satt zu werden. Es sind negative Materieströme auf der Suche nach positiver Materie, sie sind sozusagen hungrig. Wir werden ihnen den Weg zum nächsten Restaurant zeigen"

"Damit kenne ich mich aus, schließlich habe ich schon einmal in einem Restaurant gearbeitet", sagte Goldi und klimperte lässig mit den Augen.

"Du?" keuchte Flecki. "Sag mir bitte, dass sie dich gleich am ersten Tag schon nach 10 Minuten rausgeschmissen haben!"

"Na ja", druckste Goldi, "nicht nach 10 Minuten, erst am Nachmittag. Allerdings hatte ich etwas verschlafen und bin kurz nach Mittag zur Arbeit erschienen."

"Das war echt die Goldi-Show," krähte Tati. "Finchen war an dem Tag in dem Restaurant und hat erzählt, was da abgegangen ist!"

"Richtig", rief Flecki, "jetzt erinnere ich mich wieder, das hat mir Finchen auch erzählt. Als nämlich das Telefon im Restaurant klingelte, ging Goldi ran. Der Bürgermeister war dran und wollte für ein paar wichtige Besucher einen Tisch bestellen, und da hat Goldi gesagt: 'Verkaufen wir hier Möbel oder was?' und hat einfach aufgelegt."

"Und dann", gackerte Teeblättchen, „hat ein Gast sich beschwert, weil sein Essen nicht kam und hat schließlich Goldi gefragt: 'Herr Ober, was macht mein gegrillter Kürbis?' Da hat Goldi nur mit den Schulter gezuckt und geantwortet: 'Keine Ahnung, woher soll ich das wissen. Bin ich Hellseher, oder was?'"

Die Hamster kugelten sich vor Lachen auf dem Boden, während Lt. Uhura und Fähnrich Chekov nicht genau wussten, ob sie mitlachen oder sich Sorgen um das, was der Bürgermeister-Commander gerade plante, machen sollten.

"Dann sollte er kassieren, als ein Gast ihm zurief: 'Ober, zahlen bitte!' Goldi ist dann zu ihm hingelatscht, hat sich am Kopf gekratzt, kurz überlegt und geantwortet: 'Vier, Drei, Elf'. Der Gast hat natürlich blöd geguckt und sich beim Geschäftsführer beschwert."

"Aber der Hammer war", grinste Flecki, "dass Goldi Salat machen sollte. Keine Ahnung, was der da zusammengemischt hatte, jedenfalls hat sich gleich der Gast beschwert und ihn gefragt: 'Herr Ober, was krabbelt denn da in meinem Salat?'

"I-i-i-ih", rief Tuffi, "und was hat Goldi geantwortet?"

"Er hat", Flecki hatte Mühe, vor Lachen weiterzureden, "er hat sie gefragt, ob sie noch nie was von Vitaminen gehört hätte..."

"Nun, vielen Dank für den netten Beitrag", beendete Uhura leicht angesäuert die angeregte Unterhaltung der Hamster und nahm das Gespräch mit dem Bürgermeister-Commander wieder auf. "Wenn wir es nicht sind, wo befindet sich dann das nächste Restaurant?"

"Die nächst gelegene Galaxis", begann der Bürgermeister-Commander, "befindet sich nicht weit von hier. Es handelt sich um eine 'junge' Galaxis, das bedeutet, es gibt dort noch kein Leben. Wir werden die Jets, also die Materieströme durch gezielten Torpedobeschuss in die genaue Richtung dieser unbewohnten Galaxis richten."

"Und dann findet ein Austausch von Antimaterie und Materie statt?" fragte Goldi begeistert. "Das wird ganz schon laut werden, wie?"

"Das wird es", entgegnete der Bürgermeister-Commander, "aber das wird noch sehr, sehr lange dauern. Das Entscheidende ist, dass nun keine bewohnten Galaxien mehr bedroht sind."

"Aber diese junge, unschuldige Galaxie, das ist doch Mord!" fauchte Flecki und plusterte sich auf.

"Ist es nicht", knurrte es zurück.

"Ist es doch!"

"Ist es nicht!"

"Ist es doch!"

"Ist es....", der Bürgermeister-Commander unterbrach die geistreiche Diskussion und schüttelte verärgert den Kopf. "Möchtest du, Flecki, vielleicht einen kurzen Besuch bei dieser jungen, unschuldigen Galaxie machen, soll ich dich mal dort hinschicken? Allerdings ist es dort sehr, sehr ungemütlich und so heiß, dass dein armes, unschuldiges Fell sich sofort in Atome auflösen würde."

