Hamsterhausen

Kapitel 26

Nichts wie weg!

 

Die Rettung von Frido McClown war bestenfalls eine Minihölle gewesen, und die Männer in Fort William hatten diese Minihölle hinter sich. In den nächsten Stunden mussten drei der Offiziere aber wohl oder übel im Haus bleiben. Lt. Scott hatte Hose und Hemd von Perry geliehen und arbeitete wieder an der Schleuse. Die nassen, dreckigen Klamotten hatte Schwester Katie eingesammelt und mit nach Hause genommen. Sie wollte die Sachen durch Waschmaschine und Trockner schicken. Solange saßen die Führungsoffiziere der Enterprise in Unterhosen herum.

Hamstilidamst war zutiefst beleidigt. Als er gehört hatte, dass Frido und der Lord vorbeigekommen waren und keiner ihn geholt hatte, beschloss er, mit diesen Raumfahrern aus der Zukunft nie wieder ein Wort zu reden.

Zuhören konnte er deshalb aber immer noch und wurde immer beleidigter. Eine richtige Lebensrettung, ein echtes Abenteuer. Frido in Gefahr – und er war nicht dabei gewesen. Es war überhaupt nicht zu beschreiben, was für eine ungeheuerliche Schweinerei das war.

"Jim, es bringt doch nichts, wenn du diese Karte da studierst", sagte Dr. McCoy und wedelte mit der Hand zu der Schottland-Karte hin.

"Der Doktor hat Recht", sagte Spock. "Wir…"

"Ich werde Sie gründlich untersuchen", unterbrach McCoy. "Sie müssen krank sein. Sie haben mir noch nie Recht gegeben."

"Ich gebe Ihnen immer Recht, wenn Sie logische Überlegungen anstellen – aber wann ist das schon."

"Wir könnten nach Inverness", meinte Kirk und beachtete das gewohnte Geplänkel überhaupt nicht. "Das ist ein größerer Ort, da finden wir auch Arbeit."

"Ach, willst du hier doch mal was arbeiten?!" fragte der Doktor erstaunt. "Schon gut, schon gut!" machte er, als er Kirks Blick sah. "Du rettest ja dauernd irgendwen."

"Grrrm", kam es leise von Hamstilidamst, aber die Offiziere achteten nicht weiter darauf.

"Für die weitere Planung sollten wir auf Mr. Scott warten", schlug Spock vor. "Inverness ist tatsächlich ein größerer Ort, daher nehme ich an, dass Lieutenant Scott etwas darüber weiß. Ich frage mich allerdings, ob es zweckmäßig ist, wenn wir uns in einem größeren Ort aufhalten."

"Wenn wir Jobs finden wollen, ja", sagte der Captain.

"Vor allem wollen wir, wenn ich mich nicht irre, an unserem nächsten Aufenthaltsort so lange bleiben, bis wir wieder auf die Enterprise zurück können. Wir wissen nicht, unter welchen Umständen das geschehen wird."

"O mein Gott, da haben Sie allerdings Recht", stöhnte der Captain. "Was machen diese Hamster bloß mit meinem Schiff?! Es wird ein Schrotthaufen sein. Wir werden nie wieder in unsere Zeit kommen. Sie werden die Technik lahmgelegt haben."

"Ey, wir sind her-vor-ragende Techniker!"

Hamstilidamst fand, die Zeit von "nie wieder" war jetzt abgelaufen, und er konnte sich endlich wieder einmischen. Diese Menschen trauten den Hamsterhausenern ja schon gar nichts zu. Aber der Captain grinste nur flüchtig.

"Mit dem Turbokreisel ins Weltall. Klar, das ist hervorragende Technik."

"Das war ja bloß, weil der Bauleiter da wieder mit rumgepfuscht hat."

"Kann es sein, dass dieser Bauleiter sich jetzt auch auf der Enterprise befindet?" erkundigte Spock sich interessiert.

"Na, logisch. Den nehmen wir überall mit hin. Wenn der ein Haus verkabelt, dann… dann…"

"Fliegt wahrscheinlich das Haus in die Luft. Ich ahne Schreckliches für unser Schiff", nickt Dr. McCoy – nicht ganz zu Unrecht.

"Ist euer Raumschiff so schwach auf deinen Beinen, dass es ein bisschen Murksel nicht aushält?!"

"Gute Frage", gab Kirk zurück. "Die Enterprise hat schon wilde Sachen überstanden, aber da war die Crew an Bord. Jetzt sind nur Uhura und Chekov an Bord – und wahrscheinlich nicht ganz klar im Kopf."

"Ach, wir kriegen das schon hin, wir haben ja auch Goldi und Flecki und Tuffi und…"

Na ja, Trampel zählte er da lieber nicht mit auf – und den Bürgermeister wollte er erst gar nicht erwähnen. O Mann, wenn der Bürgermeister immer noch die Commander-Macke hatte, sah es auf dem Raumschiff vielleicht doch nicht so toll aus!

"Und?" fragte Kirk. "Das war es schon? Ich baue viel mehr darauf, dass meine Leute wieder klar werden. Wir können nicht wirklich in dieser Zeit bleiben, weißt du."

"Ich jedenfalls nicht", nickte Spock.

"Nee, du nicht", gab Hamstilidamst zu, der sich noch gut an diesen komischen grünen Fleck erinnerte, der bei Spock Blut sein sollte; wenn das noch mehr Leute sahen, war das vielleicht wirklich keine so gute Idee.

Bei seinen letzten Worten hatte Spock zu einem großen, dicken Buch gegriffen und fing an, darin zu blättern. Hamstilidamst, der ja eigentlich immer noch beleidigt sein wollte, weil er Frido verpasst hatte, rückte neugierig näher.

"Was haben Sie vor, Spock?" fragte der Captain.

"Da wir in unserer Aufmachung nichts weiter unternehmen können, rufe ich den Professor an."

"Sprengen wir noch mal sein Labor?" erkundigte sich Hamstilidamst hoffnungsvoll.

"Nein. – Ich bin jetzt in Amerika und rufe von dort aus in Ballachulish an."

"Vielleicht muss der Arzt dich doch mal untersuchen?" fragte Hamstilidamst. "Vielleicht im Kopf?"