Als Flecki nur stumm den Kopf schüttelte, wandte sich der Bürgermeister-Commander an Chekov. "Bereiten Sie den Abschuss der Phaser und der Torpedos vor, Fähnrich, die genauen Zielkoordinaten werde ich Ihnen noch nennen. Wir werden in folgender Reihenfolge vorgehen: Auf mein Kommando hin feuern Sie 3 Bänke der Phaser leer, dann gebe ich Ihnen neue Koordinaten und Sie feuern die restlichen 3 Bänke ab. Wenig später passiert dasselbe mit den Torpedos, jeweils 2 gleichzeitig. Noch irgendwelche Fragen?"

Erneut suchte Fähnrich Chekov den Blickkontakt zu Lt. Uhura, und nachdem sie keinerlei Einwände zu haben schien, entgegnete er leise: "Nein, keine Fragen."

Bei einem Teil der Hamster lösten diese Worte Begeisterung hervor, denn Goldi, Tati und Teeblättchen klatschten in die Pfoten und riefen: “Negnafna, negnafna!“.[1] Den Bürgermeister-Commander schien das nicht weiter zu beeindrucken, denn er stieg ungewöhnlich geschickt von seinem Sessel herunter und lief zu Chekov, um ihm die notwendigen Zielkoordinaten mitzuteilen.

"Ist er nicht fantastisch, unser Bürgermeister?" rief Tuffi. "Also, ich bin stolz, eine Hamsterhausenerin zu sein und..."

"Ja, ja", fauchte Flecki, "vor allen Dingen ist das niemals unser Bürgermeister, denn der wäre vor Schreck schon längst umgefallen. Nein, ich sage euch, das ist das Plüschum, dieses geheimnisvolle Wesen!"

"Wo mag das bloß herkommen?"

"Weiß nicht, Tuffi, vielleicht ist es ja ein hamstischer Gott", schlug Sasie vor.

"Quatsch", knurrte Flecki, "da steckt noch etwas ganz Anderes hinter. Erinnert ihr euch an den Satz, den er sagte? Er meinte 'noch einmal möchte ich da nicht hinein', und damit hat der den schwarzen Planeten gemeint! Er war also schon drin in diesem schwarzen Höllenloch! Ein hamstischer Gott wäre ja wohl in der Lage, auf sich selbst aufzupassen, oder? Ein hamstischer Gott würde außerdem einmal kurz mit den Pfoten schnippen, und der ganze Mist wäre weg. Ein hamstischer Gott hätte sowieso..."

"Völlig richtig, Flecki, ein hamstischer Gott bin ich wirklich nicht."

Erschrocken drehten sich die Hamster um. Niemand von ihnen hatte darauf geachtet, dass der Bürgermeister-Commander vor wenigen Augenblicken fertig gewesen war, Chekov die Koordinaten mitzuteilen und sich nun wieder auf dem Rückweg zum Kommandosessel befand. Er befand sich direkt hinter ihnen und blieb vor den fragend blickenden Hamstern stehen.

"Schade", fand als erster Dodo ein paar unpassende Worte, "weil du uns dann nach Hamsterhausen zurückzaubern könntest und vielleicht, ich meine, in meinem Keller ist das Licht kaputt, vielleicht könntest du..."

"Was ist mit dem Bürgermeister?" unterbrach Tuffi.

"Keine Sorge, den werdet ihr wieder sehen. Es wird mir ein Vergnügen sein, diesen Körper - vor allen Dingen dieses Gehirn - wieder zu verlassen. Es ist etwas, wie soll ich sagen, nun, es ist etwas anstrengend."

"Wer bist du?" stellte nun Flecki dem Bürgermeister-Commander die Frage aller Fragen. "Bist du... das Plüschum?"

Ein leises Nicken war die Antwort.

"So nennt man mich. Einst war ich ein Wesen wie ihr, ich hatte nur Flausen im Kopf und nichts als Abenteuer und Spaß im Sinn. Mit einem schnellen Raumschiff durchflog ich das All. Dieses Schiff hatte ich mir 'ausgeliehen', wie euer Freund Goldi es formulieren würde, selbstverständlich nicht mit der Absicht, es jemals wieder zurückzugeben. Unbesiegbar und stark fühlte ich mich, und nichts konnte mich aufhalten. Dann traf ich auf eine Singularität, auf einen schwarzen Stern, der sich in der Nähe meines Heimatplaneten befand. Sofort erkannte ich die Gefahr, die sich in absehbarer Zeit für mein Volk ergeben würde und nahm den Kampf gegen diese Singularität auf. Ich überschätze mich und die Feuerkraft meines Schiffes, und so kam es nach vielen Tagen, dass ich ohne Munition und ohne Antrieb hilflos von dem schwarzen Sternenfresser angezogen wurde. Alles, was ich an Bord an Informationen fand, schlang ich in mich hinein, in der Hoffnung, doch noch eine Lösung zu finden. Aber es war aussichtslos, das einzige, was ich noch machen konnte, war, kurz bevor mein Schiff verschlungen wurde, auszusteigen."

"Um zu ersticken?" fragte Goldi und starrte das Plüschum verständnislos an. "Die Lösung ist irgendwie nicht sonderlich clever."

"Auf den ersten Blick natürlich nicht", fuhr das Plüschum fort, "doch mir war klar: Wenn Materie mit Antimaterie kollidiert, dann wird ihre Masse komplett in Energie umgewandelt. Genau das stand mir und meinem Raumschiff in diesem Moment bevor. Wir würden nun in Energie in Form von Teilchen umgewandelt. Welche Teilchen dabei entstehen, hängt nämlich davon ab, welche Materie umgewandelt wird."

"Aber das ist doch kein Grund, in den saukalten Weltraum zu gehen und sich das Fell abzufrieren...", schüttelte Flecki empört den Kopf.

"Natürlich", rief Lt. Uhura, "das war eine völlig logische Vorgehensweise. Spock wäre begeistert darüber gewesen."

"Begeistert wäre wohl nicht die richtige Formulierung bei einem Vulkanier, Lieutenant", fuhr das Plüschum fort, "aber es war in der Tat notwendig, sich vom Schiff zu trennen." Das Plüschum betrachtete ein wenig amüsiert die fragenden Blicke der Hamster und fuhr fort: "Wäre ich in dem Raumschiff geblieben, dann wären das Schiff und ich gemeinsam in Energie umgewandelt worden. Das hätte bedeutet, dass das Schiff und ich eine Energieeinheit geworden wären. Dadurch, dass ich es verlassen hatte, wurde ich nicht mit toter Materie vermischt. Das ist der Grund, weshalb ich als Energiewesen weiterlebe, und überall dort helfe, wo ich gebraucht werde. Hin und wieder ist es allerdings notwendig, einen Körper in Besitz zu nehmen, um mit anderen Wesen in Kontakt zu treten."

Für einen Moment herrschte Schweigen auf der Brücke, dann grinste Goldi und rief: "Das mit dem Moosbiber war aber nicht sonderlich gelungen, oder?"

"Erinnere mich nicht daran, Goldi, das war wirklich das dämlichste Wesen, das ich jemals in Besitz genommen hatte. Der Bürgermeister zum Beispiel ist recht umständlich zu kontrollieren, weil sein Gehirn nicht ganz dem Standard entspricht. Das Moosbibergehirn wiederum entsprach keinem mir bekannten Standard, es hatte nicht mal einen Hauptspeicher, schrecklich."

"Der arme Moosbiber, überhaupt!" Flecki war vor das Bürgermeister-Plüschum getreten und hatte beide Pfoten in die Seite gestemmt. "Was ist mit dem armen Moosbiber passiert? Er sitzt jetzt irgendwo in einer kalten Maschine, fern von seinen Freunden und ist allein, niemand kümmert sich um ihn und außerdem...."

"Keine Sorge, Flecki, wenn ich gehe, und wenn meine Mission beendet ist, dann werde ich ihn mitnehmen. Selbstverständlich kommt das Wesen auf seine Heimatwelt zurück - zufrieden?"

Während Flecki etwas misstrauisch guckte, dann aber doch mit dem Kopf nickte, meldete sich Fähnrich Chekov.

"Aus dem gesicherten Backup-Speicher heraus, Commander? Wird das nicht, sagen wir mal, ein recht schwieriges Unternehmen?"

Das Plüschum seufzte hörbar und ging weiter zum Sessel des Captains zurück, dann kletterte es geschickt auf die Sitzfläche, machte es sich bequem und antwortete: "Da machen Sie sich mal keine Sorgen, Fähnrich. Sind Sie bereit für unser kleines Feuerwerk?"

Chekov nickte: "Ay."

Das Plüschum hob die rechte Pfote, zeigte auf Chekov und ließ sie sinken: "Feuer frei für die Phaser!"

Die Hände des Fähnrichs glitten über die Tastatur der Konsole, dann beobachtete er, genau wie alle anderen, was sich auf dem großen Hauptmonitor tat. Leuchtende rote Striche schossen vom unteren Teil des Bildschirms quer darüber und wanderten langsam zum oberen rechten Teil, weit am Planeten vorbei.

"Tja", trompetete Bauleiter Murksel, "scheinbar waren die Koordinaten nicht ganz korrekt. Der Schuss geht ja wohl voll ins Weltall!"

Das Plüschum schien diese Bemerkung überhört zu haben, deutete jedoch auf den Hauptmonitor, auf dem sich nun Erstaunliches tat. Die leuchtenden, roten Striche wanderten plötzlich wieder zur Mitte des Bildes und schienen nach einer Weile hinter dem schwarzen Planeten zu verschwinden.