"Er tut nur so", grinste McCoy. "Aber ich würde ihn sehr gern im Kopf untersuchen. Denke schon seit Jahren, dass da was nicht stimmt."

"Doktor, Ihre Wiederholungen fangen an, langweilig zu werden", schoss Spock zurück. "Hamstilidamst, würdest du dich bitte auf die Seite setzen, während ich das Telefon hole?"

"Wieso soll ich mich auf die Seite setzen?"

Hamstilidamst probierte es und kippte beinahe um.

"Auf die Buchseite, sonst bleibt das Telefonbuch nicht an der Stelle geöffnet, die ich aufgeschlagen habe."

"Dann sag doch Buchseite, wenn du Buchseite meinst. Ich verrenke mich hier!"

Dann hopste er auf das aufgeschlagene Telefonbuch und studierte, was da so stand: McAymore, McAzon, McBalling, McBarder. Er sah erstaunt auf.

"In der Geschichte kommen aber unheimlich viele Leute vor, oder?"

"Hä?" fragten Kirk und McCoy gleichzeitig.

"Und es handelt auch gar nichts. In einem Buch handelt doch immer was."

"Ach, du Döskopp!" platzte Kirk lachend heraus. "Das ist einfach eine Liste mit Namen und mit den Telefonnummern, die sie haben."

"Dann ist das nicht wirklich ein Buch!"

"Danke für deine Unterstützung, Hamstilidamst", sagte Spock und setzte sich wieder. "Du wirst dort auch McBastle finden."

"Tatsache!" sagte Hamstilidamst verblüfft, der den Namen des Professors gerade entdeckt hatte. "Und was macht der da?"

"Man könnte sagen, er teilt uns mit, wie wir ihn erreichen können."

"Bescheuert! Setzt euch doch einfach in den Bus und fahrt hin."

"Mensch, der denkt doch, wir sind längst wieder in Amerika", stöhnte McCoy.

"Ich bin kein Mensch!"

"Du großer Gott, jetzt fängt der auch noch damit an!"

Captain Kirk hob beide Hände und senkte sie ruckartig wieder. Hamstilidamst starrte ebenso ruckartig hin, dann fiel ihm auf, dass auf diese Geste die Männer schwiegen. Jim lauschte auf Geräusche im Haus, auf Geräusche von der Straße. Dann nickte er seinem Ersten Offizier zu, und Spock drückte auf die Wahltasten. Es war kein Geräusch zu hören, welches verraten hätte, dass sie in McPerrys Schleusenhaus in Fort William saßen und nicht in einem NASA-Büro in Houston.

"Hallohallohallo!" meldete sich jemand, und das konnte nur John McHiwi sein.

"Mr. McHiwi? Hier spricht Professor Spock", sagte der Vulkanier. "Ist Professor McBastle zu Hause?"

"Professor Spock?!" stieß McHiwi hervor. "Das ist ja eine unglaubliche Überraschung! Wie geht es Ihnen denn? Sind Sie gut nach Hause gekommen? Aber jajaja, sonst könnten Sie ja nicht anrufen. Von wo rufen Sie denn an?"

"Ich rufe aus meinem Büro an, Mr. McHiwi", erwiderte Lt. Spock in sehr unterkühltem Ton. "Ist es möglich, Professor McBastle zu sprechen?"

"Jajaja, selbstverständlich. Der wird aber überrascht sein. Ich unterstütze ihn bei einem neuen Versuchsaufbau. Das ist äußerst aufregend. Jetzt baut er ein Magnetsystem auf…"

"Mr. McHiwi, meine Zeit ist begrenzt. Ist der Professor da? Ich möchte ihn gern sprechen."

"Oh!" machte McHiwi. "Ja. – Professo-o-o-o-or!" brüllte er, so dass Spock den Telefonhörer von seinem Ohr riss. "Anruf von der NASA-A-A-A-A!"

"Wie? Wie? Wie?" war im Hintergrund eine Stimme zu hören.

Dann gab es ein gedämpftes, unverständliches Gebrabbel, weil auf der anderen Seite John McHiwi die Hand über die Sprechmuschel gelegt hatte. Spock wartete geduldig, die beiden anderen verdrehten die Augen. Hamstilidamst, dem das alles zu langweilig war, hatte sich einen Kartoffelchip geholt und war auf Spocks Schulter geklettert. Er biss direkt neben dem Hörer krachend in den Chip, als in Ballachulish McBastle den Hörer übernahm und als erstes ein sehr eigenartiges Knirschen vernahm.

"HALLO!!!" brüllte er, da er eine Störung vermutete, und Spock zuckte etwas zusammen.

Feixend stand McCoy auf, holte den Hamster und hielt ihm das Mäulchen zu, als er protestieren wollte.

"Spock hier", meldete sich der Vulkanier.

"Ich konnte es gar nicht glauben!" rief McBastle. "Analyse: Ein Wissenschaftler der NASA sollte mit hoch wichtigen Aufgaben beschäftigt sein. Frage: Gerät ihm ein Besuch bei mir nicht schnellstens in Vergessenheit? Antwort: …"

"Offenbar nicht", gab Spock die Antwort. "Ich gebe Ihnen die Telefonnummer der Abteilung für interessante technische Einfälle."

"Die Abteilung für was?" stieß McBastle ungläubig hervor.

"Interessante technische Einfälle", wiederholte der Vulkanier verwundert. "Stimmt damit etwas nicht?"

"So etwas gibt es?!"

"So etwas gibt es. Wir haben bereits Kontakt mit der Abteilung aufgenommen und auf Sie hingewiesen. Da ich nicht weiß, ob die Kollegen Sie anrufen werden, schlage ich vor, dass Sie die Kollegen anrufen. Ich gebe Ihnen die Telefonnummer."

"Ich soll in Houston anrufen?!" kiekste Fergus.

"Nein, in Alabama. Ich gebe Ihnen die Telefonnummer", sagte Spock nun schon zum dritten Male.

Hamstilidamst hielt sich an seinem Kartoffelchip fest und starrte den Vulkanier fasziniert an. Irgendwie klang das, als sei Fergus ganz unglaublich schwer von Begriff. Irgendwie klang das, als würde Spock mit dem Bürgermeister von Hamsterhausen telefonieren. Die beiden anderen Offiziere beobachteten grinsend, dass der Vulkanier schon wieder den Hörer vom Ohr riss. Auf der anderen Seite schrie nämlich McBastle:

"Bridget, etwas zu schreiben. Blatt, Papier, Zettel, Füller, Kugelschreiber, Bleistift. – Nein, nicht das alles, irgendetwas davon. Und BEEIL DICH!"

Da weder Kirk noch McCoy wussten, was in Ballachulish am Telefon geschah, konnten sie nur den Ersten Offizier beobachten. Sie hatten große Schwierigkeiten, nicht zu lachen. Aber sie wussten auch, dass sie diesen Anblick nie weitererzählen würden: der Erste Offizier der Enterprise, bekleidet mit Unterhose und Wollmütze, mit starrem Gesichtsausdruck, den Telefonhörer etwa 15 cm vom Ohr entfernt. Es juckte Kirk, die Digitalkamera zu nehmen und eine Aufnahme zu machen…

"Endlich!" hörte Spock. "Was bringst du denn da? Was ist denn das? Ach, du lieber Himmel! – Hallo? Stellen Sie sich vor, sie bringt eine Pappe von einem Hemd und einen Marker!"

"Und können Sie damit eine Telefonnummer notieren?" fragte Spock, der keine Ahnung hatte, was eine Pappe von einem Hemd sein sollte – er hatte hier nirgends Papphemden gesehen.

"Natürlich, natürlich, aber sehr unwürdig für eine solche Telefonnummer. Ganz und gar unwürdig."

"Sie könnten die Nummer ja unmittelbar nach diesem Gespräch auf eine Karte mit goldenem Rand übertragen", schlug der Vulkanier geduldig vor.

Kirk schmiss sich in eine Sofaecke und verbiss sich in ein Kissen. McCoy verließ leise, aber fluchtartig den Raum. Hamstilidamst starrte verwundert herum und setzte zum Sprechen an. Sofort fühlte er sich gepackt und fand sich unter dem Sofakissen wieder.

Inzwischen gelang es dem Ersten Offizier endlich, Prof. McBastle die Telefonnummer der NASA-Abteilung für interessante technische Einfälle zu geben. In Ballachulish war ihm gar nicht bewusst gewesen, dass Fergus die Geduld selbst eines Vulkaniers auf eine harte Probe stellen konnte.

Die Reaktion seiner Kollegen auf diese harte Probe war keine besondere Hilfe. Aber er konnte das Gespräch endlich beenden, legte den Hörer auf und sagte:

"Sie sollten Hamstilidamst unter dem Kissen hervorholen, ehe er erstickt, Jim."

"O Gott!" keuchte der Captain und tat wie geheißen. "Es tut mir schrecklich leid, Hamstilidamst, aber du durftest keinen Mucks machen."

"Du hast meinen Chip zerkrümelt", sagte der Hamster vorwurfsvoll. "Ich brauche sofort einen neuen."

Da Dr. McCoy in Unterhosen keine großen Ausflüge machen konnte und wollte, kehrte er bald wieder zurück. Auch er hatte etwas zu erzählen, wusste aber nicht richtig, wie er anfangen sollte. Sie alle fühlten sich hier im Schleusenhaus sehr wohl, und wenn es nur nach ihm gegangen wäre, hätten sie auch bleiben können. Aber es wurde langsam eng.

"Ich glaube, Katie kommt uns auf die Schliche", sagte er vorsichtig.

Im gleichen Moment ging die Tür auf, und Lt. Scott kam herein. Weit und breit waren keine Boote zu sehen, er konnte sich eine Pause gönnen. McCoy wiederholte, was er gerade gesagt hatte.

"Ay", nickte Scotty zur allgemeinen Überraschung. "Auf jeden Fall beobachtet sie uns."

"Bei der Rettungsaktion für Frido vorhin hat sie erkannt, dass ich Arzt bin."

"Na und? Ärzte werden auch arbeitslos", sagte Kirk achselzuckend.

"Aber die bleiben echt unter sich und ziehen nicht mit so komischen Typen los", bemerkte Hamstilidamst, was wirklich alle überraschte. "Glaubt man nicht, dass sich die Ärzte in Hamsterhausen mit anderen Hamstern abgeben."

"Arrogantes Volk", knurrte Pille, und Hamstilidamst nickte heftig.

"Das kannste aber laut sagen."

"Mal davon abgesehen, Jim… Genau vorhin sind wir einfach Sternenflottenoffiziere bei einer Rettungsmission gewesen. Jeder hat sich entsprechend verhalten."

"Doktor, unsere Mission hat einen gewissen humorvollen Anstrich", sagte der Vulkanier. "Aber bei dieser Gelegenheit…"

"Ihr habt beide Recht", unterbrach Kirk. "Natürlich war die Situation ernst, und wir haben einfach für eine halbe Stunde das Spiel sausen lassen. – Hm, ich hatte vorher eine Weile mit Katie in der Küche gequatscht. Sie ist clever."

"Du meinst, wir könnten sie ins Vertrauen ziehen?!" fragte McCoy erstaunt.

"Natürlich nicht, wie können niemanden ins Vertrauen ziehen. Sie wird auch ganz sicher nicht die Wahrheit vermuten."

"Und ich sage ihr nichts", versprach Hamstilidamst.

"Ganz richtig, so erwarte ich das von meinen Offizieren auch", erwiderte der Captain ernst. "Aber sie könnte rumerzählen, dass wir irgendwie nicht das sind, was wir hier darstellen. Das würde schon genügen. – Es bleibt dabei, übermorgen brechen wir auf. Ich würde morgen sagen, aber wir brauchen das Geld, das Spock reinbringt."

Bei den Worten blickte Spock auf die Wanduhr. Er müsste bald wieder los, aber er war noch viel weniger bereit, in Unterhosen Ausflüge zu unternehmen. Es wurde Zeit, dass sie ihre Kleider zurückbekamen.

Inzwischen saß Hamstilidamst erschreckend starr und schweigsam herum. Er war fassungslos, richtig fassungslos. Jim hatte ihn als einen seiner Offiziere bezeichnet. Er hatte schon irgendwie Respekt vor Jim Kirk. Zwar hatte der nicht so gute Einfälle wie Hamster sie gewöhnlich hatten, aber er hatte Einfälle. Und er war echt gut darin, jemanden zu retten. Wenn so einer kam und rechnete einen zu den Offizieren, da konnte man schon richtig fassungslos sein.