"Die Gravitation", murmelte Uhura, "die enorme Anziehungskraft hat den Phaser abgelenkt und ins Ziel gebracht."

"Völlig richtig, Lieutenant. Was wir aber nicht sehen konnten war, dass nun die Richtung der Materieströme beeinflusst und verändert wird."

"Drei Phaserbänke sind leer, Commander, ich brauche die neuen Koordinaten..."

"Korrigieren Sie um 1 Grad 58 Minuten auf Ost und um 5 Grad 23 Minuten auf Nord, Fähnrich, dann feuern sie die restlichen Bänke leer."

Chekov nickte, und kurz darauf erschienen vor den staunenden Blicken der Hamster die nächsten leuchtenden roten Striche des Phaserfeuers. Auch sie schienen zunächst ins Weltall zu zischen, bevor sie von der enormen Masse des schwarzen Planeten angezogen wurden, um dann knapp am Planeten vorbei zu fliegen. Als alle Phaserbänke leergeschossen waren, warf Chekov einen kurzen, fragenden Blick in die Richtung des Plüschums und erhielt ein kurzes Nicken als Bestätigung. Dann feuerte der Fähnrich die erste Salve der Torpedos ab. Dieses Mal wanderten 2 blaue Feuerstöße auf der gleichen Bahn wie vorher die Phaserschüsse, auch sie beschrieben einen hohen Bogen, bevor sie irgendwo verschwanden. So ging es weiter, und Minute um Minute wanderten Paare von bläulichen Geschoss-Salven über den Monitor.

"Genug!"

Alle Blicke wanderten nun vom Monitor zu dem Hamster, der nicht unweit davon in dem für ihn viel zu großen Kommando-Sessel saß.

"Nur interessehalber, Chekov, wie viel Schuss haben Sie denn übriggelassen?

"Phaser sind auf Null, Lieutenant, aber 2 Torpedos haben wir noch", grinste der Fähnrich und erschrak im selben Moment, denn plötzlich war das Bürgermeister-Plüschum vor ihm auf der Tastatur aufgetaucht. "Ich, äh, habe Sie gar nicht kommen sehen, Sir", murmelte der Fähnrich. Ein Nicken war die Antwort.

"Lassen Sie uns mal sehen, Fähnrich Chekov, ob wir erfolgreich waren. Machen Sie eine Analyse von dem Planeten."

"Was ist, wenn es nicht geklappt hat?" warf Uhura ein.

Keine Antwort kam, nur Schweigen. Dann tauchten die Ergebnisse der Analyse des Computers auf dem Bildschirm auf, und während Uhura und Chekov noch dabei waren, die Daten zu lesen, rief das Plüschum: "Es hat geklappt, Lieutenant Uhura, die Materieströme fließen genau in die vorherberechnete Richtung. Meine Damen und Herren, das Universum ist gerettet!"

"Also, dazu fällt mir ein Witz ein, und zwar kannte ich mal einen, der jemand kannte der..." Als Dodo die genervten Blicke seiner Freunde sah, unterbrach er seinen lustigen Vortrag, lief rot an und schwieg.

"Echt gelungen, den kannte ich noch nicht", keckerte Teeblättchen und stupste Tati in die Seite. "Da wüsste ich auch noch einen, aber ich glaube, die Große will was sagen."

"In der Tat, dankeschön, Teeblättchen", schnaufte Uhura und wandte sich an das Plüschum. "Im Namen der Menschheit, und im Namen der Hamster selbstverständlich, möchte ich meinen Dank und meinen Glückwunsch aussprechen. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Allerdings frage ich mich", fügte sie verschmitzt lächelnd hinzu, "wie ich meinem Captain erklären soll, dass sämtliche Waffen seines Schiffes abgefeuert wurden."

"Nicht sämtliche, Lieutenant, Sie sind immerhin noch stolze Besitzerin zweier Torpedos."

"Das ändert natürlich alles. Mein Captain wird sicherlich begeistert sein", grinste Uhura. Dann wurde ihr Gesichtsausdruck wieder ernst und sie fuhr vorsichtig fort: "Ihre Mission scheint damit beendet zu sein. Macht es Ihnen etwas aus, mir das Kommando über das Schiff zurückzugeben? Ach ja, natürlich hätten die Hamster gerne ihren Bürgermeister wieder, zumindest einige von ihnen."

Im Hintergrund war das Hüsteln vereinzelter Hamster zu hören. Das Plüschum nickte zustimmend. "In der Tat, es wird höchste Zeit für mich, aus diesem Körper, oder vielmehr, diesem Gehirn herauszukommen. Es ist recht anstrengend, wenn Sie verstehen, was ich gewissermaßen sozusagen meine." Uhurah grinste und entspannte ein wenig, während die Hamster keckerten und Fähnrich Chekov laut lachte.

"Aber wo wirst du nun hingehen, Plüschum?" fragte Flecki mit großen Kulleraugen. "Du könntest doch bei uns bleiben. Bestimmt haben wir Platz für dich."

Das Plüschum schüttelte den Kopf. "Erstens müsste ich einen Körper annehmen und zweitens werde ich sicherlich noch irgendwo in den Weiten des Universums dringend gebraucht."

"In Dodo wäre doch Platz für zwei..."

Während Flecki sich Goldi wutentbrannt vorknöpfte und ihm klarmachte, dass seine Äußerung nicht nur taktlos, sondern auch völlig unqualifiziert war, wandte sich Uhura an Chekov. "Pavel, deaktivieren sie alle Waffensysteme, und bereiten Sie den Kurs auf die Erde vor. Es wird Zeit zurückzukehren."

Chekov nickte. "Ay, nichts lieber als das, Lieutenant." Er betätigte einige Tasten und drehte sich zu Uhura um. "Waffensysteme sind deaktiviert und wir sind bereit zum Wenden."

"In Ordnung. Fähnrich, Wende ausführen", kam die knappe Antwort.

Auf dem großen Hauptmonitor verschwand zur allgemeinen Erleichterung nun langsam der schwarze Planet. Kurz darauf war wieder das vertraute Bild des Weltraums mit seinen unzähligen Sternen zu sehen. Alle atmeten auf, und die Stimmung wurde von einem Augenblick auf den anderen etwas gelöster.

"He, Dodo", rief Tati, "was ist denn nun mit Deinem Witz? Ich meine von dem, der mal einen kannte, den du gekannt hast?"

"Nein, das war anders", entgegnete Dodo nachdenklich, "ich kannte ich mal einen, der jemand kannte."

"Und kanntest du den Witz schon?" keckerte Teeblättchen.

"Nö", stotterte Dodo, "aber der kannte ihn. Ich meine nicht den, der jemanden kannte, der ihn kannte, sondern den, der von dem anderen gekannt wurde, der ihn kannte."

"Aber klar, doch. Dodo", beruhigte Teeblättchen den aufgeregten Dodo, "und nun erzähle uns doch mal ganz langsam den Witz. Am besten so langsam, dass auch du ihn verstehst."

"Tja, also", begann Dodo, "da treffen sich zwei Unterhosen in der Waschmaschine, und da sagt die erste zur zweiten: 'He, warst du in Urlaub?' - 'Wieso', fragt die zweite. 'Na ja', du siehst so schön braun aus’."

Bis auf Flecki, die Mühe hatte, sich nicht zu übergeben, war die Stimmung der Hamster nun am Überschwappen, und zu allem Überfluss hielt Goldi es für notwendig, weitere dreckige Witze zu reißen. In der Zwischenzeit musste Chekov mehrfach Murksel von der Steuerkonsole verjagen, da der Bauleiter es für erforderlich hielt, dem Fähnrich bei der Navigation behilflich zu sein. Es gab in der Tat noch ein großes Problem, wie die Enterprise-Offiziere feststellen mussten. Sie hatten sich weit von der Erde entfernt, sehr weit sogar, und das war möglicherweise dem Antimaterieplaneten zu verdanken. Vermutlich hatte der Planet sie quasi in seinem Sog Millionen von Kilometern weit mitgezogen.

"Fünfzehn Wochen, Lieutenant", bestätigte Chekov nach erneuter Hochrechnung den ersten Verdacht, "so lange werden wir für den Rückflug brauchen. Natürlich nur, wenn wir mit Höchstgeschwindigkeit fliegen werden."

"Das ist nicht akzeptabel!" schnaufte Uhura. "Wir können den Captain und unsere Leute nicht so lange auf der Erde in einer anderen Zeit lassen. Je später wir zurückkehren, desto schwieriger wird es, sie zu finden. Wer weiß, was ihnen alles zustoßen könnte."

"Captain Kirk, Spock, McCoy und Scott haben sich schon aus vielen gefährlichen Situationen wieder selbst gerettet, bestimmt geht es ihnen gut, und sie genießen die Highlands von Schottland. Das einzige Problem, das ich sehe, Lieutenant, ist, dass ihnen Scotty womöglich eine zu gute Einweisung in den schottischen Whisky gibt..."

"Whisky, Fähnrich?"

"Ja, Lieutenant, das ist ein aus Getreide durch alkoholische Gärung und Destillation gewonnenes Genussmittel. Man trinkt es gewöhnlich und sein Geschmack ist..."

"Ich weiß, was Whisky ist, Fähnrich! Teurer Fusel! Vielleicht ist es ihnen entgangen, aber unsere Leute haben nur begrenzte Reserven an Geld mitgenommen. Außerdem würde der Captain solch eine Disziplinlosigkeit nicht zulassen!"