"Scotty!" bellte von unten Perry McPerry. "Boot!"

"Komme!" bellte Lt. Scott zurück. Als er die Wohnungstür öffnete, drehte er sich lächelnd um und rief zum Wohnzimmer hin: "Schwester Katie kommt mit einem Weihnachtspaket."

"Ich werde dich gleich weihnachtspaketen", schnaufte Katie. "Nimm mir das lieber mal ab." Gleich darauf trat sie ein und fing an zu lachen. "Wisst ihr, wie ihr ausseht? Wie ausgeschiedene Kandidaten bei der Wahl zu Mr. Universum."

"Hallo?" machte Kirk, stand auf, stellte sich in Positur und ließ seine Muskeln spielen.

"Na schön, du bist Zehnter geworden, Jim. Und jetzt zieht euch wieder an und sitzt hier nicht so unanständig rum."

Einen Dank für ihre Mühe wollte sie nicht hören, denn ein paar Jeans und Shirts in die Waschmaschine und den Trockner zu stopfen, war nicht wirklich Arbeit. Sie hatte inzwischen den größten Teil ihrer Nachmittagsrunde machen können. Ein paar Patienten warteten aber noch, so dass sie sich hier nicht aufhalten konnte.

Nicht lange danach machte sich Spock auf den Weg ins Zentrum, denn bis zu seinem ersten Auftritt hatte er nicht mehr viel Zeit. Hamstilidamst nahm er mit, und der Hamster hatte einige richtig gute Einfälle, wie man die Leute dazu bringen konnte, mehr Trinkgeld zu geben. Spock hatte Zweifel, ob diese Einfälle gerade dafür geeignet waren.

"Tja", sagte der Captain, als er mit McCoy allein war. "Wohin also?"

"Ähm, Jim, ist dir eigentlich klar, dass wir inzwischen so was wie Gepäck haben?" fragte Pille.

"Das wir transportieren müssen. Ich habe schon ganz praktische Taschen gesehen. Oder Rucksäcke."

"Die wären auch besser für den Rücken."

"Richtig. Weißt du was? Morgen sammeln wir all unser Gepäck zusammen und gehen in den Ort, um einen passenden Rucksack zu finden. Einer reicht doch, oder?"

"Falls du einen Satz Klamotten anhast und nicht in Unterhosen wandern willst, dürfte einer wohl reichen."

"Fang gar nicht erst an, Spocks Logik zu ersetzen, das schaffst du ja doch nicht", grinste der Captain.

"Le-o-nard!" bölkte es von unten, und der Doktor seufzte.

"Komm mit, Jim, allein ertrage ich Perry nicht mehr. Wir schieben ihn ein bisschen spazieren."

Das taten sie auch, und der Captain erklärte sich bereit, den ganzen Abend bei Perry zu verbringen. Nach seinem Auftritt als blinder, großkotziger Farmer aus Iowa am Vormittag wollte er sich heute nicht mehr in Fort William blicken lassen. Morgen würde er es wieder wagen, denn er verließ sich darauf, dass die Sache dann vergessen war und man ihn in normal nicht mit diesem Lord McShredder-Verschnitt verwechseln würde.

Andy McPerry, genannt Devil, baute darauf, dass der Hamster wieder mitkam. Er fand, es wäre niedlich, wenn ein Hamster nach der Musik im Laufrad rannte. Also hatte er ein Hamster-Laufrad gekauft und aufs Klavier gestellt.

"Der hat wohl Griespudding im Kopf", sagte Hamstilidamst.

Er hatte sich die Erklärung angehört, aber selbstverständlich nichts dazu gesagt. Auch Spock hatte nichts dazu gesagt, aber irgendwie hatte der Vulkanier das Gefühl gehabt, dass Hamstilidamst die Idee mit dem Laufrad nicht so gut fände. Jetzt ging er mit dem Hamster durch den Raum und zeigte ihm allerlei. In dem Zimmer, das ihm als Garderobe diente, überzeugte er Hamstilidamst davon, dass es der Besitzer vom "Zur Hölle" nicht komisch finden würde, wenn in der Bar ein Feuer ausbräche oder es einen Wasserrohrbruch gäbe.

Es dauerte ein Weilchen, bis Hamstilidamst sich von diesen schönen Plänen trennte. Aber er nörgelte zu laut, als dass Spock es ihm wirklich geglaubt hätte.

"Ich bin überzeugt, du hast bereits neue Einfälle", sagte er. "Also verabschiede dich von deinen zerstörerischen Plänen und berichte, was dir eingefallen ist, während wir uns umgesehen haben."

"Und was ist, wenn ich dir das erzähle?"

"Nun, ich habe hier ein Programm zu absolvieren…"

"Was servierst du ab?"

"Nicht abservieren. Ich meine… Bis auf einige kurze Pausen spiele ich den ganzen Abend Klavier. Zehn Minuten vor jeder vollen Stunde spiele ich einige laute, effektvolle Stücke, danach – klimpere ich eine Hintergrundmusik."

"Okay, kapiert. Ach so! Wir reden vorher darüber, was du so spielst und was ich dann so mache?"

"Das wäre mein Vorschlag. Nur… Nun, Hamstilidamst, du bist ein eher außergewöhnlicher Hamster, aber was immer du tust, sollte so wirken, als wärest du ein eher normaler Hamster."

"Damit das mal klar ist: Ich gehe in kein Laufrad!"

"Das könntest du ja zum Ausdruck bringen."

Hamstilidamst holte tief Luft, ließ sie wieder ab und grinste. Aber Hallo könnte er das zum Ausdruck bringen!

Der Vulkanier hatte Andy nur gebeten, eines der künstlichen Stoffstreifen-Feuer unmittelbar neben das Klavier zu stellen. Andy fragte sich, warum er daran noch nicht selbst gedacht hatte. Der Beleuchtungseffekt für den Fürsten der Hölle war genial! Nachdem Spock ihm versichert hatte, der Hamster werde zweifellos heute Abend zur Unterhaltung beitragen, war auch noch eine Schale mit Kräckern auf das Klavier gestellt worden, und "Devil" persönlich machte eine Ansage.