"Nein", räumte Chekov ein, "das würde er nicht. Trotzdem ist es kein Fusel..."

Uhurah schnaufte verächtlich und ihre Gedanken gingen für einen kurzen Moment an den Anfang ihres Abenteuers zurück, als der Fähnrich sich nach dem Genuss von Wodka reichlich danebenbenommen hatte. "Nein, genau wie Wodka, oder?" fügte sie spöttisch hinzu. "Und als Sie Nachschub brauchten, sich aber nicht am Replikator verständlich machen konnten und die Hamster helfen wollten, hatten wir nachher etliche Bürgermeister zu ertragen."

"Dieses verdammte Lachgas war schuld daran, Lieutenant, außerdem fanden Sie die ganze Sache ja auch recht unterhaltsam, oder?"

"Was ist, äh, mit den Aufzeichnungen, Fähnrich?" Uhura wurde plötzlich sehr förmlich. "Gibt es irgendwelche Aufzeichnungen von diesen, äh, Vorkommnissen?" Sie blickte den Fähnrich durchdringend an, als dieser nicht sofort antwortete. "Ich habe Ihnen eine Frage gestellt. Also? Gibt es irgendwelche Aufzeichnungen, die von Interesse für Captain Kirk sein könnten?"

"Es gab sie", druckste Chekov, "aber nur ganz wenige..."

"Es gab welche? Hatte ich etwa angeordnet, vertrauliche Aufzeichnungen der Enterprise zu vernichten, Fähnrich?" Uhuras Augen funkelten Chekov an, der sich ein wenig unbehaglich zu fühlen schien.

"Nein, Lieutenant, das hatten Sie nicht. Es war mehr ein Versehen, also versehentlich gelöscht."

Lt. Uhura blickte hinüber zu den Hamstern, die gebannt jedem Wort lauschten. "Gelöscht", fauchte sie, "Sie haben also wichtiges Beweismaterial, Eigentum der Sternenflotte, wie Sie sagen 'versehentlich gelöscht'?“ Sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort. "Nun, das kann vorkommen. Letztendlich sind wir ja auch nie offiziell auf eine Mission gegangen. Hauptsache, niemand gibt Spock einen Tipp, dass er auf die Idee kommt, nach gelöschten Dateien zu suchen."

"Ha", mischte sich nun Goldi triumphierend ein, "was euch gewissermaßen erpressbar macht. Habt Ihr etwas dagegen, dass ich für den Rest der Reise unbegrenzten Zutritt zum Replikator erhalten? Es wäre doch schade, wenn sich jemand von uns gegenüber diesem Spock verplappern würde, oder?"

Schweigend schauten Lt. Uhura und Fähnrich Chekov zu, wie sich Goldi grinsend und pfotenreibend zum Replikator begab.

"Grünau, wie ich schon immer zu dröhnen sägte, äh, pflegte, man soll die Gelegenheit im Schrott backen, öhm, am Schopf packen. Ich will ein Erdbeerfeld auf dem Jupiter, sonst petze ich bei diesem Schmock!"[2]

Köpfe flogen herum, sogar Goldi blieb trotz heftigen Magenknurrens auf seinem Weg zum Replikator stehen. Uhura gewann als erste die Fassung wieder und entgegnete: "Spock - sein Name ist Spock", murmelte sie und ging vorsichtig auf den Bürgermeister-Commander-Plüschum Hamster zu. "Was war das, bitteschön? Ein Erdbeerfeld auf dem Jupiter?"

"Tja, öhm, gewissermaßen soll das ein glänzendes Fell geben, äh, die Erdbeeren, nicht der Jupiter..."

Uhura klappte den Mund auf und wieder zu; ihr Blick wanderte zur Brückendecke.

"Völliger Quatsch, Erdbeere ist völlig out. Sonnenblumenöl oder Distelöl ist am besten!" rief Tuffi empört.

"Trockenhefe mit Eigelb vermischt!" schlug Dasie vor.

"Oder Seealgen", wusste Flecki zu vermelden. "Bei hartnackigen Fällen am besten Diät-Margarine oder Apfelessig!"

"Noch besser", warf Sasie ein, “sind Sojaöl oder Weizenkeimöl...."

"Ruhe, verdammt noch mal!" rief jetzt Uhura, der die ganze Diskussion mächtig auf die Nerven ging. "Was weißt du über Materie, beziehungsweise über Antimaterie?" fuhr sie den Hamster an, von dem sie nicht genau wusste, wer oder was er im Moment nun schon wieder war.

"Öhm, tja, also von der Dame habe ich noch nie gehört, wobei ich jedoch ..."

"Schön, dann habe ich keine Fragen mehr an dich", unterbrach ihn Uhura enttäuscht. "Offenbar bist du wieder der, der du mal warst. Wirklich schade, ich hatte nämlich noch eine Bitte an das Plüschum, aber so..." Sie unterbrach und richtete den Blick auf Chekov. "So werden wir uns auf eine lange Rückreise einstellen müssen."

Allgemeines Schweigen folgte, dann räusperte sich der Bürgermeister. "Da, öhm, da war noch was, was ich ausdichten, äh, ausrichten soll..."

"Was? Von wem?"

Uhura stand nun direkt vor dem Bürgermeister und fixierte ihn mit ihrem Blick.

"Irgendwelche Zahlen..."

"Heraus damit - Chekov, geben Sie diese Zahlen direkt in den Computer ein!"

Der Fähnrich nickte und hielt sich bereit, während der Bürgermeister zu überlegen schien. Er versuchte, Uhuras bohrendem Blick auszuweichen, dann flüsterte er:

"12,2,95 - 121,5,33."

"Chekov?"

"Es sind Koordinaten, Lieutenant - nicht weit von uns entfernt!"

"Kurs setzen, Chekov. Vielen Dank, liebes Plüschum!"

"Aber ich bin doch der Bürgermeister, lieber Uhu..."

Lt. Uhura ignorierte diese Bemerkung und lief zur Steuerkonsole, wobei sie fast auf Bauleiter Murksel getreten wäre, der jedoch im letzten Moment kreischend zur Seite sprang.

"Wir sind gleich da, Lieutenant. Was mag dort sein?"

"Das werden wir wissen, wenn wir es erreicht haben. Dieses Energiewesen, oder was auch immer es ist, hat gewusst, dass wir ein Problem mit der langen Rückreise haben werden. Bestimmt hat es einen Weg gefunden, die Reise zu verkürzen. So, Chekov, nun haben wir die Koordinaten erreicht, was sagen die Messungen?"

"Das... das glaube ich einfach nicht", keuchte der Fähnrich und zeigte auf den Hauptmonitor, vor dem sich bereits alle Hamster versammelt hatten und ebenso ungläubig auf einen völlig schwarzen Bildschirm schauten. Was war passiert? Wo waren die Sterne geblieben?

"Könnte mal jemand das Licht da draußen wieder anmachen?" rief Teeblättchen.

"Wir sind in einer Raum-Zeit-Blase", keuchte Chekov, "ich habe mal davon gehört, aber das war doch nur Theorie..."

"Offensichtlich nicht, Fähnrich. Das Plüschum ist genial."

"Könnte vielleicht mal jemand einem armen, kleinen, dummen Hamster erzählen, was das überhaupt bedeutet?" rief Flecki und stemmte ihre Pfoten empört in die Hüften.

"Klar, Flecki", lachte Uhura, "Diese sogenannte Raum-Zeit-Blase ist ein Schlupfloch in Einsteins Theorie, eine kleine Schummelei. Es ist zwar richtig, dass wir das Licht nicht überholen können, wenn wir ihm ein faires Rennen liefern, aber wer sagt, dass man immer fair sein muss. Wenn die Raum-Zeit verzerrt wird, könnten wir den Weg abkürzen und das Licht überholen. Wir befinden uns nun in der Raum-Zeit-Blase, so weit alles verstanden?"

Bis auf Dodo nickten alle Hamster.

"Gut", fuhr Uhura fort und achtete nicht auf Dodos heftiges Pfotenschnippen, der um Wortmeldung bat. "Die vor der Blase liegende Raum-Zeit wird verkürzt und hinter der Blase ausgedehnt. Dadurch wird die Entfernung vor dem Raumschiff verringert, während sich gleichzeitig die Entfernung vom Startpunkt hinter der Warpblase erhöht. Ähnlich funktioniert der Warp-Antrieb."

"Und wie bremsen wir, wenn wir die Erde erreicht haben?" riefen Flecki und Goldi fast gleichzeitig.

"Ihr habt genau das Problem erkannt, denn die Warp-Blase kann nicht vom Raumschiff aus beeinflusst werden. Wir sind auf Hilfestellung von außen angewiesen, und ich denke, wir können uns da auf das Plüschum verlassen."

"Ein Held, ein echter Held. Vielleicht sogar ein Hamstischer Gott", hauchte Flecki entrückt.

"Möglich", erwiderte die Offizierin, "vielleicht ist es ja tatsächlich mal einer von euch gewesen."

"Oder sogar mal unser Bürgermeister", bemerkte Dodo überflüssigerweise.

"Jedenfalls habe ich gerade berechnet, dass sich unsere Reisezeit erheblich verkürzen wird", rief Fähnrich Chekov in diesem Moment begeistert. "Sogar ganz erheblich, also das ist toll, einfach unglaublich..."