Es war brechend voll. Der Fürst der Hölle, den Devil diesmal hatte, war ein absoluter Knaller, und die Geschichte mit dem Hamster, der offenbar dazugehörte, war unter den Freunden der Besucher rumgegangen wie ein Lauffeuer.

"Was tun Hamster in der Hölle?" fragte Andy laut. "Ich weiß es nicht, ihr wisst es nicht, aber HEUTE ABEND werdet ihr es erfahren. Euer Durchlaucht", wandte er sich an Spock, "wo hält sich der Höllenhamster auf?"

Das Reden war hier nicht Spocks Job. Er starrte Devil so arrogant an, wie der Fürst der Hölle eben irgendeinen Unterteufel anstarren würde, dann lenkte er seinen Blick auf das "Feuer" neben dem Klavier.

Die Gäste johlten und klatschten. Dort schaute zwischen den wehenden rot/gelben Stoffstreifen Hamstilidamst hervor, und Hamstilidamst verspeiste elegant einen Kräcker.

"Aha, das hätte man sich denken können", tönte Andy. Dann nahm er Hamstilidamst hoch und setzte ihn auf das Klavier. "Schau her, Höllenhamster. Dein Fürst wird jetzt eine höllische Musik spielen. Wie wäre es, wenn du dazu ein wenig rennst?"

Er setzte Hamstilidamst neben dem Laufrad ab, tippte an ein Stück Käse, das er oben im Laufrad an eine Schnur gehängt hatte. Devil Andy verließ sich darauf, dass er so eine tolle Show bieten konnte, und zog sich zurück.

"Ganz schön abgefahren, der Typ", murmelte Hamstilidamst.

Er wollte auf gar keinen Fall in das Laufrad, aber das Stück Käse war schrecklich verführerisch. Zu dem Hamstergerenne sollte Spock eine passende Musik spielen, den Flohwalzer oder so was. Als der Vulkanier sah, was Hamstilidamst vorhatte, setzte er jedoch zu dem schweren Treidellied der Wolgaschiffer an. Hamstilidamst zerrte an dem Laufrad, bis er das Stück Käse vor der Nase hatte. Das Publikum kreischte!

Das Käsestück war die Reserve, die Hamstilidamst sich für die Zeit nach der kommenden Anstrengung aufsparte. Zu einer passenden Musik schlidderte er über das Klavier, bis er in den Laufrad-Ständer krachte und der ganze Aufbau vom Klavier donnerte. Spock setzte einen Tusch dahinter. Das war fürs erste genug.

Hamstilidamst machte es sich neben der Kräcker-Schale gemütlich, Spock spielte einen ABBA-Zusammenschnitt. Eines der Teufel-Mädchen kam kichernd und stellte die Trinkgeldschale auf das Klavier. Als Spock die erste Pause hatte, übernahm Hamstilidamst die Tasten und spielte ein höllisches Werk zu vier Pfoten. In dieser Zeit kamen Lt. Scott und Dr. McCoy herein und setzten sich an den für sie reservierten Tisch.

Der Hamster veranstaltete einen melodischen Spurt über sämtliche Tasten und war einen Augenblick später bei den Offizieren.

"Es wäre viel besser, wenn die anderen aus Hamsterhausen auch hier wären", verkündete. "Ich allein kann viel zu wenig machen."

"Ay, das macht Teamarbeit aus", sagte Scotty zu McCoy, denn er durfte natürlich das Gefiepe nicht verstanden haben. "Jeder macht sein Ding, und es wird ein großes Ganzes."

"Absolut", nickte McCoy. "Ich würde mir wünschen, mein Team wieder zu haben."

"Ich weiß genau, was Sie meinen", nickte der Chefingenieur schwermütig. "Diese alten Schleusen sind ja für ein paar Tage ganz interessant, aber auf die Dauer…"

"Ich steige dir mal auf den Kopf", sagte Hamstilidamst und tat es.

Da erst wurde ihnen klar, dass der Hamster heute Abend wirklich eine Show abzog, damit Spock viel Trinkgeld bekam. Eigentlich müssten sie sich da ja ein bisschen beteiligen, aber sie wussten ehrlich nicht, was sie mal machen sollten. Also saß Scotty nur mit verdrehten Augen und komischem Gesichtsausdruck da, während der Hamster auf seinem Kopf hockte. Das beeindruckte niemanden besonders.

Nein, sie wollten ihren Fürsten der Hölle sehen, und zum Glück kam er auch bald wieder. Bis Mitternacht hatte Hamstilidamst zwei wunderschöne Trippeltänze vorgeführt. Er hatte sich über Lampenkabel gehangelt und persönliche Freundschaft mit fast jedem der Gäste geschlossen. Er hatte Zuckerstücke durch die Gegend katapultiert, die er auf Teelöffel bugsierte und dann auf den Löffelstiel hopste. Zum Schluss machte er eine Free Climbing-Show an Spocks Umhang hinauf. Er musste zugeben, dass er nach den Anstrengungen noch mehr müde als hungrig war.

McCoy und Scott waren längst gegangen, als Spock mit Andy abrechnete. Er bekam einen Schein extra für den Hamster, und sein Trinkgeld für diesen Abend kam auf fast hundert Pfund. Mit einem Gefühl von Zufriedenheit verließ er das "Zur Hölle" durch die Hintertür. Hamstilidamst trug er in der Hand und schlenderte durch die Nacht zum Hafen.

Dort setzte er sich auf eine Bank und studierte den Sternenhimmel. Er war etwas verblüfft, als Hamstilidamst etwas vollkommen Ernstes sagte:

"Du bist Vulkanier und ganz allein mit Menschen, und ich bin ein Hamster ganz allein mit Menschen. Möchtest du zu deinen Vulkaniern so wie ich zu meinen Hamstern?"

"Ich habe seit vielen Jahren gute Freunde unter den Menschen, Hamstilidamst", erwiderte der Vulkanier ebenso ernst. "Wir arbeiten und sind immer zusammen. Manchmal finde ich die Menschen sehr eigenartig."

"Ich auch", nickte Hamstilidamst.

"Aber sie sind Zweibeiner wie ich, und meine Freunde auf dem Raumschiff kenne ich besser als die meisten Vulkanier. – Für dich ist es viel schwieriger."