"Fähnrich, die genauen Zahlen, bitte", rief Uhura ungeduldig und die Antwort kam postwendend:

"Knapp zwei Tage, Lieutenant, ganz genau sind es nur noch 38 Stunden!"

Als die Jubelgesänge der Hamster für einen Moment abebbten, bat Lt. Uhura erneut ums Wort.

"Liebe Hamster! Ich weiß, was ihr könnt und ich möchte jetzt, dass ihr meinem Kollegen Pavel Chekov und mir helft. Wie ihr wisst, sind wir unfreiwillig auf eine Reise gegangen, die nun bald ein hoffentlich glückliches Ende nehmen wird. Allerdings haben wir ein riesiges Problem, denn der Transporter ist kaputt, und wir werden in Schottland landen müssen, weil wir unsere Leute sonst nicht an Bord bekommen. Für eine Landung mit der Enterprise ist normalerweise Menge Personal vonnöten; genau deshalb ist es wichtig, dass ihr euch in erster Linie ruhig und besonnen verhaltet.“

"Kein Problem", tönte Bauleiter Murksel, "eine Lachnummer."

Uhuras Blick, den sie auf den Bauleiter richtete, hätte möglicherweise eine Kaffeetasse explodieren lassen können, dennoch fuhr sie mit sanfter Stimme fort: “Macht ihr mit?"

Bis auf Dodo, der sich von Trampel noch einmal genau erklären ließ, worum es sich handelte, stimmten alle Hamster begeistert zu. Ach ja, natürlich auch bis auf den Bürgermeister, der nach wie vor in dem Sessel von Captain Kirk saß und immer wieder vor sich hin brabbelte: "Ich bin bestimmt der Nachfolger des Plüschums! Ich bin Plüschum II!"

Es dauerte nicht lange, und Uhura hatte eine Art Arbeitsplan für die Hamster entworfen. Nun hieß es lernen und sich ein wenig mit den Vorschriften der Enterprise vertraut zu machen. Nachdem es zum wiederholten Male fast zu einer Katastrophe gekommen wäre, weil Bauleiter Murksel versehentlich beinahe die Außenschotts geöffnet hatte, und nachdem es zu mehreren unerklärlichen Kurzschlüssen in Murksels Nähe gekommen war, wurde der Bauleiter von weiteren Tätigkeiten ausgeschlossen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass einer der Kurzschlüsse irgendetwas Unerklärliches an der Kommunikation verändert hatte.

Lt. Uhura hatte ihn kurzerhand am Nacken gepackt und trotz seiner heftigen Proteste neben die Tür zum Turbolift gesetzt. Dodo wurde mit sofortiger Wirkung zum vorübergehenden Mitglied und Sicherheitsoffizier der Sternflotte erklärt und erhielt den Auftrag, jede Art von Einmischung des Bauleiters zu unterbinden.

"Ich finde, diese schöne Sternenflotten-Sitte sollten wir auch in Hamsterhausen einführen", rief Flecki begeistert, als Bauleiter Murksel schmollend in der Ecke saß, während Dodo mit erhobener Faust auf seinen Einsatz wartete. Die wüsten Drohungen Murksels, keinerlei Empfehlungen oder fachliche Ratschläge von sich zu geben, wurden mit allgemeiner Erleichterung aufgenommen. Uhura würde auch ohne das schon genug Schwierigkeiten haben, Funkverbindungen zu schalten.

Lediglich der Bürgermeister ging allen gehörig auf die Nerven, weil er erstens nichts von dem verstand, was er lernen sollte und zweitens, weil er jeden in Diskussionen verwickeln wollte, ob er der rechtmäßige Nachfahre des Plüschums sei, und welche Auswirkungen das für Hamsterhausen hätte. Es war schließlich Goldi, der die verblüffte Uhura um 'ein größeres Stück Taschentuch' bat und sich dann den Bürgermeister vornahm. Kurz darauf steckte ein Stück Taschentuch dermaßen tief im Mund des Möchtegern-Plüschum-Nachfolgers, dass endlich Ruhe herrschte.

"Noch ein Wort, und du läufst ohne Fell herum", knurrte Goldi und spielte mit dem Phaser vor dem Gesicht des geknebelten Bürgermeisters. Ein ängstliches Nicken war die Antwort.

"Goldi? Wo hast du den Phaser her?" Uhuras Augen funkelten Goldi mit gespielter Wut an.

"Tja, den, äh, der lag unter dem Sessel, wo das Plüschum gesessen hatte.... Übrigens war der rote Knopf an seinem Fell gar kein Sprengknopf, das war ein roter Smartie, echt lecker!"

"Goldi, den Phaser, bitte!"

 

Auf und Davon (Kapitel 45) - Erinnerung an die Rückkehr der Enterprise II