"Ja. – Ich möchte gern meine Schwester Flecki wieder sehen und meinen Freund Goldi. Es ist manchmal richtig toll mit euch, aber…"

"Du wirst sie ganz sicher wieder sehen. Vielleicht dauert es gar nicht mehr so lange."

Der nächste Vormittag wurde eine Katastrophe. Perry, der sich die Einlaufpläne der gemeldeten Boote angesehen hatte, konnte guten Gewissens Lt. Scott für den Vormittag frei geben. Also zogen sie zu viert plus Hamster los. Ihre Habseligkeiten hatten sie in drei Plastiktüten verstaut und machten sich auf die Suche nach einem Rucksack, in den sie alles aus den Plastiktüten reinpacken konnten.

Der Captain rückte sich den Rucksack gleich zurecht, die Tüten wanderten in den nächsten Abfalleimer. Eigentlich konnten sie wieder nach Hause gehen. Direkt vor ihnen gingen eine Frau und ein Mann rasch den Bürgersteig entlang, und sie hörten die Frau sagen:

"Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich mitgenommen hast, Vetter." Sie stolperte über die Kante einer Gehwegplatte und ruderte mit den Armen. "Hoffentlich ist es nichts Schlimmes. Aber ich muss Frido im Krankenhaus besuchen."

"Lisa und Hercules", sagte Lt. Scott halblaut.

Alle vier drückten sich in einen Eingang, bis die beiden um die nächste Ecke gebogen waren. Als sie aufatmend weiter wollten, sagte eine Stimme:

"Ach, so blind scheinen Sie gar nicht zu sein, Sir. Kann es sein, dass Sie auch nicht stumm sind?"

Der Captain erinnerte sich nur zu gut an diese Stimme. Sie hatten gar nicht gemerkt, dass es das Internet-Café war, in dessen Eingang sie sich gezwängt hatten. Ohne zu antworten, hasteten sie weiter, schlugen Haken durch die Straßen von Fort William und kamen nach Umwegen auf die Nevis-Brücke zu.

"Verdammt!" fluchte Kirk. "Was ist das heute für ein Tag?!"

"Ein schlechter", gab McCoy trocken zurück.

Ein wohlbekanntes "Aber jajajaja" ließ sie alle erstarren.

"Natürlich müssen Sie mir helfen, John. Ich habe zahlreiche Aufzeichnungen in meiner Wohnung hier. Ehe ich mit der NASA Kontakt aufnehme, will ich das…"

Keine Chance! In den nächsten Sekunden, an der nächsten Ecke würden sie mit John McHiwi und Fergus McBastle zusammenstoßen. Er musste sie wieder erkennen, auch wenn sie sich umdrehten und die Flucht ergriffen. Es gab keinen Eingang, in den sie sich zwängen konnten. Kirks Gedanken rasten.

"Da rein!" hauchte er.

Unmittelbar vor ihnen stand ein Lkw, dessen Laderampe heruntergelassen war. Wenn sie nur eine Minute hatten, dann wären John und Fergus vorbei, und sie könnten irgendwo warten, bis die Luft rein war.

Sie hatten nicht gesehen, dass einen Augenblick vorher der Lkw-Fahrer in die Fahrerkabine geklettert war. Die vier Enterprise-Offiziere rannten die Rampe hinauf, stolperten über irgendwelche Säcke und waren sich eines durchdringenden Geruches bewusst. Als sie sich aufrappelten, hörten sie ein Rumpeln, ein Zischen – die Laderampe wurde hochgefahren.

Lt. Scott machte einen schnellen Schritt auf sie zu, wurde aber von Kirk am Arm festgehalten.

"Hinlegen", sagte der Captain leise.

Sie waren es zu sehr gewohnt, seinen Befehlen zu gehorchen. Die Laderampe klappte hoch, gleich darauf kam der Fahrer und schloss die Türen.

"Jim, bist du wahnsinnig?!" fauchte Dr. McCoy. "Das hätten wir leicht geschafft."

"Wir müssen hier weg, und jetzt kommen wir hier weg", antwortete der Captain knapp.

"Vielleicht fahren wir zu der Raststätte in der Nähe von Hamsterhausen", sagte Hamstilidamst und klang sehr zufrieden.

"Das bezweifle ich", erwiderte Lt. Scott mürrisch. "Ich habe ja gar nichts gegen Anhalter, aber doch nicht einen, wo es stockdunkel ist und zum Erbrechen stinkt."

"Und wie wollten Sie McBastle erklären, was wir hier machen?" gab Kirk zurück. "Außerdem ist es nicht stockfinster. In der Tür sind Lüftungsschlitze."

Im gleichen Moment leuchtete etwas Anderes auf. Es war das Display von Spocks Tricorder. Alle schwiegen, bis der Erste Offizier geprüft hatte, was immer er gerade prüfte.

Inzwischen hatte der Wagen sich einmal in eine Kurve gelegt. Der Captain dachte an den Kreisel vor der Brücke, aber er hatte keine Ahnung, wie es von dort aus weiterging. Richtung Netpune’s Staircase gab es noch einmal scharfe Kurve, aber der Wagen fuhr diese Kurve nicht.

"Guano", sagte Spocks Stimme.

"Bueno?" fragte Lt. Scott verwirrt.

"Gu-a-no", sagte Dr. McCoy betont. "Vogelmist. Wir sitzen auf einer Wagenladung voll Vogelmist. Das ist es, was hier so stinkt."

"Ist das ein Müllauto?" fragte Hamstilidamst. "Wir sind mal mit einem Müllauto gefahren."

"Nein", erwiderte McCoy. "Guano wird als Dünger verwendet."

"Wir sitzen auf Dünger?!" stieß Lt. Scott hervor. "Ay, das nenne ich einen wunderschönen Tag, ehrlich."

"Haben wir was zu essen?" Natürlich kam die Frage vom Hamster.

"Das ist ausnahmsweise eine sehr berechtigte Frage", sagte Dr. McCoy. "Jim? Du hast vorhin den Rucksack gepackt. Haben wir was zu essen?"

"Ein Paket Kekse. Das ist für uns alle, und das werden wir sorgfältig einteilen. Wir wissen nicht, wann wir hier wieder rauskommen."

"Wenn er bis Hamsterhausen fährt, sind wir tagelang unterwegs. Und nichts zu essen! Wir müssen uns von Mist ernähren!"

Hamstilidamst geriet offensichtlich in Panik. Im Dunkeln tastete der Captain herum, um den Kleinen auf den Arm zu nehmen, konnte aber zwischen den Düngersäcken nichts entdecken. Zum Glück konnte Hamstilidamst gut genug sehen, kämpfte sich aus einer Ritze frei und kletterte auf Kirks Schulter.

"Hör mal, Hamstilidamst", sagte der Captain, "ich bin ganz sicher, dass wir nicht tagelang unterwegs sein werden. Vielleicht ein paar Stunden. Der Fahrer muss ja auch mal Pause machen und aussteigen."

"Aber der Vogelmist muss nicht aussteigen und Pause machen!"

"Ay, wo er Recht hat, hat er Recht", grummelte Lt. Scott. "Er kann ebenso gut…"

"Halten Sie die Klappe, Mr. Scott!" sagte Dr. McCoy scharf.

Das fehlte noch, dass der Chefingenieur hier irgendwelche schaurigen Möglichkeiten aufzählte, und der arme Hamster geriet immer mehr in Panik. Sie mussten sich hier eben einrichten, so gut es ging. Zum Glück hatten sie nach dem Rucksackkauf noch eine Flasche Mineralwasser besorgt, so dass sie einigermaßen Flüssigkeit bekämen. Und dem Hamster, der sich durch den gestrigen Abend gefressen hatte, würde es auch nicht schaden, wenn er nicht in einem fort Kekse bekam.

"Immerhin sind es keine Maschinenteile oder Zement. Die Säcke sind gar nicht ungemütlich", sagte der Captain.

"Die reinsten Heiabettchen", knurrte Lt. Scott.

"Ganz genau. Was Anderes als schlafen können wir sowieso nicht. Oder wollen wir ein lustiges Ratespiel machen?"

"Nein, Captain, dann suche ich mir lieber einen von diesen urgemütlichen Vogelmistsäcken aus und schlafe."

"Ich glaube, Spock schläft schon", grinste McCoy.

"Nicht wirklich", kam die Stimme des Vulkaniers aus der Dunkelheit. "Aber versuchen kann ich es, wenn Sie meinen, dass das vernünftig ist."

Das meinte der Captain allerdings. Er rollte sich auf einem der Säcke zusammen und zog sich gegen den Gestank sein Shirt über die Nase. Dabei dachte er an Katie, die ihre Sachen gerade so schön gewaschen hatte. Wenn sie hier wieder raus kämen, würden sie fürchterlich stinken.

Er dachte auch an Perry McPerry, und bevor er einschlief, dachte er an die Eingangshalle des Schlosses vom Count of Twix. Und dann träumte er, dass Lt. Uhura auf der Enterprise mit einem Riesenhamster Walzer tanzte und Spock dazu im Teufelskostüm Klavier spielte.

Der geballte Vogelmistgestank hatte eine geradezu betäubende Wirkung auf die blinden Passagiere, sogar auf Hamstilidamst. Scotty hatte noch ein Weilchen rumgewettert, aber schließlich war auch ihm im Kopf so dösig, dass er einschlief.

Die heimlichen Mitfahrer verpassten die Gelegenheit nachzuforschen, ob es das Loch-Ness-Monster vielleicht doch gab. Sie wachten kurz und benommen auf, als sie über die Säcke kullerten, weil der Lkw in Inverness scharf abbog auf die Straße entlang des Beauly Firth. In Beauly selbst machte der Fahrer eine kurze Pause. Aber wie Hamstilidamst schon gesagt hatte, stiegen deswegen nicht auch die Mistsäcke aus und machten Pause.

Bei Bonar Bridge schaltete der Fahrer die Ventilation des Laderaums ein. Wenn er später die hintere Klappe aufmachte, wollte er nicht in Ohnmacht fallen von der geballten Guano-Ausdünstung.

"Wo sind alle?" jammerte es im Laderaum. "Flecki… Ach nee! Jim! Scotty!"

Irgendein aufdringliches Geräusch neben seinem Ohr weckte den Captain. Er hatte rasende Kopfschmerzen! Oh, das Geräusch war Hamstilidamst! Und ein zweites Geräusch… Hm!

"Ua-ah! Verdammt!" kam die Stimme von Dr. McCoy. "Oh, mein Kopf!"

"Ä-ä-äh!" machte Lt. Scott. "Na, zumindest hat er die Ventilation eingeschaltet. Au, meine Rübe!"

"Wieso hat er die Winzilation eingeschaltet?" fragte Hamstilidamst, der sich auch ziemlich benommen fühlte.

"Frische Luft. Ich würde an deiner Stelle nicht meckern", schlug der Captain vor.

"Tu ich ja nicht – aber wieso?"

"Ähm. – Gute Frage. Mr. Spock?"

"Ja, ich bin hier."

"Wo sollten Sie auch sonst sein?" bemerkte McCoy bissig. "Ich kann mir nur vorstellen, der Fahrer muss hier bald selbst rein und will nicht, dass es ihm so geht wie uns."

"Was ist mit den Keksen?" fragte Hamstilidamst.

"Erst mal werden wir alle was trinken", sagte der Arzt. "Wo ist der Rucksack mit Speis und Trank?"

Der Captain tastete schon darin herum und holte die Mineralwasserflasche heraus. Sie wurde ungefähr nach dem Klang der Stimmen weitergereicht. Hamstilidamst bekam eine Verschlusskappe voll Wasser und war über die Kohlensäure nicht sehr begeistert. Aber endlich gab es auch für jeden einen Keks. Der Gestank wurde durch die Ventilation halbwegs abgezogen, so dass sich alle wieder ziemlich fit fühlten.

"Spock, können Sie mich auf die Schultern nehmen?" fragte der Captain. "Ich versuche mal, ob man durch die Lüftungsschlitze was sehen kann."

"Sie wollen sich auf meine Schultern stellen? Das ist ein merkwürdiger Einfall."

Aber er kam doch nach vorn und stellte sich bei der Übung ausgewählt dämlich an. Alle hatten sich inzwischen an das Fastdunkel gewöhnt und konnten einander schemenhaft erkennen. Dr. McCoy sah sich das Verhalten des Vulkaniers an und runzelte die Stirn. Warum hatte er das Gefühl, dass Spock sich nicht normal verhielt?

"Äußerst interessant", sagte der Captain trocken. "Ich sehe ein richtig aufregendes Stück Straße. Sie können mich wieder runterlassen, Spock."

"Und Sie möchten nicht weiter das Stück Straße betrachten?"

"Nein, möchte ich nicht. Was ist mit Ihnen los, Spock?"

"Na ja, mir ist kalt, und ich stinke."

Hamstilidamst krabbelte zu Dr. McCoy auf die Schulter und flüsterte aufgeregt:

"Ist Spock jetzt wieder krank? Ist er wieder lustiger?"

"Du hast auch den Eindruck, mit ihm stimmt was nicht, oder?"

"Er jammert sonst nie. Jetzt jammert er wie ein Hamster."

"Das hast du fein und klug beobachtet. Sobald wir hier draußen sind, werde ich ihn untersuchen."

"Aber wieso ist er krank?"

"Hamstilidamst, wir wissen gar nicht, ob er krank ist. Nun warte…"

"Ey, nun warte - was? Hast du ’n Starrkrampf?"

"Sei ruhig, ich muss nachdenken!"

"Boa, wenn immer alle ruhig sein müssten, weil ich denken will!"

Aber er bekam keine Antwort mehr. Dr. McCoy dachte mit Hochdruck. Er hatte Jahre gebraucht, um einigermaßen in der Lage zu sein, einen Vulkanier zu behandeln. Wie die gestrickt waren, darüber wusste er längst noch nicht alles. Das vulkanische Hirn war in manchen Dingen viel stärker als das menschliche, aber in manchen Dingen war es auch viel schwächer.

Kein Vulkanier überlebte, wenn er verrückt wurde. Seine Hirnzellen legten sich einfach selbst lahm. Und bestimmte chemische Stoffe schalteten bestimmte Denkfunktionen aus, wenn ein Vulkanier damit in Kontakt kam. – Der Vogelmist!

"Spock, können Sie mir bitte mal Ihren Tricorder leihen?"

"Meinen Tricorder?"

"Das Messgerät, das Sie immer bei sich haben."

"Sei nicht komisch, Pille", sagte Kirk. "Spock weiß doch, was ein Tricorder ist."

"Aber sicher doch", nickte der Vulkanier. "Das Messgerät, das ich immer bei mir habe. Dieses meinen Sie doch, oder? Das leihe ich Ihnen sehr gerne."

Der Arzt nahm das Gerät geschäftig entgegen. Captain Kirk und Lt. Scott verstummten, und der Chefingenieur fühlte, wie Kirks Hand hart nach seiner Schulter griff. Mit dem Ersten Offizier war irgendwas passiert, er war nicht mehr er selbst. Der Captain rutschte zu McCoy.

"Der Vogeldünger, oder?" fragte er.

"Ich bin sicher. Ich analysiere gerade die Inhaltsstoffe. Weiß der Himmel, worauf diese Spitzohren reagieren."

"Misst du den Mist?" fragte Hamstilidamst und setzte sich auf McCoys Knie. "Jim, wie kommen wir hier wieder raus?"

"Das ist jetzt wirklich meine kleinste Sorge."

"Hallo, Hamstilidamst", sagte Spock freundlich. "Magst du noch einen Keks? Die schmecken lecker."

"Was ist das für ’ne Frage, ob ich noch ’n Keks mag?!"

"Aha! Das heißt, du magst noch einen, oder?"

"Wir müssen damit schrecklich rumsparen."

"Ich glaube, unser letzter Keks ist schon richtig lange her."

"Mein Magen sagt das."

"Meiner auch", gab Spock zu, dann hörte man es knistern.

"Grrrm", machte Lt. Scott ganz leise. "Das haben wir jetzt davon. Wir wollten immer, dass er wird wie ein Mensch. Wie ist er jetzt geworden? Wie ein Hamster."

Der Captain verfolgte die Analyse des Tricorders. Dann konnte er das Ergebnis im Display ablesen.

"Ammoniak?" fragte er verblüfft. "Aber das ist doch…"

"Ein ganz natürliches Fäulnisgas, Jim, stimmt. Wir Menschen kriegen davon einen dicken Kopf und finden den Gestank widerlich. Auf Vulkan entwickelt sich Ammoniak nicht."

"Warum nicht?"

"Vulkan ist ein Wüstenplanet. Auf natürlichem Wege verfault da nichts, sondern vertrocknet."

"Verdammt, Pille, es muss doch hundert Gelegenheiten gegeben haben, bei denen wir auf Fäulnis und Ammoniak gestoßen sind."

"Wahrscheinlich viel weniger als du glaubst. Und ganz bestimmt nicht über Stunden so geballt wir hier. – Jim, ich mache mir Sorgen."

Der Captain nickte. Er machte sich auch Sorgen. Der Einfluss des Lachgases war auf den Vulkanier viel stärker gewesen als auf die Menschen. Die letzten Auswirkungen waren gerade erst abgeklungen. Die Ausdünstungen des Mistes hatten eine ähnliche Wirkung auf den Vulkanier – nur schlimmer.

"Ich kann ihn nicht behandeln, Jim."

"Ich weiß, Pille. – Wir können nur hoffen, dass es sich genau so wieder legt wie nach dem Lachgas. Verflixt! Wir können nicht mehr wirklich mit ihm rechnen. Er könnte zu einer echten Gefahr werden."

"Ist nicht auszuschließen. In seinem Zustand könnte er alles ausquatschen."

Wieder nickte der Captain. Sie durften Spock nicht aus den Augen lassen. Und sie mussten aufpassen wie die Luchse, was er redete. Er selbst hatte ja die Idee gehabt, dass es für das Ende ihrer Mission vermutlich besser wäre, eine nicht zu bevölkerte Gegend zu wählen. Das Beste wäre es, seinem Vorschlag zu folgen.

Aber jetzt, und da hatte Hamstilidamst Recht, mussten sie überlegen, wie sie alle ungesehen aus dem Lkw kamen. Kirk brauchte ein Spiel, und ihm fiel ein, dass er dazu den Hamster brauchte.

 

Auf und Davon (Kapitel 27) - Reparaturen

 

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